Vulkangegend und kahle Felsen

Es blieb in den ersten Momenten still zwischen ihnen, wenn Tia nicht gerade noch eine Anweisung oder Tipps gab, wie man am besten an besonders gut sichtbare und dadurch wahrscheinlich auch hartnäckigere Flecken heranging. Wenn sie ein Kleidungsstück wiedererkannte und wusste, ob bereits Flecken darin gewesen waren, die nicht herausgingen, erwähnte sie auch das, damit die anderen beiden sich nicht umsonst Mühe machten.
Danach fing sie ein wenig an zu plaudern und erzählte von einem Fest, das in ungefähr zwei Wochen hier stattfinden würde und auf das die Kinder sich schon freuten. Sie teilte ein paar Neuigkeiten mit Brianna, die sich seit ihrem letzten Besuch ergeben hatten. Auch Brianna erzählte, wie es ihr seitdem ergangen war und dass sie schon gespannt war, was in Nevo an Arbeit auf sie warten würde, wenn sie wieder ankam. Rhiann wurde nicht aktiv in das Gespräch einbezogen bzw. erwartete niemand von ihr, dass sie sich einschaltete oder etwas erzählte, doch die Option stand ihr immer offen. Von Brianna aus ganz bewusst; Tia hatte vermutlich dadurch selbiges einfach im Gespür.
"Ihr seid wirklich eine große Hilfe. Besonders heute haben sich die ganzen zu erledigenden Sachen ein wenig aufgestaut", sagte Tia nach einer Weile und schaute von den beiden zum Fenster hin, vor dem das Licht sich ein wenig veränderte. Sie zog die Hände aus dem Wasser und schüttelte sie aus. "Würde eine von euch mir eben mit dem Wasserholen helfen? Die andere kann weitermachen."
Brianna wechselte einen Blick mit Rhiann. Ihr war es egal, wer von ihnen mit Tia mitging. Wasser zur tragen war zwar vom Gewicht her schwerer, aber die Kleidung auf den Waschbrettern intensiv auszureiben, ging ebenfalls ziemlich auf die Arme und war nicht minder anstrengend.

Während wir arbeiteten, konzentrierte ich mich auf das was ich tat, nachdem ich nicht mehr so sehr zu den anderen schielen musste um mir abzuschauen wie sie es machten. Ich folgte Tias Rat, wenn sie einen gab. Was die Flecken und sonstiges anging, verhielt mich aber ansonsten eher ruhig. Auch an dem Gespräch beteiligte ich mich nur wenig und eher der Höflichkeit halber, wenn es sich ergab. Selbst erzählen tat ich nichts, denn es sah glücklicherweise auch nicht so aus, als erwartete das irgendjemand.
Tia schien immerhin trotz allem auch ziemlich dankbar für unsere Hilfe zu sein. Ich dagegen freute mich schon auf das Bad, denn auch wenn die Arbeit nicht schwierig war, wurde sie mir der Zeit schon ein wenig anstrengend, vor allem nachdem ich auch so eine lange Reise hinter mir hatte. Aber ich beschwerte mich natürlich nicht.
Schließlich war es wohl soweit, dass wir das Wasser holen konnten, und ich tauschte eineh Blick mit Brianna, um zu sehen, wer von uns gehen sollte. Da sie sich nicht sofort meldete, und die Entscheidung offenbar mir überließ, zog ich das Kleidungsstück, das ich gerade in der Wanne hatte, heraus. "Ich komme mit", meldete ich mich freiwillig und wusch noch schnell die letzte Seife auf, ehe ich das Kleidungsstück auf den sauberen Stapel legte und mich Tia zuwandte, um ihr zu folgen.

Brianna nickte und Tia gab ein leises "in Ordnung" von sich. Sie hatte es nicht eilig und wartete geduldig, bis Rhiann soweit war. Dann führte sie sie zurück zur Küche. Es gab ein großes Behältnis aus Metall, in dem sich offensichtlich kochendes oder fast kochendes Wasser befand. Groß genug für Fassungsvermögen für den ganzen Zuber war es nicht - aber es würde sich ja auch niemand in kochendes Wasser setzen.
"Wir müssen zuerst ein paar Eimer Wasser aus dem Wasserspeicher vor der Tür holen und füllen hinterher das heiße Wasser drauf", erklärte Tia und führte Rhiann noch einmal nach draußen, wo sich an der Ecke des Hauses unweit der Terrassentür ein großer Behälter befand. Durch einen Wasserhahn ließ sich Wasser ablassen, und man konnte einen Eimer darunter stellen. Vier Eimer standen schon parat.
Tia begann, immer zwei davon aufzufüllen, sodass Rhiann und sie abwechselnd mit zwei Eimern zurück zum Badezimmer laufen konnten, während der andere die Eimer wieder auffüllte. Es würde leider eine Weile dauern, bis der Zuber ausreichend zum Baden gefüllt war. Aber das war eben so. Brianna bot an, mit Rhiann zu tauschen, nachdem sie einige Male hin und her gelaufen war. Das Leben im Dorf war leider nicht so einfach wie in den Städten, wo es je nach Einkommensschicht auch schon enorme Unterschiede gab. Aber auch weniger kompliziert und die Leute beschwerten sich nicht.

Sobald ich fertig war und Tia in die Küche folgte, empfand ich das ganze noch seltsamer, als sie mir erklärte, wie das mit dem Bad hier funktionieren würde. Ich ließ mir aber natürlich nichts anmerken und nickte nur mit einem "Okay" auf ihre Erklärung hin, während ich ihr nach draußen folgte. Zuhause war es definitiv einfacher und sicher auch angenehmer, an ein Bad zu kommen. Das ganze hier jeden Abend durchzumachen, konnte ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht badeten sie ja auch nicht jeden Tag.
Draußen angekommen sah ich zu, wie Tia den ersten Eimer mit Wasser füllte, und half ihr dann dabei, die Eimer nach drinnen zu tragen. Kompliziert war es nicht, aber für mein Empfinden wirklich sehr umständlich und ich sehte mich zu den heißen Quellen zuhause zurück, wo man einfach hinein konnte. Außerdem waren die Eimer schwer und nach ein paar Runden hin und her, wurde es auch wirklich anstrengend. Als ich sah, wie langsam wir vorankamen, war ich erst recht nicht mehr so angetan von dieser Art zu baden. Aber es gab wohl keine andere Möglichkeit.
Dankbar nahm ich Briannas Angebot zum Tauschen an und überließ ihr die Eimer, dafür stellte ich mich wieder an den Bottich und wusch weiter die Kleidung, was durchaus einfacher war. Je nachdem wie lange es dauerte, den Zuber genug zu füllen, würde ich ihr aber auch noch einmal anbieten zu tauschen, denn jetzt wusste ich ja wie anstrengend das war. Ich freute mich jedenfalls jetzt definitiv mehr denn je auf das Bad, wenn das hier endlich geschafft war. Immerhin war der Wäschestapel deutlich geschrumpft und es war davon nicht mehr viel übrig.

