Raves Baumhaus-Bude

Ich schwankte kurz zwischen Widerworte geben und eine Diskussion anfangen oder klein bei zu geben und nichts mehr zu sagen, beschloss dann aber, einen Mittelweg zu nehmen, bei dem ich es wenigstens nicht so aussehen lassen musste, als würde ich... Eben klein bei geben.
"Wie du meinst. Die Zeit wird schon noch kommen, in der du verstehst, was ich meine." Ich wollte ja auch nicht sagen, dass ich nicht verstand, was sie meinte. Aber ich musste eben halt den autoritären Erwachsenen mimen und konnte ihr ja nicht Recht geben und es gut heißen, dass sie illegale Geschäfte abwickelte.
Und immerhin schien sie es ja auch schon nicht als gut zu finden, dass sie hier drinnen bleiben sollte, aber da gab sie immerhin keine Widerworte. "Hm...", machte ich und ließ den Blick durch den vom Kerzenlicht und Ofen beleuchteten Raum schweifen, "wenn du wirklich Langeweile hast, kannst du hier aufräumen... Oben gibt's ein paar Kisten, in denen sich alles Mögliche an Zeug befindet. Da kannste auch gern mal deine Nase rein stecken und schau'n, ob du was interessantes und nützliches findest." Das Meiste von dem Krempel brauchte ich sowieso nicht und ihr sollte ja auch nicht die Decke auf den Kopf fallen. Vielleicht fand sie ja auch wirklich etwas, das ihr noch von Nutzen sein würde.

Wie man sich wohl denken konnte, hatten Raves Worte keinen sehr großen Effekt auf mich. Welches Kind hörte schon gern 'irgendwann wirst du mal verstehen - bla bla'? Es hatte auch mal eine Zeit gegeben, in der ich ganz schnell hatte erwachsen werden wollen, weil ich dann alles machen konnte was ich wollte und keine Angst mehr haben musste. Aber inzwischen war ich nicht mehr so sicher, ob ich das wollte. Erwachsene waren komisch. Und ich verstand sie nicht unbedingt besser, je älter ich wurde.
Ich aß mein Brot fertig, während Rave überlegte was ich hier so machen konnte. Aufräumen? Ich wusste gar nicht wie man aufräumte. Aber das mit den Kisten klang schon interessant. "Ah ja?", machte ich interessiert, denn Kisten nach etwas Spannendem zu durchsuchen klang wirklich nach etwas, womit ich mir die Langeweile vertreiben konnte. Mein Blick huschte zu der Leiter, die Rave eben nach oben gestiegen war. Na da war ich ja gespannt, was es da oben alles gab. "Ok!"
Ich schob mir den letzten Bissen Brot in den Mund und war tatsächlich schon um einiges positiver gestimmt. Irgendwie hatte es ja doch geholfen, mit Rave zu sprechen. Und ich war auch froh, dass ich hier war... Es war zwar immer noch ein bisschen komisch, wahrscheinlich weil er eben ein Erwachsener war und ich mich sonst nicht so mit Erwachsenen unterhielt, aber ich wusste auch noch, dass er früher lustig gewesen war. Glaubte ich jedenfalls. Bis jetzt schien er das irgendwie nicht.
"Hast du auch was zu trinken für mich?", fragte ich dann. Jetzt nach dem Essen hatte ich auch Durst bekommen.

Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass die Kleine hier aufräumen wollte. Musste sie auch echt nicht. Dafür schien sie die Sache mit den Kisten soweit ganz gut zu finden. "Aber versuch nich' alles durch die Gegend zu werfen", mahnte ich vorab schon mal. Es sah hier ja so oder so schon relativ wüst aus, da mussten die Sachen, die ich oben verstaut hatte, nicht auch noch zwischen den leeren Flaschen herum fliegen.
Bei der Frage, ob ich auch was zu trinken für sie hatte ließ ich den Blick durch den Raum schweifen und stand schließlich auf. Bier hatte ich noch was, doch das würde ich ihr ganz sicher nicht geben. Wie der Zufall es so wollte, hatte ich aber auch noch ein wenig Quellwasser in der bauchigen Glasflasche, die sich in der Nähe der Haustür befand und unter einem getragenen Pullover verbarg.
Einen Becher fand ich auch noch. An der Bauchflasche befand sich ein kleiner Hahn, den ich aufdrehte, woraufhin etwas von dem Wasser in den Becher geflossen kam. Um Nachschub musste ich mich die Tage auch mal kümmern...
"Hier, bitte." Ich reichte ihr den Becher und setzte mich wieder, "wenn du zwischendurch Durst bekommst, kannste dir was holen. Ich kümmer mich um Nachschub." Wenn ich denn mal Zeit dazu hatte.

