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Das Zuhause von Familie Nawaka

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76Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 12:55 pm

Arrow

Arrow

Er sah wieder zu Nora auf und blickte sie schweigend an. Er hätte es besser gefunden, wenn sie seine Aussage einfach akzeptiert hätte. Die Sache wäre damit erledigt gewesen und er hätte sich wieder damit begnügen können, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Nur, weil er gesagt hatte, dass sie es vergessen sollte, war das ganze für ihn nicht plötzlich erledigt. Er konnte nun zwar aufhören, Nora wie eine Verbrecherin zu behandeln oder sauer auf sie zu sein, aber das bedeutete nicht, dass er auch mit sich selbst schon im Reinen war. Das war eigentlich die größere Herausforderung. Nora machte ihm das nicht leicht. Sie war nun auch zum Bett gekommen und fragte, ob sie sich hinsetzen durfte. Er machte eine vage Geste mit dem Kopf, die jedoch Zustimmung und keine Ablehnung ausdrückte.
Die Suppe auf dem Nachttischchen hatte er vergessen, doch es hatte sich auch nichts daran geändert, dass er keinen Hunger hatte und die Situation auch nicht dafür sorgte, dass daran sich in den nächsten Minuten etwas ändern würde. Als Nora die Schuhe auszog und auch die Beine auf das Bett hob, war klar, dass es für sie eine längere Unterredung werden würde. Deshalb rutschte er etwas weiter Richtung Wand zurück und zog das Kissen hinter sich, um sich anlehnen zu können. Angenehm war ihm die Sache nicht, doch er hatte keine Lust darauf, noch einmal von Nora angepflaumt zu werden oder dass sie es gleich wieder in den falschen Hals bekam, weshalb er sich darüber ausschwieg. Was er tat, war jedoch die Haori vor der Brust etwas weiter zusammenzuziehen, sodass da die Luft nicht mehr so drankam. Die Decken blieben, wo sie waren, da Nora sich darauf gesetzt hatte.
"Das sollte es nicht, du kennst mich kaum", erwiderte er währenddessen auf Noras Aussage hin, dass es ihr furchtbar wehtat, dass sie ihn enttäuscht hatte. Er sah sie dabei nicht an, auch wenn das Drapieren des Saumes seiner Kleidung eigentlich keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurft hätte. Sein Plan war gewesen, sich am gestrigen Morgen von Nora zu verabschieden, und damit wäre alles erledigt gewesen. Sie hätte es schnell vergessen können, er sowieso. Aber jetzt saßen sie beide hier und sie schien sich die Sache sehr viel mehr zu Herzen zu nehmen als gut für sie war. Er konnte von sich nicht unbedingt das Gegenteil behaupten, auch wenn er ja gerade herausgefunden hatte, dass es eine ziemliche Überreaktion gewesen war.
Bei ihrem Vorschlag, offener zueinander zu sein, sah er wieder zu ihr auf und musterte sie, ohne dass eine Emotion in seinen Augen verraten hätte, ob er das für eine gute oder eine schlechte Idee hielt bzw. Lust darauf hatte, zugewandter zu sein. Dass das nicht sein Ding war, wusste sie mittlerweile aber sicher. Da sie fortfuhr, fühlte er sich nicht dazu gezwungen, etwas Verbales zu erwidern.
Ob er großes Interesse daran hatte, mehr über Nora zu erfahren, wusste er gerade nicht. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich nicht weiter mit ihr zu befassen. Aber er hielt sie nicht auf und ließ sie reden, als sie erzählte, dass sie hier als Einzelkind aufgewachsen war. Und dass die Familie ihr sehr wichtig war. Womit sie eine gänzlich andere Ansicht vertrat als er. Er legte keinen Wert auf seine Familie - was natürlich daran lag, dass er nicht mit liebenden Eltern, sondern einem strengen Vater ohne Mitgefühl und viel Nähe aufgewachsen war, nachdem seine Mutter im frühen Kindesalter ihres Sohnes einfach abgehauen war. Das Prinzip von Familie war ihm bekannt und Nora war nicht die erste, die von einem intakten, guten Familienleben erzählte. Er neidete es ihr nicht. Aber es löste auch nichts anderes aus.
"Du hast keine Geschwister?", sagte er nach einem Moment, als sie verstummt war und vor sich auf die Decke starrte. Er hätte erwartet, dass sie mindestens einen Bruder hatte: "Dann ist Yorik nicht dein Bruder." Sie hatte ihn einmal kurz erwähnt und dann den Satz abgebrochen. Vermutlich, weil sie zu dem Zeitpunkt noch keine Informationen dieser Art mit ihm hatte teilen wollen. Vielleicht war er der Ex, den sie am Abend erwähnt hatte.
Seine Schulterlinie entspannte sich etwas und er blickte zum Fenster.



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77Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 7:16 pm

Nora

Nora

Auch Arrow machte es sich etwas gemütlicher auf dem Bett und rutschte bis zur Wand um sich anzulehnen. Oder wollte er einfach von mir wegrutschen? Bewahrte er die beliebte Distanz zu mir?
"Du kennst mich kaum..."
Ja und um genau dieses Thema ging es doch gerade. Warum mich diese Aussage nun wieder ein Stück weit verletzte? "Womöglich, weil es so war." So lag es an mir, das zu ändern oder es zu akzeptieren, dass wir demnächst getrennte Wege gehen würden. Ich wagte den Schritt in eine Richtung, lief Gefahr geradeaus in eine Schlucht zu stürzen, sofern sich Arrow gegen diese Weise entschied und mich zurückwies. Ich offenbarte ihm ein Stückchen meines Seins und konnte mir erwartungsvoll nicht ausmalen, was hinter der schwarzen Matte vor sich ging. Seine Mimik verriet mir nichts und seine Lippen blieben verschlossen. Er ließ mich gewähren - war das etwas Gutes? Oder hielt er mir nur gerade das Messer an die Kehle und wartete, bis ich fertig war? Ich erkannte es nicht und verstummte etwas verunsichert.
Meine Ohren zuckten, als er das Wort erhob und zu mir sprach. "Y-Yorik?", wiederholte ich und konnte spüren, wie sich sämtliche Farbe aus meinem Gesicht verabschiedete. Mit großen Augen stierte ich an die Decke. "N-nein, nein.", versuchte ich etwas stockend zu erklären und krallte mich in die oberste Deckenlage, ehe ich hoch in sein Gesicht sah. Glücklicherweise starrte der Schwarzhaarige jedoch zum Fenster und nicht direkt zu mir. "Nein, nein. Yorik ist nicht... mein Bruder. Nein."
"Wat, warum verneinst du das so oft?!?!?"
"Meine Mutter, Freyja und mein Vater, Jori wohnen hier... und ich... naja.. ich wohne eben auch... hier... in einem extra Zimmer..." Nun kam ich mir merkwürdig vor, dies einem Fremden derartig zu erklären und mich zu offenbaren. Dabei hatte ich bewusst nicht erklärt, wer Yorik war - er hatte ja auch nicht gefragt! "Dann brauch ich das auch nicht zu erklären." Mit meinen Handflächen rieb ich über meine Wangen.
"Ha-hast du etwa Geschwister?", warf ich die Frage zurück und blickte ihn mit frischer Farbe im Gesicht an. Ob er auf den Zug des Kennenlernens aufsteigen würde oder sich in seiner Verschwiegenheit übte? "Erwarte dir nicht zu viel, Nora.", mahnte ich mich selbst und wappnete mich bereits auf einen Angriff, dass mich das bestimmt nichts zu interessieren hat. Es wirkte nicht so, als ob er diesen familiären Zusammenhalt schätzte und seine Verschlossenheit war äußerst ausgeprägt.

78Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 7:37 pm

Arrow

Arrow

Als Nora so stammelnd reagierte und sie auch danach vielleicht ein wenig ... hastig oder verunsichert wirkte, glitt sein Blick zu ihr zurück. Sie war ein wenig blass geworden nd verneinte gleich sechsmal, dass Yorik auch wirklich nicht ihr Bruder war. Warum auch immer sie das so genau nahm. Möglicherweise, weil diese Vorstellung ja auch tatsächlich ziemlich absurd wäre, wenn es sich dabei um ihren Ex-Partner handelte. Nun, auch wenn Erblassen eine seltsam heftige Reaktion war und sie nicht klarstellte, um wen es sich bei dieser Person denn nun eigentlich handelte. Genau wie er nicht von sich aus erklärt hatte, was mit Brianna denn war. Er hakte aus demselben Grund nicht weiter nach, auch wenn er sie etwas zweifelnd anblickte und eine schmale Falte sich auf seiner Stirn gebildet hatte, die man wenn schon nicht unter dem Haarschopf zumindest an den Augenbrauen erahnen konnte.
Es war nicht weiter seltsam, dass Nora das Haus mit ihren Eltern teilte. Wenn man eine Familie hatte, war es eher üblich, bei ihnen zu leben, als sich ohne Ehepartner und Kinder um ein eigenes Haus zu bemühen und sich dort eine Existenz aufzubauen. Zumindest hatte Arrow dieses Gefühl. Ihm war natürlich nichts anderes übrig geblieben, als sich alleine eine Wohnung zu suchen. Nichts in der Welt würde ihn zurück nach Kjubika und zu seinem Vater bringen.
Ein wenig abgelenkt durch das Gespräch, entspannte er sich langsam wieder mehr, auch wenn das nicht bedeutete, dass seine Laune gut oder er plötzlich sehr gesprächig wurde. Wenigstens hielt es ihn vom Nachdenken ab, also vielleicht war es nicht so schlimm, dass Nora es sich auf dem Bett gemütlich gemacht hatte. "Nein", antwortete er auf ihre Frage, blinzelte und schob hinterher: "Keine, von denen ich weiß." Gut möglich, dass er Halbgeschwister auf der mütterlichen Seite hatte. Er war nicht sicher, ob ihn das verwundert hätte. Er stützte sich mit der einen Hand ab und streckte sich nach der Wasserflasche, die er bisher nicht noch einmal geleert hatte, nachdem Brianna sie wieder aufgefüllt hatte. Dabei fiel sein Blick auf die Suppe und seine Bewegungen wurden kurz langsamer. Er sagte aber nichts dazu und setzte sich wieder richtig auf, um etwas zu trinken. Natürlich war er auch nicht plötzlich zu jemandem geworden, der sich Mühe dabei gab, eine Unterhaltung am Laufen zu halten. In diesem Fall blieb er nicht einmal aus purer Absicht still.



