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Das Zuhause von Familie Nawaka

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326Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 8:25 am

Arrow

Arrow

Er hob nur eine Augenbraue, als Nora sich verteidigte und ihren Satz dann unbeendet ließ. Er hatte ja kurz darauf auch schon erklärt, dass er sie nicht zum Mitkommen aufgefordert hätte, wenn er sie nicht dahaben wollte. Glücklicherweise kamen seine Frage und diese Aussage glatt über seine Lippen, ohne dass er dabei das Gefühl bekam, vielleicht nicht so offen zugeben zu sollen, dass ihre Anwesenheit ihm nicht egal und sie erst recht nicht unerwünscht war. Einfach keine große Sache daraus zu machen, machte es wohl am unauffälligsten.
Er nickte langsam und warf ihr noch einen Blick zu, als sie meinte, dass es spannend klang, was er erzählte. Er fand es eine Erfahrung wert. Er konnte schon verstehen, warum man einen Wald mochte oder sich gerne in der Natur aufhielt. Er mochte auch Lasaliels Landschaften, die Seen und die weiten Flächen außerhalb der Stadt. Nur, weil Anan sein Zuhause war, bedeutete es nicht, dass er sich ständig und ausschließlich nur in der Stadt aufhielt oder aufhalten wollte. Manchmal störten ihn auch die ganzen Leute ziemlich, besonders dann, wenn man sie nicht von außen beobachtete, sondern sich unter ihnen bewegen musste.
Er zog den Gurt noch einmal nach und holte dann die erste Tasche, um sie ebenfalls auf Gavottes Rücken zu heben und dort zu befestigen. Na gut, da Nora nachfragte… “Mochi sind süß und mit Füllung. Scharfe Reiskuchen heißen Tteokbokki.“ Er wandte sich mit einem leicht schiefen, etwas belustigten Lächeln an sie und es funkelte sogar leicht in seinen Augen, sodass klar war, dass er Nora nicht zutraute, dieses Wort auf Anhieb korrekt auszusprechen. Das Lächeln wurde jedoch schnell wieder schwächer und etwas nachdenklich, als sie daraufhin seine Frage beantwortete und erklärte, dass sie gerne mit ihren Eltern zusammen aß und Mahlzeiten nicht gern alleine zu sich nahm.
Das passte zu ihr. Dass sie Gesellschaft dabei wollte, weil sie Gesellschaft mochte, eine offene Person war und sich alleine nicht wohlfühlte. Das war ein großer Gegensatz zwischen ihnen. Er hatte nichts gegen ihre Anwesenheit – und ja, er wünschte sich nicht zum ersten Mal mehr davon -, doch er brauchte keine Personen um sich herum, nicht beim Essen und auch generell nicht. Beziehungsweise… In Maßen. Ganz alleine fühlte auch er sich nicht unbedingt immer wirklich wohl. “Es wird dir wahrscheinlich in der ersten Zeit anders gehen, wenn du Shushnar verlässt“, sagte er, was sich auf das bezog, was sie zuletzt von sich gegeben hatte. Er ließ die Hände sinken und wandte sich mehr zu ihr, um sie ins Auge fassen zu können. “Das ist ein normales Gefühl, denke ich. Und es geht auch wieder vorbei.“
Hätte sie seine Gedanken gekannt, hätte sie gewusst, dass er nicht nur das Vermissen des Zuhauses meinte. Und nicht nur mit ihr redete.



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327Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 9:03 am

Nora

Nora

Bestimmt werde ich mich in der weiten Landschaft Lasaliels wohler fühlen als in der Stadt selbst. Dennoch wollte ich erfahren wie es ist, dort zu leben und dessen - wenn auch sehr stressigen - Alltag zu verfolgen. Es wird mich überfordern, doch so weit dachte ich noch nicht. Zu sehr überwog die Freude darauf endlich von Shushnar wegzukommen.
Ich beobachtete ihn dabei, wie er die Tasche nahm und sie dann auf Gavotte platzierte. Behutsam befestigte er sie dort, sodass er sie nicht verlor. Alsbald ich Mochi - und so wie es den Anschein machte sogar richtig - ausgesprochen hatte, korrigierte er meine Aussage mit einem neuem Fremdword, mit dem ich nichts anfangen konnte. "Dokboki?", wiederholte ich gedanklich, traute mich aber nicht, es sogleich auszusprechen. Seine Mimik jedoch war so amüsiert und aufgeweckt, dass ich es einfach probieren musste. Ich legte meinen Kopf schief und musste schmunzeln. "Dok-boki?", wiederholte ich und musste selbst schon kichern, als ich mich es selbst sagen hörte. "Hah, das klingt ja lustig - ob das gut schmeckt?", fragte ich eher an mich gewandt und stellte mich wieder gerade hin. Es war nicht mein Ziel gewesen, das Wort sogleich richtig auszusprechen, sondern mehr es zu wiederholen um es nicht zu vergessen. Ob das klappte, war eine andere Sache.
Es war nun nicht so, dass ich mich alleine nicht wohlfühlte, sondern mehr den Genuss der sich intensivierte, wenn man in Gesellschaft aß. Ich genoss die Zeit und das Essen nun mal mehr, wenn ich unter Menschen oder Tieren war - eigentlich war ich nie wirklich alleine. Eher mehr kürzere Zeiten, bei denen ich ohne Shiba umherstreifte oder zuhause etwas erledigte. Ansonsten waren stets Menschen oder Tiere um mich herum, sodass ich nie als alleinstehende Seele umhertaumeln musste. Ich war es also gewohnt nicht alleine zu sein, weshalb ich das als ziemlich gewöhnungsbedürftig abstempelte. Arrow hingegen war öfters alleine, alleine unterwegs und hatte wohl auch keine Familie oder jemanden, der zuhause auf ihn wartete. Da war es schon gut, dass er Gavotte bei sich hatte - auch wenn es für ihn ein Tier und nicht vergleichbar mit einem Menschen war. Es tat ihm bestimmt gut die Stute bei sich zu haben.
Ich horchte auf, als er das Wort erhob und sich sogar zu mir wandte. "Ein normales Gefühl also?", fragte ich mich, war mir jedoch unsicher was er damit meinte. Das Heimweh? Das Vermissen? Ich hielt dem Augenkontakt stand, jedoch wusste ich nicht, was ich darauf hätte sagen sollen. "M-hm" war der einzige Kommentar, den ich dazu abgeben konnte. Für einen Moment verharrte ich in der Position und blickte tief in die Augen des jungen Mannes. Es kam mir vor, als würde er sich nun ganz zum Schluss unserer Begegnung offenbaren und sich mir als geöffnetes Buch präsentieren wollen. Ich schätzte dies sehr, jedoch verunsicherte mich dies umso mehr, da ich dies nicht erwartet hätte. Das Gespräch wandelte sich ins Persönliche, so wie ich empfand und seine Mimik veränderte sich ständig - wenn auch nur ein wenig. Es fühlte sich an, als genoss er meine Anwesenheit und wollte ebenso die Zeit noch ausnutzen, die wir gemeinsam hatten.
Ich blinzelte mehrmals, ehe ich zur Trense blickte. "Oh, ich hab sie da hingehängt", meinte ich mehr zu mir und ging hinüber um sie von dem großen Nagel abzuhängen. Behutsam hielt ich das Zaumzeug fest, sodass es nicht verrutschte und man alles wieder neu sortieren musste. Ich trat zu Arrow hinüber und blieb unmittelbar vor ihm stehen, sodass ich es ihm überreichen konnte, indem ich die Hand hoch ihm entgegenstreckte. "Hier, bitte", meinte ich hilfsbereit und blickte erneut in sein Gesicht. Ich musterte es genau, sodass ich es nicht vergessen werde. Mein Blick fiel auf seinen roten Fleck im Haar, welcher so auffällig war, dass man ihn immer danach benannte. "Arrow - Der Mann mit der roten Strähne"

328Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 10:19 am

Arrow

Arrow

Er lachte leise auf und wandte den Blick und das Gesicht ganz kurz etwas von Nora ab, ehe er sie wieder ins Auge fasste. “Ja, fast. Du musst es hart aussprechen.“ Sein Kopf neigte sich leicht zur Seite. Tteokbokki sind das Beste, was es gibt“, fügte er hinzu und betonte das Wort extra für sie ein bisschen. “Wenn du mich fragst, jedenfalls. Sind bestimmt gewöhnungsbedürftig, wenn man sie nicht kennt.“ Und sehr scharf, aber das hatte er ja schon gesagt. Er nahm die zweite Tasche, die Nora vorher getragen hatte, und verschnallte sie ebenfalls am Sattel.
Sie stimmte ihm bei seinen Worten nur mit einem Laut zu, sodass er nicht wusste, ob sie seine Ausage hinterfragte oder sie so hinnahm. Heimweh war etwas ganz Normales, vor allem dann, wenn man einen Ort hatte, der sich wie ein Zuhause anfühlte. Sogar er hatte das, auch wenn sein Heimweh schon ewig‘ Zeiten her war. Damals, als sein Vater ihn mit nach Kjubika geschleift hatte und seine Mutter nicht mehr da gewesen war, hatte er Anan fürchterlich vermisst. Vielleicht war das sogar auch aus dem Grund gewesen, weshalb er jedes Mal wieder froh war, dorthin zurückzukehren. Das Gefühl, dort am ehesten hinzugehören. Außerdem war er gerade mal fünf Jahre alt gewesen; es war eine ziemlich große Umstellung gewesen, vor allem, weil die bis dato intakte Familie auseinandergebrochen war.
Und dass Nora sich hier zugehörig fühlte, war einfach sehr offensichtlich. Vielleicht würde es für sie nicht so schlimm sein wie für ihn damals, da sie erwachsen war und sowieso mal was anderes erleben wollte. Aber er war sich ziemlich sicher, dass sie einen Moment erleben würde, wo sie sich fremd, unwohl und einfach weit weg von zu Hause fühlen würde.
Heimweh war eine seltsame Empfindung. Sie war Vermissen nicht unähnlich, aber es war auch nicht dasselbe.
Dass Nora zwischen den Zeilen zu lesen versuchte, entging ihm halbwegs. Zumindest fiel ihm erst auf, dass er sie nach ihrem zustimmenden Laut ein wenig zu lange abwesend anstarrte, als sie sich abwandte und die Trense holte. Er blinzelte und sah ihr dabei zu, wie sie sie vom Nagel an der Wand herunterzog und damit zu ihm zurückkehrte. Er hätte sie ihr aus der Hand genommen und sich weiter um Gavotte gekümmert, aber diesmal fiel ihm auf, dass sie ihn dabei aufmerksam ansah. Er runzelte leicht die Stirn und fasste nach dem Zaumzeug, oben am Genickteil, wo sie es festhielt, damit das ganze Konstrukt nicht in sich zusammenfiel und er es neu sortieren musste. Ihre Finger fühlten sich warm an. “Was?“, fragte er dabei, um sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihn ein wenig beunruhigte, wie nah sie vor ihm stand und dabei so guckte. Aber er verbiss es sich, scherzhaft nachzufragen, ob er irgendwas im Gesicht hatte.



