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Die weiten Ebenen von Lasaliel

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101Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mo Dez 18, 2023 5:16 pm

Nora

Nora

Das Verstummen war nicht wirklich positiv. Bisher war es nie ein Problem, wenn es ruhiger zwischen uns wurde. Aktuell war das eine ganz andere Situation. "Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht dennoch hinbekommen. Wir reden nur über seine Vergangenheit", dachte ich optimistisch, wusste jedoch genau, dass das alles nicht so leicht war. Vorallem für Arrow nicht, der sehr merkwürdig reagierte.
Aber es war nicht verkehrt, darüber zu reden, denn immer im Ungewissen zu bleiben wollte ich nicht. Es war ebenso schwierig für mich, das zu akzeptieren, dass er einfach total anders war als ich, mein gänzlicher Gegenpol. Ich verstand, dass er den Blick auswich und es nicht schaffte, mich gerade anzusehen, denn mir erging es ähnlich. Immer wenn ich optimistisch war und dachte, es wurde besser, reagierte der Irada dann anders, als erwartet.
Die letzte Möglichkeit war den Körperkontakt herzustellen um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Vielleicht schaffte er es mit mir es in etwas Positiveres umzuwandeln. Ich war optimistisch! "...noch?"
Anhand seines Blickes jedoch merkte ich, dass meine Worte es auch nicht besser machten. Verflucht - was in aller Welt sollte ich noch dazu sagen? Es war hoffnungslos!
Sogleich erklärte er, was ihn so sehr verunsichert hatte. Die Reue, die er vielleicht nicht hatte? Die Reue, die ihn sowieso auffraß? Aber der Windgeist editierte, dass er die Antwort nicht kenne. Anscheinend war es ihm wichtig, dass er das sagte, was ich hören wollte.
Ich hielt einen Moment inne. Wenn er so dachte, kamen wir beide nicht sehr weit. Es ging doch nicht darum mir all das zu erzählen, das ich hören wollte. Es war wichtig, dass wir ehrlich zueinander waren. Ich war es zu ihm - so verlangte ich es von ihm ebenso. Mein Daumen strich über seine Wange, ehe sie weiter nach unten fuhr und an seinem Hals über die Stelle strich, die vom Sarashi verdeckt wurde.
"Ich will nur die Wahrheit hören. Das ist alles. Und wenn du die Antwort nicht weißt, dann ist das die Wahrheit", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich mit der Hand weiter nach unten über seinen Oberkörper. "Natürlich würde ich mir gewisse Dinge wünschen zu hören... Aber nicht, wenn es nicht der Wahrheit entspricht", wollte ich ihn wissen lassen, während meine Augen die Hand beobachtete, die unter seiner Achsel sich nach hinten zum Rücken kämpfte, sodass ich einen Schritt näher auf ihn zu ging. Die Sucht nach seiner Zuneigung und das Glück, das ich ihm schenken mochte, war viel größer als das, dass ich mich von ihm abwenden würde, wenn er sagte, dass er gänzlich keine Reue spüren würde. Aktuell. Just in dem Moment.
Ich fühlte mich so verunsichert, ob ich überhaupt noch irgendetwas sagen sollte, weswegen ich mich an ihn drückte und meinen Kopf seitlich auf seine Brust legte. Mit meiner Nase atmete ich tief den Duft meines Freundes ein, während ich die Augen schloss und ignorierte, dass mein Herz flatterte und nervös schneller pochte. Ich versuchte zu ignorieren, dass ich es möglich war, dass ich alles nur noch schlimmer machte und die gute Zeit schneller beendet war, als mir lieb war.
Mir konnte es egal sein, dass Minato schon länger warten musste und Gavotte unruhig war, da wir stehen geblieben waren. Mir war mein Empfinden wichtiger.

102Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mo Dez 18, 2023 8:37 pm

Arrow

Arrow

Nora schien nicht zu verstehen, worauf er hinauswollte. Und auch nicht, wie er seine letzte Aussage gemeint hatte. Natürlich ging es nicht darum, dass er sagen wollte, was sie am liebsten hören wollte, egal ob Lüge oder nicht. Dass sie erwartete, dass er ehrlich zu ihr war, wusste er schon lange, und er war ehrlich zu ihr und erwartete dasselbe von ihr, weshalb es umso merkwürdiger war, dass sie auf der Sache mit der Wahrheit beharrte.
Wenn nur die Wahrheit eine Rolle spielt, warum ist dann die Frage so wichtig?
Andererseits war das an dieser Sache nicht der springende Punkt. Es wäre ihm viel wichtiger gewesen, hätte sie sich auf das fokussiert, was er zuerst gesagt hatte. Vielleicht ... hätte er den Rest einfach weglassen sollen. Denn noch immer schien sie gar nicht zu verstehen, warum ihr Verhalten ihn so sehr verunsicherte.
Die Muskulatur an seiner einen Halsseite, dort wo sie den Sarashi berührte, wurde fest und er hörte auf zu atmen, als ihre Hand weiter über seine Schulter und die Brust hin und unter seinem Arm hindurchglitt, sodass sie sich auf seinen Rücken legen konnte. Auch sein Atemzug zitterte leicht, als er die Luft aus der Lunge entweichen ließ und sie den Kopf an seiner Brust abgelegt hatte. Aber eine Gegenreaktion folgte nicht sofort. Er wusste auch nicht, ob es sich gut anfühlte oder wehtat. Es gab ihm ein Gefühl der Hilflosigkeit, das er in dieser Form nicht kannte, dass er ihr nicht verständlich machen konnte, was los war. Und gleichzeitig wollte er doch so sehr, dass sie es von selbst erkannte. Und dann wiederum hasste er an sich selbst, dass er genauso von ihr erwartete, dass sie seine Gedanken und Gefühle lesen konnte. Und dass er selbst nicht wusste, warum es gerade so verdammt schwierig war.
Er schluckte. Sein Blick machte einen Bogen über den Himmel und er ließ die Zügel los, sodass Gavotte zur Seite weg ging und erst in ein paar Metern Entfernung wieder stehenblieb. Er beachtete sie gar nicht wirklich. Der Zug in der Schulter war weg, das war besser. Die Hände legte er ohne Druck seitlich an Noras Hüfte, aber sie waren ziemlich angespannt. Der Windwirbel huschte intensiv um sie herum.
"Nora..." Er atmete erneut ein und aus, nur flach und nur in die Brust, um irgendwie die Möglichkeit zu finden, es zu sagen. "Ich dachte... Wenn ich dir etwas über mich erzähle, dann ... hörst du mir zu und ... stellst mir Fragen dazu, was passiert ist, wie es mir ging oder wie dieses und jenes war. Was ... es damit auf sich hat, ja... Das hast du ja..." Sein Blick blieb an Minatos Schulter hängen, die sich irgendwo schräg hinter Nora befand. "Aber... Ich dachte nicht, dass ... du sofort von mir ... erwartest, eine Position zu beziehen. Dass ... ich mich selbst beurteilen muss... Dass du sagst, damals ist vorbei und jetzt ist es schön, als wäre es gar nicht wichtig. Warum ... beziehst du meine Vergangenheit auf das, was zwischen dir und mir ist? Ich wollte ... dir ... das doch nur anvertrauen." Die tiefe Falte zwischen und oberhalb der Augenbrauen war zurück. Er machte Nora keine Vorwürfe und er klang auch nicht so. Es war nur ... dieses Unverständnis, weil sie anders reagiert hatte, als er erwartet hatte. Und Kummer. Er atmete unruhig ein und seine Brust hob sich dabei nun stärker. "Geht das nicht?"



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103Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Di Dez 19, 2023 7:42 pm

Nora

Nora

Ich spürte intensiv, dass alles, was ich sagte oder tat, es nicht besser machte. Ziemlich deprimierend für mich, dass mein Bemühen nutzlos war und all mein Optimismus und Frohsinn dahinschmolz wie Eis in der Sonne. Ich spürte, wie sehr es mich verletzte und enttäuschte, denn seine Anspannung löste sich nicht, wurde sogar in seinem Atemzug noch intensiver. Mit dem Ohr an seiner Brust und der Wange auf seiner Haori konnte ich genau wahrnehmen, dass es alles andere als in Ordnung für ihn war. Und dann ließ er einfach noch die Zügel los, sodass Gavotte sich ihren Freiraum nehmen konnte und sich wenig weiter weg von uns hinstellte. Ich hingegen klammerte mich vergeblich an das Geschirr, sodass Minato mir nicht davonkam.
Und obwohl Arrow nun seine Hände an meine Hüften legte, war ich immer noch sehr unruhig und verunsichert. Der Windzug wurde intensiver, das konnte ich im Gesicht wahrnehmen - wenn auch ich es nicht sehen konnte. Und die Art und Weise, wie er meinen Namen aussprach, verursachte nur ein unangenehmes Ziehen in der Brust. Denn das sagte nur, dass da noch mehr kam, nachdem er durchgeatmet hatte und weiter erzählte - sehr stockend...
Das war ganz ungewöhnlich für ihn, weswegen ich aufmerksam zuhörte, auch wenn ich ihm nicht direkt ins Gesicht sah. Seine Worte fühlten sich schwer an, wie ein mit Steinen gefüllter Rucksack. Es wirkte für mich etwas wirr, was er da sagte, als wüsste er selber nicht genau, worauf er hinaus wollte oder was er mir mitteilen wollte. Ich hielt noch einen Augenblick inne, ehe ich den Druck auflöste und mich etwas mit dem Oberkörper zurücknahm um ihm ins Gesicht sehen zu können, als er mich etwas fragte.
"Das... das war unsensibel von mir, das tut mir leid. Du musst keine Stellung dazu beziehen", versuchte ich erneut mitzuteilen, dass er das gar nicht musste. Zwar hatte ich nachgefragt, ja... Aber da wusste ich nicht, wie intensiv das für ihn war, wie aufwühlend... Ich wollte doch nur, dass er sich gut bei mir fühlte.
"Du kannst mir alles erzählen, wirklich. Das ist alles in Ordnung. Es... Ich dachte... Es ist..." Ich schnappte kurz nach Luft. Wie erklärte ich ihm, dass ich es gut meinte, wenn er es offensichtlich nicht als gut empfand? "Ich kann auch still zuhören, versprochen", meinte ich und blickte besorgt in sein Gesicht. "Ganz unkommentiert und ohne Stellungsnahme..." Ich konnte es - es war schwer, aber ich konnte auch einfach nichts dazu sagen, wenn er sich dabei wohler fühlte. Meine Mundwinkel waren nicht mehr wie üblicherweise nach oben gezogen, denn ich wusste über die Ernsthaftigkeit des Gespräches Bescheid. Es gab kein Schmunzeln oder Lachen, denn mein Freund sollte nicht das Gefühl bekommen, dass ich ihn nicht ernst nahm.
"Ich lege gerne den Fokus auf die positiven Dinge, damit man... damit ich es leichter aufnehmen kann." Letzteres war eher ein leises Gemurmel mit dem Blick auf seine Brust gerichtet - nicht mehr direkt in seine schönen, bernsteinfarbenen Augen. Es war nicht so leicht in diesem Gespräch ihm direkt in die Augen zu blicken...

104Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Di Dez 19, 2023 9:45 pm

Arrow

Arrow

Es war in dieser Situation offensichtlich, wie unterschiedlich sie waren. Er war sich ziemlich sicher, dass Nora anders reagiert hätte, wenn sie in ihrer Vergangenheit bereits ähnliches erlebt hätte. Andererseits hatte er bis eben ja auch schon erwartet, dass sie anders reagieren würde. Aber das machte … einfach die Unterschiede zwischen ihnen deutlich.
Gerade noch war sie diejenige gewesen, die meinte, er machte sich zu viele Sorgen, weil er sich entschuldigt hatte. Nun entschuldigte sie sich. Er blinzelte und senkte den Blick an Minatos Bein entlang zu Boden, nur nicht in ihr Gesicht, obwohl er ihren ganz genau auf sich spüren konnte. Er war sich nicht sicher, ob nun sie diejenige war, die sagte, was er hören wollte. Es war nicht das erste Mal, dass ihm auffiel, dass sie Wert darauf legte, zu erfahren, wie jemand über etwas dachte, und ihre eigene Meinung dazu zu vertreten. Gleichzeitig es für wichtig erachtete, dass andere ihre Einstellung akzeptierten. Das war auch am vorigen Tag so gewesen, als es um die Waldgeister ging.
Er konnte das verstehen, aber … gerade war es nicht das, was er brauchte. Im ersten Moment mochte es egoistisch klingen, doch …es ging um ihn, nicht um sie. Und auch nicht um ihre Beziehung. Das hieß, mittelbar natürlich schon, immerhin hatte er die Klappe nur aufgemacht, damit sie mehr über ihn erfuhr und ihn besser kennen konnte. Damit sie die Möglichkeit bekam, nachzuvollziehen, warum er war, wie er war.
Er holte erneut tiefer Luft und zwang sich dazu, wieder tiefer hinunter in den Bauch zu atmen. Er konnte nicht sagen, warum es ihn so sehr aufwühlte, das hier. Gerade das hier. Das war nicht gut. Er wollte nicht, dass Nora sich schuldig fühlte oder ebenso ein schlechtes Gefühl bekam, nur weil er plötzlich überempfindlich wurde. Tatsächlich half ihm ihr letzter, wenn auch nur gemurmelter Satz dabei, zu verstehen, dass … es da vielleicht auch auf ihrer Seite einen Aspekt gab, den er in seiner Kalkulation nicht mit einberechnet hatte.
Die Spannung wich aus seinen Schultern, nicht ganz, doch merklich, und sein Blick hob sich nun auch wieder in ihr Gesicht. Auch wenn sie nun diejenige war, die ihn nicht mehr ansah.
Es war auch schwierig für sie. Nicht nur für ihn.
Die Spannung löste sich auch aus seinen Händen, wodurch sich der kaum vorhandene Druck an ihren Hüften jedoch nicht gleich änderte. Erst nach einem Moment strich ihr die eine Hand seitlich am Rücken hinauf und er hob die andere, sodass er ihr ebenso etwas seitlich über den Kopf streichen konnte. Der Ausdruck von Bedauern huschte über sein Gesicht. Die Falte war auch immer noch da.  "Das ... funktioniert nicht immer", sagte er leise. Es hatte schon gestern nicht geklappt, als es um ihre versiegten Fähigkeiten ging. Nur war sie diesmal nur diejenige, die es weiter versuchte, während es um seine Geschichte ging.
"Du musst … nicht gar nichts dazu sagen. Das … wäre merkwürdig. Aber … wenn es schwer für dich ist… Müssen wir jetzt auch nicht weiter darüber reden." Er drückte sie einen Moment lang leicht an sich, ehe er wieder locker ließ. "Schon okay. Tut mir leid."
Das Gröbste wusste sie nun ja auch… Es war wahrscheinlich eh nicht der passende Augenblick. Er war ziemlich dumm und rücksichtslos gewesen, das zu glauben.



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105Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Do Dez 21, 2023 9:24 pm

Nora

Nora

Ich machte mir die selben Sorgen wie Arrow, denn ich wollte ihm so sehr gefallen und ihm zeigen, dass ich auch Rücksicht auf ihn nehmen konnte. Er sollte all den Respekt von mir bekommen, der in dieser Beziehung notwendig war um ihm mitzuteilen, wie sehr ich ihn mochte. Ich wurde eben auch so erzogen, dass ich meine Meinung offen sagen konnte, es wahrgenommen wurde und man darüber sprach.
Mein ganzer Körper war angespannt und meine Lunge bekam viel zu wenig Luft um gut Sauerstoff aufnehmen zu können. Die schnelle, aufgeregte Atmung half keineswegs mich zu beruhigen. Viel zu nervös fühlte ich mich, da ich wusste, wie sehr es ihn aufwühlte und ich es nicht zu etwas Schönem umwandeln kann. Ich wartete fast schon darauf, dass er auf meine weiteren Worte reagierte und sich im schlimmsten Falle von mir abwenden würde. Das täte weh, weil ich mich so sehr bemühte...
Doch der Windgeist tat es nicht, sondern blieb bei mir, während ich mich mit einer Hand immer noch an die Zügel von Minato klammerte. Ich bemerkte sogleich, dass sich seine Körperhaltung veränderte und auch die Schultern sich senkten. Die Anspannung fiel beinahe weg. Seine Hände fuhren über meinen Körper und ließen mich meinen Blick anheben. So eröffnete ich erneut den Blickkontakt, besorgt und dennoch liebevoll. Seine Stimme klang so klar, ich starrte ihn regelrecht an und verlor mich in seinen Augen. Zum Glück aber hörte ich noch gut, was er zu mir sagte.
Ich ließ mich von ihm an sich drücken, während mein Gesicht sich seitlich an seine Brust legte und auch meine Hand an seinem Rücken ihn an mich drückte. Für einen Augenblick schloss ich erneut die Lider, dieses Mal jedoch total genussvoll und genießend. Es beruhigte mich, auch wenn sich meine Brust unruhig, schnell und in keinem regelmäßigem Tempo hob und senkte. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich weinen müssen. Und mir schossen auch die Tränen ein, die jedoch aufgrund der nicht offenen Augen sofort links und rechts rausgedrückt wurden. Sie waren nicht sichtbar, da der Stoff der Haori sie wegwischte auf beiden Seiten, da ich mein Gesicht auch auf die andere Seite drehte und mir noch einen Moment der Nähe gab.
"Wir geben uns die Zeit", wollte ich anmerken und war gewillt trotz der unterschiedlichen Welten, in der wir lebten, mit Arrow klarzukommen. Das war kein Grund um aufzugeben.
"Wir haben noch so viel Zeit, es wird sich alles lösen, da bin ich mir sicher", dachte ich laut und berücksichtigte jedoch nicht, dass wir noch gar nicht über das beschissene Amulett gesprochen haben. Das war bestimmt auch ein Thema, mit dem wir nicht so leicht umgehen konnte. Vorallem wenn man bedachte, dass ich aufgrund des Amuletts noch Kjubika besuchen wollte um mit Vahn zu sprechen. Bestimmt hatte er bereits etwas Neues herausgefunden und wartete schon auf eine Nachricht von mir - ich hingegen kam mit keiner nützlichen Info an. Noch nicht...
"Ich fühle mich sehr wohl bei dir, Arrow." Vielleicht half ihm das Ansprechen sich daran zu erinnern, wer er jetzt war. "Und ich mag es, dass du mich nicht abschüttelst. Ich weiß, mit mir wird es nicht immer einfach sein. Ich will dich aber ebenso wenig enttäuschen", erklärte ich noch und war mir nicht sicher, ob nun wirklich wieder alles gut war. Ich wollte das Thema nicht einfach so abhaken, wenn es nicht erledigt war. Es gab noch Dinge, die er erzählen wollte und ich hatte mit meiner Reaktion mitgeteilt, dass ich das Thema nicht hören wollte. Dem war aber nicht so, wenn er mir wirklich davon erzählen wollte.
"Was auch immer dich beschäftigt, du kannst es mir jederzeit mitteilen", meinte ich zu ihm hochschauend und schlüpfte mit der Hand unter seinem Arm hervor, um mit meinen Fingern seine Strähne aus dem Gesicht zu wischen. Da kam die Falte hervor, über die ich mit dem Daumen strich.

106Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Fr Dez 22, 2023 8:00 am

Arrow

Arrow

Da Nora diejenige war, die den Körperkontakt hergestellt hatte, war es für Arrow nicht schwer zu bemerken, wie unruhig ihre Atemzüge gingen. Sie wirkte selbst angespannt und mitgenommen, nur wusste er nicht genau, wann das angefangen hatte, denn eben hatte er darauf keine Rücksicht nehmen können. Seine eigene Unruhe ließ zwar nach, wie so häufig, wenn er bemerkte, dass ihr etwas schwerfiel, aber das bedeutete nicht, dass sofort alles in Ordnung war. Unter anderem auch aus dem Grund, dass er erkannte, dass es nicht funktionierte, ihr all diese Dinge anzuvertrauen, ohne dass es sie belastete. Nicht, dass er angenommen hatte, dass sie völlig neutral und wertfrei alles anhören könnte, was er sagte, aber sie hatte selbst gesagt, dass sie versuchte, es in für sie positive Perspektiven zu verwandeln, damit sie es besser annehmen konnte. Und das wiederum fühlte sich für ihn nicht gut an.
Es war besser, es nicht zu erzwingen.
Sie erwiderte nicht wirklich etwas dazu, nur seinen Blick, der aus diesem Grund einen Moment länger an ihren Augen hing. An ihren Rehaugen. Also blieb es kurz still, während sie im Anschluss das Gesicht an seine Brust und ihn an sich drückte. Ihre Tränen sah er nicht, da sie sie vor ihm versteckte. Und auch, als sie wieder etwas sagte, schien es so, als wollte sie das Thema tatsächlich beenden. Vielleicht musste sie erst darüber nachdenken. Er für seinen Teil dachte allerdings gleich an das Amulett.
Dieses Gespräch stand auch noch bevor. Und dieses Gespräch ließ sich nicht nach hinten verschieben.
Er atmete langsam tiefer, als sie fortfuhr und sagte, dass sie sich sehr wohl bei ihm fühlte, und anschließend ihre eigene Sorge darüber kundtat, ihn nicht enttäuschen zu wollen. Er war nicht ganz sicher, in welchem Zusammenhang sie das mit dem Abschütteln meinte, aber es spielte gerade auch keine große Rolle für ihn. Das alles war komplizierter als gedacht, und leider waren das Dinge, die sich durch nicht Reden auch nicht lösen ließen. Anders als die Erkenntnis am Vortag, dass vielleicht auch einfach zu viel geredet wurde. Und offenbar stimmte es auch nicht, dass nur er sich zu viele Sorgen machte. Sie tat es ebenso.
Er strich ihr erneut über den Kopf, sein Arm lag jedoch nur noch locker um ihren Rücken. "Sei einfach du selbst. Du enttäuschst mich nicht", sagte er leise, um ihr wenigstens diese Sorge zu nehmen. Es lief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, aber das hatte nichts damit zu tun, dass sie ihn enttäuschte. Sie waren beide sehr unterschiedliche Individuen, und er erwartete von ihr, dass sie sich nicht für ihn verstellte. Und dass sie ehrlich war. So wie sie von ihm. Als sie den Kopf hob und zu ihm herauf blickte, ließ er die Hand sinken, sodass er damit den eigenen Unterarm umgreifen konnte, der wiederum an ihrem Rücken lag.
Ihre Worte vertieften die Falte über der Nasenwurzel wieder etwas. "Ich habe das nicht erzählt, weil es mich beschäftigt. Ich wollte nur, dass du mehr über mich weißt." Ihre Fingerspitzen fühlten sich kühl an auf der Haut. Er schloss die Augen und ließ sie die Falte wegstreicheln.
Das, was ihn an ihrer Reaktion beschäftigt hatte, hatte er ja bereits kundgetan. Dass seine Vergangenheit ihn nicht beschäftigte, stimmte allerdings nicht so ganz. Nur war ihm das einfach nicht bewusst. Es war ein innerer Prozess, der sich nicht in seinen Gedanken äußerte, sondern in seinem Verhalten und in seinem Unterbewusstsein. Dementsprechend kam es für ihn selbst überraschend, wie empfindlich er reagiert hatte, ohne dass er eine Verknüpfung dazu herstellen konnte.
Leise stieß Arrow die Luft durch den Mund aus und schob die Hände zurück an Noras Taille. "Lassen wir es ruhen. Du kannst mich danach fragen, wenn du dich bereit dazu fühlst." Seine Mundwinkel hoben sich für einen kurzen Augenblick ganz leicht. Eher um sie zu beschwichtigen als weil er sich nach einem Lächeln fühlte. Es würde sich nur merkwürdig anfühlen, wenn er jetzt weiter erzählte, ohne dass sie fragte. So wie meistens. Er wüsste sowieso nicht, was.