Ich lächelte bei Raves Worten. "Ist gut", versicherte ich ihm. So viel machte das zwar bestimmt auch nicht aus, aber ich hatte auch nicht vor, hier absichtlich mehr Unordnung zu machen.
Den Becher mit dem Wasser, das Rave dann auch tatsächlich herbeizauberte, nahm ich auch gleich entgegen und stillte meinen Durst daran. Über den Rand des Bechers hinweg sah ich zu Rave und als ich den Becher absetzte, nickte ich noch einmal. "Ja, alles klar." Ich trank den Becher auch gleich leer.
"Musst du denn morgen wieder arbeiten?", fragte ich, als ich ihn wieder sinken gelassen hatte. Dass er sich umschauen wollte, hatte er ja schon gesagt, aber wenn er auch noch arbeiten ging, dann würde er ja bestimmt eeeeeewig weg sein...

"Ja muss ich. Leider." Meine Miene verfinsterte sich. Der Weg in den Laden war mittlerweile alles andere als angenehm. Ich war jedes Mal froh, wenn ich wieder raus konnte. Wobei es gar nicht mal so schlimm sein würde wenn dieser Alte nicht wäre.
"Ich hab auch nichts zu essen hier, das heißt, du musst erst mal einen Moment warten. Ich schaffs mit Sicherheit, zwischendurch raus zu kommen, dann bring ich dir was.
Du solltest aber wirklich versuchen, hier drin zu bleiben, während ich nicht da bin. Zu deiner eigenen Sicherheit." Einmal mehr gesagt konnte ja nicht schaden. Es war ihr Bier wenn sie dann doch noch von irgendwem erwischt werden würde. Ich konnte für sie dann jedenfalls nichts mehr tun.
Ich beendete mein Abendessen, indem ich den letzten Rest in meinen Mund schob, kaute und herunter schluckte. Ja, das reichte fürs erste. Ich war froh, wenn ich mich lang machen und die Augen zumachen konnte. Ich war vielleicht müde...

"Hmmm", machte ich wenig begeistert bei seiner Antwort, und fand er sah genauso wenig begeistert aus. "Warum suchst du dir nicht einfach eine andere Arbeit?", fragte ich daher. Es gab doch bestimmt etwas das nicht so blöd war und nicht so lange dauerte.
Wie lange genau, das wusste ich natürlich nicht so genau, aber heute war er ja auch erst ziemlich spät heimgekommen. Ich hatte zwar schon gesagt dass ich hier bleiben würde, so mehr oder weniger jedenfalls, aber was das wirklich bedeutete, würde sich auch mir selbst wohl erst morgen erschließen, wenn es hart auf hart kam. So neigte ich nur den Kopf zur Seite und nickte wieder, auch wenn ich nicht so ganz begeistert davon war. "Jaaa... Ich schaff das schon", versicherte ich und sah Rave wieder richtig an und lächelte. Dabei meinte ich auch das mit dem Essen. Was zwar blöd war, aber ich hatte auch schon länger nichts zu essen gehabt. Und der eine halbe Apfel war ja auch noch da. Den krallte ich mir nämlich jetzt, aber ich sah ihn nur einen Moment lang an und behielt ihn in der Hand. "Dann heb ich den für morgen auf", sagte ich. Ja, zumindest solche kleinen Planungen hatte ich inzwischen gelernt. Für heute war ich satt, und auch wenn ich entgegen dem was ich gerne hörte immernoch nur ein Kind war, das nunmal nicht besonders weit voraussah, wusste ich dass man sich Essen gut einteilen sollte. Wie das mit anderen Dingen aussah, nun... Ich war eben erst zwölf Jahre alt.

"Das is' nich' so einfach", murmelte ich leise und seufzte, unterdrückte ein Gähnen, streckte mich aber dafür und schloss dabei die Augen. "Ich hab auch Vorteile von meinem aktuellen Job. Ich muss sie mir nur immer mal wieder einreden..." Ich lächelte ihr schief zu und begann, das restliche Papier zusammen zu räumen. Dazu, dass sie das morgen mit dem Drinnen bleiben schon schaffte, sagte ich nichts mehr. Es würde sich schon zeigen, ob sie das hin bekam, aber mehr als das konnte ich auch nicht machen. Würde schon schief gehen.
Rin nahm den halben Apfel und wollte ihn sich für morgen früh aufheben, was ich dankend bejahte. Dann hatte sie immerhin etwas, auch wenn es nicht viel war.
Ich begann, das restliche Papier zusammen zu knüllen und vom Bett zu räumen. "Du kannst hier im Bett schlafen, wenn du willst. Oder ich mach dir ein Lager oben fertig, damit du morgen früh durch mich nicht geweckt wirst." ich nickte in Richtung der Leiter und Deckenluke. Ich hatte zwar keine zweite Strohmatratze mehr, aber etliche Kartons und Decken. Ein Kissen würde ich auch schon noch auftreiben. Ich hatte jedenfalls keine Probleme, auf einem provisorischen Lager zu schlafen. Wenn ich erst mal schlief, dann konnte mich nichts wecken, auch nicht der harte Fußboden oder etwas Anderes in der Art.

