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Das Zuhause von Familie Nawaka

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276Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 5:30 pm

Arrow

Arrow

Jaah, das Schaf hatte Glück. Es war nicht alleine und hatte noch seine Herde. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis Tüpfel Gavotte vergessen hatte oder ihr aus anderen Gründen nicht hinterhertrauerte - wenn sie das überhaupt täte. Er kannte sich mit der Gefühlswelt von Tieren nicht aus, schon gar nicht bei Schafen. Gavotte war es gewohnt, entweder unterwegs zu sein oder bei anderen Pferden zu stehen. Brianna hatte immer gesagt, Pferde brauchten andere Pferde, um Pferd sein zu können. Und sie musste es ja wissen. Also schätzte er, dass sie es schon verkraften würde, wenn sie ein Schaf nicht mehr wiedersah und stattdessen bald wieder in ihrer kleinen Gruppe auf der Wiese stand.
Aber was wusste er schon. Er dachte darüber eigentlich auch nur nach, um über irgendetwas Harm- und Belangloses nachdenken zu können.
Nora kam nicht auf die Idee, ihn aufzuhalten oder über noch irgendetwas anderes sprechen zu wollen. Was Arrow einerseits vielleicht erwartet oder gehofft hatte, aber gleichzeitig erleichtert war, dass sie es nicht tat. Ihre Anwesenheit war nicht sehr hilfreich dabei, sich wieder ganz zu beruhigen, als würde von ihr eine Spannung ausgehen und bis zu ihm hin reichen und dafür sorgen, dass er sich selbst nicht entspannen konnte. Und diesmal war diese diffuse kribbelige Empfindung da in seiner Brust, ohne dass er vorher irgendwelche Magie benutzt hatte. Oder kam es vielleicht doch noch von eben? Konnte ja sein. Wäre ganz gut. Wäre eine bessere Erklärung.
Er wusste es besser, es war nur problematisch. Die Sache hatte sich geklärt, und das beruhigte und erleichterte ihn auch. Aber gleichzeitig hätte sich das alles sicher nicht so hochgeschaukelt, wenn er einfach die Klappe gehalten hätte. Es war nicht gut. Er wollte nicht wieder reingehen, weil er nicht länger mit Nora reden oder in ihrer Nähe sein wollte, sondern weil er in einem halben Tag sowieso nicht mehr hier war und sie auch nicht mehr dabei sein würde. Mal davon abgesehen, dass er zwar schon mitbekommen hatte, dass das vorige Thema für sie aber auch nicht unbedingt eine lockerflockige Unterhaltung gewesen war - und er nicht davon ausging, dass es etwas mit Zuneigung zu tun hatte.
Er nickte bei ihrer Erwiderung leicht und löste den Blick etwas verzögert wieder von ihrem Gesicht. Dann ließ er sie bei Gavotte und Tüpfel zurück und ging zu der Stalltür hinüber, die zurück nach vorn führte, wo die beiden Pferde am Nachmittag gewartet hatten. Er öffnete sie, hielt jedoch noch einmal inne, bevor er nach draußen trat, und sah auch noch einmal über die Schulter zurück zu Nora.
"Keine Sorge, übrigens", sagte er und ein schmales kleines Lächeln zuckte auf seine Lippen. "Du bist schon ein bisschen eleganter als das Huhn." Und damit ging er hinaus und schloss das Tor hinter sich.
Sofort hineingehen tat er nicht. Seine Fingerspitzen verharrten wie zuvor schon kurz am kalten Holz und sein Blick ging einen Moment lang etwas ziellos in die einsetzende Dunkelheit hinein. Obwohl der Stall nicht beheizt war, war es drinnen doch wärmer und von den Tieren und dem Stroh etwas stickiger gewesen. Die kalte Luft fühlte sich deshalb gerade sehr gut an. Sie kühlte die erhitzte Haut, und dass ein leichter Wind über den Platz strich, beruhigte ihn ein wenig.
Dadurch war nicht sofort wieder alles gut. Wenn er nicht aktiv darauf geachtet hätte, wäre seine Atmung jedenfalls nicht gleich wieder ganz ruhig gegangen, und sein Herzschlag brauchte auch noch ein bisschen, um sich wieder zu sortieren und nicht so zu tun, als hätte er gerade etwas sehr Aufregendes getan. Er strich sich über den Hals und ging zum Zaun, um sich daranlehnen und abwarten zu können, bis das alles gesackt war.
Für ihn war das ganze Auf und Ab und Hin und Her des Tages mittlerweile fast schon körperlich anstrengend und für seinen Kopf auf jeden Fall auch ziemlich erschöpfend. Arrow war emotionale Situationen nicht gewöhnt, und es war nicht unbedingt hilfreich, dass er nicht wusste, ob die ihm durchaus bekannten Reaktionen in Noras Gegenwart nun einfach nur körperlichen Bedürfnissen zugrundelagen oder etwas anderes bedeuten sollten. Er war gegen körperlichen und psychischen Stress, der sich auf Gefahrensituationen oder ähnliches bezog, wirklich sehr gut abgehärtet und daher auf gewissenen Ebenen sehr resilient. Aber auf seelischen Stress war er nicht gut vorbereitet und auch nicht besonders gut aufgestellt. Er lebte alleine und hatte keine Familie und auch keine engen Freunde, an die er sich wenden konnte oder wollte. Außerdem war er eigentlich auch einfach nicht emotional und begegnete allem mit einer gewissen Gleichgültigkeit oder Abweisung. Dass ihn etwas so sehr beschäftigte, war er einfach nicht gewöhnt. Und es war ja nicht so, als wäre es nur wegen dem, was er gerade gedacht oder empfunden hatte, als sie ... noch mal über das von letzter Nacht geredet hatten. Die Scheiße mit dem Amulett kam obendrauf, was Freyja gesagt hatte, kam dazu, und dann noch seine Zwiegespaltenheit wegen Nora.
Sobald der Adrenalinspiegel absank und vermutlich auch Dopamin- und Serotoninkonzentration im Blut wieder nachließen, fühlte es sich daher ziemlich genau so an, als hätte er den ganzen Tag an einer schwierigen Aufgabe gebrütet und hätte nun keine einzige Gehirnzelle mehr abrufbereit, die noch irgendetwas aufnehmen wollte. Direkte Müdigkeit war es nicht. Er war immer noch viel zu unruhig und umriebig dafür. Aber sein Kopf fühlte sich ein wenig ausgelaugt an. Was nichts daran änderte, dass das Engegefühl in seiner Brust zurückkehrte, sobald er wieder darüber nachdachte, dass er all das morgen früh hier zurücklassen würde und es besser so war, wenn es hier blieb.
Als er sich schließlich wieder aufrichtete, weil sein Gesicht und die Ohren sich nicht mehr warm anfühlten, wanderte sein Blick noch einmal zur Stalltür. Wie Nora wohl reagiert hätte, wenn er ihr alles von dem gesagt hätte, was ihm im Kopf herumgegangen war?
Oder wenn er ihr gesagt hätte, dass er nicht alleine sein wollte.
Er ging wieder hinein, ließ das Schwert beim Schrank zurück, und falls ihm Freyja oder Jori über den Weg liefen, wünschte er ihnen eine gute Nacht und zog sich anschließend in das Gästezimmer zurück. Er zog die Jacke und die Stiefel wieder aus und nahm eine kleine Schachtel Feuerhölzer aus der Tasche, die er immer dabei hatte, um die Kerze anzuzünden, die Nora am Abend vorher gebracht hatte. Er stellte sie auf dem Tisch ab, schob das Säckchen mit dem Tee und die Münze zur Seite und hockte sich danach zurück aufs Fensterbrett. Wegen der Dunkelheit draußen und der Kerzenflamme drinnen war nicht viel zu sehen, aber das war auch nicht besonders wichtig.
Er würde noch eine Weile dort sitzen, bis die Tür nach draußen zu hören war und es danach still im Haus geworden war.



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277Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 9:39 pm

Nora

Nora

Ich hielt ihn nicht weiter damit auf bei mir zu bleiben, damit es nicht erzwungen wirkte, sollte er noch etwas bei mir verweilen wollen. Auch hängte ich mich nicht sogleich an ihn und begleitete ihn hinein ins Haus, da ich dringend etwas Zeit für mich selber brauchte. Es war schon länger her, dass ich dermaßen auf einer Person saß und ich so wenig für mich alleine war.
Ich folgte mit meinen Augen seinen Bewegungen, wie er zur Stalltür ging und diese öffnete, jedoch noch einen Moment inne hielt. Mit erwartungsvollem Blick sah ich in seine braunen Augen, ehe ich ihn etwas irritiert anschaute. Doch rein nur sein zierliches Lächeln auf den Lippen zog mich magisch an, sodass ich es ihm gleich tat. Mit einem knappen Kommentar zum Huhn ließ er mich alleine zurück.
"Ein bisschen?!", wiederholte ich noch hörbar, sodass er es von draußen bestimmt auch hören konnte, und hing mit meinem Blick immer noch an der Stalltür hängen. "Ein bisschen eleganter als das Huhn?", wiederholte ich nun etwas leiser und drehte mich zu Gavotte. "Heilige Waldgeister, was hat das denn nun zu bedeuten...", sprach ich mit der Stute, welche mir jedoch keinerlei Beachtung schenkte. Ich ließ mich zurück ins Heu fallen und vergrub mein rotes Gesicht in meinen Handflächen. "Hallelujah, das kann doch nicht wahr sein" Ich seufzte laut und übertönte das Gackern der Hühner, als ich sicher war, die einzige menschliche Zweibeinerin hier zu sein.
Das war alles ein chaotisches Durcheinander. Ich hatte das Empfinden, dass wir beide Schwierigkeiten damit hatten, das alles zu ordnen und vorallem anzusprechen. Natürlich hang mein Kopf immer noch an dem oberkörperfreien Arrow, welcher sich mir nicht nur letzter Nacht offenbarte, sondern schon zuvor im Hotelzimmer. Die vielen Narben, die seinen Körper zierten, hatten alle eine Geschichte, die es zu erzählen gab. Dennoch verlangte ich keineswegs, dass er diese ansprach. "Aber neugierig darf man ja wohl sein."
Immer wieder blitzte das Bild des Mannes auf, wie er mich mit einem Handtuch bekleidet scherzend aufforderte, ihm beim Umziehen zu helfen. Ich hang stets an dem Gedanken, wie ich ihm ein Shirt überstreifen würde oder...
"Socken anziehen....", lenkte ich mich ab und wischte mit den Händen über mein warmes Gesicht. Mein Blick lag leer an die Decke gerichtet, als mir auffiel, dass auch mein Herzschlag sich noch nicht beruhigen wollte. Wenigstens konnte ich langsamer Atmen und mich darauf fokussieren, sodass der gesamte Körper ganz langsam wieder zurück in den Ruhemodus fand.
Warum nur hatte ich den Wunsch, dass er zum Einen etwas anderes hätte sagen sollen? Was wollte ich denn von ihm hören? "Oh Nora, du bist so wunderbar, komm mit mir ins Zimmer für eine Nacht." Ich schreckte auf bei dem Gedanken, was aber auch daran lag, dass Tüpfel mich wieder ablenkte, indem sie an meinen Füßen knabberte. "Lass das, ich geh ja schon!", beruhigte ich das Tier, da ich ja in dessen Futter lag und ich nicht aufgefressen werden wollte. So stand ich auf und klopfte mir das Heu vom Umhang, ehe ich mich versicherte, dass es den Tieren gut ging. Im Anschluss ging auch ich aus dem Stall hinaus um in das Haus zu gelangen.
Darin angekommen wandte ich mich nicht an meine Eltern, da ich mir nicht sicher war, wie sie meine leichte Röte auf den Wangen aufnehmen würden. Ich öffnete nur die Tür einen kleinen Spalt um anzukündigen, dass ich ins Bett ginge. Nach einem kurzen Waschgang genoss ich auch die Einsamkeit in meinem eigenen Zimmer und legte mich ins Bett. Mit leerem Blick nach oben an die Decke wartete ich darauf, dass ich müde wurde. Eigentlich war das ein sehr durchwachsener und anstrengender Tag gewesen. Als ich in der Badewanne war, war ich auch richtig müde und hätte direkt nach dem Abendessen schlafen gehen können. Doch jetzt ging das nicht mehr. Immer wieder dachte ich an Arrow und daran, dass er Lishu morgen verlassen wird. Ein unangenehmes Gefühl in der Herzgegend machte sich breit, als lege man das Organ auf Eiswürfel. Dadurch drehte ich mich zur Seite, vergrub mein Gesicht unter meinen Armen und versuchte den Kopf einfach abzuschalten. Doch das war unmöglich, so drehte ich mich mehrmals hin und her, seufzte laut und genervt, ehe ich das unangenehme Gefühl wahrnahm und akzeptierte.
Ich mochte nicht, dass das das Ende dieser Bekanntschaft war. Auf keinen Fall konnte ich ihn einfach so gehen lassen, doch es war auch nicht leicht einfach mit ihm mitzugehen. Als würde ich fallen und nie am Boden aufkommen fühlte ich mich ziemlich verloren mit diesem Problem. Das Schluchzen wurde immer qualvoller, sodass ich mich mit dem Gesicht ins Kissen gedrückt hinlegte und mit den Armen über meinem Kopf verweilte. Am liebsten hätte ich geschrien, da mir gerade bewusst wurde, dass morgen wieder alles anders wird. Keine Gavotte hier, um die ich mich kümmern konnte. Kein Arrow im Gästezimmer, der meinen üblichen Alltag durcheinander brachte.
Und dies ging die gaaaaaanze Nacht so durch, da mein Hirn sich trotz überdimensionaler Müdigkeit dazu entschied, weiter an jemanden zu denken, an den ich die letzten Stunden schon gedacht hatte. Warum auch nicht? "Macht ja auch unheimlich viel Spaß..." Immer wieder war ich kurz davor wegzudösen, doch das Glück so richtig einzuschlafen und mich zu erholen hatte ich heute nicht.

278Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Jul 22, 2022 10:56 pm

Arrow

Arrow

Er hörte die Tür, oder ahnte sie zumindest, und konnte auch das leise Murmeln von Noras Stimme wahrnehmen, auch wenn er sie nicht verstand, als sie vermutlich irgendetwas zu ihren Eltern sagte. Bescheuerterweise sorgte allein diese Tatsache dafür, dass sein Herz wieder unruhig wurde und so ein komisches Gefühl sich in seiner Brust einnistete, das allerdings eher unangenehm war. Er merkte gar nicht, dass er mit angehaltenem Atem wartete. Jedenfalls nicht, bis eine weitere Tür leise ging und verriet, dass Nora in ihr Zimmer verschwunden war.
Das bedeutete, dass sie nicht mehr hereinkommen und mit ihm darüber sprechen würde, wie sie sich entschieden hatte. Dadurch machte seine Überlegung, dass Freyja ihr ihre Meinung nach dem Essen mitgeteilt hatte und Nora sich deshalb endgültig dafür entschieden hatte, hierzubleiben, noch mehr Sinn. Sie ging möglicherweise davon aus, dass ihre Mutter ihm schon erklärt hatte, wie die Entscheidung lauten würde. Und selbst, wenn nicht, bestätigte es, dass Nora hierbleiben würde. Wäre dem nicht so gewesen, wäre sie sicher noch einmal hereingekommen, um es ihm zu sagen, damit er sich darauf einstellen konnte, oder? Oder war es mittlerweile schon so spät, dass sie davon ausging, er könnte schon schlafen?
Fragen über Fragen, Spekulationen über Spekulationen. War doch alles völlig egal.
Er schloss die Augen und stieß den Hinterkopf ein paarmal langsam - und natürlich auch nicht fest oder hörbar oder so - gegen die Fensternische.
Warum eigentlich musste dieser Tag so beschissen enden?
Vergiss es einfach.
Er hob die Hände und wickelte mit langsamen Bewegungen den Sarashi von seinem Hals. Er ließ ihn in den Schoß fallen und strich sich mit den Fingerspitzen der einen Hand über die Kehle. Sie blieben seitlich an der Kette des Amulettes hängen und stockten.
"Ich habe die Situation wohl falsch eingeschätzt und werde mich nun wohl besser fühlen, wenn sie alleine ihre Reise antritt."
Arrow zog sich die Kette über den Kopf, nahm den Sarashi und schob die Beine vom Fensterbrett, sodass er anschließend zum Bett gehen und das Amulett unter das Kissen schieben konnte. Die Kerze löschte er dabei wieder. Er seufzte, rieb sich über das Gesicht und zog sich auch das Hemd über den Kopf, das er achtlos mit dem Sarashi neben das Bett fallen ließ. Nora würde ja nun nicht mehr hereinkommen, um die Tradition fortzuführen, dass sie ihn irgendwie immer mit nacktem Oberkörper erwischte. Pf.
"Alsoooo.... war die Aufforderung mit dem Anziehen nicht ernst gemeint?"
... Und wenn? - Nicht, dass wir was hätten anfangen können. Es ging mir echt scheiße.

Haah - ja. Er wäre wahrscheinlich ohnmächtig geworden, wenn sie ihn angefasst hätte. Er hatte sich zum Anziehen auf den Boden setzen müssen!
"Tch." Er legte sich hin, kehrte der Tür den Rücken und rollte sich unter der Decke zusammen. Die Unterarme legte er sich über den Bauch. Und starrte danach ein paar Minuten lang einfach nur in die Dunkelheit Das ist gerade keins deiner echten Probleme.
Er konnte es völlig vergessen, zu schlafen. Vielleicht hätte das schneller geklappt, wenn dieses letzte Gespräch nicht gewesen wäre. Das hatte ihn irgendwie wieder rausgerissen. Warum auch immer. Am Ende lag es noch daran, dass Nora die einzige junge Frau weit und breit war, die ihm unter die Augen kam und die letzten beiden Tage mit ihm verbracht hatte. Warum war er so blöd gewesen, sie darauf anzusprechen, statt sie mit ihrem Scherz über seinen eleganten Auftritt abblitzen zu lassen oder ihr dazu noch irgendeinen Konter reinzudrücken? Einen besseren als den mit dem Handtuchknoten.
Außerdem sollte er froh darüber sein, dass er in ein paar Stunden wieder anfangen konnte, sein Leben ganz normal weiterzuführen. Mit einer superschicken und überhaupt nicht übertriebenen Kette unter der Kleidung oder in der Hosentasche, aber hey.
Er drehte das Gesicht ins Kissen und krallte die Finger in die Haut an den Seiten.
Gib endlich Ruhe.
Der Windzug zerrte unablässig an seinen Haaren.
Sei endlich still.
Er drehte sich halb auf den Rücken und starrte an die Decke.
Und das blieb so. Dass er wach blieb. Das einzige, was sich änderte, war die Seite, zu der er die Beine anzog. Oder sich zusammenkauerte. Diesmal würden keine nächtlichen Schweißausbrüche oder andere Anwandlungen ihn dazu veranlassen, das Zimmer zu verlassen. Oder in Noras Zimmer zu gehen. Was nichts daran änderte, dass er zwischendurch angestrengt ins Haus lauschte. Aber alles, was irgendwann zu hören war, war Joris Schnarchen. Noch etwas, das ihn vom Schlafen abhielt, denn das war ein Geräusch, das er wirklich nicht ausblenden konnte. Das hatte er noch nie gekonnt.
Wahrscheinlich würde er erst irgendwann weit nach Mitternacht endlich einschlafen. Oder eindösen, schließlich war er ziemlich erschöpft und gleichzeitig hellwach.



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279Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 24, 2022 8:30 pm

Nora

Nora

Immer wieder überlegte ich, was wohl gerade im anderen Zimmer vor sich ging. Ob Arrow schon längst schlief und alles vorbereitet hatte für seine Heimreise? Oder ob er ebenfalls an mich dachte, als er einschlief? Die ganze Nacht verbrachte ich mit dem Gedanken an seine Abreise und wie ich am besten damit umgehen konnte. Was war das Richtige? Was soll ich noch dazu sagen? Was war mir wichtig?
Ich blinzelte mehrmals, als ich mich mal wieder umdrehte und realisierte, dass ein wenig Licht durch das Fenster reinfiel. "War ich nun die ganze Nacht wach?", überlegte ich und starrte zum Fenster. Es fühlte sich so an, als hätte ich wirklich nicht geschalfen, jedoch empfand ich es als eine etwas kurze Nacht, da der Tag ziemlich schnell anbrach. Womöglich war ich ab und zu mal weggedämmert, aber erholt fühlte sich dies auf keinen Fall an. "Das gibts doch nicht!", ärgerte ich mich darüber und raffte mich langsam auf. Selbst das Strecken und Gähnen verhalf nicht die Trägheit wegzudrücken, sondern schlauchte mich viel mehr, als es sonst der Fall war. Dennoch entschied ich mich endlich aufzustehen und zog mich dahingehend an. "Ob Arrow ohne sein Shirt schlief?", schoss es mir plötzlich durch den Kopf und ich verfluchte mein Hirn für diesen Gedankengang. Ich kämmte mir meine langen Haare und flechtete sie sogar zusammen, sodass sie weniger im Weg waren. Dadurch kroch die Angst in mir hoch, trotz Müdigkeit, und ich verließ sogleich das Zimmer. Die Furcht, dass Arrow schon aufgebrochen sein konnte, brachte beim Gang vor die Türe des Gästezimmers meine Beine zum Zittern. Ich zögerte, dennoch stand ich schlussendlich davor und erhob meine Faust um gegen das Holz zu hämmern. Für einen Moment hielt ich inne und atmete nur. Ich hatte Angst, dass das Zimmer bereits leer sein würde und der gesamte Mut, den ich zuvor hatte um mit Arrow ein letztes Mal zu reden - hoffentlich vorerst - verließ mich. Meine von tiefen Ringen umhüllten Augen starrten auf das Türblatt, sodass meine Ohren erstmals lauschten, was in diesem Zimmer vor sich ging. Wenn er noch da war, wollte ich ihn nicht überraschen oder ihn überrumpeln. Das hatte ich schonmal gemacht und es schien ihn zu irritieren, was auch verständlich war. Mit erhobener Faust wartete ich auf einen Moment um Anzuklopfen. "Vielleicht schläft er auch noch", mahnte ich mich und wollte mich etwas gedulden trotz meiner Zwiespältigkeit.

280Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Jul 24, 2022 9:03 pm

Arrow

Arrow

Über den sonnenlosen und doch hellen, blauen Himmel zogen weiße harmlose Wolken vorbei, die der Wind zügig vor sich hertrieb. Er strich auch über das Meer aus schlanken Blumen mit roten filigranen Blüten, das sich über die Senke und einen weiten flachen Hügel und darüber hinaus bis zum Horizont erstreckte. Wellen aus Lichtreflexen und Wogen liefen sanft hindurch. Der Wind streichelte über sein Gesicht, durch die Haare und zog spielerisch an der Kleidung. Es war angenehm warm und friedlich, die Luft klar und frisch.
Die Blüten erstrahlten in einem intensiven Rotton. Kein Raureif lag mehr auf ihnen und ließ sie erblassen. Der Himmel spiegelte sich von Weitem in dem niedrigen Teich und tauchte ihn in ein kräftiges Blau. Erst, als er näherkam, wurde das Wasser klar und durchsichtig. Am Grund des Teiches wuchsen grasartige niedrige Wasserpflanzen. Die Oberfläche war geziert von den weißen Seerosen, die aussahen wie Chrysanthemen.
An der Stelle, wo die junge Frau in dem weißen Kleid den milchig-weißen glimmenden Stein aus dem Wasser geholt hatte, ragte nun eine schlanke Stele, die ein wenig an einen Obelisken erinnerte, aus dem Teich heraus. Der Stein saß in ihrer Mitte, ungefähr auf Augenhöhe. Ein schwaches Summen und Pulsieren schien davon auszugehen, die die Umgebung mit Leben füllten.
Er hatte die ganze Zeit dahingehört. Ist dir das gar nicht aufgefallen?
Er war im Wasser vor der Stele stehengeblieben. Als er sich nun umwandte, stand dort am Ende des Weges aus flachen Steinen, der bis an den Teich heranführte, die junge Frau mit den langen rötlich-braunen Haaren in dem weißen Kleid. Der Wind spielte mit ihren Strähnen und dem Saum ihrer Kleidung. Sie lächelte.
Was meinst du?
Das was ich sage. Du kannst es sehen.
Sie watete leichtfüßig in das Wasser hinein und kam zu ihm. Neben ihm blieb sie stehen. Statt ihn anzusehen, war ihr Blick auf die Stele gerichtet, und als sie die Hand hob und darauf deutete, folgte er ihrem Fingerzeig.
Unter dem in die Stele eingelassenen Stein war etwas eingeritzt. Es wirkte etwas verwittert, als hätte der Wind es abgerieben. Aber man konnte es noch gut lesen.
Die Fingerspitzen der Frau legten sich behutsam auf die Gravur und sie strich sanft darüber. Es fühlte sich so an, als streichele sie ihm dabei über die Wange.

Arashi stand dort.
Sturm. So stimmt es.