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79Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 8:06 pm

Nora

Nora

Hätte er gerne gewusst, was es mit Yorik auf sich hatte?
Innerlich musste ich schmunzeln - da er sich zurückzuhalten schien und keine weiteren Fragen diesbezüglich stellte. Natürlich hätte ich ihm eine ehrliche, offene Antwort darauf geben können. Doch dafür war schlichtweg eine Fragestellung notwendig.
Auf meine Erzählung hin, dass ich hier nur mit meinen Eltern lebte, reagierte er... gar nicht. Ich konnte aus seiner Mimik heraus nicht erkennen, ob es ihn nun interessierte, ihn langweilte oder er sogar eine Wut aufgrund der Gesprächsentwicklung entstand. Sein ruhendes Gesicht, das wie eh und je keine Zuckungen erlaubte, war mir jedoch nicht abgewendet, als ich zu Ende geredet hatte und ihn mit einer Fragestellung konfrontierte. Ohne zu zögern erklärte er mir geradlinig, dass er keine Geschwister hatte. "Da haben wir wohl was gemeinsam.", überlegte ich und konnte ein sachtes Schmunzeln nicht verkneifen. Dass er dies missinterpretieren konnte, sei dahingestellt. Ich konnte es ohnehin nicht so schnell abstellen. Mit einem "Verstehe." wollte ich dieses Thema jedoch beenden und beobachtete, wie er sich die Trinkflasche schnappte um daraus zu trinken.
Da kam mir etwas in den Sinn: die Suppe.
"Huch!", erschrak ich doch, "Die Suppe, die ist bestimmt schon kalt!" Ich wechselte von der Schüssel zu Arrow hin und her. "Soll ich sie dir nochmals warm machen? Brauchst du noch etwas Wasser? Oder möchtest du etwas anderes? Wir haben noch Engergiekräuter hier, die hilfreich sein könnten.", überrumpelte ich ihn aufgewühlt und spannte meinen gesamten Körper an, als ich ihn besorgt anschaute und naiverweise erst jetzt bemerkte, dass ich ihn hätte essen lassen wollen. "Oh! Oder Energiekugeln! Die könnten dir auch helfen, vorallem sind die auch super lecker.", grübelte ich mit dem Zeigefinger auf die Kinn tippend. Ich war erleichtert, dass dieses Missverständnis für einen Moment aus der Welt geschaffen wurde und wir wenigstens wieder miteinander reden konnten, ohne uns an die Gurgel gehen zu wollen.
Vieles war geschehen zwischen uns und nichts konnte ich rückgängig machen. Dahingehend war es eine gute Wahl, einfach weiterzumachen.

80Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 8:25 pm

Arrow

Arrow

Nein, eigentlich wollte er gar nicht so genau wissen, wer Yorik war. Er sah keinen Grund dazu, weiter nachzubohren, denn zum einen hatte Nora gesagt, dass sie mit ihrem Partner nicht mehr zusammen war, sodass davon auszugehen war, dass sie auch keinen neuen hatte - sie hätte es wohl bei dem Gespräch vorgestern sonst hinzugefügt. Und zum anderen war sie diejenige, die angefangen hatte, über ihre Familie zu erzählen. Wenn sie es ihm hätte sagen wollen, hätte sie es jederzeit tun können. Nur ihre Reaktion war eben ... seltsam.
Ihre Darstellung der Wohnverhältnisse stellte er aus denselben Gründen nicht infrage. Vielleicht auch, weil jede weitere Frage, die ihm dazu eingefallen wäre, von Natur aus privat war und er einfach nicht gut darin war, solche Gespräche zu führen. Außerdem käme er sich komisch vor, Nora über ihre Familie und sie selbst auszuquetschen, selbst wenn sie vorgeschlagen hatte, einander näher kennenzulernen. Das war so etwas, das, wenn überhaupt, eben nebenbei passierte. Jedenfalls ... bei ihm. Ein intensives Gespräch über die Familie, Zukunftspläne, Interessen und so weiter zu führen, das... -
Wegen ihrem Schmunzeln neigte er leicht den Kopf zur Seite, interpretierte es jedoch nicht weiter und öffnete einen Moment später die Flasche, um noch etwas zu trinken. Das kalte Wasser war immer noch nicht so angenehm für das Wärmeempfinden, aber die Kühle tat gleichzeitig auch gut. Nora nahm die Handlung wie eigentlich schon zu erwarten gewesen war als Anlass, ihm Nahrung anzudrehen, weil auch ihr die Suppe wieder aufgefallen sein musste. Er setzte die Flasche ab.
"Nein, ich will nichts", sagte er. "Ich habe keinen Hunger. Etwas ... Warmes zu trinken wäre später vielleicht gut." Dann leerte er die Flasche und stellte sie wieder ab, dabei den leichten Schauer unterdrückend, der ihm über den Nacken und den Rücken lief. Er fror nicht mehr so sehr wie anfangs, aber dass ihm immer noch nicht richtig warm wurde, war schon ein bisschen lästig und sorgte nicht unbedingt für besseres Wohlbefinden. Arrow schob die Hände unter die Decken. "Du musst dich jetzt nicht darum kümmern. Ich melde mich schon, wenn ich was brauche."



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81Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 9:47 pm

Nora

Nora

Nun, meine Familienverhältnisse waren nun verständlich und in unserem Kennenlernenspiel hatte ich wohl die Würfel in der Hand. Sie einfach Arrow zu übergeben, war wohl nicht mit drin. Er interessierte sich weder um mich, noch wollte er mir irgendwelche Informationen geben. "Was für ein Reinfall.", dachte ich mir nur und seufzte innerlich - als hätte ich jedoch was anderes erwartet! Schon vor dieser misslichen Lage war er nicht sonderlich gesprächig gewesen. Dahingehend konnte ich schließen, dass es nicht unbedingt aufgrund des Vertrauensbruchs lag, dass es ihn derart wenig interessierte. "Wir sind halt Fremde.", redete ich mir ein. Es war ein schwieriges Unterfangen. "Wir bleiben auch Fremde.", versuchte ich in die Zukunft zu blicken, wenn auch etwas pessimistisch. Vielleicht war es aber auch besser so - wer wusste schon, was für Gefahren hinter der Fassade steckte. Doch sollte wirklich ein Risiko hinter der Bekanntschaft stehen, steckte ich doch bereits mittendrin.
Schlussendlich verneinte er mein Angebot und erklärte mir, dass er keinen Hunger habe. Das verstand ich, denn auch ich hatte nach diesem ausgiebigen Frühstück und einem Apfel als Zwischenmahlzeit keinerlei Hungergefühl in mir. "Oh, ja okay.", erwiderte ich abrupt, als er nach etwas Warmen zu trinken fragte. Schon startete ich in meinem Kopf die Suche nach bestimmten Kräutern, die ich zusammenklauben würde um erneut einen wohltuenden Tee aufzusetzen. Ich könnte ihm auch etwas Hopfen unterjubeln mit der Hoffnung, er behielt seine Ruhe und konnte dadurch erneut in den Schlaf fallen um Energie zu tanken. Bestimmt keine schlechte Idee - oder? Der getrocknete Rotgampf für den Kreislauf und womöglich noch ...
Ich blickte auf, als er erneut das Wort erhob und ich in meinen Gedanken bereits einiges auf die Liste gestellt hatte. Etwas irritiert, da er mich aus dem Gedankengang gerissen hatte, starrte ich in seine braunen Augen. "Oh? Okay."
Es wurde still in unserem Raum.
Wollte er etwa noch etwas loswerden, dass ich mich nicht sofort um den Tee kümmern sollte? Nun wurde es schon etwas unangenehm hier im Raum und ich nahm meine eigene Hände in die Hand. "Ist gut, ich kann dir dann auch etwas Hopfen zum Schlafen geben, wenn dir das hilft.", erklärte ich nach einer ziemlich langen Pause.
Ein Poltern war zu vernehmen, so zuckte ich etwas zusammen. Womöglich meine Mutter in der Küche - es war nicht zu überhören, von wem ich meine Tollpatschigkeit hatte. Es war nicht immer ungefährlich, wenn wir beide mit Messern hantierten und mit schweren Ölgläsern hantierten um Hilfsmittel herzustellen. Aber hatten wir stets einen Spaß zusammen.
Erneut trat Stille ein und ich rieb mir den Nacken, als würde er schmerzen. Dies war jedoch nicht der Fall, ich war mir nur unsicher, was ich hätte sagen sollen. "Oookay, sag sonst einfach Bescheid, wir haben ... so ziemlich alles hier, das dir helfen könnte." "So ein Prinz.", erkannte ich erneut. Doch warum sollte ich ihm nicht helfen, wenn ich es doch konnte?

82Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Do März 31, 2022 10:39 pm

Arrow

Arrow

Das Stirnrunzeln war nun vermutlich doch recht deutlich zu sehen, weil Nora ihre Gedanken für seine Aussage zu unterbrechen schien und vor ihrem nächsten Okay ein wenig fragend klang. "...später", wiederholte er etwas leiser, weil er sich nicht sicher war, ob sie seine Worte erst so verstanden hatte, dass er sofort etwas Warmes zu trinken haben wollte. Dem war nicht so. Er hatte jetzt etwas getrunken und brauchte nichts. Und auch, wenn er danach gesagt hatte, dass er sich melden würde, wenn er etwas haben wollte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er das nicht sofort tun würde. Man konnte ihm gerne nachsagen, dass er unhöflich war und nicht viel darauf gab, sich mit anderen Leuten gutzustellen, doch er bemühte sich durchaus, anderen nicht zur Last zu fallen oder sie herumzuscheuchen, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Sicher auch, weil er stolz war und es nicht mochte, Hilfe in Anspruch zu nehmen oder gar auf sie angewiesen zu sein. Hauptsächlich jedoch, weil er genügsam war und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
Auch, wenn er nicht begeistert darüber war oder gewesen war, ausgerechnet im Haus von Noras Familie wieder zu sich zu kommen und von ihnen gepflegt zu werden, war er trotzdem dankbar, dass sie Brianna und ihn beherbergt hatten bzw. es noch taten, ihn hier schlafen ließen und ihm Nahrung und Flüssigkeit gaben. Er hatte auch nicht vor, es ihnen nicht zu vergelten oder es für selbstverständlich zu nehmen. Oder ihre Gastfreundschaft kostenlos einzufordern, weil Nora Schuld an dem ganzen Scheiß trug.
Es blieb einen Moment lang still zwischen ihnen, wobei er den Blick wieder auf sie richtete und sie ansah. Vielleicht, weil er damit rechnete, dass sie weiterplapperte und etwas erzählte. Doch es schien so, als hätten seine Worte ihr den Wind aus den Segeln genommen, oder vielleicht hatte er es auch mal wieder ohne Absicht geschafft, das Gespräch erlahmen zu lassen. Er war sich nicht sicher. Aber schön war es irgendwie trotzdem nicht.
Eine gewöhnliche Reaktion seinerseits wäre wohl gewesen, sie darauf hinzuweisen, dass sie ihn nicht bespaßen oder sich dazu zwingen musste, sich mit ihm zu beschäftigen, doch aktuell hatte er das Gefühl, dass das nicht gut ankäme. Ebenso: Gewöhnlich etwas, das ihm egal war. Er legte keinen Wert darauf, dass andere Leute seine Worte richtig verstanden. Aber wie Nora ihn am Morgen angefaucht hatte, das war nicht angenehm gewesen und es hing ihm nach. Außerdem war es ja auch gar nicht so, als wollte er sie nun sofort wieder loswerden. Er hatte sich mit ihrem Fehlverhalten arrangiert und es war ziemlich langweilig, den ganzen Tag nur herumzuliegen. Und jetzt, wo sie schon einen Moment hier war, fühlte es sich auch nicht mehr unangenehm an.
Nora kam ihm mit ihren Worten zuvor, sodass er mit einem Blinzeln den Blick senkte. "Heute Abend vielleicht, ja. Ich werde wahrscheinlich nicht gut schlafen, weil ich den ganzen Tag im Bett verbringe." Was natürlich kein Vorwurf an niemanden war. Es ging nicht anders. Ausruhen und Schlafen war das einzige, das aktuell ging.
Auch er fuhr leicht zusammen, als ein Poltern aus der Küche zu hören war, warf einen Blick zur Tür und richtete ihn dann wieder auf Nora, als diese erneut die Stimme hob. Er erwiderte diesmal aus einem anderen Grund nicht sofort etwas, sondern betrachtete sie nur. Ihm war aufgefallen, dass sie selbst gar nicht so gut aussah. Also, nicht im Allgemeinen betrachtet natürlich, sie hatte ein hübsches Gesicht; sie wirkte müde und ihren Augen und der Haut darunter war anzusehen, dass sie nicht gut oder nicht lange geschlafen hatte oder beides. Es war mitten in der Nacht gewesen, als sie ihm das Amulett gegeben hatte und er wachgeworden war. Davor war sie vermutlich die ganze Zeit unterwegs gewesen... Und so, wie er sie mittlerweile ... ja, doch, kannte, hatte sie ihre Gedanken hin und her gewälzt, was ... das hier anbelangte. Es hatte sie offensichtlich mitgenommen, sie hatte es ja auch selbst gesagt. Dass ... es ihr furchtbar wehtat.
Arrow atmete noch einmal etwas tiefer ein und seine Körperhaltung entspannte sich ganz, wobei auch der harte Ausdruck in den Augen etwas weiter zurückging. "Möchtest du ... lieber gehen? Dich vielleicht ausruhen?", fragte er langsam, ehe er den Blick von ihren Augen löste und er mehr auf Höhe von Kinn und Hals hängen blieb. "Oder ... willst du mir weiter von dir erzählen?"