Immer noch etwas fragend sah ich Rave an, weil ich nicht so genau wusste wie er das meinte. Ich wusste auch nicht warum es schwierig war, einen anderen Job zu finden, aber ich hatte von diesen ganzen Sachen sowieso keine Ahnung. Und so besonders interessierte mich das auch nicht. Meine Welt sah ganz anders aus. Nicht dass ich es mir so wirklich ausgesucht hatte, aber so war es nunmal.
Rave begann ein bisschen aufzuräumen und wohl alles für die Nacht fertig zu machen. Ich war auch schon recht müde. Die ganze Aufregung hatte das ein wenig beiseite geschoben, und ich schlief sowieso eher unregelmäßig, aber langsam merkte ich die Müdigkeit doch. Mein Blick folgte Raves Deut in Richtung der Leiter nach oben, und tatsächlich war ich neugierig, wie es da aussah. "Oh ja, ich schlaf da oben", sagte ich und rutschte jetzt auch vom Bett herab, wobei ich mir die Decke erstmal von den Schultern gleiten ließ und zu meiner Tasche trat, worin ich den halben Apfel verstaute. Nicht dass ich glaubte, Rave würde mir den wieder wegnehmen, aber es war irgendwie so eine Gewohnheit, über die ich gar nicht nachdachte, dass man auf sein Essen gut aufpassen musste. Den Becher ließ ich auf dem Tisch liegen.

Rin beschloss, oben zu schlafen, was mir nur ganz gelegen kam. Ich nickte aus diesem Grund, fügte dem nichts hinzu und stand auf. "Ich mach dir eben was oben fertig", erklärte ich mich, zog eine Öllampe unter einem Haufen Klamotten hervor und entzündete diese mit einer der brennenden Kerzen, die verteilt im Raum standen. Nachdem auch das geschafft war, stieg ich über die Leiter nach oben, wo ich erst einmal begann, das zu Paketen verschnürte Brennholz aufeinander zu stapeln und in eine Ecke zu schieben und anschließend Rins Nachtlager zu bauen. Ich baute aus einigen zusammen gefalteten Kisten und einer Kolter, die ich noch einmal zusammen legte, damit es noch weiter wurde, eine Unterlage für sie, kramte noch drei Decken aus den Kisten hervor und ein kleines Kissen. Das sollte erst einmal reichen.
Ich ließ die Öllampe oben stehen, damit sie Licht hatte und machte mich wieder auf den Weg nach unten. "Soo, is' alles fertig oben. Wie gesagt, kannst ja mal schauen, was du so findest und womit du es dir noch gemütlicher machen kannst." Ich lächelte ihr zu und trat beiseite, damit sie nach oben gehen kann. "Deine Klamotten kannste hier unten hängen lassen, wenn du willst. Die trocken besser vor dem Ofen."

"Ok", antwortete ich und während Rave nach oben kletterte, sah ich nach wie nass meine Sachen noch waren. Es ging so, bis auf den Umhang, der natürlich noch sehr nass war. Ich breitete ihn ein wenig über der Stuhllehne aus, den Rest ließ ich einfach auf dem Stuhl liegen, mehr Platz war ja auch nicht wirklich. Mein Blick huschte noch einmal über die ganzen Sachen die hier herumlagen. Es erinnerte schon auch ein wenig an unsere Schlafplätze, die wir so hatten, nur war es hier sauberer.
Ich hob meine Tasche auf und hängte sie mir wieder über. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis Rave wieder die Leiter runterkam und wohl fertig war. Das Rumpeln über meinem Kopf war schon eine Weile nicht mehr zu hören gewesen. Ich war gespannt wie es oben aussah. Mit der Leiter sah es fast aus wie ein Geheimversteck.
Ich lächelte Rave an und trat neben ihn zu der Leiter. "Ja, ist gut", sagte ich und begann auch gleich die Leiter hochzuklettern. Und tatsächlich wurde mein Eindruck von einem Geheimversteck noch verstärkt. Die Decke war so niedrig, dass ich auch nicht ganz hätte stehen können, aber das brauchte ich ja auch gar nicht. In einer Ecke war mein Schlafplatz, der richtig bequem aussah, und tatsächlich hatte ich bestimmt nicht oft so schön zu schlafen gehabt in letzter Zeit. Mir gefiel es jedenfalls! "Oh, das ist toll!", sagte ich dann auch gleich, was Rave durch die Luke ja sicher gut hören konnte.

Ich lächelte schief. Naja, es war wirklich kein Traumschlafplatz aber als Kind hätte ich das Ganze auch schon toll gefunden, mit der niedrigen Decke, den ganzen Sachen und dem provisorischen Lager. Die Hauptsache war, dass es Rin gefiel. Wer wusste schon, wie sie sonst so schlief...
Ich trat wieder unter die Luke und legte den Kopf in den Nacken, um nach oben zu spähen. "Heh, dann is' ja gut.
Wenn du willst, kannste die Luke ruhig auch zumachen un' wenn du frische Luft brauchst is' da oben auch noch eine kleine Luke am Dach, fallste die nich' schon entdeckt hast.
Dann schlaf mal gut. Bis morgen." Ich wartete noch kurz, ob noch etwas kam oder Rin noch was brauchte und wandte mich dann ab. Den Stuhl mit ihrer feuchten Kleidung positionierte ich vor den Ofen, in den ich noch etwas Holz warf, damit er noch für ein paar Stunden brennen und länger heizen würde. anschließend machte ich mich daran, die Kerzen auszupusten und Hose und den derben Mantel auszuziehen, den ich die ganze Zeit noch getragen und ganz vergessen hatte, loszuwerden.
Ich legte mich ins Bett und streckte mit einem gedehnten Seufzen die Beine aus. Bei allen Steinen...was ein Tag...

