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Vulkangegend und kahle Felsen

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51Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Di Nov 29, 2022 2:23 pm

Rhiannim

Rhiannim

Still aß ich mein Stück Fleisch weiter, während ich Brianna zuhörte. Sie bestätigte mir, wonach ihre vorherigen Worte bereits geklungen hatten: dass an anderen Orten verschiedene Wesen zusammen lebten und ich nicht weiter auffallen würde. Für mich war es ja auch völlig normal, dass alle um mich herum Flügel hatten, weshalb es eher ungewohnt war, so viele ohne Flügel zu sehen. Brianna war die einzige, die ich kannte. Ich hatte daher gar nicht wirklich daran gedacht, dass meine Flügel ungewöhnlich sein könnten. Aber unter Menschen stimmte es natürlich, dass es nicht normal war.
Ich nickte leicht mit einem leisen "Hmm" und nahm damit ihre Erklärung zur Kenntnis, schwieg aber wieder nachdenklich. Vielleicht war es tatsächlich gar nicht so schlecht, mit ihr zusammen in dieses Dorf zu kommen, wenn man sie dort kannte und sie wusste, wie es dort ablief. Und auch in Nevo. Wenn es schon in so einem Dorf verschiedene Wesen gab, wie würde es dann erst in einer Stadt sein?
Es war irgendwie aufregend und ja, ich war durchaus gespannt, aber gleichzeitig versetzte mir das alles auch einen innerlichen Stich, denn ich wusste genau, dass nicht ich hier sein sollte, sondern meine Schwester. Oder wir gemeinsam.
Ich hätte sie nicht im Stich lassen sollen...
Sie hätte diese Reise genossen und wäre gespannt auf alles gewesen, hätte sich liebend gern ins Abenteuer gestürzt. Ohne sie konnte ich gar nichts mehr genießen. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was ich hier überhaupt tat.
Mit diesen gemischten Gefühlen und zerrissenen Gedanken blieb ich still und aß weiter, inzwischen auch nicht mehr so langsam wie zu Beginn, dafür hatte ich zu viel Hunger. Und außerdem wollte ich los.



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52Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Di Nov 29, 2022 4:39 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Außer einem Laut kam nichts von Rhiann, weshalb Brianna nach einem weiteren Moment den Blick von ihrem Stück Fleisch anhob, ohne sich ihr richtig zuzuwenden, und beobachtete sie so halb. Sie hätte gerne gewusst, was sie gerade dachte. Mit einem kurzen Gespräch war das alles hier natürlich nicht erledigt, aber es wäre schön gewesen, wenn Rhianns Interesse dadurch stärker geweckt worden wäre und sie dies auch zeigte. Es war wohl noch zu früh. Für alles.
Sie beendete ihre Mahlzeit, nachdem sie noch ein paar von den Früchten gegessen und den allerletzten Rest wieder eingepackt hatte. Die Hände wusch sie sich mit dem Wasser aus dem Trinkschlauch etwas ab, den sie gleich nach dem Trinken am Bach auch wieder auffüllen würde. Dann kam sie auf die Beine, streckte sich und rollte zuletzt die Decke zusammen, die sie festband. Mit dem Reithalfter ging sie zu Katarrah, damit sie es ihr wieder überstreifen konnte. Die Stute wusste gleich, was es bedeutete, doch als Brianna sie noch einmal stehenließ, fraß sie weiter.
Sie wartete ab, dass auch Rhiann fertig wurde und Nayol sattelte, danach schlug sie vor, noch einmal zum Wasser zu gehen, um die Tiere zu tränken und die Wasservorräte noch einmal aufzufüllen. Sie trank sich selbst noch einmal am Wasser satt und füllte den Schlauch auf, damit sie über den Tag genug zu trinken hatte. Wenn sie am Abend wirklich ankamen, hielten die beiden Reittiere es sicher bis dahin ohne Wasser aus. Sie plante schließlich nicht, einen wilden Ritt bis zum Dorf zu veranstalten. Der langsame Reisende kam am Ende meist nicht nur erholter und fröhlicher an seinem Ziel an - sondern auch schneller.



Zuletzt von Windgeflüster am Mi Nov 30, 2022 6:10 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

53Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Di Nov 29, 2022 8:53 pm

Rhiannim

Rhiannim

Auch Brianna sagte nichts mehr, sodass ich meinen eigenen Gedanken und Empfindungen nachhing, auch wenn das vielleicht nicht unbedingt das beste war. Ich konnte aber auch nichts daran ändern. Es gab einfach nicht viel anderes, das mir durch den Kopf schwebte, seitdem... das passiert war. Es war ja auch alles unwichtig geworden.
So aßen wir schweigend weiter, bis wir beide fertig waren und auch Brianna ihre Sachen zusammenpackte, womit ich schon fertig war. Dafür stand ich auf und rief mit einem Pfiff Nayol herbei, der auch gleich zu mir kam, gestärkt und munter von der erholsamen Nacht. Sie hatte ihm offenbar gut getan und er wirkte zufrieden und bereit für einen weiteren langen Ritt. Er hatte viel geleistet in den letzten Tagen.
Ich sattelte und zäumte ihn wieder auf, packte meine Sachen auf seinen Rücken und schnallte alles am Sattel fest. Als Brianna und ich beide abreisebereit waren, machte ich mich mit ihr zu Fuß noch einmal auf den Weg zum Wasser, was ich natürlich ebenfalls für eine gute Idee hielt. Ich ließ Nayol noch einmal trinken, der auch sofort die Gelegenheit nutzte und sicher verstand, dass die Reise weiterging und er vielleicht eine Weile lang nichts mehr bekommen würde. Währenddessen trank auch ich noch einmal ausgiebig, füllte den Trinkschlauch und wusch mir auch einmal Hände und Gesicht. Verständlicherweise hatte ich bisher nicht wirklich Gelegenheit für so etwas gehabt, weil einfach nicht genug Wasser da gewesen war. Der Gedanke, dass es in diesem Dorf vielleicht sogar eine Möglichkeit zu baden gab, war durchaus verlockend und gab mir - zusammen mit einem Bett - tatsächlich etwas, dem ich freudig entgegen blicken konnte.
Schließlich war alles bereit. Ich hatte so gut gegessen und getrunken wie schon seit Tagen nicht mehr, war vergleichsweise ausgeruht und auch Nayol war fit und bereit zum Aufbruch. Ich stieg auf und sobald Brianna ebenfalls soweit war, konnte die Reise wieder losgehen. Diesmal würde ich einfach neben ihr her reiten, zumindest nicht viel mehr als eine Halslänge eines Pferdes weiter hinten.