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107Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel So Dez 24, 2023 8:55 am

Nora

Nora

Mich wühlte wohl am meisten auf, dass ich nicht wusste, wie ich mit der Situation am besten umging. Ich kam mir ziemlich verloren vor und hätte gerne davor schon einmal gewusst, wie man damit zurecht kam und was mein Gegenüber brauchte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie individuell das war und man sowas nicht hätte ausrechnen können. Es gab keine einmalige Lösung dafür.
Ich versuchte das Beste und wollte es ihm Recht machen und es selbst verarbeiten. Die Tränen kamen aufgrund der Überwältigung der Emotionen und der dazu verknüpften Irritation. Warum war es nicht das richtige, wenn es sich nicht falsch angefühlt hatte?
Mit meinem Gesicht auf seiner Brust spürte ich, wie seine Atmung ruhiger wurde. Ein kleines bisschen beruhigte mich das ebenso. Die Berührung an meinem Kopf und das sanfte Streicheln halfen viel mehr die Ruhe wiederzufinden. Langsam kehrte sie in meinen Körper zurück, als er das Wort erhob und meinte, dass ich nur ich selbst bleiben sollte. Dann würde ich ihn nicht enttäuschen. Nichts leichter als das - oder?
Im Prinzip ritten wir doch auf einer Wellenlänge, denn wir verlangten voneinander exakt das selbe. Ehrlichkeit - das war einfach ein wichtiger Grundstein in einer Beziehung. Er könnte mich anlügen, warum auch immer, irgendwann kommt immer die Wahrheit heraus. Es brachte also nichts. "Das schaffe ich", meinte ich leise und leicht schmunzelnd. Ich konnte noch nie gut jemanden etwas vormachen. Eine Maske tragen tat ich nicht, das war noch nie notwendig gewesen. Zudem war ich sehr schlecht darin...
Ich sah ihm direkt ins Gesicht und strich über die feine Haut, über die Sorgenfalte, die sich immer wieder bildete. "Oh", entkam es mir kurz, ehe ich nachschob, "Danke dafür." Ich wollte ihn ja auch besser kennenlernen und freute mich darüber sehr. Zu meiner Überraschung ließ sich diese Falte an der Stirn einfach weg streicheln, denn er schloss seine Lider und schien die kleine Streicheleinheit zu genießen.
Seine Hände wanderten ebenso weiter nach unten zu meiner Hüfte - sozusagen an den Ursprung zurück. Ebenso strich meine Hand über die Seite des Gesichtes nach hinten zu seinem Nacken. Er teilte mir mit, dass wir das Thema erstmal ruhen lassen können, worauf ich einmal langsam nickte. "Ist in Ordnung. Ich bin nicht schüchtern, was Fragen anbelangt. Sei gewiss, dass ich Fragen stelle", versprach ich ihm, ehe ich mich auf Zehenspitzen stellte, leichten Druck im Nacken ausübte und ich ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. Ohne Zunge, ohne Speichelaustausch. Dafür mit sanften Lippen und viel Fürsorge und leichtem Druck.
Schlussendlich löste ich mich von ihm, denn ich hatte das Empfinden, dass wir beide nun lockerer waren und wussten, wie wir damit umgehen mochten. "Wie weit ist es denn noch bis zum Lufttempel?" Ich blickte um uns herum, ehe ich Gavotte in sicherer Entfernung erkannte. Wenigstens war ein Pferd bei uns und wir mussten beide nicht wieder zurückholen. Ich löste mich von Arrow, indem ich einen Schritt zur Seite trat und zu Minato zurück blickte, welcher bereit war weiter zu gehen."Dann holen wir mal wieder Gavotte zurück", meinte ich das offensichtlichste und führte den Hengst einmal herum um sich langsam in Bewegung zu setzen.
Wie vom Blitz getroffen - womöglich, weil ich gerade wieder lockerer wurde und sich meine Gedankenblockade löste - fiel mir wieder ein, woher ich das Wort "Kaze!" kannte. Ich blickte erwartungsvoll zu meinem Freund, als wüsste er genau, was ich damit meinte. "Das hab ich schonmal gelesen", erklärte ich meine Reaktion und blickte überlegend in den Himmel, während ich mir mit dem freien Zeigefinger auf die Kinn tippte. "Hat das nicht auch was mit dem Lufttempel zu tun?"

108Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel So Dez 24, 2023 1:14 pm

Arrow

Arrow

Das Verlangen, von Nora so gemocht zu werden, wie er war, und sich dafür nicht verbiegen, Dinge verschweigen oder gar lügen zu müssen, war die eine Seite. Auf der anderen wollte er genauso sie so mögen können, wie sie nun einmal war. Bisher tat er das. Auch jetzt, das hier, gab ihm keinen Anlass, seine Gefühle für sie zu hinterfragen. Nun, nicht, dass er sich aktiv ausgesucht hatte, sie zu mögen. Er wusste auch immer noch nicht, wieso überhaupt ausgerechnet sie es war, denn sie waren wirklich sehr unterschiedlich, und er hätte gelogen, zu behaupten, dass sie einem Ideal entsprach, das er sich vorstellte, wenn er an den Charakter einer Frau dachte. Wobei … es das wohl auch nicht gab für ihn. Bisher hatte er einfach viel zu wenig Zeit mit der Frage verbracht und Interesse dafür gehabt, mit was für einer Person er zusammensein wollte. Den Wunsch danach hatte er nie verspürt. Bei ihr war er plötzlich da.
Sein Blick blieb an ihrem Lächeln hängen, als sie meinte, dass sie es schaffen würde, sie selbst zu sein. Daran hatte er keinen Zweifel, ohne dabei den zutreffenden Gedanken zu hegen, dass sie sowieso nicht gut darin war, ihre Emotionen zu verbergen. Erwidern tat er es nicht, und abgehakt war die Sache für ihn gerade sicher auch nicht. Er würde es nicht so einfach hinter sich lassen können, doch das hatte nicht unbedingt mit ihr zu tun.
Die Stirn blieb erst noch gefurcht, bis sie begann, ihm über die Falte zu streicheln. Die Unruhe verflüchtigte sich langsam wieder und hinterließ ein merkwürdiges Gefühl, das er nicht richtig einordnen konnte. Er nickte. Der Weg, den ihre Finger und die Handfläche über sein Gesicht nahmen, äußerte sich in einem leichten Kribbeln und Wärme, die an diesen Stellen zurückblieb, obwohl der kalte Wind ihre und seine Haut etwas abgekühlt hatte. Aber daran lag es sicher nicht, warum die Berührung dieses warme Empfinden hinterließ.
Der Druck im Nacken ließ ihn die Augen wieder öffnen, und sie blieben es auch, als Nora sich zu ihm hochstreckte und ihm einen Kuss auf die Lippen gab. Etwas Negatives hatte das sicher nicht zu bedeuten, was allein schon daran zu erkennen gewesen wäre, wie sein gesenkter Blick den Weg ihres Mundes verfolgte und seine Wimpern und die Augenlider die Augen dadurch im oberen Bereich verdeckten. Und natürlich daran, dass die Lippen den Druck ihres Mundes auffingen und ihm nicht kommentarlos einfach nachgaben. Seine Hände schmiegten sich dabei etwas deutlicher an ihre Taille, doch er gab sie frei, als sie sich von ihm löste.
Er ließ die Arme sinken, sein Blick hing noch einen Moment lang an ihr, während sie sich bereits nach Gavotte umsah, die sich nicht allzu weit entfernt hatte. Sie hatte sich wieder etwas entspannt, aber den Kopf nicht zum Grasen gesenkt. Vermutlich hatte sie einen genauso nervösen Magen wie Arrow.
"Man kann ihn oben vom Hügel aus sehen. Eine halbe Stunde ungefähr." Eigentlich hatte er mit Nora in der kleinen Senke rechts des Weges vor dem Hügel in der Nähe das mit ihrem Schwert in Angriff nehmen und Pause machen wollen. Es gab dort eine Bank und die Senke war durch den Hügel vom Wind geschützt. Aber er war nicht sicher, ob das aktuell passend war oder sie es noch wollte. "Willst du jetzt dort hin?" Er hatte ja einen anderen Vorschlag gemacht. Um sich Zeit zu erkaufen, mit ihr über das Amulett zu reden…
Er folgte ihr.  Gavotte beobachtete sie beim Näherkommen, gab jedoch keine Signale, das nicht zu akzeptieren. Ganz so schlimm war es dann doch nicht, und außerdem war ein Artgenosse dabei. Glücklicherweise war sie nicht in oder auf die Zügel getreten, die unter ihrem Maul herunterhingen.
Bei Noras Ausruf trat ein fragender Ausdruck auf sein Gesicht. Er nahm die Zügel und strich Gavotte über den Hals. Sie schnaubte. " … nicht direkt, denke ich?", antwortete er. "Der Lufttempel und der Luftstein hängen eng mit dem Thema Wind zusammen, aber sie repräsentieren das Element der Luft allgemein. Vielleicht … meinst du den Begriff 'Kazeid' - Aeride?" Er setzte sich wieder in Bewegung und die Stute folgte. "Das sind Lasaliels magische Steine." Und das wusste sie sicher.



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109Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mo Dez 25, 2023 10:59 pm

Nora

Nora

Arrow erwiderte nichts weiter darauf, wie wir miteinander umgehen sollten. Aber das war auch in Ordnung - denn es gab auch nichts weiter zu besprechen. Bis auf seine nicht-Reaktion auf mein Lächeln. Es war für mich jedoch verständlich, dass ihm nicht nach lächeln war, wenn ihm dieses Thema so wichtig war und es ihm so viel bedeutete. Das tat es mir ja auch - denn ich wollte mehr über ihn wissen. Mit der Offenbarung seiner Vergangenheit werde ich ihn besser verstehen und kann versuchen mich in ihn rein zu versetzen.
Mir fiel nur indirekt auf, dass seine Augenlider offen waren, als ich mich mit den Lippen ihm näherte und meine schloss, und dass seine Augen immer noch offen waren, als ich mich wieder von seinen Lippen löste und mich noch einen kurzen Moment dem Geschmack hingab, ehe ich auch meine Augen wieder langsam öffnete. Die Lider auf Halbmast starrte ich förmlich auf seinen weichen Mund, wessen Anblick mich gerade sehr beruhigte. Und der Fakt, dass er seine Hände fest an meiner Hüfte hatte und mich keineswegs wegstieß.
Mit einem guten Gefühl konnte ich mich wieder von ihm lösen, sodass wir den Alltag weiter laufen lassen können. Naja, Alltag war das ja eigentlich hier nicht. Aber den Ausflug wollte ich schon noch weiter erleben ohne Stress zu verursachen.
"Zum Lufttempel?", hakte ich nach, als er nachfragte, ob ich weiter wollte. "Ja schon... Also... Mmmh", drückte ich herum, ehe ich Richtung Gavotte loslief und mich dabei druckte ehrlich zu sein. "Wir wollten davor ja noch trainieren, oder?", erinnerte ich uns beide daran, was wir zuvor noch besprochen hatten. Ich hatte nicht wirklich Lust darauf, jedoch war das nun auch kein Geheimnis mehr für meinen Freund. Im Gespräch zuvor hatte ich das bereits erwähnt.
Die Stute schien sehr ruhig zu sein, als wir uns ihr näherten und machte keine Anstalten gleich auf und davon zu rennen. Das war ein gutes Zeichen und beruhigte mich zunehmends.
Ich horchte aufmerksam zu, als der Schwarz-Rothaarige etwas dazu erklärte. "Hm", meinte ich überlegend und beobachtete seine Hand, die über den Hals des Pferdes strich. "Kazeid", wiederholte ich und musste hart überlegen, wie das nochmal geschrieben war. Viel hatte ich nicht darüber gelesen, jedoch gab es da den Elementarstein, weswegen ein Tempel erbaut worden war. "Ich hab im Kopf, dass es um den Kaze, den Lufttänzer, geht. Also ja, um den Geist im Stein." Ich versuchte durch das aussprechen meine Gedanken zu ordnen. Aber das war schon länger her... Und gebraucht hatte ich die Infos ja nicht mehr, weswegen der Kopf es eher nach hinten geschoben hatte. Aber die Information war noch da und ich versuchte sie gerade abzurufen. "Ah, ja stimmt - der Luftgeist im Stein - ah! Wie konnte ich das nur vergessen! Den kann man besichtigen, oh... Das ist ja spannend..." Jetzt hatte ich die richtige Verknüpfung dazu. Während auf Shushnar der Ort des Elementargeistes geheim gehalten wurde, war ihr auf Lasaliel es offenbart worden, wo sich dieser sogenannter Lufttänzer aufhielt.

110Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Di Dez 26, 2023 10:53 am

Arrow

Arrow

Da sie gefragt hatte, wie weit es noch zum Lufttempel war, bekam Nora auch eine Antwort auf diese Frage. Es verwirrte ihn etwas, dass sie anschließend noch einmal nachhakte, ob es so weit dorthin war. Er blinzelte. Und nickte dann. Sie bejahte seine Gegenfrage zwar, ging jedoch von selbst noch einmal darauf ein, dass sie ja erst etwas anderes vorgehabt hatten. Er nickte erneut. "Okay." Begeistert klang sie nicht, aber das hatte sie ja vorher auch schon nicht. Und sie machte nicht den Eindruck, als gäbe es nun einen anderen Grund dafür. Das vorige Thema hatte sie also nicht abgeschreckt, was ihm ein klein wenig besseres Gefühl gab, ohne dass diese andere Empfindung gänzlich verschwand. Aber er konnte sie ohnehin nicht einordnen und ließ sie daher in Ruhe. "Dann sind wir quasi da." Er deutete zu einer Stelle beim Weg weiter vorn hinüber, wo ein durch den Regen die letzten Tage etwas matschiger Pfad seitlich in die Senke führte. Sie lag nur wenig tiefer als die Straße, sodass es nicht zur Rutschpartie werden würde. Außerdem konnte man notfalls auch neben dem Pfad über das Gras gehen.
Arrow strich ein oder zweimal öfter als nötig über Gavottes Hals, bevor es weiterging. Nora war wieder wie immer und beschäftigte sich bereits mit einer anderen Sache. Er war nicht ganz sicher, ob auch das eine ihrer Strategien war, besser mit schwierigen Themen umgehen zu können, oder ob es wirklich so leicht für sie war, das Thema zu wechseln. Er für seinen Teil hatte es noch nicht ganz abgeschüttelt.
"Ah..." Erkenntnis kam ihm und er warf ihr einen Blick zu. "Das meinst du." Tatsächlich kam ihm das erst jetzt. Der Glaube der Irada an ihren Elementarstein. Oder der Glaube der Lufttänzer an ihren Lufttänzer. Der Begriff 'Kaze' erweckte in ihm andere Assoziationen, da er so lange Zeit außerhalb der Insel verbracht hatte. Und vielleicht auch, weil das Wort im Namen seines Schwertes steckte. Und vielleicht auch, weil er Teil des Namens seiner Mutter war. Was die Sache mit dem Luftgeist betraf... Ihm war klar, dass es verschiedene Arten der Elementargeister gab, dass nicht alle gleichstark oder -schwach, gut oder schlecht waren, aber... Es fühlte sich zwiespältig an, als Sohn eines Geistwesens den Luftstein ebenso als Geist zu betrachten. Sein Verständnis dafür war anders, es war ein Wort für zwei unterschiedliche Phänomene. Innerlich stockte er leicht, als vor seinem inneren Auge das Bild einer schlanken Steinstele mit einem in sie eingelassenen blassen Kristall auftauchte.
Er führte Gavotte den kleinen Trampelpfad hinunter. "Ja, du hast recht. Kaze ist die Seele und der Atem Lasaliels und im Lufttempel wird er behütet und verehrt. Ich dachte, du weißt, dass ich mit dir zum Lufttempel wollte, damit du den Luftstein ansehen kannst." Seine Mundwinkel zuckten. Wenn man über den Lufttempel redete, war meist klar, dass es um die Besichtigung des Luftsteins ging. Die wenigsten Leute wollten dorthin, weil es ihnen um die Architektonik des Tempels ging. Nora schien es gerade erst wieder einzufallen.
Vergiss nicht den anderen Grund.
"Seine Energie fließt überall auf der Insel. Wie die von Calas, Mizu und Iñaki auf den anderen Inseln." So der Glaube. Aber er konnte es auch spüren. Wahrscheinlich konnte jedes Elementarwesen das zu einem gewissen Grad. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er sich auf Lasaliel am wohlsten fühlte. Und wahrscheinlich könnte er es besser, wenn jemand es ihm beigebracht oder seine Elementaraffinität stärker gefördert hätte.
Er blieb stehen, als sie zu der Bank kamen, die auf eine freie Fläche am Grund der Senke schaute. Sie war in die Felsen gehauen - oder vielleicht über die Jahre hineingesessen - die sich in den Hang schmiegten und teilweise auch aus dem Boden ragten. Hier war der Wind wesentlich schwächer, nur deutliche Luftzüge zupften an den Mähnen und Schweifen der Pferde, an Haarsträhnen und Kleidung. Auch ein paar Bäume und Büsche säumten den Ort, sie wuchsen weniger windschief und wirkten dadurch gleich größer. Nur weiter oben, wo der Wind über die Senke zog, beugten sie sich. "Wir können die Pferde hier anbinden", sagte Arrow und warf die Zügel wieder über Gavottes Hals. Er löste das Führseil vom Sattel und befestigte es an der Trense. Auch Minato hatte so eines am Sattel. Jedes Pferd bekam einen baum, damit sie sich nicht gegenseitig in den Seilen verhedderten und in Ruhe vom Gras fressen konnten, das hier unten ebenso weniger der Rauheit der Insel ausgesetzt war und daher sicher besser schmeckte.



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111Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mi Dez 27, 2023 8:30 am

Nora

Nora

"Achso", erkannte ich, als Arrow erklärte, dass wir also schon da waren. Ob es eine Taktik war, mit dem Thema weiter zu gehen und zu unterdrücken, dass es sich komisch anfühlte es stehen zu lassen, war bestimmt nicht nur eine Theorie. Doch so ganz bewusst war mir es zumindest nicht.
Anscheinend ging nun auch dem Windgeist ein Licht auf, was ich denn mit dem Lufttänzer meinte. Nun hatte ich wohl die korrekte Verknüpfung erwischt und puzzlete es richtig zusammen. Mit Minato an meiner Seite folgte ich ihnen den Pfad entlang, während ich Arrows Worten lauschte. "Mh, ja... Also ... Ich hatte die richtige Verknüpfung eben noch nicht, was den Tempel ausmacht. Aber jetzt erinnere ich mich wieder daran, was ich gelesen und gehört hatte", antwortete ich und gab somit zu, dass ich manchmal wohl zuviel im Kopf hatte und einiges vertauschte, wenn ich mich nicht gut auskannte. Obwohl wir bei dem Thema der Elementargeister waren, zuckte ich dennoch zusammen, als er Calas erwähnte und auch die übrigen bedeutsamen Geister. Es war ein gut behütetes Geheimnis, wo sich der Elementarstein der Manoahs sich befand. Man hatte eine Ahnung, aber wissen tat man es nicht - nicht einmal in meiner Position als Waldwächterin. Deshalb war es womöglich so merkwürdig zu wissen, dass man diesen besonderen Elementarstein einfach so ansehen konnte. Ich hatte einfach nicht daran gedacht, dass dies möglich war. "Mhm, ich weiß es... Eigentlich", meinte ich etwas kleinlaut, da es mir unangenehm war, dass ich nicht daran gedacht hatte. Manches was ich gelesen hatte, war in diesem Moment so unwichtig, da es den Anschein hatte, dass ich nie von Lishu weg kam. Siehe an, wie überraschend schnell das ging - und dann auch noch ohne Shiba...
Ich nickte auf die Anforderung, dass wir die Pferde hier anbinden konnten. Kurz beobachtete ich ihn immer wieder, während ich das selbe tat. Die Stimmung war eine andere als gestern noch. Wir hatten lockere Gespräche, auch über ernstere Themen. Heute war er angespannt und besonders jetzt nach diesem großen Thema seiner Vergangenheit ganz anders im Verhalten. Es war recht lieblos und als hinge ihm das alles noch sehr nach. Verständlich...
Nachdem ich Minato angebunden hatte, strich ich ihm noch über den Hals bis zu seinem Rücken. "Danke dir", flüsterte ich ihm zu, "Jetzt gibt es für dich erstmal eine Pause." Für mich stand alles andere als eine Pause an. Ich trat näher zur Bank, wo ich mein Schwert hinlegen konnte, wenn ich es nicht brauchte.
Die Nervosität kroch durch meinen ganzen Körper. Es war mir unangenehm Arrow zu zeigen, wie schlecht ich mit dem Schwert umgehen konnte. Besonders ihm, der so ein guter, erfahrener Schwertkämpfer war. Eigentlich konnte mir nichts besseres passieren als dass er mich unterrichtet. Dennoch wollte ich mich ihm gegenüber stark zeigen und wollte nur nicht, dass er Angst um mich hatte.
Etwas verloren blickte ich zu ihm hin. Jegliche andere Themen waren wie ausgelöscht. "U-und... Jetzt?", meinte ich und überlegte, ob ich das Schwert schon zücken sollte. Doch ich ging ja nicht sofort auf Angriff über... Das kam mir immer sehr komisch vor, das Schwert aus der Scheide zu nehmen...
Generell war das eine komische Situation... "Lass dich darauf ein!", wollte ich mich motivieren und der Furcht in meinem Kopf Gegenwind machen.

112Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mi Dez 27, 2023 12:02 pm

Arrow

Arrow

"Nun ja... Auf den anderen Inseln kann man sich die Steine ja auch nicht ansehen...", sagte er leise und ließ den Blick am Hügel hinaufwandern, als könnte er den Lufttempel durch ihn hindurch bereits sehen. Dementsprechend war es vielleicht auch nicht so verwunderlich, dass Nora den Tempel und den Luftstein nicht direkt verknüpft hatte. Auf den anderen Inseln gab es keine Tempel, die man als Außenstehender betreten und dort das Allerheiligste des Volkes begutachten konnte. Es mochten sich die Geister daran scheiden, ob das besser oder schlechter war. Arrow war da selbst gespalten und nicht der größte Anhänger vom Motto der Irada, so etwas Besonderes einfach mit jedem zu teilen, gleichzeitig fand er, dass niemand einen Anspruch auf diese besonderen Energie- und Magiequellen hatte und niemand sich herausnehmen sollte, bestimmen zu können, wer sie sah und wer nicht.
Schwierig. Aber er bestand eben aus zwei ziemlich unterschiedlichen Teilen. Auf der einen Seite streng und zu Gehorsam und Disziplin sowie Respekt gegenüber Älteren und Höherrangigen erzogen. Auf der anderen überhaupt nicht einverstanden mit diesem System.
Im Endeffekt war es gerade doch ganz nett, dass der Luftstein nicht abgeschottet vor aller Augen aufbewahrt wurde, denn dann könnte Nora ihn sich nicht ansehen.
Er zuckte die Schultern. "Spätestens, wenn wir dort ankommen, wäre es dir aufgefallen." Seine Mundwinkel zuckten erneut und er senkte den Blick. "Du wirst es lieben"; erneutes Blinzeln - ... Oder vielleicht eher begeistert sein. Nora war jemand, der es sicher viel geben würde, den Luftstein betrachten und in seiner Aura baden zu können. Sogar er mochte das.
Langsam atmete Arrow durch, während er Gavotte festband und sie einen Moment lang ansah. Dann streifte er die Tasche vom Rücken und legte sie auf die Bank. Nora war schneller als er und schon bei der Frage angekommen, was jetzt wäre. Sie stammelte sogar dabei, weshalb er zu ihr sah und sie einen Augenblick lang schweigend musterte. Dann trat er näher zu ihr, gab sie aus seinem Blick aber frei, um sie nicht noch nervöser zu machen.
"Kannst du dein Schwert einmal für mich ziehen und mir zeigen, wie du es hältst?", fragte er sie, ohne dabei dieselbe Anspannung zu verspüren wie sie. Er machte sich keine Gedanken darüber, dass es ihr unangenehm sein könnte, ihm gegenüber damit umzugehen. Er hatte keine bestimmte Erwartung an sie und er würde sich ganz sicher nicht lustig über sie machen.



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113Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Fr Dez 29, 2023 7:45 pm

Nora

Nora

"Mh ja - das ist etwas sehr besonderes", meinte ich daraufhin und war nun wirklich gespannt darauf. Nicht mal den Elementarstein von Shushnar hatte ich bisher sehen dürfen, nur bei den Andenken und kleineren Schreinen war es frei zugänglich und einfacher, den Zugang zu dem Elementargeist zu finden. Ich fand es richtig cool - aber es war ja auch nicht mein Element, das sich da so präsentierte.
Ich schmunzelte auf seinen Kommentar ebenfalls. Besonders als er das lieben erwähnte, verfärbten sich meine Wangen ein wenig rot. Wieso nur? Es bezog sich auf den Stein und dessen Anblick. Ich starrte den Irada vor mir an - es war komisch aus seinem Mund solch ein intensives Wort zu hören. Lieben. Würde ich es wirklich lieben? Warum verkopfte ich mich so sehr über dieses einzelne Wort? Lieben. Er meinte nicht, dass ich es mochte, sondern dass ich es lieben werde. Ich schnappte nach Luft und wandte meinen Blick von ihm ab. Die Wärme unter meinen Augen spürte ich deutlicher, weswegen ich mich versuchte um etwas anderes zu kümmern, als diese hallenden Worte von ihm. Denn ich dachte bei dem Wort 'lieben' eher daran, wie es dabei zwischen uns stand.
"Natürlich", meinte ich auf seine Aufforderung hin und wandte mich wieder zu Arrow. Ich griff an meinen Rücken und zückte mein Schwert um es ihm zu zeigen, womit wir es zu tun hatten. Um nicht angrifflustig zu wirken, zeigte es zu Beginn trotz seinem Wunsch nach meiner Haltung nach unten. Das Rapier war breiter und schwerer als üblich - mehr ist mehr, hatte sich mein Vater gedacht. Ich hatte nicht wirklich viel Ahnung davon und checkte auch nicht, dass meine Haltung komplett falsch war. "Naja, eeh... wie soll ich es schon halten...", überlegte ich und trat zwei Schritte zurück, sodass ich die Waffe mit beiden Händen an dem blaugrünen Griff halten konnte und die Spitze sich weiter nach oben richtete - ich zeigte nicht auf Arrow, bewusst nicht. Ich betrachtete es selber einen Augenblick mal genauer und spürte, wie das Gewicht nach vorne zog, als wäre die einmetrige Klinge so schwer, dass es auf den Boden wollte. Mit beiden Händen war es gut möglich, das Schwert aufrecht zu halten. Ich versuchte Arrow zu zeigen, dass ich es auch mit einer Hand konnte - jedoch war das sichtlich schwieriger und die Klinge wackelte vermehrt.
"Mein Vater meinte, er wollte mir ein einfaches Rapier geben, das sollte gut für mich sein, dass ich mich wehren kann. Aber er hat das dickste und schwerste genommen mit dem Gedanken, dass mehr Material auch mehr hilft", versuchte ich eine kurze Geschichte dazu zu erzählen um nicht nichts zu sagen. "Aber ein Schwert richtig führen ohne Training? Ich weiß ja nicht..." Womöglich ging ich schon mit einer komischen Stimmung zu dem Schwert, da ich es gar nicht haben wollte und es ziemlich überraschend geschenkt bekam. Viel lieber sprach ich über meinen Bogen, der eine viel spannendere, tollere Geschichte hatte und mir sehr wichtig war. Aber darum ging es jetzt nicht - den hatte ich nicht einmal dabei.
Ich versuchte das Schwert wieder mit beiden Händen zu halten und beachtete gar nicht, dass auch meine Beinstellung viel zu eng war. Mein Körper war zwar angespannt, jedoch aufgrund der Nervosität. Alles was ich gerade tat, fühlte sich falsch an. Vor einem Profi zu stehen mit meinem Schwert in der Hand... Ich war richtig aufgeregt - die Verunsicherung stand mir ins Gesicht geschrieben. Wohlfühlen tat ich mich gerade überhaupt nicht...

114Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Fr Dez 29, 2023 11:42 pm

Arrow

Arrow

Er nickte langsam. Besonders war es allemal. Einmalig auf jeden Fall. Und ob es gut oder schlecht so war, sollten andere entscheiden. Er war natürlich auch noch aus anderen Gründen gespalten, was den Tempelbesuch anging, während er nicht das Gefühl hatte, dass Nora auf diesen Gedanken bereits auch schon gekommen war. Doch was den Luftstein selbst und allein anbelangte, so war er sich wirklich sehr sicher, dass es ihr gefallen würde. Das L-Wort in den Mund zu nehmen, geschah hier wohl eher im Affekt, ohne Hintergedanken und auch nicht mit der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes. Eher mit so etwas wie bei "ich liebe dieses Essen". Oder so. Nachdem er es gesagt hatte hingegen, fiel es ihm sofort auf. Sogar sein Herzschlag beschleunigte kurz und er hatte den Blick nicht ganz zufällig gesenkt. Nur rot wurde er nicht, immerhin hatte er gerade kein Liebesgeständnis von sich gegeben und auch nicht in der Absicht gesprochen, sie sollte etwas Passendes im Bezug zu ihm erwidern... Viel zu früh. Oder?
"Begeistert Sein ... trifft es vielleicht eher", korrigierte er, um seine eigenen Gedanken zu ordnen und weil er bemerkt hatte, dass Nora sich abwandte und nichts mehr dazu sagte.
Auch wenn er aufgrund des Themas von zuvor, das eng mit seinen kriegerischen Fähigkeiten verknüpft war, nicht mehr so unbedarft an Noras Schwerttraining herangehen konnte, war es nun ein willkommener Situationswechsel, als sie nach dem Jetzt fragte und er sie daher bitten konnte, die Waffe für ihn zu ziehen. Für ihn war nichts Merkwürdiges, Unangenehmes oder gar Bedrohliches daran, denn er kannte jahrelange Übungsstunden, und vor allem kannte er Nora und würde daher keine Sekunde lang glauben, dass sie ihm die Klingenspitze aus unlauteren Gründen entgegenhalten könnte. Trotzdem fiel ihm auf, dass sie sie nicht auf ihn richtete, und das wohl auch bewusst, was er an einem Übungspartner schätzen würde, solange es kein Übungskampf sein sollte. Ob es bei Nora die gleiche Bedeutung hatte, wusste er nicht. Sie wirkte nicht so, als fühlte sie sich gut in der Situation, also vielleicht war ihr auch einfach nicht wohl dabei, eine Waffe auf ihn zu richten.
Er beobachtete sie schweigend, während sie erst zu sich sprach, dann das Schwert hob. Es war eine hübsche Waffe, ohne Frage, aber das Schwanken der Klinge bei der Aufwärtsbewegung und die Spannung in Noras Schultern verrieten ihr Gewicht. Außerdem schien ihr auch eine stabile Grundhaltung nicht geläufig zu sein, und bis sie es mit einer Hand führen könnte, würde Zeit ins Land gehen.
Sie machte nicht glatt alles falsch, doch Arrows geübtem Blick offenbarte sich jede Schwachstelle, und nicht nur ihre eigene Einstellung würde jedem schnell verraten, dass sie mehr Schein als Sein vorgab.
"Vielleicht hat er dabei nicht berücksichtigt, dass deine Arme halbso dick wie seine sind und du eine Frau bist." Die Bemerkung war nur ein halber Scherz. Das Gegenteil von gut war eben oft gut gemeint, und viel half selten viel. "Kannst du es mir geben?" Arrow würde es ihr nicht einfach aus der Hand nehmen, und das nicht nur, weil es ihr Besitz und noch dazu eine Waffe war. Er trat an sie heran und streckte die Hand aus.
"Auch eine schwerere Waffe lässt sich führen, ein Rapier wird anders verwendet als ein Katana. Aber je schwerer die Waffe, desto schwerer ist es auch, Bewegungen zu verändern oder zu stoppen. Das macht dich langsamer und du musst dir bei der Wahl deines Schwertstreichs sicher sein. Aber einen Treffer macht es auch kritischer. Ein großes Schwert wird stärker duch den Körper geführt als durch die Hand oder den Arm."
Er gab bewusst Informationen, die nicht schwer herzuleiten und Nora vielleicht auch schon bekannt waren, statt irgendetwas von ihr zu verlangen, weil ihre Nervosität ihr ins Gesicht geschrieben stand. Deshalb korrigierte er auch ihre Haltung bisher nicht. Er nahm das Rapier entgegen und hob es mit der rechten Hand am Heft waagerecht näher zum Gesicht herauf, wobei er die flache Seite der Klinge auf der linken Handfläche stützte. Sein Blick glitt über die Schneiden und das Metall, über welches er auch mit den Fingerkuppen strich. Er war sogar auf der Suche nach einer Gravur, falls Nora bisher nur nicht bewusst gewesen war, dass der Schmied sich oder einen Namen für das Schwert verewigt hatte.
"Abgesehen davon, dass es nicht an dich angepasst ist und du dich an es anpassen musst, ist es eine gute Waffe. Es ist schwer und etwas lang, aber es besitzt eine gute Balance und das Metall ist hochwertig." Er ließ die Klinge fallen und hob stattdessen das Heft höher zum Gesicht. Dieses war detailliert und verzierend gearbeitet, das Zierwerk streckte sich über den Korb hinweg auf die Klinge. "Dein Vater hat vielleicht mit der Größe nicht gut gewählt, aber er hat auf Qualität geachtet." Sicher hatte er viel Geld dafür gezahlt, aber das wusste Arrow nicht ohne Fragen und sagte es auch aus dem Grund nicht, Nora damit noch eine Last mehr aufzuhalsen.



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115Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mi Jan 03, 2024 11:25 pm

Nora

Nora

Begeistert sein? Also doch nicht... lieben? Ich versuchte den Gedanken mit diesem besonderen Wort zu übergehen und mich nicht darauf zu versteifen, auch wenn das gerade sehr schwierig war.
Ich hatte generell weniger oft eine Waffe in der Hand und tat mir sichtlich schwer vor Arrow die Waffe auch in der Hand zu halten, wenn es sich nicht um einen Ernstfall handelte. Ich wollte ihn ja nicht angreifen, deshalb wollte ich auch nicht die Waffe auf ihn richten.
Nickend bestätigte ich, dass er Recht hatte, dass mein Vater wohl genauso wenig Ahnung von Schwertern hatte wie ich. Erneut nickte ich auf seine Aufforderung und überreichte ihm den Schaft der Schwertes, sodass er es sich genauer ansehen konnte. Ich horchte aufmerksam zu, als er von verschiedenen Waffenarten sprach und wie es zu führen war. Ja, man musste das wohl richtig lernen. Doch woher sollte ich es lernen? Klar gab es in Lishu wenige, die sich damit auskannten. Viele besaßen ein Schwert, aber niemand war so richtig gut darin es auch zu verwenden. Kein Schwertmeister also weit und breit. Arrows Aussage klang logisch und war einfach zu verstehen für mich.
Meine braunen Augen beobachteten ihn genau, als er mit seinen das Rapier betrachtete und sein Kopf analysierte, womit wir es zu tun hatten. Tatsächlich würde sich eine Rune nahe am Schaft auf der Klinge auffinden lassen. An der selben Stelle daneben war ein zweites Symbol zu sehen, jedoch kam ich nicht auf den Gedanken, es ihm auch zu erklären. Es war eine nette Gravur, wobei mein Vater nichts dazu erklärt hatte, wieso es genau das wurde. Es passte vom Wortlaut her, jedoch passte es auch zu vielen, sodass es nicht speziell auf mich angepasst war. Wald und Schutz waren keine Worte, die nur auf mich zurückzuweisen waren, sondern auf sehr viele Personen. Vielleicht war aber auch genau die Gravur der Grund, warum mein Vater dieses Schwert ausgesucht hatte. Also doch wieder ein Stück weg personalisiert?
"Fehu... Algiz...", las ich vor, als sein Finger darüber glitt. Hatte ich mich bisher einfach zu wenig damit beschäftigt? "Bedeutung von Wald und Schutz", erläuterte ich und blickte in seine analysierenden Augen. "Aber das stand schon darauf, als mein Vater es gekauft hatte. Das wurde nicht speziell für mich eingraviert ", erklärte ich und ließ ihn weiter das Rapier genauer austesten. Er senkte es und betrachtete den Korb genauer. Ich freute mich natürlich sehr, als er meinte, es habe eine gute Qualität. "Es ist nicht von erster Hand, soweit ich weiß. Wie viele es bereits geschwungen haben, weiß ich jedoch auch nicht", meinte ich. Mein Vater war nicht sehr interessiert an der Geschichte dahinter, während mich das wirklich sehr neugierig gemacht hatte, wer dieses Rapier bereits in der Hand gehalten hatte. Dennoch wirkte relativ neu, da der Schmied die Klinge ausgebessert hatte und darauf geachtet hat, dass es wie aus erster Hand aussah.
Und wieder war ich nervös, was er dazu dachte. "Es wäre schade, wenn es weiterhin so wenig Aufmerksamkeit bekommen würde, oder?", meinte ich und versuchte mich selber dazu zu motivieren mehr mit dem Schwert zu trainieren.
"Es ist mein erstes... mein einziges Schwert." Das war offensichtlich. Dennoch dachte ich, war es eine Erwähnung wert.

116Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Do Jan 04, 2024 8:01 am

Arrow

Arrow

Er schob die Gedanken an seine eigene Formulierung zur Seite. Er hatte sowieso gerade nicht die Möglichkeit, mit sich selbst darüber zu debattieren, dass er vorsichtiger sein sollte, bestimmte Worte auszusprechen, wenn er ebenso für sich selbst nicht die Frage aufwerfen wollte, was Nora eigentlich empfand. Oder er. Den Begriff leichtfertig für andere Dinge in den Raum zu schmeißen, war keine gute Idee. Trotzdem kamen seine Überlegungen dazu gleich zu dem weiteren Stapel, den er in seinem Kopf in eine der hinteren Ecken zu schieben versuchte. Um mit dem vorigen Thema abzuschließen. Nora schaffte das immerhin auch.
Tatsächlich wurde er innerlich ruhiger, während er sie dabei beobachtete, wie sie mit ihrem Schwert umging und es ihm im Anschluss aushändigte. Das konnte er ohne Nachdenken. Er hatte Tausende Male anderen zugesehen und er hatte diverse Waffen in Händen gehalten. Das hier war Routine. Das andere war neu und unsicher.
Er hielt inne, als Nora die Gravur erläuterte, über die er mit den Fingerspitzen strich. Er warf ihr einen Blick zu. Dass es Runen waren, erkannte er, doch in diesem Fall konnte er sie nicht lesen. "Vielleicht doch ein Name", sagte er. "Wenn es schon vorher jemandem gehörte, hat er es vielleicht benannt. Man verändert den Namen normalerweise nicht, so wie…" seinen eigenen auch nicht, doch das sagte er nicht laut. Zum einen, weil er ein schlechtes Beispiel dafür war. Und zum anderen, weil er es doch gerade erst geschafft hatte, nicht darüber nachzudenken; Nora hatte nicht weiter nachgefragt, sondern ließ die Sache ruhen, so wie er vorgeschlagen hatte. "Uh… Vielleicht … gehörte es mal einem deiner Vorgänger. Jemandem vom Wächterring. Einem Waldhüter, der damit den Wald und seine Bewohner beschützen wollte. Das passt doch." Wieder warf er Nora einen Blick zu.
Bei ihrer Frage neigte er leicht den Kopf, antwortete aber nicht sofort, sondern ließ sie auch noch erwähnen, dass es bisher ihr erstes und einziges Schwert sei. Arrow veränderte den Griff um das Heft und brachte die Klinge vor sich in Position. Sein Körper nahm fließend Haltung ein. "Am Ende ist es nur ein Gegenstand", sagte er. Auf Nora hatte er es ebenso wenig gerichtet, wie sie zuvor auf ihn. Er schwang es und vollführte ein paar Grundbewegungen damit, die ineinander übergingen. Nur eine davon war als Angriff mit der Spitze zu erkennen, da er nur ein Gefühl für die Waffe bekommen wollte. Ein Rapier hatte er selten in den Fingern, es war ungewohnt, aber sichtbar war es nicht, denn ungeübt war er nicht. "Dem Schwert ist die Aufmerksamkeit sicher egal. Es ist deine Entscheidung, was du damit tun möchtest."
Er ließ es wieder sinken, ohne dass die Spannung verloren ging. Er hielt offensichtlich immer noch ein Schwert fest und keinen Metallstock. "Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du es als Waldbeschützer betrachtest. Das Ziel ist das Schützen, nicht das Angreifen." Er trat zu Nora und reichte ihr die Waffe zurück. "Ich zeige dir, wie du damit richtig stehst. Danach nehmen wir lieber das Holzschwert."



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117Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Sa Jan 06, 2024 7:57 pm

Nora

Nora

Themen abschließen war heute von großer Relevanz. Jedoch konnte ich es nicht gut abschließen, eher mehr... zur Seite kehren oder es in den Rucksack packen. Es war nicht ganz weg, diese Gedanken, doch für einen Moment konnte ich sie gehen lassen, bis das Thema wieder aktuell wurde.
Während Arrow ruhiger und gelassener wird, da es scheinbar jetzt um etwas ging, das er mit Leidenschaft betrieb, wurde ich hingegen unruhiger, da ich mich nun mit dem Schwert beschäftigen musste, das ich gar nicht wollte. Ungemein half es jedoch, dass der Irada Gelassenheit ausstrahlte, das glücklicherweise ansteckend war und meine Nervosität zu einem Gewissen grad senkte.
Doch da war es wieder - die Anspannung im ganzen Körper, als er sprach und abrupt aufhörte, sodass ich die Luft anhielt, als würde er gleich etwas flüstern wollen. Es geisterte wieder in meinem Kopf, dass er einen ganz anderen ursprünglichen Namen hatte. War es unfair, wenn ich den nicht wissen wollte? Ich möchte Arrow und ich mochte die Person, die er war. War es dann von Relevanz, wie sein alter Name war? Doch da er selber inne hielt und dann etwas anderes erläuterte, fragte ich nicht nach. Nicht jetzt.
"Das kann sein", bestätigte ich seine Vermutung und konnte mir das gut vorstellen. Er hatte es in Cern gekauft, dahingehend war es eine mögliche Geschichte zu diesem Schwert. Schade, dass mein Vater mir nicht mehr darüber erzählen konnte. Ich hatte es doch gerne gewusst, woher es kam und wer es bereits geführt hatte.
Ich trat einen Schritt zurück, als er schöne Bewegungen mit dem Schwert ausübte und beobachtete genau, wie er auch einmal zustieß und somit das Rapier austestete. Es sah so einfach aus, eindeutig besser als bei mir, wobei ich es schon öfters in der Hand gehalten hatte, wie der Windgeist. Ein kurzer Seufzer entkam mir. "Hm, dennoch schade, wenn es nur unbenutzt verstaubt", meinte ich und dachte gar nicht daran, dass ich eigentlich sein konnte, es bisher nicht benutzen haben zu müssen. Oder zumindest nicht ernsthaft.
Seine angehende Anmerkung war durchaus positiv es anders anzusehen - für den Schutz und nicht als Angriff nutzen war das, was es tun sollte. Womöglich hatte es unter anderem darum meinem Papa so gut gefallen, was auf der Klinge eingraviert wurde. Ich trat ebenfalls auf ihn zu, als er mir die Waffe wieder übergab und nahm sie sogleich beim Griff entgegen. Kleine Berührungspunkte machten mich schon sehr nervös, weswegen ich mit dämmrigen Blick in sein Gesicht schaute.
Er wollte mir die richtige Haltung zuerst zeigen, woraufhin ich an mir hinab blickte. "Zwei Füße auf dem Boden und das Schwert in der Hand?", meinte ich fragend und stellte mich seitlich zu ihm, sodass die Spitze der Klinge nicht auf ihn zeigte. Und dann mit dem Übungsstock weiter arbeiten? Das war erniedrigend! Und vielleicht auf kein Vergleich zu dem richtigen Rapier.
"Oder ist das etwas falsch?", hakte ich nach und bemerkte also gar nicht, schlaff meine Schultern waren.

118Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Sa Jan 06, 2024 10:29 pm

Arrow

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Er war zu sensibel, was diese Sache anbelangte, um nicht zu bemerken, dass Nora gemeinsam mit ihm stockte. Doch so wie er beschloss, weiterzumachen und nicht wieder in die vorige Situation zurückzukehren, so tat auch sie es und beließ es dabei, als er einfach fortfuhr und seinen Tritt wiederfand.
Sie stimmte seiner Überlegung wegen des Schwert"namens" zu und deklarierte es als eine Möglichkeit. Er fand das eigentlich ganz gut. Es könnte ihr dabei helfen, das Schwert als nützlich zu sehen, es positiver wahrzunehmen, wenn es schon mal seine Dienste im Besitz eines Waldwächters erfüllt hatte. Genauso, wie er es kurz darauf als hilfreich erachtete, das Rapier als etwas anzusehen, das beschützen sollte und nicht angreifen und verletzen. So wie er Nora einschätzte und wie ihr Gespräch über das Schwert zuvor verlaufen war, schien ihr die Vorstellung zu schaffen zu machen, jemandem damit wehzutun. Wenn es jedoch ein Gegenstand war, um etwas zu schützen, das ihr wichtig war, dann war es sicher anders. Es hatte eine andere Bedeutung. Und sie passte auch besser zu ihr.
"Tut es nicht. Du hast es doch meist dabei", erwiderte Arrow und zeigte ein leises, amüsiertes Lächeln. Er sah das ganze etwas pragmatischer, was möglicherweise im Kontrast zu der Tatsache stand, dass Kazeneko ihm schon wichtig war und er viel damit verband. Es fiele ihm nicht leicht, es zu verlieren, es war schwer für ihn, es aus der Hand zu geben. Und sicher wäre es ein Schlag für ihn, würde es irreparabel beschädigt. Er hatte viel durchgemacht damit. Aber es war, wie er sagte: Es war ein Gegenstand. Ein Schwert hatte keine Gefühle. Man benutzte es für Dinge oder eben nicht und es war herzlich egal, was andere darüber dachten. Natürlich war es nicht sehr sinnvoll, sich eine teure gute Waffe anzuschaffen, nur um sie nicht zu benutzen. Aber manche Leute taten auch sowas, nur weil es hübsch anzusehen war. Einem Gegenstand eine Bestimmung zuzumessen, war seiner Ansicht nach genauso fragwürdig, wie einer Person.
Seine Bemerkung, anschließend mit dem Holzschwert weiterzumachen, war weder abwertend, noch gar erniedrigend gemeint, aber da Nora hierzu nichts sagte, konnte er es nicht erläutern. Andererseits hatte er ihr ja bereits erklärt, dass es einfacher war, mit einem Übungsschwert die wichtigsten Dinge zu lernen, vor allem, weil es leichter war - aber auch, weil das Verletzungsrisiko geringer ausfiel. Er nahm die Sache recht ernst, und für ihn war es ganz normal, dass sie nicht mit der echten Waffe starten würde.
"So ungefähr...", meinte er bei ihrer Frage, aber seine Mundwinkel und die linke Augenbraue zuckten leicht und verrieten, dass es mit der Körperhaltung so einfach dann doch nicht ganz war. Ein warmes Kribbeln sprang über seine Hand, die Nora streifte, als sie das Schwert zurücknahm. Er beobachtete sie, überlegte kurz, wie er es am besten formulierte, und positionierte sich dann parallel zu ihr. Er nahm dabei ihre Haltung ein und zog das Holzschwert. Dann veränderte langsam seinen Stand, damit sie den Unterschied besser sehen konnte.
"Achte darauf, dass du immer eine möglichst stabile Haltung hast, da dich ein Schlag oder ein Zusammenstoß sonst sehr schnell aus dem Gleichgewicht bringen kann. Deine Beine sind nie ganz durchgedrückt, geh leicht in die Knie. Sie sind etwas mehr als schulterbreit auseinander. Wenn du das Schwert mit rechts führst, steht dein linkes Bein weiter vorn. Noch sicherer stehst du, wenn du die Füße und Knie leicht nach außen drehst. Das Knie bleibt über dem Fuß- Nimm die Schultern zurück, sie stützen deine Arme und das Schwert." Er blieb einen Moment lang so stehen, wandte dann den Kopf und blickte zu Nora.
"Merkst du einen Unterschied zu vorher?", fragte er sie, damit sie selbst verinnerlichen konnte, dass sie so viel sicherer stand. Sein Blick glitt über sie, um sie korrigieren zu können, falls nötig.



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119Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mo Jan 08, 2024 3:50 pm

Nora

Nora

Kurz zuckte meine linke Mundwinkel nur leicht, als Arrow erwiderte, dass es ja nicht verstauben konnte, wenn ich es oft dabei hatte. Da hatte er wohl recht, aber da ging es ja nicht direkt um den Staub an sich...
Erwidern tat ich jedoch nichts darauf - was auch?
Auch wenn es nur ein Gegenstand war, war es doch etwas, was wichtig sein konnte. Kazeneko war ja für den Irada ebenfalls ein relevanter Gegenstand, das spürte man schon beim Anblick und wie er damit umging.
Man bemerkte auch gut, dass es ihm nichts auszumachen schien, wenn ich mit dem Holzschwert vorerst trainierte. Ich erhoffte mir nur, dass niemand vorbei kam und von meinen Versuchen hier Wind bekam. Das wäre noch unangenehmer.
Ich horchte auf, als er meinte, dass ich ungefähr richtig war. Mein Blick fiel in sein Gesicht, das eindeutig verriet, dass es doch nicht so war, wie ich es mir vorstellte. Ich hielt die Luft an, als er meine Position einnahm und das Holzschwert hierfür in die Hand nahm. Ich unterdrückte das Blinzeln, da ich ihn sehr genau beobachtete und erkannte, wie er sich etwas umpositionierte. Mit seinen Worten versuchte ich genau das umzusetzen, was er mir sagte. Ich ging ein wenig in die Hocke, nahm das linke Bein ein Stück nach vorne. Nur beim letzteren Punkt bekam ich Schwierigkeiten, als ich die Füße nach außen drehen musste. "Wah...", meinte ich irritiert und blickte an mir herab. Besonders mein Oberkörper litt darunter, dass ich mich sehr auf die Beine fokussierte. Dahingehend waren die Füße nicht perfekt eingestellt, als ich mich um meinen Oberkörper kümmerte und die Schultern zurücknahm - beziehungsweise den gesamten Oberkörper aufrechter hielt. Mein ganzer Körper war nun angespannt. "Unterschied? Na klar", meinte ich skeptisch und blickte an mir herab. "Es ist... merkwürdig", erläuterte ich mit einem Schmunzeln im Gesicht, jedoch spürte ich schon, dass der Stand in den Beinen fixer war. "Mit den Beinen... ist es besser. Aber der Rest..." Ich atmete tief durch und versuchte eine ordentliche Haltung hinzubekommen. Immer wieder huschte mein Blick zu ihm um gegebenenfalls etwas zu verändern. "Das hatte ich mir einfacher vorgestellt", erläuterte ich bereits bei der ersten Übung und drückte die Lippen aufeinander. Mein Blick fiel auf die Spitze meines Schwertes, welches ich mit viel körperlicher Anspannung versuchte schön aufrecht zu erhalten.
"Besser so?" Die Haltung war das eine - die Bewegungen das nächste. Für einen Augenblick schloss ich meine Lider. Ich wollte mich etwas in diese Position hineinfühlen. So versuchte ich meine Aufmerksamkeit von meinen Füßen über meine Beine nach oben zur Hüfte und den Oberkörper gleiten zu lassen, bis ich bei meinen Schultern und Fingerspitzen angekommen war. Es fühlte sich in der Tat anders an. Aber nicht schlimm...
"Und dann einfach hin und her schwenken", wollte ich schon weiter zum nächsten Punkt der Tagesordnung übergehen um zu überspielen, wie komisch ich mir dabei vorkam. Aber bestimmt brauchte es einfach Übung, bis es sich besser anfühlte, als das es sich jetzt tat.
"Wie lange dauert es, bis sich das normal anfühlt?", sprach ich ehrlich zu ihm.

120Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Mo Jan 08, 2024 6:33 pm

Arrow

Arrow

Bei dem Umgang mit einer Waffe war es wie bei vielen Sportarten, Tänzen, beim Meditieren oder beim Yoga und Tai Chi. Wenn man damit anfing, war alles neu und ungewohnt, doch je öfter man es machte, desto natürlicher war es und desto leichter und automatischer waren die Abläufe. Das fing schon mit der Grundhaltung an. Ein wenig überraschend war es, dass Nora nicht aktiver nach dem richtigen Stand suchte, da eine gute Haltung auch für das Bogenschießen nicht unwichtig war. Arrow vermutete, dass es Spiegel ihrer eher ablehnenden Einstellung gegenüber dem Schwert war.
Für ihn war das alles selbstverständlich und mit keiner Mühe oder dem Nachdenken verbunden, wo er was zu positionieren hatte. Seine Haltung war am Ende gespannt und geschmeidig, weder angespannt, noch fest. Noras wirkte noch etwas steif, doch sie bemühte sich, seinen Anweisungen Folge zu leisten. Die Umsetzung bekam sie ganz gut hin, auch wenn sie offenbar stark mit dem Kopf an die Sache heranging.
"Vergiss das Atmen nicht und stütz dich mehr von innen, nicht mit den Extremitäten." Er ließ das Holzschwert sinken und kam näher, damit sie wusste, dass sie nicht gleich wieder aufhören sollte. "Schon viel besser, ja", bestätigte er daraufhin und blieb hinter ihr stehen. Nur mit ganz behutsamem Druck legte er die Hände auf ihre Schultern. "Die kannst du mehr entspannen. Nimm sie nur zurück, nicht hochziehen." Er ließ los und legte die Fingerspitzen der Rechten dann nur für einen kurzen Moment mittig auf ihr Kreuz, dorthin, wo der Brustkorb nun den oberen Teil ihres Körpers stützte. "So ist gut."
Er trat wieder neben sie bzw. schräg vor sie. "Einfach hin und her Schwenken ist leider nicht." Seine Lippen verzogen sich erneut, diesmal jedoch zu einem schiefen Lächeln, das entschuldigend anmutete. "Wenn du es öfter machst, glaube ich nicht, dass es lange dauern wird. Wenn du einmal weißt, wie es sich anfühlt, ist es nicht schwierig. Du kannst es auch ohne Schwert machen" - er zeigte es ihr und nahm dabei die Unterarme hoch. Erst waren Handflächen und Finger lang gestreckt, sodass nur die Außenkanten der Hände und Finger zusehen waren. Anschließend schloss er sie zu Fäusten - "dann ist es eine gute Grundhaltung zum Schlagen oder Treten." Er neigte den Kopf zur Seite, dabei nun eher etwas verschlagen und verhalten schief lächelnd. "Falls ein Typ dir blöd kommt." Nur ein halber Scherz. Die meisten Frauen, die nicht beruflich mit körperlichen Auseinandersetzungen zu tun hatten, hatten keine Ahnung davon, wie sie sich selbstverteidigen konnten. Männer auch nicht, aber die waren von Natur aus schlagfertiger. Und wurden zudem nicht so oft von Frauen bedrängt wie andersherum.
Er ließ die Hände wieder sinken. "Für den Anfang ist es am wichtigsten für dich, zu wissen, wie du einen Hieb abblocken kannst und wie du einen ausführen kannst, ohne dabei sofort zur Zielscheibe zu werden." Er zog erneut das Holzschwert. "Dafür nehmen wir das hier. Es wiegt weniger, dadurch wird es weniger anstrengend. Und wir können uns nicht gegenseitig verletzen, falls etwas schiefläuft."
Arrow wartete darauf, dass Nora ihr Rapier wieder in die Scheide schob, und fragte sie, ob sie es für mehr Bewegungsfreiheit ganz abnehmen wollte. Er seinerseits trat noch einmal zurück zur Bank und legte umsichtig das Katana zu seiner Tasche, nachdem er es aus der Saya gezogen hatte, die im Anschluss in seiner Hand blieb. Nora bekam das Holzschwert.



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121Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Di Jan 09, 2024 5:11 pm

Nora

Nora

Es war der Kopf, der mir einen Strich durch die Rechnung zu machen schien und mich schon falsch positionieren ließ. Womöglich war es einfach deshalb so schwierig, weil ich mich dagegen wehrte. Ich war kein Fan vom Schwertkampf. Das war offensichtlich.
Arrow brachte sehr gute einwände und erwähnte, dass ich mich von innen mehr stützen sollte. Denn genau das brachte mich ein Stück weiter - das Atmen. Ich vergaß das Atmen... Als ich das tat, entspannte sich mein Körper etwas mehr - oder lag es daran, dass er auf mich zukam? Was es auch war - ich beruhigte mich etwas. Seine Hände auf meinen Schultern zu spüren half zu erkennen, wo sich eine Anspannung befand und dass ich mich genau da lockern sollte. Tatsächlich schaffte ich genau das zu machen, was er von mir verlangte.
Mein Herz erwärmte sich bei dieser Berührung, die ich nur sachte durch die Kleidung verspürte, aber deutlich wahrnahm. Sein Kommentar war wie Balsam auf meiner Seele. Ich blinzelte noch einige Male, ehe ich zu ihm hoch schaute, nachdem er neben mich trat. "Ohne Schwert?", entkam es mir sichtlich verwirrt, noch bevor ich darüber richtig nachdachte. Ich beobachtete, wie er die Körperhaltung nutzte und eine andere Kampfhaltung dadurch machte - ohne Schwert also. "Oh!", entkam es mir dieses Mal. Nun machte es Sinn, wie er das meinte. "Wenn mir also jemand blöd kommt", wiederholte ich und konnte dieses Mal leider nicht schmunzeln. Ja, das klang logisch - wenn ein Typ mir also blöd kam. Ich blickte in seine braunen Augen - ob es ihm also darum ging, dass ich mich verteidigen konnte, wenn er nicht da war, wie in Cern an der Bar? Daran erinnerte ich mich sehr gut, dass ich sehr froh um seine Hilfe gewesen war. Ob er ebenfalls an diese Situation dachte bei dieser Aussage?
"Alles klar", erwiderte sie sein Angebot, dass nun das Holzschwert dran war. Mit den Gedanken mitten im Training war es nun plötzlich gar nicht mehr so merkwürdig. Ich stellte mich wieder gerade hin und beobachtete die Spitze des Schwertes, wie es hinter meinem Rücken verschwand und vorsichtig in die Scheide gesteckt wurde. Im Anschluss öffnete ich auch die Halterung und trat zur Bank hin, wo ich es hinlegen konnte, ohne dass es im Weg war.
Im Anschluss übernahm ich das Holzschwert, welches er mir überreichte, während er die Saya seines Katanas in der Hand hielt. Das wirkte noch etwas merkwürdig für mich - doch das war sicher ... normal?
"Okay", meinte ich und nahm das Schwert so hoch, wie ich zuvor das Rapier gehalten hatte. Ein wenig in die Knie... das Linke weiter nach vorne... die Schultern nicht angespannt, die Spannung von innen... "Es kann losgehn", meinte ich direkt motiviert und breit grinsend.

122Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Di Jan 09, 2024 7:14 pm

Arrow

Arrow

Glücklicherweise half es Nora, dass er sie an den Schultern fasste und noch etwas sagte, um die gewünschte Körperhaltung auf entspanntere Weise einzunehmen. Innerlich hatte er kurz gezögert, zu ihr zu gehen und ihr die Position vorzugeben, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, als hätte er nur etwas an ihr herumzumäkeln. Seine Absicht wurde aus seiner Aktion aber wohl klar. Und sie waren offenbar beide zufrieden mit dem Ergebnis.
"Ja", bestätigte er, als sie seine Worte wiederholte. Er sah ihr in die Augen dabei und sein Lächeln schwand langsam. Nicht nur, weil sie es nicht erwiderte, sondern auch, weil das Thema eben kein echter Scherz war. Tatsächlich dachte er an genau die gleiche Szene wie sie. Sie würden zwar nie herausfinden, was passiert wäre, wenn er in der Herberge in Cern-Yon nicht zur rechten Zeit aus dem Zimmer gekommen und im Schankraum aufgetaucht wäre - vermutlich wäre die Barfrau Nora beigesprungen oder Nora hätte dem betrunkenen Blondi noch von sich aus eine verpasst -, aber angenehm war die Situation für sie auf keinen Fall gewesen. Nur kurz dachte er darüber nach, dass es schon irgendwie amüsant war, dass sie damals so getan hatte, als wäre sie von Amors Pfeil getroffen und total verliebt in ihn, um dem Kerl zu entkommen, obwohl sie sich kaum kannten und sehr unterschiedlich waren; dass sie seinen Arm genommen und es ihm erspart hatte, diesen um sie legen zu müssen; und dass sie ihn nun ganz freiwillig und ohne jedes Schauspiel umarmte und küsste und er sich das nicht einfach nur gefallen ließ, sondern es mochte und wollte. Und erwiderte. Dann war er wieder beim Thema und dem Fakt angelangt, dass ihm die Vorstellung überhaupt nicht passte, dass so etwas ohne sein Beisein noch einmal passieren könnte und sie vielleicht nicht wüsste, wie sie handeln konnte.
Wäre er wieder dabei, definitiv würde er sich diesmal nicht kommentarlos von ihr herumdrehen und zurück zum Zimmer ziehen lassen... Wenn Nora so einem Typen keine verpassen würde, er würde es auf jeden Fall.
Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, ihr mehr davon zu zeigen, wie sie sich ohne jede Waffe selbst verteidigen konnte, doch da es aktuell um etwas anderes ging, ließ er die Hände wieder sinken und sein Blick gab sie mit einem Blinzeln frei, ehe er fortfuhr.
Da er nur über ein Holzschwert verfügte und es hauptsächlich darum gehen würde, Nora ein paar Techniken zu zeigen, war die Saya genauso gut zur Demonstration geeignet. Außerdem konnte sich niemand an der scharfen Katanaklinge verletzen - und die Klinge würde vor allen Dingen das Holzschwert nicht zerstören. Die Saya war natürlich etwas kurz, doch es würde schon gehen.
Mittlerweile war Arrow mit der Situation so abgelenkt, dass er sich wieder richtig entspannt hatte und sich auch gut dabei fühlte, vor allem weil Nora ihm nun sogar ein breites Grinsen zeigte und ganz von allein Haltung annahm. Sie würde natürlich feststellen, dass das Holzschwert viel leichter war als ihr Rapier. Es war schwach geschwungen wie ein Katana, da es normalerweise für ein solches zur Übung diente, war etwas kürzer als das Rapier, doch es eignete sich zum Üben genauso gut für andere Schwerter. "Sehr gut", gab er lächelnd zurück und nickte dann mit einem Blick über sie zu ihr. "Siehst du, klappt doch gut." Gemeint war damit ihre Körperhaltung, bei der sie eben noch gefragt hatte, wie lange es dauern würde, sich daran zu gewöhnen.
Um auch wirklich loszulegen, zeigte er ihr am Anfang zwei grundlegende Möglichkeiten, um Angriffe von vorn abzuwehren, statt ihr gleich Vorträge über alles zu halten, was ihm dazu einfiel. Das Ziel war dabei, die Schwertklinge eines Gegners - a, abzufangen und am Körper vorbeizuleiten und mit diesem gleichzeitig auszuweichen - b, die Schwertklinge eines Gegners abzufangen und den Block in einen Angriff mit der Schwertspitze zu verwandeln. Letzteres war prädestiniert für ein Rapier, das häufiger zum Zustechen als zum Schlagen und Schneiden verwendet wurde. Arrow achtete dabei darauf, Techniken zu wählen, die es Nora erleichterten, mit der Länge und dem Gewicht ihrer eigentlichen Waffe umzugehen.
Prinzipiell waren beide Methoden nicht sehr schwierig, aber er ließ sie sie, solange sie mitmachte, zunächst trotzdem diverse Male trocken wiederholen, da er wusste, wie wichtig es war, sie verinnerlicht zu haben, bevor man es wirklich mit einem Übungspartner durchführte, der den Angreifer mimte. Er war recht unbeirrbar dabei und bat sie vorher zusätzlich noch darum, ihn langsam anzugreifen, damit sie sehen konnte, was er tat, um ihren Angriff zu blocken.
Nur nebenbei und wenn es sich anbot, ließ er Erklärungen dazu einfließen, beispielsweise, dass es eine fälschliche Annahme war, man könnte sich effektvoll duellieren, indem man die Schwertschneiden aufeinandertreffen ließ. Sie wurden nur stumpf, beschädigt oder die Waffe zerbrach sogar, sodass eigentlich immer das Ziel war, einen Angriff mit der flachen Seite der Klinge abzublocken. Ebenso wichtig war es, die Klinge immer zwischen dem Gegner und dem Körper zu haben, egal ob Kopf, Oberkörper oder die Beine.