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329Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 11:03 am

Nora

Nora

"Hart?" Ich zog die linke Augenbraue hoch. Wie nett, dass er extra das Wort erneut wiederholte, damit ich es mir wohl besser merken konnte. Doch einen zweiten Versuch es auch auszusprechen machte ich nicht. Zu sehr fühlte ich mich - auch wenn es sich nicht negativ anfühlte - schikaniert darüber, dass ich Schwierigkeiten hatte die Namen seiner Lieblingsspeisen auszusprechen. Bei dem Wort gewöhnungsbedürftig musste ich breit grinsen. "Sowie der Fisch zum Frühstück?" Auch der war für mich zumindest befremdlich, jedoch war ich so mutig und würde es auf jeden Fall ausprobieren - genauso wie Mochi und Tokboki.
Auf das Thema Heimweh konnte ich nicht intensiver darauf eingehen, schließlich fehlte mir hierbei die notwendige Erfahrung. Ich war noch nie ewig lange weg von zuhause gewesen und wenn, dann sowieso nur hier auf Shushnar. Natürlich hatte ich Momente, in denen ich am liebsten zuhause gewesen wäre, aber auch das war keine große Sache und gänzlich überwindbar gewesen. Seine Worte reimte ich mir so zusammen, dass er nunmal schon oft unterwegs gewesen war - womöglich beruflich. Dahingehend hatte er bestimmt mehr Praxis in diesem Bereich als ich. Dass er schon als Kind ein einschneidendes Erlebnis hatte und man ihm sein zuhause weggenommen hatte, wusste ich ja nicht. Aber das diese Zeit ihm tief in den Knochen lag, war selbstverständlich. Seine zerrüttete Familie gab ihm noch den Rest, weshalb er ein Verhalten an den Tag legte, welchem Nora gänzlich gegensprüchlich war. So gegensprüchlich, dass man daraus resultieren konnte, dass es sehr wohl an dessen Kindheit lag, wie sie sich nun als Erwachsene verhielten.
Er griff nach der Trense und berührte dadurch meine Finger, weswegen ich nicht sogleich losließ aufgrund meiner Abwesenheit. Ich starrte den Irada geistesabwesend an, als er mich wieder zurück in den Stall beförderte, indem er mich ansprach. "Huh?", entkam es mir überrascht und blickte in die Tiefen der braunen Augen. Abrupt ließ ich das Zaumzeug los, als mir bewusst wurde, dass ihm die Situation ziemlich unangenehm sein könnte. "N-Nichts, was was?", entgegnete ich überrascht und trat zügig einen Schritt zurück um ihm seinen geschätzten Freiraum zu geben. Erneut eröteten sich meine Wangen - das kannte er ja zu genüge - da ich mich offenbart fühlte. Ihm war also aufgefallen, dass ich ihn so genau angestarrt hatte? "Natürlich, du Dummchen! Was musterst du ihn auch so offensichtlich!", mahnte ich mich und hätte am liebsten den Kopf gegen die Wand geschlagen. "Sei doch etwas sensibler!", bat ich mich und versuchte mich etwas zurückzuhalten. Ich drehte mich Gavotte zu und strich ihr über ihren Hals, nicht daran denkend, dass Arrow ohnehin nun an den Kopfbereich des Tieres langen musste um ihr die Trense überzuziehen.
Hastig - ja beinahe gestresst - strich ich immer wieder über ihr Fell. "Pass mir ja gut auf Arrow auf, ja?", legte ich der Stute nahe und erhoffte mir von keinen Komplikationen zu hören. Dennoch machte ich mir Sorgen, dass die Angreifer genau wussten, wo er sich aufhielt und würden die Chance nutzen, wenn er alleine ist... Ich seufzte.

330Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 11:40 am

Arrow

Arrow

Er zuckte bei ihrer kurzen Nachfrage nur die Schultern und nagelte sie nicht darauf fest, es noch einmal mit der korrekten Aussprache zu versuchen. "Noch mehr", erwiderte er und gab ihr Grinsen über den Fisch zum Frühstück mit einem amüsierten Schnauben zurück. Es würde darauf ankommen, ob sie scharfes Essen mochte. Vorausgesetzt, sie probierte überhaupt irgendwann mal davon, immerhin bekam man Reiskuchen in Anan nicht an jeder Ecke. Dafür müsste sie eher nach Kjubika reisen. Eine andere Insel, ein anderer Kulturschock. Vielleicht nicht ganz so groß.
Das Essen dort fehlte ihm wirklich, auch wenn er es nicht genug vermisste, um in Erwägung zu ziehen, jemals wieder dauerhaft dorthin zurückzukehren. Allein der Gedanke, mehrere Wochen dort zu verbringen, widerstrebte ihm. Dann würde Lasaliel ihm auf jeden Fall mehr fehlen als hier auf Shushnar. Wobei er Shushnar wohl noch aus anderen Gründen viel angenehmer fand. Einer davon stand gerade vor ihm und schaute ihn an. Und schreckte zurück, als er ihn darauf ansprach. Seine Finger schlossen sich um die Lederriemen, damit die Trense nicht auf den Boden fiel. Der fehlende Abstand war ihm nicht unbedingt unangenehm gewesen. Er machte ihn nur nervös, oder wie auch immer man es bezeichnen wollte, wenn man das Gefühl bekam, ruhig atmen zu müssen, damit das Herz normal schlagen konnte. Besonders, wenn sie ihn dabei noch so direkt anschaute. Langer Blickkontakt zu ihr enftaltete eine äußert fragwürdige Wirkung.
"Hey, ich bin angezogen", kommentierte er sehr leise die Farbe in Noras Gesicht, auch wenn sie sich gleich schon abgewandt hatte. Fast ein wenig so, als wollte er sich selbst verteidigen. Oder eher – diesen Moment für sie übergehen, damit er ihr nicht unangenehm war. Indem sie zurückgetreten war und sich zu Gavottes Hals begeben hatte, hatte sie die Spannung wieder weggenommen, und … das war gut so. Es gab wirklich keinen Grund, es schade zu finden.
Da sie sich auf der einen Seite beim Kopf des Pferdes positioniert hatte, schob er sich auf die andere und zog die Trense mit der einen Hand über Gavottes Ohren, sodass sein Unterarm an ihrer Ganasche lag und die andere Hand darauf Acht geben konnte, dass sie das Gebiss ins Maul nahm. Zum Glück hatte sie sich dabei noch nie angestellt und wurde auch nicht hibbelig. Auch wenn ihr Gespür sehr wohl Noras Hektik und die leicht angespannte Situation aufnahm. Sie kaute auf dem Metall herum und machte einen Schritt zurück.
Arrow trat auf die andere Seite neben die junge Frau, um die Riemen der Trense unter Gavottes Unterkiefer schließen zu können. "Ich bin derjenige, der auf sie aufpasst", sagte er etwas verzögert und ließ langsam den letzten Riemen los. Das Pferd war gesattelt, gezäumt und das Gepäck verstaut.
Es war Zeit, sich von Noras Eltern zu verabschieden, sich anschließend von ihr zu verabschieden. Und dann zu gehen.



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331Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 12:07 pm

Nora

Nora

Noch mehr?
Reiskuchen ist noch gewöhnungsbedürftiger?
Kam mir ein vom Begriff her nicht so vor, doch ich würde ihm vorerst mal glauben müssen. Doch ich war mir sicher - die Erfahrung werde ich schon noch höchstpersönlich machen!
Dass Arrow immer noch sehr an Kjubika und dessen Essen hang, war mir nicht bewusst. Ich hatte weder Ahnung von Speisen auf Lasaliel noch von Kjubika. Daher verknüpte ich fälschlicherweise Reiskuchen und Fisch zum Frühstück mit den Bewohnern von Lasaliel.
Als ich überrumpelt zurücktrat, kommentierte dieser, dass er sehr wohl Kleidung anhatte, was mir nicht wirklich dabei half mich zu beruhigen. Ich wich seinem Blick aus und klatschte mir die Hände auf die Wangen um das Offensichtliche zu überdecken. Tief durchatmend hatte ich mich an Gavotte gewandt um runterzuspielen, was sich gerade in meinem Gesicht abspielte.
Es beruhigte mich mit der Hand über das zarte Fell des Tieres zu streichen, sodass meine Bewegungen immer ruhiger wurden. Sogar als mein Blick wieder zu dem Irada wanderte, der die Trense behutsam über den Kopf der Stute zog und es ihr ordentlich anlegte. Das Klappern des Gebissteiles ließ mich aufmerksam werden und als sie einen Schritt zurücktrat, tat ich das selbe. Im Anschluss erklärte er doch glatt, dass er auf sie aufpassen würde. Ich zog erneut meine linke Augenbraue hoch. "Achja?", meinte ich nur und fuhr mit meiner Hand über ihre Seite bis zum Sattel. Ich drehte meinen Körper aufgeschlossen wieder zu ihm um, während meine Hand immer noch auf dem Pferd ruhte. "Daaaaas kann dann ja nur nicht gut ausgehen", scherzte ich und streckte ihm keck die Zunge heraus. Die Röte war diesmal zügiger verblasst, womöglich war ich es schon derart gewöhnt immer wieder in seiner Anwesenheit rot zu werden, dass auch die Umkehrfunktion sich weiter verbessert hatte.
Mir wurde bewusst, dass das Pferd nun fertig gepackt war, weshalb ich die Zunge wieder einsteckte und sich mein Gesicht in eine ernsthafte Mimik umwandelte. "Dann bist du wohl bereit", meinte ich mehr flüsternd als selbstbewusst sprechend, während sich eine Schlinge um mein Herz packte und irgendjemand ordentlich zuzog, während ich ihn weiter beobachtete und versuchte tief durchzuatmen.
"Ich hole wohl am Besten meine Eltern, die wollen sich auch von dir verabschieden", erklärte ich und bekam beinahe einen Kloß im Hals, den ich vergeblich versuchte runterzuschlucken.

332Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 12:49 pm

Arrow

Arrow

Er nickte langsam und sehr bedächtig, als sie so nachfragte, wandte diesmal aber nicht den Blick zu ihr. Das änderte sich auch nicht gleich, obwohl sie hinzufügte, dass es ja nicht gut ausgehen konnte, wenn er auf das Pferd aufpasste, statt andersherum. Als er dann doch den Kopf zu ihr drehte, fiel sein Blick auf ihre herausgestreckte Zunge. "Stimmt. Dein Haferbrei hat ja leider doch nicht die gewünschten Eigenschaften, damit ich sie beschützen kann", gab er trocken zurück und blieb mit den Augen noch einen Moment länger an ihrem Mund hängen, bevor sie sich wieder auf ihre richteten. Anschließend tätschelte er den Hals der Stute, die natürlich längst wusste, dass es gleich losging.
"Ich hoffe, unterwegs stirbt niemand vor Liebeskummer." Arrow blickte in das dunkle Auge des Pferdes und rieb ihm mit der anderen Hand über die Stirn, weil ihm Tüpfel wieder eingefallen war. Es war keine Absicht, wie er sich formulierte und dass dabei nicht klar war, dass er über das Pferd redete; er dachte überhaupt nicht darüber nach, und es fiel ihm auch nicht auf, nachdem er es gesagt hatte. Wäre es möglicherweise, wenn Noras Flüstern ihn nicht abgelenkt hätte.
Er sah kurz über die Schulter zu ihr und griff dann in die Zügel, um das Pferd daran in Richtung Tor zu führen. Nicht noch mehr Zeit hier mit Rumstehen und Gesprächen verschwenden. Nicht ablenken lassen.
"Musst du nicht. Ich kann kurz reingehen und Tschüss sagen", sagte er, ohne sich umzudrehen. "… ich will mich ohne sie von dir verabschieden." Er öffnete das Tor und zog Gavotte hinter sich her nach draußen. Erst bei dem Zaun blieb er wieder stehen und drehte sich zu Nora um. "Du kannst solange auf Gavotte aufpassen. Das kannst du doch bestimmt noch besser als ich." Er winkte sie zu sich herüber und wartete, dass sie sich neben die Stute stellte. Dabei war ihm gerade egal, wie es klang oder ob es komisch war, dass er ihre Eltern nicht dabei haben wollte, wenn er sich von ihr verabschiedete. Es war so, und er mochte die Vorstellung nicht, dass sie daneben standen, wenn er noch ein paar Abschiedsworte zu ihr sagte. Vielleicht wäre es besser gewesen, zwei Anstandswauwaus dabeizuhaben, denn dann würde er ganz bestimmt nicht auf dumme Gedanken kommen und sie aussprechen. Aber das Bedürfnis, beim Aufbrechen mit Nora alleine zu sein, war größer als die Vernunft. Gleichzeitig wollte er ihren Eltern, oder wohl eher Freyja, die Möglichkeit geben, ohne die Anwesenheit ihrer Tochter mit ihm zu reden. Und … vielleicht hatte er auch noch etwas dazu zu sagen, wobei er Noras Anwesenheit nicht gebrauchen konnte. Aber das wusste er noch nicht genau.
"Bis gleich", sagte er, damit sie nicht protestierte, und ging zum Haus hinüber.



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333Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 6:09 pm

Nora

Nora

Ich gluckste, als er die Seite wendete und meinem Haferbrei die Schuld zuschob, dass er nicht auf sein Pferd aufpassen konnte. Geschauspielert beleidigt kniff ich die Augen enger und verschränkte die Arme vor der Brust. "Dann hast du zu wenig davon gegessen", verteidigte ich mein Superfrühstückshaferbrei, ehe er eine Aussage tätigte, die mich inne halten ließ.
"Liebeskummer?"
Ich haftete mit meinen Augen in seinem Gesicht. "Liebeskummer?" Hätte er mich angesehen, hätte er meine Irritation und Überraschung womöglich mit geschlossenen Augen erkannt. Mein Herz pochte bei diesem Wort, das aus seinem Mund gekommen war. Doch er widmete sich stattdessen seinem Pferd und brachte es somit in Bewegung, da er bereit war für die Abreise.
Bubumm... "Liebeskummer?"
Die Bewegungen des Riesen ließ mich realisieren, dass ich gerade wie versteinert dastand und mit leerem Blick an dem Haupt des jungen Mannes hing. Er erwähnte, dass er noch jemandem Tschüss sagen wollte. "Hatte er Liebeskummer?", überlegte ich stattdessen und kapierte dahingehend nicht sogleich, dass er erwähnt hatte, dass er ganz ohne mich sich bei meinen Eltern verabscheiden konnte. Relativ nebensächlich sagte ich nur "Okay" dazu, als ob es das Normalste wäre, dass er sich ohne mich von meinen Eltern verabschieden wollte. Ich vernahm das Geräusch des Tores nur passiv, ehe er mir erklärte, dass ich auf die Stute aufpassen sollte. "M-hm", nickte ich und griff sogleich in die Zügel, sodass sie mitbekam, dass wir gemeinsam hier blieben, während Arrow sich mit einem knappen "bis gleich" verabschiedete und im Haus verschwand.
Ziemlich neben der Spur beobachtete ich den jungen Mann, bis er nicht mehr zu sehen war. Anschließend seufzte ich übertrieben laut durch und blickte in Gavotttes Gesicht. "Das hast du auch gehört, oder?", fragte ich sie und griff mir mit der freien Hand auf die Brust. Ich hatte Angst, dass mein Herz beinahe heraussprang, so sehr pochte es gerade eben. "Er hat Liebeskummer gesagt", wiederholte ich und erwartete mir wohl eine Reaktion meiner Gesprächspartnerin. Doch bis auf ein unruhiges Schnauben bekam ich nicht, was wohl eher daran lag, dass sie bereit war loszureiten und endlich raus kam aus diesem Stall. Behutsam strich ich ihr über die Stirn, was beide Seiten beruhigen sollte. "Pass mir ja gut auf ihn auf. Lass ihn nicht zurück und sei achtsam", bat ich meine Freundin darum auf den Reiter aufzupassen - und NICHT andersherum!
Durch dieses einzelne Wort hatte er mich ziemlich durcheinander gebracht, weswegen ich gar nicht erst zum Grübeln kam, was er denn mit meinen Eltern besprechen könnte. Die Beiden saßen bestimmt noch gemeinsam in der Küche, redeten über den heutigen Tag und aßen womöglich noch etwas. Oder tranken den Tee fertig. Oder was auch immer. Meine Gedanken aber hingen bei Arrow fest. Und diesem einen Wort.
"Liebeskummer?"
Was er damit wohl gemeint hat...

334Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 6:53 pm

Arrow

Arrow

Nun ja. Nora hätte sich eigentlich denken können, dass Arrow nicht über sich selbst redete. Bisher hatte er ihr nicht besonders viel über sein Gefühlsleben auf dem Silbertablett präsentiert, wenn schon musste sie eher die nonverbalen Reaktionen interpretieren - und nicht einmal die waren besonders deutlich oder eindeutig ausgefallen. Auch wenn es sie durchaus gegeben hatte. Jedenfalls konnte sie sich sicher sein, dass er ihr niemals verkünden würde, er hätte Liebeskummer.
Das Wort war vermutlich nicht mal treffend ausgewählt. Wenn überhaupt könnte man das zwischen Gavotte und Tüpfel vielleicht als eine Art Freundschaft betrachten. Dennoch, von einem engen Freund getrennt zu werden, konnte durchaus ähnliche Reaktionen hervorrufen wie Liebeskummer, also war es dann wiederum doch nicht komplett an den Haaren herbeigezogen.
Mal davon abgesehen, dass er ohnehin nur einen Scherz gemacht hatte. Genauso wie das mit dem Haferbrei. Aber er war so nett, diesmal Nora das letzte Wort damit zu lassen.
Ihre Wortkargheit fiel ihm nicht weiter auf, als er sie stehen ließ und im Haus verschwand, sich absolut keiner Schuld bewusst, dafür wieder angespannter und mit sich selbst beschäftigt.
Freyja war in der Zwischenzeit aufgestanden und er fand sie und Jori noch in der Küche, wo sie den Tag besprachen und noch etwas Tee tranken. Sein Blick fiel auf das kleine Säckchen auf dem Tisch. Er wollte es gerne kurz und schmerzlos machen, und es wäre ihm auch ohne Probleme gelungen. Jori und Freyja waren freundlich und hilfsbereit zu ihm gewesen, aber es war nicht so, als wären sie ihm bei der wenigen Interaktion ans Herz gewachsen oder als hätte er sich Mühe dabei gegeben, sie näher an sich heranzulassen. Von daher würde er sie zwar gut in Erinnerung behalten, aber auch nicht traurig darüber sein, sie nicht mehr wiederzusehen. Leider hatte Jori andere Pläne für ihn, denn er kam tatsächlich zu ihm, als er sich verabschiedete, und zog ihn beim Händeschütteln in eine kurze, aber kräftige Umarmung, indem er ihm mit der freien Hand auf den Rücken klopfte. Von Arrow, der mit Körperkontakt bei bloßen Bekannten wirklich mehr als sparsam umging und sich von solchen nicht sehr viel lieber anfassen ließ als von Fremden, war das nicht unbedingt gewollt, und man konnte sicher gut spüren, dass seine Haltung sich etwas versteifte. Doch er ließ es geschehen - und trat lieber einen Schritt zurück, als er wieder freigegeben war. Wenigstes nahm Freyja von einer ähnlichen Geste Abstand.
Er versuchte es, doch er konnte nicht verhindern, dass seine Verabschiedung ihr gegenüber etwas trockener ausfiel, auch wenn er geradezu vorbildlich höflich blieb und sich bei beiden anständig noch einmal für ihre Hilfe und ihre Gastfreundschaft bedankte. Und das meinte er auch so. Er hatte nicht deshalb eine geringere Meinung von ihnen, nur weil Noras Mutter Wert darauf legte, nur das Beste für ihre Tochter zuzulassen.
Ein paar Minuten musste Nora draußen warten, bis die drei fertig waren und er ihre Eltern wieder in der Küche allein ließ, um wieder nach draußen zu ihr gehen zu können. Sie hatte nicht weiter auf das reagiert, was er gesagt hatte. Vielleicht fand sie es nicht komisch, dass er sich von ihr allein verabschieden wollte. Was gut wäre. War ja auch nicht so, als wäre es eine große Sache. Sie waren im selben Alter und hatten am meisten miteinander zu tun gehabt. Es war wohl nicht weiter verwunderlich.
Er trat zu ihr, nichts ahnend, dass sie grübelnd die letzten Minuten verbracht hatte. Dafür fiel ihm das gerade wirklich schwer, denn jetzt war es wirklich an der Zeit, sie und das alles hier zurückzulassen. "Sie ist dir ja tatsächlich gar nicht weggerannt", bemerkte er und blieb neben ihr und dem Pferd stehen.