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54Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Nov 30, 2022 6:09 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Bald hatten sie am Bach im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal Wasser getankt und eine kleine Katzenwäsche hinter sich, während Nayol und Katarrah ebenfalls ihre Wasserreserven noch einmal ein wenig auffrischten. Brianna strich ihrer Stute ein paarmal freundlich über den Hals und streichelte sie an der Stirn und den Ohren, als sie fertig war, dann tätschelte sie ihr die Schulter und schwang sich mit Gepäck, Köcher, Bogen und Schwert wieder auf ihren Rücken.
Auch wenn das Pferd Tags zuvor nicht völlig entkräftet oder wirklich sehr erschöpft gewesen war, ging es nun ein wenig beschwingter und auch motivierter voran, sodass Brianna es hin und wieder ein wenig zurückhalten musste, damit Katarrah Nayol auf ihren langen Beinen nicht davonstakste. Außerdem sollte sie ruhig gehen und ihre Kräfte sparen. Mittlerweile war sie kein junges Pferd mehr, aber das merkte man ihr wirklich nicht an.
Brianna hielt das Schweigen eine Weile lang, da es ihr nicht unangenehm vorkam, auch wenn sie sich heute nicht hätte umdrehen und über die Schulter brüllen müssen, damit Rhiann sie verstand. Diese war nämlich an diesem Tag mehr oder weniger gleichauf mit ihr, sodass ein Gespräch ohne Weiteres möglich gewesen wäre.
Erst, nachdem sie gut eine halbe Stunde so vorangekommen waren, der Bach in die Ferne rückte und die Gegend noch einmal trockener wurde, wandte sie sich an die junge Fee. "Warum bist du weggelaufen?", fragte sie sie ziemlich direkt und auch ohne diese Frage dabei zu beschönigen, indem sie so etwas wie "aufgebrochen, ohne jemandem Bescheid zu sagen" oder "losgezogen" oder so etwas sagte. Denn nichts anderes tat Rhiann: Sie lief weg.

55Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Nov 30, 2022 7:21 pm

Rhiannim

Rhiannim

Briannas Pferd war größer und hatte daher auch einen schnelleren Schritt als Nayol, der außerdem schon viel länger unterwegs war und bereits mehrere anstrengende Tage hinter sich hatte. Daher war es kein Wunder, dass sie ihre Stute ein wenig zurückhalten musste, damit Nayol mitkam. Doch ich störte mich auch nicht daran, zeitweise eher ein Stückchen weiter hinten zu reiten, es hätte mich auch nicht gestört, ganz hinter Brianna zu reiten, aber da sie ihr Tempo unserem anpasste, nahm ich es einfach so hin.
Es hätte mich auch nicht gestört, wenn wir einfach schweigend nebeneinander her geritten wären, aber nach einer Weile beschloss Brianna offenbar, das was schon die ganze Zeit über in der Luft zwischen uns hing anzusprechen. Ich konnte nicht sagen, dass ich begeistert darüber war, aber gestern hätte ich ihr wohl eine gänzlich andere und nicht so freundliche Antwort gegeben. Heute ließ ich zuerst nur weiterhin den Blick nach vorne auf den Weg gerichtet und schwieg ein paar Momente lang.
"Was denkst du?", fragte ich dann, zwar nicht gerade warm, doch mehr abwehrend und nicht so offensiv wie gestern. Und so als läge die Antwort auf der Hand. Brianna konnte sich sicher so manches denken, auch wenn ich nicht erwartete, dass sie mich verstehen konnte. Eigentlich wollte ich ihr auch nicht so wirklich antworten. Und doch tat ich es...
Ich widersprach auch nicht ihrer Wortwahl, auch wenn ich mich im ersten Moment daran stieß. Doch eigentlich wusste ich, dass es stimmte... Vielleicht hatte ich es nicht von Anfang an gewusst, aber inzwischen wusste ich es. Aber genauso wusste ich, dass ich es nicht aus Feigheit oder Angst getan hatte. Ich war einfach nur von Zuhause weggelaufen.



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56Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Nov 30, 2022 8:43 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Rhianns abwehrender Tonfall war kein Wunder. Abwehr war im Rahmen des Möglichen, was Brianna sich gedacht hatte. Abwehr und Wut. Abblocken oder Zurückschießen, eines von beiden hatte sie erwartet, und sie wurde nicht enttäuscht. Allerdings hätten wohl auch die meisten anderen Personen an ihrer statt in etwa diese Reaktion erwartet, wenn sie nicht gerade äußerst schlecht darin waren, andere einzuschätzen. Rhiann hatte am Tag zuvor bereits zur Genüge gezeigt, dass sie nicht darüber und auch nicht mit Brianna sprechen wollte.
Diese hob nun wegen ihrer Gegenfrage leicht die Schultern. Wieder einmal zeigte sie sich recht unbeeindruckt davon, dass Rhiann abblockte, und nun, da sie wieder unterwegs waren und das gestärkt und mit weniger Stress, sich um äußere Umstände zu kümmern, fand sie den Zeitpunkt gekommen, einen ersten Vorstoß zu wagen. "Ich denke, dass du alldem dort entfliehen wolltest und es nicht mehr ausgehalten hast."
Wiederum: Etwas, das Brianna gut nachvollziehen konnte. Vielleicht war das auch der Grund schlechthin, warum sie nicht nur keine Notwendigkeit sah, Prinzessin Rhiannim mit Samthandschuhen zu fassen und sie auf diesen zurück nach Hause zu bringen, sondern sogar der Meinung war, dass dies eher kontraproduktiv war. Ob Rhiann dabei gefiel, dass sie wirklich sagte, was sie dachte, spielte dabei keine Rolle für sie. Es wäre schade, wenn sie es sich gänzlich mit ihr verscherzte, aber sie hielt nicht viel davon, ihre Sorgen, ihre Trauer und auch ihre Wut totzuschweigen.

57Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Nov 30, 2022 9:33 pm

Rhiannim

Rhiannim

Ich biss die Zähne zusammen bei der Antwort, die Brianna gab; ruhig und nicht im mindesten beeindruckt, wie immer, und ebenso treffsicher. Ich hätte natürlich wissen müssen, dass sie die Dinge treffender ausdrückte als ich es würde. Und es überhaupt aussprach, was ich vielleicht nicht getan hätte.
Es ausgesprochen zu hören machte es auf eine gewisse Weise auch schlimmer, machte es wahr. Ja, ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Ich hielt es auch jetzt kaum aus. Und die Gefühle wallten wieder in mir hoch, während ich schwieg und auf Nayols Hinterkopf starrte, um mich zusammen zu reißen. Es gelang mir auch. Ich hatte mich schließlich auch die letzten Wochen immer nur zusammen gerissen, weil es das war, was von mir erwartet wurde. Zumindest wenn andere es sehen konnten.
Genau davor hatte ich fliehen wollen. Und jetzt hatte mich doch jemand eingeholt.
Ich atmete einmal tief durch und zog leicht die Schultern hoch. Als ich sie wieder sinken ließ, versuchte ich auch bewusst die Anspannung, die mich erfasst hatte, wieder fallen zu lassen.
"Wenn du glaubst alles zu wissen, wieso fragst du dann", gab ich bewusst reserviert und eine Spur ungehaltener zurück, ohne dass es wie eine Frage klang.



