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Das Zuhause von Familie Nawaka

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251Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 17, 2022 12:23 pm

Nora

Nora

Die Verschwiegenheit des Schwarz-rot-haarigen war ja nichts Neues, weswegen ich mir eigentlich keine Gedanken hätte machen sollen. Doch hätte ich erwartet, dass ich meine Mutter beim Eintreten bestimmt bei irgendeinem ihr wichtigem Thema unterbrach, da sie nicht diejenige war, die ihre Stimme verlor.
"Oh.", entkam es mir, als er meinte, keine Eier haben zu wollen. "Hm, dann eben nur Reis..." Wenn die Hühner viele Eier legten, dann aßen wir auch viele. Wenn nicht, dann weniger. Aber Arrow hatte Recht, es gab schon recht viele Speisen mit Eiern, die wir auftischten.
Warum nur hatte ich erwartet, dass er ein intensiveres Ritual mit Gavotte hatte, bevor er eine Reise antritt? Ein kurzes Gespräch mit ihr oder immer die selbe Nahrung oder Leckerli, bevor sie am nächsten Tag losritten - doch er verneinte die Frage und meinte nur, dass sie sich gut erholen soll in der Nacht. Ich nickte. "Ja, das können wir machen", hob ich ihn sogleich mit ins Boot und versuchte es mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Mein Blick fiel in das Gesicht meines Vaters, welcher jedoch nur Augen für Arrow hatte. "Morgen wird es womöglich weniger Eier geben. Wir haben Shiba hier her gebracht, er ist gerade im Stall udn ruht sich aus", begann ich, während meine Mutter die Teller an sich nahm um vom Reis zu schöpfen. Natürlich begann sie zuerst mit dem Gast, der eine ordentliche Portion Gemüsereis bekam. Die Aufmerksamkeit meines Vaters hatte ich durch das Erwähnen des wölfischen Namens ergattert, sodass er mich ziemlich überrascht anblickte. "Ahja? Wieso denn das?" Als hätte ich es eh nicht erklären wollen, fragte er nach und reichte meiner Mutter zeitgleich den eigenen Teller, sodass er gleich der Nächste war, der das Essen bekam.
Ich erklärte erneut, dass Arrow und ich den verletzten Wolf im Wald gefunden hatten und uns darum entschieden haben, ihn mit nachhause zu nehmen. Yorik hatte ich noch nicht erwähnt, doch meine Mutter entschied sich, dies für mich zu tun. "Yorik hat einen Wagen gebracht um Shiba zu transportieren. Er hat den Beiden geholfen." Es war, als müsse sie ihn vor meinem Vater anpreisen. Ich wusste, dass sie ihn mochte und das nervte mich umso mehr, dass sie es noch derartig reindrücken musste. Doch ich hatte keine Energie um dagegen zu sprechen, weshalb ich verstummte und mit dem Essen begann.
"Danke liebe Waldgeister für diese nahrhafte Speise. Mahlzeit!", murmelte ich und startete direkt im Anschluss mit dem Essen, das mir meine Mutter gereicht hatte, ehe sie sich selber noch eine Portion schöpfte.
Während dem Essen war auch ich verstummt, sodass mein Vater die Möglichkeit nutzte um von seinen Arbeitskollegen zu erzählen, wie viele gefährliche Bäume sie gefunden und markiert hatten und dass sie am nächsten Tag diese fällen mussten. Auch jammerte er über eine bestimmte Schneckenart, die sämtliche Wurzeln eines Baumes zu nichte gemacht hatte und dieser von selbst umgestürzt war. Er prognostizierte dadurch ein weiteres Baumsterben und forderte mich auf, mich darum zu kümmern.
Nickend aß ich meine Portion Gemüsereis mit Spiegelei auf, ehe ich mich zurücklehnte und mein Glas mit beiden Händen schützend zu mir nahm, als bräuchte ich ein Schutzschild. Ich trank darauß, behielt es jedoch in meinen Händen. Mein Blick fiel in den Teller meines Gegenübers. Ob alles in Ordnung mit ihm war? Gefiel ihm nicht, dass meine Mutter meinen Expartner derart angepriesen hat?

252Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 17, 2022 12:55 pm

Arrow

Arrow

Es war komisch, dass Spiegelei ganz anders schmeckte als Rührei, obwohl es aus derselben Zutat und ähnlichen Gewürzen bestand. Tatsächlich war Spiegelei die essbare Version von Ei, die Arrow am wenigsten mochte - was nichts daran änderte, dass er es durchaus aß und auch gegessen hätte, wenn er nicht bereits am Morgen und am Tag vorher Eier gegessen hätte. Sie gehörten definitiv nicht zu seinen Lieblingsspeisen.
Er nickte leicht, als Nora bestätigte, dass seine mehr oder weniger Aufforderung für Gavotte sich schon einrichten ließ. Wenn nicht, hätte er ganz sicher keinen Aufstand gemacht, er war nur zu Gast hier - oder eigentlich nicht einmal das -, also nahm er das, was er kriegen konnte. Bisher gab es allerdings auch keine Gründe, sich zu beschweren. Außer vielleicht der Tatsache, dass er von Jori beäugt wurde, als erwartete er von ihm einen ausführlichen Tagesbericht, der an mindestens einer Stelle beinhaltete, dass er sich irgendetwas zu Schulden hatte kommen lassen. Er ließ sich von diesem Blick nicht dazu nötigen, etwas zu sagen, und glücklicherweise sprang Nora dann auch gleich ein und berichtete von Shiba und darüber, dass sie ihn in einer Bärenfalle im Wald gefunden hatten. Es spielte keine große Rolle für ihn, dass Freyja betonte, dass Yorik eine große Hilfe gewesen war, indem er einen Wagen geholt hatte, um Shiba bis zum Dorf zu transportieren. Es war schließlich eine Tatsache, und er hatte von ihr, ganz besonders nach dem Verlauf des vorigen Gespräches, auch nicht erwartet, dass sie sich ihm gegenüber dankbar darüber zeigen würde, dass er derjenige gewesen war, der Nora geholfen hatte, das Tier überhaupt aus der Falle zu befreien. Oder ein Kleidungsstück für die Blutung geopfert hatte. Oder was auch immer. Es war kein besonderer Verdienst, er war schließlich dabei gewesen. Was hätte er tun sollen? Nora erst mal eine halbe Stunde dabei zusehen, wie sie die Falle allein zu öffnen versuchte? Oder weggehen, nachdem Yorik aufgetaucht war, der das ganze ja wirklich sehr meisterlich und völlig sachlich und professionell angepackt hatte?
Trotzdem hob er bei diesem Satz den Blick zu ihr und musterte sie einen Moment lang. Sie schien Yorik zu mögen. Gut möglich, dass sie sogar enttäuscht darüber war, dass er wohl nicht ihr künftiger Schwiegersohn war. "Er hat Nora geholfen", stellte er nüchtern klar, verlor jedoch kein Wort darüber, dass Yorik ihn nicht besonders freundlich behandelt hatte. Es war nicht sein Ding, sich darüber zu beschweren oder Personen anderen gegenüber in den Dreck zu ziehen. Er war es gewohnt, dass Leute sich weitaus schlimmer aufführten, wenn er ihnen nicht in den Kram passte.
Als sie ihm den gefüllten Teller hingestellt hatte, hatte er sich leise bei der Frau bedankt, wartete jedoch und hatte den Blick auch schon längst wieder von ihr abgewendet, nachdem er gesprochen hatte. Auch essen tat er schweigend und lauschte nur Joris Erzählung über seinen Arbeitstag. Er hatte sich offenbar mit anderen aus dem Dorf darum gekümmert, welche Bäume rausgenommen werden mussten. Was Nora hingegen gegen eine Schneckenplage unternehmen sollte, war ihm schleierhaft. Er brauchte länger für seine Portion, da der Appetit nicht zurückkehrte, auch wenn man das vermutlich nicht wirklich ausmachen konnte. Es schmeckte nicht schlecht und stillte seinen Hunger, aber das war auch schon alles.
Als er fertig war, wartete er, bis auch alle anderen aufgegessen oder mit einem Nachschlag oder dergleichen zum Ende gekommen waren. Er war froh darüber, dass das Gespräch trotz Anwesenheit beider Eltern nicht auf ihn gefallen war, und er wollte niemandem die Gelegenheit geben, daran etwas zu ändern. Daher schob er den Stuhl etwas zurück und sagte: "Danke für das Essen. Ich werde mich jetzt wieder zurückziehen und meine Sachen zusammenpacken, wenn das in Ordnung ist." Das hatte er schon längst erledigt, aber er fühlte sich hier immer noch nicht wohl in seiner Haut.



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253Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 17, 2022 1:25 pm