Arrow schlug die Augen auf. Obwohl man meinen sollte, dass der Traum nicht weiter aufregend oder gar beängstigend gewesen war, hämmerte ihm das Herz in der Brust und sein Atem ging schneller, als hätte er eine Einheit Frühsport hinter sich. Er hatte offenbar sehr unruhig geträumt, denn die Decke war zerwühlt und lag nur noch halb über ihm, sodass sein bloßer Oberkörper der kühlen Zimmerluft ausgesetzt war. Trotzdem war ihm durch das schnell schlagende Herz und die Atmung warm.
Der Traum hatte eine seltsame Empfindung in ihm hinterlassen. Als hätte er etwas Wichtiges vergessen zu erledigen und nun fiele es ihm siedend heiß wieder ein. Oder als hätte er eine schlimme Nachricht bekommen. Es war ein diffuses Gefühl, das er nicht abstreifen oder herunterschlucken konnte. Da wären ihm ein erotischer Traum und eine Morgenlatte ja fast lieber gewesen. Nach der letzten Unterhaltung hätte ihn das nicht mal so sehr gewundert. Oder vielleicht doch, gab ja genug andere Scheiße, die da gut intervenieren könnte.
Er stöhnte genervt und drehte das Gesicht ins Kissen und drehte sich dabei mehr auf den Bauch. Die Finger krallte er ins Kissen. Erst nach einem Moment versuchte er ins Zimmer blinzelnd zu erkennen, wie spät es wohl war. Vor dem Fenster dämmerte es schon langsam. War vermutlich am besten, aufzustehen. Und das, obwohl er sich total gerädert fühlte, als hätte er überhaupt nicht geschlafen.



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281Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 9:41 am

Nora

Nora

Ich konnte nichts hören! Das wühlte mich ziemlich auf - das Nichts machte mich nervös! War er noch da? War er schon verschwunden? Was, wenn er schon aufgebrochen ist? "Das würde mich ziemlich ärgern!!!"
Mit dieser Aufgewühltheit hielt ich schon zitternd die Faust an das Türblatt, hielt jedoch immer noch inne. Ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich nachdem ich tief durchgeatmet hatte, mit festen Schlägen an anklopfte, jedoch einen Moment wartete, ob ich noch etwas hören konnte. Schlussendlich offenbarte ich mit einem kurzen: "Arrow? Kann ich reinkommen?" Ich hatte daraus gelernt, dass ich ihm einen gewissen Freiraum geben sollte, sodass er nicht überrumpelt wurde. Als ich nichts hörte, klopfte ich nochmals und kündigte mein Eintreten an. "Arrow? Ich komm jetzt rein."
Und nichts anderes tat ich im Anschluss - ich öffnete die Tür, trat ein und schloss sogleich die Türe, sodass ich mit dem Rücken zu ihm gewandt war. Ich hielt einen Moment inne, ehe ich mich zu ihm umdrehte. "Guten Morgen! Tut mir leid, dass ich so reinstürme, ja - ich schon wieder. Es war so ruhig und ich habe nichts gehört, ich dachte...", brabbelte ich darauf los und suchte erst jetzt nach dem Augenkontakt des Schwarzhaarigen und atmete hörbar durch um mich zu beruhigen. "Er ist noch da, es ist alles gut!" Ich blinzelte mehrmals, ehe ich erklärte: "Ich hatte Angst, du bist schon weg." Ich fühlte mich unsicher aufgrund dieser Offenbarung und beobachtete ihn dabei, wie irritiert oder genervt er wohl sein musste, da ich schon wieder unaufgefordert in seinem Zimmer stand und das schon so früh am Morgen. Ich hatte nicht bedacht, dass man mir wohl ansehen würde, dass ich schlecht geschlafen habe aufgrund der dunkleren Augenringe oder den schlaffen Lidern. Doch anhand meiner Kleidung und der geflochtenen Frisur erkannte man wohl ebenso, dass ich schon etwas wach war und mich entschieden hatte, den Tag zu starten. Naja, was hätte ich auch anderes tun sollen? Im Bett liegen und das machen, was ich die ganze Nacht schon getrieben habe? Die Gedanken weiter kreisen lassen? Ne, danke. Ich lenkte mich da lieber mit Tätigkeiten ab oder checkte, ob Arrow noch anwesend war. Ich blieb bei der Türe stehen und versuchte ihm trotz meiner Anwesenheit so viel Freiraum wie möglich zu geben.

282Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 10:14 am

Arrow

Arrow

Er fuhr ziemlich heftig zusammen, als es unvermittelt an der Tür klopfte, und das nicht gerade sanft und leise. Er hatte keine Schritte gehört und fragte sich deshalb einen Moment lang, ob wer auch immer draußen stand, da schon eine Weile wartete. Vielleicht hatte das ihn geweckt? So oder so konnte es ja nur Nora sein, und sie bestätigte es zwei, drei Sekunden später auch schon, indem sie vor der Tür die Stimme hob und sich ankündigte.
Er setzte sich auf, wodurch er aufgrund der vorigen Liegeposition auf dem Bauch mehr oder weniger im Bett kniete, ließ sich seitlich auf den Hintern sinken und zog die Decke etwas zurecht.
Offenbar wollte Nora die "alte" Tradition doch fortführen und ihn ohne Oberteil erwischen. Er kam nämlich nicht mehr dazu, sie hereinzubitten oder sich vorher noch darum zu kümmern, sich vielleicht was überzuziehen, denn sie verkündete, dass sie nun hereinkam. Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören, fühlte sich aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund seltsam fremd an.
Arrow hätte sich eigentlich gewünscht, in Ruhe wachwerden und sich sortieren zu können. Warum konnte sie nicht nach dem Aufstehen einfach in die Küche gehen wie tags zuvor? Oder war sie da schon gewesen? Keine Ahnung. Sie war jedenfalls schon hereingekommen und blieb kurz mit dem Gesicht zur Tür stehen, während sie losbrabbelte und er den Augenblick dafür nutzte, um sich die Haare auf dem Kopf ein wenig zurechtzustreichen. Von der ganzen Unruhe waren sie ein bisschen durcheinander. Ohne sofort etwas einzuwerfen, streckte er sich anschließend über den Bettrand zum Boden, um das Shirt und den Sarashi von dort zu fischen, hielt jedoch inne und richtete sich nur langsam wieder auf dem Bett auf, als Nora erklärte, sie hätte Angst gehabt, er sei schon weg.
Er ließ die Sachen über der Decke auf den Schoß sinken und sah sie an.
Nora sah ziemlich übernächtigt aus. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte müde, hatte aber offenbar schon Zeit damit verbracht, sich einen Zopf zu flechten.
"Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht einfach abhaue", sagte er schlicht. Und sachlich. Es war nicht so, als hätte er nicht überlegt, einfach abzuhauen, um es hinter sich zu bringen und es sich vor allem leichtzumachen. Er senkte den Blick auf die Kleidung und begann, sie richtig zu drehen und zu ordnen, damit er sich ganz anziehen konnte. "Wie du siehst, bin ich noch hier. Also?"
Man konnte ihm ebenfalls ansehen, dass er nicht gut, nicht viel, beides oder gar nicht geschlafen hatte.



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283Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 2:19 pm

Nora

Nora

Ich hatte ihm doch genügend Zeit gegeben oder? Extra angekündigt und nach kurzer Wartezeit dann doch eingetreten! Ich drehte mich nach meinem langen Monolog dann um und erkannte den jungen Mann im Bett sitzend. Natürlich ohne ein Shirt anzuhaben. "Er schläft also wohl wirklich lieber oben ohne", kam mir der Gedanke und erkannte, dass er noch das Shirt und den Sarashi vor sich liegen hatte. Er hatte es wohl nicht sonderlich eilig sich anzuziehen, denn seine braunen Augen wanderten in mein Gesicht, während sein restlicher Körper ruhte.  Arrow erklärte noch, dass er ja erwähnt hatte, nicht einfach so zu verschwinden. Erst im Anschluss kümmerte er sich wieder um seine Kleidung, ehe der Schwarzhaarige forsch nachfragte, was ich denn noch hier tat.
Ich lehnte mich etwas zurück an die hölzerne Tür um mir etwas mehr Sicherheit zu geben und legte meine Hände hinter meinem Rücken auf das Holz, während ich ihn beobachtete, wie er sich um seine Kleidung kümmerte. Doch dieses Mal brachte es mich nicht durcheinander! Ich wusste ganz genau was ich...
"Ich möchte noch hier bleiben und mich noch um einiges kümmern", sprach ich schwermütig aus und musste mich zusammenreißen den Augenkontakt standzuhalten. Am liebsten hätte ich einfach zum Fenster geschaut und mich damit etwas abgelenkt. "Keine Ablenkung, nur Direktheit!", mahnte ich mich selber und versuchte meinen eigenen Wunsch auch zu erfüllen.
Ich faltete die Hände betend vor meine Brust. Zügig stellte ich mich gerade hin und beugte meinen Oberkörper nach unten um eine gewisse Unterwürfigkeit darzustellen. "Ich möchte dich bald in Anan besuchen kommen, bitte!" Dass ich mich eher kurz ausdrückte lag nicht daran, dass ich aufgrund seiner müden Augen dachte, sein Kopf könne nicht mehr aufnehmen. Es lag mehr daran, dass es mir die Kehle zuschnürte so direkt meinen Wunsch auszusprechen und ihm dadurch mitzuteilen, woran ich die ganze Nacht gesessen hatte. Ich habe mir stets überlegt, wie ich am besten mit meiner Reise anfangen könnte beziehungsweise sah ich die Gelegenheit in Anan zu starten um Arrow so schnell wie möglich wiederzusehen. Doch hierfür musste er natürlich einstimmen. Denn ich konnte ihn ja nur besuchen und sehen, wenn er es mir auch gestattete. Ich wollte den Kontakt aufrecht erhalten und ihn nicht aus den Augen verlieren.
Ich hielt meine gebeugte Haltung und wartete ab, wie er reagieren würde. Würde er mich ablehnen, wäre es wie ein Schlag ins Gesicht. Doch ich war mir wirklich unsicher, wie er die Sache sah und ob er mir gewähren wird ihn wiederzusehen. Mein Blick war auf den Boden gerichtet - oder eigentlich auf meine eigenen Füße. Wie sehr möchte ich mit ihnen Anan erkunden und neues Land betreten.
Ich wurde nervös... so geriet ich erneut ins Sprudeln. "Ich möchte mit dir Mochi essen und die Natur kennenlernen, Maulbeeren pflücken, wenn es welche gibt, oder Drachen und Mantikore beobachten. Ich möchte Anan kennenlernen, bevor ich auf eine Hochzeit dort eingeladen werde. Ich möchte wissen, was mich erwartet. Ich möchte..." "...dich nicht vermissen." Schlussendlich kam ich zu einem Punkt und bereute im selben Moment, dass ich derart in einen Wasserfall geraten bin. Ich war nervös und meine Hände schwitzten - und das in frühen Morgenstunden! Doch diese Gedanken kreisten die ganze Nacht in meinem Kopf herum. Es war verrückt, dass ich mich nach nur wenigen Tagen sehr an Arrow gewöhnt und ich ihn so lieb gewonnen habe, dass ich befürchtete, ohne ihn in Lishu könnte ich ihn vermissen. Jedoch verrieten mir die Furcht, die vielen Gedanken und restlichen, sehr anstrengenden Emotionen, dass dies bestimmt eintreffen würde. Ich kann dagegen wirken und wollte dies auch unbedingt. Nicht mehr lange saß ich hier auf Shushnar herum, sondern wollte endlich mal weiter reisen als Lago Jun oder Cern. Ich atmete schwer während mein Blick auf den Boden gerichtet war.

284Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 3:25 pm

Arrow

Arrow

Nein, Arrow hatte es nicht sonderlich eilig, sich vollständig anzuziehen. Das hatte er bisher in Noras Gegenwart nie gehabt, weil es ihn nicht sonderlich störte. Nur, reinreiben wollte er es ihr schließlich auch nicht. Gerade hatte es aber durchaus einen oder vielleicht auch zwei Gründe, warum er sich damit nicht beeilte, denn auch, wenn er klargestellt hatte, dass er Nora ja gesagt hatte, nicht sang- und klanglos abzuhauen, hatte er sehr wohl gehört, was sie gesagt hatte. Dass sie Angst hatte, er könnte nicht mehr da sein. Das ließ ihn zögern; er fand es ein wenig übertrieben gesagt und hatte keine Ahnung, ob er ihr das glauben sollte. Oder was er darüber denken sollte, falls es stimmte. Der andere, weniger gewichtige Grund war einfach nur ein kurzes Austesten; Nora zeigte sich von dem fehlenden Kleidungsstück aktuell nicht sonderlich beeindruckt oder verunsichert. Nein, diesmal wurde sie nicht rot im Gesicht. Sie wirkte nicht mal so, als hätte sie großartig Notiz davon genommen. Vielleicht war sie einfach zu konzentriert auf ihren Auftritt.
Seine Lider zuckten leicht, bevor er richtig blinzelte und ihren Blick noch kurz erwiderte, als sie genau das sagte, was er bereits erwartet hatte. Dann senkte er sich auf das Kleidungsstück, er schob die Arme hinein und zog es sich über den Kopf und den Oberkörper. Als er sich dabei streckte, knackste leise ein Wirbel in seiner Brustwirbelsäule. Erneut führte er die Bewegung ein wenig langsamer zu Ende und strich mit etwas erlahmenden Handbewegungen den Saum des Shirts und die Falten am Bauch glatt. Sein Blick richtete sich dabei wieder auf Nora, die … da gerade irgendetwas Merkwürdiges wie eine Verbeugung zeigte. Warum auch immer. Jedenfalls konnte er ihr so nicht ins Gesicht sehen.
Ihre Worte lösten schon wieder ein paar dieser merkwürdigen Empfindungen in ihm aus, die ihn ein wenig beunruhigten und sich auch nicht ausschließlich gut anfühlten. Eigentlich taten sie das gerade … fast gar nicht, da er Freyja nicht aus Spaß gesagt hatte, dass er noch nicht wusste, ob er Nora in Anan wiedersehen würde. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen oder sie in irgendetwas hineinziehen. Und er wollte sich auch nicht weiter damit befassen müssen, was das bedeutete. Er wollte das mit ihr am liebsten als etwas völlig Unwichtiges abtun, das daher rührte, dass er einfach schon so lange alleine und die Gesellschaft einer Frau einfach nicht mehr gewöhnt war.
Er stieß leise die Luft durch den Mund aus und bemerkte dabei, dass er viel zu flach atmete und sein Herz vor Nervosität schon wieder oder immer noch schneller schlug als es sollte. Er hatte immer noch nichts gesagt, als Nora weiterplapperte und es damit eigentlich noch schlimmer machte. Das Gefühl, das sie dabei hervorrief, war sehr stark, fraß sich in seine Brust und von dort in die Magengrube hinunter und sorgte für eine unangenehme Enge im Hals. Er fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Kehle, als würde das etwas helfen, wobei ihm auffiel, dass der Sarashi noch in seinem Schoß lag.
"Mit dir…"
"Mantikore gibt es nur in der Wüste, nicht auf Lasaliel", sagte er nach einer sehr deutlichen Pause. Wirklich sehr geistreich, als wäre das der Kernpunkt an Noras Aussage gewesen, den es zu korrigieren gab, und das Totschlagargument dafür, dass sie dann ja nicht nach Lasaliel kommen musste. Tatsächlich hatte sein Hirn sich genau das herausgepickt, weil er dann nicht auf sehr viel wichtigere Dinge eingehen musste. Und weil ihm auffiel, wie wenig Nora eigentlich über ihn wusste. Und dass das nicht ihre Schuld war. Er nahm das graue Leinen und begann, mit leicht gesenktem Kopf und abgewandtem Blick die Narbe an seinem Hals damit zu umwickeln, sodass nichts mehr davon zu sehen war. Dann streckte er sich zum Kopfkissen und zog das Amulett darunter hervor, das er sich über den Kopf zog und das Schmuckstück im Ausschnitt verschwinden ließ.
All das half ihm nicht dabei, die richtigen Worte zu finden, um sie ihr zu sagen. Aus ähnlichen Gründen, warum er ihr am Tag zuvor nicht geraten hatte, mitzukommen oder hierzublieben. Auch wenn er sich immer noch wünschte, sie hätte ihn gar nicht erst gefragt. Es hätte ihm diese unnötigen Gedanken und Gefühle erspart und vor allem auch das Gespräch mit ihrer Mutter. Aber das sagte er nicht. Es würde ihr ein schlechtes Gewissen machen und es war nicht mehr wichtig. Sie musste nicht wissen, wie sehr ihn das beschäftigt hatte. Sie schien grundsätzlich nichts von dem zu ahnen, wie er über sie dachte, denn als er sie am Fluss gefragt hatte, ob sie ihn wirklich für so herzlos hielt, hatte sie ehrlich überrascht gewirkt. Als würde er ihr das mit dem Amulett immer noch nachtragen oder als wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass er auch nett sein konnte.
Sein Blick blieb an seinem Rucksack hängen.
"Ich kann dir aufschreiben, wie du mich in Anan finden kannst", sagte er schließlich und entschloss sich somit dazu, nichts von dem, was sie sonst noch alles gesagt hatte, großartig zur Sprache zu bringen, als wäre es überhaupt nicht wichtig. Als hätte sie sich nicht dazu überwinden müssen, das alles herauszubringen. "Die Stadt ist groß, du kannst dich leicht verlaufen." Er stand auf und ging zum Tisch, wo er die Münze an sich nahm und einen Moment lang mit dem Rücken zu Nora so stehen blieb. Das kühle Holz an den nackten Fußsohlen tat gut und half dabei, die Unruhe und die Wärme, die Noras Worte in ihm ausgelöst hatten, abzukühlen und das Ziehen abzuschwächen.



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285Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 5:04 pm

Nora

Nora

Ich wusste nicht, was meine Worte bei ihm auswirkte, zumal ich ihm noch den Freiraum gegeben und mich bei der Tür umgedreht hatte. Nur meine Ohren konnten vernehmen, dass er in der Bewegung inne gehalten hat, nachdem ich offenbart habe, dass ich Angst habe. Doch es war egal, was er dachte, denn zuerst nahm ich die Zeit um mich besser auszudrücken und ihm mitzuteilen, was ich dachte und was mir wichtig war. Die ganze Nacht lag ich wach und habe überlegt, was ich tun soll, und kam zu dem Entschluss, dass ich mich mitteilen möchte um nichts unversucht zu lassen. Und dabei hatte ich nicht sonderlich viel Zeit, denn ich befürchtete, dass sobald er etwas im Magen hatte, der Schwarzhaarige sein Reittier sattelte und dann ging es ab nachhause für ihn. "Und nicht für mich."
So lag mein Fokus nur auf mir selber - so egoistisch das klingen mag, war dies wichtig. Mir war gar nicht aufgefallen, dass etwas gut Duftendes auf dem Tisch hinterlegt wurde oder wie sein Wirbel knackste, als er sich streckte. Ich blendete sämtliches Unwichtiges vorerst aus, auch wenn ich es wahrnahm.
Ich wusste nicht, was meine Mutter mit Arrow besprochen hat, jedoch dass die beiden miteinander geredet haben. Dass dies noch Nachwehen mit sich brachte, war mir somit nicht bewusst. Seinen inneren Konflikt, mit dem er versuchte umzugehen, musste er somit selber bearbeiten, wenn er mir nicht mitteilte, woran er zweifelte oder dachte.
Auf seine Aussage mit den Mantikoren blieb mir das Herz stehen. Es zog sich zusammen, da ich wohl im Kopf schon überlegte, wo ich denn sonst mit meiner Reise starten sollte, damit ich ihm besser aus dem Weg gehen konnte. Nun traute ich erst recht nicht mich aufzurichten und ihm ins Gesicht zu blicken. Zu sehr traf mich die Enttäuschung, dass er an dieser falschen Unwichtigkeit herumhackte. Ich vernahm zwar die Bewegungen von ihm, wollte jedoch nicht hoch schauen um zu sehen, was vor sich ging. Mit zusammengekniffenen Augen hielt ich mir selber die Hand und drückte fest zu, während ich versuchte durchzuatmen. "Das ist halb so schlimm, die Welt geht nicht unter! Du kannst auch ohne ihn..."
Als er dann doch noch erwähnte, dass er mir aufschreiben wird, wie ich ihn erreichen kann, blinzelte ich mehrmals hoffnungsvoll und erhob meinen Oberkörper wieder. "Da-das wäre toll!", freute ich mich und es zog sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dieser kurze Moment der Ablehnung brannte noch tief in meinen Knochen, dennoch überwiegte die Freude, dass er tatsächlich bereit war mich wiederzusehen. Seine Kleidung fiel mir sogleich auf, als er aufstand und auf den Tisch zu lief. Erst jetzt erkannte ich ein Säckchen darauf liegen, hatte jedoch nicht sogleich bemerkt, was er aufgenommen hat.
Ich stellte mich also wieder gerade hin und wischte mir mit dem Handrücken über meine Augen um diese einzelne Träne der zuvor gefühlten Enttäuschung und nun erfüllten Freude wegzuwischen, ohne dass er es bemerken würde.
"Kann ich dir auch... schreiben oder in Kontakt mit dir bleiben?" Ich schmollte bei dem Gedanken, dass er sogleich einen weiteren Auftrag weit weg von Anan annehmen würde, vielleicht auch nur um mich nicht sehen zu müssen. Diesen Gedanken teilte ich mit ihm auch mit einem schiefen Grinsen. "Nicht, dass du gleich wieder weit weg von zuhause arbeiten musst, wenn ich dich besuchen möchte." Ja, nun wurde es aber kompliziert! Ich verbot ihm doch nicht die Arbeit, jedoch werde ich mir bestimmt nicht den Zeitpunkt aussuchen mit dem Luftschiff zu reisen, wenn er nicht anwesend war.

286Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 6:06 pm

Arrow

Arrow

Er ließ die Hand sinken und schloss die Finger, als er sich zu Nora umwandte, sodass sie ruhig an seiner Seite herabhing. Er betrachtete sie wieder einen Moment lang, ohne ihr Grinsen zu erwidern oder besonders belustigt zu wirken. Es war schön für sie, dass ihr Gemüt sich sofort so stark aufhellen konnte; ihm fiel das generell und ganz besonders aktuell sehr viel schwererr. Er war sich nicht sicher, ob er die richtige Entscheidung traf. Ganz besonders nicht bei dem, was sie nun noch hinzugefügt hatte.
"Ich bin nicht so oft auf anderen Inseln unterwegs", sagte er. "Aber mein Job ist nicht immer regelmäßig oder planbar, deshalb würde es dir sowieso nicht viel bringen, mich vorher zu fragen, ob ich Zeit habe. Wenn du ein paar Tage Zeit mitbringst, wirst du mich schon irgendwann erwischen." Ja... Er redete sich ein wenig heraus. Was aber nicht nur daran lag, dass er wirklich keinen Briefkontakt beginnen wollte, wenn er sich immer noch nicht sicher war, ob es nicht besser wäre, Nora sowieso nicht mehr wiederzusehen. Außerdem ... war da noch ein Grund.
Dass Brianna Nora versprochen hatte, mit ihr in Kontakt zu bleiben und sie zu informieren, wenn sie etwas Neues wusste, das wusste er nicht. Sonst hätte er alldas, was er sich gerade so zurechtlegte und -dachte direkt verworfen.
Er hob die Hand und streckte sie Nora entgegen, damit sie die Handfläche öffnete. "Hier", sagte er und legte die Goldmünze hinein, sodass er ihre Haut nur für einen kurzen Augenblick und nur mit den Fingerspitzen und den Fingernägeln berührte. "Die eine Hälfte gehört ohnehin dir und die andere ist für deine Eltern für ihre Mühen." Er wollte die Münze Nora geben und nicht ihnen, weil sowieso schon ein Teil davon für sie war. Mit dem Tee war das anders. Er wollte nicht Nora alles in die Hand drücken, ohne sich selbst bei ihren Eltern zu bedanken oder noch etwas zu ihnen zu sagen.
Arrow kehrte zum Bett zurück und begann, das Kissen und die Decke zu richten, damit es hier wieder ordentlich aussah. "Du siehst müde aus", meinte er dabei beiläufig.



