Auf einer kleinen Insel...

Meine Ohren blieben diesmal gespitzt, während ich derjenige war, der auf Ryukyus Antwort wartete, auch wenn er ja mehr oder weniger meinem Kopf sprach oder ... eben in der Umgebung, sodass meine Ohren ohnehin kein Geräusch von ihm auffangen konnten. Jedenfalls nicht das Geräusch seiner Stimme. Aber als er sprach, schaute ich ihn überrascht an. Der Leviathan war gar kein Mythos? - Also, mir war klar, dass an vielen Mythen ein wahrer Kern dran war, aber mir hatte noch nie jemand mit solcher Gewissheit sagen können, dass ein Mythos wahr war. Ryu erklärte mir allerdings gerade wirklich, dass sein Vater mal mit dem Leviathan gekämpft hatte! Schon vor einer Ewigkeit, aber das machte es ja nicht weniger wahr.
Einen Moment lang sah ich bestimmt ein wenig entgeistert aus, weil die Vorstellung, dass es so ein schreckliches Vieh - okay, einen ... "gefallenen Drachen" - wirklich gab, schon ein wenig beängstigend war und ich mir vorstellte, wie dieses Ding jetzt hier auftauchte und uns mit einem Haps verspeiste und die Segelmasten nicht mal als Zahnstocher benutzen konnte, weil sie zu klein waren. Grausig. "Es ... gibt den Leviathan wirklich?", fragte ich schließlich nur und drehte die Ohren nun doch verunsichert zur Seite. Ryu konnte mit seiner Drachenstimme nicht lügen und selbst als "Mensch" war er nie gut im Flunkern gewesen, sodass mir klar war, dass er die Wahrheit sagte oder zumindest glaubte, die Wahrheit zu sagen (letzteres ein schwacher Rettungsanker). Dass er das eigentlich nur gesagt hatte, um zu zeigen, dass es außer dem Riesenkraken noch anderes gruseliges Getier da unten gab, hatte ich zwar gehört, war aber grad nicht wichtig.

Manchmal entging mir so etwas ja, aber diesmal fiel mir auf, dass Shin etwas erschrocken drein blickte. Es war nicht meine Absicht gewesen, ihm Angst zu machen und zu beunruhigen. Ich wusste ja, dass er Wasser nicht so besonders gut leiden konnte... Eigentlich erzählte ich ihm das gerade auch einfach nur so, weil es mir eingefallen war und vom Thema zu dem Riesenkraken passte.
Ich brummte zustimmend oder eben bestätigend. *Ja, es gibt ihn wirklich. Und es gibt auch noch viele andere Wesen, die ich gar nicht kenne und von denen ich noch nie gehört habe, da bin ich mir ganz sicher* Das klang auch wieder ein bisschen so, als würde ich ihm Angst machen wollen, doch ich achtete nicht einmal darauf und fügte ja auch noch etwas hinzu. *Aber keine Sorge. Die Wahrscheinlichkeit, das wir hier angegriffen werden, ist sehr gering, würde ich sagen. Es gibt ja nicht nur Monster oder andere große böse Kreaturen, dort unten im Meer...sondern auch so jemanden wie meinen Vater, der aufpasst und die...hm...Hierarchie aufrecht hält* Die gab es im Meer nämlich genauso wie an Land, würde ich sagen. Nur eben ein wenig... Anders.

Okay, Ryukyu versuchte offenbar, das Ruder noch mal herumzureißen, denn er wiederholte, dass es noch mehr so Wesen da unten in den Tiefen des Meeres gab, die er nicht kannte - die aber nicht alle wie der Kraken oder der Leviathan waren, sondern auch wie sein Vater. Damit wollte er vermutlich ausdrücken, dass es auch andere Wesen wie die Wasserdrachen gab, die die "bösen" unter den Meeresbewohnern in Schach hielten. So wie ein Gleichgewicht vielleicht, das es auch hier oben gab. Von Gut und Böse zu sprechen, fand ich immer ein wenig schwierig, weil es von den jeweiligen Moralansichten in Kombination mit den Zielen und Absichten einer Person oder eines Volkes abhing, aber es war am einfachsten, es so herunterzubrechen. Na ja. Trotzdem schaute ich Ryu noch ein paar Sekunden lang ein wenig skeptisch an, ehe ich mich wieder etwas mehr entspannte.
"Trotzdem ist die Vorstellung gruselig, dass es so riesige Viecher wirklich gibt." Ich strich mir leicht über den Ärmel, lächelte dann jedoch leicht.