Ich war schon weiter bis in die Schlafecke gekrabbelt und stellte fest dass es neben den vielen Decken sogar ein Kissen gab und es tatsächlich ziemlich gemütlich war. Ich hatte schon an sehr viel schlimmeren Plätzen geschlafen!
"Okay", rief ich noch einmal nach unten und sah hinauf zu dem Dachfenster, das das Bild des Geheimverstecks noch abrundete. Mir gefiel es hier! Ich krabbelte noch einmal zu der Luke zurück und warf einen Blick nach unten.
"Gute Nacht. Bis morgen", sagte ich auch und lächelte breit. Ja, jetzt ging es mir tatsächlich schon viel besser. Und ich war schon froh, hierher gekommen zu sein. An morgen dachte ich jetzt auch gar nicht.
Die Luke ließ ich offen. Sonst käme ich mir hier schon etwas eingesperrt vor, und ich mochte das nicht. Ich zog Raves Hemd und die Hose wieder aus und legte mich auf mein Nachtlager, die Tasche und die Kleidung neben mir. Ich kuschelte mich in die Decken, und obwohl es hier oben ohne das Feuer deutlich kühler war als unten, war es so sehr angenehm - und außerdem immer noch viel wärmer als draußen. Das Licht von unten wurde schwächer und ich merkte jetzt wo ich lag auch deutlich, wie müde ich war. Ich blies die Lampe aus und machte es mir bequem. Wahrscheinlich würde ich nicht lange brauchen um einzuschlafen. Und diesmal sicher auch ruhiger als die letzten Tage.

Ich hatte noch Rins 'Gute Nacht' erwidert und war anschließend schnell eingeschlafen. Ich war -wie immer- ziemlich fertig gewesen von dem Tag auf der Arbeit und hätte mich schon eher hingelegt, wenn die Kleine nicht plötzlich vor meiner Haustür gestanden hätte.
Ich schlief durch, bis die ersten Sonnenstrahlen über den Cern-Wald ins Innere des Baumhauses krabbelten und mich an der Nase kitzelten. Nur widerwillig öffnete ich die Augen; ich hätte mich gerne auf die andere Seite gedreht und noch eine Weile weiter geschlafen, aber das war mir nicht vergönnt.
Also quälte ich mich langsam aus dem Bett, gähnte, streckte mich und stand auf. Einen Becher Wasser gönnte ich mir, dann stellte ich mich noch einmal kurz unter die Luke und lauschte nach oben, doch es schien so, als würde Rin noch schlafen, weswegen ich nur schnell meine Sachen packte und das Baumhaus verließ. Ich schloss auch von außen ab, damit niemand einfach so herein kommen würde, was bedeutete, dass Rin eingeschlossen war. Allerdings hatte ich gestern Abend nicht umsonst die Luke am Dach erwähnt; wenn sie es darauf anlegen würde, würde sie schon hier raus kommen, auch ohne eine offene Haustür. Ich hoffte nur, dass sie es mir nicht übel nehmen würde, dass ich die Tür abschloss, sondern verstand, warum ich es getan hatte.
Der Morgen und Mittag verstrich. Ich hatte erst einmal Mittagspause und sofern Rin noch da war und nicht das Weite gesucht hatte, würde sie gleich von mir ein schönes warmes frisches Nudelgericht von Cerns bestem Nudelrestaurant bekommen.
Doch erst einmal musste ich die Tür aufschließen, was ich schließlich auch tat und dann eintrat. "Ich bin wieder da!", rief ich in das Baumhaus hinein und ließ die Tasche von meiner Schulter gleiten. Das Essen trug ich in einer Stofftasche in der anderen Hand.

