Arrow hatte Brianna nicht vergessen. Er hatte auch Gavotte nicht vergessen. Hätte er sie zufällig wiedergefunden, hätte er vielleicht noch eine Chance gehabt, Nora einzuholen. Vorausgesetzt natürlich, der Impuls des Amulettes wäre nicht vorher schon verschwunden gewesen. Vermutlich hätte er nicht mehr auf Brianna gewartet oder sie gesucht. Aber nun erübrigte sich zumindest letzteres. Er erinnerte sich daran, dass sie auch damals schon einen Raubvogel gehabt hatte, über den sie mit anderen kommuniziert hatte. Deshalb schreckte ihn das Auftauchen dieses Exemplars nicht wirklich. Da er allerdings nicht wusste, wie er reagieren sollte, nickte er einfach nur, und die Augen des Raubvogels wurden wieder dunkel.
Anstatt wegzufliegen, blieb er dort auf seinem Ast sitzen, und Arrow trat langsam näher. Er beäugte das Tier einen Moment lang und fragte sich, ob Brianna die Fähigkeit hatte, in den Geist eines Tieres einzudringen, oder ob sie auf besondere Weise mit dem Vogel verbunden war. Sie hatte ihm damals das Reiten beigebracht und bei ihr hatte es immer extrem einfach ausgesehen, als könnte sie sich mit den Tieren irgendwie verständigen oder sie beeinflussen, damit selbst die störrischsten Pferde das taten, was sie von ihnen wollte. Er kam nicht auf die Idee, Briannas Absichten weiter zu hinterfragen oder ihr zu misstrauen. Es war zwar nicht unbedingt einfach, sein Vertrauen zu gewinnen, aber wenn man es einmal hatte, war er loyal und zweifelte nur noch dann an anderen, wenn er quasi darauf gestoßen wurde.
Oder wenn sie ihn hintergingen.
So wie Nora.
Das war auch der Grund, warum er Brianna bedingungslos glauben würde, was sie ihm erzählte, während Nora ihr nicht so recht über den Weg getraut hatte.
Er befreite mit den Stiefeln eine Stelle unter dem Baum vom Schnee und setzte sich dann an den Baumstamm, um eine Pause zu machen. Mittlerweile hatte er wieder Hunger und seine Hände waren kalt, weshalb er sie sich unter die Arme klemmte und so wartete. Obwohl er sowieso nicht wusste, wie er Nora finden sollte, wurde er ungeduldiger, je länger Brianna auf sich warten ließ. Wahrscheinlich war es gar nicht so ewig, aber es kam ihm so vor.
Schließlich verriet leiser Hufschlag die Ankunft eines Pferdes. Er stand auf und blickte an dem Baum vorbei in die Richtung, aus der das leise Knirschen und Trappeln kam. Es war Brianna, die auf einem sehr edel aussehenden karamellbraunen Pferd saß.
Der Raubvogel auf dem Ast stieß einen leisen Ruf aus und flatterte dann auf. Mit wenigen Flügelschlägen verschwand er im Wald.
Brianna zügelte ihr Pferd. Sie war ohne Sattel unterwegs, trug im Gegensatz zu gestern nun jedoch dickere Kleidung. Ein weicher Schal wärmte ihren Hals und ihr Kinn und sie trug einen hellen Umhang über einem grauen Mantel. Ihre Füße und Waden steckten in hochschaftigen Lederstiefeln und sie trug eine Enge, anschmiegsame Hose. Die Strähnen, die sonst weich um ihr Gesicht fielen, hatte sie zurückgefasst und am Hinterkopf zusammengebunden, der Rest ihres langen Haares ergoss sich jedoch weiterhin über ihre Schultern und den Rücken.
Ja… Sie war wirklich hübsch. Sie war schön. Eine sehr viel beeindruckendere Gestalt als Nora. Aber … die hatte ja gestern offenbar doch nicht aus Neid auf Briannas Aussehen oder aus Eifersucht gefragt, sondern weil sie meinte, dass… - Ob das überhaupt stimmte? Wahrscheinlich hatte sie mit ihrer Behauptung, dass sie sich gerne irgendwelche Geschichten ausmalte, auch nur gelogen, damit er ihr weiterhin ihr Unschuldslammgetue abkaufte.
"Du bist wirklich allein…", stellte Brianna anstelle einer Begrüßung fest. "Ich hätte die Kleine so eingeschätzt, dass sie dich trotzdem begleiten würde."