Nora

Nora

Es wunderte mich ein wenig, dass Arrow es als wichtig empfand meine Mutter darin zu korrigieren, dass er mir geholfen hat und nicht uns. Ich blickte ihn dahingehend etwas eindringlicher an als sonst, denn ich konnte spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Wenigstens verlor er seinen Anstand nicht und bedankte sich noch für das Essen.
Ich war froh, dass mein Vater das Reden übernahm und ich nicht weiter ein Gespräch aufrecht erhalten musste. Zwar blickte ich immer wieder hoch in sein Gesicht, doch fokussierte ich mich mehr auf das Essen vor mir und vorallem auf den Mann direkt vor mir...
Doch dieser hatte es zu Beginn nicht so eilig mit dem Essen, ehe er dann doch aufstand und sich bei uns bedankte. Er erklärte, dass er die Reise vorbereiten wollte und sich wohl zurückzog in sein Zimmer. Das war verständlicherweise in Ordnung, weshalb ich zeitgleich mit meinem Vater nickte. "Na klar! Wenn ich dir beim Satteln etwas helfen kann oder sonst was, sag Bescheid", offenbarte mein Vater seine Hilfsbereitschaft und schenkte ihm zuletzt dann doch noch ein warmes Lächeln durch seinen Bart hinweg.
Da er bereits seine Hilfe angeboten hatte, wollte ich nichts mehr hinzufügen. Schließlich wusste Arrow ohnehin schon, dass er auf meine Unterstützung zählen konnte. Somit war es überflüssig, dies erneut zu erwähnen, sondern ihn einfach mal tun lassen und abzuwarten. Ohnehin hatte ich das Empfinden, dass das Bad doch nicht so entspannend für ihn war, als zuvor berichtet, was mir äußerst merkwürdig vorkam.
Als Arrow sich vertschüsste und aus dem Zimmer trat, blickte ich aufmerksam zu meiner Mutter, welche keine weiteren Worte mehr an den Schwarzhaarigen gerichtet hatte. "Was hast du zu ihm gesagt?", hinterfragte ich sichtlich irritiert, als ich das Besteck in den Teller legte und somit offenbarte mit dem Essen bereits fertig zu sein. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme, nachdem ich das Glas wieder hingestellt hatte. "Wir haben nur geredet, Nora", erklärte diese und stellte alle leeren Teller am Tisch zusammen. "Achja? Nur?" Nun war meine Mutter diejenige, die mit den Augen rollte. "Ich werde bestimmt nicht das ganze Gespräch nachspielen, wenn wir im Vertrauen zueinander gesprochen haben." Ich war mir nicht sicher, ob ich das gutheißen sollte oder nicht. Mit Verschwiegenheit konnte sie gut umgehen ohne jemanden anlügen zu müssen. So stand ich abrupt auf und klaubte mir das Geschirr zum Abwaschen, ehe ich zur Spüle ging um diese wieder sauber zu bekommen.
Es wurde ruhig im Haus, besonders nachdem wir alles aufgeräumt hatten und auch ich wieder in den Stall ging um mich um die Tiere zu kümmern. Ich musste einen anderen Unterschlupf für Shiba gestalten, sodass die Schafe, Ziegen, Hühner und Gavotte wieder zurück in ihren Unterschlupf kommen konnten. Glücklicherweise hatten wir hinter dem Stall eine kleine Überdachung für das Futter, die ich mit Stroh und einer Decke ausstattete. Die Nahrung selber musste ich also in den Stall räumen, es jedoch so gestalten, dass die Tiere nicht rankommen würden. Somit war ich eine Zeit lang beschäftigt, sodass ich am Abend dann wieder hundemüde ins Bett fallen werde...

254Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 17, 2022 2:03 pm

Arrow

Arrow

"Ich denke, das wird nicht nötig sein", erwiderte er auf Joris Angebot hin, nickte ihm jedoch zu und senkte dabei leicht den Blick, um zu signalisieren, dass er es trotzdem zu schätzen wusste. Dann erhob er sich, nahm Teller, Besteck und Glas und brachte es zur Anrichte, wo er auch am Morgen die Tassen abgestellt hatte. Danach verabschiedete er sich und verließ die Küche.
Im Gästezimmer blieb er für einen kurzen Moment an der Tür stehen und seine Hand blieb auf der Klinke liegen, als überlegte er, es doch gleich wieder zu verlassen und woanders hinzugehen. Er atmete einmal langsam durch und nahm dann die eine Tasche an sich, aus der er seinen Geldbeutel und das kleine Säckchen hervorzog, auf das er am Morgen gestoßen war. Er hatte vergessen, dass er es beim letzten Mal zu Hause nicht herausgenommen hatte. Darin befand sich getrockneter grüner Tee von Kjubika, den er in Anan gekauft hatte. Er hatte eine gute Qualität und war auch nicht unbedingt günstig gewesen. Solchen Tee bekam man hier in Lishu wahrscheinlich nur, wenn ein fahrender Händler vorbeikam, der welchen im Gepäck hatte. Der Cern-Wald und erst recht die Wüste eigneten sich nicht dazu, um Teepflanzen anzubauen. An den Hängen des großen Vulkans von Nevo hingegen gedieh er in der feuchten Wärme und auf dem fruchtbaren Boden gut. Er mochte ihn sehr, und Tee gehörte zu den wenigen Dingen auf Kjubika, die er tatsächlich misste. Dort bekam man ihn überall. Grün, schwarz, weiß, mit Gewürzen, mit Früchten, mit anderen Kräutern gemischt, mit Jasminblüten oder sogar mit geröstetem Reis. So wie diesen hier.
Er hatte keine Ahnung, ob Nawakas Echten Tee mochten, aber er war froh, dass er das Säckchen dabei hatte, denn es erschien ihm wie ein Teil einer angemessenen Entschädigung für ihre Mühen. Wenn sie ihn nicht selbst trinken wollten, konnten sie ihn außerdem verkaufen oder verschenken.
Er legte es auf dem Tisch ab und zählte die Goldmünze hinzu, die Takari ihm nach seiner Dreistigkeit auf die Bezahlung obendrauf gelegt hatte. Er hatte gesagt, dass Nora und er sie sich teilen sollten, aber wenn er sie hierließ, waren seine Schulden bei den Nawakas damit beglichen. Auch dann, wenn sie äußern sollten, dass er nichts oder nicht so viel dafür hergeben musste.
Er gehörte nicht zu der Sorte Personen, die unaufgefordert mehr gaben, beteiligte sich auch nicht an Spenden und gab auch nichts an Bettler. Er gab normalerweise genau das, was er musste, oder versuchte, mit weniger herauszukommen. Konnte man sich vielleicht denken. Aber wenn man es nicht wusste, würde vermutlich nicht auffallen, dass er einen guten Grund haben musste, der ihn dazu bewog, so "großzügig" oder so dankbar zu sein.
Es wurde dunkel draußen, aber da er noch genug sehen konnte und noch ein paar Minuten lang seine Ruhe hier haben wollte, setzte er sich nur ans Fenster - entweder auf den Stuhl oder auf das Fensterbrett, sofern eines vorhanden war. Er sah hinaus und beobachtete, wie der Wind ein paar kahle Äste des Baumes in Bewegung versetzte, der sich in seinem Blickfeld befand. Es beruhigte ihn. Das Chaos in seinem Kopf hatte sich gelegt.
Was nicht bedeutete, dass er sich gut fühlte oder die Empfindung von eben ganz weg war. Deshalb regte er sich nach ein paar Minuten auch wieder, zog die Stiefel an und warf sich die Haori über, die Nora glücklicherweise nicht lange genug getragen hatte, damit etwas von ihrem Geruch daran hängen geblieben war. Er zog die Tür des Gästezimmers leise ins Schloss und verließ das Haus, nicht ohne sich dabei Kazeneko von seinem etwas unwürdigen Platz an der Seite des Schranks zu schnappen.
Er ging nach draußen und suchte sich einen freien Platz, beim Haus irgendwo, wo andere Leute aus dem Dorf nicht vorbeikamen und ihn zufällig entdecken könnten. Dann zog er das Schwert, dessen Klinge allerdings wegen des schwindenden Lichts und der fehlenden Sonne keine dramatischen Lichtreflexe sehen ließ. Es gab einige Bewegungsabläufe, die er in der Ausbildung lange, lange, unzählige Male vorgekaut bekommen und gelernt hatte. Ohne Gegner. Es diente nicht nur dazu, ein Gespür für die Waffe in der Hand zu bekommen oder Bewegungen zu automatisieren, die zum Einsatz kamen, wenn man dann doch mal in einer Auseinandersetzung steckte. Vor allem half es dabei, einen klaren Kopf zu bekommen und überflüssige Gedanken abzuschalten. Es klang komisch, aber es war wie eine Art Meditation.
Genau das, was er gerade ganz gut gebrauchen konnte. Außerdem schlug es Zeit tot und ließ ihn herausfinden, ob es dem Körper wirklich wieder gut genug ging.
Nach außen wirkte es wohl sehr einfach und fließend. Dass es leicht ganz bestimmt nicht war, konnte man schon herausfinden, wenn man es nur selbst mal versuchte. Vor allem das Gleichgewicht zu halten, war herausfordernd, bei jeder Drehung und jedem Schritt in eine andere Richtung. Arrow beherrschte das meisterlich, und das auch ohne mithilfe seiner Windmagie zu mogeln, denn die blieb sehr bewusst unter Verschluss, nicht nur wegen des Amulettes.



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255Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 9:19 am

Nora

Nora

Ich hätte mir nicht erwartet, dass die Stimmung im Haus besonders nach dem wohltuendem Bad derart kippte. Mein schlechtes Gewissen Arrow gegenüber tat seinen Rest, weshalb ich manchmal beim Umräumen des Stalles innehalten musste um nachzusehen, was ich denn gerade tun wollte.
Schlussendlich schaffte ich jedoch alles so vorzubereiten, dass ich nur mehr Shiba zu seinem neuen Rückzugsort bringen musste und die anderen Tiere wieder zurück in den Stall konnten. Ersteres ging aufgrund des steigenden Energielevels des Wolfes eh nicht so schlecht. Humpelnd schaffte er es die wenigen Schritte nach draußen. Als er sich wieder hinlegte, verbarrikadierte ich die offene Seite mit mehreren Quaderballen, sodass er nicht der zugigen Luft ausgesetzt war. Im Nachhinein betrachtete ich mein Werk und es gefiel mir recht gut, denn ich hatte einen Eingangsbereich, bei dem ich nur drei Ballen entfernen musste. Zudem habe ich ein Fenster gestaltet, sodass auch etwas Licht reinkam, wenn auch eher etwas spärlich. Doch das würde Shiba bestimmt nichts ausmachen, zumal er nur hier blieb, bis ich sicher gehen konnte, dass die Wunde wieder ordentlich verheilte und sich nichts dabei entzündete. Es war also nur temporär.
Gerade als ich ihn zurücklassen wollte, schob er seine Pranke auf meinen Fuß und winselte. Er konnte spüren, dass es mir nicht so gut ging, weshalb ich mich zu ihm setzte und ihm erklärte, dass sich meine Reiselust einschaltete und ich die Chance nutzen wollte. Der weiße Wolf wusste genau, dass es einmal soweit kommen würde und aus dem Grund sprach er nicht dagegen. Aufgrund seines schlechten Zeitgefühls meinte er zudem, dass er morgen ohnehin schon weg sein würde. Ich schmunzelte bei dem Gedanken. Natürlich würde ich es ihm wünschen, doch die Realität sah da anders aus.
So ging ich im Anschluss zurück in den Stall, räumte da seinen ursprünglichen Platz auf und richtete für Gavotte genügend Heu her, sodass sie sich angemessen ausruhen konnte. Wir hatten genügend Platz hier für alle Tiere und darüber war ich schon sehr froh. Als ich das Tor des Stalles öffnen wollte, sodass die Tiere selber entscheiden konnten ob sie rein wollten oder doch lieber draußen blieben, fiel mir am Hauseck dann doch eine ungewöhnliche Bewegung auf. So schlich ich mich an der Hauswand etwas näher und konnte erkennen, dass Arrow mit seinem Schwert trainierte. Neugierig beobachtete ich ihn, wie er ineinander fließende Bewegungen vollführte und eins mit seinem Katana wurde. Ich wusste, wie leicht es war und empfand ebenso eine gewisse Leichtigkeit just beim Zuschauen der Bewegungsabläufe. Natürlich wollte ich ihn nicht unterbrechen, war aber zu neugierig um einfach zu verduften. Somit versuchte ich unentdeckt zu bleiben um ihn nicht seinen Stresslevel nicht weiter zu erhöhen oder irgendetwas sagen zu müssen. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich könnte rein aus der Beobachtung her etwas von ihm lernen.

256Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 9:58 am

Arrow

Arrow

Tatsächlich half das ganze ihm bereits in kürzester Zeit dabei, abzuschalten und die Welt um sich herum auszublenden, was auch noch mal durch die einsetzende Dunkelheit begünstigt wurde. Nora bemerkte er daher nicht, auch aus dem Grund, dass sie nicht auf sich aufmerksam machte, nicht näherkam und sich ein wenig versteckt hielt.
Arrow dachte vielleicht nicht gerne an die Zeit in der Feuerarena zurück, aber das bedeutete nicht, dass er den Umgang mit dem Schwert ebenso verabscheute. Das Gegenteil war der Fall; es war ihm so vertraut, wie die Verlängerung seines Armes. Er wusste, wo es anfing, wo es aufhörte, und es war das, was er immer schon etwas besser gekonnt hatte als alle anderen. Jedenfalls in gewisser Weise. Er konnte sich darauf verlassen und musste nicht darüber nachdenken.
Das hier war auch nicht anstrengend für ihn, sodass er sich durch die Bewegungen zwar etwas aufwärmte und sein Atem in Form von kleinen Kondenswolken in der Luft sichtbar wurde, es ihn aber bis auf diese Tatsache nicht wirklich forderte. Das Schwindelgefühl, das er nach der Aktion im Wald gespürt hatte, blieb diesmal aus. Trotzdem wollte er es damit auch nicht übertreiben, um sich nicht unnötig zu erschöpfen oder die Folgen erst am nächsten Tag zu spüren zu bekommen. Er ließ die Klinge mit beiden Händen in eine gestreckte und leicht gesenkte Position vor sich sinken, in der er kurz verharrte, um auch gedanklich damit abzuschließen, legte die linke Hand dann an die Saya und ließ Kazeneko hineingleiten. Erst, als er sich wieder zum Haus wandte, um wieder hineinzugehen, bemerkte er Nora. Er stockte leicht, trat dann aber langsam auf sie zu.
"Warst du bei Shiba und den anderen Tieren?", fragte er sie. Da er als erster die Küche verlassen hatte, hatte er keine Ahnung, was sie noch getrieben hatte. Er wusste auch nicht, wie lange sie schon dort gestanden und ihn beobachtet hatte. Es war auch nicht wichtig.



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257Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 10:15 am

Nora

Nora

Das Beobachten seiner Bewegungen verleitete meinem Gemütszustand eine gewisse Ruhe, aber auch ein wenig Anspannung. Ich hatte derartiges mit meinem schweren Schwert noch nie durchgeführt, was wohl daran lag, dass ich kein ordentliches Training hatte oder das Schwert sich für derartiges gar nicht eignete. Generell hatte ich nur wenig Ahnung von Schwerten und müsste mich wohl mal beraten lassen und andere Arten austesten um das perfekte, eigene Schwert zu finden.
So beobachtete ich den jungen Mann bis er eine Schlusspose fand und schwer durchzuatmen schien. Das erkannte man sehr gut den Wölkchen der Atemluft, die entstanden, wenn es kalt draußen war. Scheinbar hatte er ich gar nicht bemerkt und konnte dadurch ungestört bis zum Ende weiter machen. Doch gerade als ich wohl einen Schritt zurück machen wollte, schien er mich doch gesehen zu haben und blickte der Irada zu mir auf. Ich hielt ebenso inne und vergaß für einen Moment zu Atmen. "Ohje, ich... ich..."
Langsam trat er dann auf mich zu und redete mich daraufhin an. "Ich?", meinte ich und tippte mir mit dem Zeigefinger auf die Brust, als gäbe es noch zehn weitere Leute hier in der unmittelbaren Umgebung. "Ich... Ja, ich hab den Stall aufgeräumt und so...", erklärte ich und blickte ihm weiterhin in seine braunen Augen. "Ich wollte dich nicht stören, tut mir leid. Es sah nur sehr spannend aus und ich... ich wollte das einfach sehen. Vorallem sieht es bei dir so einfach aus und..." "...anmutig", gab ich schlichtweg zu und hätte mir erwartet, dass er böse auf mich war, dass ich ihn einfach so beobachtete. "A-Aber für Gavotte ist wieder Platz im Stall! Sie muss sich auch nicht vor Shiba fürchten, er hat einen anderen Ruheort bekommen.", lenkte ich das Thema wieder zurück und lächelte leicht.

258Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 10:35 am

Arrow

Arrow

Eine skeptische Falte legte sich auf seine Stirn, als Nora so nachfragte und sogar auf sich selbst zeigte, als gäbe es hier noch andere infrage kommende Personen. Er sparte es ihnen, genau diese Tatsache zu verneinen, und lauschte stattdessen ihrer Antwort.
"Du hast mich nicht gestört", stellte er jedoch klar. Er hatte sie bis zuletzt ja nicht einmal bemerkt. Und er hätte vermutlich auch nicht einfach aufgehört, wenn er sie schon eher wahrgenommen hätte. War ja nicht so, als wäre das besonders privat oder peinlich, was er hier getrieben hatte. Was sie noch dazu zu sagen hatte, nahm er diesmal nur still zur Kenntnis. Bis auf ein: "Ich mach das ja auch schon sehr lange." Bisher schien es sie eher verwirrt zu haben, wenn er sich für ein Kompliment bei ihr bedankte. Vielleicht war sie es gewohnt, dass man die eigenen Fähigkeiten oder Eigenschaften daraufhin abtat.
"Oh, gut. Danke." Dass Gavotte wieder im Stall stehen konnte, war wirklich eine gute Sache. Dort zog es nicht, sie konnte in Ruhe fressen, wenn Shiba nicht mehr dort war, und sich ausruhen. Vielleicht legte sie sich auch noch mal hin, das hatte sie in der Nacht zuvor dem Stroh an Bauch und Kruppe zufolge auch getan. Da Nora zuvor von "wir" gesprochen hatte, als es in der Küche darum gegangen war, war er davon ausgegangen, dass er ihr dabei helfen sollte, doch es schien so, als hätte sie es nun selbst erledigt. Vielleicht hatte sie auch ihren Vater oder ihre Mutter gemeint, er war nicht sicher.
Sein Blick glitt an ihr vorbei und er atmete langsam einmal tiefer, um es dabei zu belassen, dass die Anspannung verschwunden war. Er wanderte am Haus entlang zur Tür. "Wolltest du reingehen?" Vielleicht war es die beste Idee, sich in der Vermeidungsstrategie zu üben und einfach nicht darüber zu reden. Er hatte außerdem nichts davon mitbekommen, dass Nora ein schlechtes Gewissen hatte oder dass sie die negative Stimmung deutlich wahrgenommen hatte. Einer der Gründe, warum es ihm leichtfiel, so zu tun, als wäre da auch nichts.



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259Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 6:02 pm

Nora

Nora

Ich war erleichtert über seine Aussage, dass ich ihn scheinbar gar nicht gestört hatte. Natürlich war das ein gutes Zeichen, dass er sich ziemlich gut auf sein Vorhaben fokussieren konnte. Und dass er es schon sehr lange machte... "Ja, das sieht man eindeutig."
Eigentlich hatte ich zuvor bewusst das wir angesprochen, da ich gerne von einem wir im Sinne von Arrow und Nora sprach. Durchgeführt hatte ich es schlussendlich dann doch alleine, da ich eine Idee im Kopf hatte und diese umsetzen wollte. Außerdem war der Schwarz-Rothaarige ja damit beschäftigt gewesen seine sieben Sachen zu packen und sich auf den morgigen Tag vorzubereiten.
Just nach diesem Training, das aussah wie eine halbe Meditation, wirkte er wieder überaus ruhig und gelassen, weshalb ich ihn am liebsten in Ruhe lassen wollte, sodass er sich nicht über etwas aufregen musste. Dass er also ansprach, ob ich denn gerade hinein wollte, war verständlich, sodass er mich loswerden konnte. Dennoch traf mich diese Frage ziemlich überraschend, weshalb ich irritiert mit den Schultern zuckte, ehe ich meinte: "Jah, eh nein - also... eigentlich wollte ich die Tiere schonmal in den Stall bringen. Es bleibt ohnehin nicht mehr so lange hell, daher..." Ich wich seinem Blick etwas aus, da ich es schon verstanden hatte, dass er mich mied. Warum war mir jedoch schleierhaft. "Daaann... bis später... oder so..." So drehte ich mich also um und vertschüsste mich, indem ich durch den Zaun des Auslaufes schlüpfte, sofern er nicht dagegen sprach. Es würde bestimmt eine Zeit lang dauern, bis ich wirklich alle Tiere zurück in den Stall gescheucht hatte, da immer wieder bockige Vieher dabei waren, mit denen ich gerne eine Diskussion starten wollte.

260Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 18, 2022 6:26 pm

Arrow

Arrow

Eigentlich hatte er Nora nur gefragt, ob sie reingehen wollte, weil er dachte, dass sie ihn zufällig entdeckt hatte, nachdem sie mit ihren Aufgaben fertig geworden war. Und er sie dadurch davon abgehalten hatte, das Reingehen in die Tat umzusetzen. Er stellte ihr jedenfalls keine Suggestivfrage, um sie loszuwerden. Ganz im Gegenteil; hätte sie seine Frage bejaht, wäre er ihr schließlich nach drinnen gefolgt.
Er konnte ihre Reaktion nicht nachvollziehen. Der letzte Stand der Dinge zwischen Nora und ihm war gewesen, dass sie sich mit ihrer Mutter unterhalten wollte, was ihre Reiseabsichten anbelangte. Sie hatte vollkommen normal und sogar mit einem Lächeln reagiert, als er in die Küche gekommen war, und er konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas gesagt zu haben, das ihr signalisierte, dass sie ihm auf den Geist ging. Zumal sie das nicht tat. Er hatte kurz überlegt, ob es nicht das Beste war, zu behaupten, dass sie anstrengend war und ihn in Ruhe lassen sollte, aber diesen Gedanken sofort wieder verworfen. Es wäre wirklich komisch.
Aber er konnte nicht in ihren Kopf hineinsehen. Dafür fiel ihm durchaus auf, dass sie sich schnell aus dem Staub machen wollte und zuletzt seinen Blick gemieden hatte. Was ihm wiederum die Frage aufwarf, ob ihre Mutter irgendwas gesagt hatte, nachdem er die Küche verlassen hatte. Es fühlte sich nicht gut an, und er blieb einen Moment lang einfach dort stehen und sah ihr dabei zu, wie sich von ihm entfernte.
"Soll ich dir helfen?"



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261Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mi Jul 20, 2022 9:59 am

Nora

Nora

Es stand zu viel Unausgesprochenens zwischen den Beiden. Das war der Nachteil daran, wenn man sich in gewissen Themen verschließt oder es dem Gesprächspartner gleich tat. Wobei es sich bei dem Verhalten schlichtweg um Anpassung des Gegenübers aufgrund von Sympathie handelte. Als ich dem Ganzen jedoch ein Ende setzen und mich einfach nur von ihm entfernen wollte, hing Arrow mir mit seinem Blick nach, ehe er nachfragte ob er mir dabei helfen konnte. Ich hielt inne und drehte mich zu ihm um, wobei mir die Überraschung in den Augen stand. Ich hatte nicht erwartet, dass er aufgrund meiner Abweisung sich dann doch noch an mich hängte und mir sogar helfen wollte. So brauchte ich einen Moment, in der ich ihn perplex ansah, im Anschluss jedoch ein Lächeln auf die Lippen zog. Er war ein ehrlicher Kerl, weshalb es ihn wirklich nicht stören sollte mir nun zu helfen. Mit dem Umhang voll bespickt mit Heu streckte ich die Hände nach ihm aus. "Oh, das würde ich begrüßen. Alsoo...." Ich blickte in den Auslauf, welcher sich leicht abwärts neigte bis zum kleinen Teich, wo es wieder eben wurde. "Wenn du möchtest, könntest du unten die letzten Tiere nach zu mir scheuchen. Dann mach ich das selbe auf der anderen Seite. So sollte kein Tier zurück bleiben.", erklärte ich und war gespannt, ob er darauf eingehen würde. Bisher hielt er eigentlich immer sein Wort und meinte das Gesagte auch immer ernst. Ich schlüpfte durch den Zaun um an das eine Ende zu gelangen, nachdem ich das Tor geöffnet hatte. Doch die Tiere verweilten weiter im unteren Bereich und wurden bereits nervös, als ich am Rande mich positionierte.

262Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mi Jul 20, 2022 11:57 am

Arrow

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Da er nicht auf Nora sauer war oder plötzlich ein Problem mit ihr hatte – bis natürlich auf die Tatsache, dass er am liebsten das Thema vor einem Weilchen totgeschwiegen hätte, was nur vorübergehend ging -, musste er sich die Frage stellen, ob sie plötzlich irgendetwas hatte, das sie dazu anhielt, ihn abzuwimmeln und seine Anwesenheit möglichst zu meiden. Ergo die Vermutung, dass ihre Mutter ihr etwas gesagt hatte. Immerhin war Nora vorher zu ihm gekommen und hatte ihre Zwiegespaltenheit mit ihm besprochen. Und sie nicht etwa verschwiegen, was also ein gewisses Maß an Vertrauen voraussetzte.
Da er allerdings genau aus dem Grund, dass er nicht darüber reden wollte, sie nicht fragen wollte, ob irgendetwas nicht stimmte … gab es nur eine andere Möglichkeit, es herauszufinden.
Er atmete langsam aus und blickte sie noch einen Moment lang an, als sie seine Frage bejahte. Und die Hände in seine Richtung ausstreckte, was ihn minimal irritierte. “Sicher.“ Er folgte ihr und glitt über den Zaun. Sie hatte richtig festgestellt, dass er sich nicht aus Spaß oder Unzuverlässigkeit bei Leuten erkundigte, ob er etwas tun sollte, um es dann doch nicht zu machen, weshalb er bis hinunter zu der Stelle ging, wo die Tiere sich in der Nähe der Wasserstelle aufhielten.
“Du passt auf mich auf.“
Er klatschte in die Hände, um die Ziegen und Schafe, die sich von seinem Näherkommen nicht gleich beeindrucken ließen, vom Wasser weg und in Richtung Nora und zum Stall zu scheuchen. Zu tun hatte er mit Tieren in dieser Form nicht häufig, weshalb er sich damit auch nicht auskannte, aber er half sich aus, indem er auch den Windstrom auf der vom Stall abgewandten Seite an ihnen entlangzischen ließ, um sie ein wenig aufzuscheuchen und in die richtige Richtung zu treiben. Die Hühner schien es etwas zu erschrecken, aber es war auch nicht so, als würde der Wind sie direkt berühren oder sich auf sie stürzen. Er verhielt sich eher wie … ein Hütehund. Wenn man das so sagen wollte. Dabei ließ sich das schwache blaue Leuchten wegen der einsetzenden Dunkelheit auch ganz gut beobachten.
Es war ganz praktisch, da Arrow die Tiere auf der einen und der Windzug die auf der anderen Seite treiben konnte, und Nora war auch noch da, um zu helfen und die weiter Richtung Stall zu manövrieren. Das Pferd folgte glücklicherweise dem Herdentrieb und lief daher brav hinter den anderen Tieren her, und vielleicht kam dadurch ja auch Tüpfel gleich mit, um bei ihrer neuen Freundin bleiben zu können.

(Ich war nicht sicher, ob Gavotte schon drinnen steht xD)



Zuletzt von Arrow am Mi Jul 20, 2022 4:37 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet



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263Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mi Jul 20, 2022 4:14 pm

Nora

Nora

Er bestätigte meinen Wunsch und glitt sogleich überaus elegant über den Zaun, ehe so positionierte, wie ich es von ihm verlangt hatte. Sogleich fingen die Schafe an zu blöken trabten wie erhofft als Herde in die richtige Richtung. Auch hatte die Arme ausgestreckt und bewegte sie wiederholend auf sie zu, sodass sie wussten, in welche Richtung ich mit ihnen wollte. Doch viel mehr beeindruckte mich, wie der Schwarzhaarige mit dieser Situation umging. Verstohlen schielte ich zu ihm, als auch er in die Hände klatschte und versuchte die Tiere in den Stall zu scheuchen. Doch es sah so aus, als ob er schon wusste, was er tat, denn die Tiere taten exakt dies, was er wohl wollte. Als die Hühner dann auch noch anfingen zu gackern und abrupt hochsprangen, wagte ich es doch etwas auffälliger hinüber zu schauen um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Denn einige Hennen sprangen daraufhin ziemlich zügig von ihm weg, als wäre er ihnen auf die Flügel gestanden. Erst als ich ihn etwas länger beobachtete erkannte ich immer ein schwaches Leuchten, weshalb ich sein Treiben mit leicht zusammengekniffenen Augen beobachtete und gar nicht merkte, wie mir dann doch noch ein Huhn entkam und sich hinter mich stellte. "Oh, Mist!", entkam es mir, als ich dann doch noch umdrehte um weiter zurück zu laufen und die Henne wieder in die richtige Richtung zu scheuchen. Doch da sie ohnehin sich gerade hinsetzte, schnappte ich sie mir zügig und hielt sie mit dem linken Arm unter meiner Achsel fest, sodass sie sich mit ihren Flügeln nicht bewegen konnte. Nur schwermütig gackernd ließ sie es sich gefallen, sodass ich versuchte rasch wieder aufzuholen um mit Arrow gemeinsam die Tiere weiter in den Stall zuscheuchen. Doch ständig beobachtete ich, wie der Wind, den wohl er produzierte, die Hühner in den Stall schickte, da die Schafe samt Tüpfel und Gavotte bereits über die Schwelle getreten waren. "Hopp hopp! Rein mit euch!", befahl ich und kam schlussendlich mit ihm am Stall an. Ein breites Grinsen weitete sich auf meinen Lippen aus, als wir es bis auf das eine Huhn, das ich hielt, geschafft hatten. "Wow, so geht das ja tatsächlich viel schneller! Danke Arrow!", bedankte ich mich von ganzen Herzen und strahlte. So hielt ich die letzte Henne mit beiden Händen fest und trat ebenso in den Stall hinein um nachzusehen, ob alles in Ordnung wurde. Ich schweifte mit meinem Blick einmal durch das hölzerne Gebilde, sodass ich erkannte, dass die Tiere bereits ihre Plätze gefunden hatten und sich die Körner und das Heu schmecken ließen. "Hast du schon öfters mit Schafen oder Hühnern gearbeitet?", fragte ich direkt und hielt ihm das Federvieh hin. Mit einem schiefen Lächeln beobachtete ich seine Reaktion, ob er die Henne einfach nehmen würde oder dies lieber mir überließ.

264Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mi Jul 20, 2022 5:07 pm

Arrow

Arrow

Es war tatsächlich nicht so schwer, wie er es sich vorgestellt hatte, was aber sicher wirklich nur daran lag, dass die Tiere mit dem herumstreifenden Windzug lieber keine Bekanntschaft machen wollten und deshalb praktischerweise in die richtige Richtung liefen. Auf die Aufgabe konzentriert war er trotzdem, weil er das blaue Leuchten immerhin auch steuerte und ihm befahl, wohin es sollte, sodass ihm Noras zwischendrin etwas dürftige Hilfe nicht weiter auffiel.
Eine der Hennen flatterte dann aber doch zu seiner freien Seite, wo eine kleine Lücke war, und gackerte erschrocken, als er sich daraufhin schnell zu ihr herunterbeugte und sie mit den Händen daran hinderte, wieder hinter ihn zu entwischen. Er scheuchte sie nach vorn und mit Noras Hilfe fanden dann auch alle Tiere in den Stall. Alle bis auf eins jedenfalls, denn eine der Hennen hatte sie sich unter den Arm geklemmt, was diese sich gefallen zu lassen schien. Sicher war sie das gewohnt.
Das blaue Leuchten glitt zurück zu ihm und erlosch dabei.
Nora bedankte sich an diesem Tag ziemlich oft bei ihm, wie ihm auffiel. Er sah zu ihr, und sein Blick blieb einen Moment länger an ihrem Strahlen hängen. Was immer das eben gewesen war, sie hatte es entweder vergessen oder hinter sich gelassen. Etwas beneidenswert, dass sie dazu so schnell in der Lage war und es so deutlich zum Ausdruck bringen konnte. Oder wollte. Seine Züge entspannten sich etwas. "Kein Problem", erwiderte er. Er beobachtete sie noch einen Augenblick lang, während sie weiter in den Stall hineinging und nach den Tieren sah, ehe er das Tor zu dem Auslauf verschloss, damit keins der Viecher auf dumme Gedanken kam und wieder nach draußen entkommen konnte. Vermutlich waren sie nun eh mehr mit Fressen beschäftigt. Nora musste das zuvor schon vorbereitet haben, als sie sich um Shiba gekümmert hatte.
Arrow wirkte zurecht etwas skeptisch, als Nora sich wieder zu ihm wandte und ihm die Henne hinhielt, da er sich fragte, was er damit sollte. Also, warum sie wollte, dass er sie nahm. Doch er hinterfragte es nicht sofort, sondern fasste sie mit den Händen über den Flügeln am Körper, damit sie nicht flattern konnte. Sein Blick hing kurz am Kopf des Vogels. Dann drückte er sie an sich, sodass sein Oberkörper ihren einen Flügel und die gespreizte Hand den anderen blockierte und sie auf seinem anderen Arm saß. Sie roch nach ... nun, nach Huhn und Hühnerstall.
"Nicht wirklich", antwortete er auf Noras Frage und sah dabei wieder zu ihr auf. "Ich habe eigentlich überhaupt nicht mit Tieren zu tun. Außer..." Er nickte vielsagend zu Gavotte hinüber, die einträchtig neben ihrem Lieblingsschaf stand und im Heu schnoberte. Ab und an saß eine weiße Katze mit roten Ohren und roter Schwanzspitze auf der Galerie vor seiner Wohnungstür, aber sie gehörte nicht ihm, er fütterte sie nicht und sie rannte meistens gleich davon, wenn sie ihn bemerkte. "Warum gibst du sie mir?", fragte er und nickte zu dem Vogel hinunter. Das Gefieder der Henne fühlte sich unter seiner Handfläche und den Fingerspitzen weich und fest gleichzeitig an, aber auch ein bisschen staubig.



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265Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 8:11 am

Nora

Nora

Ich war wirklich beeindruckt von Arrow's Fähigkeiten und dem motivierten Versuch die Tiere mittels Windmagie in den Stall zu treiben. Er vereinfachte sich bei also bei dieser alltäglichen Arbeit das Leben einfach mit seiner Magie, das bewunderte ich sehr. Mit großen Augen hatte ich das blaue Strahlen beobachtete wie es plötzlich erlosch, nachdem die Tiere alle über die Schwelle des Tores gehüpft sind.
Mein Strahlen schien ein wenig ansteckend zu sein, zumindest sah er nicht mehr ganz so ernst drein, wie er es sonst so tat. Sogleich trat er ebenfalls in den Stall ein und schloss das Tor hinter sich, sodass kein Tier mehr hinaus schlüpfen konnte.
Ich blickte ihm neugierig in seine braunen Augen, als ich ihm die ebenso braune Henne entgegenstreckte. Sogleich nahm er das Federvieh - sogar auch gleich richtig bei den Flügel - entgegen und legte sie an seinen eigenen Körper an, um sie besser halten zu können. Arrow gab sogar zu, dass er eigentlich nicht viel mit Tieren zu tun hatte, wobei ich die Augenbraue in die Höhe hob. Naja, sein Beruf war anders, als das Leben hier in Lishu. So war es eigentlich verständlich, dass man nicht viel mit Tierchen am Hut hatte. Es war viel Arbeit, aber ich genoss es in vollen Zügen täglich mit den Tieren zu tun zu haben.
Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete das Bild von dem Schwarzhaarigen mit der Henne am Arm und nickte verständnisvoll, als er kurz Gavotte erwähnte. Naja, nicht direkt, aber sein Nicken in ihre Richtung sagte ja auch schon alles. Schlussendlich fragte er, was ich erwartet hatte - warum zu allen Waldgeistern hatte gerade Arrow nun ein Huhn in den Händen?
Ich schmunzelte schief und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei zuckte ich mit den Schultern und ließ durchklingeln: "Naja, ich dachte ein Irada mit einem Huhn in den Händen könnte interessant aussehen. Aber um ehrlich zu sein..." Ich begann zu kichern, ehe ich weiter reden konnte: "Es sieht ziemlich süß aus! Ich hatte erwartet, dass Atilla unruhiger an deiner Seite ist, wenn die anderen Hühner bereits beim Futter sind. Du verstehst wohl die Gefiedersprache, eh?" Erneut lachte ich auf und hatte eindeutig meinen Spaß damit, den Irada an seinem letzten Abend in Lishu noch etwas zu veräppeln. Zwar konnten Hühner nicht wirklich fliegen, jedoch würde ich sie dem Element des Windes am ehesten zuordnen, was auf meinen Scherz hindeuten sollte. "Ob sie auch ein Irada ist? Ab und zu gleitet sie ein wenig durch die Lüfte. Aber nur sehr selten und wenn auch nur sehr kurz. Aber das würde doch einiges erklären, nicht?"

266Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 9:00 am

Arrow

Arrow

Die Henne gab leise Geräusche von sich, die vielleicht ausdrücken sollten, dass sie entweder nicht sicher war, was sie von der Sache halten sollte, oder es doch ganz nett hier fand. Arrow hatte sich gerade über ersteres ausgedrückt, sodass erneut ein paar schmale Falten auf seiner Stirn erschienen, als Nora dabei nur ein schiefes Schmunzeln zeigte. Und verkündete, dass sie einfach erwartet hätte, dass es interessant aussehen könnte. Dann kicherte und korrigierte, dass es süß aussähe…
Süß.
Sein Blick hing an ihren Augen und blieb auch dort, obwohl er das Gesicht ganz leicht etwas zur Seite drehte, als wüsste er nicht so recht, was er mit dieser Aussage anfangen sollte. Oder als wüsste er nicht, ob er sich davon beleidigt fühlen sollte. Was er aus Prinzip getan hätte, wenn sie es anders verpackt hätte. Dann wäre sogar wahrscheinlich gewesen, dass er das Huhn einfach direkt wieder auf den Boden hinuntergelassen hätte.
Aber wenn sie es sagte, fühlte es sich definitiv anders an, als wenn Yorik ihn Marienkäfer nannte. Eigentlich verursachte es gar kein unangenehmes Gefühl. Stattdessen war da für einen kurzen Moment eine andere Empfindung. "Süß", wiederholte er nun auch etwas abwesend und senkte den Blick auf die braune Henne, während Nora über ihren eigenen Witz lachte. Tja, vielleicht war das Huhn ein bisschen wie er. Sie wollte, aber sie konnte auch nicht fliegen.
"Ich könnte ihr ja erzählen, dass sie dabei sicher eleganter aussieht als du bei deinem süßen Versuch, auf einen Pferderücken zu springen", gab er zurück und sah dabei wieder zu Nora auf. Seine Lippen kräuselten sich etwas. Wenn sie schon meinte, dass er Gefiedersprache verstand und Atilla am ehesten eine Irada war, mussten die Henne und er wohl zusammenhalten, damit sie mit solchen Späßen nicht einfach so davonkam. Das Lippengekräusel wurde bei seinem leisen Schnauben kurz zu einem deutlicheren Lächeln, dann ging er an Nora vorbei und blieb dort wieder stehen, wo die meisten anderen Hühner sich zum Picken versammelt hatten. Er strich Atilla mit der Hand einmal über den Flügel und den Rücken, bevor er sich etwas herunterbeugte und sie wieder runterließ.