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335Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 7:32 pm

Nora

Nora

Während ich draußen wartete und mit Gavotte gemeinsam grübelte, verabschiedete sich Arrow von meinen Eltern. Mein Vater war nicht abgeneigt männlicher Gesellschaft, weswegen er sich von ihm ordentlich entließ. Natürlich waren beide überaus freundlich zu ihm und bedankten sich mehrmals für den Tee. Doch ein sonderlich intensives Gespräch war es dann doch nicht mehr. Die Zeit war ja auch schon rum und wer wusste schon, ob er wieder einmal in Lishu auftauchen würde.
Hätte ich einen freien Kopf gehabt, hätte ich mir wirklich Sorgen darum gemacht, dass er wollte, dass ich auf seine Stute aufpasste und nicht mit ihm hinein kam oder er zuvor sagte, dass er sich alleine von mir verabschieden wollte. Eigentlich hätte mich das viel mehr beschäftigen sollen, als dieses einzelne, alberne Wort.
"Liebeskummer"
"Dich werde ich auch vermissen", meinte ich zu ihr und strich ihr beruhigend über den Kopf. Das tat ich so lange, bis ich eine mir vertraute Stimme vernahm, die mich lobte, sodass mir ein breiter Grinser entglitt. "Warum sollte sie auch? Es ist doch toll hier. Vielleicht will sie ja auch gar nicht weg...", überlegte ich etwas laut und würde mir insgeheim wünschen, dass dem so war. Doch dem war nicht so und ich sollte realistisch bleiben. Es wird Zeit sich zu verabschieden. Ich drehte mich zu ihm um und blickte erwartungsvoll in sein Gesicht. "Mama ist also schon wach, oder?", fragte ich um irgendetwas gesagt zu haben. Denn ich wollte ihm noch gar nicht Tschüss sagen. Nun da er mir gegenüberstand, das Pferd gesattelt war und er bereit war, loszureiten, pochte mein angestrengtes Herz doch so intensiv, dass es einem Wunder glich, da die Adern nicht sichtbar pulsierten oder gar dem Druck nachgingen. Welch ein Glück, dass unser Körper sehr stabil war und sowas ohne Probleme aushielt.
Mein Blick fiel auf seine Hände, die mich zuvor schon berührt hatten. "Und dir wurde kein Speck mehr angedreht? Da hast du aber Glück" Ich wanderte mit meinen Augen wieder hoch in sein Gesicht und konnte mich nicht dazu überwinden ihn mit einem Lächeln gegenüberzustehen. Normalerweise war es leichter, wenn man das mit Humor sah und einfach darüber lachte. Doch das fiel mir gerade einen Ticken zu schwer.

336Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 8:05 pm

Arrow

Arrow

"Dann muss ich Tüpfel leider mitnehmen", erwiderte er auf Noras Bemerkung hin und ließ den Blick zum Stalltor wandern. "Am Ende will sie noch wirklich wegen ihr hierbleiben." Es war nicht ganz ernst gemeint, da Gavotte immerhin schon mal ohne Zicken mit nach draußen gekommen war und hier bei Nora offenbar auch ganz ruhig stehen geblieben war, ohne zurück zum Stall zu wollen. Oder unruhig um sie herumzutänzeln, weil sie nicht verstand, warum sie mit Sattel und Gepäck blöd in der Gegend rumstehen sollte. Vielleicht hatte Nora aber auch eine beruhigende Wirkung auf sie.
Ein Gedanke, den er wieder verworfen hätte, hätte er gewusst, dass Nora gar nicht so ruhig und ausgeglichen war und das Pferd es sicherlich spüren konnte.
Er nickte leicht bei ihrer Frage nach ihrer Mutter. Er hatte das, was ihm beim Frühstück und in der Nacht alles noch so im Kopf herumgeschwirrt war und sich auf das Gespräch mit Freyja bezog, unausgesprochen gelassen. Sie hatte selbst nichts dazu gesagt, und er hatte keine Veranlassung dazu gesehen, sie zu beruhigen und ihr zu verkünden, dass sie sich keine Sorgen um Nora machen musste, weil... -
Sein Blick folgte ihrem hinunter zu seinen Händen, eher unwillkürlich, als wüsste er nicht, dass er nichts festhielt, oder müsste nachsehen, warum sie ihnen überhaupt Aufmerksamkeit schenkte. Wie eben, als er in den Stall gekommen war. Nur dass sie diesmal nicht auf der Suche nach einem Zettel sein konnte. Hatte sie gedacht, Jori hätte ihm ein Stück Speck in die Hand gedrückt, obwohl er gesagt hatte, dass er den nicht mochte? Das war zumindest das einzige, was wegen ihrer Worte Sinn ergab. Er lächelte leicht und sah wieder auf, hielt jedoch inne und blieb einen Augenblick länger still, als er feststellte, dass sie bei ihren Worten selbst kein Lächeln im Gesicht hatte. Das war Nora-untypisch, und er betrachtete sie einen Moment lang schweigend, wobei sein eigenes Lächeln ebenfalls wieder verschwand.
Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn er sich selbst hätte einreden können, dass Nora das alles hier lockerflockig und auf die leichte Schulter nahm, denn dann hätte er sich sagen können, dass es sie nicht weiter beschäftigte und sie einfach wieder zu ihrer Tagesordnung übergehen konnte. Er wollte es sich selbst leichter machen - und gestand sich ungerne selbst zu, dass seine Abwesenheit einen Einfluss auf sie haben könnte, denn dann hätte er ein besseres Gewissen gehabt. Aber das ging wirklich nicht so einfach. Er hatte keinen ihrer Sätze vergessen, die sie auf den Boden starrend und sich dabei nach vorn beugend am Morgen von sich gegeben hatte, als sie ins Gästezimmer gekommen war.
Das Gefühl der Zuneigung zu ihr und das Verlangen, Zuneigung in ihren Gesten und Worten zu finden, waren wirklich ein großes Problem. Er wollte beides nicht. Was das nächste Problem war, da es schwierig war, etwas nicht zu wollen, was man wollte.
"Nein, mir wurde nur ein Rückenklopfer angedreht", erwiderte er etwas verzögert und ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass er vielleicht auch danach noch weiterreden und endlich mal den Anfang mit dem Ende zu machen. Das war doch gerade vor zwei Minuten noch auch so einfach gewesen.
Er hatte doch gewusst, dass es besser gewesen wäre, hätte sie ihre Eltern nach draußen geholt, denn dann gäbe es diese Situation nicht. Er könnte nicht zögern und er könnte niemals versuchen, irgendetwas Bedeutsameres als einen einfachen Abschied über die Lippen zu bringen, denn die bloße Anwesenheit ihrer Eltern würden ihn davon abhalten.
"Jetzt kannst du mich mit Shiba gar nicht noch ein Stück begleiten", war alles, was schließlich vorerst seinen Weg aus ihm heraus fand, kurz bevor er innerlich die Stirn gegen den nächsten Zaunpfahl schlug. Dabei hatte er es eben so zielstrebig aus dem Stall herausgeschafft.



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337Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 8:56 pm

Nora

Nora

"Tüpfel?", meinte ich etwas geistesabwesend und benötigte eine weitere Erklärung, damit ich verstand, worauf er hinaus wollte. "Oh, ahja. Tüpfel. Die bleibt lieber hier, die willst du nicht mitnehmen", meinte ich ohne mit den Lippen zu zucken. Ich tat mir schwer freudige Emotionen preiszugeben, wenn es nichts Freudiges gab. Aktuell war ich so ganz und gar nicht optimistisch, was überaus untypisch für mich war - da hatte Arrow recht.
Nicht einmal der Rückenklopfer brachte aus mir ein glückliches Lächeln, sondern nur ein Schnauber. Das sah meinem Vater üblich, denn er mochte nicht nur den Speck, sondern auch einen kräftigen Körperkontakt. "Das klingt ja akzeptabel", kommentierte ich und fragte mich, ob er noch irgendetwas zu ihm gesagt hatte. Oder meine Mutter - womöglich musste ich mit ihr noch ein intensiveres Gespräch führen, das hatte ich schon im Gefühl. Bestimmt wollte sie jedes Detail erfahren und wissen, was es mit diesem Irada auf sich hatte. Doch das wusste ich ja selber nicht einmal so genau.
Seine nächste Aussage schnürte mir erneut das Band um mein Herz enger, sodass ich schwer atmend vor ihm stand und zu ihm hochblickte. "Tut mir leid. Ich kann dich zu Fuß noch etwas begleiten", erklärte ich unentschlossen und hob angestrengt die Brust beim Einatmen, aber auch das Ausatmen fiel mir immer schwerer.
Mir fiel auf, dass er mit sich selber haderte, so wäre es doch für Beide am besten, wenn er einfach einen Schlussstrich ziehen würde und schnell mit Gavotte davonlief. Wie bei einem Pflaster, das man mit einem Ruck wegzog - das war am Ende doch einfacher, als es langsam zu entfernen.
"Ich ...kann bis zum Waldrand mitkommen vielleicht... aber ich... will dich nicht aufhalten...", meinte ich angestrengt und fühlte mich bereits außer Atem, obwohl ich mich nicht vom Platz bewegte und meine angespannt Hand sich immer noch um die Zügel klammerte.

338Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do Aug 04, 2022 9:48 pm

Arrow

Arrow

Er hob eine Augenbraue aufgrund ihrer Reaktion, die ihn nun auch dazu bewog, die Klappe zu halten und es nicht weiter auf die Spitze damit zu treiben, dass es dann vielleicht die Schuld ihrer Familie sein würde, wenn Gavotte am Liebeskummer krepierte. Wodurch er Nora allerdings auch die Chance nahm, herauszufinden, wie er das eben gemeint hatte.
Er atmete langsam aus und bereute seine letzten Worte. Sie entschuldigte sich, auch ihr eigener Vorschlag, ihn ein Stück zu Fuß zu begleiten, verleitete sie nicht zu einem Lächeln, und sie wirkte mindestens genauso unentschlossen wie er selbst, womit sie das ganze noch mal schlimmer machte. Mit einem Blinzeln wandte er den Blick von ihr ab und griff nach den Zügeln, die sie immer noch festhielt.
Ihre Worte verpassten ihm einen kleinen Stich. Er verstand nicht, wie sie schon wieder auf die Idee kam, dass sie ihm an ihr irgendwas nicht passte. Eben hatte sie schon gedacht, sie störte ihn, obwohl er sie gefragt hatte, ob sie mitkam; jetzt meinte sie, sie könnte ihn aufhalten, obwohl er ihr eben noch gesagt hatte, dass er sich allein von ihr verabschieden wollte - war das wirklich nicht genug Hinweis darauf, dass er es nicht eilig hatte, sie loszuwerden?
"Nora..." Nein... Nein.
Nein.
Arrow schloss die Augen. Die Situation war für ihn eine andere als für sie, weil ihm bewusst war, dass das hier vielleicht die letzte Gelegenheit war. Das war der eigentliche Grund, weshalb er so lange zögerte und sie nicht einfach mit einem Kopftätscheln stehenließ. Und warum er trotzdem nicht wusste, was er tun oder sagen sollte, oder warum er so dämlich war, darauf zu warten, dass sie irgendetwas tat oder sagte. Was bei ihr der Grund für ihr Hadern war, war ihm nicht klar. Es störte ihn. Aber er tat noch einen tieferen Atemzug, sah wieder auf und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als ihm auffiel, dass sie selbst gerade ziemlich stark atmete. Außerdem hielt sie Gavotte immer noch fest, vielmehr als hielte sie sich an ihren Zügeln fest.
Seltsamerweise wurde er dadurch sofort wieder ruhiger und lehnte sich etwas zu ihr, um sie aufmerksamer ansehen zu können. Eine schmale Falte bildete sich auf seiner Stirn und das Engegefühl in der Brust war wieder da.
"Alles okay? ... Du musst nicht mitkommen, wenn du das nicht willst..." Seine Hand glitt zu ihrer, um ihre Finger von den Zügeln zu lösen. Er hielt sie locker fest und ließ sie nur langsam an ihre Seite sinken. Zum Glück ruinierte Gavotte Noras Festhaltarbeit nicht, indem sie sich direkt abwandte losmarschierte, sondern blieb brav stehen.



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339Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 7:25 am

Nora

Nora

Meine stetige Unsicherheit ihm gegenüber wirkte sich auch auf ihn aus. Ständig wandelte ich seine Aussagen um, sodass mir gar nicht klar war, dass er ebenso meine Anwesenheit genoss und die Zeit auch etwas hinauszögerte, bei der er wieder alleine unterwegs war.
Als er einfach nur meinen Namen aussprach, zuckte ich kurz zusammen und blickte hoch in sein Gesicht wie ein unschuldiges Lamm, das vor einem Wolf stand. Doch der Wolf schloss die Augen und hielt einen Moment inne. "Hab ich was Falsches gesagt?", überlegte ich und vergaß beinahe das Atmen. Als er wieder aufblickte und den Mund öffnete, erwartete ich, das da jetzt tatsächlich etwas Aussagekräftiges zwischen seinen Lippen hervorzischte. Jedoch zögerte er, wobei ich nicht wusste, woran das lag.
Nun war er derjenige, der sich etwas nach vorlehnte um mich besser mustern zu können. "O-okay. Ich verstehe, warum ihn das irritiert hat", dachte ich mir nur und blinzelte mehrmals, versuchte jedoch den körperlichen Schwierigkeiten zu trotzen. "N-nein, i-ich möchte..." Gerade als ich ihm auf seine Frage hin antworten wollte, dass das kein Problem war und ich ihn gerne begleiten möchte, geriet ich ins Stocken. Die sanfte Berührung an meiner Hand, die sich krampfhaft an den Zügel festhielt, ließ mein Herz intensiver schlagen und mich mit offenem Mund dastehen. Langsam löste sich die steife Haltung und die Finger lösten sich unter seinen, sodass er meine Hand vom Zaumzeug entfernen konnte. Behutsam ließ er sie sinken, während ich meinen Blick in seine Augen richtete und ihn anstarrte, als würde sogleich irgendetwas Spannendes passieren.
"Ich würde dich gerne begleiten", editierte ich nach einiger Zeit, wich dann aber doch noch seinem Blick aus, da es mir unangenehm war mich ihm derart zu offenbaren. "E-ein Spaziergang tut sicher gut...", meinte ich schwer atmend. Bestimmt kurbelte das meinen Kreislauf etwas an. "Und vorallem habe ich dann noch etwas Zeit mit ihm..." Ich blickte an ihm runter zu seiner Hand...

340Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 8:05 am

Arrow

Arrow

Er ließ Noras Hand langsam wieder los, als sie ihren Satz nach ein paar Sekunden nicht beendet hatte, um nicht ganz bescheuert dazustehen und sie festzuhalten, obwohl er sie eigentlich nur von den Zügeln hatte losmachen wollen. Und vielleicht auch, damit sie merkte, dass sie sich daran gekrallt hatte. Schon komisch, dass die Berührung ähnlich wie am Tag zuvor noch nachhallte, nur nicht ganz so kribbelig. Was nicht bedeutete, dass es weniger spannend war, weil sie irgendwie dazu in der Lage zu sein schien, den Herzschlag zu beschleunigen. Ihre Hand. Gestern hatte das angefangen. Leider half es aber auch nicht sehr viel gegen dieses Gefühl in der Brust, das erst ein wenig schwächer wurde, als Nora ihren Satz beendete und sagte, dass sie ihn gerne begleiten würde.
"Okay." Er nickte leicht, als wäre das irgendwie notwendig, und hob selbige Hand zurück zu den Zügeln, die er Gavotte vom Kopf streifte. Wenn Nora ihn noch ein kleines Stück begleitete, konnte er neben ihr gehen. So weit war es bis zum Waldrand von hier aus gestern ja nicht gewesen, aber … das war besser als gar nichts. Er setzte sich in Bewegung.
"Warum meinst du immer, dass ich dich loswerden will?", fragte er sie nach ein paar Schritten, wesentlich weniger emotional als er reagiert hätte, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, dass es ihr nicht so einwandfrei gutzugehen schien. Aber auch nicht grundlos oder nur aus reinem Interesse, immerhin sagte er damit gleichzeitig, dass es nicht stimmte, dass er sie loswerden wollte. Und ein Teil von ihm wollte auch, dass Nora das wusste. Und dadurch später seine Entscheidungen vielleicht besser nachvollziehen konnte. Oder wusste, warum er diese wirklich getroffen hatte. "Glaubst du, dass ich immer noch sauer bin?"
Außerdem half ihm das dabei, nicht ins Schweigen zu verfallen. Nachdem sie vorgeschlagen hatte, mitzukommen, sollte das hier kein Spaziergang werden, bei dem sie sich sehr unangenehm gegenseitig anschwiegen. Dann hätte er sie wohl besser zurückgelassen. Allerdings trog sein gefasster Tonfall ein wenig, denn nur, weil er sich wieder besser im Griff hatte, bedeutete es nicht, dass er sich gut dabei fühlte. Auch, wenn sie nun mitkam, änderte es nichts daran, dass es nur noch ein paar Minuten waren. Und er sie dann hier zurückließ.
"Fürs Erste…"
Das hatte sie gesagt.



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341Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 9:06 am

Nora

Nora

Erst nach seiner Auflösung meiner Hand war mir bewusst geworden, dass ich mich ziemlich an die Zügel gekrallt hatte. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sie über den Kopf des Pferdes ob um sie mit sich mitzuführen können. Im gemütlichen Gang lief ich neben Arrow und wandte nun meinen Blick nach vorne, auch wenn ich mich bemühen musste nicht ständig zu ihm zu sehen, als könnte ich eine Bewegung oder einen Gesichtszug von im verpassen. "Haha - eine Mimik von Arrow?" Da musste ich selber innerlich lachen, wobei er heute und die letzte Zeit dann doch öfters seine Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte oder tatsächlich kurz gegluckst hat. Generell bekam ich das Gefühl, dass er sich langsam lösen konnte und sich bei mir wohl fühlte. Dahingehend war seine Frage doch sehr berechtigt, die er mir stellte, auch wenn sie mir unangenehm war.
Ich blickte kurz zu ihm auf, ehe ich wieder nach vorne blickte. "Ja, ich ... uhm... ich würde es verstehen, wenn dem so wäre", versuchte ich zu erklären, gab ihm jedoch noch gar keine Zeit zu reagieren, da ich ihn letztens schon verstanden hatte, was er zu mir sagte. "Du hast gesagt, dass du nicht sauer auf mich bist, ich weiß. Aber womöglich ist mein schlechtes Gewissen diesbezüglich noch nicht beruhigt." Genauso wenig wie meine Atmung, die sich durch die Bewegung nur sehr langsam wieder normalisierte. Ich fand es toll, dass der Irada es zur Sprache brachte und wir das noch klären konnten, bevor er von hier verschwand und mich zurückließ. "Also du bist nicht mehr sauer auf mich, oder?" Und dennoch schaltete sich die Unsicherheit erneut ein, genau weil er nachfragte. "Ich bin einfach nur froh, dass es dir wieder gut geht. Wirklich", erklärte ich und legte mir meine rechte Hand an meinen linken Oberarm und rieb mir zurückhaltend über den Stoff, was nicht daran lag, dass mir kalt war. Es war noch recht ruhig in Lishu, da war ich ziemlich froh, dass wir unseren Frieden hatten und keinen Stress abbekamen.
Mein Blick fiel zur Seite um zu erkennen, was in Arrow's Kopf vor sich ging. War er verärgert, dass ich immer nachfragte? Dachte er etwa, ich war nicht selbstbewusst genug? Naja, vielleicht war dem auch so - dann musste ich noch etwas daran üben. Generell war ich keine unsichere Person, jedoch in Anwesenheit des Schwarzhaarigen konnte ich generell einige Auffälligkeiten meiner Persönlichkeit erleben, was an dem Diebstahl des Amuletts lag - zumindest war das ein Teil davon, der mir wenigstens bewusst war.

342Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 9:47 am

Arrow

Arrow

Es war ja fast schon lustig, dass Nora meinte, sie könnte verstehen, wenn er noch sauer auf sie wäre. Denn sie war immerhin diejenige gewesen, die es tatsächlich geschafft hatte, sich so darüber aufzuregen, dass er am Ende das Gefühl gehabt hatte, sich nur blöd anzustellen. Und das auch nur, weil er etwas anderes von Nora erwartet hatte, wo er doch sonst nie irgendetwas von anderen erwartete.
Dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten, schien die Situation insgesamt wieder ein wenig zu beschwichtigen. Wenn man das so sagen wollte, denn es war nicht mal so, als hätten sie ein besonders intensives, angespanntes Gespräch gehabt. Es war mehr so ein Gefühl. Komisch eigentlich, immerhin war es nicht so, als würde sich der Tag dadurch zum Guten entwickeln.
Arrow warf ihr einen kurzen Blick zu, weil er sich nicht ganz sicher war, ob er es wirklich laut zu ihr gesagt hatte, dass er nicht mehr sauer war. Er wusste nur, dass er es gesagt hatte, nachdem sie das Zimmer schon verlassen hatte. Aber wahrscheinlich sagte sein Verhalten genug aus, von daher spielte es letztlich auch keine Rolle. Wenn er ihr noch böse wäre, wäre er längst weg und hätte schon gestern keine einzige Minute länger mit ihr verbracht, als wirklich unbedingt notwendig. Außerdem hätte sie es sehr deutlich zu spüren bekommen.
Sein Blick blieb etwas länger an ihrem Profil hängen, als sie mal wieder auf Nummer Sicher gehen wollte und nun auch noch direkt nachfragte. Noch etwas an ihr, das ihm aufgefallen war. Vielleicht auch nur, weil es da mehrere Dinge gegeben hatte, über die sie sich vergewissern wollte. “Nein. Ich bin nicht mehr sauer auf dich. Und du musst auch kein schlechtes Gewissen haben.“ Sein Blick wanderte von ihr wieder mehr nach vorn und den Weg entlang. “Ich hab verstanden, dass du es nur gemacht hast, weil du dachtest, du könntest damit helfen. Es war nicht unbedingt richtig, aber… Ich bin es auch nicht unbedingt gewohnt, dass jemand, der mich kaum kennt, sich sowas in den Kopf setzt.“
Ja, das musste man wirklich sagen: Da in Cern hatte Nora ihn ja ein gutes Stück weniger gekannt als jetzt. Und nicht mal jetzt wusste sie genug, das aus seinen Augen ihre Hilfe gerechtfertigt hätte. Sie war einfach so anders, was das anbelangte, dass er Schwierigkeiten gehabt hatte, es zu verstehen. Er hatte es zu sehr auf sich selbst bezogen, und er war sich gleichzeitig dämlich vorgekommen und es hatte einen etwas bitteren Nachdruck hinterlassen, zu erkennen, dass es wohl einfach ihr von Grund auf hilfsbereites Wesen war.
Er schluckte einmal gegen den leichten Knoten im Hals und sah Nora auch nicht wieder an, als er nach ein paar Sekunden noch etwas hinzufügte, das er wirklich noch nie gesagt hatte. “Tut mir leid. Ich weiß, dass es nicht unbedingt einfach ist, sich mit mir zu verstehen.“ Meistens wollte er das ja auch gar nicht, sich mit Leuten verstehen. In diesem speziellen Fall wäre es vielleicht sogar besser gewesen, aber… Wem machte er was vor?



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343Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 10:13 am

Nora

Nora

Natürlich verstand ich, wenn er nocht sauer auf mich war oder es Nachwehen hatte. Nur wegen meiner Aktion lag er komplett flach, war im Delirium oder was auch immer! Vergleichbar wie wenn ich ihn mit der Pest angesteckt und er jedoch überlebt hätte. Wer wusste schon, wie nah er bereits an der Grenze lag...
Doch es ist ja nochmal gut ausgegangen - zum Glück.
Ich war erleichtert, dass Arrow mit einer Selbstverständlichkeit erwähnte, dass er nicht sauer auf mich war und ich mich auch nicht vom schlechten Gewissen plagen lassen musste. Es half mir, mich etwas besser zu fühlen. Dennoch konnte ich den Gewissensschalter nicht einfach umlegen. Es fühlte sich gut an, dass er ebenso versuchte mich zu verstehen, wie ich es bei ihm tat. Dahingehend hatten wir eine gewisse Verknüpfung zueinander und wollten es schlussendlich nur einfach halten. Und trotzdem gab es gewisse Kommunikationsschwierigkeiten bei den Beiden.
Ich lächelte verlegen und kratzte mich gehend am Hinterkopf. "Hehe, jaaa... war wohl ein Flausel im Kopf", versuchte ich durch meine lockere Art die Spannung etwas aufzuheben, die sich jedoch ohnehin schon durch das Gehen ziemlich gelöst hatte. Dadurch hatte sich auch meine Atmung wieder beruhigt und mein Gemüt aufgehellt, was wohl daran lag, dass ich noch wenige Minuten mit dem jungen Mann dadurch bekommen habe.
Seine Entschuldigung hingegen kam dann doch überraschend. "Wie bitte?", wiederholte ich im Kopf und blickte seitlich zu ihm. "W-was? Nah- nein! So meinte ich das ja gar nicht!", geriet ich etwas ins Straucheln da ich das Empfinden hatte, dass es ihm durch diese Aussage etwas schlechter ging. Das wollte ich nicht! Auf keinen Fall sollte er sich aufgrund unseres Gespräches unwohl fühlen, sondern die Zeit gemeinsam genießen!
"Ich würde... eher meinen, dass jeder seine ... hmm... Eigenheiten hat, nicht? Ich meine... denk nur an meinen Vater, der ist ja auch ziemlich... eigen?" Ich war mir unsicher, ob ich das Ganze gerade in die Richtung drehte, in die ich es hätte laufen lassen wollen. Doch ich fand die richtigen Worte nicht für eine Antwort auf solch eine Aussage. "Vielleicht liegt das auch an den unterschiedlichen Kulturen, ich meine... in Anan läuft ja alles anders ab, hast du gemeint. Das ist doch normal so... oder?" Wenn ich daran dachte, dass lauter Arrows in der Stadt herumliefen und alle so drauf waren wie er, musste ich schwer schlucken. "Na, hoffentlich find ich mich da dann gut zurecht und falle nicht sogleich auf wie ein bunter Hund", meinte ich überlegend und tippte mit meinem Finger mehrmals an mein Kinn ernsthaft darüber grübelnd, wie die Stimmung in einer so großen Stadt wohl sein wird.
Mittlerweile hatte ich mich ziemlich gut beruhigt, da auch meine Gedanken vom Abschied durch das Gespräch ablenkten. Doch es war nicht mehr weit bis zum Ende der Straße und der begrüßenden - aber auch verabschiedeten - Blumenwiese von Lishu.

344Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 10:59 am

Arrow

Arrow

Seine Augenbraue zuckte leicht, als sie ihre Nacht-und-Nebelaktion als Flause bezeichnete. Aber er sagte nichts dazu. Mittlerweile kannte er sie dahingehend wohl wirklich schon ein wenig besser, dass sie ein impulsiver Mensch war und schnell auf das ansprang, was sich in ihrem Kopf auftat. Da war der Amulett-Klau, ihre "Wutausbrüche" und, dass sie vorgestern abends spontan ihre Tasche gepackt hatte, weil ihr die Idee gekommen war, jetzt endlich mal von hier wegzukommen. Damit war sie ganz anders als er. Nicht, dass er immer tagelang über eine Sache nachdachte, bevor er sie umsetzte, doch er durchdachte das, was er tat, meistens schon.
"Ich schon", warf er nur kurz ein, als sie schnell sagte, dass sie ihre Worte nicht so gemeint hatte, dass er schwierig im Umgang war. Er hatte es nicht deshalb angesprochen. Er fühlte sich nicht von ihr dazu genötigt oder angehalten, es zu sagen. Er wollte es sagen, unabhängig davon, weil er wusste, dass es ihr wahrscheinlich nicht immer ganz leichtfiel, ihn nachvollziehen zu können oder ihr Ding durchzuziehen, wenn von ihm dazu nicht viel Resonanz kam.
Meistens störte ihn das nicht, weil er es noch nie als seine Pflicht gesehen hatte, sich anderen Leuten gegenüber so zu verhalten, dass sie ihr Harmoniebedürfnis befriedigen und glücklich sein konnten. Es war ihm schlichtweg egal, wie etwas ankam, das er sagte oder nicht sagte, denn es war ihr Problem, nicht seins. Dass das nicht immer unbedingt richtig war, war ihm durchaus bewusst. Und was Nora anbelangte… -
"Nein, ich habe schon von mir geredet", sagte er und warf ihr nun doch noch einmal einen Blick zu, nachdem sie losgesprudelt war und von ihrem Vater und der Vermutung sprach, dass es an unterschiedlicher Kultur liegen könnte. "Ich weiß, dass ich es anderen nicht immer einfach mache. Ich hab dir ja gesagt, dass ich nicht besonders charmant bin." Er setzte ein kurzes Lächeln auf, das aber gleich wieder verschwand. "Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich nichts gegen dich habe, auch wenn ich nicht immer nett zu dir bin.
Die meisten Leute in Anan sind sehr offen. Anan betreibt viel Handel, man ist dort Personen von anderen Inseln mehr gewöhnt als überall sonst"
, fuhr er fort, um ihr wenigstens ihre Sorge zu nehmen, in Anan wie ein bunter Hund und eventuell auch unangenehm aufzufallen. Und, um das zuvor Gesagte nicht zu tief sacken zu lassen. Es war etwas sehr Persönliches für ihn, es zuzugeben. Deshalb wollte er nicht, dass Nora das überaus bewusst wurde.
Es war noch sehr ruhig in Lishu, was dafür sorgte, dass diese letzten paar Meter Richtung Dorfrand ungestört ablaufen konnten. Das Letzte noch nach der Anwesenheit ihrer Eltern wäre ein spontaner Auftritt von Yorik gewesen, was er gerade hätte gebrauchen können.