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83Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 4:20 pm

Nora

Nora

Später.
Das hatte er verdeutlicht, so hielt ich inne und blieb auf dem Bett sitzen. Doch Arrow erklärte mir, dass er wohl gerne am Abend etwas Gutes für einen erholsamen Schlaf gebrauchen könnte. Er hatte Recht - bestimmt schlief er in der kommenden Nacht nicht gut, weil er den ganzen Tag nur im Bett lag oder saß. Das beeinflusste nicht nur das Gemüt, sondern auch den Köper, der unheimlich schnell abbaute.
Auch der Schwarzhaarige schien sich etwas über das Poltern erschrocken zu haben. "Gewöhn dich lieber daran, wenn meine Mutter nicht lärmt, dann bin ich diejenige.", dachte ich mir nur und wünschte mir sehnlichst eine eigene Bude. Da wäre derartiges in diesem Moment der Stille nicht passiert. Jedoch tat sich nichts an der Situation. Immer noch saßen wir auf dem Bett und der Streit schien geschlichtet zu sein - wohl noch länger nicht gänzlich aus der Welt, jedoch besser als zuvor.
Als mir auffiel, wie sein Blick an mir haftete, blickte ich etwas verunsichert zur Seite. Erst als er tief durchatmete, schielte ich zu ihm und blickte ihm in die Augen, nachdem er seine Stimme erhob. "Gehen? Jetzt?" Ich schob die Augenbrauen zusammen, wollte er jetzt wirklich, dass ich verschwand? Glücklicherweise ließ ich ihn weiter reden, sodass er erklären konnte, dass er nicht desinteressiert war an weiteren Erzählungen.
"Oh. Eh.", stammelte ich zurückhaltend und erneut wich ich dem Augenkontakt aus und zupfte an meinen Haaren, die ich über die Schulter legte. "Von... von mir erzählen?", wiederholte ich und blickte schlussendlich doch wieder in seine braunen Augen. "Ich... ich bin nicht wirklich ... interessant, sodass ich.. hm.. große Geschichten erzählen könnte." ,grübelte ich weiterhin an den Haaren zupfend und schaute an dem jungen Mann vor mir herab. Meines Erachtens wirkte er bemerkenswerter als ich und könnte bestimmt einiges erzählen, was meine Neugier erwecken würde. "Gibt es... denn... mmh... irgendetwas, dass du noch wissen möchtest ... über mich?" Die Lautstärke verringerte sich bei der zunehmenden Länge des Fragesatzes, während meine Glubscher dem Augenkontakt standzuhalten versuchten. Jedoch war ich schlichtweg nicht gut darin, jemandem direkt in die Augen zu blicken, wenn ich mir etwas unsicher dabei war, was mein Gegenüber gerade dachte. Und bei Arrow kam das verdammt oft vor.
"O-oder möchtest du etwas aufstehen? Und dich hier ein bisschen umsehen?", bat ich ihm bewusst an und wollte ihm alle Möglichkeiten offen halten. Während er mich fragte, was ich tun wollte, warf ich das Angebot zurück und wollte ihm ermöglichen, das zu tun, worauf er Lust hatte.

84Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 7:17 pm

Arrow

Arrow

Wie gut, dass seine zweite Frage noch hinterher kam - sie wäre sowieso noch ausgesprochen worden und nicht nur, weil er gesehen hatte, wie Nora die Brauen zusammenschob. Gut, dass er nicht mit der Formulierung um die Ecke gekommen war, dass sie ihn nicht bei Laune halten müsste, sondern es in eine Frage verpackt hatte. Und ihr einen zweiten Vorschlag machte. Nur dass sie plötzlich behauptete, nicht besonders interessant zu sein. Er hob leicht die Schultern und sah wieder richtig in ihr Gesicht.
"Es war dein Vorschlag und du hast angefangen, von deiner Familie zu erzählen", erinnerte er sie, weshalb es ihn verwunderte, dass sie nun so wirkte, als hätte sie keine Ideen mehr, was sie über sich selbst sagen könnte. Aber er wäre der Letzte, der sie dazu zwingen würde, über sich zu erzählen oder sich irgendwelche Geschiten aus der Nase zu ziehen. Er hatte ja eben schon darüber nachgedacht, dass es seltsam war, einander gegenüberzusitzen und sich auszufragen. Wie bei einem Jobgespräch. Oder einem zu gezwungenen Kennenlerngespräch zwischen einer ledigen Frau und einem ledigen Mann. Diese Atmosphäre wollte er aktuell ... wirklich nicht haben.
Natürlich hatte er sich dementsprechend aber auch nicht wirklich Gedanken darum gemacht, was er über Nora wissen wollte. Wieder hob er leicht die Schultern, irgnorierend, dass sie beim Fragen leiser geworden war und offenbar nicht gerne den Augenkontakt hielt. Sein Blick ging für einen kurzen Moment an ihr vorbei. "Wie alt du bist, zum Beispiel.", aber dann fiel ihm doch etwas ein. Eine Frage, deren Antwort sie hinausgeschoben hatte, weil sie sie nicht mitten in Cern-Yon hatte beantworten wollen. "Und warum du nicht reist, wenn du es eigentlich gerne tun willst." Wenigstens eine etwas kreativere Frage als ihr Alter. Er hatte eine Vermutung, was ihre Antwort anbelangte.
"Mir ist schwindelig, wenn ich mich bewege. Ich glaube, Aufstehen ist keine gute Idee." Vielleicht war es später am Tag ja noch etwas besser damit. Arrow wäre wirklich lieber nach draußen gegangen, statt die ganze Zeit hier zu sitzen oder zu liegen. Aber dann war ihm ja auch immer noch nicht wirklich warm und er müsste sich nicht nur eine Schicht drüberlegen, sondern auch die Hose wechseln und mal wieder was Richtiges unter die Haori anziehen. Der Gedanke an ein heißes Bad zum Aufwärmen war gar nicht verkehrt. Dann wiederum wohl keine gute Idee, solange sein Blutdruck irgendwo an der untersten Grenze des Möglichen herumhing.



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85Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 8:30 pm

Nora

Nora

Und da lenkte er die Aufmerksamkeit völlig auf mich!
Irgendwie war mir das nun etwas unangenehm, wie er mir den Ball passte und ich ihn nur schwankend auffangen konnte. "Uff. Ich wusste nicht, dass ein Kennenlernen so schwierig werden könnte.", dachte ich mir nur. Warum jedoch war es mir nun unangenehm von mir zu erzählen? Eigentlich war ich eine äußerst offene Person und hatte damit keine Schwierigkeiten und dennoch war vor Arrow alles anders.
"J-Ja, hab ich... Aber... ich weiß auch nicht...", versuchte ich zu erklären und zuckte etwas verloren mit den Schultern. Was hätte er auch hören wollen? Ich lebte hier im Wald und genoss es in guter Gesellschaft. Das Spannendste, was mir wiederfahren war, war die Begegnung mit Vahn und Arrow, welche merkwürdigerweise auch irgendwie miteinander zusammenhingen. Ich seufzte. Womöglich würde ich einfach zu gerne was von ihm erfahren und daher war es mir unangenehm immer nur von mir zu plappern. Er hatte sich schon früh in mein engstes Territorium hervorgearbeitet - schließlich haben wir uns bereits ein Bett geteilt und nun lag er in unserem Gästebett. Er hatte mich nicht nur einmal austicken gesehen, was mir ebenso unangenehm war, wie die Überlegung, was ich ihm hätte interessantes erzählen können.
Ich blickte hoch in sein Gesicht, während meine Finger an meinen Haaren herumwuselten, als er nach meinem Alter fragte. Huch, das fand ich das wohl Uninteressanteste überhaupt. Dass er sich dafür interessierte? Ich hob mittlerweile nur mehr die linke Augenbraue und schaute ihn groß an, schweifte dann mit den Augen weiter nach unten zu seinen Händen, als er nach meinen nicht vorhandenen Reiseplänen fragte.
Ich grübelte. Das war schon eine sehr intensive Frage, die mich selber schon lange beschäftigte. Er erinnerte sich also an die Sachen, die ich ihm bereits zuvor erzählt hatte. Nicht nur Yorik, sondern auch das Reisen war nur kurz zur Sprache gekommen.
So in Gedanken versunken nahm ich nur nebensächlich wahr, wie er das Angebot aufzustehen und herumzuwandern ablehnte. Womöglich war das auch besser so, sodass sich sein Körper gut ausruhen konnte.
"Ich bin 24 Jahre alt.", erklärte ich immer noch mit dem Blick auf seine Hände gerichtet, während ich meine eigenen auf meine Oberschenkel legte. Das war die einfachere Antwort auf seine Interessen, weshalb ich vorerst damit begann, ehe ich mir eine kurze Überlegungspause gönnte.
"Hm.", schnaubte ich kurz und glarrte immer noch vor mich hin. "Das ist eine gute Frage", bestätigte ich, ehe ich fortfuhr, nachdem ich die Starre löste und nach mehrmaligem Blinzeln hoch in sein Gesicht blickte. "Ich gibt ziemlich viele Faktoren, die mich aufhalten. Auch wenn ich einen Stein auf dem Weg weggeräumt habe, ist es nicht so einfach. Womöglich ist die Furcht die größte Hürde.", stellte ich fest. Auf Yorik musste ich ja nun nicht mehr achten, dahingehend habe ich mir oft vorgenommen, endlich die unterschiedlichsten Orte aufzusuchen und zu erkunden. Doch jedes Mal, wenn ich mich in eine Planung stürzte und aufbrechen wollte, hielt mich etwas zurück wie Fesseln an den Armen und Beinen, die mir jemand aufbrechen musste. Dass meine Eltern nicht diejenigen sein werden, die sie lösten, stand außer Frage. Nicht, weil sie mir es nicht wünschten, jedoch begrüßten sie diesen Wunsch nicht besonders, da sie mich als einzige Tochter ungern alleine ziehen lassen wollten. Schlussendlich konnten sie ohnehin nichts dagegen tun und würden mich unterstützen. Und dennoch zog es mich stets zurück.
"Hast du denn nie Angst, wenn du so umherstreifst so ganz ohne Anker oder sicheren Hafen?" Ob er mich verstehen nach dieser Fragestellung verstehen würde? Bestimmt hatte er nie Angst. Nie - absolut nie. Nicht einmal bei Tarik hatte ich das Gefühl, dass er je an sich oder seiner Zukunft zweifelte. "Selbstbewusst und... eigen eben.", grübelte ich und hielt dem Augenkontakt stand.

86Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 9:03 pm

Arrow

Arrow

Arrow nagelte sie nicht weiter auf seine Aussage fest, als sie etwas ratlos darauf reagierte und sich weiter an ihren Haaren herumzupfte, die sie sich nach vorn vor die Schulter gezogen hatte. Sie waren ziemlich lang.
Vielleicht hätte er eben anders auf ihre Frage reagieren sollen oder irgendetwas kommentieren sollen, dann wäre die Unterhaltung vielleicht gar nicht erst ins Stocken gekommen und es wäre ihr leichter gefallen, weiter zu erzählen. Und er müsste sich keine Fragen überlegen. Zugegeben - die Frage nach ihrem Alter war nicht besonders originell, die Antwort interessierte ihn aber doch. Er konnte ihr Alter nicht einschätzen; sie wirkte manchmal sehr jung oder vielmehr unerfahren. Dann wiederum konnte sie auch sehr ernst werden und sie hatte genau gewusst, was sie tat, als sie seinen Arm wieder eingekugelt hatte. Für sie schien das Alter weniger eine Rolle zu spielen. Andererseits war es manchmal müßig, jemandes Alter zu vermuten, denn wenn man keinen Mensch vor sich hatte, konnte die Person gut und gerne hundert Jahre alt sein und wie 20 aussehen. Gut möglich, dass sie deshalb gefragt hatte, ob Brianna seine Frau gewesen war. Sie gab die Frage auch nicht zurück, nachdem sie sie beantwortet hatte. Und er wusste immer noch nicht so recht, ob er sie auf 24 wirklich geschätzt hätte. Nun, wenigstens auf erwachsen.
Ein wenig wunderte es ihn, dass sie es einfach im Raum stehen ließ, dass er nicht aufstehen wollte. Sicher nicht verkehrt, dass sie nicht gleich wieder nach seinem Befinden fragte oder vorschlug, etwas gegen den Schwindel zu holen. Es wäre auf dasselbe hinausgelaufen wie der Vorschlag nach Essen.
Auch wenn seine zweite Frage wohl besser gewesen war als die erste - die Antwort darauf fiel znächst nicht sehr lang aus. Er musterte sie etwas abschätzig, nicht auf negative Weise, nur aufmerksam, und neigte kaummerklich den Kopf zur Seite. Den einen Deckensaum hatte er etwas weiter über den Schoß gebreitet und die Hände wieder darauf abgelegt, und sie rührten sich auch nicht, als Noras Blick sich wieder auf sie senkte. Er bewertete ihre Aussage auch nicht; Angst zu haben, war etwas Verständliches, was dieses Thema anging. Es gab diverse Gründe, weshalb ihre Angst berechtigt wäre. Je nachdem, wieso sie Angst hatte... Allein zu reisen war nicht ungefährlich. Shiba konnte sie wohl nicht überall hin mitnehmen. Etwas zurückzulassen, war auch nicht leicht. Und dann war da die Tatsache, dass es stets ins Ungewisse ging.
Er fragte nicht sofort weiter nach, welche Angst genau sie an der Verwirklichung hinderte. Unter anderem, weil das etwas sehr Privates war und sie es lieber von sich aus sagen sollte. Er war wohl nicht die passende Person, der man seine Ängste anvertrauen wollte, von daher war es nicht an ihm, danach zu fragen.
"Wer sagt dir, dass ich keinen sicheren Ort habe, an den ich zurückkehre?", erwiderte er und hob eine Augenbraue. "Mein Beruf zwingt mich, viel unterwegs zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich kein Zuhause habe. Aber Angst hab ich keine, nein." Er blinzelte und zögerte kurz oder überlegte vielmehr, wie genau es noch etwas hinzuzufügen gab. Dann ergänzte er: "Ich habe aber auch nicht viel zu verlieren und keine Familie oder eine Existenz, die mich bindet. Und ich weiß, wie ich auf mich selbst aufpassen kann."



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87Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 9:58 pm

Nora

Nora

Das Alter blieb unkommentiert. Nun war ich aber dann doch neugierig - dass er so gar nichts von sich verriet? Hatte er nicht auch Lust von sich zu erzählen und mir sein Alter zu sagen? Anscheinend nicht, denn er ging nicht darauf ein. Doch das war okay, schließlich konnte ich auch einfach dannach fragen.
Viel mehr Interesse zeigte er an meiner Reiselust, die ich versuchte zu erklären, warum ich sie denn immer noch zu unterdrücken versuchte. Meine zuvor getätigte Aussage bekam er vielleicht etwas falsch in den Hals - wie so oft. Denn er erklärte, dass er sehr wohl ein Zuhause hatte und somit einen sicheren Hafen hatte, an den er zurückkommen konnte. Das war wohl sehr wichtig, nicht nur für mich, sondern auch für ihn. "Oh, versteh mich nicht falsch, bitte bitte!", wehrte ich mit wedelnden Handflächen vor mir ab und lächelte verlegen und besorgt zugleich, alsbald er die Augenbrauen hochzog und fertig gesprochen hatte. "Ich wollte das nicht in Frage stellen es... hat mich nur interessiert, wie du das handhabst.", versuchte ich zu beschwichtigen, auch wenn es gar nichts aufzuklären gab. "Es ist nur so..." Ich senkte meine Hände wieder auf meine Oberschenkel und beruhigte mich etwas. "Du hast keine Familie?", fragte ich irritiert und lenkte wohl von meinem Problem etwas ab. "Oh... T-tut mir leid.", entkam es mir gehemmt und versuchte in seinem Blick zu erkennen, wie es ihm dabei ging, mir dies mitzuteilen. Doch es regte sich nicht viel in seinem Gesicht. Es erklärte einiges. Es erklärte vieles...
"So ist das also...", meinte ich und fuhr fort, indem ich wieder hoch in sein Gesicht blickte: "Wo ist denn... dein sicherer Hafen?", fragte ich neugierig nach. "Ich befürchte nur, je weiter ich weg bin, desto unwohler könnte ich mich fühlen. Es ist doch schwierig... sollte man jemanden brauchen oder... wenn... keine Ahnung vielleicht..." Ich konnte es mir noch nicht gänzlich vorstellen, obwohl ich mich so sehr danach sehnte. Womöglich war dies genauso wenig aufschlussreich für Arrow, wie das Gespräch zuvor - wie als ich mich nicht einmischen wollte, es jedoch sehr wohl wollte?
"Manchmal bist du einfach zu verwirrend, Nora. Und dann ziehst du diesen unschuldigen Mann noch hinein."
"Wie alt bist du denn?", versuchte ich das Gespräch etwas zu lockern und setzte ein auffrischendes Lächeln auf, wenn auch etwas geschauspielert, fühlte es sich gar nicht so falsch an.

88Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Fr Apr 01, 2022 10:35 pm

Arrow

Arrow

Er blinzelte etwas irritiert, weil Nora mit den Händen herumwedelte und wohl ihre Aussage richtigstellen wollte. Er hatte seine Reaktion darauf nicht direkt abwehrend oder angreifend gemeint, aber ihre Frage wohl ... falsch verstanden? Warum war es nur immer wieder so kompliziert? Nun, vielleicht ging es auch nur ihm so, und vielleicht war das auch der Grund, weshalb er es immer so müßig fand... Aber ... er sollte wohl auch bei Nora nicht anfangen, seine Handhabung damit ständig in Frage zu stellen. Was war nur los, wieso machte er sich überhaupt Gedanken darum?
"Keine, die mich bindet", stellte er sachlich klar, was seine Familie anbelangte, auch wenn Nora da bereits verkündet hatte, dass es ihr leidtäte. Er fragte sich jedes Mal, warum Leute bei so etwas diese Worte wählten, schließlich konnten sie ja nichts dafür. Und dass sie dann wirklich Leid empfanden, wagte Arrow in den allermeisten Fällen zu bezweifeln. Nun, bei Nora war er sich mittlerweile nicht mehr so sicher. Vielleicht tat es ihr sogar mehr Leid als ihm. Er empfand nicht viel, wenn er an seine Eltern dachte. Jedenfalls nicht viel Positives. Er war froh, sehr viel Meerwasser und Himmel zwischen seinem Vater und sich zu wissen. Und wenn er seine Mutter jemals fand, hatte er einige Fragen an sie.
"Ich wohne in Anan", beantwortete er ihre Frage und war froh darüber, damit wieder vom Thema Familie wegzukommen. Er wollte nicht dafür bemitleidet werden, quasi keine Familie zu haben. Genauso wenig hatte er große Lust darauf, Nora die Situation zu erklären, und das würde er auch nicht tun. Vielleicht, wenn sie ihn nicht mit Hopfen, sondern mit einem gewissen Hopfengetränk oder stärkerem Alkohol abfüllte. Eher nicht. Nun, viel eher nicht. Nora widmete sich wieder ganz der Erläuterung ihrer Sorgen mit dem Reisen. Er entspannte sich wieder und rutschte nun auch in eine etwas bequemere Position mit der Hüfte weiter von der Wand weg. Die Hände und Unterarme schob er wieder unter die Decken.
"Einen Tod musst du sterben", sagte er und sah sie dabei wieder an. "Entweder, indem du hier ewig festsitzt und dir immer etwas anderes wünschst, oder indem du weit weg von zu Hause feststellst, dass du nicht klarkommst." Das war leichter gesagt als getan für jemanden in ihrer Position. Das wusste er auch. "Du solltest nur wissen, was du am Ende mehr bereuen würdest. Und vielleicht müsstest du nicht allein reisen, keine Ahnung."
Die Gegenfrage nach dem Alter kam schließlich doch noch, wohingegen Nora mit dem Lächeln dabei bei ihm nicht ganz ins Schwarze traf. Möglicherweise aber auch nur, weil das vorige Thema sie offenbar beschäftigte und er ihr daher nicht abkaufte, dass sie es so leicht beiseitewischen konnte. "Achtundzwanzig", antwortete er ihr und kreuzte unter der Decke locker die Unterarme, als er sich etwas auf die Ellbogen auf den Oberschenkeln stützte. Vielleicht war es etwas gemein, dass er auf dem Thema herumritt, wo sie es doch abschließen zu wollen schien oder wenigstens nicht ganz behaglich dabei wirkte. Aber sie könnte ja auch einfach ablehnen, die nächste Frage zu beantworten, die sich auf ihren Wunsch nach dem Reisen bezog.
"Welchen Stein auf deinem Weg hast du denn schon beiseite geschafft?" Dieser Satz war ihm keinesfalls entgangen. Und er hatte sogar noch eine Frage. "Und ... was hättest du eigentlich getan, wenn du wegen dem Amulett runter von der Insel gemusst hättest?"