Mein Saphirauge blieb aufmerksam auf Shin gerichtet, in der Hoffnung, ihn wieder beruhigt zu haben. Ein kleines bisschen misstrauisch sah er aber dann immer noch aus. Naja, vielleicht beunruhigte es ihn auch einfach, zu wissen, dass unter diesem Schiff noch eine ganz andere Welt mit vielen anderen Kreaturen lag. Die Landbewohner blendeten so etwas gerne mal aus und ich konnte es schon verstehen, denn wenn man nichts mit den Tiefen des Meeres zu tun hatte, dann konnte man es sich auch schwer vorstellen. Das Wasservolk war wahrscheinlich dasjenige, das das Ganze in der Hinsicht noch am Besten verstehen konnte.
Ich konnte Shin auch nur mit einem deutlichen Nicken zustimmen. Hier an Land hatte ich auch schon viel kennen gelernt, was sehr gruselig gewesen war. Diese Schattenwesen damals... Die waren zwar nicht groß gewesen, aber hundert Mal gruseliger als ein Kraken in der Ferne... Für mich jedenfalls.
*Hey, was sagst du denn wenn ich irgendwann einmal groß bin?* Ich schnaubte und stupste ihn mit der Schnauze an. *Ich werde nicht immer so klein bleiben, Shin. Irgendwann kann ich vielleicht so ein Schiff wie das hier hochheben* Ich konnte es kaum abwarten, endlich erwachsen zu werden und stärker zu werden! Letzteres war etwas, das ich mir definitiv vorgenommen hatte. Ich hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt und ich fand, dass, wenn ich etwas stärker und mutiger wurde, ich Shin und vielleicht auch noch andere viel besser beschützen konnte.
Außerdem wollte ich, dass meine Familie stolz auf mich war und ich nicht mehr von meinen älteren Geschwistern gehänselt wurde.

"Das ist was anderes", sagte ich gleich, ohne dass ich für Ryus Frage lange überlegen musste. "Ich meine..." Ich hob die Hand, um seine Nase noch einmal leicht zu streicheln, nachdem er mich wieder mal angestupst hatte. Es war schon ein bisschen komisch, dass sie so weich war und sein Kopf im Gegensatz zum restlichen Körper nicht mit Schuppen überzogen war. Andererseits hätte er dann einfach wie eine Schlange mit Barteln und Beinen ausgesehen. Und mit Mähne. "Ich kenne dich und weiß, dass du niemandem was antust. Du kannst so groß werden, wie du willst. Aber so ein Meeresungeheuer, das mehr Chaos und Unruhe stiften kann, je größer es ist?"
Ich neigte etwas den Kopf und runzelte vielsagend die Stirn. Ryu musste schon zugeben, dass es einen deutlichen Unterschied machte, ob nun er riesig groß war oder irgendein Monster.

Meine Nüstern -sofern man sie so nennen wollte- blähten sich etwas als Shin mich dort streichelte und dabei eine Stelle erwischte, die kitzelte. Aus dem Grund musste ich dann auch einmal ziemlich heftig schnauben.
*Hmm jaaah, okaay, das stimmt*, gab ich leise zu und bewegte den Kopf zu einem langsamen Nicken. Es war schon ein Unterschied wenn ich so groß war und mich irgendwo aufhielt oder irgendein Meeresungeheuer oder ein Monster... Oder einfach jemand oder etwas, das nur Unruhe und Chaos stiften wollte. Da war ich ja wirklich friedlich.
Ich brummelte noch einmal und senkte den Kopf dann langsam, um ihn auf dem Boden neben Shins Bein abzulegen. Ich war mittlerweile weder getrocknet, nur meine Mähne war noch etwas feucht. Das ging relativ schnell, sobald ich erst einmal wieder an Land war.
Und die Sonne schien ja auch immer noch stark vom Himmel. Es war noch nicht Sommer, aber so, wie es sich anfühlte, würde es ein sehr warmer Sommer werden. Auf jeden Fall musste ich sehen, dass ich dann immer schön in der Nähe von Wasser war. Ausgedörrt zu sein war so etwas, an das ich mich noch sehr gut erinnerte, auch wenn es schon wieder eine ganze Zeit lang zurück lag.

Ich zuckte zusammen und zog ganz automatisch die Hand weg, als Ryu einmal ziemlich schnaubte und mir ein Schwall warmer Luft zusammen mit ein paar Tröpfchen Drachenschnodder entgegenflog. Na ja, nichts Schlimmes. Trotzdem war ich froh, dass mein Gesicht nichts abbekam. Ich gluckste und strich mir einmal über das Gewand.
"Na siehst du", meinte ich dann, weil er mir zugestimmt hatte, und streckte die Hand wieder aus, nachdem er seinen Kopf neben meinem Bein zurück auf die Planken gelegt hatte. Ich strich ihm ein bisschen durch den Schopf, der noch ein wenig feucht war im Gegensatz zu dem dünnen Fell, das er im Gesicht trug. Aber auch das war nicht weiter schlimm. Ich war ja nicht allergisch gegen Wasser. "Hast du denn auch schon mal einen Wal gesehen? So einen Blauwal?" Angeblich waren das die größten Wale, die es gab, aber da Ryu mir nur wieder klargemacht hatte, wie wenig die Landleute über das Meer wirklich wussten, konnte es gut sein, dass es auch von denen noch viel größere gab.
Mein eines Ohr drehte sich zur Seite und ich wandte kurz den Kopf, als ein Mann aus der Tür unterdeck herauskam und verkündete, dass es in der Kombüse schon gut nach schmurgelndem Muschelfleisch duftete. Langsam bekam ich wirklich Hunger.

