Zentrum von Lago Jun

Von Ruby kam außer einem zustimmenden okay nichts, weswegen Vahn nun damit fortfuhr, sie behutsam in das warme Wasser zu stellen. Sie würde sich ja sicher melden falls es ihr zu unangenehm werden würde, weswegen er sie nicht darauf hin wies, sondern seine Aufmerksamkeit besser auf die Vorderbeine lenkte, die nun an den Rand der Schale platziert werden mussten. Ruby bekam dies alleine ganz gut hin, der Waldläufer musste nur am Ende noch etwas nachhelfen und überprüfte auch noch einmal, dass sie sicher auf den Hinterläufen stand, bevor er die kleine Holzkelle zur Hand nahm, die neben der Schale bereit lag und begann, das warme Wasser aus der Schale zu schöpfen und über Rubys blutiges Fell zu geben. Er ging behutsam vor und ließ sich Zeit, vor allem, damit der Pflanzenfennek sich rechtzeitig melden konnte, sollte ihn etwas stören.
Als das Fell soweit vom Wasser durchweicht war nahm er die Seife zur Hand und verteilte etwas davon in dem Fell, bis es aufschäumte, um so auch die restlichen Spuren des Angriffs durch die Wilderer heraus zu waschen. Vahn war recht zufrieden mit dem Ergebnis als er schließlich die Seifenreste mit etwas frischem Wasser von dem Körper des Pflanzenfennek spülte. Er konnte kaum noch Verfärbungen in dem weißen Fell erkennen. "Das sollte fürs Erste reichen..." Er legte die Kelle beiseite und begann, das Wasser aus dem Fell zu drücken. Schließlich nahm er eines der Handtücher zur Hand, legte dieses vorsichtig um Ruby und hob sie aus dem Wasser, um sie grob abzutrocknen, wobei er vorsichtig mit den Vorderbeinen war...und als er auch damit fertig war, ließ er den Fennek vorsichtig auf dem Boden ab und zog das Handtuch beiseite, damit sie fürs Erste befreit war, wobei er sich fragte, ob Ruby sich überhaupt schon einmal mit Seife gewachsen hatte. Schließlich war sie ein wildes Tier aus dem Cern-Wald...

Ich war froh als das mit den Vorderbeinen dann auch dank Vahn gut klappte und ich nun sicher in der Schale stand.
Ich konnte nun auch gut verfolgen was als nächstes kam und als Vahn diese Holzkelle dann wieder zur Hand nahm war ich bereit als er mit dem lauewarmen Wasser anfing. Ich bekam auch ne leichte Gänsehaut als ich es wahrnahm und es über mich gegossen wurde, denn man sah dann auch schon wie sich ein paar Haare an der Wirbelsäule entlang aufstellten. Diese Reaktion geschah aber automatisch, ich konnte das nicht kontrollieren. Erst als ich mich daran gewöhnt hatte glätteten diese sich langsam wieder und ich hielt auch brav hin und kniff etwas die Augen zu da dies jetzt doch sehr angenehm wurde.
Erst der Geruch der Seife sorgte dann dafür das ich wieder einen Moment aufmerksamer wurd, aber auch hier ließ ich Vahn machen, besonders weil das ja helfen sollte das Blut gründlich auszuspühlen. Als sie aber anfing zu schäumen wurde es dann doch ein etwas unangenehmen Gefühl auf den Körper, so das man sehen konnte das sich meine Ohren etwas legten - trotzdem war es auszuhalten, deswegen hielt ich immer noch brav hin, denn die Seife würde sicher bald runterkommen.
Als Vahn dann auch die Seifenreste ausspühlte wurde es mir wieder etwas wohler, jedoch merkte ich auch das diese Seife überhaupt nichts schlechtes an sich hatte. Ich fühlte mich wirklich sauber und besonders viel wohler als ich nun meinen Kopf drehte und regestrierte das mein Fell überhaupt keine Flecken mehr hatte. Dieses klebrige unangenehme Gefühl war auch weg und besonders der metallische Geruch war weg. Ich konnte nun eigentlich diese Seife mit ein paar guten Dingen assozieren. Nur der Geruch davon an das musste ich mich wohl noch gewöhnen. "Danke!..." Sagte ich glücklich und sah mit süssen Augen zu Vahn hoch der nun auch zwei Handtücher holte und mich nun darin einwickelte. Er fing dann an mich grob abzutrocknen, bis er mich dann vorsichtig auf den Boden absetzte und dann wieder die Handtücher von mir entfernte. Kurz wackelte ich noch etwas auf den Beinen, fand aber dann wieder das Gleichgewicht. Eigentlich stand ich nun ziemlich verloren in diesem Baderaum, doch das Gute war auch das sich auch mein Fell irgendwie nun weicher und fluffiger anfühlte. Vielleicht sah ich auch gerade aus wie ein Plüschtier frisch aus der Wäsche, aber gut hauptsache ich war sauber. "Das ist toll, jetzt kann ich sicher schlafen!" Sagte ich glücklich und schloss meine Augen, doch gerade als ich mich zu Vahn wenden wollte fror ich plötzlich aufeinmal ein.
Der Grund. Irgendwie war ich nun viel näher an diesen Zubern als vorher.

Vahn ging sicher das Ruby einigermaßen sicher auf den Beinen stand bevor er sich von ihr abwandte und sich daran machte, aufzuräumen. Es gab einen Abfluss zu seiner rechten und in der Nähe der Wand, wohin er nach und nach das benutzte Wasser brachte und Eimer und Schüssel ausschüttete, nachdem er mit dem restlichen frischen Wasser die Schale und auch seine Hände und Unterarme gesäubert hatte. Er selbst hatte sich noch nicht richtig gewaschen. Das wollte er machen wenn Ruby schlief.
"Das ist gut", erwiderte er leise und warf ihr einen Blick zu, während er aufräumte. Etwas Schlaf würde ihr und auch sicher ihm gut tun. Um ehrlich zu sein war er mittlerweile recht froh, in einem vernünftigen Bett übernachten zu können, auch wenn sich dadurch seine Reise verzögerte und er unnötig Geld ausgab. Es würde jedoch kein Loch in seine Geldkatze reißen. Nicht nach allem, was geschehen war.
Als er soweit fertig war, nahm er seine Armschienen an sich und wandte sich wieder Ruby zu, die sich während der kurzen Zeit, die er mit säubern beschäftigt gewesen war, nicht wirklich von der Stelle gerührt hatte. Ihr Blick ging in Richtung der Nebenräume, in denen sich die Zuber befanden. "Was ist?", fragte er nach und trat zu ihr. Sie wirkte ein wenig erstarrt, so wie wenn man die Aufmerksamkeit eines wilden Tieres auf sich zog.

Man könnte meinen das nun da in Raum mitten auf dem Boden ne Statue stand, denn kein einziger Muskel bewegte sich von mir. Das einzige was mich wahrscheinlich als lebend bezeichnen könnten waren meine Ohren die sich sehr langsam auch Zeitlupenmässig etwas senkten. Ansonsten war alles starr und meine Augen waren mit voller Aufmerksamkeit auf einen der Zuber.
Eines der Ohren richtete sich aber nun zu Vahn aus als er plötzlich fragte was den ist. Zuerst reagierte ich nicht, denn ich war weiter auf den Zuber ausgerichtet. Mir behagte das teil nun noch weniger. "Psst wir sollten leise sein, wer weis ob es uns hört." Wirklich jetzt? An meinen Hinterläufen sah man aber nun das sie gegen hinten ausgerichtet waren was aussagte das ich mich vorsichtig und langsam nach hinten bewegen will, doch da war ja noch der Verband. Weswegen ich nun das einte Bein mit dem Verband hob und dann versuchte nur mit drei Beinen langsam Rückwärts zu gehen. Was Vahn nun machte wusste ich nicht, mir war es einfach nun gerade wichtig etwas Abstand zwischen das Zuber-Ding und mich zu bringen. Ich suchte schliesslich keine Konfrontation. Meine Augen waren dabei immer auf dem Zuber gerrichtet um bereit zu sein falls er sich bewegt. So ganz alleine in die Nähe traute ich mich nämlich nicht an dieses Teil um es zu erkunden, besonders wen ich nicht wusste ob es gefährlich war.