Arrow trat etwas näher und blieb am Kopf des Pferdes stehen. "Offenbar nicht", erwiderte er anstelle einer Begrüßung.
“Ist etwas passiert?"
Er presste die Zähne zusammen, sodass die schlanken Muskelstränge an seinen Kiefergelenken hervortraten. Es war ihm extrem unangenehm, Brianna gegenüber zugeben zu müssen, dass Nora, mit deren Anwesenheit sie fest gerechnet hatte, ihm das Amulett weggenommen hatte. Und deshalb tat er es nicht. "Nein. Nora… Ist nur heute Morgen einfach sang- und klanglos abgehauen und… Das hat mich etwas verärgert."
"Oh…", machte sie. "Du mochtest sie wohl. Ich hatte fast vermutet, dass ihr ein Paar seid."
Sie bemerkte seinen finsteren Blick.
"Fast", wiederholte sie deshalb noch einmal und schmunzelte leicht, doch ihr Gesicht wurde bald wieder ernst. "Ich habe mich von Takari verabschiedet und bin auf dem Weg nach Lago Jun. Willst du mich ein Stück begleiten?"
Arrow überlegte einen Moment lang und ließ den Blick zur Seite in den Wald wandern, um sich zu orientieren. "Ich muss nach Lishu", sagte er. Er glaubte zwar nicht wirklich, Nora dort vorzufinden, aber das Dorf war der einzige Anhaltspunkt, den er über sie hatte. Sie hatte gesagt, dass sie dort lebte. Und es war ihr wichtig gewesen; sie reiste nicht, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollte. Es bestand zumindest eine geringe Chance, dass sie dorthin zurückkehrte, bevor sie was auch immer mit dem Amulett unternahm. Es sei denn natürlich, auch darüber hatte sie gelogen. Was nicht unwahrscheinlich war… Aber… Es war das Einzige, was ihn weiterbringen könnte.
"Tatsächlich? Lebst du dort?"
Er schüttelte den Kopf. Zögerte kurz und seufzte dann. "Eigentlich suche ich mein Pferd", fügte er dann hinzu. "Es ist gestern weggelaufen, als wir angegriffen wurden." Er hob den Blick wieder zu ihr. "Du hast nicht zufällig eins im Wald gesehen oder... Kannst es mit deinem Vogel suchen?"
Brianna neigte etwas den Kopf. "Nein, gesehen habe ich keines. Und es von Alquilá suchen zu lassen, könnte dauern. Vor allem, wenn es weiter weg ist... Brauchst du es unbedingt?"
Anstatt wegzufliegen, blieb er dort auf seinem Ast sitzen, und Arrow trat langsam näher. Er beäugte das Tier einen Moment lang und fragte sich, ob Brianna die Fähigkeit hatte, in den Geist eines Tieres einzudringen, oder ob sie auf besondere Weise mit dem Vogel verbunden war. Sie hatte ihm damals das Reiten beigebracht und bei ihr hatte es immer extrem einfach ausgesehen, als könnte sie sich mit den Tieren irgendwie verständigen oder sie beeinflussen, damit selbst die störrischsten Pferde das taten, was sie von ihnen wollte. Er kam nicht auf die Idee, Briannas Absichten weiter zu hinterfragen oder ihr zu misstrauen. Es war zwar nicht unbedingt einfach, sein Vertrauen zu gewinnen, aber wenn man es einmal hatte, war er loyal und zweifelte nur noch dann an anderen, wenn er quasi darauf gestoßen wurde.
Oder wenn sie ihn hintergingen.
So wie Nora.
Das war auch der Grund, warum er Brianna bedingungslos glauben würde, was sie ihm erzählte, während Nora ihr nicht so recht über den Weg getraut hatte.
Er befreite mit den Stiefeln eine Stelle unter dem Baum vom Schnee und setzte sich dann an den Baumstamm, um eine Pause zu machen. Mittlerweile hatte er wieder Hunger und seine Hände waren kalt, weshalb er sie sich unter die Arme klemmte und so wartete. Obwohl er sowieso nicht wusste, wie er Nora finden sollte, wurde er ungeduldiger, je länger Brianna auf sich warten ließ. Wahrscheinlich war es gar nicht so ewig, aber es kam ihm so vor.