(Yummy, legga. Ist bestimmt gut für die Haut...xD
Muss gerade an Benita denken...o.ô)

Ich brummte zufrieden als Shin damit anfing, mir durch die Mähne zu streicheln. Ich wusste gar nicht mehr so genau, ob er das früher auch immer gemacht hatte, aber es fühlte sich ziemlich gut an. So Streicheleinheiten brauchte jeder ganz sicher einmal, Mama hatte das früher oft bei mir gemacht.
Vielleicht sollte ich Shin auch mal über die Schweife streicheln? Vielleicht vermisste er das ja auch?
*Natürlich*, verkündete ich, nur um ein klein wenig zögernder fortzufahren: *also ich glaube es waren Blauwale. Aber Wale habe ich schon einmal gesehen und ich bin sogar schon einmal mit einer Schule umher geschwommen. Sie sind wirklich sehr freundlich und nett, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so schlau sind wie wir* Aber das bedeutete nicht, dass wir uns nicht verständigen konnten. Und ganz so dumm waren sie auch nicht. Ich aß jedenfalls nicht gerne Walfleisch und auch keine Delfine oder Haie. Diese Art von Wasserweswen waren irgendwie anders als gewöhnlicher Fisch... Ich konnte das nicht so genau sagen. Vielleicht waren sie einfach schlauer.
Auch ich bemerkte den Mensch, der an Deck kam und verkündete, dass es unter Deck gut roch. Ich blähte automatisch die Nüstern und schnupperte, konnte jedoch nichts riechen. Ich hatte zwar nicht ganz so großen Hunger, aber ich war schon wirklich gespannt darauf, wie das Muschelfleisch schmecken würde, wenn der Koch es zubereitet hatte. Unter gebratener oder gekochter Muschel konnte ich mir noch nicht so wirklich etwas vorstellen.

Mir fiel gar nicht so wirklich auf, dass ich Ryu einfach so streichelte. Ich wusste wohl noch, dass ich ihm früher hin und wieder mal an der Nase langgestrichen hatte oder so, aber dass ich auch noch seine Mähne streichelte wie einem treuen Ross oder einem Hund… Vielleicht war das aber auch einfach so, weil er in seiner Drachengestalt war und die nunmal einfach mehr wie bei einem Tier war. Tiere zu streicheln war nicht seltsam, während ich Ryu ganz sicher nicht gestreichelt hätte, wenn er gerade in seiner menschlichen Gestalt neben mir gesessen hätte.
Dass ich die Hand wenig später wieder wegzog, hatte damit nichts zu tun, immerhin dachte ich ja nicht mal darüber nach. „Sind Wale nicht angeblich echt schlau?“, fragte ich ein wenig skeptisch, winkte dann aber ab. Im Vergleich zu einem Drachen oder einem Kitsune oder einem Menschen waren Wale vermutlich nicht derart schlau. Für ein Tier aber sicher schon, oder? Die Verkündung über das lecker duftende Muschelfleisch lenkte mich dann ein bisschen ab. Nach dem Apfel und dann noch dem Brot, das ich eher am Tag gehabt hatte, lag meine letzte richtige Mahlzeit schon ein bisschen zurück und die Aussicht auf Fleisch war eh viel verlockender als eine Gemüsepfanne. Ich war eben immer noch ein Fuchs. Meine Schwanzspitzen wiegten sich sacht hinter mir hin und her. „Ich bin schon gespannt, ob es wirklich so lecker wird, wie man munkelt. Muscheln kamen mir bisher immer eher glibberig und geschmacklos vor.“ Ich reckte die Nase ein wenig Richtung Tür, aber wenn überhaupt lag da nur der Hauch eines Duftes in der Luft.

(XDD ich musste auch an Benita denken)

(xD)

*Mehr als Fische auf jeden Fall*, stimmte ich Shin in meiner Gedankensprache hinzu. Das war ja so etwas, über das ich gerade selbst nachgedacht hatte. Doch da er abgewunken hatte, fügte ich nichts weiter hinzu und ließ das Thema fallen. Ich interessierte mich gerade auch viel eher noch für das Essen, das es hoffentlich bald geben wird. Auch wenn ich mich nicht satt essen konnte, das war mir schon klar...aber es war auch nicht schlimm. Ich war trotzdem gespannt darauf, wie es schmecken würde. Morgen konnte ich ja noch einmal auf die Jagd gehen wenn ich wieder größeren Hunger bekommen würde.
*Ich finde Muscheln auch nicht ganz so lecker. Ich esse lieber Fisch*, gab ich zu und brummte. Shin hatte schon recht, sie waren eher glibberig und schmeckten auch nach nicht so viel, fand ich. *Aber vielleicht schmecken sie so, wie der Koch sie zubereitet, ja ganz anders* Menschen benutzten ja auch noch verschiedene Gewürze und Kräuter und so. Das fand ich schon immer sehr spannend, auch wenn mir nicht alles von dem schmeckte, was ich im Laufe der letzten Jahre so gegessen hatte.

Ryu gab mir eingeschränkt noch recht - dass Wale schlauer als Fische waren, das war wohl ohne Zweifel so. Ich fragte mich, ob es daran lag, dass Säugetiere grundsätzlich intelligenter waren als Fische, oder ob es auf das Säugetier ankam. Komisches Thema eigentlich, aber es war gleichzeitig auch ganz interessant.
"Ja, ich auch. Am liebsten mit Pfeffer und Salz und in gutem Öl oder Butter gebraten." Okay, jetzt bekam ich wirklich Hunger - und das wegen der Vorstellung erst mal auf Fisch statt Muscheln. Aber gespannt war ich trotzdem und es würde bestimmt auch schmecken. "Es klang jedenfalls schon so, als wäre er bekannt für sein Muschelgericht. Dann muss es ja einfach schmecken, wenn hier schon alle munkeln und sich drauf freuen." Ich ging jedenfalls mal davon aus, dass Muscheln nicht jedermanns Leibspeise auf dem Schiff hier waren, das konnte ich mir nicht vorstellen. Sonst hätte das die ganze Sache natürlich ziemlich verzerrt.