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89Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 10:30 am

Nora

Nora

Keine, die ihn bindet? Also keine Verstorbenen, sondern eher... naja, wie sagt man zu sowas? Man kann sich die Familie eben nicht auswählen. Eine verstrittene Familie? Eine komplizierte Familie? Das erklärte auch die Aussage zu seinen möglichen Geschwistern, als er erklärte, dass er diesbezüglich nicht aufgeklärt genug war um sagen zu können, ob er Geschwister hat oder nicht. "Die Familie kann man sich nicht aussuchen. Jedoch die Freundschaften wählt man selbst.", erwähnte ich noch im Anschluss, ehe ich dieses Thema wohl besser nicht weiter ansprach. Es wirkte nicht so, als ob er darüber reden wollte.
Doch.. wollte er überhaupt mit mir über irgendetwas reden? Er zeigte nur sehr schwaches Interesse daran, welches ich wie ein Schwamm aufsog und die Gelegenheit nutzte.
Aufmerksam horchte ich zu, als er tatsächlich von sich erzählte und meine in der Hauptstadt von Lasaliel. "Verdammt, wie cool!", dachte ich mir und schweifte mit den Gedanken ab bei meinen Vorstellungen, wie es dort sein musste. Nur vom hören wusste ich, dass es die Häuser weit in die Wolken ragten und es echt spannend sein musste dort. Ob ich mit meinen Vorstellungen richtig lag? "Wow, Anan!", entkam es mir abrupt und ein erfreuliches Lächeln zog sich in meinem Gesicht auf. Das klang wirklich spannend! Nur der Gedanke diese Stadt aufzusuchen und zu erkunden erhellte mein Gemüt ungemein.
Ich beobachtete, wie er seine Position etwas veränderte und seine Arme unter die Decke schob. Dadurch fiel mir erst viel zu spät auf, dass ich ihm aufgrund meiner Position verwehrte sich unter der Decke gemütlich zu machen. Unangekündigt raffte ich mich auf und stellte mich neben das Bett, während er vom Tod redete. Etwas verblüfft blickte ich ihm ins Gesicht und verharrte in der Position, die Decke zur Seite zu schieben. Sein Blick war eindringlich, als er erklärte, dass man es einfach ausprobieren musste. "Natürlich. Aber wenn es so simpel wäre, hätte ich es schon längst gemacht.", grübelte und ließ seine Aussage unkommentiert. Ich schob schlussendlich einfach die Decken zur Seite und platzierte mich wie zuvor dem jungen Mann gegenüber. Die Beine winkelte ich nun an und schlang meine Arme um sie, sodass ich mein Kinn auf meinen Knien abstützen konnte.
Er war nur ein wenig älter als ich, doch ich wirkte weder überrascht noch großartig interessiert diesbezüglich. Es war eine einfache Information, die ich auch ohne Kommentar annehmen konnte.
Es war etwas merkwürdig, doch er wirkte tatsächlich interessiert daran zu sein mich zu pushen und mir meine Augen zu öffnen, weshalb er zurückkam auf meine Hürden und Steine, die sich mir in den Weg stellten - oder sich gestellt haben.
Seine Fragen waren schon sehr eigen, aber an seiner Stelle hätte ich womöglich das selbe gefragt. Ich seufzte laut und senkte den Blick auf die Decke, unter der er sich versteckte.
"Yorik.", erklärte ich und blickte zu ihm auf. "Der Stein heißt Yorik." Ich gönnte mir eine kurze Pause um mir die Worte zurecht zu legen und schlang meine Arme noch etwas fester um meine Beine. "Mein ehemaliger Partner, ziemlich festgesessen in Lishu und wohl das gänzliche Gegenteil von mir.", erklärte ich und offenbarte ihm einen wirklich emotionalen Part meines Daseins. Wie er reagieren würde? Hatte er derartiges erwartet? Mein Blick haftete an seinen Wangen, welche deutlich mehr Farbe bekommen hatten im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als ich nachts zuhause angekommen war. "Ich hätte meinen Hafen wohl mitgenommen, ich kann doch meine Familie nicht hier zurück lassen, wenn es so gefährlich werden sollte, dass ich von hier verschwinden muss. Oder?" Verunsicherung schwang in meiner Stimme. "Warum hätte ich von der Insel verschwinden müssen?", hakte ich nach, während sich meine Mimik kaum regte und keinerlei Freude zeigte, was bestimmt verständlich war bei dieser Fragestellungen. "Muss ich denn nun verschwinden von hier?"
Mir hallten immer noch seine vorherigen Worte durch den Kopf, welche zuvor eher Überraschung und Irritation in mir bildeten. "Und vielleicht müsstest du nicht allein reisen." War es soweit, dass ich mit meiner Familie von Lishu verschwinden musste? Etwas nervös strich ich mir mit einer Hand über das Gesicht nach oben und im Anschluss durch meine langen Haare. Das Gespräch war ziemlich ernst, konnten wir nicht über Anan reden und mit den Gedanken etwas abschweifen?

90Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 12:38 pm

Arrow

Arrow

Nora gab einen tiefsinnigen Kommentar darüber ab, wie man sich die Familie nicht, Freundschaften aber sehr wohl aussuchen konnte. Wäre sie mit dem Spruch "Freunde sind deine Wahlfamilie" oder sowas in der Art um die Ecke gekommen, hätte er vermutlich die Augen verdreht. Wenigstens steckte er ihr nicht, dass Freundschaften auch nicht immer das Gelbe vom Ei waren. Er hatte nie viele Freunde gehabt, nicht mal in der Schule oder im Doujo. Ob das gänzlich seine eigene Schuld war, wagte er sogar selbst zu bezweiflen. Nur legte er auch keinen besonderen Wert auf einen großen Freundeskreis. Seit er Kjubika verlassen hatte, waren die guten Bekanntschaften dort natürlich auch noch weggebrochen, und seitdem lebte er mehr oder weniger alleiin für sich und hatte im Grunde nur mit den Leuten von der Arbeit zu tun. Das war in Ordnung; er war einfach keine besonders soziale Person. Er hatte auch nicht das Bedürfnis nach einer Beziehung oder zu heiraten. Vielleicht würde sich das irgendwann mal ändern, aber... - Sein Blick hing einen Moment länger an Noras Gesicht. "Das ist wahr", sagte er am Ende, um nicht wieder gar nichts von sich zu geben. Auch wenn es nicht viel war und ihr wohl nicht weiterhalf.
Seine Mundwinkel zuckten leicht, als sie so begeistert auf die Nachricht reagierte, dass er in Anan wohnte. Sie lächelte jedenfalls. Sie hatte auch so überschwänglich reagiert, als es darum gegangen war, was er am liebsten aß, ohne dass sie überhaupt gewusst hatte, was das genau war. Es war offensichtlich, dass sie gerne so etwas selbst kennenlernen wollte. Was sie könnte, wenn sie es schaffte, über ihren eigenen Schatten zu springen und endlich den ersten Schritt zu gehen, um Lishu und Shushnar zumindest für eine Weile hinter sich zu lassen. Und Anan war wirklich einen Besuch wert, wie er fand. Er war nicht ohne Grund in die Stadt zurückgekehrt, in der er die ersten fünf Jahre seines Lebens verbracht hatte. Sie fühlte sich sehr viel mehr nach seiner Heimat an als Kjubika, und das obwohl er damals so jung gewesen war, dass er sich nicht an viel erinnert hatte.
Er blinzelte und setzte sich wieder etwas auf, als sie aufstand. Es verwirrte ihn ein wenig, sie schien jedoch nicht zu planen, wieder zu gehen, sondern schob nur die Decken zur Seite und setzte sich wieder. Nicht, dass ihn das dazu veranlasste, sich wieder richtig zuzudecken oder gar hinzulegen. Er zog die Decken nur etwas zurecht und den Saum ein wenig höher zum Bauch. Die Hände blieben danach weiterhin darunter verschwunden.
Ebenso wenig wie er Noras Alter kommentiert hatte, tat sie es mit seinem. Vier Jahre Altersunterschied waren an sich nicht viel. Trotzdem konnte man an ihr und ihm wohl feststellen, wie unterschiedlich man dennoch sein konnte, was die Lebenserfahrung anbelangte. Er kannte sie nicht gut genug, um beurteilen zu können, dass sie in ihrem Leben noch nicht viel durchgemacht hatte, aber ... so wie sie sich verhielt, schien sie eher ein behütetes und ruhiges Leben gehabt zu haben, ganz im Gegensatz zu ihm. Es erklärte auch, weshalb sie so zutraulich und etwas ... naiv war. Zumindest, wenn eben stimmte, dass sie ihm das doch nicht alles nur vorgemacht hatte, um ihn zu bestehlen. Und ... dem schien ja so zu sein; sie hatte es nicht geplant und ihn vorgeführt.
Als sie seine erste Frage beantwortete, wurde sein Blick wieder etwas aufmerksamer. Damit, dass sie von ihrem Ex anfing, hatte er nicht gerechnet, aber er erinnerte sich daran, dass sie gesagt hatte, dass es zwischen ihnen nicht so gelaufen war, wie er oder sie es sich vorgestellt hatten. Außerdem bestätigte sich seine Vermutung, wer Yorik war. "War das der Trennungsgrund oder einer davon?" Er hob eine Augenbraue und neigte den Kopf diesmal etwas deutlicher. Sie wäre es sich selbst ja fast schon schuldig, weiter herumzukommen, wenn sie sich von ihrem Partner getrennt hatte, weil er in Lishu festgewachsen war. Außer natürlich, dabei war es nur um ihr Herumstreunen im Cern-Wald gegangen. Tatsächlich interessierte ihn dieses Thema mehr - also, nicht wegen ihrem ehemaligen Partner und auch nicht, weil er sie dazu überreden wollte, endlich loszulegen. Er hatte nur das Gefühl, dass sie sich ein wenig selbst im Weg stand.
Arrow gab einen nachdenklichen Laut von sich, völlig unwissend darüber, dass Nora seine Frage mit der Aussage in Verbindung brachte, sie müsste vielleicht nicht allein reisen. Damit hatte er nämlich etwas anderes gemeint. "Es wäre etwas viel Aufwand, sie mitzunehmen, wenn du schnell weggemusst hättest, oder nicht? Und wenn es nicht gleich für immer, sondern nur eine Weile ist, erst recht. Du bist erwachsen, du müsstest sie nicht mitnehmen." Er zuckte leicht die Schultern. Sein Blick war etwas durch den Raum gewandert, fand nun aber abermals zurück zu ihr. "Ich weiß nicht, es war eine hypothetische Frage. Immerhin hätte es durchaus sein können, dass man dich damit findet und verfolgt. Und du glaubst auch sicher nicht, dass ich däumchendrehend hier auf dich gewartet hätte, wenn es mir besser gegangen wäre und du nicht aufgetaucht wärest. Oder wärst du nicht weiter vor mir weggelaufen?" Zugegebenermaßen eine Bemerkung, die er nicht unbedingt hätte einstreuen müssen. Er wollte das Gespräch eigentlich selbst nicht wieder auf das Amulett und ihren Konflikt lenken. Gerade war es in Ordnung. Er wollte sich nicht wieder aufregen. Deshalb winkte er auch kurz ab und sah auf die Bettdecke, damit Nora sich nicht angegriffen fühlte und sie die Sache an der Stelle einfach abbrechen konnten.
"Keine Ahnung", gab er wegen ihrer anderen Frage zu. "Alle Welt scheint ja zu denken, dass wir zusammengehören. Wahrscheinlich auch, dass ich nicht von Shushnar bin. Es sollte also keiner auf die Idee kommen, hier nach mir und dir zu suchen. Und das Amulett bleibt bei mir, also solltest du hier wenig zu befürchten haben." Brianna hatte ihm gesagt, dass Nora würde aufpassen müssen, und das würde sie. Aber es machte keinen Sinn, ihr jetzt gerade Angst damit zu machen. Er konnte ihr auch noch zu einem anderen Zeitpunkt sagen, dass sie vorsichtig sein sollte. Zumal Pferdeschwanz ja gewisse Dinge gesagt hatte.