Während Rhiann und Tia damit beschäftigt waren, die Eimer erst mit kaltem Wasser zu füllen und hereinzubringen, kümmerte Brianna sich weiter relativ fleißig um die Wäsche. Sie kam gut voran, war jedoch ebenso wenig geübt darin wie Rhiann, sodass sie weniger schaffte als Tia es getan hätte. Mit einem Nicken setzte sie ihr Angebot, die Arbeit zu tauschen, schließlich in die Tat um, sodass Rhiann wieder mit Schrubben und Waschen und sie mit Schleppen beschäftigt war. Auch für sie war die Arbeit anstrengend, obwohl sie körperlich nie besonders untätig war. Aber die Reise war eben anstrengend gewesen und die Aussicht auf eine baldige Pause im heißen Bad half auch nicht so ganz, es ihr leichter zu machen, dass sie dafür erst einmal ihr Badewasser selbst tragen musste.
Sie tauschte insgesamt noch zweimal mit Rhiann, sodass sie beide zweimal mit dem Tragen beschäftigt waren, während die andere weiter wusch. Endlich ging es dann am Ende nämlich an das fast kochende Wasser, dass den Rest kaltes im Zuber genug durchmischte und soweit erhitzte, dass es angenehm warm sein würde.
"Ich wasche den Rest der Kleidung", verkündete Tia, weil immer noch etwas übrig war. "Ihr könnt nun baden und dann die Kinder reinholen, in der Zwischenzeit sollte ich hiermit fertig werden." Sie lächelte freundlich, als Brianna den letzten Eimer heißes Wasser in den Zuber goss, der nun auch recht voll war und dampfte.
Die äußerlich jünger erscheinende Frau mit dem rotbraunen Haar seufzte erleichtert und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. "Danke. Ich dachte schon, wir werden es nie schaffen", meinte sie schief grinsend und schaute dann zu Rhiann.
Tia händigte ihnen Seife und ein paar andere Waschutensilien aus und Brianna zögerte gar nicht lange und begann sich auszuziehen, während die Hausherrin sich wieder der Wäsche zuwandte. Da sie genauso hitzeunempfindlich war wie Rhiann, konnte sie nicht nur die Zehen ins Wasser eintauchen, um die Temperatur zu testen, sondern stieg gleich in den Zuber hinein und setzte sich, sodass die andere noch genug Platz hatte, um dazuzukommen. Sie seufzte wohlig.

Jetzt wo es fast geschafft und das Bad in greifbarer Nähe war, kam es mir so vor, als würde alles noch viel länger dauern - vielleicht auch weil den Berg Wäsche alleine zu waschen eben länger dauerte, und das Wasser Schleppen sowieso langsam voranging. Ich wollte jetzt nur noch endlich fertig werden und baden.
Trotzdem tauschte ich natürlich mit Brianna, denn wir würden nicht fertig werden, wenn wir nicht weitermachten, und ich konnte ihr nicht alleine das ganze Schleppen überlassen.
Als Tia endlich verkündete, dass wir jetzt baden konnten und sie den Rest der Wäsche übernehmen würde, dass also der Bottich bereit war, atmete ich erleichtert aus und legte das Kleidungsstück, mit dem ich gerade fertig geworden war, zu den anderen auf den - deutlich gewachsenen - sauberen Stapel. Ich lächelte Tia an, ohne meine negativen Gedanken zur Schau zu stellen. "Danke." Auch wenn ich es nicht laut sagte, teilte ich Briannas Gefühl, dass das ganze deutlich länger gedauert hatte, als ich gedacht hatte, und warf ihr dabei einen Blick zu.
Wie machte sie das nur? Das hier war SO umständlich! Ob es überall so kompliziert war, an ein Bad heran zu kommen?
Doch ich sagte nichts, sondern machte mich jetzt erleichtert daran, mich ebenfalls auszuziehen und meine dreckige Wäsche zu der restlichen zu legen, ehe ich in den Bottich stieg. Mit der Hitze hatte ich natürlich ebenso wenig Probleme wie Brianna, manche der Quellen zuhause waren eher noch heißer, aber nach dieser langen Reise und der Anstrengung war das hier schon wunderbar.
Ich seufzte zufrieden und ließ mich ganz hinein sinken, bis nur noch mein Kopf herausschaute. So blieb ich auch erstmal ein wenig und genoss das Gefühl, ehe ich damit begann, mich richtig zu waschen, einschließlich meiner Haare und allem. Ich hatte das Bad wirklich dringend nötig.

Tia nickte nur und wandte sich wieder der Wäsche zu, damit die beiden anderen sich in Ruhe entkleiden und ins Bad steigen konnten. Ein leises Glucksen war zu hören, als erst Brianna, dann auch Rhiann zufrieden seufzten. Es war wohl wirklich offensichtlich, wie gut ihnen das warme Wasser tat und dass dieses auch dringend nötig war.
Brianna blieb wie Rhiann auch erst einmal nur so in dem Zuber sitzen, wollte sich aber auch nicht zu ewig Zeit lassen. Das Wasser würde nicht für immer so warm bleiben und die Kinder mussten auch noch hinein. Auch wenn noch etwas heißes Wasser beim Ofen übrig war, sodass man abkühlendes entfernen und frisches hinzugeben konnte, um die Hitze wieder zu erhöhen.
Sie griff sich einen Schwamm und Seife, nachdem sie mit dem Kopf einmal ganz untergetaucht war, um ihr Haar richtig nasszumachen. mit der Seife schäumte sie es ein und rieb dann die Haut damit etwas ab, ehe der Schwamm zur Hilfe genommen wurde und sie Schweiß und Schmutz energischer abrieb. Die Haare spülte sich zum Schluss gründlich wieder ab.
"Ah, Moment, ich bringe euch die Handtücher?", sagte Tia, die mitbekam, dass die anderen beiden Frauen nun langsam fertig wurden, und kam auf die Beine, um die Handtücher herüberzuholen, damit die beiden nicht nass durch den Raum laufen mussten. "Ich gehe eben die Kinder holen." Sie lief hinaus und Brianna kam nun wieder auf die Beine und wickelte sich in das von ihr gebrachte Handtuch ein, sodass sie anschließend aus dem Zuber steigen und sich richtig abtrocknen konnte.
"Schon erstaunlich, wie viel besser es einem geht, wenn man wieder sauber ist und vorher wirklich ein Bad gebrauchen konnte, oder?", meinte sie dabei zu Rhiann und grinste. Sie rubbelte sich grob durch die Haare und zog sich dann die Unterwäsche wieder an, um sich anschließend etwas länger um die lange Mähne zu kümmern.