Aus meiner Drachenkehle kam ein zustimmendes, tiefes Brummeln, das meinen Brustkorb vibrieren ließ. Jah, der Gedanke an frisch gebratenen Fisch mit einigen Gewürzen war wirklich sehr verlockend und ließ mir das Wasser im Maul zusammen laufen. Wenn das so weiter ging, würde ich am Ende doch noch mehr Hunger haben. Es wurde so langsam aber auch wirklich Zeit, dass das Essen fertig war!
*Oh ja, da bin ich wirklich sehr gespannt drauf.* Ich brummelte erneut und hob Hals und Kopf wieder etwas an, wobei sich der Blick meines Auges erneut auf Shin richtete. *Wo essen wir denn eigentlich, Shin? Hier oben oder irgendwo unten im Schiff drin?* Wenn ja musste ich mich auf jeden Fall wieder in meine Menschengestalt verwandeln, sonst würde ich nirgendwo rein passen oder irgendetwas blockieren. Ich wollte auf keinen Fall alleine hier oben bleiben während alle unten am Essen waren!

Vielleicht sollten wir aufhören, über das Thema Essen zu sprechen. Aber das war nicht so einfach, wenn schon einer von den Kerlen verkündete, dass es schon gut roch, und man langsam aber sicher ein Loch im Bauch hatte. Und mein drachiger Freund dann auch noch wissen wollte, wo wir aßen. Na ja gut, das war besser, als weiter über den Geschmack einer Speise zu reden.
"Ich denke mal unter Deck", antwortete ich und spitzte die Ohren. Hier oben gab es keinen Tisch und keine Stühle, nur diese Bank, aber wir würden von Tellern essen und sicher an einem Tisch sitzen. Außerdem kannte ich es von Handels- und Reiseschiffen auch nicht anders. Hier oben würde ja außerdem alles unter Wasser gesetzt werden, wenn es mal regnete - auch wenn das jetzt angesichts des strahlend blauen Himmels nicht passieren würde. Die Lichtverhältnisse änderten sich langsam, weil die Sonne unterzugehen begann, aber dadurch wurde das Blau des Himmels nur richtig schön satt. "Du müsstest dich dann natürlich verwandeln. Und so hat sicher niemand das Gefühl, dass du nicht satt werden könntest." Ich gluckste leise.

Ich zeigte ein leichtes Nicken mit meinem Kopf, etwas, das ich in meiner Drachengestalt auch erst so wirklich tat, seit ich seit längerem in meiner Menschengestalt unterwegs gewesen war und es mir von den Landbewohnern abgesehen  hatte. Normalerweise konnte ich solche Gesten wie Zustimmung oder Ablehnung sogar in Form eines Gefühls ausdrücken, so wie ich mich eben auch in meiner Gedankensprache ausdrückte. Es war nicht so einfach zu erklären. Naja, jedenfalls griff ich mittlerweile eher auf ein Nicken zurück.
*Stimmt. Die lassen sich bestimmt von meiner menschlichen Gestalt hinters Licht führen*, teilte ich mit einem Kichern mit, ohne dabei zu kichern. Das ging in meiner Drachengestalt ja nicht so direkt. Nur Shin wusste, wie viel in meinen Magen passte, egal ob menschliche Gestalt oder nicht. Aber ich würde schon niemandem sein Essen weg futtern, ich hatte die Muscheln ja auch eher für die Leute hier auf dem Schiff gefangen und für Shin.

Ich gluckste erneut, weil ich Ryus ... na ja, "Kichern" vernahm und er das sagte, was ich dachte. Wenn die Leute hier auf dem Schiff Ryu als Jugendlichen auf zwei Beinen und mit einem menschlichen Körper sahen, der auch nicht mal besonders groß, breit oder muskulös war, dann würde keiner von ihnen glauben, dass er so mehr schaffte als eine normale Portion. Dabei wusste ich ja, dass er auch auf zwei Beinen Unmengen von Essen vertilgen konnte. Schon erstaunlich. Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wie das ging, immerhin war sein physisch vorhandener Magen dann ja auch wirklich nicht so groß, dass ein ganzer Thunfisch hineinpasste. Gleichzeitig hatte ich die Vermutung, dass auch Ryu es mir nicht erklären könnte.
Wir saßen noch ein paar Minuten lang so da, wobei das Licht dann noch etwas satter und röter wurde, doch dann ging die Tür nach unter Deck noch einmal auf und diesmal verkündete eine schwarzhaarige Frau mit brauner Haut, dass es Zeit war, Essen zu fassen. "Na endlich", sagte ich leise, sodass nur Ryu es hören konnte, und warf ihm einen Blick zu, ehe ich auf die Beine kam. Ich wartete, dass er sich zurückverwandelte, damit wir zusammen gehen konnten.