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287Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 7:51 pm

Nora

Nora

Dass sich mein Gemüt schnell mal verbessern oder verschlechtern konnte, das kannte Arrow ja bereits. Das hatte Vor- aber auch Nachteile, da dies ja in beide Richtungen der Fall war. Während sich in mir pure Freude spiegelte, war in seinem Gesicht kein einziges Zeichen an Freude zu erkennen - jedoch auch keine Trauer oder sonstiges. Es war generell furchtbar schwierig die Gefühlslage des Mannes vor mir richtig einzuschätzen. Womöglich kannte ich ihn dahingehend einfach noch zu wenig. Anschließend erklärte er, dass er nicht viel auf anderen Inseln unterwegs war, sein Job jedoch nicht gut planbar sei. Meine Freude entwich aus meinem Gesicht als ich realisierte, was dies für mich bedeutete. "Irgendwann also..", wiederholte ich ernüchternd und blickte an seinem Arm herab zu seiner Hand, in der er was zu halten schien. Natürlich war dies erneut ein Knick, jedoch wollte ich mich nicht entmutigen lassen, es wenigstens zu versuchen. Ich musste also Zeit mitbringen und schauen, wie ich alleine klar kam. Mit seiner Anwesenheit durfte ich nicht rechnen - dieser Fakt ließ ein ungutes Gefühl in mir entstehen. Doch ich akzeptierte diese Emotion und nahm es hin.
Seine Hand erhob sich und streckte sich mir entgegen, sodass ich ohne nachzufragen reagierte und meine Hand ebenso ausstreckte. Dennoch zuckte ich, als er die Goldmünze mir überreichte, da ich dies nicht erwartet hatte. Viel mehr wert hätte eine intensivere Berührung für mich gehabt, doch wir beließen es auf den knappen Hautkontakt. "Oh!" Das hatte ich schon längst vergessen, dass ja eigentlich auch für mich was raussprang bei der ganzen Sache. Wieso aber gab er es mir, wenn ich ohnehin nicht daran gedacht hatte? Er hätte es auch einfach mitnehmen können und es wäre nicht weiter aufgefallen. "Und du meinst, ich geb ihnen das dann auch?", scherzte ich, ließ jedoch nur kurz meine Lippen zucken, ehe ich die Münze mir genauer ansah. "Das wäre nicht nötig gewesen. Ich habe dir viel Ärger bereitet", sprach ich in einem leiseren Ton und hielt die Hand mit der Belohnung noch offen und etwas von mir entfernt, sodass er sie nehmen konnte, wenn er sie wollte. Dennoch sah ich darin einen Teil der Reise, auf die ich gehen werde, und konnte es dahingehend auch gut gebrauchen. Das Säckchen auf dem Tisch bekam keine weitere Aufmerksamkeit von mir, da ich mir nicht erwartet hätte, dass er das hier lassen würde.
Als er zurück zum Bett ging, schlossen sich doch noch meine Finger um das Goldstück und nahm es an mich. Ich betrachtete etwas genauer, als der Schwarzhaarige das Bett machte und mich nach meiner Nacht erkundigte. "Wie charmant, dein Schlaf schien aber auch nicht sonderlich erholsam gewesen zu sein", stellte ich fest und schielte in sein Gesicht um eine Reaktion abzufangen, ehe ich die Münze auf den Tisch legte und zu ihm ging. "Wirst du noch was frühstücken, bevor du..." Ich schluckte das letzte Wort hinunter, ehe ich es nochmals versuchte auszusprechen: "..bevor du gehst?" Er konnte auch noch etwas Proviant mitnehmen, sodass er gut ausgestattet war. Außerdem brauchte der Irada für seine Stute noch ein paar Äpfel als Belohnung, wenn sie ihn heile bis nach Lago Jun brachte und im Anschluss mit dem Luftschiff bis nach Anan sich gut aufführte.
"Du kannst noch Proviant mitnehmen und etwas einpacken. Ein paar Äpfel für Gavotte springen auch noch raus", erklärte ich ebenso nebensächlich und stand immer noch neben dem Bett und wurde wehmütig, als das Zimmer wieder so aussah, wie vor dem Zeitpunkt, als er angekommen war. "Als er mit Brianna hier her kam..." Ich dachte an das Amulett und blickte an seine Brust, wo ich nur vermuten konnte, wo das Schmuckstück sich befinden musste.

288Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Jul 25, 2022 8:32 pm

Arrow

Arrow

Mittlerweile wäre ihm eine intensivere Berührung als mit den Fingerspitzen an der Handfläche sicher auch nicht mehr unangenehm gewesen, aber erstens konnte er nicht in Noras Kopf hineinsehen und daher auch nicht wissen, welche Art der "Entschädigung" ihr am liebsten gewesen wäre, zweitens war er vorsichtig mit Körperkontakt und drittens ... wäre das mit Sicherheit sehr seltsam gewesen, wenn er plötzlich angefangen hätte, Umarmungen zu verteilen. Diese Spontaneitäten waren Nora vorbehalten, das hatte sie immerhin auch schon in Cern gebracht. Mal ganz davon abgesehen... - Aber das konnte man ihm genauso wenig ansehen wie ihr, genauso wenig wie die Tatsache, dass er leichte Gewissensbisse dabei hatte, Nora so im Unklaren darüber zu lassen, ob sie ihn nun treffen konnte oder nicht, wenn sie nach Anan kam. Er war wieder einmal zu einem seiner eigenen Schlüsse gekommen. Nämlich jenem, dass es zu Noras Besten war, ihre Hoffnungen zu dämpfen, statt sie zu schüren und sich darüber zu freuen, dass sie sich freute. Was zwischenmenschliche Beziehungen anbelangte, war er einfach viel besser darin, andere zu enttäuschen, als ihren Erwartungen gerecht zu werden, und genau das machte er sich nun zunutze.
Dabei ... war es ja gar nicht mal so, dass er sie nicht hätte wiedersehen wollen. Dass er sich nicht sogar Zeit für sie hätte nehmen wollen und ihr einen konkreten Zeitraum hätte nennen können, den er sich schon irgendwie freigehalten bekam, wenn sie wusste, dass sie dann in Anan sein konnte. Wenn er so tat, als sei das nicht möglich, dann... Fiel es ihm nicht so schwer... Das alles...
Leider änderte das nichts daran, dass die Unehrlichkeit in seinen Worten ihm ein unangenehmes Gefühl verpasste, und er kurz den Drang hatte, einzulenken und Nora zu versichern, dass sie das schon hinbekamen. Vor allem, weil ihre etwas enttäuschte Reaktion ihm einen leichten Stich verpasste. Aber nun, er stand sich selbst im Weg, und das nicht nur, weil er einfach keinen Plan hatte, sondern auch, weil er davon überzeugt war, dass es so besser für sie war. Dass es besser für sie war, wenn sie mit alldem nichts zu tun hatte. Sicherer. Er wollte nicht, dass ihr etwas passierte, und das nicht nur, weil sie das behinderte Amulett nichts anging, sondern weil ... er den Gedanken nicht gut ertrug, dass sie sich verletzte oder jemand ihr wehtat oder sie verfolgte oder was nicht alles.
"Du kannst sie auch einfach behalten", erwiderte er und hob leicht die Schultern, was wiederum er leicht von sich geben konnte, da er ja noch etwas anderes als die Münze für ihre Eltern hatte. Diesmal erwiderte er ihren Scherz mit einem leichten Lächeln, das auch bestehenblieb, als sie meinte, dass sie ihm viel Ärger bereitet hatte. Es wurde nicht sarkastisch oder zynisch.
Arrow strich die Bettdecke glatt und beugte sich dann herunter, um sich die Stiefel anzuziehen. Sein Gepäck lehnte geordnet an der Wand. Sein Blick huschte kurz zu Nora hinüber, die die Münze wieder auf den Tisch gelegt hatte und zu ihm kam. "War er auch nicht", gab er zu und widmete sich dem zweiten Schuh, ehe er sich wieder aufrichtete. Ich habe auf dich gewartet, aber du bist nicht noch mal gekommen. "Was wäre dir denn lieber und charmanter gewesen? 'Du hast wirklich sehr hübsche Augenringe, Nora'?" Er schnaubte belustigt und wurde dann wieder ernster. Ihr kurzes Stocken und neu Beenden des Satzes überging er gekonnt. "Ja, etwas zu essen wäre nicht schlecht. Proviant auch nicht." Nicht, dass er den wirklich brauchte. Er würde in Lago Jun was bekommen und auf dem Luftschiff zur Not auch. Aber wenn sie es anbot, würde er es nicht ablehnen.
Er machte nicht sofort Anstalten, zur Tür zu gehen. Vielleicht ein minimales Zögern, weil er nicht mehr ungestört mit ihr würde reden können, wenn sie das Zimmer verließen. Aber er wusste auch nicht, was er sagen sollte. Es war zu spät für eine normale Unterhaltung und zu früh für einen Abschied, der später draußen stattfinden würde, denn sie konnte nicht Shiba nehmen und ihn noch ein Stück begleiten. Die Situation war seltsam. Sein Blick blieb noch einmal an Noras Gesicht hängen, ehe er ihn erst nach einem Moment senkte und wieder zum Tisch trat, um das kleine Säckchen und die Haori an sich zu nehmen. Die Münze ließ er dort liegen. Er würde sie nicht wieder einstecken.



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289Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 2:28 pm

Nora

Nora

Eine Umarmung wäre tatsächlich etwas merkwürdig gewesen, wenn sie von Arrow aus kam. Über meinen Kopf hinweg zu entscheiden, was besser für mich war, machten nun mittlerweile schon einige Leute. Zwar meinte der Schwarzhaarige es ja nur gut mit mir, da er mich nicht enttäuschen wollte, doch mein Empfinden, meine Freude, meine Hoffnung... die wurde deutlich gedämpft damit. Er haderte mit sich selber, doch dieser Gedankengang blieb mir verwehrt. Doch genauso wie er es als schrecklich empfand, wenn mir etwas passieren würde, genauso erlebte ich es ebenso. Es wäre furchtbar, wenn aufgrund des Amuletts er in weiteren Schwierigkeiten geraten würde. Der Gedanke, dass man ihm das Schmuckstück klaute und es vielleicht nicht so schnell wieder zurück bekam, wie als ich es entwendete, ließ eine Gänsehaut auffahren und den Magen zusammenziehen, sodass mir übel wurde.
Ich atmete mehrmals tief durch. "Er schafft das schon. Wir schaffen das schon. Es wird alles gut!", redete ich mir ein um optimistisch zu bleiben. Seit ich Arrow jedoch kannte, hatte ich Mühe damit positiv zu bleiben, was wohl daran lag, dass er selbst nicht darauf einging.
Über meinen Scherz schien er sich ebenso zu freuen, weshalb er mir ein kurzes Lächeln schenkte. Diese knappen Momente waren mehr wert, als dieses Goldstück. So beobachtete ich ihn weiter, wie er seine Stiefel anzog und er offenbarte, dass er wie ich ziemlich schlecht geschlafen haben musste. Dass er auf mich gewartet hat, hätte ich mir nicht mal im Traum vorstellen können. Schließlich war er ziemlich verschlossen und würde mir so etwas niemals mitteilen.
Ich nickte auf seinen Kommentar und musste lachen. "Tja, welche Frau steht denn nicht auf hübsche Ringe!", kommentierte ich und versuchte seinen Kommentar zu meinen Augenringen ins Lächerliche zu ziehen. Denn dann konnte ich persönlich besser damit umgehen.
Schlussendlich stimmte er zu, dass er den Proviant mitnehmen wollte und nahm meine Hilfsbereitschaft an. Das freute mich sehr, sodass ich motiviert war in der Küche aktiv zu werden. Ich hielt noch etwas inne, als mein Gegenüber es mir gleich tat und den Augenkontakt standhielt. Da war etwas Unausgesprochenes in seinem Mund, jedoch konnte ich es nicht enträtseln. Zu guter Letzt trat er an den Tisch um die praktische und angenehme Haori zu nehmen und das Säckchen, welches er dort liegen hatte und einen angenehmen Duft ausströmte. Ich hingegen nahm die Münze und bewegte mich im Anschluss zur Zimmertür. "Ich glaube, meine Eltern sind noch nicht wach. Gestern war es auch recht anstrengend, was ich herausgehört hab", erklärte ich nebensächlich und blickte zurück in sein Gesicht. "Dann schau ich mal, was ich zum Frühstück finde", meinte ich und trat aus dem Zimmer. Ob er mir nun folgte oder noch seine Sachen zum Stall bringen wollte, wusste ich nun nicht - doch das war auch egal. Ich schlurfte durch den Flur in die Küche um schonmal Tee aufzusetzen.

290Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 2:59 pm

Arrow

Arrow

Tja. Es war eben nicht leicht, jemand anderen die Entscheidungen voll und ganz allein treffen zu lassen, wenn man der Meinung war, dass etwas anderes besser für ihn war. Oder für sie. Gestern bei dem Gespräch über die Frage, ob Nora nun heute mitkommen sollte oder nicht, hatte Arrow es ja noch erfolgreich geschafft, sie nicht zu beeinflussen und die Entscheidung wirklich ganz bei ihr zu lassen. Aber das hier war etwas anderes - denn es betraf ihn unmittelbar selbst. Und er wollte bei Nora wirklich nichts beschließen oder zulassen, das er am Ende nur bereuen würde.
Stellte sich nun nur noch die Frage, was er mehr bereuen würde.
Nun, nein, eigentlich nicht. Falls es bedeutete, sie nie wiederzusehen, würde er das sicher weniger bereuen, als daran schuld zu tragen, wenn ihr etwas passierte. Da war er sich ziemlich sicher. Wenn er sie hier und heute zurückließ, müsste das doch eigentlich wirklich dafür sorgen, dass er es schnell wieder vergessen und hinter sich würde lassen können, oder etwa nicht? So funktionierte das nun einmal. Mit Zeit und Abstand. Diese Erfahrung hatte er bereits mehrmals gesammelt - und bei Nora sollte es doch noch sehr viel einfacher sein, als bei Arenakämpfen, einem ausblutenden Hals und einer schlechten Vaterfigur. Schließlich kannte er sie nicht mal seit einer ganzen Woche.
Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass alles, was er bisher hatte vergessen wollen, negative Dinge und Erfahrungen waren. Auf Nora traf das ... nun wirklich nicht zu. Aber gerade deshalb fiel es ihm auch nicht besonders leicht, mehr davon zuzulassen.
"Da hilft nur, dass du dir wieder einen Mann anlachst und ihn um den Finger wickelst. Dann steckt er dir erst einen Verlobungsring und dann einen Hochzeitsring an die Finger", erwiderte er, nach einem kurzen Moment des Überlegens, was es auf Noras Reaktion zu kontern gab, aber dafür dann auch ohne mit der Wimper zu zucken. Das Lächeln auf seinen Lippen geriet ein wenig schief. Na, der arme Yorik musste sich dafür wohl ganz weit hinten anstellen. Geschah ihm recht. "Dann hast du immerhin schon ... " - er beugte sich leicht vor, als müsste er besser hingucken, um Noras Augenringe zählen zu können - "Na ja, mindestens zehn Ringe im Gesicht und noch zwei an den Händen. Und vielleicht kommen noch ein paar mehr dazu, wenn der Herr spendabel ist."
Oh je, jetzt war aber gut. Nicht, dass das ganze hier noch mal so ausartete wie letzten Abend. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Daher war das andere Thema mit seiner Ungefährlichkeit auch sehr viel besser. Vor allem, weil Nora es dann auch schaffte, die kurze Stille zwischen ihnen wieder zu durchbrechen, und ihm die Möglichkeit abnahm, irgendetwas zu sagen, das er hinterher gerne zurückgenommen hätte. Er nickte leicht. Da es draußen noch nicht richtig hell war, musste es noch früh sein. Von daher verwunderte es ihn nicht sehr, dass Noras Eltern noch schliefen. "Ich kann dir helfen", sagte er. Auf die letzten Minuten musste sie ja nun wirklich nicht noch alles alleine schmeißen, zumal etwas davon auch noch für ihn als Proviant sein sollte. Es fühlte sich nicht richtig an, ihr auch das noch alles aufzuhalsen. Außerdem war ihm gerade nicht danach, die letzte verbleibende Zeit hier ohne sie zu verbringen. Also folgte er ihr mit der Haori über dem Arm und dem Säckchen in der Hand aus dem Zimmer und in die Küche.



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291Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 4:40 pm

Nora

Nora

Ich stockte und mir klappte die Kinnlade runter, als Arrow tatsächlich davon sprach, ich musste mir wohl einen Mann anlachen und ihn um die Finger wickeln. Das klang ja furchtbar einfach, wie er das beschrieb. Einen Verlobungsring - einen Ehering? Ich hätte das erwarten müssen, habe aber überhaupt nicht damit gerechnet. "Pass ja auf was du zu der Person, die dir das Frühstück macht, sagst...", drohte ich ihm gekünstelt. Während er kühn und emotionslos blieb, wusste ich nicht so recht, was ich anderes hätte darauf antworten sollen.
Und damit war noch nicht genug! Als er sich zu mir nach vorne beugte, zog ich meinen Kopf etwas zurück. Es war mir unangenehm, dass er so genau in mein Gesicht blickte, ehe er seinen Scherz vollendete. Verärgert biss ich die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen. Scharf zog ich die Luft ein, ehe ich mein Kinn bewusst nach oben streckte und zur Seite blickte. "Pah, wenigstens hab ich..." Ich erhob meinen Zeigefinger und patschte ihm aufgrund seiner Nähe einfach auf die Nase. "...mehr als du!", gab ich mit etwas an, mit dem es eigentlich nichts anzugeben gab. Aber man musste es sich einfach zum Guten drehen! Man durfte sich einfach nicht geschlagen geben und mit erhobenem Hauptes weitermachen. Genau das tat ich dann auch - mit erhobenem Zeigefinger und Kinn wandte ich mich von ihm ab und schlüpfte zur Tür hinaus. Erst als er es nicht sehen konnte, lächelte ich verschmitzt und ging voran in die Küche.
Vorallem als er sich dazu bereit erklärte, mir beim Frühstück zu helfen blickte ich - so stolz wie ich war und meinen königlichen Abgang aufrecht erhalten musste - nicht zurück.
In der Küche machte ich mich an den Tee und wagte einen Blick zu ihm. "Weißt du denn mittlerweile wo das Brot und die anderen Sachen sind?" - Ein kleiner Test zum Abschluss, ob er ja aufgepasst hatte das letzte Mal. Doch so schwer war es nicht die richtigen Sachen zu finden, oder?
Nachdem ich etwas Holz in den Ofen schob, das schon ziemlich kleinlich geworden war, aber immer noch den Raum erwärmte, setzte ich das Wasser auf und klaubte mir ein paar Kräuter zusammen, die ich sobald das Wasser sprudeln würde hineinwarf. "Was frühstückst du in Anan denn regelmäßig?", fragte ich nach, während ich das Besteck aus der Schublade holte und dem jungen Mann in die Hand drückte.

292Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 5:23 pm

Arrow

Arrow

Er zog nur eine Augenbraue hoch und drehte das Gesicht etwas zur Seite, ohne den Blick von Nora abzuwenden, als sie ihm drohte. War doch keine Beleidigung gewesen. Oder fand sie es nicht gut, wie er die Beschaffung von Ringen dargestellt hatte? Na, vielleicht hatte sie nach Yorik ja auch den Männern abgeschworen. Oder war der Ansicht, dass es mehr brauchte als ein nettes Lächeln. Einen netten Mann, beispielsweise. Auch wenn ihre Erwiderung nun nicht mehr so geistreich ausfiel, sorgte sie doch dafür, dass er sich wieder aufrichtete und den Kopf etwas zurückzog, da sie ihm mit der Zeigefingerspitze auf die Nase tippte, wie man es bei einem kleinen vorlauten Kind machen würde. Er schnaubte. "Ich wusste nicht, dass man damit angeben kann", sagte er und beobachtete sie dabei, wie sie das Kinn hob und auch ihren Finger gehoben behielt, sich dann umdrehte und zur Tür hinausschlüpfte.
Er folgte der edlen, eleganten und augenringreichen Dame in die Küche, wobei sein Blick vielleicht etwas zu aufmerksam an ihrer Rückseite hing, und ließ sich von ihr auf die Probe stellen, indem er den angefangenen Brotlaib vom Vortag und ein Brett hervorzauberte, die er beide kommentarlos kombinierte und Nora dabei nur einen vielsagenden Blick zu warf. Der einzige Grund, warum er sie nicht sofort zum Tisch brachte, war der, dass man ihm stets bereits geschnittene Scheiben angeboten hatte. Er nahm sich das Messer und schnitt ein paarmal an der angefangenen Seite entlang, sodass schnurgerade und sehr gleichmäßige Scheiben auf dem Brett landeten, während Nora sich um das Feuer kümmerte. Er hätte sogar selbständig weitergemacht und Teller und Tassen auf den Tisch gestellt, doch sie war nun schneller, indem sie Besteck hervorkramte und es ihm in die Hand drückte.
Er nahm das Brett mit Brot, Scheiben und Messer und brachte es zusammen mit dem Besteck zum Tisch. "Unterschiedlich", antwortete er. "Ich esse meistens Reis, Suppe und dazu Fisch, ein Ei oder irgendwas anderes in der Richtung. Manchmal auch geröstetes Weißbrot mit Marmelade oder Käse." Was das anbelangte, war die erste Hälte der Antwort auch noch ein Überbleibsel von Kjubika. Und etwas, das er so gewohnt war, dass es ihm gefehlt hätte, hätte er es für eine längere Zeit nicht bekommen. "Kommt darauf an, was gerade da ist."



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293Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 9:11 pm

Nora

Nora

Arrow verstand wohl nicht, was ich damit meinte, als ich ihm drohte. Doch mich als leicht zugänglich oder gar verzweifelt darzustellen empfand ich nicht als sonderlich charmant. Da konnte ich gut auf Ringe jeglicher Art verzichten. Und natürlich trat er nochmals nach und meinte nach seinem Schnauben, dass es nichts gab, mit dem ich angeben konnte. Diese Aussage ignorierte ich gekonnt und entfernte mich mit erhobenem Kopf. Wenn ich das einfach überhörte, hatte er es nie gesagt!
In der Küche angekommen sorgte er sich sogleich um etwas Nahrung, das wir zum Frühstück verspeisen konnten. Seine penibel genauen Brotscheiben würde ich eher später betrachten oder sogar bewundern. Ohne Widerrede nahm er das Besteck entgegen und stellte alles sogleich auf den Tisch um ihn zu decken, während ich die Kräuter in das warme Wasser gab und umrührte. Ich hörte aufmerksam zu als er von seinem Alltag erzählte und meinte, dass er oft am Morgen Suppe, Reis oder Fisch aß. Ich warf ihm einen wenig sagenden Blick zu, bei dem ich die linke Augenbraue nach oben zog. "Fisch zum Frühstück?", fragte ich nach und fand das ziemlich merkwürdig. Generell gab es bei uns weniger Fisch. Wenn jemand nach Lago Jun reiste und guten Fisch mitbringen konnte, dann kochen oder braten wir schon mal so ein Meerestier. "Das klingt merkwürdig", gab ich schlussendlich meinen Gedankengang zu und kümmerte mich um die Tassen. Diese stellte ich neben den Herd, sodass ich nachher sogleich einschenken konnte. Mein Blick fiel auf den Tisch, es fehlte noch sämtliches Obst, Käse und geräucherter Schinken, die ich heraus holte und auf den Esstisch legte. Mein Blick fiel in sein Gesicht, ehe ich nachfragte: "Ich kann auch Haferbrei zum Frühstück machen, damit du nicht immer das selbe essen musst." Ob er dem zustimmen würde? Es dauerte nicht lange, jedoch benötigte ich einen weiteren Kochtopf. "Der ist gesund und gut für die Verdauung. Mit etwas Honig, Zimt und Beeren ist es eigentlich mein Lieblingsfrühstück", erklärte ich und erzählte auch ohne dass er nachfragte, was ich denn sonst außer Brot zum Frühstück mochte. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf. "Ich mach das auch gerne, sofern man mich nicht gerade schikaniert oder veräppelt."
Erneut sprach ich die Situation von eben an, erwartete jedoch keine Entschuldigung oder sonst was besonderes. Ein schlichtes Ja oder Nein war für mich Grund genug zurück zum Herd zu gehen und nach dem Tee zu sehen, ehe ich entweder einen weiteren Topf für das zauberhafte Haferflockenfrühstück herausholte oder es eben sein ließ.

294Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 9:52 pm

Arrow

Arrow

Es war amüsant, Nora zu ärgern, sodass sie ihn hocherhobenen Hauptes zu ignorieren versuchte - amüsanter wäre es jedoch gewesen, wenn es eine andere oder wenigstens eine verbale Reaktion provoziert hätte. Natürlich meinte er es nicht ernst und hatte auch nicht zur Absicht, sie damit zu verletzen oder so. Er glaubte auch nicht, dass sie verzweifelt war. Na, leider beendete sie das ganze aber nun auch schon.
Okay, ja. Es war auch besser so.
"Er ist meist geräuchert, kalt vom Vortag oder ich koche ihn in der Suppe mit", erwiderte er. Nora befand es nämlich gerade als merkwürdig, Fisch zum Frühstück zu essen. "Alles Gewohnheitssache. Du isst Käse, Schinken, Ei, vielleicht auch mal Wurst? Fisch ist nur eine andere Art Eiweißquelle." Er zuckte die Schultern. Es war auch keine Belehrung oder so. Er wollte nur klarstellen, dass die Unterschiede gar nicht so groß waren. In Lishu kam man vermutlich nur über Lago Jun oder durchs Angeln im Fluss an Fisch. Anan schwebte zwar dank Lasaliel in der Luft, aber der Luftschiffhafen befand sich ja direkt dort, und es gab genug Fischer, die mit ihren Luftschiffen einfach ... ja, nach unten aufs Meer fuhren und dort fischten. Oder Fischer, die auf dem Markt frischen Fisch aus den beiden Süßwasserseen anboten. Tatsächlich hätte er erwartet, dass Nora Suppe zum Frühstück seltsamer fand als Fisch. Auch wenn er die Art der Suppe - aufgelöste Sojapaste in Wasser, oder Gemüsebrühe, mit Lauchzwiebeln und eben eventuell Fisch - nicht weiter konkretisiert hatte.
Hafersuppe war es jedenfalls nicht.
Er hatte das kleine Säckchen mit dem Tee darin auf dem Tisch abgelegt, um es nicht die ganze Zeit mit herumtragen zu müssen, und kehrte nun, da Nora fortfuhr, langsam wieder zur Küchenzeile zurück. Was vor allem an dem lag, was sie zuletzt gesagt hatte. Er stellte nicht klar, dass ihm egal war, was auf den Tisch kam, und sie sich für ihn keine Mühe machen musste. Auch, wenn er sich fragte, warum sie den Haferbrei von seinen Wünschen abhängig machte, wenn sie ihn selbst sehr gerne aß. "Fühlst du dich schikaniert und veräppelt?", fragte er sie, statt eine Antwort zu geben, und ohne dass man ihm anmerken konnte, ob er ihre Worte seinerseits ernstnahm oder nicht. "Du weißt aber schon, dass ich nur Spaß mache, oder?" Nicht, dass sie auf die letzten Meter schon wieder nicht sicher war, ob er etwas ernstmeinte oder nicht. Es sollte ihm egal sein, so wie meistens, aber das wollte er nicht. "Ich bin nicht besonders charmant, tut mir leid." Sein Tonfall blieb sachlich, woran zu erkennen war, dass er sich - zumindest zunächst - nicht ernsthaft entschuldigte, sondern letztere Aussage nur klarstellend meinte. Das bedeutete allerdings nicht, dass er nicht dazu in der Lage wäre, sich ernstlich zu entschuldigen, falls sie sich verarscht vorkam. Das hatte er ja bereits bewiesen.
"Wenn Haferbrei mit etwas Honig, Zimt und Beeren dein Lieblingsfrühstück ist und du ihn gerne machst, solltest du das eindeutig tun", fügte er hinzu, trat an ihr vorbei und bewies erneut, dass er in den letzten beiden Tagen gut aufgepasst hatte, denn er holte aus dem entsprechenden Schrank einen weiteren Topf hervor, um Nora zu signalisieren, dass er ganz bestimmt Haferbrei mit Honig, Zimt und Beeren essen würde, wenn sie ihn kochte. Er stellte ihn auf dem Herd ab und machte ihr Platz, wobei sein Blick sich wieder auf sie richtete.