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123Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Fr Jan 12, 2024 9:45 am

Nora

Nora

Wir beide ließen uns vom Training leiten und ablenken, sodass es nur mehr das Holzschwert, die Saya, Arrow und ich gab. Mehr brauchte es in diesem Moment nicht. Mit dem Schwert aus Holz war es viel einfacher die Haltung anzunehmen und sich wohlzufühlen. Vorallem bei dem beruhigenden Blick des Iradas und seine wohltuende Stimme und Bestätigung. Man spürte, dass ihn das sehr entspannte mit dem Schwert zu trainieren. Seine Empfindungen war wie ein See in den frühen Morgenstunden. Das teilte er mir spürbar mit und beruhigte auch mich dadurch sehr.
Ich nickte, als mein Sensei die Haltung kommentierte.
Die Technik einen Angriff abzublocken gefiel mir persönlich viel mehr als einen zusätzlichen Angriff zu starten. Ich war nicht auf Angriff aus und hatte bisher immer vermieden einen Konflikt mit dem Schwert zu lösen. Aber mit dem Gedanken, dass das alles nur Training war, unterstützte ich mich dabei, mich wohler zu fühlen. Viel mehr war es jedoch Arrow, der mich dazu bewegte weiter zu machen, den Ablauf dieser Bewegungen nochmals durchzuführen und es mehrmals zu wiederholen um es zu verinnerlichen. Es funktionierte eh relativ gut - ein Naturtalent könnte man mich nennen. Zumindest wirkte mein Freund und Lehrer sehr zufrieden mit mir, da ich auch die Wiederholungen durchführte, die er von mir verlangte. Nur bei dem Angriff brauchte ich etwas mehr Versuche, bis ich es halbwegs gut hinbekam. Das war wohl ein Punkt, den ich noch sehr häufig trainieren musste um besser darin zu werden. Generell verhielt ich mich während dem Training sehr gelassen und geduldig. Man hätte es wohl aufgrund der zuvorgehenden Ablehnung nicht gedacht, dass ich dann im Training so gut durchhalten mochte. Ausdauer war - auch wenn man mir das manchmal nicht anmerken mochte - eine meiner Stärken. Aber man konnte gut erkennen, dass es anstrengend war und ich in der Form noch wenig Erfahrung hatte.
Arrow war ebenfalls geduldig. Als Lehrer und Partner - beides machte er einwandfrei. Man spürte, wie wichtig es ihm war, dass mir das Training gefiel und ich etwas Positives herausnahm. Das tat ich auch.
Mit dem zusätzlichen Erklärungen war das Verständnis besser vorhanden, worauf ich mich da eingelassen hatte. Es gab vieles zu beachten und vieles, das wichtig war. Jedoch veränderte sich meine Einstellung zu dem Schwertkampf total. Es war sogar sehr aufregend und spannend für mich.
"Langsam verstehe ich", meinte ich nach der Übung mit dem Holzschwert und senkte es langsam. Erstmals atmete ich tief durch, ehe ich zu ihm blickte. "Für mich war immer im Kopf, dass ich einfach draufkloppen muss, damit es für mich Wirkung hat", teilte ich ihm meinen Gedankengang mit und bekam direkt ein schlechtes Gewissen. Ich presste die Lippen aufeinander. Kurz darauf löste ich sie wieder und blickte zu meinem Rapier: "Aber es ist schwierig gegen körperlich stärkere..." Das war meine Sorge, wie ich mit einem Schwert mich gegen stärkere durchsetzen konnte. Aber erstmals sollte ich den üblichen Umgang damit lernen.

124Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel Fr Jan 12, 2024 11:39 am

Arrow

Arrow

Nicht nur er, auch Nora schien sich mit der voranschreitenden Zeit zu entspannen. Man merkte ihr an, dass sie sich in die Sache hineinzudenken begann und es ihr viel leichter fiel, das zu tun, was er von ihr verlangte. Vielleicht bekam sie nun ja sogar am eigenen Leib zu spüren und konnte verstehen, warum die Übungen, sofern man einmal wusste, wie es ging, eine wirklich gute Möglichkeit boten, um herunterzukommen und sich abzulenken. Es sei denn natürlich, man war in einem intensiven Übungskampf, für den man sich noch mal anders konzentrieren musste. Während Arrow schlichtweg nicht dafür gemacht war, still an einer Stelle zu hocken und dort meditierend auszuharren, war die Wiederholung von Bewegungsabläufen für ihn fast der perfekte Weg, um sich auf sich selbst zu besinnen und den Kopf freizukriegen.
Nora stellte sich als sehr gelehrig heraus; etwas, das man nicht unbedingt erwartet hätte, als zuvor nur das Gespräch auf den Schwertkampf gefallen war und sie noch mit dem Rapier da gestanden hatte, in dem Versuch, die richtige Haltung zu finden. Arrow war sehr zufrieden mit ihr und ließ es sie auch wissen, wenn sie etwas gut machte. Auch wenn er sich mit übermäßigem Lob zurückhielt, damit sie nicht nachlässig wurde oder sich darauf ausruhte. Dadurch wurde es für sie beide nicht zu einer langwierigen, zähen Geduldsprobe, sondern kamen sie gut voran.
Tatsächlich fiel ihr der zweite Block mit Angriff schwerer als der erste, was den Verdacht, dass sie mit Schützen besser zurechtkam als mit Angreifen, weiter stützte. Da sie jedoch auch diese Übung ohne Meckern durchzog, hatte er nichts dagegen, als sie das Holzschwert schließlich sinken ließ. Eine kurze Pause hatte sie sich verdient.
Ihm war anzusehen, dass sein Gemüt sich wieder aufgehellt hatte. Er legte keinen Wert darauf, dass Noras Interesse für die Schwertkunst sich mit seiner deckte, doch dass sie es nun doch so gut annahm und er sich zwischendurch sogar einbildete, dass sie Spaß daran hatte – zumindest an der körperlichen und koordinatorischen Herausforderung -, gefiel ihm natürlich. Sicher war auch nicht ganz zu verachten, dass sie in physischen Kontakt miteinander treten mussten, wenn auch weniger direkt mit dem Körper als mehr mit Saya und Holzschwert. Es gab hier mehr positive Reize für ihn, als man auf den ersten Blick denken mochte.
"Das ist eine weit verbreitete Annahme", erwiderte er und folgte ihrem Blick zu ihrem Schwert. "Körperliche Stärke kann dabei ein genauso großer Nachteil sein wie ein Vorteil. Ausweichen oder die Kraft des Angriffs abzuleiten sind beispielsweise zwei Möglichkeiten, sie gegen den Angreifer einzusetzen. Ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen oder mit einem Konter zu starten, während er sich noch fangen muss, zwei weitere." Er sah sie wieder an und lächelte leicht. "Ich bin selbst nicht besonders kräftig. Geschicklichkeit und Geschwindigkeit sind daher mein Vorteil. Und deiner sicher auch." Wenngleich sein Körper sichtbarer für das geformt war, worüber er sprach, als der ihre.
Er überlegte kurz und streifte das Rapier dabei erneut mit dem Blick. Dann trat er kurz zur Bank und holte die Bambusflasche aus dem Rucksack. "Natürlich ist es trotzdem wichtig, die erforderliche Kraft zu besitzen, damit du dein Schwert benutzen kannst, ohne dass deine Muskulatur zu schnell ermüdet. Ausdauer ist aber am wichtigsten. Du wirst feststellen, dass beides von allein kommt, wenn du oft genug übst. Zumindest für das, was du vorhast, wird es ausreichen. Und die richtige Technik spart dir außerdem unnötigen Kraftaufwand und Atem." Nein, sie würde sicher nicht mit Krafttraining, Laufen und einer strikten Diät anfangen müssen, damit sie sich gut schlagen konnte. Sie konnte natürlich, wenn sie wollte.
Er reichte Nora die Flasche, damit sie etwas von dem Wasser darin trinken konnte. "Brauchst du eine Pause oder willst du weitermachen?" Er verschwieg ihr, dass sie am nächsten Tag Muskelkater haben würde, obwohl sie gerade scheinbar gar nichts so Schweißtreibendes tat.



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125Die weiten Ebenen von Lasaliel - Seite 5 Empty Re: Die weiten Ebenen von Lasaliel So Jan 14, 2024 9:56 am

Nora

Nora

Herunterkommen und ablenken taten wir uns gerade sehr - das Training miteinander half dabei. Es war eine ganz andere Ebene in der wir zusammen arbeiteten, als die Zeit, die wir zuvor miteinander verbrachten.
An und für sich war ich gar nicht so untalentiert bzw. lernte ich doch recht gut dazu. Doch der Angriff war gar nicht so leicht, wie er bei Arrow aussah. Das war also etwas, was ich noch intensiver üben musste, wenn ich es denn wirklich können wollte.
Da sich der Windgeist lockerte, tat ich es auch. Seine Empfindungen waren ansteckend was im aktuellen Status sogar sehr gut war um das Training positiv zu absolvieren. Immer wieder hatten wir starken Blickkontakt, standen uns direkt gegenüber und sprachen miteinander. Es war sehr intensiv vom Empfinden und dem Wechsel von Anspannung und Entspannung. Doch es funktionierte überraschend gut.
Eine Pause war sicher nicht verkehrt, weswegen wir an die Bank zurück traten und erstmals unsere Hände frei machten. Ich horchte auf, als er mir erläuterte, dass körperliche Stärke Vor- und Nachteile hatten. So hatte ich das Ganze noch gar nicht gesehen, aber er hatte natürlich recht.
Sein Lächeln tat meiner Seele gut. Es verursachte ein wohliges Empfinden in meiner Brust und umfasste mein Herz wie einen Schleier.
"Ausdauer ist im Normalfall nicht meine Schwäche. Besonders nicht bei diesem leichten Holzschwert", erläuterte ich und tat Kund, dass mir das keine Probleme verursachen würde. Training mit dem Rapier sah dann schon wieder anders aus. "Es ist sehr viel Kopfsache, von daher braucht man auch mental eine gute Ausdauer, oder?", suchte ich die Bestätigung meines Gedankengangs.
Tief durchatmend versuchte ich mich wieder zu fangen und nahm die Wasserflasche entgegen, die er mir überreichte. Er fragte nach einer Pause. "Gib mir ein paar Minuten", antwortete ich darauf, ehe ich die Flasche an meine Lippen und den Kopf in den Nacken legte um mehrere große Schlücke daraus zu trinken. Es war schon anstrengend, da ich diese Form des Trainings noch nicht hatte. Als ich fertig war, übergab ich die Flasche wieder dem Besitzer zurück, welcher bestimmt ebenfalls durstig war.
"Mein Vater wird sicher dankbar sein, wenn ich den richtigen Umgang mit dem Schwert erlerne", teilte ich meinen Gedanken mit und verstand erst jetzt, dass ich ja noch meinen Eltern erzählen musste, dass ich jetzt einen Partner hatte. Auweia, wie würden sie das aufnehmen? Yorik kannten sie damals ja besser und auch da war mein Vater sehr ... merkwürdig gewesen zu Beginn. Er tat sich schwer dabei seine Kleine einem anderen Mann anzuvertrauen.
Ich schmunzelte, wurde aber ziemlich schnell wieder ernst. Das Gefühl, irgendwann wieder nachhause zu müssen, war ganz und gar nicht schön. Aber ... "Vielleicht muss ich ja nicht alleine wieder zurück?" Erneut ein Gedanke, der mich tief durchatmen ließ. Alles mit der Ruhe...
"Für dich wirkt es nicht sehr anstrengend, eh?", meinte ich, als ich ihn musterte und für einen Moment genauer betrachtete. Er war es eindeutig gewohnt dieses Training.

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