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58Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Do Dez 01, 2022 10:14 am

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Brianna hob eine Augenbraue und drehte etwas den Kopf, sodass sie Rhiann einen forschen Blick zuwerfen konnte. “Du hast mich doch gefragt, was ich denke, was der Grund für deine Flucht ist. Außerdem habe ich nicht behauptet, zu glauben, dass ich alles weiß.“ Ihr Tonfall hatte sich etwas verändert und sich gehoben – es war klar, dass sie mit den Mitteln zurückschoss, die Rhiann ihr vor die Füße geworfen hatte. Lächeln tat sie nun allerdings nicht.
Stattdessen ließ sie es nicht einmal bei ihren Worten bewenden, sondern fuhr fort: “Deine Reaktion vermittelt mir allerdings den Eindruck, als hätte ich genau ins Schwarze getroffen. Ist unsere Unterhaltung damit tatsächlich schon wieder beendet? Interessant, dass du davon ausgehst, ich wollte mir die Antwort auf meine Frage selbst geben. Schließlich habe ich doch dich gefragt.“ Nun schnaubte sie sogar einmal leicht und unterdrückte dann ein Seufzen. Sah so aus, als wäre Rhiann noch so eine Kandidatin in Briannas Bekanntenkreis, gegen die man erst austeilen musste, um Ergebnisse zu erzielen. Dabei empfand sie es als sehr wichtig, über seine Probleme und schlechten Gefühle zu sprechen. Nur das Reden konnte am Ende wirklich zu einer Lösung beitragen, und in der Regel fühlte man sich danach besser. Es war natürlich nicht nur eine Sache der Erziehung, sondern auch des Charakters, und sie wusste auch, dass es unangenehm und schwer sein konnte, sich anderen zu offenbaren. Aber…

59Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Do Dez 01, 2022 12:00 pm

Rhiannim

Rhiannim

Ich hielt den Blick weiterhin starr nach vorne gerichtet, auch als bei Briannas Antwort Ärger in mir aufwallte. In Gedanken war ich schon dabei, zurückzuschießen, dass sie ja zuerst gefragt hatte, obwohl sie offenbar genau wusste was los war, aber ich schwieg. Nicht nur, weil sie mir kaum die Zeit ließ, eine kontrollierte Antwort zu geben, denn ich wollte nicht explodieren. Heute hatte ich mich besser im Griff als gestern, wozu sicher auch die Ruhe und ein vollerer Magen beitrugen. Aber innerlich zerriss es mich. Wie immer, wenn ich zu sehr darüber nachdachte, was geschehen war.
Brianna jedenfalls ließ nicht locker, auch wenn sie sich jetzt offenbar eher darauf besann, mir Dinge an den Kopf zu werfen. Ich senkte den Blick ein wenig auf Nayols Hals, immer noch bemüht darum, nicht die Kontrolle zu verlieren, aber immer noch verärgert.
"Was willst du denn hören? Ja, na und? Ich wollte nicht mehr zuhause sein. Was hast du erwartet?", gab ich spitz zurück und wandte den Blick ab, weg von ihr, in die kahle Landschaft, als gäbe es da etwas Interessantes. Ich schluckte, aber der Kloß in meinem Hals verschwand nicht.
"Ich hab dich nicht drum gebeten, mich hier aufzusammeln und dich in meine Angelegenheiten einzumischen", sagte ich ein wenig leiser und ruhiger.



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60Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Do Dez 01, 2022 4:42 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Nun verdrehte Brianna tatsächlich leicht die Augen, was aber eher daran lag, dass sie die Wut in Rhiann aufbrodeln spürte, am Ende aber nur eine gemäßigte Reaktion von ihr kam. Also wurde sie nun noch spitzfindiger:
"Meine Frage war: 'Warum bist du weggelaufen?' Und deine Frage ist Ja? Weißt du, dass man so eine Frage nicht mit Ja oder Nein beantworten kann?", bohrte sie weiter in der Wunde herum. Sie wusste, dass Rhianns Ja sich auf ihre eigene geäußerte Vermutung bezog, die man durchaus mit einem Ja bestätigen oder mit einem Nein als falsch deklarieren konnte - aber das war ihr egal, denn sie störte sich an Rhianns Reaktionen und war bereit dazu, jetzt auch mehr dafür zu tun, dass sie endlich explodierte. Das würde ihr guttun, so viel stand mal fest, und außerdem wurde sie dann vielleicht auch noch ein bisschen schlauer aus ihr. Ganz vielleicht erfuhr sie dann ja sogar, wo überhaupt Rhianns Problem mit ihr lag.
Wenn nicht hätte sie kein Problem damit, danach zu fragen.
"Es ist mir scheißegal, ob du mich darum bittest oder nicht. Du kannst deine Probleme durch Weglaufen und Totschweigen nicht lösen, und wenn ich dich dir selbst überließe, kämst du wahrscheinlich nur halbtot irgendwo an und hättest dann auch noch keine Ahnung, was überhaupt auf dich zukommt." Sie klang noch immer nicht sauer, aber der Klang ihrer Stimme schlug nun doch eindeutig wieder in Richtung des Stichelns. Und das mit völliger Absicht.

61Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Do Dez 01, 2022 5:37 pm

Rhiannim

Rhiannim

Zuerst wollte ich gar nicht glauben, was Brianna mir da erwiderte. Ernsthaft?! Mich aufzuregen gelang ihr jedenfalls und ich gab einen verärgerten und genervten Laut von mir. "Was soll das, du...- Ach, vergiss es einfach!", setzte ich zur Antwort an und unterbrach mich dann einfach, weil ich mich langsam fragte ob sie das absichtlich machte, nur um mich zu ärgern, auch wenn ich nicht wusste, was sie sich davon versprach. Naja, weglaufen konnte ich in so einer Gegend wohl schlecht.
Nayol drehte allerdings die Ohren zu mir und auch den Kopf ein wenig, sodass er mit einem Auge einen Blick nach hinten werfen konnte. Seine Schritte waren ein wenig unruhig, denn er spürte, wie angespannt ich war. Aber da er selbst keine Gefahr wahrnahm und die Stute neben ihm ruhig blieb, waren es hauptsächlich seine Ohren und seine etwas schnelleren Schritte, an denen man merkte, dass die Situation nicht an ihm vorüberging.
Ich merkte es auch und strich ihm leicht über den Hals, allerdings mit den Gedanken nicht bei ihm und daher auch nicht wirklich ruhiger. Er würde mir jedenfalls nicht durchgehen, so nervös war er nicht.
Brianna dachte aber gar nicht daran, mich in Ruhe zu lassen, sondern feuerte weiter. Dabei wollte ich einfach nur, dass sie mich endlich in Ruhe ließ! Ich biss mir auf die Lippe und unterdrückte den Impuls, frustriert aufzuschreien. Stattdessen kniff ich einen Moment lang die Augen zu.
"Na und?", fuhr ich sie jetzt doch scharf an, wenn auch nicht laut. "Was kümmert dich das?" Meine Stimme klang anklagend. Diesmal funkelte ich Brianna an.
Was kümmerte es sie, wenn ich meine Probleme nicht lösen konnte? Es gab keine Lösung für meine Probleme!
Was kümmerte es sie, wenn ich halbtot irgendwo ankam? Oder wenn ich gar nicht ankam? Wenn ich einfach sterben würde? Und wenn schon. Mir war das gerade ziemlich egal.
Und sie hatte auch meine Schwester sterben lassen...!