Zwischen uns kam Stille auf, was aber nicht weiter schlimm war. Es sorgte nur dafür, dass ich den Blick zwischendurch von Shin abwandte und in Richtung der untergehenden Sonne blickte, deren warme Strahlen mittlerweile orangerot wurden. Ich mochte Sonnenuntergänge, von ihnen hatte ich in den letzten Wochen sehr viele und sehr unterschiedliche gesehen. Sie hatten so etwas friedliches an sich...
Die Ruhe und Stille wurde von dem Geräusch einer sich öffnenden Tür unterbrochen und eine Frau mit brauner Haut und schwarzen Haaren verkündete, dass es nun endlich essen geben würde.
Mein Magen grummelte nun doch etwas bei dem Gedanken an etwas zu essen. Zum Glück aber hatte ich noch immer nicht ganz so großen Hunger, sodass es nur bei einem leisen Brummen blieb, das sich meine Windungen entlang schlich und kein lautes Brummen.
Mein Saphirauge fixierte Shin, der scheinbar sehr erleichtert war, dass es nun etwas zwischen die Zähne gab. Ich nickte zustimmend und nahm schließlich meine andere Gestalt an.

*Mensch*

Ich schwebte langsam in Richtung Boden, setzte aber nach wie vor nicht mit den Füßen auf dem Holz auf, sondern blieb in der Schwebe. Ich wollte gerade wirklich nicht austesten, wie gut ich noch auf meinen Menschenbeinen laufen konnte.
Jedenfalls hatte ich so keine Probleme, neben Shin her auf die Tür zuzuschweben und ihm dann in das Innere des Schiffs zu folgen. Da wir von dem großen weiten Meer umgeben waren, hatte ich auch keine Probleme, im Bauch des Schiffs meinen schwebenden Zustand beizubehalten.
"Oooh", machte ich als mir der Geruch in die Nase wehte. Hier roch es eindeutig nach etwas zu essen. Nach etwas sehr gutem!

Ich musste etwas lächeln, als ich nun doch auch aus Ryus Bauch ein leises Grummeln hören konnte. Na, wenn er wirklich Hunger bekam, dann würde ihn das Muschelgericht nicht satt machen, das hatten wir ja besprochen - aber er konnte es wenigstens ja auch kosten und sich danach vielleicht einfach noch ein paar Happen im Meer fischen.
Ich sah ihm dabei zu, wie er sich in seine menschliche Gestalt verwandelte. Irgendwie war er mir so ein bisschen vertrauter. Ich mochte auch seine Drachengestalt, ohne Frage. Als Drache sah er schon irgendwie ganz nett aus und mit der Größe - obwohl er offenbar noch echt klein war - auch beeindruckend. Aber in der Zeit, in der ich bei ihm gewesen war, war er meist als Zweibeiner rumgelaufen. Zusammen und fast schon als Nachzügler, weil die anderen geradezu zur Tür gesprintet waren, betraten wir das untere Deck. Es roch wirklich ziemlich gut. Ein wenig nach Meeresgetier, ein wenig nach diesem typischen Geruch von gebratenen Weichtieren. Und nach Gewürzen. Es roch sehr würzig, ja. Aber so, dass es noch angenehm war und man nicht gleich davon überfordert wurde. Vor allem der Geruch von Knoblauch war deutlich, aber auch ein wenig Olivenöl kam durch. Und dann noch irgendwas, das ich nicht so recht zuordnen konnte.
Die übrigen Arbeiter und Matrosen hatten schon an zwei langen Tischen im hinteren Teil des Schiffes niedergelassen, die auf der einen Seite längs nebeneinander standen. Auf der anderen Seite befanden sich einige Holzkisten und Fässer, wahrscheinlich mit Ware oder Vorräten. Gedeckt waren die Tische auch schon und die Frau von eben ging gerade herum, um was zu Trinken auszuschenken. Ich setzte mich mit Ryu an den hinteren Tisch, wo am Rand noch für uns Platz war.
"Was darf's für Euch zu trinken sein?", fragte die Frau. "Ich hätte passenden Weißwein, schnödes Wasser oder ein gutes Bier. Oh, und für die Nichtalkoholiker an Bord, die keine Lust auf Wasser haben, hätte ich noch einen ziemlich leckeren Ingwerzitronesaft im Angebot. Sehr erfrischend."
Ich ließ erst mal Ryu die Wahl, bevor ich die Frau um ein Glas Wein bat.

Ich hatte mich während der letzten Monate ja wirklich nur von Fisch und allem anderen ernährt, was ich so in der Nähe der kleinen Insel gefunden hatte, weswegen der Geruch von verschiedenen Gewürzen mir während der ersten Minuten schon etwas stärker entgegen schlug und meine Nase strapazierte. Nichtsdestotrotz fand ich, das es ganz gut roch und ich war wirklich sehr gespannt, was der Koch mit dem Muschelfleisch angestellt hatte..
Der Geruch nach Essen sorgte nun auch wirklich dafür, dass mein Magen zu knurren begann und ich Hunger bekam, auch wenn er ganz sicher nicht so stark war wie bei den anderen Zweibeinern hier auf dem Schiff. Die sahen nämlich wirklich ungeduldig aus, als wir einen geräumigen Raum betraten, in dem sich zwei lange Tische befanden, an dem sich scheinbar die Meisten schon nieder gelassen hatten. Wir fanden auf jeden Fall aber noch einen Platz an einem von ihnen.
Während ich mich langsam auf die Bank hinab schweben ließ, sah ich mich neugierig um. Das alles erinnerte mich an die Besuche in diesen Lokalen, in denen ich mit Shin während unserer Reise gewesen war. Eigentlich fand ich, das die Stimmung hier gar nicht mal so anders war, auch wenn wir uns auf einem Schiff befanden.
Die Frau, die uns zuvor bescheid gesagt hatte wegen dem Essen, fragte dann auch schon, was wir denn trinken wollten. Ich überlegte kurz, wollte aber nach wie vor niemandem etwas weg trinken oder essen, weswegen ich mich erst einmal für das "Ich hätte bitte gerne das...schnöde Wasser", entschied. Ich lächelte ihr zu.