Schließlich verriet leiser Hufschlag die Ankunft eines Pferdes. Er stand auf und blickte an dem Baum vorbei in die Richtung, aus der das leise Knirschen und Trappeln kam. Es war Brianna, die auf einem sehr edel aussehenden karamellbraunen Pferd saß.
Der Raubvogel auf dem Ast stieß einen leisen Ruf aus und flatterte dann auf. Mit wenigen Flügelschlägen verschwand er im Wald.
Brianna zügelte ihr Pferd. Sie war ohne Sattel unterwegs, trug im Gegensatz zu gestern nun jedoch dickere Kleidung. Ein weicher Schal wärmte ihren Hals und ihr Kinn und sie trug einen hellen Umhang über einem grauen Mantel. Ihre Füße und Waden steckten in hochschaftigen Lederstiefeln und sie trug eine Enge, anschmiegsame Hose. Die Strähnen, die sonst weich um ihr Gesicht fielen, hatte sie zurückgefasst und am Hinterkopf zusammengebunden, der Rest ihres langen Haares ergoss sich jedoch weiterhin über ihre Schultern und den Rücken.
Ja… Sie war wirklich hübsch. Sie war schön. Eine sehr viel beeindruckendere Gestalt als Nora. Aber … die hatte ja gestern offenbar doch nicht aus Neid auf Briannas Aussehen oder aus Eifersucht gefragt, sondern weil sie meinte, dass… - Ob das überhaupt stimmte? Wahrscheinlich hatte sie mit ihrer Behauptung, dass sie sich gerne irgendwelche Geschichten ausmalte, auch nur gelogen, damit er ihr weiterhin ihr Unschuldslammgetue abkaufte.
"Du bist wirklich allein…", stellte Brianna anstelle einer Begrüßung fest. "Ich hätte die Kleine so eingeschätzt, dass sie dich trotzdem begleiten würde."
Arrow trat etwas näher und blieb am Kopf des Pferdes stehen. "Offenbar nicht", erwiderte er anstelle einer Begrüßung.
“Ist etwas passiert?"
Er presste die Zähne zusammen, sodass die schlanken Muskelstränge an seinen Kiefergelenken hervortraten. Es war ihm extrem unangenehm, Brianna gegenüber zugeben zu müssen, dass Nora, mit deren Anwesenheit sie fest gerechnet hatte, ihm das Amulett weggenommen hatte. Und deshalb tat er es nicht. "Nein. Nora… Ist nur heute Morgen einfach sang- und klanglos abgehauen und… Das hat mich etwas verärgert."
"Oh…", machte sie. "Du mochtest sie wohl. Ich hatte fast vermutet, dass ihr ein Paar seid."
Sie bemerkte seinen finsteren Blick.
"Fast", wiederholte sie deshalb noch einmal und schmunzelte leicht, doch ihr Gesicht wurde bald wieder ernst. "Ich habe mich von Takari verabschiedet und bin auf dem Weg nach Lago Jun. Willst du mich ein Stück begleiten?"
Arrow überlegte einen Moment lang und ließ den Blick zur Seite in den Wald wandern, um sich zu orientieren. "Ich muss nach Lishu", sagte er. Er glaubte zwar nicht wirklich, Nora dort vorzufinden, aber das Dorf war der einzige Anhaltspunkt, den er über sie hatte. Sie hatte gesagt, dass sie dort lebte. Und es war ihr wichtig gewesen; sie reiste nicht, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollte. Es bestand zumindest eine geringe Chance, dass sie dorthin zurückkehrte, bevor sie was auch immer mit dem Amulett unternahm. Es sei denn natürlich, auch darüber hatte sie gelogen. Was nicht unwahrscheinlich war… Aber… Es war das Einzige, was ihn weiterbringen könnte.
"Tatsächlich? Lebst du dort?"
Er schüttelte den Kopf. Zögerte kurz und seufzte dann. "Eigentlich suche ich mein Pferd", fügte er dann hinzu. "Es ist gestern weggelaufen, als wir angegriffen wurden." Er hob den Blick wieder zu ihr. "Du hast nicht zufällig eins im Wald gesehen oder... Kannst es mit deinem Vogel suchen?"
Brianna neigte etwas den Kopf. "Nein, gesehen habe ich keines. Und es von Alquilá suchen zu lassen, könnte dauern. Vor allem, wenn es weiter weg ist... Brauchst du es unbedingt?"