Ich schlief so gut wie seit langem nicht mehr, und deshalb wachte ich auch erst später am Morgen wieder auf. Zuerst wusste ich gar nicht wo ich war, aber dann kehrte die Erinnerung an den Abend vorher langsam wieder zurück. Es war still im Haus und nach einer Weile krabbelte ich unter den Decken hervor und bis an den Rand der Luke, durch die das Sonnenlicht nach oben hereinleuchtete. Rave schien weg zu sein und ich krabbelte wieder zu meinem Schlafplatz und machte es mir noch etwas gemütlich. Meine Gedanken kreisten um gestern, um das was in Lago Jun passiert war und wie es jetzt weitergehen sollte - obwohl ich schon so oft darüber nachgedacht hatte. Hier drin fühlte ich mich tatsächlich sicherer. Der Dachboden war wie ein Geheimversteck, der die Probleme weiter weg erscheinen ließ. Daher wollte ich ihn auch gar nicht so unbedingt verlassen.
Ich kramte den halben Apfel aus meiner Tasche und bekam dabei etwas anderes in die Hand, das ich rauszog. Ein verschnürtes Päckchen. Ja... eins hatte ich noch. Aber ich wusste nicht, was ich damit machen sollte. Ich konnte nicht nur eins zurückbringen. Außerdem hatte ich es schon einmal geöffnet...
Ich packte es wieder tief in meine Tasche und aß meinen Apfel. Normalerweise wäre ich jetzt durch die Straßen gestreift auf der Suche nach etwas zu Essen, aber nicht heute. Klar wusste ich noch was Rave mir geraten hatte, und tatsächlich hielt die Furcht mich erstmal hier.
Außerdem gab es ja tatsächlich einiges zu entdecken.
Die nächsten zwei Stunden war ich damit beschäftigt, auf dem Dachboden herumzustöbern, in alle möglichen Kisten zu schauen, mal eine gelangweilt wieder zu verschließen wenn der Inhalt doof aussah, oder eine auszuräumen und mir den Inhalt anzusehen. Besonders interessant fand ich einige Dinger die aussahen wie Spielsachen, kleine Geräte die sich drehten und die rollen konnten und mit Propeller oder solchen Dingen. Und ich fand auch ein Buch, das ich zwar nicht lesen konnte, das aber ein paar Bilder drin hatte.
Irgendwann verlor ich aber die Lust an dem ganzen und kletterte die Leiter hinab. Ich wuselte noch ein wenig im Haus umher und sah mich auch hier nach etwas Interessantem um. Meine Sachen waren recht gut getrocknet und ich zog sie bis auf den Umhang und die Schuhe wieder an, die ich weiterhin stehen ließ. So wie die Sonne stand, musste es wohl bald Mittag sein und ich sah aus dem Fenster, wo das Wetter jetzt wieder bis auf ein paar Wolken ziemlich schön aussah. Und nein, ich konnte es nicht lassen. Ich hielt es so lange einfach nicht irgendwo drinnen aus. Ich wollte ja auch nur mal vor die Tür in die Sonne! Aber als ich es versuchte, stellte ich fest, dass die Tür abgeschlossen war, und ich fand auch keinen Schlüssel, und das ließ dann doch eine unterbewusste Unruhe in mir aufkommen. Ich mochte nicht eingesperrt sein. Durch die Fenster kam ich auch nicht hinaus, und ich dachte auch gerade nicht darüber nach, wieso Rave das gemacht hatte, ich wollte einfach nur nicht eingesperrt sein. Plötzlich war ich wieder unruhig, aber dann fiel mir diese Luke oben im Dach ein und ich stieg die Leiter hinauf und öffnete dann die Dachluke. Frische Luft wehte mir entgegen, Sonne schien auf mich herab, und schon war alles viel besser. Da das Dach so neidrig war, hatte ich keine Probleme, mit Hilfe einer Kiste hinaus zu klettern und mich auf das Dach zu setzen. Whoa! Das war sogar richtig toll! Ich war hoch oben über allem - naja, so hoch war das Haus auch wieder nicht, aber ich konnte nicht nur auf den Steg vor dem Haus hinabblicken, sondern auch gaaaaaaanz weit nach unten auf den Waldboden. Angst hatte ich nicht. Ich fühlte mich riesig!
Tatsächlich sah ich irgendwann nach einer ganzen Weile auch Rave kommen, aber er bemerkte mich hier oben nicht, weswegen ich zurück ins Innere des Hauses kletterte, und dann hörte ich ihn auch schon rufen.
"Halloooooooo!", rief ich freudig zurück und kletterte auch gleich die Leiter hinab. Ich war wirklich froh, nicht mehr alleine hier zu hocken. Und oh! Es roch nach Essen!

(Oh Gott, ein Drogenpäckchen in Raves Haus!!! OoO)

Ich entdeckte die Kleine sofort, da sie ja schon auf dem Weg nach unten zu mir war, kaum das ich die Haustür geöffnet hatte. Sie war also immer noch da... Oder wieder. Wenn man sich einigermaßen geschickt anstellte, konnte man über die Dachluke ja nach draußen und auch wieder hinein... Ich hatte mir schon seit längerem vorgenommen, die Luke wenigstens mit einem zusätzlichen Schloss zu verschließen und sie so vor Einbrechern zu schützen. Sollte ich vielleicht mal tun, jetzt, wo ich ein Kind bei mir hatte, das auf der Flucht vor seiner eigenen Räuberbande war.
"Hey", begrüßte ich Rin und lächelte ihr zu während ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ, "na, haste den Morgen gut überstanden? Bist nicht vor Langeweile oder Hunger gestorben?" Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und trat auf den kleinen Tisch zu, auf dem ich den Stoffbeutel ablegte, "ich hab uns was gutes zu essen mitgebracht. Die besten Nudeln von ganz Cern. Haste die schon mal gegessen? Ich wette nicht." Außer vielleicht vor sechs Jahren? Als sie auch hier gewesen war. Die 'Erdnudeln' Cerns waren eine richtige Touristenattraktion. Natürlich wussten die Wenigsten, wo es die Besten gab, die auch noch spottgüntig waren. Die meisten Touris und Reisenden liefen alle in den Nudelladen mit der buntesten Werbung. Ich als Opportunist kannte selbstverständlich die Tricks... Und Strategien, um meinen ohnehin schmalen Geldbeutel zu schonen...

