Auf einer kleinen Insel...

"Naja...", machte ich leise und kratzte mich am Ohr, was mit den unpassenden langen Ärmeln des Gewands, mit dem ich meine menschliche Gestalt manifestierte, etwas schwierig war, "ich...konnte nie so richtig schlafen weil ich nicht wusste, ob nicht doch ein Schiff vorbei kommt. Ich wollte dich ja nicht verpassen...
Aber das ist schon in Ordnung! Ich hab oft auch nur herum gelegen und nicht viel Energie verbraucht." Ich wollte da wirklich keine große Sache draus machen und Shin das Gefühl geben, als wäre er daran schuld das ich nicht richtig hatte schlafen können. Dabei war das wirklich gar nicht so schwer gewesen. Im Gegensatz zu den Menschen, die Schlafmangel schnell bemerkten, kam ich doch auch recht gut mit Halbschlaf oder Faulenzen zurecht. Vielleicht war das auch noch einmal ein bisschen anders als bei einem Menschen und ich konnte gleichzeitig halb ausruhen oder leicht schlafen und meine Umgebung im Auge behalten.
Da Shin auch der Meinung war, dass es schon niemanden stören würde wenn ich hier ein Nickerchen machte, rückte ich zur Seite und legte mich dann auch hin, wobei ich noch ein Stück zurück oder runter rutschen musste, weil meine Hörner an Shins Bein stießen.
Ich gähnte wieder. Jetzt, wo ich wusste, dass ich die Augen zu machen konnte, wurde ich erst recht müde...
"Wenn etwas sein sollte weck mich ruhig wieder. Ich muss nur kurz die Augen zu machen." Ich drehte den Kopf und sah noch einmal zu Shin hinauf, schloss die Augen dann und rührte mich nicht mehr. Falls von Shin nichts mehr kam, schlief ich dann auch schon nach wenigen Minuten ein und würde mich während der nächsten beiden Stunden auch nicht großartig bewegen.

Mein Stirnrunzeln wurde tiefer und ganz kurz war da ein Ausdruck in meinen Augen zu sehen, als hätte Ryus Antwort mich verärgert. Hatte sie aber nicht. Ich machte mir eher Gedanken darum, was das bedeutete. Hatte er dann … wirklich die ganze Zeit und seit Monaten nicht richtig geschlafen? Wegen mir? Warum war er überhaupt fast bis Kjubika mitgeschwommen? Wir hatten doch ausgemacht, dass wir uns treffen würden (behaupte ich mal, weil wir ja drüber gesprochen hatten, sonst ignoriers xD). Und dass er das für mich in Kauf nahm… Also, selbst wenn er ein Schlafverhalten wie eine Katze aushielt, hatte er doch trotzdem die ganze Zeit auf mich gewartet. Und das … fühlte sich irgendwie komisch an. Nicht schlecht, weil es zeigte, dass er mich mochte und vermisst hatte. Aber er würde ja nicht immer auf mich warten können, wenn ich mal weg war.
Ich schaute ihn an und kam dann irgendwie nicht mehr so recht dazu, etwas zu sagen, weil er sich schon hinlegte. „…okay… Mach ich“, kam dann nur leise von mir und ich sah ihm zu, wie er es sich bequem machte. Ich schob wegen seinem Horn auch das Bein etwas zur Seite. Aber … wahrscheinlich würde ich noch was dazu zu sagen haben, wenn er wieder aufwachte.
Ich blieb auch nicht die ganze Zeit neben ihm sitzen, sondern trat auch mal zur Reling, um Ausschau nach Inseln und sowas zu halten und ein bisschen zu plaudern, wenn mich jemand ansprach. Dabei klärte ich auch direkt mal die Schlafmöglichkeit für Ryu, ehe ich mich wieder zu ihm setzte und den Kopf etwas zurücklegte, sodass ich mir mit geschlossenen Augen die Sonne ins Gesicht scheinen lassen konnte.