Für mich war es natürlich ebenso ungewohnt, dass das Wasser nicht einfach warm blieb, sondern mit der Zeit abkühlte, und wir daher nicht ewig Zeit für unser Bad hatten - auch wenn das natürlich alles logisch war. Aber ich hatte ja schon gedanklich festgestellt, dass das Baden hier sehr viel umständlicher und ehrlich gesagt auch nicht so angenehm war wie Zuhause. Auch die Temperatur des Wassers könnte für mich deutlich wärmer sein. Aber ich sagte nichts dazu, schon gar nicht während Tia noch hier war. Das war wohl der Preis, von Zuhause wegzugehen. Und ein kompliziertes, warmes Bad war immer noch besser als gar keins.
Nachdem ich mich fertig gewaschen und Tia die Handtücher gebracht hatte, stieg ich ebenfalls aus dem Wasser und trocknete mich ab. Meine Haare waren da deutlich pflegeleichter als die von Brianna, dafür hatte ich meine Flügel, die ich aber nur vorsichtig ein wenig abwischte und mich dann erst einmal wieder anzog.
"Ja", antwortete ich auf Briannas Kommentar hin dabei und lächelte. Kurz überlegte ich, ihr meine Gedanken mitzuteilen, ließ es aber dann bleiben und fügte nur hinzu: "Das hab ich wirklich gebraucht." Nach einer Woche in der kahlen Wildnis fühlte sich das hier trotz all der Umstände unglaublich gut an.
Tias Kleid, als ich es schließlich angezogen hatte, war mir tatsächlich etwas groß, aber nicht so dass es schlimm gewesen wäre, es ging trotzdem ganz gut. Und es gefiel mir auch. Es ließ meine Flügel frei, die ich, als ich fertig war, hob und ein wenig schüttelte, nachdem ich ein wenig von Brianna zur Seite getreten war, um das Wasser schneller aus ihnen heraus zu bekommen. Nasse Flügel waren ein unangenehmes Gefühl. Währenddessen trocknete ich auch meine Haare noch ein wenig mit dem Handtuch nach, aber die brauchten nicht so viel und würden auch recht schnell trocknen, sodass ich sie schließlich nur noch mit den Fingern ein wenig durchkämmte und ordnete.

Auch Brianna hätte heißeres Wasser gut ausgehalten und noch mehr gemocht als das warme vom Ofen. Aber anders als Rhiann kam sie nur selten in den Genuss, in die heißen vulkanischen Quellen ihrer Heimat zu steigen. Das Wasser in den Thermalbädern Nevos war ebenfalls heißer als dieses Badewasser hier, aber die Temperatur wurde mit kaltem Wasser angepasst, damit auch Menschen, die Hitze gegenüber nicht so unempfindlich waren, ein heißes Bad genießen konnten, ohne sich zu verbrühen oder innerlich zu kochen. Außerdem hatte sie nun schon so oft fernab der Heimat gebadet und war dafür sogar schon das eine oder andere Mal in einen kühlen See oder fließendes Gewässer gestiegen, dass sie nicht wählerisch war und jeder Badesituation etwas Gutes abgewinnen konnte. Kalt zu baden konnte ebenfalls sehr wohltuend und vor allem erfrischend sein. Die rituelle Reinigung und Meditation unter einem Wasserfall half, mit sich selbst in Einklang zu kommen und sich zu konzentrieren.
Aber das alles war ja gerade nicht Thema oder überhaupt einer ihrer Gedanken. Sie war froh um das heiße Bad und vor allem die Seife und dass nun vor allem Staub und Schmutz Geschichte waren. Ein Blick in den Zuber verriet, dass das Wasser darin nicht mehr ganz klar war, doch die Kinder konnten guten Gewissens einsteigen. Vor allem, wenn man noch etwas frisches hinzugab.
Sie schenkte Rhiann noch ein Lächeln, ehe sie auch in ihre Hose wieder hineinschlüpfte und sich ihre Tunika überwarf. Ihre Haare waren wegen der Länge und Fülle zwar noch weiter von Trocken entfernt, aber sie wollte Tia trotzdem helfen, indem sie mit dem einen Eimer Wasser abschöpfte und es in einem Ablauf im Raum ausgoss. Das wiederholte sie noch ein paar mal und wollte gerade dazu übergehen, heißes Wasser aus der Küche zu holen, als die Frau mit ihren drei Kindern wieder hereinkam. Das Mädchen, ein Junge und noch ein weiterer Junge waren bei ihr. Letzerer war wohl der kleinste und vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Das Mädchen war alterstechnisch mit dem anderen Jungen gleichauf, denn sie waren Zwillinge, auch wenn sie sehr unterschiedlich aussahen.
"Da sind wir schon!", verkündete Tia und scheuchte die drei zum Zuber. "Ah, hast du schon etwas Wasser rausgeholt? Danke. Ich helfe eben mit dem frischen." Sie wandte sich von Brianna an Rhiann: "Wenn du fertig bist, kannst du auch schon mitkommen, ihr könnt euch gleich um die Kartoffeln kümmern." Sie wirkte nun etwas durchgetaktet, was bei einer Familie mit drei Kindern und viel Hausarbeit wohl nicht weiter verwunderlich war.