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267Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 3:09 pm

Nora

Nora

Das leise Glucksen der Henne war deutlich zu vernehmen, sodass sie ganz sicher nicht allzulange auf Arrow ruhig sitzen bleiben würde. Ich hing an seinem Gesicht, als ich kicherte und beobachtete, wie er sich seitlich von mir abwandte. "Ups, hab ich was Falsches gesagt?", überlegte ich und war mir fast sicher, dass ihn so etwas doch bestimmt nicht aus der Fassung bringen würde. Wieso auch? Es war doch nur ein kleiner Witz am Rande. Wobei es ersichtlich war, dass nur ich den Spaß daran hatte ihn mit einer Henne in der Hand zu betrachten und er es gar nicht amüsant fand, das Federvieh halten zu müssen. "Schlussendlich hat er es jedoch freiwillig entgegen genommen!", korrigierte ich mein Denken und musste zugeben, dass das schon etwas fies von mir gewesen ist.
Ich schmunzelte, als er meinen Wortlaut wiederholte und mir zu verstehen gab, was ihn daran störte. Jedoch war ich mir nicht wirklich sicher, ob es ihn wirklich ärgerte oder er sich einfach nur aus anderen Gründen derart merkwürdig verhielt. Als er dann jedoch meinen grazilen Sprung auf Gavotte erwähnte, zuckte ich zuerst und hielt anschließend starr inne mit großen Augen in sein Gesicht gerichtet. Im ersten Moment hatte es mir tatsächlich die Sprache verschlagen und es irritierte mich sichtlich, wie sich seine Lippen kräuselten und er wohl ein unterdrückendes Lächeln aufsetzte. Mit großen Augen beobachtete ich ihn, wie er einen Platz suchte, bei der er Atilla auf den Boden setzen konnte. Behutsam streichelte der Schwarzhaarige über ihre weichen Federn, ehe er sich nach unten beugte und die Henne losließ, sodass sie mit Turboantrieb von ihm wegfetzte, doch nur wenige Meter weiter schon wieder stehen blieb um sich zu den anderen Hühnern zu gesellen um das Abendessen aufzunehmen.
Noch bevor er zurückkam, versuchte ich einen erneuten Angriff: "Du findest die Henne also eleganter als mich?" Ich schmollte und spielte wohl etwas die Beleidigte. Das dem nicht so war, war anhand meines schauspielerischen Taltens bestimmt ersichtlich. "Dann... dann... sieht sie auch eleganter aus als... du in Handtuch gekleidet", erwähnte ich und kämpfte sogleich mit der Röte im Gesicht. "Ah, verdammt Nora! Warum denkst du gerade jetzt an..." Ja, ich muss zugeben, ich dachte gerade an Arrow von letzter Nacht - in einem Handtuch bekleidet leider nur mit einem schwachen Leuchtstein in der Hand. "Leider?!" Ich wich seinem Blick aus, obwohl ich diejenige war, die die letzte Nacht gerade angesprochen hatte. Zügig ging ich in Richtung Gavotte und tat so, als müsste ich dort noch dringend etwas erledigen. Heu vom Boden aufnehmen und... lockern... Die Stute wurde deswegen wohl etwas nervös, was daran lag, dass ich sie mit meiner Aufregung ansteckte. "Hättest du nicht erst daran denken können, wenn du wieder allein in deinem Zimmer bist?" Was mich daran störte war nicht der Gedanke an einen halbnackten Arrow, sondern die blasse Röte, die so schnell nicht wieder verschwinden wollte, weswegen ich ihm bei meiner Arbeit den Rücken zu wandte. Vielleicht sah er ja ein, dass es hier nichts mehr zu helfen gab und stürmte sogleich wieder mit seinem Schwert hinein ins Haus. Somit wartete ich den Moment ab, andem meine leicht rötlich verfärbte Wangen wieder die ursprüngliche Farbe annahm um wieder zurück ins Haus gehen zu können.

268Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 3:49 pm

Arrow

Arrow

"Das hast du gesagt", gab er diesmal zurück, ohne dass dabei eine größere Pause entstand, denn immerhin hatte er den Moment, um über ihre Worte nachzudenken, gerade eben schon verwendet. Nora war anzuhören, dass sie ihr Schmollen dabei nicht so ganz ernstmeinte, und es ersparte ihm deshalb, klarzustellen, dass er ja nur von ihrer putzigen Akrobatik gesprochen hatte, um auf Gavottes Rücken zu springen. Nicht von ihr generell.
Er wäre nun eigentlich damit beschäftigt gewesen, dem Federvieh einen Moment lang beim Fressen zuzusehen, und vielleicht wäre er dann auch noch einmal zu dem Pferd gegangen. Nora ließ ihm allerdings keine Zeit dazu und bewies nun ebenfalls schnellere Schlagfertigkeit, sodass hetzt von ihrer Seite keine größere Pause entstand, ehe sie noch so etwas vom Stapel ließ. Er sah zurück zu ihr, überrascht wohl, dass sie ausgerechnet auf diese Sache zu sprechen kam. Das Dämmerlicht im Stall konnte dabei die Farbe in ihrem Gesicht nicht ganz verstecken. Nora war seinem Blick jedoch auch schon ausgewichen und war nun diejenige, die zu Gavotte hinüberstürmte, um irgendetwas dort zu machen. Er sog leicht die Lippen ein, was nicht wirklich gegen seine Gedanken half und auch nicht gegen das, was ihre Worte auslösten. Er verschränkte locker die Arme vor der Brust und folgte Nora, sehr viel gemächlicher - wobei man sagen musste, dass man dieses Wort vielleicht besser durch "vorsichtiger" ersetzen könnte.
"War das nicht elegant?", fragte er sie und blieb neben Gavottes Flanke stehen, mit etwas Abstand zu Nora und so, dass er sie nur von hinten sehen konnte. "Dabei hab ich mir mit dem Handtuchknoten so viel Mühe gegeben, dass er auch wirklich perfekt aussieht." Das war natürlich völliger Blödsinn, aber daran, dass sein Tonfall sich verändert hatte und weicher geworden war und er nicht über sich selbst redete, sondern das blöde Handtuch, konnte man erkennen, dass er nicht den gleichen Fehler wie in der Nacht noch einmal machen und sie damit aufziehen wollte. Dieses Gespräch war da in den frühen Morgenstunden eindeutig in eine falsche Richtung abgebogen, und das wollte er nicht noch einmal. Nicht, wenn sie schon bei einem Satz und der Erinnerung daran rot wurde. Dabei hatte er gedacht, dass es keine große Sache mehr für sie war und sie es hinter sich gelassen hatte.
Vielleicht...
"War dir das unangenehm?", fragte er sie ernster, nachdem er einen Augenblick lang mit sich gerungen hatte, und löste die Verschränkung der Arme vor dem Körper wieder. Er legte die eine Handfläche locker an Gavottes Seite und ließ die Finger durch ihr weiches Fell gleiten. Sein Blick löste sich nicht von Noras Hinterkopf, weil er ihre Reaktion darauf nicht verpassen wollte.



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269Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 4:33 pm

Nora

Nora

"Das hast du gesagt", warf der Schwarzhaarige so schnell es ging zurück und setzte erfolgreich ein Abwehrschild ein um meine beleidigte Schauspielerei sogleich aufzudecken. Nun gut, das war nicht weiter schlimm. Dennoch irritierte es mich deutlich, dass er es als süß deklarierte, wie ich versuchte auf das Pferd zu klettern. Zwar gelang es beim ersten Mal nicht sogleich, doch der zweite Anlauf lief einwandfrei - wenn auch unprätentiös und unelegant.
Ich konterte sogleich, obwohl - oder gerade weil - Arrow noch beschäftigt damit war den Hühnern beim Picken der Körner zuzusehen. Sogleich wandte er sein Gesicht in meine Richtung um mir in die Augen zu sehen, doch alsbald wir den Augenkontakt hatten, drehte ich mich auch schon von ihm weg. Beim Heu angekommen hörte ich schon die Schritte, die mir näher kamen, versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen und das Heu einfach weiter zu ... lockern! Sehr wichtig, sodass sich Gavotte ja wohl fühlt im Stall...
Ich hielt in der Bewegung inne, als er nachfragte, ob ich sein nächtlicher Auftritt nach dem Waschgang im Bad denn nicht elegant fand. "Elegant nicht, wohl eher..." Glücklicherweise unterbrach er mich bei meinem Gedanken und erklärte, wie sehr sich der Schwarzhaarige doch bemüht hatte, einen perfekten Handtuchknoten zu setzen um sein Auftritt anmutig zu machen. Ich schielte etwas zurück um zu erkennen, wie ernst es ihm nun war. Bei ihm war man sich nie wirklich sicher - war das ein Scherz? Scherzte er überhaupt? "Tut mir leid, den Knoten habe ich nicht wirklich beachtet", gab ich schlussendlich zu ohne mich zu ihm umzudrehen. Ich schnaubte belustigt, ehe ich den Rest des Heus locker auf den Haufen warf. "Wer schaut auch auf einen Knoten im Handtuch, wenn ein junger Mann mit unbekleidetem Oberkörper einem gegenüber steht?", überlegte ich und räusperte mich kurz, ehe ich mich wieder umdrehte und mehr Gavotte in Augenschein nahm, als mein Gesprächspartner.
Schlussendlich sprach er etwas an, was ich nie erwartet hätte. "U-unangenehm?", wiederholte ich und blickte ihm mit anhaltender leichter Röte auf den Wangen an. Natürlich war sie nicht verblasst, während ich das Heu aufgelockert hatte. "N-Neeeiiin, keineswegs! Wieso... sollte mir das unangenehm sein?", beantwortete ich wild kopfschüttelnd und hakte nach, obwohl ich es gar nicht derart formulieren wollte. Ich wollte nicht, dass er dadurch auf die Idee kam noch genauer nachzufragen oder etwas zu behaupten, mit dem ich nicht umgehen konnte. Doch um es sogleich umzukehren, warf ich die Frage einfach zurück: "War dir es... etwa unangenehm?" In der Nacht war das Gespräch doch ziemlich abgedriftet, indem wir plötzlich darüber sprachen, ob ich ihm beim Anziehen helfen soll oder nicht. Und das knappe "Vergiss es wieder" hatte mich doch spürbar zu denken gegeben, da ich mir nicht sicher war, ob eben ihm die Situation unangenehm war.
Ich blickte ihm schlussendlich doch wieder in die Augen um zu unterstreichen, dass ich es ernst meinte, als ich ihm die Frage ein wenig stockend beantwortet hatte. Das Stottern kam wohl eher aufgrund der Überraschung, nicht wegen der Peinlichkeit. Wobei es mich doch etwas nachdenklich stimmte, dass der Irada überhaupt nachfragte.

270Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Jul 21, 2022 6:44 pm

Arrow

Arrow

Da war ja auch keiner.
Natürlich hatte er nicht mit großer Sorgfalt und Finesse dem Handtuch an den offenen Enden einen kunstvollen Knoten verpasst und damit wertvolle Lebenszeit und Kraft verschwendet. Er hatte die eine Ecke einfach festgesteckt und gut war's, und zum Glück hatte er sie gut festgesteckt, sodass sie nicht gleich wieder auf Abwege geraten war, als sich herausgestellt hatte, dass Nora noch im Flur an der Wand lehnte. Also ja, es war ein Scherz, auch wenn sein Tonfall das nicht mehr wirklich hergab. Nora schnaubte immerhin darüber.
Er verfolgte, wie sie vom Heu abließ und sich erst zu Gavotte, bei seiner Frage aber wieder zu ihm wandte. Sein Blick blieb an ihren rosa Wangen hängen. "Unangenehm", wiederholte er das Wort, statt nur zu nicken. Er beobachtete sie genau, und wenn es nur war, um nicht darüber nachzudenken, warum er sie das gerade überhaupt noch fragen musste und wie es überhaupt schon wieder zu dieser Entwicklung gekommen war. Nun ja, im Grunde hatte er ja schon den ganzen Tag lang überlegt, ob er das nicht lieber aus der Welt schaffen wollte. Denn für ihn war es definitiv nicht normal, mitten in der Nacht fast nackt über den Flur zu gehen und dabei von einer jungen Frau überrascht zu werden. Und er wollte nicht, dass Nora sich sonstwas dachte. Was ... nicht unbedingt bedeutete, dass er sich nicht sonstwas gedacht hatte. Das war ja auch der Grund gewesen, weshalb er ihr die Tür vor der Nase zugemacht hatte. Und damit war nicht gemeint, dass er über das nachgedacht hatte, was sie sich denken könnte. Nein, es ging um das, was er gedacht oder sich vorgestellt hatte.
"Weißt du das wirklich nicht?", fragte er sie, als sie wiederum von ihm wissen wollte, was sie an der Sache denn hätte unangenehm finden sollen. Aber es war tatsächlich mehr eine rhetorische Frage. Als sie die vorige an ihn zurückgab, betrachtete er sie noch einen Moment lang, wandte den Blick dann aber doch zu seiner Hand und blinzelte. Es erleichterte ihn ein wenig, dass es ihr nicht unangenehm gewesen war.
"Nein, nicht unangenehm", antwortete er. "Aber wenn ich gewusst hätte, dass du im Flur noch wartest, hätte ich mir zumindest etwas angezogen. Ich wollte dich nicht vor vollendete Tatsachen stellen, ohne dass du es dir aussuchen konntest." Er blinzelte erneut und ließ die Hand etwas tiefer rutschen, sodass sie an dem etwas einfallenden Teil von Gavottes Flanke lag, der am Bauch neben-oberhalb der Kniescheibe lag. Dort war das Fell etwas dünner und ihre Wärme drang stärker an seine Haut. "Es kam ein bisschen unvorbereitet, dass du da warst. Deshalb hab ... ich das gesagt." Um sich nicht aus der Reserve locken zu lassen. Er sah erneut zu ihr. "Du wolltest mir nur helfen. Ich hätte dich dafür nicht aufziehen müssen." Und im Nachhinein hatte er es auch gar nicht gewollt. Es war nur... So eine komische Situation gewesen, das hatte ihn tatsächlich beschäftigt.
Na ja, wenigstens war er gerade ordentlich angezogen. Deshalb wurde ihm glücklicherweise auch nicht warm.



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271Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 8:47 am

Nora

Nora

Die Information, dass es gar keinen besonderen Handtuchknoten gab, blieb mir verwehrt. Dennoch schien er das Handtuch ordentlich festgebunden zu haben, denn verrutscht war in jener Nacht nichts.
"Unangenehm", wiederholte nicht nur Arrow, sondern auch ich in meinem Kopf und bemerkte auch ohne hinzusehen, dasser mich genau beobachtete. Aber ich wusste ja auch nicht, dass ihn dieses Thema schon den ganzen Tag lang beschäftigt hatte. Wie auch? Er hatte ja nichts erwähnt.
Seine Frage warf mich doch wieder etwas aus der Bahn. Sollte ich jetzt darauf antworten oder war dies rhetorisch gemeint? Wollte er ein Rätselspiel daraus gestalten, bis ich die richtige Antwort darauf hatte? Das war bestimmt gar nicht so einfach, denn oft hatte ich das Gefühl so überhaupt gar nicht zu wissen, was hinter der hübschen, schwarz-roten Mähne vor sich ging. Ging es ihm darum, dass er halbnackt vor mir stand? Das war mir nicht unangenehm - schließlich hatte ich - noch dazu mit mehr Körperkontakt - ihn schon beim einrenken der Schulter mit freiem Oberkörper gesehen. Oder ging es ... um die Konversation dazu? Ich blinzelte mehrmals, als ich im Kopf Revue passieren ließ, was genau in der Nacht vor sich ging. Dabei tat ich mir schwer, den genauen Wortlaut zu wiederholen, da ich ja beim Warten auf den jungen Mann doch etwas eingenickt war. Es war mitten in der Nacht! Da ist mein Hirn nicht wirklich auf Hochtouren...
Wie war das nochmal? Ihm beim Anziehen helfen, oder? Ja, stimmt. Das war etwas merkwürdig, jedoch nur weil ich ihm nicht ansehen konnte, wie ernst er die Sache meinte. Man erkannte anhand seiner Züge im Gesicht nicht, ob es ein Scherz sein soll oder nicht.
Ich blickte in sein Gesicht, bloß schaute er nun zur Seite zu seiner Hand, die durch das Fell des Pferdes wanderte. Er erklärte, dass es ihm nicht unangenehm war. "Aber?", überlegte ich und horchte aufmerksam zu, als er erklärte, dass er ja nicht wusste, dass ich im Flur auf ihn wartete. "Huff. Damit habe ich nicht gerechnet" Hatte der Irada die Aufforderung ihm beim Anziehen zu helfen etwa ernst gemeint und war enttäuscht, dass ich nicht mit ihm ins Gästezimmer rein bin? "Verdammt, bei solchen Gedanken bekomm ich nie meine natürliche Farbe zurück!" Und so war es auch, denn es intensivierte sich eher ein wenig, als dass die Röte einfach verschwand.
Ich war wie verstummt, da er erneut die Stimme erhob und erklärte, dass er nur aufgrund der Überraschung das gesagt hat. Mein linkes Auge zuckte, ehe ich die Hand flach unter die Nüstern des Pferdes hielt und spürte, wie ihre feinen Härchen meine Handoberfläche kitzelten. Ich versuchte jedoch den Augenkontakt aufrecht zu erhalten, auch wenn er nun derjenige war, der nicht zu mir sah. "Nein, nein... Das war schon in Ordnung...", meinte ich und wollte nicht, dass er deswegen ein schlechtes Gefühl bekam. "I-ich wollte nur... ich wusste nicht, ob ich dich alleine lassen kann. Alsoooo... du warst ja nicht so fit und ich wollte nicht dass du... Naja, einfach umkippst", versuchte ich zu erklären und zuckte zusammen, als die Lippen des Tieres sich über meine Finger stülpten. Dabei musste ich schmunzeln. "He du!", mahnte ich sie und wollte sie am Kopf streicheln, doch die hob nur ihr Haupt, sodass ich nicht dran kam. "Alsoooo....", begann ich erneut und warf ihm einen verstohlenen Blick zu. "...war die Aufforderung mit dem Anziehen nicht ernst gemeint?", stellte ich fragend fest und wurde immer leiser dabei. Mein Herz pochte so fest, dass ich Angst hatte, der Schwarzhaarige konnte es hören oder sogar sehen. Dabei wusste ich nicht, was mir lieber war, wie er darauf antwortete - Ja, es war nur ein Scherz? Oder nein, eigentlich hätte er sich das gewünscht? Warum nur, war ich mir uneinig, welche Antwort ich erwartete? Ich seufzte innerlich.

272Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 9:44 am

Arrow

Arrow

Er war sich nicht ganz sicher, ob Nora wirklich wusste, worauf er hinauswollte. Vielleicht lag das auch daran, dass sie glücklicherweise nicht wissen konnte, was er sich dabei gedacht hatte. Andererseits erinnerte er sich gut daran, dass ihr das Verhalten des Mannes in der Herberge so unangenehm gewesen war, dass sie sogar so getan hatte, als wäre sie mit ihm zusammen. Sie hatte wegen dem, was er gesagt hatte, sehr verunsichert gewirkt – und ja, es machte für ihn durchaus einen Unterschied, ob sie ihn nun zu Gesicht bekam, wenn er kein Oberteil trug, oder ob sie anwesend war, wenn er nichts anhatte außer einem Handtuch um die Hüfte. Nicht, weil ihm das peinlich war, sondern weil ihr das durchaus … unangenehm hätte sein können. Deshalb fragte er sie ja gerade.
Vielleicht konnte er sich darüber auch nicht gut ausdrücken, weil er nicht alles einfach sagen konnte oder wollte, was er dazu hätte vom Stapel lassen können. Es war jedenfalls durchaus praktisch, dass Nora da nicht in seinen Kopf hatte schauen können und auch nicht seinen Puls gehört oder gefühlt hatte. Und dass das schummrige Leuchtsteinlicht seine Ohren und die Wangen nicht in Szene gesetzt hatte. Hoffentlich.
Ihm war selbst nicht so ganz klar, warum es ihm überhaupt so wichtig war, darüber zu reden oder er klarzustellen. Nora hatte schließlich den ganzen Tag lang nicht den Eindruck erweckt, als beschäftigte sie das ganze oder als würde sie jetzt irgendwas Seltsames über ihn denken. Andererseits war sie eben ausgerechnet darauf zu sprechen gekommen. Und hatte ihm damit die Möglichkeit gegeben, es auszuräumen. Dann würde es ihn später auch nicht mehr beschäftigen. Vor allem, weil sie gesagt hatte, dass es ihr nicht unangenehm gewesen war. Dass es schon in Ordnung gewesen war.
"Ja, ich weiß", erwiderte er, als sie noch mal sagte, dass sie ihn nicht hatte alleine lassen wollen, um sicherzugehen, dass er es schon schaffte. Das hatte er ja mit dem Helfen gemeint. Deshalb war es ja auch nicht richtig gewesen, sie damit aufzuziehen und ihr, wenngleich nicht ernstgemeint, vorzuschlagen, dass sie ihm ja beim Anziehen helfen konnte. Wo sie es schließlich doch so gemeint und sogar noch gesagt hatte, sie würde tun, was immer nötig sei, um ihm zu helfen.
Sein Blick hing an ihrer Hand und Gavottes Nase und er hätte nun ein leises Seufzen hören lassen, hätte das Pferd nicht den Moment ausgenutzt, ihre Finger ins Maul zu nehmen. "Pass auf, sie beißt manchmal", sagte er stattdessen, als die Stute den Kopf reckte und außerhalb von Noras Reichweite hielt. Sie trat mit der Hinterhand einen Schritt zur Seite, als nähme sie Arrow seine Aussage übel und wollte nicht mehr gestreichelt werden, wandte sich dann aber wieder dem Heu zu und entspannte sich.
In seinen Augen flackerte es leicht, als Nora … nun doch noch einmal fragte, ob er nicht ernstgemeint hatte, was er da in der Nacht gesagt hatte, und sein Blick zuckte kurz zurück in ihr Gesicht. Diese Frage löste eine etwas beunruhigende Empfindung in seiner Brust und der Magengrube aus, und sie machte ihn auch etwas nervös. Anders ließ sich das mit der Herzfrequenz jedenfalls nicht erklären. Er löste die Lippen leicht voneinander und sah lieber wieder zu Gavottes Kopf oder vielmehr ihrem Hals und der Schulter. Dann senkten sich kurz seine Lider und er atmete aus.
Er hatte ihr doch gesagt, dass er es natürlich nicht sein Ernst gewesen war. Dass sie nicht albern sein und glauben sollte, er könnte das ernsthaft von ihr wollen, wenn er keine Kleidung trug. Wieso also fragte sie das jetzt noch mal? Erwartete sie diesmal eine andere Antwort?
"Nein", sagte er leise und ohne sie anzusehen. "Ich würde doch nicht von dir verlangen, dass du mir bei sowas hilfst, wenn ich gar nichts anhabe, Nora." Ein etwas zweifelnder Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Das entsprach der Wahrheit. Er würde es nicht von ihr verlangen. Aber das änderte leider nichts daran, dass… Er es nicht unangenehm gefunden hätte. Also, schon, weil er es hasste, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Aber… Nur würde er ihr das ganz sicher nicht sagen. Schließlich wollte er nicht, dass sie sich irgendetwas dabei dachte. Er hatte es in der Nacht geschafft, ihr die Tür vor der Nase zuzumachen. Das wollte er jetzt nicht verändern.