Ich bekam gar nicht mit, dass Shin irgendwann auch aufstand und weg ging, weswegen es für mich so wirkte, als hätte sich gar nichts in all der Zeit geändert, als ich wieder wach wurde. Ich hatte wirklich nur zwei Stunden geschlafen, doch die hatten voll und ganz ausgereicht, denn immerhin war ich ja auch nicht übermüdet oder so.
Ich regte mich und blinzelte, streckte die Beine durch und seufzte tief, bevor ich Anstalten machte, mich langsam aufzusetzen. Noch ein wenig verschlafen ließ ich den Blick einmal über das Schiff wandern und musste kurz überlegen, warum ich hier war. Mit einem kurzen Seitenblick in Shins Richtung war ich dann aber auch schon wieder auf dem aktuellen Stand, weswegen ich gleich wieder lächelte, noch einmal gähnte und mich zurecht rückte.
"Huhu...", machte ich leise und noch immer ein wenig verschlafen. Die Sonne schien noch immer, also wusste ich, dass ich nicht so lange geschlafen haben konnte...

Sie Sonne schien zwar noch immer, aber sie war in der Zwischenzeit auch weitergewandert, sodass Ryus Kopf sich in meinem Schatten befunden hatte. Mir machte es nicht so viel aus, wenn sie auf mich runterschien und ich keinen Schatten bekam, aber Ryu sollte seine ersten Erfahrungen mit mir nach einer längeren Zeit nicht dadurch sammeln, dass er gleich einen Sonnenstich hatte.
Ich öffnete die Augen, als er sich nach einer Weile, in der ich wieder dort gesessen hatte, regte, seufzte und sich dann langsam aufsetzte. Bei seiner Begrüßung spitzte ich die Ohren zu ihm und lächelte ihm zu. "Na, hast du gut geschlafen?" Zumindest hatte es so ausgesehen, als hätte er sich beim Schlafen gut entspannt. Und müder als vorher wirkte er jetzt auch nicht. Mir war ein klitzekleines bisschen langweilig, aber das lag nicht an Ryus Schlafen. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich ja auch nichts anderes gemacht. Wenn man mit Handelsschiffen reiste und die Leute beschäftigt waren, dann musste man sich irgendwie selbst bei Laune halten oder mithelfen. Aber ich hatte auch keinen Bericht und kein Buch und sowas dabei, was ich hätte lesen können.

Ich musste mir noch ein paar Mal über die Augen reiben, bis ich nicht mehr das Gefühl hatte, als würden sie mir gleich wieder zufallen. Das lag aber nun wirklich nicht mehr daran, dass ich noch müde war. Nein, mir ging es gerade wieder richtig gut.
Ich nickte auf Shins Nachfrage und lächelte. Und weil ich mir gerade auch nichts dabei dachte und es für mich ja schon wie selbstverständlich war, hob ich von der Sitzbank ab und schwebte in der Luft. "Jap, ich hab gut geschlafen. Hat gut getan." Jetzt, wo ich etwas höher schwebte und über die Reling schauen konnte, tat ich das auch, doch es war weit und breit nur Meer zu sehen. Es würde noch ganz schön lange dauern, bis wir ankamen. Eigentlich war ich ja gar nicht ungeduldig, aber jetzt, wo wir ein Ziel hatten, doch schon irgendwie... Ein bisschen zumindest.
"Und du? Was hast du so gemacht?" Mein Blick wanderte zurück zu Shin und ich neigte den Kopf. Es wirkte gar nicht so als hätte sich überhaupt etwas geändert.