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62Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Fr Dez 02, 2022 7:15 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Um die Tiere, die die sich ändernde Stimmung natürlich beide mit ihrem feinen Gespür wahrnehmen konnten, tat es Brianna vielleicht ein wenig leid, wobei beide genauso wussten, dass es keine Gefahrensituation war und "nur" Rhianns Grundstimmung aufbrauste. Aber sie wollte es jetzt auch nicht deswegen vermeiden. Sie selbst blieb dabei relativ entspannt; sie machte sich Sorgen um Rhiann und das Problem beschäftigte sie, doch sie hatte auch nicht viel zu verlieren und hatte keine Angst vor einer Konfrontation, da es für sie kein Streit zweier verschiedener Meinungen war - und sie sich keiner Schuld bewusst war, warum Rhiann einen Grund haben sollte, ihr irgendetwas vorzuwerfen, vor dem sie sich verteidigen müsste. Und auch sonst war sie nicht konfliktscheu, sodass sie nicht plötzlich total angespannt war, auch wenn Katarrah dafür nun etwas weniger Sonnenschein- und Wiesen-Schwingungen von ihr empfangen konnte.
So hatte ihr Vater es immer gesagt.
Rhiann fuhr langsam auch ein wenig hoch, auch wenn sie gleichzeitig defensiv blieb und nur eine kurze Frage zurückwarf. Dadurch gab sie Brianna wenig Angriffsfläche. Und doch genug, dass sie darauf reagieren konnte.
"Was mich das kümmert?", wiederholte sie. "Stell nicht so bescheuerte Fragen, Rhiann. Warum sollte es mich nicht interessieren? Ich kenne dich, seit du ein Baby warst. Du bist ein Teil meiner Herkunft. Tu nicht so, als gäbe es nicht ausreichend Gründe, warum mich kümmert, wie es dir geht. Versuch lieber, mich davon zu überzeugen, warum es mir egal sein sollte."



Zuletzt von Windgeflüster am So Dez 04, 2022 12:41 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

63Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Sa Dez 03, 2022 12:09 pm

Rhiannim

Rhiannim

Ja, ich tat Brianna Unrecht. Ja, ich hätte mich nicht so verhalten sollen, hätte ihr nicht Dinge an den Kopf werfen sollen, die bei nüchterner Betrachtung haltlos waren. Ich hätte nicht weglaufen sollen.
Aber meine Schwester hätte auch nicht sterben sollen.
Und genau darum ging es, nicht darum, dass Brianna Recht hatte, dass meine Eltern es gut gemeint hatten, dass keiner es hätte wissen können. Es ging darum, dass ich meine Schwester verloren hatte, und Vernunft zog bei mir gerade nicht, zumindest nicht in dem Teil von mir, der gerade vor Trauer zerbrach.
"Dann hättest du da sein sollen!!", rief ich aus, schneller als ich es verhindern konnte, während der Kloß in meinem Hals größer wurde. Glühende Funken knisterten in meinen Haaren und die Zeichnungen auf meinen Flügeln glühten. Feuer war ein Element, das sich nur allzu gerne von starken Gefühlen leiten ließ, vor allem Wut.
Ich drückte Nayol die Fersen in die Flanken, etwas grober als beabsichtigt, weshalb das Kuruk sofort davonsprang und losrannte. Dass ich den Weg nicht kannte, war mir egal. Mir war alles egal. Ich wollte nur weg, von Brianna, von allem. Es war mir gerade auch egal, wenn ich nicht in dem Dorf ankam, oder irgendwo. Eigentlich wollte ich gerade auch gar nicht mehr zu diesem Dorf, ich wollte nur allein sein. Und vor allem wollte ich nicht, dass Brianna dabei war, wenn ich zusammenbrach und die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Denn das geschah jetzt, während ich über Nayols Hals gebeugt davongaloppierte, ihn nur antreibend, ohne dass ich ihn lenkte, den Weg suchte er sich selbst. Ich hatte die Augen geschlossen und versuchte vergeblich, die Tränen zurück zu halten.



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64Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen So Dez 04, 2022 12:51 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Brianna bekam ihren Ausbruch - jedoch nicht so, wie sie ihn erwartet hatte.
Auch Katarrahs Kopf hob sich nun an und ihr Körper wurde unter ihr fester, als Funken in Rhianns Haaren zu knistern begannen und die Flügel ein Glühen erfasste. Ansonsten blieb sie jedoch relativ ruhig. Sie wurde nur etwas schneller, als das andere Reittier an Tempo zulegte und mit Rhiann auf seinem Rücken davongaloppierte.
Überraschung lag auf Briannas Gesicht, denn sie hatte zwar schon gespürt, dass ein Teil von Rhianns Wut sich auch gegen sie richtete, jedoch nicht gewusst, in welcher Form und warum.
Dann hättest du da sein sollen!
Sie wusste, was sie meinte. Oder glaubte zumindest, es zu wissen. Nicht ihre ständige Abwesenheit, weil sie nicht bei ihnen lebte. Und vermutlich auch nicht, dass sie bereits einige Tage nach Elas Tod wieder aufgebrochen war. Sondern...
"Verdammt, Rhiann...", murmelte sie und zügelte ihre Stute für einen Moment, während sie den anderen beiden hinterhersah. Sie war unentschlossen, ob sie ihnen sofort folgen sollte, aber der Aufwand, sie wiederzufinden, wäre am Ende zu groß und sie wollte Rhiann emotionsgeladen auch nicht einfach sich selbst überlassen. Also ging das Pferd schon einen Augenblick später auf ein scheinbar stummes Geheiß ihrerseits hin wieder los und sprang gleich darauf in einen schnellen Galopp, um Nayols Verfolgung aufzunehmen. Glücklicherweise war das Gelände hier nicht mehr so steinig oder von vulkanischen Unebenheiten überzogen, sodass Katarrah sich sehr sicher bewegen konnte und das Kuruk sie dank seiner größeren Trittsicherheit in unwegsamem Gelände nicht einfach abhängen konnte.

65Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen So Dez 04, 2022 2:05 pm

Rhiannim

Rhiannim

Nayol raste davon, als wäre ein wildes Tier hinter ihm. Meine deutlich aufgebrachte Stimmung zusammen mit meinen Fersen trieben ihn an, unterstützt durch die Funken in meinen Haaren, auch wenn unsere Kuruks an Feuer gewöhnt waren und es auch von ihrem Lebensraum her kannten. Die Funken verglühten aber recht bald, als wir durch die kahle Landschaft galoppierten, ohne Ziel, einfach nur vorwärts. Nayol wäre von allein bereits langsamer geworden, denn von seinem kurzen Schrecken erholte er sich schnell, aber ich trieb ihn weiter an, daher rannte er weiter.
Außer mein Kuruk anzutreiben tat ich nichts, er suchte sich selbst seinen Weg zwischen Felsen, Hügeln und anderen Hindernissen hindurch, was in dieser vergleichsweise übersichtlichen Gegend auch nicht schwer für ihn war. Ich hätte lieber wieder ein schwierigeres Gelände gehabt, wo ich mich zurückziehen und verstecken konnte, und vor allem wo ich wieder allein sein konnte, denn nach einer Weile, als ich wieder mehr auf meine Umgebung achtete und nicht nur auf das Chaos in mir, hörte ich hinter mir die Hufschläge von Briannas Pferd. Ich drehte mich nicht um, trieb Nayol nur noch einmal weiter an und versuchte mir die Tränen aus den Augen zu wischen, um wieder eine klare Sicht zu haben.
Links von mir entdeckte ich ein paar Felsen und lenkte Nayol herum, darauf zu, um dazwischen vielleicht irgendwo meine Verfolgerin abzuhängen. Die plötzliche Wendung des Kuruk kostete mich einen Moment lang mein Gleichgewicht, denn mein Sitz war durch meine derzeitige Verfassung wohl nicht gerade der beste, aber ich blieb im Sattel und fing mich wieder, ritt um die Felsen herum, an den nächsten vorbei, aber eigentlich dachte ich gerade zu wenig nach und versuchte nur, Hindernisse zwischen Brianna und mich zu bringen, denn auf offener Fläche konnte Nayol diesen Wettlauf nicht gewinnen.