Vahns Brauen hoben sich langsam, während er Rubys Reaktionen beobachtete und versuchte, herauszufinden, was sie so irritierte. Ihr Blick glitt eindeutig durch den Durchgang zu dem Zuber hinüber, doch er konnte nichts erkennen, das ihre Vorsicht hätte rechtfertigen können...zumindest...aus seiner Sicht.
Für ein wildes Tier, das sich eventuell noch nie in einer menschlichen Behausung aufgehalten hatte, mochte das etwas ganz anderes sein. Das oder der Pflanzenfennek nahm Dinge war, die ihm verborgen blieben.
Er sah sich das Ganze noch einen Moment lang an, doch als Ruby versuchte, mit ihrem verbundenen Bein zurückzuweichen, setzte er sich in Bewegung und trat auf den Durchgang zu, um einen Blick in den dahinter liegenden Raum zu werfen. Er entdeckte...nichts.
"Was irritiert dich so?", fragte er nach und trat zurück zu dem kleinen Fennek, wobei er sich mit Absicht in ihre Blickrichtung stellte, damit sie nicht länger hinüber zu dem Durchgang sehen konnte, ohne das seine Beine im Weg waren. War Ruby...etwa wegen des Zubers so besorgt? "Ich kann dich zurück in unseren Schlafraum bringen", schlug er dann noch vor. Es hielt sie hier nun auch immerhin nichts mehr und Ruby sollte sich dringend ausruhen.

Dunkles Holz, ein Metall das dieses behandelte Holz zusammenhielt und seltsam im Licht schimmerte - als würden mich Zähne anblitzen, ja es war echt unheimlich und für mich sah das wirklich bedrohlich aus, genau auch weil das zeigen von Zähnen in der Wildnis immer ein drohendes Signal war. Wohl war es auch dies das mich so irritierte und verunsicherte und bei dem ich dachte es wollte mit mir eine Konfontation suchen, deswegen machte ich auch das Gegenteil davon um diesem Zuber zu signalisieren das ich keine Gefahr bin und ihn auch in Ruhe lassen würde. Denn all meine Bewegungen gingen nach hinten.
Vahn machte aber im Gegensatz zu mir erstmal überhaupt nichts, wohl weil er den Grund suchte wieso das ich so reagierte. Erst als er meinem Blick womöglich gefolgt war wurde es ihm klar und er bewegte sich auch gleich auf diesen Zuber zu, etwas das ich bemerkte. "Vahn!...Warte nein! Es wird dich beissen!" Versuchte ich ihm noch auf den Weg mitzugeben und ihn zu warnen, denn er kann so auch in Gefahr gerraten...doch als er dort ankam und in den dahinter liegenden Raum - fast neben den Zuber blickte, passierte nichts....
Ich war erstarrt und hörte mein kleines Herz schlagen, den ich hatte mir jetzt echt Sorgen um ihn gemacht... aber es passierte einfach nichts! Und das obwohl er genau kurz neben diesem Zuber gestanden ist! Wie war das möglich?
Man könnte nun auch meinen das aus meinem Köpfchen eine Rauchwolken stieg, besonders als mich Vahn fragte was mich so irritierte und ich ihm nicht sofort antwortet, denn ich war am denken. Trotzdem war er aber so lieb und stellte sich in mein Blickfeld so das ich nun den Zuber nicht mehr ansehen musste. Ich starrte auch noch einen Moment auf seine Beine doch dann hob ich mein Kopf hoch in sein Gesicht und sah ihn total verwirrt an. "Aber...dieses holzige Ding es hat doch Zähne? Und gedroht?" Nun musste er mich wohl aufklären, denn das mit dem Schlafraum musste wohl noch warten.

Etwas irritiert, jedoch nicht unbedingt beeindruckt von Rubys Angst hatte Vahn ihr noch einmal einen Blick zugeworfen als diese ihn...warnte. Außer dem Zuber befand sich nichts in dem kleinen Seitenraum. Vielleicht hatte der Fennek so etwas noch nie gesehen und schreckte aus diesem Grund vor ihm zurück. Er musste an seine Stute denken; wenn er mit Taka in fremdem Gebiet war und sie etwas kreuzten, das sie zuvor nur selten oder noch nie gesehen hatte, war das Pferd ebenfalls sofort beunruhigt und wollte den fremden Gegenstand nicht passieren.
Der nachdenkliche Blick des Waldläufers ruhte noch einen kurzen Moment auf Ruby, bevor er noch einmal in Richtung des Zubers glitt. "Nein, es...hat nicht gedroht, falls du den Zuber meinst. Es ist einfach nur ein Behälter, in dem Menschen baden können. Ich kann es dir zeigen." Er beugte sich hinab und nahm Ruby vorsichtig hoch, wobei er ihren kleinen Körper mit dem linken Unterarm stützte. Erst als er sie sicher hielt, wandte er sich wieder dem Zuber zu, damit der kleine Fennek Zeit hatte, sich vorzubereiten. Er machte jedoch keine Anstalten, sich dem Raum oder eher dem Zuber zu nähern. Vahn wollte immerhin auch nicht, dass Ruby noch mehr Angst bekam, auch wenn diese unbegründet war.

"Ein Be-Be-Behälter zum baden was? Jetzt wirklich?" Ich traute dem Braten noch nicht so recht, ich versuchte sogar vorsichtig meinen Kopf zu strecken um an Vahns Bein vorbei zu sehen. Aber keine Chance, der Waldläufer verdeckte es so das ich nicht mal wen ich mich etwas seitlich stellte zum Zuber blicken konnte. Nun meine Angst war aber zum Glück so weniger, jedoch als er meinte das er es mir zeigen könnte zögerte ich kurz und ging nochmal einen Schritt zurück. Aber da hinter mir nun die Wand war konnte ich nicht mehr weg.
Bis ich reagieren konnte hatte er mich auch schon hochgehoben, ich knurrte aber nicht einfach weil ich Vahn vertraute. Trotzdem sah man das meine Ohren sich immer mehr wieder senkten als ich wieder vollen Blick auf den Zuber bekam. Ich war noch unsicher, aber da Vahn bei mir war blieb es nur beim unwohlsein, schliesslich hat er es bis jetzt immer gut mit mir gemeint. Schon das er nicht näher ging verriet mir das er es mir einfach zeigen wollte und mir Zeit geben wollte es zu realisieren.
Mein Blick lag lange auf diesen Holzbehälter, wohl einfach um ihn im Auge zu behalten. Eine Minute verging, dann zwei sogar drei und er stand immer noch dort und bewegte sich nicht. Nun vielleicht noch fünf Minuten? Aber auch dann passierte nichts. "Häh....das Ding kann sich ja wirklich nicht bewegen!" Dabei waren wir vor ihm, fixierten es wie wen wir das Ding als Beute gewählt hatten. Eigentlich hätte es schon lange ne Antwort zurücksenden müssen, aber jetzt sind schon 5 Minuten vorbei und es passierte immer noch nichts! "Oh man na gut, du hast recht es passiert wirklich nichts..." War das peindlich! Vielleicht sollte ich nun wirklich schlafen gehen.... "Hmm... vielleicht sollte ich nun wirklich ein Nickerchen machen..." Ich kuschelte mich nun etwas mehr an Vahn, meine Pfote mit dem Verband ließ ich über seinen Arm schonend hängen und presste dann mein Gesicht in seine Beuge. "Danke das du dir Zeit genommen hast es mir zu zeigen..." Nun blieb ich einfach so in Vahns Arm liegen. Mein Gesicht vergraben so das nur meine Ohren rausguckten. Ja hier auf den Arm bei ihm könnte man auch bleiben.