Mein Lächeln wurde etwas breiter. "Sehr gut." Ja, er sah ausgeruht aus und hatte auch gleich von der Bank abgehoben und schwebte auf der Stelle wie er das in der Nähe von Wasser meistens so zu tun pflegte. Ich hoffte allerdings auch, dass er dafür das Laufen nicht wieder verlernt hatte. Nun, keine Ahnung ob das überhaupt ging, aber hier draußen auf dem Meer und ganz allein war er sicher nur in seiner Drachengestalt unterwegs gewesen.
"Ich hab ein bisschen die Sonne genossen. Und mich unterhalten - ah, und du darfst heute Nacht auf dem Schiff schlafen, wenn du willst. Ich wurde aber gefragt, ob es dir im Gegenzug ganz ... eventuell möglich wäre einen fetten Fisch zu fangen, an den man hier an der Oberfläche nicht so leicht drankommt." Meine Lippen kräuselten sich zu einem etwas verschmitzten Lächeln. "Oder eine Riesenmuschel. Der Schiffskoch soll angeblich aus Muschelfleisch ein begnadet gutschmeckendes Gericht zaubern können.
Es klang aber nicht nach einem Muss." Genaugenommen war ich derjenige gewesen, der zuerst eine Gegenleistung angeboten hatte und dann hatten sie diesen Vorschlag gemacht. Ich hatte aber auch das begeisterte Glänzen in den Augen gesehen, als die Muschel zur Sprache gekommen war.

Meine Ohren zuckten und ein breites Lächeln tauchte in meinem Gesicht auf, als Shin mir verkündete, dass ich hier auf dem Schiff übernachten konnte. Es hätte mir nichts ausgemacht, nebenher zu schwimmen und wach zu bleiben, aber so konnte ich mich noch ein wenig ausruhen... Und auf einem Schiff hatte ich auch noch nicht oft geschlafen.
"Oh!", machte ich, als er dann noch weiter sprach und fragte, ob ich einen Fisch oder eine Muschel besorgen konnte. Das war die Gelegenheit, sich nützlich zu machen! "Natürlich kann ich das!" Wenn ich mich dadurch bedanken konnte und dann auch noch mit den Anderen etwas leckeres zu essen bekam, war es ja nur ein Gewinn für alle. Außerdem hatte ich dann auch etwas zu tun. Mir wurde zwar nicht schnell langweilig, doch es fühlte sich schon seltsam an, sich auf dem Meer zu bewegen, ohne selbst etwas dafür zu tun. Es machte mich ein wenig rappelig und unruhig, aber nicht im negativen Sinne. Ich würde nur auch froh sein, wieder ein wenig zu schwimmen. Meine Schuppen am Ohr begannen bereits wieder, leicht zu jucken. Das hatten sie schon lange nicht mehr gemacht, doch ich war ja auch viel im und am Wasser gewesen.
"Ehm...soll ich dann jetzt los und jagen gehen? Der Koch braucht bestimmt etwas Zeit, um zu kochen, oder?" Ich wusste ja mittlerweile, dass die ländliche Küche sehr aufwendig sein konnte, was das Zubereiten von Gerichten anging. Dafür war vieles aber auch verdammt lecker.

Ryu schien nicht betrübt oder zerknirscht darüber zu sein, dass er zum Schlafen auf dem Schiff im Gegenzug einen Fisch oder eine Muschel fangen sollte. Im Gegenteil, auf mich wirkte er eher motiviert und so wie ich ihn kennengelernt hatte, war er ja auch sehr hilfsbereit und wusste längst, dass man normalerweise nicht alles umsonst bekam. Ich kannte gutbetuchte Leute und vor allem ihre Gören, die so verhätschelt und es dadurch gewohnt waren, dass sie keinen Finger rühren wollten, obwohl man mehr als nur ein paar Münzen oder einen spitzen Kommentar dazu verlangen durfte. Aber Ryu gehörte trotz seiner … hm, adeligen Herkunft nicht dazu. Er war zwar im Umgang mit anderen und im öffentlichen Leben beim Einkaufen und was weiß ich nicht immer sehr bewandert und geschickt, aber er bemühte sich.
„Sehr gut“, sagte ich und mein Lächeln wurde breiter. Es hatte wirklich so geklungen, als wäre das zubereitete Muschelfleisch von dem Koch hier an Bord eine Spezialität, sodass ich zugegebenermaßen auch selbst ziemlich Lust drauf bekommen hatte. Ein Nein hätte mich jetzt etwas enttäuscht. „Hmm“, machte ich aber, als Ryu gleich darauf fragte, ob er das Meeresgetier jetzt fangen sollte. „Bis zum Abend ist es noch ein bisschen hin…“ Ich schaute zum Himmel und ließ den Blick über das Wasser wandern, so gut ich es im Sitzen am Horizont erspähte. „Ich glaube, ein bisschen Zeit haben wir noch. Aber wenn du willst, kannst du das auch jetzt machen. Hauptsache du bist richtig wach.“ Ich gluckste leise.