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91Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 2:23 pm

Nora

Nora

"Wir sind einer Meinung - yaaay!"
Es freute mich natürlich heimlich, dass er meine Aussage bekräftigte, wenn auch nur mit schlichten drei Wörtern. So unterschiedlich wie wir waren... dennoch hatten wir gewisse gemeinsame Gedankengänge. Meine Begeisterung für Anan konnte ich ebenso wenig zurückhalten. Er hatte ja zuvor schon die Stadt erwähnt, jedoch nicht in dem Zusammenhang, dass der Schwarzhaarige dort wohnte.
Er zog sich die Decke näher zu sich, welche ich frei gegeben hatte und das Gespräch zwischen uns intensivierte sich zügig. "Der Trennungsgrund... ein Trennungsgrund... tut das zur Sache?", warf ich die Frage zurück und seufzte. "Wir haben unterschiedliche Interessen, dahingehend lebten wir mehr in Parallelwelten, als gemeinsam in einer.", erklärte ich um das Thema abzuschließen. Mein Blick wurde ernst um zu verdeutlichen, dass dies ein Thema ist, auf das ich nicht weiter eingehen wollte. Wenn er den Alkohol benötigte um über seine Familie zu reden, würde ich womöglich gesprächiger zu diesem Thema werden, wenn er mich dazu einlud. Keine Ahnung was der Alkohol noch in mir zum Vorschein bringen könnte, doch da musste schon einiges passieren, dass ich so viel alkoholische Flüssigkeit zu mir nahm, dass ich nicht mehr wusste, wovon ich redete.
Als er erwähnte, dass ich doch erwachsen sei und meine Eltern nicht mitnehmen musste, spannte sich mein Körper erneut an und mein ernster Blick hielt etwas länger an. "He, bevor den Beiden etwas passiert, nehme ich sie natürlich mit!", erklärte ich meine Absicht in diesem rein hypothetischen Gedankengang und fühlte mich eine Spur angegriffen dadurch. Mein ernster Blick tauschte sich durch einer irritierteren Version aus. "Natürlich wäre ich zurück gekommen, ich wollte nur meinen Bekannten treffen. Das hab ich dir doch mitgeteilt.", verteidigte ich mich und legte den Kopf schief. "Warte mal...", überlegte ich und schaute in seine braunen Augen. Hatte er die Nachricht überhaupt übermittelt bekommen?
Doch bevor ich nachfragen konnte, winkte er ab. Im Anschluss erklärte er, dass wir hier in Lishu wohl doch in Sicherheit waren. Das beruhgte mich natürlich, wenn er mir diesen Gedanken mitteilte. Nur das Zusammengehören verunsicherte mich, wie so oft zuvor. Doch mit dieser Wortwahl hatte er recht. Das dachten die Menschen, die uns nicht kannten und uns über den Weg liefen. Meine Wangen verfärbten sich eine Spur in die rötliche Richtung. Dahingehend schweifte ich mit meinen braunen Rehaugen durch den Raum und hielt den Augenkontakt nicht mehr aufrecht. "So lange du also hier bist, bist du in Sicherheit, wenn ich das zusammenfassen darf.", stellte ich fest und wollte dies noch etwas verdeutlichen. "In unserem Dorf musst du dir keine Sorge machen, wir haben hier ein großes Miteinander. Sollte es jemand mitbekommen haben, dass du hier bist, bist du dennoch geschützt." Ich liebte diesen Zusammenhalt meines Dorfes und schätzte dies sehr.
"Hast du meine Nachricht bei Gavotte gesehen?", fragte ich ohne den Blick vom Fenster zu wenden und drückte mit meiner rechten Hand den linken Zeigefinger mehrmals.

92Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 2:47 pm

Arrow

Arrow

"Ich ... weiß nicht...?", erwiderte er stirnrunzelnd und auch etwas überfragt und drehte den Kopf leicht zur Seite, ohne auch den Blick abzuwenden. Es war wirklich keine rhetorische Frage oder eine, die er an Nora zurückwarf, denn in Beziehungsfragen oder vielmehr Fragen der Trennng brauchte man es bei ihm gar nicht erst zu versuchen; er hatte keine Ahnung davon, weder dem einen, noch dem anderen. Er merkte allerdings sehr wohl, dass Nora über die Sache nicht weiter reden wollte. Das war ihr gutes Recht und deshalb ließ er das Thema fallen. Was das große Ganze anbetraf, spielte ihr Verflossener wohl auch keine übergeordnete Rolle, und dementsprechend musste auch nicht weiter über ihn geredet werden.
"Vielleicht wären sie sicherer hier ohne dich? Ich meine, auch insgesamt betrachtet. Oder würdest du das Leben in Lishu ohne deine Anwesenheit gefährlicher einschätzen als ein Leben auf der Reise?" Aber das Gerede über Noras sicheren Hafen und dass sie ihn selbstverständlich einfach ausgraben und mitnehmen würde, geriet sofort in Vergessenheit, als sie behauptete, nur ihren Bekannten getroffen haben zu wollen und dann ... zurückzukommen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht veränderte sich und wurde wieder ernster. "Das hast du nicht", sagte er leise und der leichte Windhauch zupfte etwas mehr an einer seiner Strähnen.
Auch wenn sie danach noch weiterredete und ihre Worte auch irgendwo bei ihm ankamen, blieb er nun still und sah sie nur wieder weiter an. Brianna hatte ihm von dem Tuch und Noras Nachricht nichts erzählt, wobei dahinstehen konnte, ob sie das aus Absicht verschwiegen oder es enfach vergessen hatte. Dass Nora nun behauptete, ihm mitgeteilt zu haben, dass sie zurückkam, war ihm neu. Ob es etwas an dem verbesserte, was sie getan hatte? Immerhin übersah er dabei, dass sie etwas rot geworden war und wieder in der Gegend herumschaute.
"Nein", antwortete er auf ihre Frage, als sie darauf zurückkam, dass sie eine Mitteilung hinterlassen hatte. Zumindest war das das einzige, was diesbezüglich Sinn machte. Denn gesagt hatte sie es schließlich nicht, dass sie nur kurz mal mit dem Amulett zu ihrem Bekannten wollte, um dann wieder zurückzukehren. "Ich habe keine Nachricht gesehen." Er sah sie immer noch an dabei, während sie lieber aus dem Fenster schaute.



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93Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 5:16 pm

Nora

Nora

Glücklicherweise erkannte er, dass ich nicht taff genug war, in dieser Situation mit einem Fremden, welcher sich für mich zugegebenermaßen gar nicht so fremd anfühlte, über vergangene Beziehungen zu schwafeln. Es wirbelte nur unangenehme Gefühle in mir auf und Gedanken, mit denen ich bereits abgeschlossen hatte. Zwar ging es mir gut, besonders seit ich wieder im Alleingang unterwegs war. Dennoch war ein derartiger Entschluss nichts, was spurlos an mir vorbei ging. Dahingehend entnahm er mein letztes Statement als Abschluss dieses Themas, was ich ihm scheinbar unverkennbar mitgeteilt hatte.
Seine anschließenden Worte brachten mich tatsächlich etwas durcheinander. "Meine Familie? Sicherer ohne mich?" Einen derartigen Gedankengang hatte ich noch nie in Erwägung gezogen. Ich wollte sie beschützen, sie empfanden das selbe schließlich auch für mich. Und das galt nicht nur für meine Familie, sondern auch für die restlichen Lishuaner. Sollte meinem Dorf in meiner Abwesenheit etwas zustoßen, könnte ich mir das nie verzeihen. Genauso würde es mich zerreissen, wenn ich nicht endlich das Reisen für mich entdeckte und meine Neugier nicht stillen würde. "Was für ein Teufelskreis!"
"Ich... ich ... ich weiß es nicht.", flüsterte ich und zuckte irritiert mit den Schultern. Das war eine merkwürdige Frage - woher sollte ich wissen, was gefährlicher war? Und der Gedanke, dass es hier sicherer ohne mich war, schmerzte. "Verdammt." Wie so oft brachte mich Arrow ordentlich aus der Bahn und ich brauchte einen Moment um wieder zurückzugelangen, indem ich tief durchatmete.
Ich wünschte beinahe, wir wären beim Thema des Altersunterschieds geblieben. Denn der Schwarzhaarige wirkte überaus ernst, als er mir versuchte zu erklären, dass er keine Nachricht von mir bekommen hatte. Mit besorger Miene wandte ich meinen Blick zurück in sein Gesicht. "Wie, er hat die Nachricht nicht bekommen?" Ich ließ das Gespräch mit Brianna Revue passieren. Hatte sie das Tuch mitgehen lassen?
"Warte mal, warte mal!", sprach ich hektisch und lehnte mich etwas nach vor um tiefer in seine Augen sehen zu können. "Ich hab mit Brianna noch darüber geredet. Wo ist es denn?" Hastig blickte ich mich im Raum um. Er klang enttäuscht darüber, dass er diese Nachricht nicht erhalten hatte, weshalb es mir umso mehr ein Anliegen war ihm zu beweisen, dass ich ihm mitgeteilt habe, wieder zurückzukommen. Nervös streckte ich die Hand aus und zeigte auf seine Satteltasche, welche auf dem Boden lag. "Da! Da bei der Tasche. Sie muss doch da sein!" Ohne Rücksicht auf Arrow sprang ich abrupt hoch und stürzte mich auf die Tasche - gänzlich ignorierend, wem sie eigentlich gehörte. Ich drehte sie und hob sie, ehe ich sie öffnete. "Ich hab sie da reingesteckt, mit dem Öl für deine Schulter. Wirklich, da stand drauf..." Nachdem mir bewusst wurde, dass ich gerade in seiner persönlichen Tasche herumkramte und das durchaus nicht angemessen war, hob ich plötzlich die Hände in die Höhe wie ein auf frischer Tat ertappter Dieb, und ließ vom Reisegepäck ab. "Verdammt, tut mir leid.", erklärte ich und blickte verzweifelt zu ihm hoch. Die Hände sanken wieder und mein Blick haftete auf der halb geöffneten Tasche. "Ich hab Gavotte im Wald gefunden und dir eine Nachricht hinterlassen, dass ich zurückkomme. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst." Ich atmete schwer und schloss die Augen. "Doch sie ist nicht mehr da...", murmelte ich niedergeschlagen. "Bitte glaube mir!", bittete ich sehnlichst darum und hatte Angst davor, was er zu sagen hatte. Wieder hingen wir an diesem bescheuerten Thema fest. "Brianna hat also nichts erwähnt...", flüsterte ich und seufzte. Erweckte das in mir erneut ein gewisses Misstrauen, weil ich mir einbildete, sie habe es vor ihm versteckt gehalten?
Ja natürlich!
Dass mein Vater selbst das Öl bereits weggeräumt und die Nachricht weggeschmissen hatte, das konnte ich ja nicht schmecken...

94Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 6:21 pm

Arrow

Arrow

"Ich meine, sicherer hier ohne dich, weil du reist, als Reisen mit dir, weil ... du sie mitnimmst...", erklärte er etwas vorsichtiger, weil Nora so seltsam reagierte - und ihm erst deshalb auffiel, dass er ein kleines, aber feines Detail an seiner Überlegung weggelassen hatte. Sicherer hier explizit ohne Nora war es vermutlich nur dann, wenn es um das Amulett ging und jemand hier nach Nora suchte. Aber ... ansonsten war es hier mit Nora wohl eher genauso sicher wie ohne sie. Was die Frage anbelangte, wie sicher es für ihre Familie war, wenn sie sie mit auf Reisen nehmen würde, dann war das unsicherer als wenn sie hier ohne Nora lebten. Oh, ja. Das hatte er wirklich dumm formuliert. Offenbar hatte er da bei Nora wirklich ein Händchen für. Es war nicht seine Absicht gewesen, sie zu verunsichern oder ihr ein schlechtes Gefühl zu geben.
Es war jetzt an ihm gewesen, den Blick zu senken, und er hätte ein paar mehr Worte daran verschwendet, um klarzustellen, was er meinte - abermals -, wenn es dann nicht um diese Nachricht gegangen wäre, die Nora erwähnt hatte und die seine Gedanken wieder in eine Richtung lenkten, die für eine unwohle Empfindung anderer Art sorgten als die, die gerade bei diesem Missverständnis aufgetaucht war. Also sah er sie wieder an und zuckte auch nicht mit der Wimper, als sie ihn zum Warten aufforderte und sich zu ihm vorlehnte."Sag du's mir", erwiderte er bei ihrer Frage, und sie sprang einen Moment später auch schon auf und begann, einen Teil seines Gepäcks zu durchwühlen. Prinzipiell waren keine Geheimnisse darin und er ließ sie gewähren, weil er wirklich für sie hoffte, dass sie keinen Scheiß erzählte. Dabei war er gar nicht unbedingt aufgewühlt darüber, dass sie behauptete, eine Nachricht hinterlassen zu haben, die sie aber jetzt nicht fand.
Sie hatte eine Nachricht hinterlassen, dass sie zurückkam.
Weil sie nicht wollte, dass er sich Sorgen machte. - Oder doch eher, damit er nicht wütend wurde?
Arrow sog die Lippen leicht ein und drückte sie aufeinander, um still zu bleiben und Nora bis zu Ende anzuhören. Und, weil er gerade in Gedanken durchging, was Brianna zu ihm gesagt hatte, da Nora sie erwähnte. Er sah dabei weiter vor sich und nicht zu ihr. "Brianna hat gesagt, dass du es zurückgeben wolltest", sagte er schließlich. Und sie hatte auch gesagt, dass Nora ihm helfen wollte. Allerdings hatte sie auch gesagt, dass er "solche behalten sollte", obwohl er Noras Aktion immer noch äußerst fragwürdig fand und einfach nicht verstehen konnte, was davon ihm genau hatte helfen sollen oder was daran sie für ihn getan hatte. Das wirkte erneut eher so, als hätte sie um des Helfens willen helfen wollen.
"Ich glaub dir ja." Ja, tatsächlich tat er das. Nicht, weil sie es geschafft hatte, damit sein Vertrauen zurückzugewinnen, sondern weil es zu ihr passte. Zufrieden war er trotzdem nicht. "Hast du ... denn gedacht, dass ich es sofort sehe, wenn ich Gavotte wiederfinde? Oder ... dass ich dann nach Cern-Yon zurückkehre und dort wer weiß wie lange auf dich warte? Und ... wenn du vorhattest, es zurückzugeben, warum musstest du es dann wegnehmen, weil du dachtest, dass ich es ohnehin nicht haben will? Ich ... verstehe das einfach nicht, Nora." Und das konnte man auch hören. Er klang diesmal nicht wütend, aber seine Augenbrauen hatten sich zusammengeschoben, weil er Schwierigkeiten hatte, den Sinn hinter alldem zu finden und nachvollziehen zu können, wie Nora davon hatte ausgehen können, dass er die Nachricht sofort fand und dann auch noch auf sie wartete. Auf eine fast unbekannte Person, die ihn noch zudem vorher bestohlen hatte und dann über so eine Nachricht von ihm erwartete, dass er es glaubte und ihr vertraute.