Vahn nickte langsam. Für einen Waldbewohner, der sich in einem Bach, Teich oder See in der Wildnis wusch, war ein eigens zum Baden hergestellter Behälter sicher eine Kuriosität.
Ruby schien der Sache trotz seiner Erklärung noch immer nicht ganz zu trauen, weswegen er sie einfach auf dem Arm behielt und sich nicht regte, damit sie Zeit hatte...auch wenn das bedeutete, dass sie eine kleine Weile einfach nur so hier herum standen. So eilig hatte er es dann auch nicht, sie wieder zurück auf das Zimmer zu bringen.
Schließlich schien der Pflanzenfennek zu realisieren, dass keine Gefahr drohte, denn es geschah auch von Seiten des Zubers nichts. Vahn schmunzelte und warf einen Blick auf das kleine Tier in seinem Arm. "Ich kann mir gut vorstellen, dass das alles sehr neu für dich ist", sprach er leise. Es war völlig verständlich für ihn und er war sowieso der Letzte, der sie wegen ihres misstrauischen Verhaltens verurteilen würde.
Auf den Dank hin sagte er nichts, nickte lediglich noch einmal und machte sich mit Ruby schließlich auf den Weg zurück in Richtung ihres Zimmers als die Zubergeschichte fürs Erste geklärt war. In dem Raum angekommen legte er den Fennek vorsichtig auf dem Bett ab und schloss die Tür hinter sich.
"Benötigst du denn noch etwas?", fragte er leise nach. Vielleicht wollte Ruby ja noch etwas fressen bevor sie einschlief. Er hatte sicher noch einige Streifen Dörrfleisch im Gepäck.

"Mhm...ja..." Dieser Zuber hatte ich wirklich noch nie gesehen, aber nun da es als "ungefährlich" eingestuft wurde und ich nun wusste für was es Menschen brauchten, war es nun wieder weniger schlimm für mich. Ich blieb aber nun einfach mit den Kopf weiter in Vahns Beuge vergraben und ließ mich nun auch wieder aus den Bad zum Bett bringen, ich zögerte aber kurz gleich von seinem Arm runter zu gehen. Es war eben gerade sehr bequem, also versuchte ich mich nun zuerst noch mehr in seiner Beuge zu vergraben was aber nicht so ganz klappte, denn Vahn legte mich nämlich nun selbst sanft aufs Bett.
Schade, aber war die Decke schön weich also war es auch dann wieder vergessen das er mich nun hier abgelegt hatte obwohl ich es zuerst nicht wollte.
Ich legte aber nun meinen Schweif um meinen Körper und legte meinen Kopf darauf ab um zu dem Waldläufer zu blicken der mich nun fragte ob ich sonst noch was brauchte. Ich kniff nur die Augen zu und antwortete. "Nein ich iss später sonst noch was danke, ich denke ich werde jetzt ne Runde schlafen" Ich hab vorher ja nur gedöst und da war richtiges schlafen nun keine schlechte Idee, besonders weil mir das helfen würde wieder später mehr Kraft zu haben. "Aber wen ich wieder wach bin würde ich mich darüber freuen. Hast du den noch was von dem leckeren Dörrfleisch?" Oh das währe sicher ne leckere Eröffnung wen ich wieder wach war, dieses Dörrfleisch war auch so lecker gewesen.

Vahn nickte langsam, wandte sich trotzdem seinem Reisegepäck zu und begann, die Vorratsbeutel hervor zu räumen, auch wenn Ruby sich zunächst einmal ausruhen wollte. Das Dörrfleisch war schnell hervor geräumt, vier Streifen waren noch übrig und er hatte keine Probleme damit, sie dem Pflanzenfennek zu überlassen. Noch besaß er genug Münzen, um für einige Tage bequem über die Runden zu kommen und sich Nahrung zu beschaffen und wenn er zurück auf Kjubika war, würde ihm sein Auftraggeber den versprochenen Lohn auszahlen.
"Hier, das kannst du alles essen, wenn du magst..." Er zog das Fleisch hervor legte den nun geleerten Vorratsbeutel auf das Bett und bettete die getrockneten Fleischstreifen darauf, damit Ruby keine Probleme hatte, an diese heran zu kommen wann immer sie mochte. Er würde im Dorf auf jeden Fall noch etwas für den Waldbewohner besorgen, damit er schnell wieder zu Kräften kam und zurück in den Wald kehren konnte.
Vahn trat zurück zu seinen Reiseutensilien und begann, die Gepäckstücke umzusortieren, sodass er eine der Ledertaschen, die einen langen Riemen besaßen über die Schulter werfen und mitnehmen konnte. Er wollte auch noch einige Besorgungen machen; auf Cern gab es einige Kräuter, die sonst nirgends zu finden waren und es war gut, die Vorräte aufzufüllen, bevor er abreite. Dafür hatte er nun genügend Zeit, was auch nicht schlecht war. Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte er nur wenige Stunden für alles gehabt. So hatte die ganze Situation immerhin auch etwas positives an sich.
Den Bogen und die Pfeile ließ er, wo sie waren, doch er zog das rotbraune Gewand, Gürtel und Handschuhe wieder an und brachte sein Schwert wieder am Gürtel an. Seine Kleidung war zwar nach wie vor schmutzig und wies Rubys Blut auf, doch er hatte gerade beschlossen, zuerst in das Dorf zu gehen, seine Besorgungen zu machen und vor allen Dingen nachzuhören, ob sein alter Freund etwas von diesen Wilderern gehört oder gesehen hatte, bevor er sich um sich selbst kümmern würde.
"Benötigst du denn sonst noch etwas?", fragte er als er soweit fertig war und sich dem Fennek auf dem Bett wieder zugewandt hatte, "etwas bestimmtes zu Essen oder anderes?"

Mein Kopf schön bequem auf meinen buschigen Schweif gebetet verfolgte ich nun wie Vahn sich nun doch seinem Reisegepäck zuwendete, nur um den Vorratsbeutel schon für mich rauszusuchen. Eigentlich hätte er das noch nicht machen müssen, hatte ich ja sowieso erst vor zu schlafen bevor ich was esse. Aber wohl hatte diese Aktion durchaus seine Gründe, den als er mir das Dörrfleisch schön auf dem Beutel auslegte so das ich nur noch zugreifen konnte widmete er sich wieder seinen Reisesachen. Hatte er etwa vor länger weg zu gehen, das er alles für mich vorbereiten wollte? Nun es sah fast so aus den als er damit nun nochmal meine volle Aufmerksamkeit bekam merkte ich wie er Dinge für sich vorbereitet, sich diese umschnallte oder anzog. Er wollte wohl tatsächlich länger weg...aber gut ich hab ihn schliesslich genug aufgehalten und ich fand es immer noch nicht selbstverständlich. Ich schwieg deswegen und reagierte erst wieder als er mich fragte ob ich sonst noch was brauche, wie etwas besonderes zu essen oder so. Doch ich sah ihn eine Zeit nur süss an. "Ich also..." Ich überlegte kurz, doch mir fiel nicht wirklich was ein. Zwar gab es genug Dinge die mir an Leckereien einfielen die Menschen besassen und auch schon gut geschmeckt haben, aber ich blieb da lieber Bescheiden hatte er doch genug für mich getahn. "Nein...aber du könntest nach einem Heilkraut namens Filanora Ausschau halten. Ihre Blüten kann man ins Wasser geben und wen die Pollen darin schwimmen und man davon trinkt erzeugen sie ein gutes Vitamin...das ist ja wichtig wen man was hat. Vielleicht hilft das auch noch ein wenig." Zwar war es keine Wunderpflanze und sie konnte nicht dafür Sorgen das die Regenration schneller angeregt wurde, aber das Vitamin half damit das Regenarationvitamin etwas besser produziert wurde. Da ich ja versuchen musste schneller gesund zu werden, war es zumindest einen Schritt der einem zu diesem Ziel näher brachte.