(XDDDD *pfeif*)

Die letzten zwei Sprossen sprang ich hinab und hopste auf Rave zu, der sich gerade die Schuhe auszog, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Mein geübter Blick erkannte natürlich sofort, dass er was zu Essen in der Tasche hatte, die er auf dem Tisch abstellte.
"Nee, aber fast! Und ich hatte alles sooo toll aufgeräumt, aber es war sooo langweilig und dann musste ich alles wieder unordentlich machen weil ich sonst ja gar nichts zu tun hätte!", flunkerte ich und trat grinsend an den Tisch heran, wo ich die Arme auf der Tischkante aufstützte um einen Blick auf das zu werfen, was Rave mitgebracht hatte und was da so unglaublich gut roch. Ich sah zu ihm hinauf und schüttelte den Kopf bei seiner Frage. Selbst wenn ich das schonmal hatte, erinnerte ich mich nicht daran, und überhaupt wusste ich gar nicht mehr, wann ich zuletzt etwas Warmes gegessen hatte. Daher war ich auch umso aufgeregter und in freudiger Erwartung.
"Nee. Aber ich hab riesen Hunger!", verkündete ich und konnte es gar nicht mehr abwarten. Nudeln klangen auch so schon super!

(xDD)

"Haha!" Ich lachte, hob die Hand und wuschelte ihr mit ihr durch die Haare, ungeachtet dessen, dass ich sie seit so langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ganz ehrlich, der Spruch verdiente Anerkennung. "Na klar. Dann bring ich nächstes Mal was gegen deine Langeweile mit, damits' aufgeräumt bleibt."
Da Rin meine Frage -wie erwartet- verneinte und so wirkte als würde sie es vor Hunger kaum noch aushalten, machte ich mich daran, die beiden großzügigen Nudelportionen auszupacken. Sie befanden sich in einer praktischen Schale, die noch einmal mit einem Tuch umwickelt war. Die Erdnudeln verdankten ihren Namen ihrer bräunlichen Färbung, die daher rührte, dass die Manoah alles mögliche an Kräutern und Pilzen mit dem Nudelteig verarbeitete. Dadurch besaßen die Nudeln selbst bereits schon einen recht intensiven Geschmack, der hier und da durch diverse Soßen oder als Suppe noch verfeinert wurde. In unserem Fall hatte ich zwei schlichte "trockene" Nudelportionen mit Ei für uns geordert. Sie dufteten einfach herrlich. Ich hatte auch schon ewig keine mehr gegessen... Wenn man alleine aß, machte es keinen Spaß, zum Nudelladen zu gehen.
Ich stellte Rin die erste ausgepackte Schüssel hin und legte ein paar Stäbchen dazu, packte mir anschließend die zweite Portion aus und organisierte ihr den einzigen Stuhl, während ich auf einem Karton platz nahm, der mein Gewicht aushielt. "Dann mal guten Appetit", sagte ich und bewaffnete mich ebenfalls mit einem Stäbchenpaar.

Ich zog den Kopf ein wenig zwischen den Schultern ein, als Rave mir durch die Haare wuschelte, und sah ihn dann wieder an sobald er aufgehört hatte, ohne dass mein Grinsen verschwand. Meine Haare waren eh noch nicht besonders ordentlich, und abgesehen davon war ich mit seiner Reaktion zufrieden.
"Au ja!", erwiderte ich bei seinen Worten auch und lehnte mich dann ein Stück vor, als er die Packungen aus der Tasche holte und unser Mittagessen offenbarte. Ich schloss die Augen und sog den wunderbaren Duft der Nudeln ein, die wirklich irgendwie anders rochen als Nudeln die ich sonst so kannte. Und es war eine riesige Portion für mich! So viel hatte ich wahrscheinlich noch nie gegessen! Zumindest kam es mir jetzt so vor.
"Hmmmmm, oh das riecht so toll!", sagte ich begeistert und wandte mich nur kurz von dem köstlichen Anblick ab, als Rave mir den Stuhl hinstellte und ich mich dann darauf setzte, oder eher kniete ich mich auf den Stuhl, weil ich so höher saß, auch wenn ich es nicht gebraucht hätte um dranzukommen. Ich ließ mich auch nicht zweimal bitten, hatte mir die Stäbchen auch schon geschnappt und tauchte sie tief in die Nudeln, wobei ich nicht ganz so geschickt damit war. Ich hatte eben nicht oft sowas zu essen. Als Rave mir guten Appetit wünschte, hatte ich mir schon die erste Portion in den Mund geschaufelt und sah kauend zu ihm hin. "Wupn Awepip, mjommh... So lecker!", sagte ich, halb mit vollem Mund und halb als ich den Großteil davon geschluckt hatte. Es war toll! Sowas Gutes hatte ich bestimmt noch nie gegessen! Naja, jedenfalls musste es schon gaaaanz lange her sein!

Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen als ich das Gesicht der Kleinen sah. Ihre Augen leuchteten als hätte ich ihr gerade ein großes Geschenk gemacht. Dabei war es nur eine ordentliche Portion Nudeln. Aber wer weiß, wann sie das letzte Mal so etwas gegessen hatte und nicht im Müll hatte herum graben müssen.
Ich schüttelte die Gedanken von mir ab. Ich wollte nicht über so etwas nachdenken... Am Ende würde ich noch starkes Mitleid entwickeln und etwas dummes tun...
Ich brummte zustimmend. Ja, sie rochen wirklich toll. Ich hatte sowas gutes auch schon länger nicht mehr gehabt. Wie gesagt: So etwas wie die Erdnudeln aß man nicht alleine.
Rin hatte sich bereits die erste Portion in den Mund gestopft, noch bevor ich mich gesetzt hatte, was ich ihr jedoch nicht übel nahm. Stattdessen nickte ich ihr noch einmal zu, lächelte und brach meine Stäbchen, die ich anschließend ebenfalls in die Nudelportion tauchte. Etwas geschickter als Rin fischte ich mir die erste Portion auf die Stäbchen und begann zu essen. Schön langsam, damit ich es genießen konnte. Echt lecker!

Ich aß im Gegensatz zu Rave ganz und gar nicht langsam, dazu schmeckte es viel zu gut. Aber nach den ersten paar heruntergeschlungenen und ziemlich großen Mundvoll, kam ich dann doch etwas runter und schlang nicht mehr so sehr, setzte mich irgendwann auch etwas zurück auf den Stuhl, ließ die Beine aber weiterhin angewinkelt. Die Portion war für ein Kind wie mich auch wirklich ziemlich groß, und außerdem war ich so viel Essen auf einmal gar nicht gewöhnt, sodass ich tatsächlich bald auch langsamer aß, als ich nicht mehr solchen Hunger hatte. Ich hatte trotzdem schon einen ziemlichen Vorsprung zu Rave, der sich Zeit ließ.
Dafür war ich auch schneller satt. Mein Magen war eben viel kleiner als seiner! Ich schaffte jedenfalls bei weitem nicht die ganze Portion, und tatsächlich hatte ich ziemlich viel gegessen für mich, und ich wollte eigentlich auch gar nicht aufhören und piekte mir hier und da noch kleine Nudelstückchen heraus, die ich mir in den Mund schob. Aber ich musste dann auch einsehen, dass ich nicht alles schaffte.
"Boah, ich bin sooo voll!", sagte ich, als ich die Stäbchen aus der Hand legte und mich in meinem Stuhl zurücklehnte. Ich lächelte dabei aber zufrieden. "Sowas Gutes hab ich bestimmt noch nie gegessen."

Rin stopfte sich die Nudeln ziemlich schnell in ihre Futterluke hinein, doch ich würde der Letzte sein, der etwas dazu sagen würde. Wenn sie so einen Hunger hatte, dass sie so schlang, sollte sie ruhig machen.
Ich hatte nicht einmal die Hälfte geschafft und war auch noch längst nicht satt als sie bereits verkündete, dass sie satt war. Ich lächelte, nachdem ich den Bissen geschluckt hatte. "Wie, schon fertig? Das hat doch noch gar nich' abgenommen", meinte ich und deutete mit den Stäbchen zu ihrer Schale, ehe ich damit fort fuhr, weiter zu essen. Das war natürlich nur ein Scherz; Der Tag war ja noch lang und so hatte sie auch noch etwas für später und ich musste mir keine Gedanken um ihr Abendessen machen. Ich musste nachher ja auch schon wieder los.
Ich brauchte noch ein wenig, doch schließlich schaffte ich es, meine Portion aufzuessen und lehnte mich mit einem Seufzen ein Stück weit zurück, nachdem ich die Stäbchen auf dem Tisch abgelegt hatte. Das war echt lecker und jetzt war ich auch pappsatt. Am Liebsten hätte mich auf das Bett gefläzt und ein Verdauungsnickerchen abgehalten, doch daraus würde nichts werden.