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95Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 7:51 pm

Nora

Nora

Erneut versuchte er sich zu erklären, was er mit dem Reisen gemeint hatte. Nun wusste ich, wie er es meinte. Doch ob er auch Recht hatte, konnte ich nicht sogleich bestätigen. Mein Herz hätte gerne zumindest meine Eltern und Shiba mitgenommen. Ob letzteres hier auf Shushnar zurückbleiben sollte, da war ich mir ebenso unsicher. Womöglich war es nicht die beste Idee ihn in eine Stadt mitzunehmen oder auf eine andere Insel. Er würde sich bestimmt unwohl fühlen, besser war es – so leid es mir tat – wenn er hier bleiben würde.
Als wir über die Nachricht redeten und er mich dazu aufforderte, die Frage selbst zu beantworten, breitete sich die Hektik in mir aus. Doch als er Brianna erwähnte, welche ihm gesagt hatte, dass ich es zurückgeben wollen, atmete ich tief durch und war erleichtert, dass sie kein derartig hinterhältiges Miststück war. Es war also irgendwo liegen geblieben, das war gut möglich. Ich beruhigte mich sichtlich, als Arrow erklärte, dass er mir glaubte. Beruhigt blickte ich in seine braunen, ernsten Augen unwissend, was noch auf uns zukam und wo seine Gedanken gerade wieder abdrifteten. Sein anschließender Monolog mit etlichen Fragen an mich, erhellte die Stimmung dennoch nicht sonderlich. So war es nicht möglich ein Lächeln aufzusetzen, da sich mein Mund öffnete und ich mich erneut entschuldigen wollte. “Verdammt, das hast du schon oft genug gesagt.“, hielt ich mich zurück, versuchte jedoch dem Augenkontakt nicht auszuweichen. Es war unüberhörbar, dass er Schwierigkeiten mit der Situation hatte und sie keineswegs annehmen konnte. Meine Entschuldigungen kamen zwar an, jedoch änderte dies nichts an seiner Stimmung oder dem Verhältnis zu mir. Er war enttäuscht und das durfte er auch sein.
Langsam raffte ich mich wieder auf, nachdem ich die Tasche wieder geschlossen hatte und trat ihm erneut näher, wie ich es zuvor bereits getan hatte. Ich wollte mit ihm auf einer Ebene reden und nicht von unten her nach oben hochschauen müssen. Deshalb rückte ich nun ein klein wenig näher zu ihm und setzte mich an die Bettkante. „Arrow.“, begann ich um seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu ergattern. Mein Gefühl verriet mir, dass er immer noch mit sämtlichen Gedankengängen beschäftigt war, dahingehend wollte ich ihn erst abholen, bevor ich erneut versuchte mich zu erklären. „Ich habe schon damit gerechnet, dass du als erstes Gavotte und deine Taschen prüfen wirst.“ So viel zu seiner einen Fragestellung, die nächste war dann doch etwas verzwickter, weshalb ich den Blick auf die Decke senken ließ.
„Glaub mir, ich hätte dich schnell gefunden, auch wenn du außerhalb von Cern Yon herumstreunst. Daher hab ich mir über das um ehrlich zu sein keine Gedanken gemacht.“ Es wäre mir egal gewesen, ob er dort geblieben wäre oder mich suchte. Wir hätten uns den Weg gekreuzt, da war ich mir sicher. Es war nicht schwer Personen im Cern Wald zu suchen, wenn man es wollte und die Person kannte.
Ich konnte spüren, wie verärgert – jedoch auch ne Spur verunsichert - er war, weil etwas passiert war, mit dem er schlichtweg nicht gerechnet hatte. „Verdammt, Arrow! Ich habe mich schon mehrmals dafür entschuldigt, dass ich diesen Fehler begangen habe. Ich weiß jetzt, dass ich mit dir hätte reden sollen. Ich handelte im Affekt! Es lag da, du warst nicht hier… Du wolltest es nicht und mein Kopf schaltete sich einfach aus! Ich kann es nicht ändern, okay? Ich meinte, dass ich das alleine schaffe und dir mit neuen wichtigen Erkenntnissen dienen kann. Ich lag falsch - ich weiß.“, erklärte ich ziemlich geladen und blickte wieder mit großer Sorge in meiner Mimik in sein Gesicht. „Manchmal muss man Fehler begehen um zu erkennen, dass es nicht richtig war.“ Ich verschränkte die Arme und schweifte schmollend mit meinem Blick von ihm weg. „Als ob du nie Fehler machst. Du bist bestimmt perfekt.“, murmelte ich. Es war nicht richtig, die beleidigte Leberwurst zu spielen, jedoch war dies einfacher, da ich ohnehin bereits zugegeben hatte, von mir selbst enttäuscht zu sein.

96Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka Sa Apr 02, 2022 9:04 pm

Arrow

Arrow

Es bereitete ihm Unbehagen, dass Nora seinen Namen sagte und langsam zum Bett zurückkam, wo sie sich auf die Bettkante setzte und nicht mehr so weit weg von ihm war wie eben noch, als sie sich erst auf die Decken und dann neu auf das Bett gesetzt hatte. Zu sehen war es nicht, auch wenn sein Name ihn immerhin dazu veranlasste, zu ihr aufzusehen. Besser wurde es dadurch, dass sie verkündete, sie hätte erwartet, dass er sein Gepäck prüfte, auch nicht. Das hatte er nicht getan. Dafür war er immer noch zu aufgewühlt und nur froh gewesen, das Pferd überhaupt zurückbekommen zu haben, und das auch noch unverletzt und mit allen Gepäckstücken. Er hatte ihre Nachricht auch nicht gesehen, als er die Handschuhe aus der Satteltasche geholt hatte; die Nachricht musste sie irgendwo anders hingesteckt haben. Aber ... alles war äußerlich noch vollständig und Gavotte unverletzt gewesen. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass Nora sie vorher schon gefunden hatte und irgendeine Nachricht in die Sachen gesteckt hatte. Das sagte er alles nicht, denn sie war noch nicht fertig und er hatte einfach keine Kraft dazu, sie zu unterbrechen und anzufahren oder ungehalten darüber zu reagieren, was sie von ihm erwartet hatte. Eigentlich ärgerte er sich nur wieder über sich selbst. Obwohl ihm schon da kalt gewesen war und es ihm nicht so gut gegangen war. Die Taschen nicht zu überprüfen, ganz gleich, ob eine Nachricht von ihr zu erwarten war oder nicht, war ein dummer Fehler, genauso dämlich, wie sie mit dem Amulett alleinzulassen, nur weil er sich ausnahmsweise mal auf seinen Eindruck verlassen hatte.
Du hättest mich auf Shushnar vielleicht gar nicht mehr erwischt... Auch das sagte er nicht, als sie behauptete, dass sie ihn schon gefunden hätte. Das konnte sie kaum ernst meinen. Was, wenn ihre Suche nach ihrem so geschätzten Kontakt länger gedauert hätte?
Oder ihr etwas passiert wäre?
Die Situation verwandelte sich für ihn leider erneut in eine äußerst schwierige. Er war ratlos genug, was das alles anbelangte - von Nora angefahren zu werden und gesagt zu bekommen, dass sie sich schon entschuldigt hatte und ihm Affekt gehandelt hatte, erleichterte es keinesfalls. Es gab ihm nur das Gefühl, sich wie ein kleines Kind anzustellen, das nicht kapiert hatte, dass es an der Sache nichts zu verstehen gab, weil sie es nicht geplant und nicht nach einem rationalen Sinn gehandelt hatte. Er erwartete jedoch auch gar keine weitere Entschuldigung von ihr oder wollte, dass sie sich in Reumut suhlte oder dergleichen...
Mit ihren letzten beiden Sätzen traf sie am Ende zusätzlich noch eine empfindliche Ader. Insbesondere, wo er ja gerade erst wieder festgestellt hatte, dass ihm gleich zwei Fehler unterlaufen waren.
Von kleinauf hatten andere Leute von ihm stets erwartet, keine Fehler zu machen. Und wenn er sie machte, wurde etwas so lange wiederholt, bis er sie nicht mehr machte. Und damit waren nur körperliche Fähigkeiten oder schulische Leistungen gemeint. Fehlverhalten wurde zudem schließlich noch durch Bestrafung ausgebügelt. Natürlich machte er immer noch Fehler, ganz besonders soziale Kompetenzen fehlten ihm, und das wusste er auch. Auch wenn er es längst nicht mehr als einen Fehler betrachtete, sondern es einfach als eine Eigenschaft akzeptiert hatte und sich nichts daraus machte. Meist war es ihm ja auch egal, wenn ihm vorgeworfen wurde, dass er egoistisch und grob war und ruhig mehr auf sein Taktgefühl hören könnte. Wie sie es sagte, das ... fühlte sich nicht gut an.
Zumal er einfach nur erklärt hatte, dass er es nicht verstand. Es hatte kein Vorwurf sein sollen, nicht wirklich. Er hatte den Blick längst wieder gesenkt. Er hing irgendwo an ihrer Seite, weil sie selbst woanders hin sah und die Arme verschränkt hatte. Den Kopf drehte er schließlich wieder nach vorn, sodass er zum Bettende ausgerichtet war und nicht zu ihr.
"Tut mir leid."