Der Waldläufer konnte aus dem Fennekgesicht nicht ablesen, ob sie über seine Frage nachdachte, doch es musste so sein, denn einen Moment lang herrschte Stille in dem kleinen Raum bevor Ruby tatsächlich noch einen Wunsch äußerte. "Filanora", wiederholte er langsam und nickte. "Ich werde sehen, was ich tun kann. Vielleicht verkauft jemand die Blüten hier in Lago Jun." Er kannte diese Pflanze, auch wenn er sie selbst bisher noch nicht verwendet hatte. Ihre Wirkung war eher unterstützend und für langwierige Geschichten geeignet. Er benötigte hingegen meist Mittel, die akut halfen, beispielsweise gegen Wunden, störende Symptome und dergleichen. Vielleicht konnte er auch noch etwas anderes auftreiben, das Ruby half; er hatte ohnehin vor, seine Vorräte aufzufüllen, bevor es zurück auf das karge Kjubika ging, wo so etwas wie Heilkräuter selten wuchsen.
Es schien bei diesem einen Wunsch zu bleiben. "Also dann..." Vahn setzte sich in Bewegung und umrundete mit langsamen Schritten das Bett, auf dem es sich Ruby gemütlich gemacht hatte, nur um an der Tür erneut stehen zu bleiben, "ich bin nicht sicher, wie lange ich für meine Besorgungen benötige. Ich würde gerne den Raum von außen abschließen, damit niemand herein kommen kann. Wäre das für dich in Ordnung?" Einfach abzuschließen ohne Ruby um Erlaubnis zu fragen, kam für ihn nicht infrage. Er würde sie ja auch von innen abschließen lassen, doch Ruby darum bitten, ihre Gestalt zu wechseln, erschien ihm in ihrem aktuellen Zustand keine gute Idee zu sein.

Ich hatte wirklich keinen anderen Wunsch ausser diese Pflanze, einfach weil sie unterstützend wirkte und vielleicht so helfen könnte den Heilungsprozess etwas anzuregen. Vahn schien die Pflanze vielleicht sogar zu kennen, denn ein fragender Blick oder eine Frage diesbezüglich blieb aus. Er wiederholte nur nochmal den Namen und meinte das er sehen wird was er tun kann, denn vielleicht verkaufte ja jemand diese Pflanze. "Das währe gut danke..." Ich blickte ihn nochmal etwas nach als er das Bett dann wieder umrundete und kurz vor der Türe stehen blieb. Ich hörte dann noch seinen nachfolgenden Worten zu und nickte. "Ja es ist in Ordnung du kannst abschliessen..." Vielleicht war es auch besser, dann wusste ich wenigstens das ich mal in Ruhe schlafen konnte. In der Wildnis musste man ja selbst im Schlaf aufmerksam sein und man konnte dann nicht richtig schlafen, ausser man befand sich in seiner sicheren Höhle. "Also dann bis später...." Es würde zwar etwas komisch sein so alleine auf einen riesigen Bett das grösser war als ich selbst zu schlafen, aber ich brauchte die Ruhe - die Decke war aber mal was ganz anderes und ihre Weichheit war wirklich schön, das hatte ich wirklich schon lange nicht mehr so einen bequemem Untergrund. Ich schloss aber nun meine Augen und versuchte dann etwas zur Ruhe zu kommen, denn Vahn würde wahrscheinlich jetzt sowieso gehen. Ich würde wahrscheinlich auch recht schnell einschlafen den ich war wirklich sehr müde.

Vahn nickte leicht als Ruby ihm mit ihrer Antwort die Erlaubnis für das Türe abschließen gab. Es würde ihn wirklich beruhigen zu wissen, das niemand den Raum betreten konnte, auch wenn es unwahrscheinlich war.
"Bis später. Ruhe dich gut aus." Mit einem letzten Blick und einem sachten Lächeln wandte sich Vahn ab, trat zur Tür und zog den Schlüssel aus dem Schloss, öffnete sie und trat hinaus in den Flur. Dort angekommen zog er die Türe zurück ins Schloss, schob den Schlüssel in das Loch und drehte ihn gegen den Uhrzeigersinn, um abzuschließen. Als er die Rezeption erreichte, traf er die Verwalterin an, der er ebenfalls noch einmal mitteilte, dass er nicht wollte, dass in seiner Abwesenheit jemand versuchte, das Zimmer zu betreten. Mit den Worten der Verwalterin, dass sie nicht einmal im Traume daran denken würde, das Zimmer eines Gastes ohne Erlaubnis zu betreten, verließ er die Pension und machte sich auf den Weg zurück in das Dorf, um zuerst Baihu einen erneuten Besuch abzustatten und nachzuhören, ob er und die anderen Wachen etwas in Erfahrung gebracht hatten.
Allerdings traf er an dem steinernen Gebäude niemanden an und ein älterer Herr, der sich gerade in der Gegend herumtrieb und offenbar über alles bescheid wusste, verkündete ihm, dass die Wachen gerade auf Patrouille waren. Vahn musste sich also noch ein wenig gedulden was Antworten auf seine Fragen betraf und er machte sich auf den Weg in das Innere des Dorfes, wo sich diverse Läden und Stände befanden, an denen er seine Besorgungen erledigen konnte. Er würde später noch einmal nachsehen, ob er Baihu antraf.

Cf: Das Zuhause der Nawakas

Kurz vor der Ankunft in Lago Jun hatte ich mich von Shiba verabschiedet. Dieser würde bestimmt noch einige Zeit in der Nähe bleiben, da war ich mir sicher. So stieg ich auf Joris Pferd als wir in der Dämmerung in der Hafenstadt ankamen und uns sogleich nach der von meinem Vater ausgesuchten Unterkunft umsahen. Dort verbrachten wir noch einen ruhigen gemeinsamen Abend, hatten was Gutes zum Essen bestellt und machten einen abendlichen Spaziergang am Wasser entlang.
Wir hatten wie immer gute Gespräche, lachten viel und genossen die Zeit miteinander – mal ganz ohne meine Mutter. Es war beinahe ein Fest, so lustig hatten wir es bei unserem Ausflug. Am Ende eines Steges blieben wir stehen und starrten still auf den im Wasser reflektierenden Mond, ehe wir uns hinsetzten und die Sterne betrachteten – etwas, was wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht hatten.
"Du möchtest nach Anan, oder?" Es traf mich wie ein Schlag, sodass ich für einen Moment vergaß, dass ich atmen muss um weiterzuleben. Doch er blickte nicht zu mir, sondern beobachtete weiterhin die Sterne, die am Himmel funkelten. "Sei nicht so streng mit dir selbst, hörst du?" Er kannte mich nun einmal und es war unheimlich und vertraut zugleich, dass er meine Gedanken lesen konnte. "Es hat alles einen Grund, aber gib nicht immer dir die Schuld an allem. Du bist ein wunderbares Mädchen… eine wunderbare Frau. Ich bin stolz auf dich", fuhr er den Monolog fort und blickte sogar zu mir um meine Reaktion darauf zu sehen. Mein Herz pochte schneller und ich traute kaum mich zu ihm zu drehen. Schlussendlich tat ich es doch, jedoch brachte ich kein Wort zwischen meinen Lippen hervor. "Bleib so wie du bist, verstanden? Bleib dir selber treu" Er tippte mir mit seinem Zeigefinger auf die Brust, ehe er seine Arme ausbreitete und mich einfach so umarmte. Ich schniefte. Seine Worte trafen mich sehr und es fasste gut zusammen, womit ich in letzter Zeit Probleme hatte: Meinem Selbstbewusstsein und das Vertrauen zu mir selber. Ich stellte mich bei jeder Aktion in Frage, was nicht sonderlich üblich für mich war. Mein Vater hatte das verstanden und wusste, worum es ging. "Danke Papa", nuschelte ich und drückte mich fest an ihn. Mehr brauchte es gar nicht um zu verstehen, dass wir einfach einen guten Draht zueinander hatten.