Während ich mich noch fertig machte, beobachtete ich, wie Brianna etwas von dem Wasser aus dem Bottich holte und abgoss. Zuerst fand ich das etwas merkwürdig, aber dann kam mir die Idee, dass es wohl dazu diente, frisches, heißes Wasser einzufüllen, damit es wieder wärmer war und auch ein wenig sauberer. Das ganze machte schon Sinn. Aber nunja, wie ich schon oft gedacht hatte: sehr umständlich.
Es dauerte auch nicht mehr lange, bis das Getrappel von Kinderfüßen zu hören war und Tia mit drei Kindern hereinkam. Das Mädchen erkannte ich von vorhin wieder. Keines der drei Kinder sah besonders begeistert aus von der Aussicht auf das Bad, und ich konnte verstehen, weshalb Tia nun ein wenig mehr anzog als vorhin. Mir war zwar jetzt nach dem Bad zwar eher nach Ausruhen zumute, aber dann würden wir wohl nichts zu Essen kriegen, das Abendessen musste schließlich auch noch vorbereitet werden. Also nickte ich auf Tias Worte hin und trat zu ihr. "Ja, ich bin soweit."
Die Aussicht auf eine richtige, gute Mahlzeit half auch dabei, meine Motivation ein wenig anzuspornen, auch wenn ich nun wirklich keine Lust mehr auf weitere Hausarbeit hatte. Aber Hunger hatte ich, und ich hatte auch nicht vergessen, dass wir hier Gäste waren und uns erkenntlich zeigen mussten.

Tia nickte, als sie Reaktionen von beiden anderen Frauen bekommen hatte, und ging mit ihnen zur Tür. „Und ihr ab ins Wasser!“, meinte sie noch über die Schulter zu den Kindern zurück und schmunzelte, wenn auch ihre Worte keine Widerrede duldeten.
In der Küche angekommen, kramte sie eine große Pfanne hervor sowie zwei Schüsseln und erklärte, dass sie Bratkartoffeln mit Speckwürfeln und Zwiebeln machen wollte. Dafür mussten die Kartoffeln geschält, gewaschen und geschnitten werden, und bei sieben Leuten waren das einige Kartoffeln. Daher bat sie die beiden Frauen darum, sich schon mal ums Schälen zu kümmern, sie wollte mit dem Weiteren helfen, sobald sie mit den Kindern und der Wäsche fertig war.
„Ich hole eben die Kartoffeln. Die Schalen könnt ihr in diese Schüssel geben.“ Sie deutete auf das eine Gefäß und schnappte sich dann das andere, um die Kartoffeln zu holen.
Während Brianna daraufhin damit loslegte, das restliche heiße Wasser in den Waschraum zu bringen und sicherzustellen, dass die Kinder in den Zuber stiegen, kam sie mit der gefüllten Schüssel wieder und legte für Rhiann und Brianna Messer heraus. „Falls ihr mit dem Schälen schon fertig sein solltet, bevor ich wiederkomme, wäre es nett, wenn ihr einfach mit Waschen und Schneiden weitermacht“, meinte sie dabei. Ihr Blick wanderte einmal über Rhiann. „Schade, dass dir das Kleid etwas zu groß ist. Es sieht hübsch an dir aus.“ Sie lächelte und machte sich dann auf den Weg zurück in den Waschraum.
Brianna war bald fertig, sodass sie mit der jungen Feuerfee zusammen sich den Kartoffeln widmen konnte. “Oh, ich hätte nicht erwartet, dass das Messer so scharf ist…“, bemerkte sie leise, als sie die erste Kartoffel nahm und mit der Messerklinge unter die Schale fuhr. Sie glitt hindurch wie Butter. “Langsam bekomme ich echt Hunger…“

Ich lächelte leicht, während ich mich abwandte und zurück in die Küche ging, nachdem Tia die Kinder nochmal deutlich ermahnt hatte. Ich war ganz froh, dass ich mich nicht darum kümmern musste. Essen vorbereiten war doch um einiges einfacher.
Es dauerte nicht lange, bis Tia uns erklärt hatte, was wir tun mussten, und dann auch eine große Schüssel mit Kartoffeln brachte. "Alles klar", sagte ich und griff schonmal nach einem Messer. Das hier entsprach schon eher den Dingen, die ich auch Zuhause manchmal tat, auch wenn ich nicht für das Zubereiten des Essens zuständig war. Und meine Familie war groß. Ich war große Mengen Essen gewohnt.
Ich schluckte den unangenehmen Stich herunter, der in mir aufkam, als ich an meine Familie dachte, und wurde auch ein wenig von Tias Kommentar abgelenkt, der mich leicht lächeln ließ. "Danke... Und ist nicht schlimm, es geht schon", versicherte ich und blickte an mir hinab auf das Kleid. Außerdem war es ja nur geliehen, da musste es nicht perfekt passen.
Während die anderen beiden Frauen sich dem Waschraum widmeten, begann ich mit den Kartoffeln und war gerade eigentlich auch ganz froh um diese ruhigere Arbeit, die nicht anstrengend war. Es würde sicher bald monoton werden, aber das machte nichts, bis dahin wäre ich sicher bald fertig.
Brianna kam auch nach kurzer Zeit, um mir zu helfen, und ich warf ihr einen Blick zu bei ihrem Kommentar und lächelte schief. "Oh ja, ich habe schon Hunger." Ich war ja auch schon etwas länger unterwegs als sie und hatte schon länger mit dem Essen sparen müssen. Daher freute ich mich auf das Essen. Und dann hoffentlich auch bald auf ein weiches Nachtlager. Oder Zumindest aufs Ausruhen, bevor ich endgültig schlafen ging.

Briannas Lächeln wurde etwas breiter bei Rhianns Reaktion. "Dann werden wir besser schnell fertig", meinte sie mit einem Zwinkern und widmete sich auch gleich den noch ungeschälten Kartoffeln.
Ihr taten ein wenig die Oberarme vom Schleppen und Kleidungschrubben weh, sodass auch sie ganz froh war, dass das Schälen nicht so anstrengend war und auch eher in die Finger und das Handgelenk ging als in den Arm. Aber sie war zuversichtlich, dass sie keinen Muskelkater davon bekommen würde. Ihr Körper war Belastung gewöhnt und sie war für eine Frau recht trainiert. Nun ja, auch wenn es nicht bedeutete, dass sie keinen Muskelkater mehr bekam, wenn sie etwas tun musste, was sie nicht gewohnt war. Sie würde sehen.
Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich während ihrer einfachen Arbeit mit Rhiann zu unterhalten oder ihr etwas zu erzählen. Die Kinder hatten sie schon genug mit Fragen gelöchert und aktuell hatte sie nicht den Eindruck, dass sie die junge Fee ablenken oder ihren Kopf mit anderen Dingen beschäftigen musste. Falls doch, konnte sich immerhin auch Rhiann melden und etwas von sich geben. Sie dachte aktuell jedoch auch nicht so recht daran, da das Bad sie ein wenig müde gemacht hatte und auch sie froh war, wenn das Tagwerk endlich erledigt, das Essen gegessen war und sie sich ins Gästezimmer zurückziehen konnte. Heute würde sie auf keinen Fall besonders lange wach bleiben.
"Ah", machte sie irgendwann, als der geschälte Kartoffelhaufen bereits größer war als der ungeschälte, "Hast du schon überlegt, ob du morgen noch hier bleiben oder weiter möchtest? Oder möchtest du das erst morgen entscheiden, wenn wir uns gut ausgeruht haben?" Sie schaute kurz zu Rhiann und griff sich die nächste Kartoffel.

