Er sah wieder zu Nora auf und blickte sie schweigend an. Er hätte es besser gefunden, wenn sie seine Aussage einfach akzeptiert hätte. Die Sache wäre damit erledigt gewesen und er hätte sich wieder damit begnügen können, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Nur, weil er gesagt hatte, dass sie es vergessen sollte, war das ganze für ihn nicht plötzlich erledigt. Er konnte nun zwar aufhören, Nora wie eine Verbrecherin zu behandeln oder sauer auf sie zu sein, aber das bedeutete nicht, dass er auch mit sich selbst schon im Reinen war. Das war eigentlich die größere Herausforderung. Nora machte ihm das nicht leicht. Sie war nun auch zum Bett gekommen und fragte, ob sie sich hinsetzen durfte. Er machte eine vage Geste mit dem Kopf, die jedoch Zustimmung und keine Ablehnung ausdrückte.
Die Suppe auf dem Nachttischchen hatte er vergessen, doch es hatte sich auch nichts daran geändert, dass er keinen Hunger hatte und die Situation auch nicht dafür sorgte, dass daran sich in den nächsten Minuten etwas ändern würde. Als Nora die Schuhe auszog und auch die Beine auf das Bett hob, war klar, dass es für sie eine längere Unterredung werden würde. Deshalb rutschte er etwas weiter Richtung Wand zurück und zog das Kissen hinter sich, um sich anlehnen zu können. Angenehm war ihm die Sache nicht, doch er hatte keine Lust darauf, noch einmal von Nora angepflaumt zu werden oder dass sie es gleich wieder in den falschen Hals bekam, weshalb er sich darüber ausschwieg. Was er tat, war jedoch die Haori vor der Brust etwas weiter zusammenzuziehen, sodass da die Luft nicht mehr so drankam. Die Decken blieben, wo sie waren, da Nora sich darauf gesetzt hatte.
"Das sollte es nicht, du kennst mich kaum", erwiderte er währenddessen auf Noras Aussage hin, dass es ihr furchtbar wehtat, dass sie ihn enttäuscht hatte. Er sah sie dabei nicht an, auch wenn das Drapieren des Saumes seiner Kleidung eigentlich keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurft hätte. Sein Plan war gewesen, sich am gestrigen Morgen von Nora zu verabschieden, und damit wäre alles erledigt gewesen. Sie hätte es schnell vergessen können, er sowieso. Aber jetzt saßen sie beide hier und sie schien sich die Sache sehr viel mehr zu Herzen zu nehmen als gut für sie war. Er konnte von sich nicht unbedingt das Gegenteil behaupten, auch wenn er ja gerade herausgefunden hatte, dass es eine ziemliche Überreaktion gewesen war.
Bei ihrem Vorschlag, offener zueinander zu sein, sah er wieder zu ihr auf und musterte sie, ohne dass eine Emotion in seinen Augen verraten hätte, ob er das für eine gute oder eine schlechte Idee hielt bzw. Lust darauf hatte, zugewandter zu sein. Dass das nicht sein Ding war, wusste sie mittlerweile aber sicher. Da sie fortfuhr, fühlte er sich nicht dazu gezwungen, etwas Verbales zu erwidern.
Ob er großes Interesse daran hatte, mehr über Nora zu erfahren, wusste er gerade nicht. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich nicht weiter mit ihr zu befassen. Aber er hielt sie nicht auf und ließ sie reden, als sie erzählte, dass sie hier als Einzelkind aufgewachsen war. Und dass die Familie ihr sehr wichtig war. Womit sie eine gänzlich andere Ansicht vertrat als er. Er legte keinen Wert auf seine Familie - was natürlich daran lag, dass er nicht mit liebenden Eltern, sondern einem strengen Vater ohne Mitgefühl und viel Nähe aufgewachsen war, nachdem seine Mutter im frühen Kindesalter ihres Sohnes einfach abgehauen war. Das Prinzip von Familie war ihm bekannt und Nora war nicht die erste, die von einem intakten, guten Familienleben erzählte. Er neidete es ihr nicht. Aber es löste auch nichts anderes aus.