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66Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mo Dez 05, 2022 8:57 am

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Nayol war in den ersten Augenblicken deutlich schneller unterwegs als Katarrah, die im Gegensatz zu ihm nicht in Panik lossprintete, sondern einen kontrollierten schnellen Galopp an den Tag legte. Die Situation war jedoch angespannt, und das merkte sie auch, sonst hätte sie sicher Spaß an dem Wettrennen gefunden.
Rhiann hatte sich mit ihr einen schweren Gegner ausgesucht, da das Vollblut ausdauernd und auch die karge Landschaft gewöhnt war. Was ihr Kuruk anbelangte, war die Umgebung für Nayol sicher auch nicht neu, aber Brianna war nicht sicher, wie gut er sich schon regeneriert hatte und wie oft er normalerweise lange unterwegs war.
Der Abstand zwischen ihnen wurde bald kleiner, sodass die Frau sich etwas mehr entspannte. Solange Rhiann ihr nicht aus den Augen kam, war alles in Ordnung. Dann würde das hier sie nur Zeit kosten. Nun ja… Und natürlich war nicht alles gleich wieder gut, sobald sie sie stoppen konnte. Das war mal klar.
Zwischen Katarrahs Hufschläge und ihr rhythmisches Schnaufen mischte sich nun immer deutlicher auch das dumpfere hellere Geräusch von Nayols Hufen. “Rhiann! Hör auf, halt an!“, rief Brianna nach vorn, bevor Rhiann die auftauchenden Felsen dazu nutzte, ihr Reittier herumzulenken und es in immer noch hohem Tempo zwischen diese zu lenken. Es war zu sehen, wie sie dabei kurz Schlagseite bekam, und es war erleichternd zu sehen, dass sie nicht von seinem Rücken und gegen den Felsen flog.
Das Pferd bremste ab, bestrebt, dem Kuruk zwischen die Felsen zu folgen, aber Brianna trieb die Stute weiter, um zum einen nicht das Risiko einzugehen, dass sie sich beide verletzten – zum anderen, um Rhiann auf der anderen Seite den Weg abzuschneiden. Das hieß, wenn sie sie dort aufgegabelt bekam und der Weg zwischen den Felsen nicht irgendwo endete, wo sie nicht damit rechnete. Sie schnalzte mit der Zunge und musste sich erst einmal selbst wieder zurechtrücken. Enge Kurven, starkes Abbremsen und unerwartete Bewegungen waren ohne Sattel schon eine Herausforderung.
Katarrah schnaufte laut aus und nahm wieder an Tempo auf, als Brianna sie in einem hübschen Bogen um die Felsen herumleitete, um Rhiann zu stoppen. Sie hoffte natürlich, dass das unwegsame Gelände zwischen den Felsen und die Enge Nayol ausbremsten, sodass sie die beiden einholen konnte, obwohl sie eine größere Strecke hinter sich brachte. Und sie hoffte, dass Rhiann zu schnell und ihre Umgebung zu eng war, um einfach umzudrehen und in eine andere Richtung zu entfliehen.

67Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mo Dez 05, 2022 2:52 pm

Rhiannim

Rhiannim

Sobald ich zwischen den ersten Felsen hindurch war, lenkte ich Nayol über einen kleineren Felsen hinweg, den er ohne große Mühe mit ein paar Sprüngen überwand, und wechselte wieder die Richtung. Das Tempo konnte Nayol nicht mehr so halten wie auf der Ebene und wurde nun tatsächlich langsamer, was aber vor allem seiner Reiterin geschuldet war, denn allein war er in den Felsen fast so trittsicher und schnell wie eine Bergziege. Auch hatte er zwar eine gute, erholsame Nacht gehabt, doch die letzten Tage der anstrengenden Reise zehrten noch an ihm und er war nicht ganz bei vollen Kräften. Trotzdem bemühte er sich und gab sein Bestes, denn er spürte, dass etwas nicht stimmte und dass ich möglichst schnell weg wollte.
Irgendwo in meinem Kopf wusste ich natürlich, dass das hier eine dumme Idee war, aber darauf hörte ich gerade nicht. Ich dachte an gar nichts anderes als an meine Trauer, die kaum auszuhalten war, die Wut auf Brianna und auf alle, auf die Geister, die Welt, die mir meine Schwester genommen hatte, und daran, möglichst schnell weg zu kommen. In diesem Bestreben trieb ich Nayol immer noch weiter, zwar nicht mehr so stark wie vorhin auf gerader Fläche, aber genug, dass er trotzdem ein für dieses Gebiet nicht gerade ungefährliches Tempo vorlegte. Dafür überließ ich ihm wieder mehr oder weniger selbst die Wahl des Weges, weil er das in schwierigem Gebiet einfach besser einschätzen konnte als ich und ich wegen meinem tränenverschleierten Blick auch nicht so viel sehen konnte. Immerhin konnte ich Briannas Pferd nicht mehr hören, doch das bremste mich nicht aus.
Plötzlich löste sich ein Stein unter Nayols Huf und er rutschte ab, fing sich zwar sofort wieder und lief ohne Probleme weiter, doch ich saß nicht sicher genug, um mich davon wieder zu fangen und verlor nach einem weiteren Sprung von Nayol das Gleichgewicht. Meine Flügel fingen mich teilweise ab und verhinderten, dass ich ungebremst auf den Felsen aufschlug, aber ich landete trotzdem recht unsanft auf dem Boden, während Nayol noch ein Stück weiter galoppierte und hinter dem nächsten Felsen verschwand. Er wurde aber auch bald langsamer, sobald ich ihn nicht mehr vorantrieb und er sich auch schnaufend beruhigte, aber das sah ich ja nicht.
Ich raffte mich zusammen und setzte mich dann langsam auf dem Boden auf. Meine Handflächen und vor allem das eine Knie waren aufgeschürft und bluteten, aber bei so einem Sturz hier zwischen den Felsen hätte mir sehr viel Schlimmeres passieren können, wovor mich meine Flügel bewahrt hatten. Es brannte zwar und trieb mir noch mehr die Tränen in die Augen, aber wahrscheinlich weinte und schluchzte ich eher wegen meiner seelischen Verfassung. Trauer, Wut und Ärger, jetzt auch noch über mein dummes Missgeschick und dass es überhaupt hierzu gekommen war. Aber immerhin war ich alleine und konnte auch gerade nicht mehr, daher ließ ich es einfach geschehen, blieb mit angewinkelten Knien auf dem Boden sitzen, vergrub das Gesicht in den Armen und weinte wie das kleine Mädchen, als das ich mich gerade fühlte.