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273Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 2:08 pm

Nora

Nora

Er wusste also, dass ich es eigentlich nur lieb gemeint habe und mich schlichtweg nur um ihn gesorgt habe, als er nachts alleine im Waschraum war. Zudem sah er zu diesem Zeitpunkt auch relativ durcheinander und mitgenommen aus, daher hätte ich ihn doch nicht alleine lassen können. Wäre etwas passiert, hätte ich mir das noch ewig und zehn Jahre vorgeworfen, dass ich nicht besser aufgepasst habe.
Schließlich war es mir aber nicht unangenehm gewesen ihn in diesem Aufzug zu sehen. Es ging mehr in die anziehende Richtung, wobei auch mich das ziemlich irritierte, besonders nachdem er mich auch noch aufforderte ihm beim Anziehen zu helfen.
Ich nickte, als er verkündete, dass Gavotte manchmal etwas bissig war. Doch erst als die Stute sich wieder positioniert hatte und das wunderbar aufgelockerte Heu annahm, entspannte ich mich wieder etwas und blickte zu Arrow um ihm meine abschließende Frage zu seiner Aussage zu stellen, die mich bis heute noch überrascht hatte. "Mh, ja...verständlich...", stimmte ich nach seiner knappen Erklärung ein und wollte mir am liebsten den Schädel mehrfach an die Wand schlagen. "Was war auch das für eine bescheuerte Frage!", mahnte ich mich und folgte seinem Blick zu Gavotte, welche das Heu genoss und sich nicht von uns beiden ablenken ließ.
Dennoch hing mein Gedanke daran wie ich in sein Zimmer gegangen wäre und die Kleidung für ihn angeordnet hätte. Das Denken an möglichen Körperkontakt ließ meine Herzfrequenz erneut in die Höhe schießen, sodass ich etwas von Gavotte und Arrow zurücktrat aus Angst, mir würde eine Vene in den Armen vor lauter Druck platzen. Ich hielt meinen linken Oberarm mit meiner rechten Hand und rieb mir etwas über die empfindliche Haut an der Innenseite des Ellbogens, während ich weiter das Tier beobachtete. Auch Tüpfel gesellte sich zu uns um nach seiner besten Freundin zu sehen und nach einem dumpfen Blöken legte es sich einfach neben ihr Futter hin. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.
"Tüpfel wird Gavotte bestimmt vermissen", meinte ich und blickte wieder hoch in sein Gesicht. Sie wird jedoch nicht die Einzige sein, die jemanden oder etwas misste.

274Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 2:36 pm

Arrow

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Sie fand es also verständlich. Nicht, dass er diese ihre Aussage wirklich hinterfragte, denn schließlich sollte es verständlich sein, dass die eine Person nicht von einer anderen verlangen würde, von ihr angezogen zu werden. Aber trotzdem könnte es auch wieder einmal durchblitzende Naivität ihrerseits sein. Es gab sicher genug Männer, die sich nicht zu schade dafür gewesen wären, sich von ihr anziehen zu lassen. War doch klar; Nora war eine hübsche junge Frau, aufopferungsvoll und hilfsbereit. Die Vorstellung, wie sie einem ein Hemd über den Kopf zog und es über den Oberkörper herunterstrich oder selbiges von unten mit einer Hose oder Unterwäsche tat und sich dafür vor einem auf den Boden setzte oder kniete… -
Er räusperte sich leicht und hätte fast den Kopf geschüttelt, um diese Gedanken loszuwerden. Um der Kami Willen, verdammt noch mal! Leider hatte er keine Kontrolle über die Durchblutung seiner Haut, sodass ihm die Wärme nun doch noch am Hals hinaufkroch und er sich mit den Fingern über die Seite des Kopfes strich, um sicherzugehen, dass das Ohr nicht sichtbar war.
Tja, er konnte nicht behaupten, dass er kein Mann war. Er hatte sie nur nicht ausgenutzt. Vielleicht sollte er sich mit dem Gedanken trösten, dass er sich gerade vorgestellt hatte, wie sie ihn anzog. Und nicht, wie sie ihn auszog und anfasste. Und bevor sein Hirn auf weitere Abwege geraten konnte, um genau damit nun anzufangen und den kurzen Einwurf zu wagen, dass Nora völlig nackt gebadet hatte, rief er sich lieber ins Gedächtnis, dass sie nach dem Maulbeeren-Sammeln eine Rotznase gehabt und dick eingepackt im Bett gelegen hatte. Auf sein Herz hatte er leider ähnlich wenig Einfluss wie auf die Adern, weshalb er einfach weiteratmete und dankbar dafür war, dass Nora das Thema wechselte.
Sie war etwas zurück getreten und sein Blick wanderte kurz zu ihr und dann zu Tüpfel, die sich neben das Heu und zu Gavotte legte. "Das hält sie schon aus. Sie ist ja nicht alleine." Ach ja. Die Abreise. Na, ob das ein besseres Thema war? Nicht wirklich. Er wollte immer noch nicht gerne darüber reden. Er trat wieder an Gavottes Seite und strich ihr diesmal über die Schulter und seitlich am Rücken entlang bis zum Oberschenkel, den er sacht tätschelte. "Gavotte wird’s auch überleben." Er atmete noch einmal langsam aus. Sein Augenmerk war an seiner Hand hängengeblieben, die er einen Moment später wieder sinken ließ und über die Schulter zu Nora sah. "Ich … werde jetzt wieder reingehen, wenn du mich nicht mehr brauchst."



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275Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 11 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 4:21 pm

Nora

Nora

Themawechsel! Es funktionierte also einfach über ein dahergelaufenes Schaf zu reden - wenn sie doch nur immer so ein gutes Timing haben könnte und just in dem Moment, als ich das Gefühl hatte, dass wir nicht weiter über dieses Thema sprechen mussten, mir beinahe über die Füße treten würde. Dafür wird sie noch eine Belohnung bekommen, auch wenn sie es nicht checken wird, wofür sie die bekam.
"Hah, alleine ist sie ganz sicher nicht", erwähnte ich noch beiläufig und blickte das Tier mit einem schmalen Lächeln an. Ich beobachtete, wie der Besitzer über sein Pferd strich und so gänzlich nebenbei erwähnte, dass auch Gavotte es überleben wird. Daraufhin nickte ich zuversichtlich und blickte ihm tief in die Augen, als er sich mit seinem Gesicht wieder zu mir drehte und ankündigte, in das Haus zurück zu gehen. "Ist gut, ich komm später nach", erwähnte ich wartete, bis der junge Mann aus dem Stall trat, während ich einfach nur stehen blieb und darauf wartete allein zu sein. Mein Körper bebte förmlich bei dem Gedanken an das vorherige Thema. Natürlich konnte ich das trotz Themenwechsel nicht einfach so abschalten. Immer wieder sprang ich zurück zu der Szene, die nachts vor dem Gästezimmer ablief und fragte mich klassische Fragen, die mit "Was wäre wenn..." begannen. Was wäre, wenn ich selbstbewusst und zielsicher in das Zimmer eingetreten wäre und einfach mit dem Helfen angefangen hätte? Was wäre passiert, wenn ich also darauf eingegangen wäre? Was aber, wenn das Gegenteil von dem, was in meinem Kopf zu dem Zeitpunkt herumgeschwirrt hatte, eingetreten wäre und ich ihm eine Ohrfeige verpasst hätte?
Doch all dies ist nicht geschehen und ich war froh, dass er nicht in meine Gedankenwelt eindringen konnte. Ansonsten hätte er erfahren, dass ich stets bei der Vorstellung war, seinen perfekten Handtuchknoten einfach so zu zerstören. "Die Waldgeister müssen mir vergeben, ich bin doch auch nur eine Frau!", raste der Gedanke, während ich mit meiner rechten Hand den linken Oberarm knetete und abwartete, ob mich erneut aufzog und mir ein Angebot machte, ihm helfen zu können.
Alsbald er die Türe hinter sich verschlossen hätte, würde ich mich auf den Heuballen hinter mir fallen lassen und erst einmal laut durchseufzen. Das Durchatmen und die geschlossenen Lider würden mir dabei helfen mich zu beruhigen und den Gedanken einfach zu akzeptieren. Hoffentlich.

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