"Du hast keine Geschwister?", sagte er nach einem Moment, als sie verstummt war und vor sich auf die Decke starrte. Er hätte erwartet, dass sie mindestens einen Bruder hatte: "Dann ist Yorik nicht dein Bruder." Sie hatte ihn einmal kurz erwähnt und dann den Satz abgebrochen. Vermutlich, weil sie zu dem Zeitpunkt noch keine Informationen dieser Art mit ihm hatte teilen wollen. Vielleicht war er der Ex, den sie am Abend erwähnt hatte.
Seine Schulterlinie entspannte sich etwas und er blickte zum Fenster.
Die Suppe auf dem Nachttischchen hatte er vergessen, doch es hatte sich auch nichts daran geändert, dass er keinen Hunger hatte und die Situation auch nicht dafür sorgte, dass daran sich in den nächsten Minuten etwas ändern würde. Als Nora die Schuhe auszog und auch die Beine auf das Bett hob, war klar, dass es für sie eine längere Unterredung werden würde. Deshalb rutschte er etwas weiter Richtung Wand zurück und zog das Kissen hinter sich, um sich anlehnen zu können. Angenehm war ihm die Sache nicht, doch er hatte keine Lust darauf, noch einmal von Nora angepflaumt zu werden oder dass sie es gleich wieder in den falschen Hals bekam, weshalb er sich darüber ausschwieg. Was er tat, war jedoch die Haori vor der Brust etwas weiter zusammenzuziehen, sodass da die Luft nicht mehr so drankam. Die Decken blieben, wo sie waren, da Nora sich darauf gesetzt hatte.
"Das sollte es nicht, du kennst mich kaum", erwiderte er währenddessen auf Noras Aussage hin, dass es ihr furchtbar wehtat, dass sie ihn enttäuscht hatte. Er sah sie dabei nicht an, auch wenn das Drapieren des Saumes seiner Kleidung eigentlich keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurft hätte. Sein Plan war gewesen, sich am gestrigen Morgen von Nora zu verabschieden, und damit wäre alles erledigt gewesen. Sie hätte es schnell vergessen können, er sowieso. Aber jetzt saßen sie beide hier und sie schien sich die Sache sehr viel mehr zu Herzen zu nehmen als gut für sie war. Er konnte von sich nicht unbedingt das Gegenteil behaupten, auch wenn er ja gerade herausgefunden hatte, dass es eine ziemliche Überreaktion gewesen war.
Bei ihrem Vorschlag, offener zueinander zu sein, sah er wieder zu ihr auf und musterte sie, ohne dass eine Emotion in seinen Augen verraten hätte, ob er das für eine gute oder eine schlechte Idee hielt bzw. Lust darauf hatte, zugewandter zu sein. Dass das nicht sein Ding war, wusste sie mittlerweile aber sicher. Da sie fortfuhr, fühlte er sich nicht dazu gezwungen, etwas Verbales zu erwidern.
Ob er großes Interesse daran hatte, mehr über Nora zu erfahren, wusste er gerade nicht. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich nicht weiter mit ihr zu befassen. Aber er hielt sie nicht auf und ließ sie reden, als sie erzählte, dass sie hier als Einzelkind aufgewachsen war. Und dass die Familie ihr sehr wichtig war. Womit sie eine gänzlich andere Ansicht vertrat als er. Er legte keinen Wert auf seine Familie - was natürlich daran lag, dass er nicht mit liebenden Eltern, sondern einem strengen Vater ohne Mitgefühl und viel Nähe aufgewachsen war, nachdem seine Mutter im frühen Kindesalter ihres Sohnes einfach abgehauen war. Das Prinzip von Familie war ihm bekannt und Nora war nicht die erste, die von einem intakten, guten Familienleben erzählte. Er neidete es ihr nicht. Aber es löste auch nichts anderes aus.
"Du hast keine Geschwister?", sagte er nach einem Moment, als sie verstummt war und vor sich auf die Decke starrte. Er hätte erwartet, dass sie mindestens einen Bruder hatte: "Dann ist Yorik nicht dein Bruder." Sie hatte ihn einmal kurz erwähnt und dann den Satz abgebrochen. Vermutlich, weil sie zu dem Zeitpunkt noch keine Informationen dieser Art mit ihm hatte teilen wollen. Vielleicht war er der Ex, den sie am Abend erwähnt hatte.
Seine Schulterlinie entspannte sich etwas und er blickte zum Fenster.