Mein schiefes Lächeln zuckte noch einmal etwas in die Breite bei Briannas Antwort, aber ich erwiderte nichts mehr, sondern wandte mich wieder der Arbeit zu. Die Aussicht auf das Ergebnis war auf jeden Fall ein guter Ansporn.
Auch ich hatte nicht das Bedürfnis nach einem Gespräch, nicht nur weil mir allgemein nicht mehr nach belanglosen Alltagsgesprächen zumute war - und es vor allem mit Brianna noch etwas schwierig war - sondern auch weil ich müde war und einfach nur schnell fertig werden wollte, um mich ausruhen zu können. Meine Gedanken schweiften bald auch wieder ab, denn die Arbeit war ja nicht kompliziert, aber es hielt sich in Grenzen und ich versuchte selbst, mich auf das Kartoffelschälen zu konzentrieren und nicht meinen trüben Gedanken nachzuhängen. Das konnte - und würde ich wohl oder übel - noch genug tun, wenn ich wieder alleine war.
Briannas Frage schließlich unterbrach die Stille zwischen uns, aber ich ließ den Blick zunächst weiter auf meinen Händen ruhen, während ich weiter die Kartoffel schälte, bei der ich gerade war. Ich antwortete nicht sofort, sondern überlegte kurz.
In diesen wenigen Augenblicken gingen mir verschiedene Gedankenfetzen durch den Kopf; meine Müdigkeit und die lange Reise, die Fremdheit dieses Ortes, die Familie, Nayol, aber auch Vater. Zu vieles, um es mir jetzt schnell überlegen zu können.
"Ich denke, es macht Sinn, zuerst auszuruhen und morgen weiter zu sehen", sagte ich dann, da Brianna mir schon diese Option gegeben hatte. Ich legte die Kartoffel beiseite und griff nach der nächsten.
Ob ich noch einen weiteren Tag hier bleiben wollte, da war ich mir noch nicht sicher. Natürlich war Tia wirklich nett und es war auch schön, nicht mehr nur auf Reisen zu sein und unter freiem Himmel zu schlafen. Aber auf der anderen Seite fühlte ich mich noch ein wenig überwältigt von dem ganzen hier, weil es so fremd war und mich gleichzeitig an Zuhause erinnerte.
Das wollte ich vor Brianna allerdings nicht erläutern. Daher beließ ich es bei meiner einfachen Antwort auf ihre Frage.

Sie drängte Rhiann nicht zu einer Antwort, was allerdings auch daran lag, dass ihr klar war, dass sie darüber vielleicht nachdenken musste, und sie es ja auch nicht eilig hatte, das Ergebnis zu kennen. Sie machte sich ihre eigenen Gedanken dazu, und wie sie gesagt hatte, kam es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht an. In Nevo würde sie wieder anderen Aufgaben nachgehen müssen, aber sie hatte sicher auch dort noch genug Zeit, um ein wenig auf Rhiann zu achten. Zumal ihr erster Besuch in einer großen Stadt sicher noch sehr viel fordernder und anstrengender sein würde als hier. Das Dorf sah anders aus als das, wie ihr Stamm auf den Vulkanfeldern lebte, aber es war und blieb eine kleine Gemeinschaft, die ihrer nicht so unähnlich war.
In Nevo war das ganz anders. Es gab weniger Zusammenhalt, es war lauter, voller ud ... einfach nicht vergleichbar hiermit oder dem Leben im Stamm.
"In Ordnung", sagte Brianna mit einem leichten Lächeln. Sie fasste sich ihr Haar etwas im Nacken zusammen, weil ihr die nun fast trockenen Strähnen über die Stirn ins Gesicht rutschten, und wandte sich dann wieder den Kartoffeln zu.
Irgendwann waren Tia und die Kinder zu hören, und die Frau kam bald wieder zu ihnen zurück, um zu sehen, wie es lief. "Ich hänge noch schnell die Wäsche auf, dann helfe ich", sagte sie und verdammte die Kinder dazu, ihr beim Wäscheaufhängen zur Hand zu gehen. Ob sie mit ihnen so viel schneller war, als ohne sie, stand in den Sternen, doch sie kam wieder, als die Kartoffeln soweit vorbereitet waren.
"Vielen Dank. Ihr könnt den Tisch decken und wir können gerne schon mal einen Tee kochen. Wollt ihr euch noch mal zurückziehen? Das Braten bekomme ich alleine hin."
"Ich werde hier bleiben", sagte Brianna, sprach jedoch nur für sich, da es Rhiann natürlich freistand, sich anders zu entscheiden.

Brianna wirkte so, als wäre sie mit meiner Antwort so oder so zufrieden gewesen zu sein, egal wie sie ausgefallen wäre. Vielleicht hatte sie es auch einfach schon geahnt, dass ich erst noch nachdenken musste. Ehrlich gesagt war bisher ja auch noch nicht so viel Zeit und Ruhe fürs Nachdenken gewesen, schließlich hatten wir viel zu tun gehabt.
Es sah auch nicht so aus, als bräuchte sie noch eine weitere Antwort von mir, und so arbeiteten wir schweigend weiter, bis Lärm aus dem Waschraum zu hören war und Tia die nun gebadeten Kinder vor sich her scheuchte. Geschäftig wie eh und je verkündete sie, sich nun an die Wäsche zu machen, und ich nickte ihr nur kurz zu und sah der Bande nach, ehe ich mich wieder auf die Kartoffeln konzentrierte. Es war nun wirklich nicht mehr viel übrig, das noch fehlte, und ich war froh darum. Bei dem Gedanken ans Essen lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.
Als wir schließlich mit allem fertig waren, kehrte Tia auch zurück und wollte das Braten selbst übernehmen, während wir den Tisch deckten. Ich nickte, wusch und trocknete mir die Hände ab.
"Ein Tee klingt wirklich gut", antwortete ich mit einem leichten Lächeln. "Ich bleibe auch hier." Vor allem wollte ich nicht unhöflich sein, auch wenn Tia sich wohl nicht daran gestört hätte, aber mir wäre es unhöflich vorgekommen, mich jetzt davon zu machen. Und außerdem hatte ich nichts dagegen, mich hier in Gesellschaft ein wenig hinzusetzen und Tee zu trinken.