Am nächsten Morgen besuchten wir noch gemeinsam den großen Markt in Lago Jun, ehe mein Vater die Taschen packte und wieder nachhause reiste. Es stimmte mich etwas traurig, nun alleine weiterzugehen, doch schlussendlich war es genau das, was ich wollte. Ich blieb noch zwei weitere Nächte, versuchte mich zu informieren, wie ich am einfachsten nach Anan reisen konnte und organisierte mir zeitig ein Luftschiff, dass mich da hinbringen konnte. Nun stieg die Nervösität. Ich hatte nur mehr begrenzte Zeit Vahn ausfindig zu machen. Da die letzten Tage jedoch wenig erfolgreich waren, hatte ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. So stapfte ich mittlerweile alleine durch Lago Jun und klapperte auch sämtliche Gastwirtschaften ab. Mein Erfolg jedoch blieb auf der Strecke. Seufzend ließ ich mich an einem schattenspendenden Baum auf den Boden nieder und lehnte mich zurück. "Wenn mir die Waldgeister nicht helfen..." "...soll's also nicht sein", meinte meine Mutter des Öfteren und ich ließ die Augenlider sinken. Für einen Moment nur wollte ich mich ausruhen.
Als ich müde durch den schmalen Schlitz meiner Lider blickte und leer durch die Gasse blickte, wurde ich plötzlich wach. "Hm?", entkam es mir und mein Herz pochte plötzlich wieder durch einen kleinen Adrenalinstoß. "War das... ein roter Mantel gewesen?", versuchte ich zu rekonstruieren, was ich gerade um die Ecke biegen hatte sehen. Ich rieb mir die Augen. Immer wieder hatte es mich getäuscht, wenn ich roten Stoff gesehen hatte. Doch ich naiver Mensch war immer noch voller Hoffnung.

Die Hauptstoßzeiten des Marktes hatte der Waldläufer verpasst, was zum Einen den Vorteil hatte, dass Vahn sich nun nicht dauerhaft zwischen den Ständen und anderen Passanten hindurch schieben und um jeden Platz kämpfen musste. Der Nachteil bestand darin, dass die Waren deutlich geschrumpft waren und die Gefahr bestand, etwas nicht mehr zu bekommen. Vahn machte sich um Letzteres keine großen Gedanken, während er zwischen den Ständen und Läden entlang ging und sich umsah; es waren lediglich getrocknete und frische Kräuter, die er überwiegend haben wollte und die waren in der Regel nicht so begehrt, dass sie bei keinem Händler zu finden waren. Nur der Winter hätte ihm einen Strich durch die Rechnung machen können. Er hatte ebenfalls noch einige Kleinode aus Moh' kba bei sich, die er bei dem ein oder anderen Händler, die in Lago Jun vor Anker gingen und nicht selbst über das Innere der Insel streiften, gegen etwas Geld oder Ware eintauschen konnte. Ihm bedeuteten die mehr oder weniger antiken Relikte nichts, die er auf seinen Aufträgen fand, doch er war froh, dass sie ihm über die Runden halfen...
Da er den Händler, dem er diese kleinen Funde sonst verkaufte, nicht sofort entdeckte, machte er sich zunächst daran, seine Heilkräuter aufzufüllen, die er auf Kjubika zu Salben und Tränken verarbeiten würde, während er keinen neuen Auftrag hatte und wechselte auch einige Worte mit den Händlern. Es waren auch einige bekannte Gesichter dabei, weswegen es praktisch unausweichlich war, einen Moment stehen zu bleiben und Neuigkeiten auszutauschen. Einer der Händler -ein Tano mit gräulicher Haut, schwarzen, seetangartigen Haaren und Schwimmhäuten zwischen den langen Fingern- erzählte ihm von Piratenbanden, die seit einiger Zeit den nördlichen Teil des Meeres unsicher machten und nun offiziell zur Jagd ausgeschrieben waren. Ein Anderer schwärmte von den Edelsteinvorkommen irgendeiner Insel weit im Süden.
Ein dritter Erwähnte Unruhen auf Kjubika, konnte jedoch nichts genaueres sagen. Das war etwas, das Vahns Interesse weckte, denn er wollte am nächsten Tag mit dem Schiff zurück. "Denke, du musst dir da keene Sorgen machen", meinte der dicke bärtige Manoah und zuckte die Schultern, "irgendwelche Kerle ham den Hochwohlgeborenen gegen's Bein gepinkelt. In Horin sollte alles beim Alten seen."
"Hm."
Da der Händler mit keinen weiteren Einzelheiten aufwarten konnte, verabschiedete der Waldläufer sich bald wieder von ihm. Er musste wohl selbst nach Kjubika reisen und sich ein Bild machen...wirklich beunruhigt war er nun auch nicht.
Dennoch beschäftigte es ihn, weswegen er seinen Weg ein wenig unaufmerksamer fort führte und mit langsamen Schritten die nächsten Stände ansteuerte. Wäre er etwas aufmerksamer gewesen, hätte er die junge Frau mit den langen braunen Haaren, die sich in einer der kleinen Nebengassen ausruhte, sicher sofort erkannt.

Tatsächlich breitete sich Hoffnung in mir aus - und das so rasant, dass ich mit einem Adrenalinstoß aufsprang und aus der Gasse raussprang, als hätte mich eine Tarantel gestochen. Ich hatte nicht viel dabei, da ich meine Reisetasche in der Unterkunft hatte liegen lassen. Lediglich meine Hüfttasche hatte ich bei mir. Sogar meinen Bogen und den Köcher dazu hatte ich in meinem Zimmer eingesperrt. Ich fühlte mich sicher in Lago Jun und hatte keine Nerven im Wald noch zu trainieren. Mein Kopf lag wo ganz anders, weswegen es riskant wäre mit Pfeil und Bogen zu hantieren.
Ich schaute um mich und war mir unsicher, wohin sich dieses Rot verflüchtigt hatte. Rein aus dem Gefühl bog ich nach rechts ab und lief durch die Straße ohne genauerem Ziel - denn dies hatte ich soeben aus den Augen verloren. Ich musste hektisch wirken, denn zum Teil gingen mir die Leute auch netterweise aus dem Weg.
"Vahn...!", entkam es mir flüsternd zu mir selbst sprechend, als ich das rötliche Gewand sah, das mich sehr an ihn erinnerte. Doch im selben Moment war ich verunsichert, ob ich nicht einfach zu naiv war und hätte logischer denken müssen - "Er ist es!", sprach die hoffnungsvolle Nora in mir, während ich wusste, dass ich nicht zu viel von dieser Situation hätte erwarten sollen. Er könnte überall sein, wieso genau heute hier in Lago Jun?
"Vahn", meinte ich nun etwas lauter und lief in seine Richtung. Bu-bumm... Bu-bumm... Es wunderte mich, dass die Passanten sich nicht nach mir umdrehten, da mein erhöhter Herzschlag laut und deutlich zu hören war. Den Sicherheitsabstand gewährend blieb ich stehen, als er sich nach einem erneuten rufenden "Vahn!" stehen blieb und sich umschaute.
"Das gibt es nicht!", dachte ich und musterte den großgewachsenen Mann, der nur mehr wenige Meter vor mir stand. Dies tat ich nicht sonderlich unauffällig, sondern ließ tatsächlich meinen Blick in Ruhe von oben nach unten - und wieder zurück in sein Gesicht wandern. "Ihr lieben Geister - du bist... Vahn!", entkam es mir begeistert und es zog sich ein breites Lächeln auf meine Lippen, als ich auf ihn zustürmte. Er hatte sich wenig verändert und meine Freude war so groß, dass ich einfach meine Arme um seinen Hals schlang und ihm auf Zehenspitzen stehend eine Umarmung schenkte. Egal ob er es mochte oder nicht - manchmal musste man die Leute zu ihrem Glück zwingen.
"Ich fass es nicht!", murmelte ich immer noch überwältigt von der Überraschung und ließ ihn mehr oder minder los, nur um unmittelbar vor ihm stehen zu bleiben und sein Gesicht genau zu betrachten. Ein schiefes Lächeln zog sich auf meine Lippen. "Du siehst immer noch gleich aus", meinte ich und hatte das Gefühl ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen zu haben. Mit dem Zeigefinger tippte ich ihm einfach auf die Stirn und erklärte: "Mit dem Unterschied zu dieser Falte hier"
Ich war überwältigt von dieser Freude, die mich übermannte und einfach Dinge tun ließ, die ich nicht durchdachte.