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295Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Di Jul 26, 2022 10:32 pm

Nora

Nora

Geräucherter Fisch vom Vortag oder in der Suppe schwimmend - ich würde es versuchen, doch bevorzugte ich eher andere Speisen um den Tag zu starten. Sogleich stellte er klar, dass Fisch nur eine andere Eiweißquelle war und es eigentlich einerlei war woraus das Frühstück bestand. "Hast ja Recht, aber es ist dennoch merkwürdig", erwähnte ich abschließend. Es kam einfach nicht so oft vor, dass wir Fisch hier hatten. Klar gab es mal welchen aus dem Fluss oder kleineren Seen, jedoch gab es keine großen Fischbestände, sodass wir auf den Ausgleich aufpassen mussten.
Ich zuckte zusammen, als er nicht die Frage nach dem Haferbrei beantwortete, sondern überraschenderweise darauf einging, wie ich mich fühlte. Dem Augenkontakt hielt ich dennoch stand, als er erklären wollte, dass es nur ein Spaß sein sollte und er nicht sonderlich charmant rüber kam. "N-nein, schon gut. Das ist ja auch irgendwie... witzig! Ich weiß doch, wie hübsch ich auch mit Augenringen bin, keine Sorge", versuchte ich seine Befürchtung zu wiederlegen, sodass er keine Angst haben musste mir heute auf den falschen Fuß zu stehen. Jedoch war es verständlich, dass er so empfand, schließlich war ich nicht immer so locker. Dies war ziemlich tagesabhängig, aber auch von der Vertrauensbasis bestimmt. Doch fand ich es ziemlich amüsant, wie er selbst feststellte, wie charmant er war. Ein schiefes Schmunzeln zog sich auf meine Lippen nach dieser Aussage. "Ich finde das nicht weiter schlimm", meinte ich noch abschließend um ihn nicht alleine mit der Sorge zu lassen.
Am Herd angekommen rührte ich die Kräuter um und überlegte, ob ich noch etwas hinzufügen sollte. Ich blickte zu ihm über die Schulter, als er erwähnte, ich solle den Haferbrei doch machen, wenn ich ihn so gerne aß. Als er an mir vorbei griff und einen Topf hervorkramte um ihn auf den Herd zu stellen, verstand ich sofort seine Anspielung und musste überrasch feststellen, dass er die Prüfung problemlos geschafft hatte. "Oh, wow. Wie aufmerksam" - oder eher, wie charmant er mich zum Kochen aufforderte?
Sogleich holte ich die Haferflocken heraus und mischte es im Topf mit einer ordentlichen Portion Milch. "Nun gut, dann mach dich auf was gefasst!", erklärte ich mutig und rührte selbstbewusst mit einem neuen Kochlöffel die Pampe um. Nur kurz ließ ich die Milch aufkochen, nahm den Topf also gleich wieder vom Herd und entnahm ihr die Hitze. Rührend checkte ich, wie die Konsistenz war, ehe ich ihr erneut etwas Hitze vom Herd gab. "Dann hast du so viel Energie, dass du Gavotte davonlaufen könntest", lachte ich und nahm den Topf mit Haferbrei erneut vom Herd und stellte ihn auf der Seite ab. Ich kramte im Regal nach Zimt und Honig, fügte einen ordentlichen Patzer des süßen Goldes hinein, ehe ich fein gemahlenen Zimt in Pulverform darüber streute. Ein letztes Mal rührte ich und forderte Arrow auf: "Bringst du mir die Schüsseln, bitte?" Nun - bekam er eine schlichte Eins oder doch ein Eins mit Sternchen?
Als ich die Schüsseln bei mir hatte, schüttete ich in zwei Schalen den Brei, ehe ich den Rest zur Seite stellte. "Sooo, fehlen nur mehr die Beeren", teilte ich meinen Fortschritt mit, ehe ich mit den warmen Behältnissen zum Tisch ging und sie hinstellte. Zügig ging ich zum Regal um die Schüssel mit Obst und Beeren zu holen, die ich ebenso auf den Tisch stellte und Blaubeeren, rote Johannisbeeren und wenige Himbeeren darüber legte. "Na - was sagst du dazu?" Die Präsentation war fabelhaft, als ich dem jungen Mann die Schüssel zuschob und mich endlich an den Tisch setzte.
Mir fiel auf, dass das Säckchen von soeben auf dem Tisch gelandet war, sodass ich es ohne zu fragen hochnahm und nachfragte: "Was ist eigentlich damit?" Ich begutachtete es genau und hielt es an meine Nase. Es duftete. Es roch wirklich famos! "Oh, wow! Wie das duftet!", kommentierte ich mit einem bewundernden Strahlen, ehe ich es wieder hinlegte und den Löffel in die Hand nahm.
"Oh, pass auf - es ist noch ziemlich heiß", bemutterte ich den Schwarzhaarigen, ehe er sich noch am Frühstück verbrannte. Das hätte mir gerade noch gefehlt!

296Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mi Jul 27, 2022 12:14 pm

Arrow

Arrow

Er schmunzelte und ein leises amüsiertes Geräusch war zu hören, weil Nora auf ihrer Ansicht beharrte, dass es merkwürdig war, Fisch zum Frühstück zu essen. Es war sicher eine Frage der Gewohnheit und wie man aufwuchs; er aß meistens auch nicht mit Messer und Gabel, sondern Hashi und Löffel. Was nicht unbedingt typisch für Lasaliel war, genauso wenig wie der Rest. Er sagte nichts mehr dazu, sondern ließ ihr ihre Meinung. War ja nicht so, als wollte er sie von etwas anderem überzeugen.
Wieder zuckten seine Mundwinkel, als sie seine Frage abtat und behauptete, dass es ja auch irgendwie witzig gewesen sei. Irgendwie also. Mit ihren Worten vermittelte sie den Eindruck, dass ihr seine Aussage über die Müdigkeit in ihrem Gesicht am ehesten kleben geblieben war, während er davon ausgegangen war, dass sie sich eher an der Sache mit der Handzierde aufgehängt hatte. "Außerdem gehen sie ja auch wieder weg, dann bist du sogar noch hübscher", kommentierte er mit einem gewissen Unterton der Nonchalance, der verriet, dass Arrow gerade nicht darüber nachdachte, ob er ihr damit ein Kompliment machte, und nicht betonen wollte, wie hübsch sie war. Hätte sein Fokus darauf gelegen, hätte er anders geklungen. Und vielleicht auch den Blick gesenkt. Wie es bei Nora ankam, war natürlich eine andere Frage.
"Tatsächlich?", fragte er sie, ohne auszusprechen, was ihm zu seinem fehlenden Charme noch so auf der Zunge lag. Na, das, was er hatte, hatte er ja sogar gerade noch zusammengekratzt und ihr äußerst charmant dargetan, dass sie ohne Augenringe noch hübscher war, sowie den Kochtopf hervorgezaubert, damit sie auch sogleich starten konnte. Ein bisschen konnte er es eben doch. Wenn er es wollte. Auch wenn es vielleicht einem letzten Klecks des Ernstes entbehrte – was nicht bedeutete, dass es nicht so gemeint war; eher nahm er sich selbst nicht ganz ernst. Er zuckte die Schultern und schob die Hände in die Hosentaschen, wobei er noch einen weiteren kleinen Schritt zur Seite trat.
Er schnaubte. "Sag Bescheid, wenn ich mich irgendwo festhalten soll." Sie klang ja so, als würde sie nun ein gänzlich anderes Produkt herstellen als den Haferbrei, den sie vorgestern aufgetischt hatte. Er sah ihr dabei zu, da er nichts Besseres zu tun hatte, auch wenn er darauf achtete, dass sein Blick mehr am Topf und ihren Händen hängenblieb als an ihr selbst. "Manchmal wäre das ziemlich praktisch." Besonders, wenn der Teufelsgaul sich vor riesigen weißen Wölfen erschreckte und in den Wald davonrannte, dachte er, während er sie dabei beobachtete, wie sie Honig und Zimt in den Haferbrei gab und das Gewürz sofort seinen Duft im ganzen Raum verteilte. Arrow erfüllte Nora auch ihren nächsten Wunsch nach Küchenzubehör, indem er sich mit einer leichtfüßigen Drehung von ihr abwandte und die paar Schritte zu dem Schrank hinüber machte, aus dem sie vorgestern die Schüsseln für das Haferzeug herausgeholt hatte. Er nahm gleich vier davon, damit sie bereitstanden, falls auch ihre Eltern etwas davon haben wollten.
Anschließend setzte er sich mit ihr an den Tisch und ließ zu, dass sie ihr Kunstwerk auch noch vollendete, indem sie noch ein paar der Beeren auf die beiden Portionen legte. Es roch ziemlich gut und er merkte nicht erst seit gerade, dass sein Magen nach der letzten Mahlzeit in der Zwischenzeit schon lange wieder leer war.
"Wirklich herzallerliebst", sagte er erst nur und zog die Schüssel etwas näher zu sich, die sie ihm hinschob. "Sieht gut aus", fügte er dann etwas weniger überzogen hinzu, damit sie nicht dachte, er meinte es sarkastisch. Er griff nicht sofort nach dem Löffel, was auch nur teilweise daran lag, dass sie den Tee in die Hand genommen hatte und daran roch. Er stand noch einmal auf, weil der Tee ihn auf den anderen Tee brachte, und kümmerte sich ohne zu fragen darum, Nora und sich eine Tasse von dem Kräutertee einzugießen, der mittlerweile sicher genug gezogen hatte.
"Grüner Tee von Kjubika", antwortete er ihr, während er damit noch beschäftigt war. "Ich wollte ihn deinen Eltern geben." Er kam mit den beiden Tassen zum Tisch zurück und stellte ihr eine davon hin. Dann setzte er sich wieder und griff nun auch nach dem Löffel, den er in den Haferbrei tunkte und sich anschließend in den Mund schob. "Hm, sehr gut", sagte er, ohne aufzusehen, und begann vorsichtig zu essen, um sich nicht zu verbrennen.