Tia wirkte zufrieden und auch erfreut darüber, dass die beiden anderen Frauen ihr weiter Gesellschaft leisten wollten. Flugs platzierte sie eine metallische Kanne auf dem Herd und gab von einer Kräutermischung etwas hinein, die anders roch als jene, aus welcher der Tee eher am Nachmittag gewesen war. Diese hier roch nach Lavendel und noch anderen beruhigenden Kräutern.
„Die Kinder kommen gut zur Ruhe, wenn sie davon etwas hatten“, erläuterte sie, als hätte jemand gefragt. Kurz darauf stellte sich jedoch schon heraus, wieso: „Danke, dass du mir diesen Tipp mit der Zusammenstellung gegeben hast, Brianna.“ Sie lächelte ihr zu.
Brianna stellte den letzten Teller in ihrer Hand auf dem Tisch ab und erwiderte ihr Lächeln. “Gerne. Freut mich, wenn es scheinbar etwas bringt?“
Tia lachte. „Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein oder die Kinder benehmen sich einfach besser.“ Ein Seufzen folgte, dann warf sie die Kartoffeln in die Pfanne, die mittlerweile wohl gut heiß geworden war.
Sie plauderte ein wenig, während sie mit Braten beschäftigt war, zwischendurch kam der Tee auf den Tisch und zwischen ihnen dreien kehrte soweit auch eine recht entspannte Ruhe ein, ohne dass es still wurde. Da die Kartoffeln in der Pfanne gleichzeitig brieten und garten, dauerte es etwas länger und irgendwann kamen auch die drei Kinder wieder herein. Tia schickte den älteren Jungen los, Ren zu holen, weil das Essen bald fertig war. Die anderen beiden setzten sich an den Tisch. Rhianns Flügeln wurden schon wieder heimliche Blicke zugeworfen, aber Tia band die beiden in ein Gespräch und forderte sie auf, von ihrem Tag zu erzählen.
Danach dauerte es nicht mehr lange, bis der Duft von gebratenen Kartoffeln mit Speck sich gar nicht mehr aushalten ließ und alles fertig wurde. Und genau pünktlich kam der Junge mit seinem Vater wieder.
Ren war ein hochgewachsener, gebräunter Mann mit schulterlangen dunklen Haaren und einem Dreitagebart. Er arbeitete eindeutig mit Feuer, wie eine kleine Brandnarbe in seinem Gesicht und seine schwieligen Hände verrieten. „Ah, hallo“, sagte er mit einem Lächeln. „Der Kurze hat mich schon lang und breit über unseren Besuch aufgeklärt. Hallo Brianna. Und du musst Rhi…a… sein? Entschuldige, Timo hat ein paar verschiedene Versionen von deinem Namen verwendet.“ Er war zum Tisch gekommen und hatte die beiden Besucherinnen mit einer leichten Verneigung begrüßt. Nun beobachtete er Rhiann entschuldigend, während Brianna ihn mit einem Grinsen begrüßte.

Während ich Brianna beim Tisch decken half - ich wusste ja sowieso nicht, wo die ganzen Sachen waren, aber ich half mit wo ich konnte - machte Tia den Tee und plauderte weiter vor sich hin. Ich setzte mich, nachdem wir fertig waren, und nahm einfach die heimelige Atmosphäre dieser Alltagssituation in mich auf, ohne mich groß am Gespräch zu beteiligen. Von dem Tee nahm ich dankend schon einmal etwas, als er uns serviert wurde. Das Essen roch immer besser und mein Hunger machte sich zunehmend bemerkbar. Ich war froh, dass man wegen dem Zischen der Pfanne das gelegentliche leise Grummeln meines Magens wohl kaum hören würde.
Und als die Kinder hereinkamen, wurde es sowieso wieder lauter. Ich bemerkte zwar die Blicke der beiden, die zurückblieben, lächelte sie aber nur freundlich an und überließ es ihrer Mutter, sie zu beschäftigen, worüber ich ganz froh war.
Und lange dauerte es ja auch nicht mehr, bis das Essen fertig war und der zweite Junge mit seinem Vater zurückkam. Ich blickte zu dem Mann auf und lächelte freundlich, als er uns begrüßte. "Hallo", antwortete ich und erwiderte den Gruß mit einem leichten Neigen meines Kopfes. Die Menschen schienen hier alle recht einfach und unformell zu sein, was ich auch nicht unbedingt schlecht fand. Und vor allem im Moment wollte ich sowieso kein Aufsehen.
"Schon gut. Ihr könnt mich Rhiann nennen", sagte ich dann zu dem Kommentar über meinen Namen und lächelte wieder. "Und Ihr müsst Ren sein", schlussfolgerte ich das Offensichtliche.

Im Dorf kannte jeder jeden und es verirrten sich selten Fremde und noch viel seltener Offizielle dorthin, sodass die Leute hier es vermutlich einfach abgelegt hatten, furchtbar formell miteinander umzugehen. Zu duzen war also normal und es schien Ren eher etwas zu überraschen, dass Rhiann die Höflichkeitsform verwendete. Ganz kurz schien er zu überlegen, ob ihr das lieber wäre, doch es zeigte sich anschließend schon wieder ein Lächeln auf seinen Lippen.
„Rhiann. Entschuldige.“ Er nickte und setzte sich dann auf den einen Stuhl, der am Kopfende des Tisches stand. „Genau, ich bin Ren. Du kannst ruhig Du sagen.“
Tia kam mit der großen Pfanne zum Tisch, während auch der Junge sich schnell hinsetzte. „Hat eure Besprechung irgendetwas Besonderes ergeben?“, fragte sie dabei ihren Mann und stellte die Pfanne auf einem Untersetzer ab. Sie blieb stehen und machte eine auffordernde Handgeste zu Brianna, damit diese ihr ihren Teller reichte. Darauf häufte sie eine gute Portion Kartoffeln, und gab ihn ihr zurück.
Selbiges führte sie mit Rhianns und den übrigen Tellern durch, während Ren antwortete: „Nein, nicht wirklich. Wir haben besprochen, dass wir nächste Woche die neuen Zäune stecken wollen. Außerdem wird es bald Zeit für die Ernte. Imir wird ins Wetter schauen, damit wir einen guten Zeitpunkt abpassen können.“
„Oh, gut. Hm, das werden anstrengende Tage.“
Ren nickte. „Aber wir wissen ja, was auf uns zukommt.“ Er bedankte sich für seine Portion.
Tia war bald fertig, häufte sich als letzte auf und setzte sich dann. Die Kinder hatten brav gewartet, auch wenn man ihnen anders als Rhiann deutlich ansehen konnte, dass sie loslegen wollen. „Nun, dann wünsche ich einen guten Appetit!“, sagte ihre Mutter und griff nach der Gabel.