Es war tatsächlich erst der letzte Ruf nach ihm, den der Waldläufer wirklich hörte und er dachte in dem Moment auch nicht wirklich daran, wem diese Stimme gehören konnte. Während der letzten Jahre war er so vielen Menschen begegnet, dass es jede weibliche bekannte Person hätte sein können. Das er am wenigsten jedoch mit der jungen Frau mit den langen braunen Haaren gerechnet hatte, die er nun entdeckte, war hingehen leicht an seinem Gesicht abzulesen; er öffnete leicht den Mund und sah...ja, einfach sehr überrascht aus. Vielleicht auch ein wenig überrumpelt als Nora ihn zuerst von oben bis unten musterte, während er wie zur Salzsäule erstarrt einfach nur so dastand und sie anstarrte...und ihm schließlich auch noch um den Hals fiel. Das brach immerhin die Starre.
Vahn hatte immerhin bereits geistesgegenwärtig die Unterarme gehoben als Nora ihn auch schon umarmte und er erwiderte die Umarmung zaghaft und nicht besonders überschwänglich, was einerseits daran lag, dass er mit solchen Gesten generell sparsam war, jedoch hauptsächlich, weil die Überraschung anhielt. Etwas untätig blieben seine Arme dann halb gehoben als die junge Frau ihn wieder los ließ. "Nora...", flüsterte er leise als sein Blick in das Gesicht direkt in die braunen Augen vor ihm fiel. Er blinzelte als sie ihm mit dem Finger auf die Stirn tippte...und es dauerte dann noch einige Sekunden mehr, bis er die Überraschung dann endlich überwand und die Anspannung aus seinen Gliedern wich. Mit lebensbedrohlichen Situationen kam er eindeutig besser zurecht.
Wie lange war es her?
Auf seinen Lippen breitete sich ein leichtes Lächeln aus, das möglicherweise etwas zögerlich wirken mochte. Die unerwartete Begegnung trat nicht wenige Erinnerungen in dem Waldläufer los, doch nun, wo die erste große Überraschung überwunden war, tauchte Freude auf. Er...freute sich wirklich, sie zu sehen. Vor allem sah sie gut aus. Gesund und munter und das war das wichtigste.
"Hallo...Nora." Er ließ die Arme sinken als er bemerkte, dass sie noch immer in der Luft hingen und entspannte sich endgültig. Das Lächeln wurde sicherer und festigte sich in seinen Gesichtszügen, sodass es nun auch die Augen erreichte.
Nein, er hatte nicht erwartet, sie je wieder zu sehen, denn immerhin hatte er das kleine Dorf im Wald mit Absicht gemieden. Und jetzt stand sie einfach so vor ihm.

Ich war so überwältigt von meiner zurückkehrenden positiven Stimmung, dass mir gar nicht auffiel, wie anhänglich ich war, obwohl ich genau wusste, wie zurückhaltend der Waldläufer sich generell verhielt. Mehrmals dankte ich den Waldgeistern innerlich, dass sie die Karten zu meinem Gunsten legten und mich den Braunhaarigen finden ließen. Mir fiel auf, wie er mich anstarrte, weswegen ich mir unsicher war, ob er mich überhaupt noch erkannte. Es war eine Ewigkeit her, als wir uns im Wald über den Weg gelaufen sind, zudem hatte ich da noch nicht diese merkwürdige traditionelle Kleidung an, die ich aktuell mit meinem braunen Mantel überdeckte.
Doch Aussehen hin oder her - es überraschte mich nicht, dass er mich nicht sofort erkannte. Erst der Körperkontakt brachte den jungen Mann dazu sich wieder etwas zu regen - wenn auch nur die Arme sich hoben. Überrascht, als er meinen Namen dann doch aussprach, pumpte mein Herzchen schneller. Auch wenn wir uns schon lange nicht mehr gesehen hatte, spürte - oder erkannte - ich, dass er sich freute.
"Was machst du hier? Wie geht es dir? Wie geht es Taka?", bombardierte ich ihn hochmotiviert mit Fragen und vergaß völlig, weswegen ich ihn so sehnlichst gesucht hatte - oder generell, dass ich ihn gesucht hatte. Meine Frohnatur war wieder zurück und ließ alles hinter sich, was ich die letzten Tage... Wochen... empfunden hatte.
"Du... genau jetzt hier... das ist... kaum zu glauben!", erklärte ich ihm meine anhaltende Überraschung, dass wir genau am richtigen Moment am richtigen Ort waren. Ich strahlte diese Freude auch aus und dachte nicht einmal, das zu verstecken.
"Das ist ja schon eine Ewigkeit her, als ich dich das letzte Mal gesehen habe", sprach ich immer leiser werdend, da dann doch Erinnerungen wach wurde, mit denen ich den Mann nicht gerne verknüpfte. "Eine Ewigkeit", wiederholte ich flüsternd und verstummte, während ich nicht meine Augen von seinem Gesicht lassen konnte.
Alsbald ich realisierte, wie plötzlich ich ihn angegriffen hatte und er zuvor noch beschäftigt durch den Markt gelaufen war, trat ich dann doch vorsichtig einen halben Schritt zurück. "Oh, uff! Ich... möchte dich nicht aufhalten...", "Möchtest du doch!", fügte ich gedanklich hinzu, "...aber kann ich... ich meine..." Ich wich seinem Blick etwas aus und atmete tief durch, da ich meine Energie eindeutig bändigen musste. "Ha-hast du... was hast du noch vor?"