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345Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 12:20 pm

Nora

Nora

Ja, scheinbar kannte mich Arrow schon besser als viele andere Leute, die ich schon länger kannte. Doch das lag wohl daran, wenn man intensiv miteinander zu tun hatte und auch in Ausnahmesituationen - und auch danach - die Zeit miteinander verbrachte. Mir lief es kalt den Buckel runter, als er meinte, dass er es sehr wohl so gemeint, wie er es ausgesprochen hatte. Ich hielt die Luft für einen Moment an und blickte zu ihm. Es war schön, dass er sich mir öffnete, wobei ich hinterfragte, warum er das tat. Er war doch mehr der verschlossene und verwegene Typ. Dazu war es generell nicht leicht mit einem Mann über Gefühle zu reden. Und nun offenbarte er mir so etwas, ohne dass ich nachgefragt hätte? Einfach so?
Ich blickte wieder nach vorne und atmete im Lauftakt weiter. Er wiederholte, dass er wohl nicht sonderlich charmant sei und er die Schwierigkeiten bei der Kommunikation ausmachte. Ich konnte mir ein Zucken auf den Lippen nicht verkneifen, als er meinte, er habe ja nichts gegen mich, auch wenn er nicht immer nett ist. Doch um ehrlich zu sein, war er ganz nett. Zu Beginn gab es gewisse Differenzen. Aber Arrow hatte sich damals wirklich bemüht, dass ich mich beruhigte und rein aus seiner gelassenen Ausstrahlung hatte ich auch - so gut es ging - bei Takari die Ruhe bewahrt. Es lief alles gut, von daher war ich wirklich froh, nicht alleine dort gewesen zu sein. Außerdem hatte er mich erfolgreich gegen diesen ... Machotypen im Hotel verteidigt, weswegen ich im Anschluss meine Ruhe von ihm hatte. Die einzige weitere Differenz war, als er bei mir zuhause erwachte und das Amulett wieder zurückbekommen hatte. Doch ganz ehrlich - das war überaus verständlich.
"Ich finde dich nett", meinte ich etwas leiser und mehr beläufig, auch wenn er bereits beim Thema Reisen und Anan angekommen war und mich damit beruhigen wollte, dass die Leute dort anscheinend nicht wie Arrow waren.
Ich blickte zur Seite, sodass Arrow mir nicht ins Gesicht sehen konnte. Da waren überaus interessante Häuser! Ich biss mir auf die Unterlippe und spazierte gelassen weiter, musste ich doch ein Thema finden, dass davon ablenkte, was ich soeben gesagt hatte. Doch durch den monotonen Takt der Hufen ließ ich mich etwas ablenken und wandte meine Augen nach vorne auf den Weg, ohne auch irgendetwas zu sagen oder abzulenken.

346Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 12:57 pm

Arrow

Arrow

Manch einer schien tatsächlich davon auszugehen, dass es Arrow mit seiner Art einfach am nötigen Feingefühl fehlte und er nicht sensibel genug war, um zu erkennen, wenn er andere mit seinem Verhalten verletzte oder sich taktlos verhielt. Stimmen tat das vielleicht bei manchen Dingen, mit denen er einfach nicht vertraut war – und ja, seine emotionalen Kompetenzen waren … manchmal dürftig. Aber grundsätzlich entging ihm wenig, wie Nora schon mehrfach hatte feststellen dürfen. Dass er sich dazu entschied, darauf einzugehen, war eher das Ungewöhnliche für ihn als die Tatsache, dass er es überhaupt bemerkte.
Er hatte einen guten Grund dafür, Nora ohne Aufforderung oder Gebohre ihrerseits etwas zu sagen, was damit zu tun hatte. Mehr oder weniger immer noch den gleichen, weshalb er ihr hatte sagen wollen, dass er nicht mehr sauer auf sie war. Oder dass er nichts gegen sie hatte. Er legte Wert darauf, weil er nicht wollte, dass er ihr schlecht im Gedächtnis blieb. Vielleicht war das egoistisch, aber dieser Gedanke gefiel ihm einfach viel besser, als sie mit einer groben Bemerkung stehenzulassen oder, wie sie offenbar befürchtet und er durchaus auch überlegt hatte, einfach abzuhauen, ohne sich von ihr zu verabschieden. Er wusste nicht, ob die letzteren beiden Alternativen am Ende besser gewesen wären, aber immerhin wusste er, dass er sie nicht wählen wollte.
Gerade, als er damit seinen Frieden schloss und sich lieber noch einmal dem Thema Anan widmete, schien nun aber Nora wieder die Entscheidung zu treffen, ihm das nicht unkommentiert durchgehen zu lassen. Überrascht blickte er zu ihr, aber sie hatte das Gesicht von ihm abgewandt und auch nur leise geredet, sodass er sich einen Moment lang selbst davon überzeugen musste, sie richtig verstanden zu haben. Sein Hirn jedenfalls, denn sein Herz hatte das offensichtlich sofort, so wie es gleich wieder ein bisschen unruhig wurde. Außerdem hinterließ dieser schlichte Satz so eine warme Empfindung – und gleichzeitig ein leichtes Ziehen, weil es nichts ändern konnte.
Dafür hatte sein Hirn eine Arrow-typisch passende Erwiderung parat.
Du weißt schon, dass Nett die kleine Schwester von Scheiße ist, oder?
Zum Glück schaffte dieser Satz es nicht bis über seine Lippen, denn zum einen ging es gerade offenbar um sein Verhalten und nicht um ihn direkt. Und zum anderen wäre diese Reaktion wohl wirklich etwas zu taktlos, selbst wenn sie natürlich nur scherzhaft gemeint wäre. Nun ja. Der Satz schaffte es allerdings nicht über seine Lippen, weil Arrow sich rechtzeitig bremste, sondern weil in ihm einen Moment lang ein Handlungsvakuum herrschte.
"Nett…", wiederholte er am Ende nach einer sehr deutlichen Pause, ganz ähnlich wie er tags zuvor das "süß" wiederholt hatte. Seine Mundwinkel zuckten leicht und er hob die freie Hand - "Wie nett du erst nette Menschen finden musst." -  und strich ihr einmal vorsichtig über den Hinterkopf. Kein sarkastisches Kopftätscheln für den Hund, der den Knochen gefunden hatte. Nein, sie musste nicht denken, dass er sich über sie lustig machte. So klang er auch nicht. Er ließ die Hand wieder sinken und verlangsamte seine Schritte etwas, als weiter vorn das letzte Haus näherrückte.



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347Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 2:04 pm

Nora

Nora

Arrow stand sich selber im Weg, doch das erkannte ich nicht sogleich. Ich tat mir noch schwer ihn zu verstehen, was aber daran lag, dass ich sein Verhalten nicht auf seine Vergangenheit zurückschließen konnte. Ohnehin hätte ich Schwierigkeiten damit seine vorhergegangene, komplexe Zeit zu verstehen oder mich darin zurecht zu finden. Ich hatte so viel Liebe und Fürsorge von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen und hatte nie erlebt, wie es was, wenn man keine gute Kindheit oder Erziehung genoss.
Und ich hingegen war zu hibbelig, zu aufgeweckt und neugierig, jedoch in gewisser Weise Arrow gegenüber ebenso verschlossen, zumindest was meine Gefühle anging. Das lag jedoch nur daran, dass ich selbst nicht wusste, wie es dazu kam und ich keine Zeit dafür hatte mich davon zu erholen und es mir durch den Kopf gehen zu lassen. Eine schlaflose Nacht reichte nicht um zu verstehen, was in mir vor sich ging.
Ich bemerkte zwar im Augenwinkel, dass der Schwarzhaarige zu mir blickte und mich ansehen wollte, ignorierte dies jedoch aufgrund des eigenen Bedürfnisses ihm nicht in die Augen zu schauen, nachdem ich erwähnt hatte, dass er nett sei. Hätte er diese unpassende Aussage wirklich ausgesprochen, hätte mich das wirklich verletzt. Ja - mich, nicht ihn, obwohl es eigentlich gegen den Irada ging. Man sollte es doch lieber schätzen, einen positiven Kommentar zu bekommen, oder?
Nun war er derjenige, der das Wort wiederholte und dazu editierte, dass es interessant war, was ich von wirklich netten Menschen hielt. Die Berührung ließ mich zu ihm seitlich aufblicken, sodass ich ihn mit meinen unschuldigen Rehaugen anschaute, alsbald der Druck wieder nachließ und er seine Hand von mir entfernte. Es war merkwürdig, dass Arrow eine Berührung startete, weswegen ich verstummte und im Gehen ihn immer noch beobachtete.
"Tze.", entkam es mir, ehe ich wieder mit erhobenen Kinn auf den Weg achtete, der nun bald ein Ende fand. "Ich finde bei Weitem nicht alle nette Menschen nett", erläuterte ich seine Aussage, ehe wir am letzten Haus vorbei schlenderten und ich aber noch ein Stückchen weiter ging. Die Blumenwiese war normalerweise ein sehr beruhigender Anblick. Jetzt jedoch regte sie mich intensiver an, da ich wusste, was nun kommen wird. Der Abschied.
Unweigerlich griff ich nach seiner freien Hand, als ich mehrere Meter vor dem Waldrand stehen blieb und zog daran. Ein schwacher Blick in seine braunen Iriden verriet meine Verzweiflung. Das Atmen fiel mir erneut schwerer, so wie zu dem Zeitpunkt, als er aus dem Haus gekommen war und sich von meinen Eltern verabschiedet hatte. Ich drückte seine Hand, brachte jedoch kein Wort heraus.

348Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 3:15 pm

Arrow

Arrow

Dieser unschuldige Rehaugen-Blick war gefährlich.
Er sah wieder nach vorn und schloss die Hand leicht, nachdem er sie ganz zurückgezogen und an die Seite hatte sinken lassen. "Wie kannst du denn nette Menschen nicht nett finden?" Eine Frage, die keiner Antwort bedurfte, da er eigentlich auch keine haben wollte und stattdessen immer noch ihrer Aussage nachhing. Auch wenn "nett" wirklich nichts Halbes und nichts Ganzes war und sie nur widersprochen hatte, dass sie ihn nett fand, während er behauptet hatte, nichts gegen sie zu haben, auch wenn er nicht immer nett zu ihr war.
Er blieb still. Das letzte Haus zog vorüber.
Er überlegte, ob er alles gesagt hatte, was er sagen wollte und konnte, und kam zu dem Ergebnis, dass er es nicht wusste. Nur wollte er auch keine rührseligen Reden schwingen, denn dann hätte nicht nur Nora sich gefragt, was das nun sollte und wo es herkam, sondern auch er. Das war nicht seine Art, und er würde sie jetzt in zwei Minuten auch nicht mehr erlernen.
Er wurde noch ein wenig langsamer, als Nora nicht am Weg beim letzten Haus stehen blieb, sondern noch ein paar Meter weiter auf die Blumenwiese trat, die wahrscheinlich bald blühen würde. Dadurch war sie schneller als er, und er konnte sie einen kurzen Moment lang ansehen, ohne dass sie es mitbekommen konnte. Er atmete tief durch, damit nach außen nichts von dem zu sehen war, wie es ihm ging oder dass ihm das hier nicht so leicht fiel, wie es das sollte. Denn würden sie einander wiedersehen und wären diese unnützen Empfindungen nicht vorhanden, gäbe es keinen Grund, diesen Abschied schwer zu nehmen. Das sollte er ihr doch eigentlich suggerieren.
Glücklicherweise war er ganz gut darin, sodass er recht ruhig oder neutral wirkte, als er bei Nora stehenblieb und sie sich zu ihm wandte. Allerdings zuckten seine Finger leicht, die er immer noch geschlossen gehalten hatte, als sie nach seiner Hand griff, und der Ausdruck in ihren Augen war nicht wirklich... Na ja. Er ließ die Hand locker und ließ auch zu, dass sie sie nahm und daran zog. Das kurze Zucken und das Flackern in seinen Augen kam nicht von Ablehnung. Er entzog sich ihr genauso wenig wie tags zuvor im Wald
Arrow hatte nicht erwartet, dass es ihr sichtbar so schwer fallen würde. Das tat es, das konnte man sehen, und das Wissen darum, dass sie ihn nicht zuversichtlich anlächelte und losbrabbelte, dass sie sich darauf freute, bald nach Anan zu kommen, ließ ihn seine Entscheidung fast wieder bereuen. Wenn sie schon so reagierte, wenn sie davon ausging, dass sie ihn wiedersah, was würde sie dann... -
Er legte Gavotte die Zügel über den Hals und wandte sich mehr zu Nora, weil sie an seiner Hand gezogen hatte und er sich dadurch dazu aufgefordert fühlte. "Meine Hand ist immer noch warm", sagte er und blickte hinunter zu ihren Händen. Und damit sie nicht auf die Idee kam, dass er es sagte, weil sie sich ja nun zur Genüge davon überzeugt hatte und ihn loslassen sollte, drehte er das Handgelenk und schloss die Finger locker um ihre. Er atmete etwas tiefer durch den leicht geöffneten Mund aus.
"Ist schon okay", fügte er leise hinzu und trat noch einen kleinen Schritt näher. Es war das letzte Signal, das er ihr gab. Er hatte ihre Hand von Gavottes Zügeln genommen und ihr über den Hinterkopf gestrichen. Er würde nicht noch mehr von seiner Meinung zu einer Berührung von oder für Nora preisgeben oder sie gar verbal dazu auffordern, ihn zu umarmen. Wenn sie es nicht tat, würde er es ganz sicher nicht tun. Das konnte er nicht. "Gavotte wird gut auf mich aufpassen und ich passe auch gut auf mich auf."



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349Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 4:58 pm

Nora

Nora

Nette Menschen nicht nett finden?
Naja, es gab ja so generell nette Menschen, die dennoch nichts für mich waren. Oder? Womöglich hatte ich mich falsch ausgedrückt und meinte eher, dass ich nicht alle netten Menschen auch gleich mochte. Ach, was hirnte ich nun über diese Frage, die ohnehin keinen Sinn machte...
Mir war gar nicht bewusst, dass es Arrow stressen könnte, da wir schon am Waldrand angekommen waren und er sich überlegte, was er hätte alles sagen wollen. Ich hingegen wollte mich einfach nicht von ihm verabschieden, egal wie viele Worte ich noch zu ihm sagte. Es war beinahe Panik, die sich in mir ausbreitete, da es immer enger und enger wurde. Genauso schnürte sich der Knoten um mein Herz immer mehr zu, sodass es immer anstrengender wurde das Blut durch die Venen im ganzen Körper zu pumpen. Meine wuselnden Gefühle konnte ich vor dem Schwarzhaarigen nicht mehr verbergen. Ich hing an seinen Lippen, als er seine warme Hand erwähnte, war jedoch umso überraschter, als er seine Finger zwischen meine fuhr und sie mir nicht entzog. Die nächsten drei Worte waren tatsächlich etwas beruhigender. "Es ist schon okay", verinnerlichte ich es mir, jedoch fühlte sich mein Organ auf der linken Brustseite sich an, als könnte es durch die Schnürung sich kaum mehr bewegen.
Noch während seiner letzten Aussage trat ich näher an ihn heran, ohne jedoch die Hand loszulassen. Es war ein Reflex, dass ich mich auf Zehenspitzen stellte um etwas größer zu wirken. Unmittelbar vor ihm stehend schlüpfte ich zügig mit meiner freien Hand um seinen Bauch herum um mich ganz fest an seinen Körper zu drücken. Mein Gesicht drehte ich zur Seite und presste es gegen seinen Oberkörper. Schluchzend schloss ich meine Augen und atmete tief den Geruch des Mannes ein. "Ich ... werde dich vermissen", hauchte ich und verkniff mir die Tränen, indem ich die Lider geschlossen hielt. Bereits gestern hatte ich genügend Tränen vergossen, da würde man meinen, dass die Tränensäcke doch leer sein mussten. Doch ich war schon nahe dem Wasser gebaut und konnte es doch nicht verhindern, dass die Emotionen überhand nahmen und mir eine Träne über die Wange lief, während ich schwer atmend mich fest an den Körper drückte und ihn am liebsten gar nicht loslassen wollte. Die Trauer über den Abschied überwog, obwohl ich mich auch freute ihn in Anan besuchen zu können. Doch die Unsicherheit war in diesem Moment zu groß. Hatte er wirklich seine Kontaktdaten auf einen Zettel geschrieben? Wo war er? Was, wenn er weg ist? Warum habe ich ihn nicht in der Hand? Dieser fehlende Zettel war ein wesentlicher Beitrag meiner Verunsicherung und überwucherte meine Freude.
"Danke", flüsterte ich jedoch gut hörbar.
Ich gab mir noch einen Moment der festen Umarmung, ehe ich mich nur ein wenig davon löste jedoch in dieser Position verharrte, sodass der junge Mann sich von mir entfernen konnte, sofern er das überhaupt wollte. Denn ich würde ihn nicht loslassen, wenn ich nicht unbedingt musste.

350Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 14 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Aug 05, 2022 6:14 pm

Arrow

Arrow

"Ist schon okay" war für einen winzig kleinen Moment doch leichter gesagt als getan, als Nora näherrückte und sich auf die Zehenspitzen stellte. Ganz besonders aus dem Grund, dass sie das tat und ihm dabei gerade noch ins Gesicht geschaut hatte. Sie ... löste damit einen ziemlich großen Fehlalarm aus, bei dem Arrow in seiner Körperhaltung festfror und spontan das Atmen verlernte.
Die fest angespannte Muskulatur hatte rein gar nichts damit zu tun, dass es doch nicht ganz so okay war, dass Nora sich an ihn drückte und den einen Arm um seinen Rücken schob; ihm wurde ziemlich heiß, als klar war, dass sie gerade keinen Versuch gestartet hatte, ihn zu küssen.
Aber natürlich ließen die Reaktionen darauf nicht sofort wieder nach. Eher im Gegenteil, rannen sie einmal von oben nach unten durch seine Brust und den Bauch hindurch und verschonten auch das Herz nicht, das so fest weiterschlug, dass er froh war, eine gefütterte Jacke zu tragen, die hoffentlich verhindern konnte, dass Nora es bemerkte. Vielleicht. Schließlich drückte sie gerade ihr eines Ohr an seine Brust. Gut, dass sie nicht in seinen Kopf hineinschauen konnte. Mal wieder gut. Außerdem war es einfach völlig unpassend, dass es einen ganzen Adrenalin-Dopamin-Oxytocin-Cocktail in seine Blutbahn kippte. Denn sie verabschiedeten sich gerade und sie ließ ein Schluchzen hören, bei dem das Etwas in seiner Brust dann auch den Anstand hatte, sich schmerzhaft zusammenzuziehen, statt auf Kribbeln und Flirren zu setzen. Das sollte ihm nicht so einen positiven Kick verpassen.
Verspätet fiel ihm auf, dass seine Finger sich um Noras Hand verkrampft hatten und er allgemein immer noch stocksteif war und vielleicht mal weiteratmen könnte. Er schluckte und ließ die Luft durch den Mund entweichen.
Ja, Nora, ist okay, umarm mich ruhig. - Schlechteste Idee. Nur, weil er nun endlich die Information geschluckt hatte, dass es nur eine Umarmung war, wurde es nämlich nicht unbedingt besser. Einerseits, weil sie dabei sehr emotional wurde, und andererseits, weil sie sich sehr fest mit ihrem weiblichen Körper an ihn drückte, und das sogar mit dem Gesicht. Und ihn das gerade schlichtweg überforderte.
War es traurig, dass er sich nicht daran erinnern konnte, schon mal so von jemandem umarmt worden zu sein? Geschweige denn von einer Frau? - Ja. Ja, ein bisschen.
Und sie setzte noch eins obendrauf, denn mit ein wenig weiterer Verzögerung erreichte sein Hirn auch noch, was sie gesagt hatte.
"Ich werde dich vermissen."
Es verstrich ein weiterer unbestimmter Moment, bis er sich rührte und die gespannte Muskulatur weich wurde. Er schluckte erneut und bewegte dann den rechten Arm, der bisher nutzlos an seiner Seite geblieben war. Er schob ihn um sie und legte die Hand an ihr Schulterblatt. Als sie sich bedankte - und er keinen blassen Schimmer hatte, wofür -, löste er die Finger der linken von ihrer Hand und machte eine vollständige Umarmung daraus, indem er den linken Arm um ihre Taille schob. Anders als bei ihr, ging von der Berührung jedoch viel weniger Druck aus, und das auch ganz bewusst. Sie sollte nicht denken, dass er ihre Berührungen nur ertrug, so lange wie er immerhin eine Statue gemimt hatte. Aber sie musste nicht wissen, wie intensiv die Gefühle waren, die sie damit ausgelöst hatte. Nicht nur mit ihrer Umarmung, sondern auch mit ihren Worten. Fast so, dass es schon wehtat.
"Wofür denn?", fragte er sie, als der Druck ihrer Umarmung wieder nachgelassen hatte und sie nur noch leicht an ihm lehnte. Und er fragte es so spät, dass man fast vergessen könnte, worauf es sich bezog. Auf ihren Dank nämlich.



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