Mir war die Höflichkeitsform ehrlich gesagt einfach so herausgerutscht, weil ich natürlich gut erzogen war und das bei einem Besuch bei Fremden eben so gewohnt war, vor allem Männern beziehungsweise Familienvätern gegenüber. Ich merkte auch fast sofort, dass ich es wohl hätte anders sagen sollen, denn die Reaktion des Mannes war eher verwirrt. Aber er fing sich sehr schnell wieder und korrigierte mich dann auch. Nun, immerhin war es so auch wirklich klar. Mutter sagte immer, man sollte lieber etwas zu viel Höflichkeit an den Tag legen.
"Gut", antwortete ich mit einem leichten Lächeln und war froh, als Tia sich mit einem anderen Thema an ihren Mann wandte und nun auch damit begann, die Teller zu füllen. Ich wartete geduldig, bis ich an der Reihe war, und nahm dann meinen vollen Teller dankend entgegen, wartete aber ab, ob es hier vielleicht noch irgendein besonderes Ritual vor dem Essen gab, oder wie das ablief. Natürlich hätte ich auch so nicht einfach angefangen, auch wenn ich wirklich hungrig war, und diese Mahlzeit mit Abstand die beste war, die ich seit meinem Aufbruch vor mir hatte. Aber natürlich ließ ich mir davon nichts anmerken und beobachtete stattdessen ein wenig amüsiert, wie die Kinder ungeduldig auf ihren Plätzen hin und her rutschten und den Blick auf die Hände ihrer Mutter geklebt hatten, um zu verfolgen, wann sie endlich fertig war.
Als dann alle etwas zu Essen hatten und Tia allen einen guten Appetit wünschte, legten sie auch gleich los. "Guten Appetit", erwiderte ich und begann dann ebenfalls zu essen, als ich sah, dass die Erwachsenen es den Kindern gleichtaten. Ich hatte auch wirklich Hunger, schlang mein Essen aber natürlich trotzdem nicht herunter, auch wenn ich mich ein wenig zurückhalten musste, denn sobald ich den ersten Bissen probiert hatte, stellte ich fest, dass es nicht nur gut roch, sondern auch wunderbar schmeckte. Von anderer Art als Zuhause, sicherlich, aber es war gut und ich hatte lange genug Hunger schieben müssen, um sowieso nicht wählerisch zu sein. Ich konnte auch mit Sicherheit noch einen Nachschlag vertragen, sobald ich meine Portion aufgegessen hatte.

Auch Brianna war nun etwas ungeduldig geworden, während Tia und Ren sich kurz austauschten und die Dame des Hauses dabei routiniert, aber nicht blitzschnell die Teller füllte. Man merkte es ihr nicht an, doch Hunger hatte sie nun wirklich. Der leckere Duft machte es natürlich nicht besser und mit Tee den Magen zu füllen, hatte auch nicht viel weitergeholfen. Daher kannte sie auch keine falsche Zurückhaltung und gab den guten Appetit zurück, als es endlich soweit war, ehe sie nach ihrer Gabel griff und loslegte.
Sie seufzte ungeniert durch den ersten Bissen und lächelte. Die Hand hob sie vor den Mund und kaute rasch zu ende, ehe sie sagte: “Das ist jetzt genau das Richtige. Schmeckt gut.“ Sie schaute zu Tia und nickte ihr zu.
Tia erwiderte ihr Lächeln zufrieden. „Freut mich. Ich hatte ja auch tatkräftige Unterstützung.“ Sie gluckste und zwinkerte dann ihr und Rhiann zu. „Danke für die Hilfe.“
In den ersten Minuten blieb es ansonsten recht ruhig, da wohl jeder am Tisch genug Appetit und Hunger hatte, um dieses Bedürfnis erst einmal stillen zu wollen. Doch nach einer Weile fragte Ren seine Kinder nach ihrem Tag und auch die beiden Eltern tauschten sich ein wenig aus. Allerdings war es nie ein Gespräch an den beiden Gästen vorbei, weshalb Brianna sich hin und wieder mit einer Bemerkung oder einer Frage einschaltete. Doch hauptsächlich hörte sie zu und war froh, dass Rhiann und sie nicht wieder mit Fragen gelöchert wurden.
„Was esst ihr denn bei dir zu Hause? Auch sowas?“, fragte irgendwann das Mädchen ein bisschen schüchtern, schaute Rhiann dabei aber sehr neugierig und groß an.

Brianna verkündete das, was ich mir dachte, aber nicht aussprach. Erst als ich meine ersten paar Bissen geschluckt hatte, erwiderte ich Tias Lächeln leicht, nachdem sie sich für unsere Hilfe bedankt hatte. "Sehr gerne. Es schmeckt wirklich wunderbar", stimmte ich nun ebenfalls zu und aß weiter. Großen Appetit hatte ich auf jeden Fall, auch wenn ich mich trotzdem noch zurückhielt, mein Essen nicht herunter zu schlingen.
Ich beteiligte mich nicht an dem Gespräch, das irgendwann entstand, und hörte nur schweigend zu, wobei ich mit höflichem Interesse dem Gespräch folgte.
Jedenfalls bis das Mädchen sich direkt an mich wandte und ein im Hintergrund bleiben nicht mehr möglich war. Ich nahm es der Kleinen natürlich nicht übel, und es war ihr anzusehen, dass es ihr nicht so ganz leicht fiel, mich zu fragen. Bei mir war es natürlich keine Schüchternheit, die mich mich zurückhalten ließ.
Ich schluckte meinen Bissen herunter, bevor ich antwortete. Mein Teller hatte sich inzwischen beträchtlich geleert. "Nun, nicht ganz, aber Ähnliches auch. Wir haben anderes Wurzelgemüse, und Fleisch und Käse. Aber wir bekommen auch manchmal etwas von anderswo. In der Hitze wachsen nicht viele Pflanzen", erklärte ich und schweifte mit dem Blick von dem Mädchen über das Essen vor uns. Natürlich hatten auch wir Nahrungspflanzen, die an die extremen Temperaturen und die kargen Böden gewohnt waren, doch laut dem was ich gehört und bisher gesehen hatte, hatten wir längst nicht die Vielfalt, die sie hier hatten.
Ich wusste zwar nicht so recht, ob ich wirklich über Zuhause reden wollte, aber andererseits war die Frage des Mädchens unverfänglich und harmlos. Natürlich ließ sie mich trotzdem an Zuhause denken. Aber es verging kaum eine Stunde, in der ich nicht an Zuhause dachte...
Ich vermisste meine Familie...