Die traditionelle Kleidung, die Nora unter ihrem Mantel trug, war das Letzte, das dem Waldläufer in dieser Situation auffallen mochte und selbst wenn sie es getan hätte, so hätte er nicht sagen können, welche Art Kleidung Nora damals getragen hatte. Vahn besaß in der Regel ein recht gutes Gedächtnis, vor allem was die Wiedererkennung von Personen anging, doch die letzte Begegnung zwischen ihm und der Manoah waren bereits zu lange her...
Außerdem hatte es damals gänzlich andere Probleme gegeben die sich ihm, im Gegensatz zu der Kleidung, gut ins Gedächtnis eingebrannt hatte. Das konnte man tatsächlich sogar in diesem Falle wörtlich nehmen.
Nora bombardierte ihn sofort mit Fragen, die er jedoch nicht sofort beantwortete, da die junge Frau fort fuhr und er sie zunächst sprechen lassen wollte. Diese freudige Art, die sie auch damals an den Tag gelegt hatte, schien sie über die Jahre nicht verloren zu haben. Es tat gut, das zu sehen.
"Ja, es ist eine Ewigkeit her", stimmte er ihr leise zu und nickte langsam. Auch dass es ein großer Zufall war, dass sie sich noch einmal begegneten...manchmal passierte so etwas...manchmal nicht.
Vahn war sich nicht sicher, was Nora nachdenklich machte, als sie ihre Worte wiederholte. Möglicherweise hatte sie ihre Begegnung bereits vergessen oder in ihr Unterbewusstsein verschoben und realisierte erst jetzt, das Jahre vergangen waren. Was auch immer es war, der Waldläufer nutzte die Gelegenheit, um ihre Fragen zu beantworten. "Ich komme von einem Auftrag aus der Wüste. Taka geht es gut, sie befindet sich in dem Stall der Pension, die ich bezogen habe", sagte er mit leiser Stimme und lächelte noch einmal etwas deutlicher, bevor sich seine Gesichtszüge allmählich wieder entspannten und neutral wurden. Sie erinnerte sich an den Namen seines Pferds. Sie war sehr tierlieb gewesen, soweit er sich noch erinnerte. "Du hältst mich nicht auf. Ich mache hier noch einige Besorgungen, bevor ich zurück reise. Was verschlägt dich her?" Vahn ließ die Augen über Nora gleiten. Außer leichtem Gepäck trug sie nichts bei sich. Vielleicht war sie von ihrem Heimatdorf nach Lago Jun gezogen oder erledigte ebenfalls einige Besorgungen. Es war ja nicht gerade unüblich, als Bewohner der Insel her zu kommen.
Allerdings überkam ihn der leise Verdacht, dass ihr noch etwas anderes auf dem Herzen lag.

Auf meine Fragen ging er nicht sogleich ein, sondern überging die Überforderung zuerst indem er einstimmte, dass wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben. Erst nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, ging er darauf ein und erzählte, dass er wohl schon wieder einen Auftrag in der Wüste hatte. Das ließ mich hellhörig werden, versuchte es jedoch mir nicht anmerken zu lassen. Vielmehr versuchte ich mit einem zufriedenen Lächeln zu verstehen zu geben, dass es mich freute, dass er immer noch Taka an seiner Seite hatte. Tiernamen konnte ich mir fast schon besser merken als Namen von Menschen. Ich erinnerte mich noch gern an die liebe Stute und war ja selbst auf ihr mitgeritten. "Das freut mich", meinte ich nur darauf.
Umso weicher wurden meine Züge, als Vahn erklärte, dass er noch ein paar Besorgungen vor hatte, ehe er zurück reiste. Natürlich warf er die Frage retour und wollte von mir ebenso wissen, was mich nach Lago Jun trieb. Ich schweifte mit meinen Augen über den Himmel und versuchte mich etwas kurz zufassen, als ich ihn nach kurzen Zögern wieder in Augenschein nahm. "Weißt duuu....", begann ich und erfasste die braunen Augen des Mannes. "Ich starte von hier aus eine lang ersehnte Reise" Ich war mir nicht sicher, wie intensiv damals meine Reiselust war. Sie entwickelte sich erst kurz vor der Beziehung mit meinem Expartner, dahingehend wusste Vahn bestimmt nicht Bescheid über meinen sehnlichsten Wunsch. "Ich werde morgen nach Anan reisen", erklärte ich daraufhin und dachte so gar nicht daran, mit dieser Information sparsam umzugehen. Ich stand ja Vahn gegenüber, ihm konnte ich doch vertrauen. Oder...? "Er ist ebenfalls jemand, der nach Amuletten sucht und sie findet..." Im nächsten Moment wurde mir mulmig im Magen. Hatte ich etwas Falsches gesagt?
Ich schnappte nach Luft, als hätte ich vergessen zu atmen und setzte ein Lächeln auf. "Kann... soll... ich dich begleiten?", fragte ich und schaute mich um. Dann wandte ich mich wieder den Ständen um und betrachtete die ganzen Güter, die hier verkauft wurden. "Sag mal,...", begann ich erneut und blickte ihm in die Augen. Ich brauchte einen Moment, indem ich den Mann betrachtete als müsste ich sicher gehen, ob ich tatsächlich neben Vahn stand. "Wohin reist du zurück?", hinterfragte ich schlussendlich seine vorherige Aussage. Erneut blickte ich durch die Straße und hatte das Gefühl, dass hier zu viele Menschen anwesend waren. "Hier können wir unmöglich ungestört miteinander reden", überlegte ich und fühlte, wie mein Herz erneut intensiver pochte aus Aufregung.
"Vahn!", entkam es mir erneut, als ich eine Gaststätte 'Zum weißen Lamm' sah und zeigte auf das Gebäude. "Lasst und was trinken, ja? Ich... ich lade dich auch ein!", meinte ich so großzügig wie ich war und schnappte mir einfach seine Hand um ihn mitzuziehen. Das Grinsen auf meinen Lippen verriet den Spaß den ich dabei hatte, wenn ich mir vorstellte, mit ihm gemütlich zu quatschen - auch wenn er eher der ruhigere war und spärlich mit seinen Worten umging.

(Zum unschuldigen weißen Lamm, in dem gesoffen wird. Soso ôô)

Es hätte Vahn nicht gewundert wenn sich Taka auch nach all den Jahren noch an Nora erinnerte, denn soweit sein Gedächtnis ihn nicht betrog, war Nora sehr tierlieb und hatte sich um Taka gekümmert als er es nicht gekonnt hatte. Er erinnerte sich noch gut an ihren weißen Wolf, der ihm damals geholfen hatte. Nun, wo er an diese Ereignisse nachdachte, begann er auch, sich an mehr Einzelheiten zu erinnern, die zuvor nicht mehr präsent gewesen waren. Nichtsdestotrotz war sein damaliger...Auftrag von einer ganz speziellen Sorte gewesen. Gänzlich aus seinem Gedächtnis verdrängt hatte er ihn nie.
Er beobachtete, wie sie den Blick von ihm abwandte und ihn hinauf in den Himmel gehen ließ, so als müsse sie nachdenken, jedoch wirkte sie nicht mehr so als sie ihm schließlich sagte, dass sie sich einen lang ersehnten Wunsch erfüllte und nach Anan verreiste. Ein leichtes Lächeln erschien in Vahns Gesicht. "Hm, das freut mich. Es klingt...nach einem neuen Kapitel." Der Waldläufer konnte sich nicht daran erinnern, ob Nora damals bereits davon gesprochen hatte, dass sie gerne verreisen wollte, doch selbst wenn, es wunderte ihn nicht, wenn sich in den letzten Jahren auch in ihrem Leben viel getan hatte, selbst wenn sie nach wie vor in ihrem Heimatdorf gelebt hatte. Oder in Lago Jun. Jede der vier Inseln hatte etwas besonderes und er konnte es gut verstehen wenn den ein oder anderen die Reiselust packte. Er selbst war ja praktisch nur auf Reisen...und etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Es hielt ihn nirgends.
Er freute sich jedenfalls ehrlich dass Nora sich einen lang ersehnten Wunsch erfüllte. Es war nicht immer einfach, den ersten Schritt zu wagen.
Als sie ihn schließlich fragte, ob sie ihn begleiten könnte oder...wollte?...nickte er leicht. "Sicher." Er hatte nichts gegen ihre Gesellschaft und auch wenn man es ihm vielleicht nicht direkt ansah, freute er sich ehrlich, ein altbekanntes Gesicht zu sehen. Es hatte immer wieder Momente gegeben, in denen er sich gefragt hatte, was aus ihr geworden war und ob es Probleme wegen ihm gegeben hatte. Es erleichterte ihn wirklich, sie hier so froh und munter zu sehen. Eilig hatte er es ebenfalls nicht. Ruby ruhte sich aus und sein Schiff legte erst morgen ab. Die meisten Kräuter hatte er ebenfalls besorgt, sogar jenes, nach dem Ruby verlangt hatte, wenn auch nur in getrocknetem Zustand. Es gab einige wenige Stände, die er noch nicht abgeklappert hatte und vielleicht fand er noch etwas, dass er gebrauchen konnte.
Vahn tat es Nora gleich und sah sich kurz um während er überlegte, welchem der Stände er noch einen Besuch abstatten könnte, er kehrte jedoch erneut zu der jungen Frau zurück, die ihn erneut nachdenklich ansah, bevor sie eine weitere Frage stellte. "Nach Kjubika", antwortete er...und war sich nicht sicher, ob sie damals überhaupt gewusst hatte, von wo seine Aufträge oft starteten. Es spielte jedoch auch keine große Rolle und ein Geheimnis war es ebenso wenig.
Überraschen tat Noras überschwängliche Art ihn erneut, als sie einfach für sie beide beschloss, in der nahe gelegenen Gaststätte einzukehren...und ihn bei der Hand nahm, um ihn einfach hinter sich her zu ziehen. "Uhm", kam es überrascht von ihm. Er war so perplex, dass er sich einfach von ihr mit ziehen ließ, während sein Blick kurz über seine Hand huschte, die Nora in ihrem Griff hatte, bevor er sich auf die Gaststätte richtete, der sie sich näherten. "Du...musst mich nicht einladen", kam es dann schließlich nach einigen Sekunden von ihm, als er sich wieder gefangen hatte, "ich habe genug bei mir".