"Ihr wollt wirklich keinen Saft?", fragte die Frau, nur um sicherzugehen, dass Ryu sich nicht vertan hatte, nahm aber dann mit einem Nicken auch meine Bestellung entgegen und huschte davon, nur um wenig später schon mit einem riesigen Krug in jeder Hand herumzugehen. In dem einen war Bier, in dem anderen Wein. Und nachdem sie die beiden Tische abgegangen war, kam sie mit dem Saft- und dem Wasserkrug wieder - wobei deutlich war, dass der Wasserkrug der kleinste war. Vermutlich, weil die wenigsten sich für Wasser entschieden hatten. "Bitte sehr", flötete sie, nachdem sie auch Ryu noch eingegossen hatte.
Sie war kaum bis zur Kombüsentür gekommen, da musste sie diese schon aufhalten, denn hintereinander traten zwei Männer hindurch. Sie balancierten Teller auf den Armen, die befüllt waren mit ... dem Muschelgericht. Zumindest verriet das der Geruch, auch wenn ich von unten her erst einmal nicht viel erkennen konnte. Das Essen dampfte und verteilte seinen Duft ziemlich schnell noch viel stärker. Während die beiden Männer die ersten Teller verteilten, kümmerte sich die Frau darum, die in Schüsseln und auf weiteren Tellern drapierten Beilagen herbeizuschaffen und gleichmäßig auf den Tischen zu platzieren. Mir fiel auf, dass sie bei Ryu und mir noch etwas extra hinstellte, sodass der Abstand zum nächsten Beilagenteller kleiner war. Vielleicht war das die Art des Kochs, sich bei Ryu zu bedanken? Wundern würde es mich nicht, denn kurz darauf war auch klar, dass er eine etwas größere Portion Muscheln bekam als die anderen. Und offenbar auch vom Koch selbst serviert, denn der Mann, der ihm das gebratene Muschelfleisch, das in einer hellen, duftenden kremigen Soße angemacht war, verbeugte sich beim Abstellen vor ihm. "Vielen Dank, werter Drache, dass Ihr uns die Muscheln ertaucht habt. Das hier ist mein Spezialgericht." Der bärtige Kerl richtete sich wieder auf und strahlte ihn an. "Das Rezept ist hochgeheim und wird in meiner Familie Generation für Generation weitergegeben. Ich hoffe sehr, dass es Euch genauso gut schmeckt wie mir!"

Die Nachfrage verunsicherte mich etwas, weswegen mein Kopfschütteln zögernd und auch ein wenig langsam war, doch die Frau ging dann und brachte mir hoffentlich einfach erst einmal das schnöde Wasser... Ob das wohl anders schmeckte? Warum sonst nannte sie es schnöde?
Ich beobachtete das rege Treiben um mich herum; die Frau schien so etwas wie die Bedienung zu sein, denn sie verteilte nun die Getränke an alle Matrosen, die scheinbar ganz ungeduldig auf Speis und Trank warteten. Ich bedankte mich und lächelte der Frau zu, nachdem sie auch mir mein Wasser gebracht hatte, von dem ich auch gleich einen Schluck zu mir nahm. Durstig war ich ja immer.
Es dauerte dann auch gar nicht mehr lange, bis die Tür, die dem Geruch nach in Richtung Küche führte, aufging und das Essen herein gebracht wurde. So richtig erkennen, wie es aussah, konnte ich es erst, als die Dinge auf dem Tisch standen, doch der Dampf und der köstliche Geruch, der von dem gekochten (oder gebratenen?) Muschelfleisch ausging, verriet vorab schon, dass es sicher sehr sehr lecker schmecken musste.
Etwas peinlich berührt lächelte ich dem Menschen zu, der scheinbar der Koch war und sich bei mir bedanke. "Ihr müsst euch nicht bedanken. Das habe ich doch gerne getan", sagte ich leise und wurde ein wenig rot im Gesicht. Zum Glück übertrug sich die Hautfarbe nicht noch auf meine Ohren. "Vielen Dank, ich bin sehr gespannt, wie es schmeckt."
Und das war ich wirklich! Ich wartete aber trotzdem, bis Shin und die anderen, die in unserer Nähe saßen, zu dem Besteck griffen, bevor auch ich es ihnen gleich tat. Ich hatte schon länger nicht mehr mit Messer, Gabel oder Löffel gegessen, aber verlernt hatte ich es nicht, auch wenn man mir ansah, dass es ungewohnt für mich war, einen Löffel in der Hand zu halten. Ich tauchte ihn zuerst in die cremige Soße, in der sich das Muschelfleisch befand und probierte. "Hmmmmmh", machte ich und schloss die Augen. Der starke und würzige Geschmack war im ersten Moment ungewohnt, aber das änderte nichts daran, dass es wirklich lecker war. "Das ist wirklich gut", verkündete ich leise mit einem breiten Lächeln und warf Shin einen Blick zu.