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68Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mo Dez 05, 2022 7:28 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Katarrah verfiel in einen flotten Trab, als Brianna die äußeren Felsen umritten hatte und etwas Zeit benötigte, um zwischen ihnen hindurchspähen zu können, wofür sie die Stute parierte. Sie lauschte, aber die Hufe des Pferdes waren auf dem trockenen Boden zu laut, als dass sie Nayol oder gar Rhiann hätte hören können.
Erst, als sie noch ein Stück weiter die Felsen umrundete und das Kuruk ohne seine Reiterin ihr ins Auge fiel, ritt sie darauf zu, statt weiter nach einem Durchgang zu suchen, an dem sie die beiden vielleicht sonst hätte abpassen können. Dieser hier wäre es gewesen - säße Rhiann noch obendrauf.
Das Kuruk war immer noch etwas durch den Wind, doch wegen Briannas ruhiger Art und weil Katarrah keinerlei Nervosität verströmte, als sie im Schritt auf Nayol zuhielt, blieb er, wo er war und Brianna konnte nach seinen Zügeln greifen. Einen Schrei von Rhiann hatte sie nicht gehört, aber natürlich konnte das Gutes und Schlechtes bedeuten, weshalb sie sich nun nur noch mehr Sorgen machte. Sie trieb ihr Pferd weiter und nahm Nayol mit sich, und es ging auch nur noch ein paar Meter, bis sie Rhianns Schluchzen und Weinen hören konnte.
Sie atmete leise aus, blieb noch einen Moment lang sitzen, glitt dann jedoch von Katarrahs Rücken herunter und überließ die beiden Reittiere sich selbst, da sie keinerlei Sorge hatte, dass sie weglaufen würden. Sie umrundete den Fels zunächst zügig, wurde jedoch langsamer, als sie sehen konnte, dass Rhiann aufrecht saß und "nur" am Knie und vielleicht noch den Händen blutete. Sie hatte sich scheinbar nichts Schlimmeres getan. Natürlich war sie trotzdem ziemlich aufgelöst, und eine Woge aus Emotionen schwappte Brianna entgegen, als sie sich ihr behutsam näherte.
Da sie Wut ihr gegenüber zu verspüren schien, setzte sie sich zunächst nur sehr bedächtig neben Rhiann, sodass kaum zwei Zentimeter sie trennten, sie sie aber nicht berührte. Und so blieb es auch erst einmal und sie gab ihr Zeit dazu, weiter zu weinen. Sie wusste, dass es ihr am ehesten gar nicht recht war, dass sie sie hier weinend gefunden hatte, doch sie hatte den Eindruck, dass Rhiann, vielleicht auch durch den Sturz, eine Stelle überschritten hatte, die verhindert hatte, dass sie sich deswegen in ihrer Gegenwart zusammenriss. Sie hoffte, dass sie es jetzt einfach herausließ und nicht versuchte oder es wenigstens nicht schaffte, ihre Gefühle wieder zurückzudrängen, weil sie sie ihr nicht zeigen wollte.
Erst schließlich irgendwann hob sie die Hand und streichelte Rhiann sanft und langsam über den Kopf.
"Es ist in Ordnung, Rhiann", sagte sie leise und ließ dieselbe Hand locker auf der ihr abgewandten Schulter ruhen, sodass ihr Arm mit leichtem Druck um sie lag. Was genau sie damit meinte, erklärte sie nicht. Aber sie wollte damit auch nicht nur eine Sache sagen. Es war in Ordnung, wenn Rhiann traurig war und weinte. Wenn sie verzweifelte und ihren Schmerz zuließ. Und es war auch in Ordnung, wenn sie deswegen wütend auf Brianna war. Wut und der Versuch, jemanden für das alles verantwortlich zu machen, eine Erklärung zu suchen, warum es hatte passieren müssen - das war etwas Normales, eine Strategie, um mit einem Ereignis fertigzuwerden. Und deshalb akzeptierte Brianna es aktuell auch, selbst wenn es vielleicht nicht fair war und auch nicht stimmte... Nicht so jedenfalls...

69Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mo Dez 05, 2022 9:12 pm

Rhiannim

Rhiannim

Ich wusste nicht wie lange ich hier saß, aber lange konnte es nicht gewesen sein, als ich wieder Hufgeräusche hörte, von mehr als einem Tier. Es war also nicht nur Nayol, der zurückkam - und das passte mir gerade wirklich nicht, aber außer dass ich mich in meiner Position vielleicht eine Spur mehr zusammenkauerte und versuchte, die Schluchzer - vergeblich - zu unterdrücken, tat ich nichts. Auch nicht, als ich Briannas Schritte hörte, die sich näherte und sich schließlich sogar neben mich setzte, so nah dass ich es spüren konnte, auch wenn sie mich nicht anrührte. Ich war angespannt und in mich zusammengesunken, den Kopf in den Armen vergraben, und versuchte immer noch, mein Schluchzen und die Tränen unter Kontrolle zu bekommen, aber es gelang mir nicht. Jetzt wo es einmal angefangen hatte, war da so viel, das sich angestaut hatte.
Ich hatte schon mehrmals geweint seitdem, aber außer ganz am Anfang war ich dabei immer alleine gewesen. Und hatte es generell versucht zu vermeiden, weil es so ein furchtbar ekliges Gefühl war, das mich überwältigte und mich hilflos fühlen ließ. Am Anfang war der Schmerz noch zu groß und zu frisch gewesen, aber nach einer Weile versuchte ich eher, ihn wegzuschieben. Wegzulaufen, ja...
Aber das ging jetzt nicht mehr. Ich war gescheitert. Und jetzt wusste ich nicht mehr, wo ich hinlaufen sollte.
Ich schämte mich unheimlich dafür, so vor jemand anderem zu zerbrechen, aber so sehr ich mich auch bemühte, ich bekam es nicht in den Griff. Es dauerte eine Weile, bis mein Schluchzen weniger wurde, weil ich mich langsam ein wenig beruhigte, aber die Anspannung blieb und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Oder hätte Brianna angeschrien, dass sie verschwinden sollte, aber auch dazu fühlte ich mich nicht in der Lage, einerseits weil ich mich schon genug schämte, andererseits weil ihre Anwesenheit merkwürdigerweise auch irgendwie beruhigend wirkte.
Beide Gefühle verstärkten sich noch einmal, als sie irgendwann doch sprach und ich ihre Hand auf meinem Kopf spürte. Im ersten Moment zuckte ich zusammen und spannte den Körper an, als wollte ich mich dem entziehen, aber weil ich ja auf der Stelle sitzen blieb und Brianna sich nicht davon abschrecken ließ, wehrte ich mich nicht weiter.
Und irgendwie tat es auch gut, gerade jetzt, wo ich eigentlich von niemandem gesehen werden wollte, diese halbe Umarmung zu spüren, sodass sich meine Verspannung langsam zu lösen begann. Ich gab nach. Ich ließ es zu. Die Trauer und wohl auch die Not, und das tröstende Gefühl, gehalten zu werden, waren gerade stärker als die Wut.
Deswegen konnte ich auch immer noch nicht richtig aufhören zu schluchzen, aber ich beruhigte mich langsam und es wurde weniger.