Ich nickte, als er meinte, dass ein neues Kapitel starten würde. Da hatte er tatsächlich recht und es fühlte sich sehr ungewiss an. Gut und schlecht in einem - schließlich wusste ich noch nicht, worauf ich mich eingelassen hatte. Mit dem Start in Anan hatte ich bestimmt keinen einfachen ausgesucht. Doch alsbald mit Arrow alles geklärt war, konnte ich mich auf die schönen Dinge in fernen Ortschaften konzentrieren und es wird mir bestimmt auch viel Spaß machen... so ganz alleine... Immer wieder mischten sich unangenehme Gefühle dazu, wenn ich daran dachte ganz ohne Shiba unterwegs zu sein. Er war mein ständiger Begleiter und ließ mich nie im Stich. Und nun tat ich es mit ihm? Ich seufzte innerlich und es war mir womöglich anzusehen, dass nicht nur die Freude mit dieser Entscheidung an mir haftete.
"Kjubika? Wohnst du da?", fragte ich neugierig nach und speicherte mir sogleich diese Information ab. Sofort drang mir der Geschmack des Tees in den Mund, den wir bekommen hatten mit Kräutern von dieser Gegend. Ob ich meine Pläne vielleicht... hinschmeißen sollte und... Mein Blick fiel in die braunen Iriden des Mannes. Ich hatte ihn schon genug überfordert und bereits eine Reservierung bei einem der Schiffer nach Anan getätigt. "Stick to the plan", erinnerte ich mich daran und atmete tief durch, bevor ich ihn zur Gaststätte schleifte.
Ich schnappte mir einfach seine warme Hand und zog ihn bis zur Eingangstür des Gebäudes. Er hätte locker einfach stehen bleiben und sich wehren können - doch er tat es nicht. Er ließ sich schlichtweg einfach überwältigen von meinem Übermut, bis ich ihn vor dem Eintreten noch los ließ um mich zu ihm umzudrehen mit der offenen Tür vor uns. Natürlich wollte er sich nicht einladen lassen. Ich presste die Lippen aufeinander, ehe ich erwiderte: "Nur ein Getränk..."
Im Anschluss trat ich ein und übernahm die Führung. Ich blickte mich noch einen Moment um und erkannte, dass wenige Tische besetzt waren. Lediglich ein großer Tisch voll mit Männern besetzt, die ihren Spaß bei Kartenspielen hatten, machte einigermaßen Lärm. Ich erfasste die Bedienung hinter dem Tresen, welche ebenfalls aufsah und uns musterte. Daraufhin nickte ich mit dem Kopf nach hinten zu einer ruhigeren Ecke und wandte mich von ihr ab, nachdem sie zustimmend genickt hat.
So suchte ich mir den hintersten Tisch für uns aus. Kurz blickte ich zurück um zu versichern, dass Vahn auch nicht auf die Idee kam, einfach wieder zu verschwinden, ehe ich mich platzierte und auf einen der Stühle mich hinsetzte.
"Wann reist du denn nach Kjubika zurück?", fragte ich während ich meinen Mantel auszog, da es doch wärmer war in dieser Stube als außerhalb. Kurze Zeit später stand auch schon die nette, blonde Bedienung an unserem Tisch. "Was darf's sein?", fragte sie und beäugte den Braunhaarigen etwas genauer. Ich überließ ihm den Vortritt, da die Blondine ihn explizit musterte und ihm daraufhin ein Lächeln schenkte.

Dem Waldläufer fiel durchaus auf, dass Nora nicht nur glücklich wirkte, doch er ließ dazu nichts mehr fallen. Der Start einer jeden Reise war nicht immer einfach und auch wenn es bei ihm schon lange her war, das er sich zu seiner ersten Reise aufgemacht hatte, erinnerte er sich noch an den Zwiespalt, in dem er sich befunden hatte. Auch heute noch fragte er sich ab und an, ob diese oder jene Entscheidung damals richtig gewesen war...sich nicht sicher zu sein, war menschlich und vollkommen normal, fand er.
"Ja", beantwortete er Noras Frage der Einfachheit halber, auch wenn er sein einfaches Zimmer in Kjubika nicht als Heimat bezeichnen würde. Dennoch war es der Ort, an dem er stets zurück kehrte, von daher...
Er blieb neben Nora stehen als diese die Tür öffnete und sich noch einmal zu ihm umdrehte und tatsächlich runzelte sich seine Stirn minimal, als sie ihn mit diesem leicht verkniffen wirkenden Ausdruck im Gesicht ansah und darauf bestand, ihn zumindest auf ein Getränk einzuladen. Er widersprach nicht, wollte er sich nicht mit ihr darüber streiten oder die nett gemeinte Geste irgendwie schmälern, doch er würde darauf achten, dass die junge Frau auch wirklich nur ein Getränk für ihn zahlte.
Man konnte die Anzahl der Gäste im Inneren des weißen Lamms anhand zweier Hände ablesen, sodass es nicht schwer war, zu dieser Zeit des Tages einen freien Tisch zu finden. Vahn folgte Nora einfach, die sich nach einem kurzen und stummen Informationsaustausch mit der Wirtin zu einem kleinen Tisch bewegte, der etwas abseits von den wenigen anderen Gästen stand. Er zog den Riemen der Tasche von der Schulter, legte diese neben dem Stuhl auf dem Boden ab, den er zurück zog, um sich anschließend zu setzen. Bevor er dies jedoch tat, wanderten seine Augen einmal kurz und gründlich durch den Raum, eine reine Angewohnheit, die nichts damit zu tun hatte, dass er gleich erwartete, jemand könnte mit einem Messer aus dem Schatten hervor gesprungen kommen.
"Morgen Mittag wird ein Schiff ablegen", sprach er und richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Nora, die ihren Mantel ablegte und sich setzte, "wann geht es für dich los?", fragte er noch und tat es ihr anschließend gleich. Vahn hatte noch kein Ticket für die Überfahrt gebucht und würde dies vermutlich auch nicht tun. Er konnte den verletzten Pflanzenfennek nicht einfach zurück lassen, ohne sich zu vergewissern, dass er sich in guten Händen befand oder er zurück in den Wald kehrte. Doch dies war nicht Noras Problem, weswegen er nichts davon erwähnte.
Die Bedienung trat an ihren Tisch, die von dem Waldläufer mit einem leichten Nicken begrüßt wurde. "Ein Bier, bitte", bestellte er und warf Nora nun einen fragenden Blick zu, da er nicht wusste, was sie wollte.