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97Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Apr 03, 2022 1:15 pm

Nora

Nora

Ich konnte nicht damit rechnen, dass er sich selbst als dumm hinstellte, nur weil ich erwartet hatte, dass er seine Taschen beim Erhalt von Gavotte durchkämmte. Das bewies erneut, dass wir uns schlichtweg nicht kennen und von uns gegenseitig Dinge annahmen, die weder Hand noch Fuß hatten. Wenn er seine Gedankengänge Preis gegeben hätte, mochte ich mich damit erklären, dass ich nicht ewig mich von ihm entfernt halten wollte, sondern der Einfachheit halber nur mein Glück versuchen mochte ihn rasch aufzufinden. Mir wäre schon nichts dabei passiert - so naiv war ich in meiner Hinsicht nach.
Für Arrow war es schier unmöglich zu verstehen, wenn man etwas tätigte ohne einen genaueren Plan auszuarbeiten. Spontanität war wohl nicht sein Freund, wobei wir gemeinsam schon Situationen erlebt hatten, die eine gewisse Flexibilität verlangte. Der Angriff der beiden Manoahs im Wald - damit hatte der Schwarzhaarige doch bestimmt nicht gerechnet, oder etwa doch? Verschwieg er mir zu dieser Zeit etwa, dass er genau wusste, dass wir früher oder später angegriffen wurden? Wenn ja, war seine Fähigkeiten Pläne zu erschaffen einfach mieserabel. Denn mit dem Resultat einer ausgerenkten Schulter, einem verschwundenen Pferd und einer verletzten Fremden war ich nicht sonderlich zufrieden. Und Arrow als Perfektionist bestimmt ebenso wenig.
Ich erwartete den Dolch im Rücken, als ich mich offenbarte und vermutete, dass ich bestimmt ordentlichen Gegenwind haben werde. Interessanterweise war dem nicht so, als ich die Arme verschränkte und schmollte. Als er das Wort ergriff und einfache drei Worte wählte, stockte mein Atem und ebenso der Puls. Alles schien für einen Augenblick stehen zu bleiben und inne zu halten. Nicht nur die Uhren, auch mein Herz und die Lungen erstarrten.
"Eine Entschuldigung?"
Ich war wirklich verblüfft über diese Worte und blickte wieder hoch in sein Gesicht um zu erkennen, ob er dies als Scherz deklarierte. Da er mich nicht direkt ansah und weder schmunzelte noch sonst irgendeine merkwürdige Regung in seinem Gesicht zu erkennen war, vermutete ich, dass er diese Worte in voller Überzeugung ausgesprochen haben musste.
"Schon okay.", sagte ich äußerst ruhig und gelassen.
Innerlich rollte ich die Augen. "Verdammt Nora, jetzt hast du ihn soweit gebracht, dass ER sich dafür entschuldigt, dass DU einen Fehler gemacht hast!" Doch er bedauerte nicht meinen Fehler, sondern seinen. Das musste mir erstmal bewusst werden. So perfekt schien er schlussendlich nicht zu sein, wenn er den eigenen Mangel zugab und sich dafür entschuldigte.
"Wir sind doch alle nur schlichte Lebewesen auf dieser schönen Welt, oder etwa nicht?" "Keine Gottheiten, nichts größeres, nur Lebewesen auf dieser Welt voller Mysterien und Magie.", grübelte ich und versuchte den Augenkontakt herzustellen, indem ich meinen Kopf etwas schief hielt.
"Wie fühlst du dich gerade?", erkundigte ich und machte mir leichte Sorgen, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Würde er die Frage zurückwerfen, wusste ich noch gar nicht, was ich sagen wollte. Ich fühlte mich zwar gut, aber dennoch sehr besorgt. Womöglich ging es mir erst wieder besser, wenn der Irada sich auf sein Pferd schwang und hoffentlich wieder der Alte sein würde. Ungern wollte ich die Person sein, die andere Menschen veränderte. Er sollte nicht seine Persönlichkeit für mich aufgeben müssen.

98Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Apr 03, 2022 1:44 pm

Arrow

Arrow

Es blieb kurz still und Nora schien die Zeit dafür zu nutzen, sich wieder zu beruhigen, oder was immer es war, dass sie im Anschluss ruhig und ausgeglichen klang, als sei gar nichts gewesen oder als hätte sie sich nicht etwa darüber aufgeregt, dass er dauernd alles hinterfragte. Gut möglich, dass sie auch einfach nur nicht geglaubt hatte, dass er sich je bei ihr entschuldigen würde, aber ... es hatte wohl einfach keinen Sinn und auch keinen Wert, ihr zu sagen, dass er sie nicht verstand, wenn sie es wieder als einen Angriff wertete. Er hatte nicht erreichen wollen, dass sie sich deshalb schlecht fühlte, darum hatte er ja nicht gesagt, was ihm als erstes in den Sinn gekommen war, sondern sich am Ende entschuldigt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwierig für ihn sein würde, wenn sie sich wegen der ganzen Sache selbst so aufregte. Er wollte das nicht mehr, und es kostete einfach unglaublich viel Kraft, sich mit ihr darüber zu unterhalten, das merkte er gerade wieder.
Als ihr Gesicht an den Rand seines Blickfeldes geriet, weil sie sich vorbeugte, und dabei wieder etwas sagte, drehte er den Kopf und hob das Augenmerk für einen Moment zu ihr an. Er erwiderte jedoch nichts und senkte den Blick mit einem Blinzeln wieder.
Für Nora schien das alles sehr viel einfacher zu sein als für ihn. Nicht, dass er es überhaupt wollen würde, aber er hätte ihr auch nicht in Worte fassen können, warum das alles so schwierig war. Genauso wenig wie er ihr sagen würde, dass es sich nicht gut anfühlte, sich schon wieder wie der letzte Depp vorzukommen.
"Ich bin müde", sagte er, den Blick wieder nach vorn statt zu ihr gewandt, und das hätte er nun auch gesagt, wenn sie nicht nachgefragt hätte. "Kannst du mich bitte wieder alleine lassen?"



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99Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Apr 03, 2022 6:57 pm

Nora

Nora

Dass ich mich aufgrund dieser Aktion schlecht fühlte, würde wohl auch ohne seine Erinnerungen noch andauern. Doch die Zeit half mir bestimmt, das immer besser zu verdauen. Bei Arrow hatte ich das Gefühl, dass seine Phase länger andauern würde, als bei mir. Das musste ich akzeptieren, doch dahingehend war es umso schwieriger für mich, es ebenso abzuschließen. Doch wir waren erst bei Tag 1 - so konnte ich behaupten, dass alles in der Norm lag.
Er wich stets dem Augenkontakt aus und wollte mich wohl nicht direkt ansehen. Im Anschluss erklärte er, dass er müde war und etwas Zeit für sich brauchte. Innerlich seufzte ich, doch ich hielt mich zurück. Es brachte nichts, wenn ich ständig meinen Unmut diesbezüglich bekannt gab. Vermutlich war es auch ohne meine verärgerten Aussagen nicht einfach. Es tat mir leid, dass ich ihn nicht einfach sein lassen konnte, versuchte nun jedoch mein Bestes.
"Okay.", bestätigte ich seinen Wunsch und stand auf, hielt den Blick jedoch in sein Gesicht gerichtet. "Ist dir kalt, möchtest du nochmal ein Wärmekissen?", fragte ich noch nach und zögerte etwas, den Raum zu verlassen.
Nachdem er mir eine Antwort gab, beugte ich mich zum Nachttisch und hob die Schüssel mit Suppe an. "Ich wärme sie dir später auf.", teilte ich ihm meinen Gedankengang mit, ehe ich überaus langsam zur Zimmertür lief. Natürlich - wie so oft - drehte ich mich nochmal um, um nach dem Schwarzhaarigen zu sehen. "Ich hoffe sehr, du kannst mir irgendwann verzeihen.", erklärte ich, wandte meinen Blick auf die Schüssel in meinen Händen, ehe ich fortfuhr, "Ich werde in Zukunft darauf achten, dass mir solch ein Fehler kein zweites Mal passiert." "...denn das werde ich unmöglich emotional aushalten, diese Situation erneut durchzuleben."
Anschließend öffnete ich geschickt die Tür um den Raum zu verlassen. Mit dem Fuß schloss ich sie mit passendem Schwung, sodass sie ins Schloss fiel, jedoch nicht ordentlich schepperte, als wäre ich wütend auf ihn.
Erst jetzt entkam mir das zuvor unterdrückte Seufzen. Ich musste mich etwas besser in Geduld üben, besonders wenn ich mit ihm in ein intensives Gespräch verwickelt war.

100Das Zuhause von Familie Nawaka - Seite 4 Empty Re: Das Zuhause von Familie Nawaka So Apr 03, 2022 7:18 pm

Arrow

Arrow

Glücklicherweise gab Nora diesmal keine Widerworte, als er sie darum bat, zu gehen. Bei ihrer Frage zögerte er kurz. Seine Hände waren unter der Decke wieder etwas wärmer geworden, aber warm war ihm tatsächlich noch immer nicht, und der Gedanke, wieder die aufgewärmten Kissen am Körper zu haben, war nicht schlecht. Deshalb nickte er und bejahte ihre Frage leise. Er schob die Decken zur Seite und beugte sich vor, um die beiden Kissen heranzuziehen, damit sie nicht auf dem Bett noch danach suchen musste. Zumal das eine sich unter seinem im Schneidersitz angewinkelten Knie befand.
Arrow sah sie nicht mehr an und senkte den Blick stattdessen wieder auf den Schoß, als sie bei der Tür noch einmal etwas sagte. Da er derjenige gewesen war, der sich zuletzt bei ihr entschuldigt hatte, war er nicht sicher, aus welchem Grund sie das jetzt zur Sprache brachte und weshalb sie betonte, dass ihr so ein Fehler nicht noch einmal passieren würde, zumal... - Egal. Egal... Sie war anschließend zur Tür hinaus verschwunden.
"Ich bin dir nicht mehr böse, Nora...", sagte er leise, auch wenn oder gerade weil sie es nicht mehr hören konnte, und machte sich daran, die Decken wieder auszubreiten, die Beine zu strecken, und dann einen Moment lang einfach nur so dazusitzen und zu atmen.
Sie würde schon nicht noch einmal so einen Fehler machen. Es sei denn natürlich, sie beeilte sich damit sehr, denn wenn er Lishu verließ, würde es keinen Grund mehr geben, sie je wiederzusehen. Arrow hatte nicht vor, sie wegen des Amulettes noch einmal zu kontaktieren oder sie diesbezüglich auf dem Laufenden zu halten. Nicht nur, weil es nicht mehr ihre Sache war, sondern auch, weil es gefährlicher für sie sein würde, je mehr sie damit zu tun hatte. Und das wollte sie ganz bestimmt nicht. Sie hatte betont, wie wichtig ihr ihre Familie war, und es war nur natürlich, dass sie sie nicht in Gefahr bringen wollte. Was sie aber täte, wenn sie sich weiter damit beschäftigte.
Genauso wenig wollte er länger hierbleiben als er musste. Sie mochte vielleicht einen Punkt haben, wenn sie sagte, dass es hier in Lishu sicher wäre, aber er hatte Verpflichtungen und konnte es sich nicht erlauben, hier Urlaub zu machen. Außerdem war es vielleicht das beste, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren und sich nicht damit aufzuhalten, dass Nora sehr viel in seinem Kopf durcheinander gebracht hatte. Das Amulett sowieso. Er versuchte, das Chaos hinter der Stirn ein wenig zu sortieren und zu beschwichtigen, während er sich wieder hin- und auf die Seite legte. Die Bewegung sorgte auch schon wieder für ein Pochen dort und dafür, dass das Bild vor seinen Augen leicht schwankte. Aber es war nicht mehr so schlimm wie am Morgen oder gar in der Nacht. Die Erschöpfung hingegen hatte wieder zugenommen.
Er griff nach dem Amulett, das immer noch neben dem Kissen lag, und zog es etwas näher, sodass er es betrachten konnte. An Schlafen war natürlich nicht zu denken. Schon gar nicht, solange wieder jemand hereinkommen und ihm die Wärmekissen oder wenigstens eins davon wiederbringen würde.



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