Ich schnitt ihm eine Grimasse bei seinen Worten. Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas zu Essen stehen gelassen hatte. Also musste das hier ganz schön was heißen.
"Ich bin ja auch viel kleiner als du!", entgegnete ich, während Rave munter seine Nudeln weiter aß. Und außerdem war ich das gar nicht mehr gewöhnt, so viel zu Essen zu haben. "Wenn ich noch was esse, dann platze ich!" Hier würde mir ja auch niemand etwas wegessen, was hieß ich konnte den Rest sicher noch getrost heute Abend essen. Jetzt stand ich erstmal auf und holte mir etwas zu trinken aus dieser großen Flasche, womit ich mich wieder an den Tisch setzte und trank.
Rave brauchte noch eine ganze Weile länger, aber er aß dafür auch die ganze Portion fertig, und es schien auch nicht so als hätte er noch Hunger auf meinen Rest. Zufrieden lächelte ich ihn an. Ich könnte mich jetzt auch glatt hinlegen und schlafen. Jetzt wo das Essen runtergesackt war, fühlte ich mich sogar noch voller. Vielleicht hätte ich doch langsamer essen sollen... Aber ich war zufrieden! "Das war toll", sagte ich.

Ein gedehntes "Najaaaah" kam zwischendurch noch von mir, ansonsten unterbrach ich mich nicht im Essen, bis eben besagte Portion leer war.
"Das freut mich", erwiderte ich leise und lächelte Rin zu. Sie wirkte auch um einiges besser beisammen als gestern Abend. Naja, kein Wunder, würde ich mal sagen.
Ich wandte den Kopf und warf der Trinkflasche in der Ecke einen Blick zu. Die musste ich auch auffüllen. Heute Abend, wenn ich Feierabend hatte, musste ich noch bei der 'Quelle' vorbei schauen, die den Einwohnern Cerns als Wasservorrat diente. Von denen gab es einige hier, mal größer, mal kleiner. Die Manoah waren so schlau gewesen, eine unterirdische Wasserader anzugraben und die Quellen zu errichten, sodass sie nicht von Regenwasser abhängig waren oder Bächen, Flüssen und Seen. Da das Erdvolk ja so naturliebend war, wollten sie auch keine natürlichen Gewässer verändern, was bedeutet hätte, dass die Bewohner der Stadt immer in den Wald hätten traben und Wasser aus einen der Bäche holen müssen.
"Und? Womit haste dir bisher so die Zeit vertrieben? Was nützliches gefunden da oben?" Ich nickte in Richtung Luke und verschränkte die Arme locker vor der Brust. Bestimmt hatte sie ihre Nase schon in die Kisten gesteckt.

Wahrscheinlich würde ich wirklich einschlafen, wenn ich mich jetzt hinlegte. Dagegen hatte ich aber auch nichts - meine Tage waren ohnehin nicht besonders geregelt. Aber noch war Rave ja da und mein Blick huschte wieder zu ihm bei seiner Frage. Ich setzte mich wieder ein wenig im Stuhl auf.
"Jaah, da gab's ganz vieles. Auch so Geräte, ich weiß nicht genau was das war. Aber auch so mit Propellern, und ein kleines Dings das wie ein Wagen rollen konnte. Und ganz viel Werkzeug und Klamotten und Papierkram und Bücher..." Ich überlegte. Ich hatte sicher auch nicht alles ausgeräumt, aber so richtig spannende Sachen hatte ich nicht mehr so wirklich gefunden. Das beste waren noch dieser Krimskrams gewesen, mit dem ich mir die Zeit vertrieben hatte.
"Und dann bin ich oben aufs Dach geklettert, das war toll!", berichtete ich weiter. "Oh, und die Tür war zu. Warum hast du die abgeschlossen?", wollte ich wissen, als mir das auch wieder einfiel, und ich sah Rave ein wenig vorwurfsvoll an.

"Bücher?" Ich hob die Brauen. Das ich noch alte Ersatzteile dort oben hatte, das hatte ich gewusst...aber das ich ein Buch besaß...
"Der Ausblick is gut ne'." Im Sommer konnte man oben auf dem Dach schon ein paar Stunden verbringen. Wenn die Bäume wieder Blätter trugen, konnte einen auch niemand dort oben sehen, da alles zugewachsen war. "ich hab nichts dagegen wenn du da hoch kletterst, aber vergiss nicht, dass du auf der Flucht bist." Wenn man sie auf meinem Dach herum klettern sah, hatte ich am Ende auch noch wen am Hals hängen. Das war so meine zweite Sorgen von dem Ganzen.
Ich rückte mich auf meinem Sitzplatz zurecht und überschlug die ausgestreckten Beine. "Na, ich muss doch von außen abschließen, damit keiner einfach in mein Baumhaus spaziert. Wenn du doch abgehauen wärst, wäre keiner da gewesen und wenn dich doch jemand verfolgt hätte, hätte der es nur zu einfach gehabt, hier rein zu kommen, oder?" Nicht dass ich glaubte das solche Leute eine abgeschlossene Tür aufhielten, doch es war das Mindeste, was ich hatte tun können. So, wie die Kleine mich ansah, hatte sie mir das übel genommen. Dafür entschuldigen dass ich meine Haustür abgeschlossen hatte, tat ich nicht und würde es auch nicht tun. Sie hätte ja jederzeit übers Dach abhauen können.