Tia freute sich sichtlich über das Lob und Briannas und Rhianns Reaktion zu der angesprochenen Hilfe. Auch wenn sie einen Großteil des Essens selbst mit vorbereitet hatten. Das Geplauder, das bald anhob, steckte irgendwann auch die Kinder an, sodass das Mädchen sich endlich traute, Rhiann auch mal ein Frage zu stellen.
Gespannt hörte die Kleine auf die Antwort und kaute dabei auf einem Stück Kartoffel herum, das noch an ihrer Gabel hing. Rhiann ließ sie dabei nicht aus den Augen. „Wurzelgemüse?“, fragte sie etwas rätselnd.
„Sowas wie Karotten, Schatz“, erklärte Tia knapp.
„Oh. Ah… Also Wurzeln, die man essen kann?“
Diese Frage stieß auf allgemeine Zustimmung.
„Wir essen nicht viel Fleisch hier“, verkündete ihr Zwillingsbruder und schaute seinerseits zu Rhiann. „Aber wir machen Käse selber, ihr auch?“ Neugierig neigte er den Kopf und stocherte in seinem Essen herum.
Die Schafe und Ziegen und die Rinder, die hier in der Wärme überleben konnten und genug Fressen fanden, dienten fast ausschließlich der Milchgewinnung. Geschlachtet und gegessen wurden sie nur selten, da Fleisch ein teures Gut war. Außerdem war an den Tieren nicht viel dran. Zur Zucht, um ihr Fleisch zu verkaufen, taugten sie nicht. Und Schafe und Ziegen waren auch nicht so lecker.
Rhiann wurde anschließend zum Glück nicht mehr allzu viel mit Fragen gelöchert, sodass das Abendessen entspannt und ruhig vonstattenging.
„Sind alle satt geworden?“, erkundigte Tia sich, als die Teller leer waren, ob nun zum ersten oder zum zweiten Mal, und lächelte zufrieden, als niemand sich über Hunger beschwerte. „Dannn… Würde ich sagen, dass die Kinder an diesem Tisch schon mal abräumen und sich dann langsam auf den Weg ins Bett machen könnten…“
Damit stieß sie natürlich nicht auf Begeisterung…

Ich stimmte ebenfalls auf die Erklärung und Nachfrage des Mädchens hin zu, das dann auch zufrieden zu sein schien, während ihr Bruder sich nun ebenfalls in das Gespräch mit einbezog. Ich nickte auf seine Frage hin. "Ja. Unsere Kuruks finden leichter etwas zu Essen als wir, deshalb haben wir genug davon. Von ihnen bekommen wir Milch." Sicher könnte man sie auch essen, aber das taten wir eher nicht. Dafür gab es andere Tiere, die in den Feuerebenen lebten und die irgendwie an Nahrung kamen, sodass sie schließlich uns als Nahrung dienen konnten. Da es nicht viele essbare Pflanzen für uns gab, mussten wir eben anderes essen. Doch es gab immer noch genug, selbst an so einem Ort, um dort gut leben zu können. Ich hatte jedenfalls nie Hunger leiden müssen.
Nachdem mein Teller leer war, nahm ich auch noch einmal etwas, bis ich letztendlich auch sehr satt und zufrieden war. Die Gespräche am Tisch waren bald abgeebbt und schließlich hatten auch alle ihre Mahlzeit beendet. Ich hätte gut auch einfach noch eine Weile sitzen bleiben, oder noch besser, mich ins Bett legen können. Die Anstrengung der Reise, die Müdigkeit nach der Arbeit heute und jetzt auch mein voller Magen trugen dazu bei.
Daher war ich insgeheim auch ganz froh, dass Tia die Kinder zum Abräumen verdonnerte, auch wenn diese nicht begeistert waren. Nun, Brianna und ich hatten auch schon unseren Teil zu dieser Mahlzeit - und überhaupt - beigetragen.

Obwohl sie stöhnten und herummurrten, als müssten sie ganz schreckliche Arbeit verrichten, standen die Kinder artig auf und begannen, den Tisch abzuräumen. Erst, als Timo nach der riesigen Pfanne greifen wollte, schritt sein Vater ein und sagte, dass er das schwere Ding doch lieber stehenlassen sollte.
Die Erwachsenen am Tisch halfen ein wenig mit, indem sie Teller und Besteck anreichten, Becher noch schnell geleert wurden oder die Teekannen näher zur Tischkante gezogen wurden, damit man sie von dort besser wegnehmen konnte.
„Was ist mit euch? Ihr seid sicher müde, oder? Wenn ihr wollt, könnt ihr euch gern zurückziehen“, sagte Tia und wandte sich damit wieder an Brianna und Rhiann.
Brianna wechselte einen Blick mit dieser und zeigte Tia ein Lächeln. “Ja, ich denke, dass wir uns am besten ins Bett begeben. Die Reise war doch ziemlich anstrengend.“ Vor allem nach dem warmen Bad und dem guten Essen war auch Brianna mittlerweile ziemlich schläfrig. Der Weg hierher war für sie nicht so nervenaufreibend und anstrengend gewesen wie für Rhiann, doch auch sie spürte die Erschöpfung nun ziemlich. “Braucht ihr noch bei etwas unsere Hilfe?“
Ren winkte sofort ab und auch Tia schüttelte den Kopf.
„Neinein“, sagte sie. „Ihr habt heute wirklich genug geholfen. Ruht euch aus und schlaft auch ruhig so lange ihr mögt. Ich werde morgen früh einfach für euch mit den Tisch decken und ihr frühstückt, wann ihr mögt.“
“Oh, danke. Das ist sehr nett“, sagte Brianna und schob dabei den Stuhl zurück, sodass sie anschließend aufstehen konnte. Der Weg würde nun also zurück ins Gästezimmer führen.