Ich freute mich wirklich, den Menschen auf dem Schiff nützlich zu sein und dann vielleicht sogar auch etwas leckeres zu essen zu bekommen, das ich so noch nicht gegessen hatte. Ich war noch nie auf die Idee gekommen, eine Muschel zu kochen! Aber ich wusste, dass es lecker war, wenn man manche Fleischarten briet und war wirklich schon sehr gespannt.
Und ich freute mich auch noch einmal etwas mehr als auch Shin zufrieden wirkte. Ich kicherte leise auf seine Worte hin und nickte. "Na klar, ich bin wach genug. Spätestens wenn ich mich ins kalte Wasser stürzte." Was ich dann auch tat, denn gerade war mir wirklich mehr nach Muscheln suchen als hier sitzen und nichts zu tun. Muscheln lagen auch nicht einfach mal so herum, die mussten gesucht werden. Besser ich suchte jetzt als später.
Ich schwebte ein Stück höher und auf die Reling zu, schließlich auch über sie hinweg, wobei ich mich auch noch einmal Shin zuwandte. "Bis später dann, Shin!", rief ich, hob die Hand und winkte und ließ mich dann einfach ins Wasser neben dem Schiff fallen.

*Drache*

Das Platschen, das mein kleiner Menschenkörper verursachte, war natürlich nichts im Vergleich zu dem Geräusch, das ich verursachte, als ich einen Moment später in meiner Drachengestalt wieder auftauchte. Ich umschrieb einen großzügigen Bogen über das Schiff und stieß ein tiefes Brummen aus, um mich nun endgültig von Shin zu verabschieden, tauchte dann auf der anderen Seite des Schiffs wieder elegant ins Meer hinein, in dessen Tiefen ich dann auch schließlich während der nächsten Stunde verschwand. Mal sehen, wie lange ich brauchte, bis ich etwas essbares für uns alle fand.

Nun, Ryu war offenbar richtig wach, denn das verkündete er mir und er wirkte mit der Freude im Gesicht auch ziemlich aufgeweckt. Also musste ich mir wohl keine Gedanken darum machen, ihn unnötig aufgescheucht zu haben. "Ja, bis später. Viel Erfolg", sagte ich, während er schon höher geschwebt war und sich dann über die Reling ins Wasser stürzte.
Allein bei der Vorstellung, mich ins kalte Wasser zu stürzen, wurde mir anders. Ich würde wohl nie verstehen, wie man so optimistisch da rangehen konnte. Ich wäre dann wohl auch ziemlich wach, aber aus anderen Gründen. Na gut, ich konnte schwimmen und vom Schiff zu fallen würde mich nicht gleich in eine Riesenpanik versetzen, aber... Ich würde mich sehr, sehr unwohl fühlen, vor allem beim Meer, einem freien, tiefen Gewässer, dessen Boden ich nicht sehen konnte.
Ryu hatte sich verwandelt und flog wie anfangs noch einmal über das Schiff. Diesmal winkte ich ihm und ein paar der Leute an Deck unterbrachen kurz ihre Arbeiten. Ich wurde im Anschluss sogar gefragt, ob der Wasserdrache uns schon wieder verließ, doch als ich verkündete, dass er nach Muscheln tauchte, sah ich auch in dem ein oder anderen Gesicht ein freudiges Funkeln, das ich vorher schon beim Koch entdeckt hatte. Offenbar machte er seine Riesenmuschel wirklich ziemlich köstlich.
Jetzt bekam ich langsam wieder Hunger... Aber ich übte mich in Geduld und trat nun doch in der Zwischenzeit mal an die Reling, um über das Meer zu schauen. In der Ferne sah ich eine kleine Insel vorüberziehen, aber die, auf der Ryu gewartet haben musste, war bestimmt schon am Horizont verschwunden.