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297Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Aug 01, 2022 9:15 am

Nora

Nora

"Noch hübscher?"
Verdammt, nun konnte ich schon wieder nichts dagegen unternnehmen, dass ich leicht errötete. Zwar war das eine schlichte Aussage, eine Meinung von ihm, dennoch sagte sie mir, dass er mich ja eigentlich hübsch fand. Doch ich versuchte mich durch das Beschäftigt Sein abzulenken, sodass er nicht direkt mitbekommen sollte, wie ich gerade empfand nur aufgrund einer simplen Aussage.
Ich erwiderte somit nichts weiter und kümmerte mich mehr um den Topf, als ihm sprachlich etwas entgegenzusteuern. Auf seinen Kommentar, er müsse sich wohl irgendwo festhalten, schnaubte ich amüsiert. Ich nickte, ehe ich kurz auflachte. Meine Röte entwich auch sogleich bei anderen Gedanken. "Hm, vielleicht sollte ich dir nichts versprechen, was der Haferbrei nicht halten kann. Vergiss das von Gavotte davonrennen wohl lieber.", kommentierte ich. Ich wusste, dass er daran dachte, wie sie davon gelaufen war im Wald, als wir sie wieder aufsuchten und er bei mir mitreiten musste. Das ging ziemlich zügig die Entscheidung, dass er meine Hilfe annahm. Wobei seine Ansicht ja war, dass ich daran auch Schuld habe. Bei dem Gedanken zuckte ich mit der linken Augenbraue und musterte den jungen Mann, der neben mir stand, ehe ich wieder meinen Blick auf den Topf fokussierte.
Anschließend befolgte er meine Bitte und brachte mir Schüsseln um den Brei umzufüllen. Er war so aufmerksam und hatte sogleich für meine Eltern zwei Schalen mitgebracht, welche einfach neben dem Herd stehen gelassen wurden. Ich füllte den Haferbrei in die Schüsseln und sogleich fanden wir uns wieder am Esstisch. Noch die passenden Beeren dazu und...
Ich strahlte über beide Ohren bei dem Kommentar des Schwarz-Rothaarigen. "Ich hoffe es sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch gut", erweiterte ich seine Aussage und hatte mich sogleich auf den Beutel Tee gestürzt. Meine Augen beobachteten ihn, als er aufstand und noch eine Tasse frisch aufgebrühten Tee für uns holte, während er erklärte, dass das Säckchen für meine Eltern sei. "Kjubika? Der riecht nicht schlecht", wiederholte ich erstaunt und nahm die Tasse heißen Tee entgegen. "Dankeschön!" Ich schob das Säckchen wieder zurück an den Platz, bei dem es zuvor auf meine Eltern gewartet hatte. Während ich noch etwas abwartete und meine Hände um die Tasse schloss und vorsichtig pustete, beobachtete ich den jungen Mann dabei, wie er einen Löffel in den Mund schob und es zu meinen Gunsten kommentierte. "Freut mich", meinte ich dazu und schlürfte einen vorsichtigen Schluck, ehe ich auch meinen Löffen in die Hand nahm."Alsoooo... bist du auch schon nach Kjubika gereist? Das ist beeindruckend!" Womöglich war mir anzusehen oder auch anhand der Stimmfarbe zu erkennen, wie sehr es Bewunderung in mir hervorrief. Ich schob einen Löffel mit Brei und Beeren in den Mund und musste zugeben, dass ich sehr zufrieden mit meinem Mahl war. Es gab uns die notwendige Energie und Kraft, die wir für den heutigen Tag benötigten.
Als ich dann ein Poltern hörte, zuckten meine Ohren und mein Blick fiel auf die Küchentür. Das Geräusch jedoch war weiter weg, womöglich waren meine Eltern wach und waren gerade dabei aufzustehen. Ich seufzte innerlich, denn es war ja doch gerade sehr gemütlich mit Arrow die Zeit noch alleine zu verbringen. In solchen Momenten wünschte ich mir ein eigenes Heim - das nächste, was ich überlegen musste. Doch als Frau war das gar nicht so einfach, wenn man noch keine erfolgreiche Beziehung führte. Schließlich war ja der Mann für das Dach über dem Kopf verantwortlich. Ich hingegen musste das selbst in die Hand nehmen. "Nach der Reise...", gab ich mir noch Zeit und wusste, warum ich mein Geld bisher gespart hatte. Nicht für ein Haus - da war noch Zeit für...

298Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Aug 01, 2022 9:50 am

Arrow

Arrow

Arrow winkte großzügig ab. Er hatte ohnehin nicht geglaubt, dass Noras Haferbrei die magische Eigenschaft besaß, dem Esser zusätzliche Geschwindigkeit und Kraft zu verleihen. Mal davon abgesehen war er sich gerade gar nicht sicher, ob er Gavotte nicht sogar ohne magischen Haferbrei einholen könnte. In einem kurzen Sprint kam es wahrscheinlich auf die Umgebung an. In einem Ausdauerlauf… Wenn es ihm gutging, hielt er wirklich sehr lange durch, und schnell war er auch. Es gab sogar normale Menschen, die ein Distanzrennen gegen Pferde gewannen, also war es nicht sehr unwahrscheinlich.
Vermutlich würde er es ohnehin niemals ausprobieren. Er ließ sich von dem Pferd viel lieber bei halsbrecherischer Geschwindigkeit über eine Wiese tragen, als selbst zu laufen oder ihm hinterher- oder vorherzurennen. Konnte man vermutlich nachvollziehen.
Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Pferdesuche im Wald, was möglicherweise auch daran lag, dass er gerade nicht hier stehen würde, wenn Gavotte nicht weggerannt wäre, sondern er Nora mit ein paar wenigen verächtlichen Sätzen zu verstehen gegeben hätte, dass sie ihren zu groß geratenen Flohbeutel gefälligst besser erziehen sollte, und sie dann zurückgelassen hätte. Okay, nun dachte er doch darüber nach; vieles wäre nicht so passiert, wie es letztlich gekommen war. Er wäre alleine angegriffen worden. Wahrscheinlich würde er heute trotzdem das Amulett mit sich herumschleppen, aber … wenigstens hätte Nora mit der ganzen Scheiße nichts zu tun und er hätte nicht diesen ganzen Haufen an Gedanken und Emotionen auf der Brust liegen.
"Wenn er nicht angebrannt ist, hast du nicht allzu viel anderes falschmachen können, schätze ich", bemerkte er vom Topf mit dem Tee aus, da Nora ihre Hoffnung äußerte, ihre Frühstückskreation sähe nicht nur gut aus, sondern schmeckte auch gut. Als sie seine Aussage wegen des anderen Tees noch einmal wiederholte, nickte er nur leicht und ließ auch ihren Dank unkommentiert. Er aß schweigend ein paar Löffel von dem Haferbrei und sah erst wieder auf, als sie erneut das Wort ergriff. Die Art, wie sie fragte und dabei so eine neugierige Miene machte, enttarnte sie als beeindruckt – wobei sie es auch gar nicht zu verstecken versuchte. Er zog den Löffel langsam durch den Brei, damit er weiter abkühlte, sein Blick blieb jedoch in ihrem Gesicht ruhen. Er überlegte kurz, ob er ihre Frage bestätigen oder ob er klarstellen sollte, dass er den Tee in Anan gekauft hatte. Beides entsprach der Wahrheit.
Ganz sicher, was aus seinem Mund herausgekommen wäre, war er nicht, als ein Geräusch vom Durchgang her verriet, dass Noras Eltern nun wohl dabei waren aufzustehen. Das besann ihn darauf, dass nun eindeutig ein schlechter Zeitpunkt war, damit herauszurücken, dass er einen größeren Teil seines Lebens auf Kjubika als auf Lasaliel verbracht hatte. Die Kutsche war eindeutig längst abgefahren. Und das nicht nur wegen ihrer Eltern. Jetzt, wo er quasi schon am Aufbrechen war, würde er ihr ganz sicher nichts mehr über sich anvertrauen. Dass ihre Eltern bald hereinkommen würden, bedeutete aber davon abgesehen auch noch, dass diese Unterhaltung mit ihr nun ohnehin weniger ungestört sein würde. Etwas, das er ein wenig schade fand. Wahrscheinlich sollte er sich dabei eher auf den Gedanken fokussieren, dass er dann wirklich nichts Unnötiges mehr von sich geben konnte.
"Eigentlich hab ich ihn auf dem Markt in Anan gekauft. Aber ich war auch schon auf Kjubika, ja", sagte er letztlich. "Ich hoffe, ihr mögt den Tee. Ich trinke ihn gerne." Er senkte den Blick wieder auf die Schale vor ihm und aß weiter.



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299Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Aug 01, 2022 10:16 am

Nora

Nora

Hätte...
...diese Fragen habe ich mir bereits in der Nacht gestellt. Was wäre passiert, wenn wir nicht aufeinander gestoßen wären? Ehrlich gesagt - bei mir nicht sonderlich viel, oder? Bei Arrow jedoch sah die Sache schon anders aus. Der Angriff im Wald hätte ja auch in die Hose gehen können für ihn - auch wenn ich nur ein Klotz am Bein war und nicht sonderlich viel hilfreiches in diesem Moment getätigt habe, kann es doch sein, dass meine Präsenz anders auf die Angreifer wirkte.
Was wäre passiert, wenn Takari das Amulett überreicht bekommen hätte? Was hätte er damit gemacht, was war seine Absicht? Schlussendlich war es anders gekommen und wir mussten das Schicksal beide so hinnehmen, wie es nun mal gelaufen ist.
Ich rollte mit den Augen bei seinem Kommentar zum Haferbrei. "Pfft - es ist viel mehr als es nur nicht anbrennen zu lassen!", erwiderte ich schmollend.
Doch warum auch soll ich meine Bewunderung verstecken, wenn er bereits wusste, dass ich reisedurstig war und ihn doch beinahe verehrte aufgrund seiner Erfahrungen in diesem jungen Alter. Er brauchte wohl noch einen Moment um mit der Sprache herauszurücken, dass der Tee von Anan kam, er jedoch schon auf Kjubika gewesen sei. "Ooooh!", entkam es mir verwundert und senkte den Löffel. "Das hättest du mir auch eher sagen können, dann hätten wir einen grünen Tee machen können", meinte ich und blickte auffällig auf den Beutel, ehe ich ebenso mit dem Löffel den Brei umrührte. "Oh! Und hast du auch schon einen Vulkanausbruch gesehen? Ist es dort sehr warm? Ist dieser Tee denn teuer, wenn er von dort kommt?", überrumpelte ich ihn sogleich mit Fragen, ehe ich mir einen Löffel in den Mund schob, sodass ihm bewusst war, dass keine weiteren neugierigen Fragen auftauchen würden. Ich gab ihm eine Pause von mir, sodass ich ihn nicht überrumpelte, auch wenn ich es bestimmt aufgrund der Menge an Fragen bereits geschafft hatte.
Aufgeweckt starrte ich in sein Gesicht und erwartete mir Geschichten und Erzählungen von Arrow, hielt die Tasse mit beiden Händen fest, wich jedoch keine Sekunde mit meinen braunen Augen von seinen ab. Auch nicht, als ich die Badezimmertür hörte und schwere Schritte verrieten, dass mein Vater aufgestanden war.

300Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 12 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Mo Aug 01, 2022 10:41 am

Arrow

Arrow

Er warf Nora nur einen Blick zu und hüllte sich lieber in Schweigen, bevor sie am Ende noch wirklich beleidigt war, weil sie meinte, dass er ihre Kochkünste nicht zu schätzen wusste. Er hatte ihr ja gesagt, dass es gut schmeckte. Außerdem lächelte er leicht, woran man erkennen konnte, dass er es ohnehin nicht ganz ernst gemeint hatte.
[colo=#ffffcc]"Nein. Er ist für deine Familie, und zwei Drittel davon sind nicht mal hier"[/color], erwiderte er. "Ich hab genug davon zu Hause." Na ja, gut… Er war fast alle, deshalb hatte Arrow ja neuen Tee gekauft. Aber es war auch nicht so, als könnte er nicht die paar Straßen bis zum Markt gehen, um noch mal neuen zu kaufen. Also. Es kam ihm komisch vor, den Tee anzubrechen, nur weil er ihn mochte, obwohl er ihn eigentlich den Nawakas geben wollte. Man schenkte anderen ja auch keinen guten Tropfen, um ihn dann beim Besuch gleich selbst anzubrechen, weil man Bock drauf hatte.
Er schob sich einen weiteren Löffel voll in den Mund, während Nora weitere Fragen stellte, weshalb sie ihrerseits einen kurzen Moment warten musste, bis er antworten konnte. Das hieß, ihre erste Frage beantwortete er gleich mit einem Kopfschütteln. "Im Sommer ist es auf jeden Fall heißer als auf Lasaliel und im Winter schneit es selten." Er ließ den Löffel in der Schale liegen und griff nach dem Säckchen, das er öffnete und die Öffnung etwas aufzog und umstülpte, damit Nora den Tee sehen konnte. "Das ist Genmaicha", erklärte er und hielt ihn ihr hin. Man konnte leicht erkennen, dass sich nicht nur grüne getrocknete Teeblätter in dem Säckchen befanden, sondern dass sie auch mit braunen Körnern vermischt waren. Von den Geräuschen aus dem Flur ließ er sich dabei nicht ablenken. "Die Teeblätter werden mit Reiskörnern zusammen geröstet. Dadurch erhält der Tee einen etwas milderen und malzigen Geschmack. Er ist auf Kjubika nicht so teuer, aber nach Anan muss er erst transportiert werden, dadurch kostet er natürlich mehr." Er verschloss das Säckchen wieder und legte es zurück auf den Tisch.
Arrow zog die Tasse zu sich und nahm vorsichtig einen Schluck daraus. "Ihr solltet darauf achten, ihn nicht zu heiß aufzugießen und nicht zu lange ziehen zu lassen, sonst wird er bitter und schmeckt nicht. Außerdem hat er die gleiche Wirkung wie Kaffee und wegen der Bitterstoffe sollte man ihn nicht auf nüchternen Magen trinken. Aber… vielleicht weißt du das ja auch schon." Er hatte wirklich keine Ahnung, ob man in Lishu an Tee kam. Oder ob Noras Mutter da bewandert war. "Aber dafür kann man ihn zweimal aufgießen."



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