Der Koch lachte, verbeugte sich aber einfach noch einmal. "Das mache ich aber gerne!", sagte er dann. "Die Muscheln leben so tief im Meer, dass wir selten an so viele so große herankommen. Wenn wir sie unbedingt verarbeiten wollen, müssen wir sie in Jualen für teures Geld von den spezialisierten Fischern dort kaufen."
Das konnte ich mir vorstellen. Wahrscheinlich war es am leichtesten an diese großen Muscheln zu kommen, wenn man ein Wasserwesen wie Ryu hatte, das ohne Weiteres so tief tauchen und dort auch noch gut sehen und längere Zeit mit Suchen verbringen konnte. Und auf Jualen lebten nun mal die meisten Wasserleute. Fischen konnte jede Nation, also musste man sich mit seinen Wasserfähigkeiten da ein wenig abheben, und das gelang durch Muscheltauchen bestimmt sehr gut.
"Also, den Dank gebe ich Euch gern. Und nun guten Appetit!" Der Koch lächelte uns noch einmal zu und nahm dann selbst seinen Platz am anderen Tisch ein. Er schaute zwar verstohlen herüber und auch ein paar andere schienen neugierig darauf zu sein, wie es Ryu denn schmeckte, aber wenigstens wartete keiner neben ihm gespannt darauf, wie er probierte. Konnte ich zwar verstehen, wenn man das machte, weil man Wert auf jemandes Meinung legte, aber beim Essen war es auch ein wenig... Na ja, aufdringlich. Jedenfalls war das meine Meinung. Und es war ja außerdem jedem selbst überlassen, wie es einem schmeckte. Selbst wenn die Qualität sehr gut war, mochte der eine nun mal einfach keine scharfen Gerichte und der nächste hatte es gern doppelt so salzig. Oder lieber süß.
Vom Essen ließ sich durch Ryu jedenfalls niemand abhalten, sodass schnell das Geschirr klapperte und auch ich mein Besteck nahm. So wie es aussah, waren die Muscheln erst gebraten worden und dann hatten sie bestimmt noch eine Weile in der Soße verbracht, in der sie jetzt auf dem Teller lagen. Oder vielmehr Stücke von ihrem Fleisch. Sie waren so groß, dass der Koch sie hatte zerteilen müssen. Ich nahm mir selbst erst mal einen halben Löffel voll mit Soße und einem Stück Muschel, den ich mir gespannt und mit gespitzten Ohren in den Mund schob. Es war zwar würzig und man merkte auch den Knoblauch, aber das ganze war gut abgeschmeckt, wie ich fand, und durch ein bisschen Zitrone oder sowas auch frisch und ein bisschen fruchtig. Jedenfalls wurde man nicht von zu viel Würze erschlagen, man konnte das wirklich gut essen. "Ja, ist es echt", gab ich zu und schob mir gleich noch was in den Mund. "Wusste nicht, dass Muscheln so gut schmecken können." Ich lächelte, legte dann aber den Löffel noch mal weg, um mir etwas von den Beilagen zu nehmen. Es gab dazu Reis oder wahlweise auch Kartoffeln und passendes gedünstetes Gemüse, das man mit der Muschelsoße beides gut kombinieren konnte.

Es freute mich wirklich dass es den Koch so freute das ich die Muscheln besorgt hatte. Ich konnte mir auch wirklich vorstellen, dass es schwer war, an sie heran zu kommen. Ich hatte auch schon Glück gehabt, das ich sie gefunden hatte; es war ja nicht so, als würde der ganze Meeresboden mit Muscheln voll liegen. Meistens gab es sie nur an bestimmten Stellen und dann musste man sie natürlich auch noch von dort weg bekommen. Ich konnte mir gut vorstellen, das selbst ein Tano es schwer hatte, in die Tiefe zu schwimmen und den ganzen Weg dann wieder mit einem Maul oder Arm voll Muscheln zurück zu kommen. Das war schon ganz schön anstrengend.
Zum Glück bemerkte ich nicht, wie einige Blicke auf mir lagen, denn das hätte mich schon ein wenig nervös gemacht und mich auch irgendwie unwohl fühlen lassen. Was, wenn es mir dann doch nicht so gut geschmeckt hätte? Hätte ich dann so tun sollen als ob?
Naja, aber zum Glück war es dann ja nicht so schlimm und das Muschelgericht schmeckte auch wirklich sehr sehr lecker!
Ich kicherte und beobachtete Shin dabei, wie er sich von den anderen Dingen nahm, die noch auf dem Tisch standen. Das eine kannte ich noch, das war Reis...und das Andere...das wuchs in der Erde...Kartoffeln, glaubte ich.
"Jaah, ich esse Muscheln auch nicht so oft. Ganz so lecker finde ich sie gar nicht. sie sind so...glibberig...da mag ich Fisch lieber.
Aber das hier schmeckt wirklich gut." Es machte mir nichts aus, dass ich mich noch einmal wiederholte.
Ich hob die Hand, zog den etwas hinderlichen Ärmel zurück und nahm mir etwas Brot, das ich in die leckeren Soße tunkte, um anschließend herzhaft hinein zu beißen. Schade, dass es nicht so viel war... Aber ich würde nicht nach einem Nachschlag fragen. Die Landbewohner hier auf dem Schiff waren eher darauf angewiesen, ich konnte jederzeit jagen gehen.