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70Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Dez 07, 2022 3:58 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Brianna blieb ganz ruhig und geduldig. Sie redete nicht auf Rhiann ein und sie rückte ihr auch erst einmal nicht noch näher, nachdem sie den Arm locker um sie gelegt hatte. Sie war nur da, bewegte leicht den Daumen streichelnd und war da. Auch wenn es sie natürlich traf, dass Rhiann gerade so aufgelöst war, und das obwohl es natürlich nicht verwunderlich war, zeigte sie es nicht und atmete tief und entspannt weiter, um etwas Tröstliches auszustrahlen. Und vor allem, damit Rhiann nicht das Gefühl bekam, schnell wieder aufhören zu müssen, sich nicht unter Druck gesetzt fühlte oder es unangenehm für sie war, dass jemand bei ihr war und alles mitbekam.
Sie konnte es sowieso nicht verstecken. Das hieß, sie konnte so tun, als sei es nicht da, aber auch ohne ihren Ausbruch war klar, dass da etwas in ihr war, das ihr wehtat. Natürlich war da etwas...
Als sie spürte, dass die Anspannung in Rhianns Schultern wich und sie etwas in sich zusammensank, erst da rückte sie näher und schlang den Arm mehr zu einer Umarmung um sie, legte die Hand dabei an ihren Kopf und drückte ihn sanft zu sich, sodass sie ihren eigenen als Stütze dafür anbieten konnte. "Es ist in Ordnung...", wiederholte sie leise und wiegte sich mit ihr ganz leicht hin und her. Irgendwann, als Rhiann etwas stiller wurde und nur noch vereinzelt Schluchzer von ihr kamen, regte sie sich wieder und löste sich etwas von ihr, um ein sauberes kleines Tuch aus einer Seitentasche hervorzuziehen und es ihr zu geben, damit sie sich die Augen trocknen und überhaupt die Tränen aus dem Gesicht wischen konnte.
Ein Gespräch begann sie dabei noch immer nicht.

71Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Do Dez 08, 2022 10:59 pm

Rhiannim

Rhiannim

Es tat mir besser als ich gedacht hätte, dass Brianna mich etwas mehr an sich drückte, sobald ich meinen Widerstand aufgab und ihr Tun zuließ. Und es erinnerte mich daran, wie sehr ich nicht nur Ela vermisste, sondern auch meine restliche Familie. Ich fühlte mich in eine Zeit als kleines Mädchen in den Armen meiner Mutter oder älteren Schwester zurückversetzt.
Das half zwar nicht gerade, dass ich weniger weinte, aber vielleicht zumindest, dass ich mich weniger dagegen wehrte. Und trotzdem wurde ich irgendwann schließlich ruhiger. Es war zwar immer noch alles andere als angenehm, dass Brianna meinen Ausbruch mitbekommen hatte, aber jetzt gab es auch nichts mehr, das ich dagegen tun konnte.
Bereitwillig löste ich mich von Brianna, als sie sich schließlich auch wieder regte, und hob diesmal auch richtig den Kopf und wischte mir übers Gesicht. Jedenfalls bis sie mir ein Tuch anbot, das ich auch schweigend annahm und dann stattdessen dafür hernahm. Ein paar Tränen kamen immer noch, aber jetzt konnte ich mich wieder eher zusammenreißen, sodass sie weniger wurden und ich nach und nach aufhörte.
Außerdem betrachtete ich auch meine aufgeschürften, blutigen Handflächen, die ich ebenfalls vorsichtig mit einer Ecke des Tuchs abwischte, und sah mir dann mein aufgplatztes Knie an. Ein Rinnsal Blut war den Unterschenkel hinab gelaufen. Oh man...
Ich wischte vorsichtig das Blut ab und zog scharf die Luft ein, als ich bis an die offene Stelle kam. Es tat echt weh... Aber ich würde es überleben.
Schlimmer war tatsächlich die Scham wegen dem was eben passiert war.
"Das war so nicht geplant", sagte ich leise, etwas frustriert und beschämt und noch mit leicht belegter Stimme, weshalb ich danach einmal schluckte. Ich präzisierte auch nicht, was genau ich meinte, denn eigentlich konnte ich es auf ziemlich vieles beziehen. Es war so einiges nicht geplant gewesen... Angefangen mit meinem Unfall, meinem Gefühlsausbruch, im Grunde auch das was ich zu Brianna gesagt hatte, bis hin zu meiner ganzen Situation und... den Grund dafür. Nichts davon war geplant gewesen. Ich hätte es mir alles anders gewünscht.



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72Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen So Dez 11, 2022 10:39 am

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Brianna rückte noch einmal etwas zur Seite, nachdem Rhiann sich das Gesicht etwas getrocknet hatte und sich stattdessen der Verletzung an ihren Knien zuwandte. Dafür konnte sie es natürlich auch benutzen, und jetzt, wo sie sich langsam beruhigt hatte, war es wohl auch besser, sich darum zu kümmern. Die Wunden waren zwar nicht so tief aufgerissen, dass es wirklich schlimm war, aber es blutete schon, und Schürfwunden konnten auch sehr unangenehm sein und schmerzen.
"Emotionen sind nie geplant", erwiderte sie nur auf Rhianns leise frustrierte Bemerkung und zeigte ihr ein leichtes Lächeln. Sie strich ihr das Haar etwas zur Seite und ließ die Hand auch noch einmal über ihren Kopf gleiten, dann wandte sie sich erneut ihrer Tasche zu und begann, darin nach etwas für die Wunden zu suchen. "Hast du dich noch woanders verletzt oder tut dir etwas weh?", fragte sie dabei, um sicherzugehen, dass Rhianns Hände und Knie das einzige war, was etwas abbekommen hatte. Sie breitete sich am Fuß des Felsens etwas aus, um einen besseren Überblick über die Utensilien in ihrem Gepäck zu haben, und wickelte schließlich etwas weichen Stoff zusammen, den sie in einer gelblichen Flüssigkeit tränkte.
"Das hier wird die Wunden desinfizieren, aber es wird wehtun. Darf ich?", erkundigte sie sich, hielt das kleine Knäuel hoch und schaute fragend zu Rhiann auf. Erst danach würde sie sich den offenen Stellen widmen und alle vorsichtig damit abtupfen. Sie hatte noch eine dicke Salbe bei sich, die man über die Schürfungen auftragen konnte, um sie zu schützen und den Schmerz zu lindern.
"Willst du mir jetzt erzählen, warum du wütend auf mich bist?", fragte sie nach einer Weile, als das Desinfizieren erledigt war und das Brennen und Pochen in den Wunden hoffentlich langsam wieder abgeklungen.

73Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mo Dez 12, 2022 8:04 pm

Rhiannim

Rhiannim

Auch wenn Brianna meinen Ausbruch entspannt hinnahm und nichts dabei fand, war es für mich trotzdem alles andere als angenehm und ich ärgerte mich darüber. Ich widmete mich vorsichtig weiter meinem Knie und wischte mir noch ab und an über die Augen, während ich halb beschämt und halb froh zuließ, wie Brianna mir noch einmal über den Kopf strich. Natürlich war ich eigentlich viel zu alt für so etwas, aber gerade in so einer Situation hatte es trotzdem etwas Tröstliches.
Ich schüttelte leichte den Kopf auf Briannas Frage hin, als sie sich ihrem Rucksack zuwandte. "Nein, alles in Ordnung", antwortete ich leise und ließ die Hand mit dem Tuch sinken. Die Wunde am Knie blutete noch, und das Knie tat auch ziemlich weg, aber das war nach so einem Sturz nur verständlich und in ein paar Tagen würde es schon wieder gehen.
Mein Blick huschte über die Sachen, die Brianna ausbreitete, und dann begann mir helfen zu wollen. Ich nickte leicht und ließ sie zuerst mein Knie zu behandeln, das am schlimmsten war, und dann meine Hände. Es brannte ziemlich und ich zog scharf die Luft ein und biss die Zähne zusammen, aber ich wusste ja, dass es sein musste, und ließ sie machen.
Am liebsten wollte ich auch gar nicht darüber reden, aber natürlich ließ Brianna es nicht einfach fallen sondern fragte nach. Und auch wenn die Antwort auf ihre Frage eigentlich 'Nein' war, kam mir das nach alldem hier jetzt falsch vor. Ich seufzte und schwieg zuerst, beobachtete weiter was Brianna tat, auch wenn es nichts Besonderes zu sehen gab.
Außerdem fiel es mir unheimlich schwer, darüber zu reden. Das merkte ich jetzt, wo ich mir eigentlich vornahm zu antworten, und trotzdem nicht wusste was ich sagen sollte. Ich spürte wieder den Kloß in meinem Hals.
"Du... Wenn du da gewesen wärst...- Du hättest gewusst was zu tun ist", brachte ich schließlich langsam heraus, stockend und wieder mit zunehmend belegter Stimme, weshalb ich auch schnell wieder schwieg und mir Mühe gab, mich zusammen zu reißen. Ich wollte nicht wieder anfangen zu weinen.



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74Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Mi Dez 14, 2022 7:33 pm

Windgeflüster

Windgeflüster

Brianna

Sie nickte langsam und es beruhigte sie auch, zu hören, dass Rhiann sich ansonsten nichts getan hatte. Die äußeren Verletzungen würden schnell abheilen, wenn man sich wie jetzt gut darum kümmerte. Mit einem verletzten Gelenk oder gar gebrochenen Knochen war das noch einmal etwas anderes.
"Entschuldige..." Sie warf Rhiann einen Blick zu, die scharf die Luft einsog, als sie sich daran machte, die Wunden zu säubern. Das war immer sehr gemein, doch es führte auch kein Weg darum herum. Die Tinktur würde das Risiko einer Entzündung mindern oder ausschließen, und das war das stechende Brennen dann eigentlich auch immer wert. Während sie gewissenhaft mit ihrer Arbeit fortfuhr, ließ sie sich nicht in ihrem Tun unterbrechen und sah auch nicht noch einmal auf, auch wenn sie die Flüssigkeit noch auf die anderen Verletzungen auftragen und sich dann um die Paste kümmern musste, die die Wunden abdecken sollte.
Erst, nachdem sie ihre Frage gestellt hatte, und dabei nach der Dose für die Paste griff, änderte sich dies. Sie ließ die Hand langsam sinken und blickte hinauf in Rhianns Gesicht. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Ihre Finger schlossen sich etwas fester um das kleine Gefäß. Das war es... Rhiann war wütend, weil sie nicht dagewesen war. Weil sie den Stamm nicht rechtzeitig erreicht hatte, um Celine zu helfen...
Brianna hatte sich dies schon unzählige Male selbst vorgeworfen. Wenn sie eher hätte aufbrechen können. Wenn die Nachricht sie eher erreicht hätte. Wenn sie näher gewesen wäre... Sie hätte ankommen können, als Celine noch gelebt hatte, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sie hätte retten können, wäre da gewesen... Das wusste sie. Es tat ihr selbst weh und sie hatte sich bereits damit auseinandergesetzt. Sie wusste, dass sie nichts dafür konnte, nicht rechtzeitig gewesen zu sein, das wusste sie. Aber dieses "was wäre, wenn" war kein einfaches. Es ging nicht um irgendetwas, das dann anders gewesen wäre. Es ging um das Leben einer jungen Feuerfee, die sie gut gekannt hatte. Die sie hatte aufwachsen sehen, der sie das eine oder andere gezeigt, erzählt oder beigebracht hatte... Und deshalb konnte sie zwar verstehen, dass sie nichts hätte ändern können, aber trotzdem hatte sie es noch nicht völlig akzeptiert. Auch ihr tat der Verlust weh, wenn auch sicher nicht so sehr wie den engen Freunden und Familienmitgliedern.
Schon kurz nachdem Rhiann ihre Antwort gegeben hatte, senkte Brianna den Blick wieder, aber sie schaute eher durch das verletzte Knie hindurch, als sich darauf zu fokussieren. Ihr war anzusehen, dass es sie traf, leid- und wehtat, was sie sagte. Weil ein Teil von ihr genauso dachte. Besonders deshalb.
"Es tut mir leid. Dass ich nicht rechtzeitig da war... Ich habe es versucht, aber... Der Weg war einfach zu weit..."

75Vulkangegend und kahle Felsen - Seite 3 Empty Re: Vulkangegend und kahle Felsen Sa Dez 17, 2022 6:05 pm

Rhiannim

Rhiannim

Ich ließ den Blick auf meine Hände oder auf das was Brianna mit ihren tat gerichtet und sah sie nicht an, vor allem nicht nach meiner Antwort, und auch als sie die Hände sinken ließ. Das auszusprechen, was mir so lange auf der Seele gedrückt hatte, tat weh, und es machte auch den Schmerz des Verlustes nicht besser.
Und dass Brianna meinen Vorwurf hinnahm und sich sogar dafür entschuldigte, dass sie nicht da gewesen war - womit sie ihre Schuld darin ja irgendwie auch zugab - machte es für mich auch nicht einfacher. Ja, sie hätte vielleicht wirklich etwas bewirken können, wenn sie da gewesen wäre. Sie hätte meine Schwester retten können!
Und natürlich war mit einer Entschuldigung nicht alles gut, doch sie nahm meiner Wut die Angriffsfläche. Und weil es den Verlust noch einmal realer machte, brach wieder ein Schluchzen aus meiner Kehle heraus und ich konnte die neuen Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich senkte den Kopf und wischte mir schluchzend die Tränen ab, wobei ich zwar versuchte, die frisch behandelten Wunden zu schonen, aber es war sicher gut, dass Brianna noch nicht dazu gekommen war, die Salbe aufzutragen, sonst wäre wohl trotzdem etwas verschmiert worden.
"Du... du hättest da sein sollen!", brachte ich zwischen zwei Schluchzern hervor. Jetzt wo die Mauer einmal aufgebrochen war, hinter der ich versucht hatte, meine Trauer und die Vorwürfe zu verstecken, kam alles heraus und ich konnte es nicht länger zurückhalten. Gerade war ich eigentlich auch nur teilweise wütend, ich war viel mehr beschämt und verzweifelt - und vor allem traurig.
Denn eigentlich war es genau das: Ich war nicht wütend um der Wut willen, oder weil irgendjemand es wirklich verdiente. Ich war wütend, weil das ein Ventil für meine Trauer war. Deshalb war Brianna auch nicht die einzige, der ich Vorwürfe machte.



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