Ich lächelte verschwörerisch und senkte etwas die Stimme, als ich mich leicht über den Tisch zu Ryu vorbeugte. "Ich find sie auch zu glibbrig", sagte ich leise. "Wenn sie nur gekocht sind und dann aufgehen, sind sie matschig und schmecken nach nicht viel." Außer nach Meer, wie ich fand. Sie hatten so einen süßsalzigen Geruch, anders als Fisch, aber trotzdem irgendwie meerig. "Aber gebraten und in dieser Soße sind sie wirklich gut."
Letzteres sagte ich wieder ganz normal. Zwar war es hier nicht verboten, seine Meinung zu sagen, doch ich wollte auch nicht unbedingt, dass der Koch hörte, wie man sagte, dass Muscheln nicht das Leckerste waren, wenn er sich so Mühe für alle gemacht hatte. Vor allem stimmte es ja auch gerade nicht, denn das Essen war gut. Mich würde es auch gut satt machen. Zusammen mit dem Reis, ein bisschen Brot und dem Gemüse, das noch auf dem Tisch zu finden war, stillte das meinen Hunger ziemlich bald.

Ich runzelte die Stirn als Shin sich so nach vorne beugte, tat es ihm aber automatisch gleich, während ich auf einem Stück Brot herum kaute, das ich zuvor in diese leckere Soße getunkt hatte.
Ich musste Shin wirklich recht geben. Muscheln hatten gar nicht mal so viel Eigengeschmackt. Nicht so wie Fisch, zum Beispiel. Fisch schmeckte eben nach...Fisch, ja. Und Muscheln waren glibberig und schmeckten nicht viel anders als das Meerwasser. Ich aß auch nur Muscheln wenn ich nichts anderes fand. Mutter hatte immer gesagt, dass sie gesund sind und ab und an darauf bestanden, auf Muschelsuche zu gehen. Man musste ja auch lernen, wie man die Schale am Besten knackte. Das war nämlich gar nicht so einfach, auch nicht für einen Drachen und schon gar nicht für einen noch nicht ganz ausgewachsenen wie mich.
Ich nickte zustimmend und lächelte. "Hapf sich apf jedn Fpall gelohnt", nuschelte ich an dem Brot vorbei, kaute und schluckte.
Während der nächsten Minuten war ich dann auch wirklich nur mit Essen beschäftigt. Ich nahm mir dann sogar auch etwas von dem Gemüse und diesen Kartoffeln und als man mich fragte, ob ich noch mehr von dem Muschelgericht wollte, nickte ich, bestand aber nur auf eine kleine Portion. Ich würde nicht satt werden, aber ich wollte auch nicht ablehnen, weil ich das als unhöflich empfunden hätte. Immerhin schmeckte es auch gut und das wollte ich ja auch zeigen.
Als ich auch meine zweite Protion vertilgt hatte, fragte ich nach noch etwas von dem schnöden Wasser, an dem ich während der nächsten Minuten herum nippte und den Anderen beim Essen zusah und auch zuhörte. Das ein oder andere Gespräch entflammte und manche von diesen Geschichten waren sehr interessant, da sie scheinbar von verschiedenen vergangenen Abenteuern handelten. Ich schnappte einige Stadt- und Dorfnamen auf, von denen ich schon einmal gehört hatte. In Anrin war ich ja sogar auch schon gewesen...

Ich musste leicht glucksen, weil Ryu mit vollem Mund etwas sagte und das lustig klang, nickte aber nur noch mal und aß dann erst mal schweigend von meinem Gericht. Die Muscheln waren wirklich ziemlich lecker, die Soße machte viel aus und sie hatten auch den Geschmack beim Braten und Kochen in ihr Fleisch aufgesogen, sodass sie auch ganz und gar nicht so langweilig schmeckten wie sonst.
Auch ich lauschte während des Essens den Gesprächen, was daran zu sehen war, das mein eines Ohr sich mal hierhin mal dahin drehte. Ein paar mal sagte ich auch selbst was, wenn ich etwas beizutragen hatte, hielt mich aber eher zurück und war auch nicht traurig darüber, dass Ryu und ich nicht ausgequetscht wurden. Manchmal war es schon von Vorteil, dass Ryu ein Drache war und jetzt wohl besonders bei den Seemännern für Respekt sorgte, denn dann wurde man nicht so behelligt. Wie er, stimmte ich zu, als mir noch ein bisschen was von den Muscheln angeboten wurde, aber auch ich wollte nicht mehr so viel haben. Mit den Beilagen war ich recht schnell satt geworden. Der Hunger war immer so nervig, und dann war man bei gutem Essen doch leider so schnell satt...
Meine zweite Trinkrunde wurde auch bei mir Wasser, weil ich mich nicht betrinken wollte und Wein auch nicht mein Lieblingsalkohol war, aber als alle so weit fertig waren, fragte die Runde nach einem Verteiler, und als der Kapitän dem zustimmte und alle sich drüber freuten, war klar, dass ich nicht ablehnen würde.
"Willst du auch einen Schnaps mittrinken?", fragte ich Ryu und spitzte die Ohren wieder zu ihm. Ich wusste noch, dass ihm Schnaps nicht so gemundet hatte, und einen Kater hatte er auch schon mal gehabt, aber gegen ein kleines Gläschen hatte er ja vielleicht nichts einzuwenden.