Es war schon eine Weile her seit ich wirklich tief in das Meer hinab getaucht war. In den letzten Jahren hatte ich mich ja eher in Flüssen und Seen aufgehalten und das war schon etwas anderes als das große weite Meer. In den endlosen weiten fühlte sich selbst ein Wasserdrache wie ich klein und daran änderte sich bestimmt nichts, wenn man auch noch ein paar hundert Meter größer war. Das Meer blieb immerhin so groß.
Tief unten im Wasser war es kalt und dunkel und mit beidem hatte ich keine Probleme. Ich hatte mehr als nur meine Augen, die sich unter Wasser zusätzlich mit einer schützenden Nickhaut vor dem Wasser oder anderen Dingen schützten. Ich spürte die Strömung an meinen Schuppen und wusste dadurch und auch durch andere Sinne, die ja vielleicht auch besonders waren bei uns Wasserdrachen, wie tief ich bereits war und wann sich der Meeresboden endlich näherte. Ich sah also nicht direkt etwas, doch ich war in der Lage, mich zurechtzufinden und Futter aufzutreiben. In diesem Fall sollte es ja so eine Riesenmuschel sein.
Es war aber gar nicht so einfach, Muscheln aufzuspüren denn anders als Fische, bewegten sich diese ja gar nicht oder jedenfalls nicht stark genug als das ich deren Bewegung wirklich wahrnahm. Also suchte ich den Boden mit meiner langen Nase ab und wühlte den Sand und Schlamm auf, nicht ohne mir dabei den ein oder anderen Tiefseeleckerbissen einzuverleiben. Auf dem Meeresgrund war ich immerhin auch nicht jeden Tag.
Es dauerte auch eine ganze Weile, doch schließlich wurde ich tatsächlich fündig und fand ein kleines Muschelfeld, das auf steinigem Untergrund wuchs. Mit den Zähnen und Klauen riss ich einige davon los und begann schließlich wieder mit dem Aufstieg, der, genauso wie meine Suche, auch einige Zeit in Anspruch nahm.
Ich hatte dort unten absolut kein Zeitgefühl gehabt, doch als ich mit dem Kopf schließlich wieder durch die Wasseroberfläche stieß, war die Sonne bereits am Untergehen. Ich hatte ganz schön lange gebraucht!
Hinzu kam, dass ich das Schiff nicht sehen konnte, was aber auch kein Wunder war. Im Gegensatz zu mir, der sich ja mehr oder weniger auf der gleichen Fläche befunden hatte, war das Schiff ja die ganze Zeit weiter gefahren.
Ich orientierte mich eine Weile lang und schlug dann den Weg Richtung Shushnar ein. Eine weitere halbe Stunde später tauchte dann auch tatsächlich das Schiff am Horizont auf und schließlich durchbrach ich dann auch mit einem langen Satz die Wasseroberfläche und landete in hohem Bogen und polternd auf dem Schiffsdeck, wobei mir die Muscheln, die ich in den vorderen Klauen gehalten hatte, davon hüpften und über den Boden schlitterten.
Ich senkte den Kopf und spuckte die zweite Ladung in meinem Maul auf dem Boden. Diese bestand tatsächlich auch nur aus einer Muschel, die Größte die ich gefunden hatte. Hoffentlich werden auch alle davon satt... Für mich war das ja nicht so viel.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ein Wasserdrache normalerweise brauchte, um eine bestimmte Art von Meeresgetier aufzustöbern, aber trotzdem kam es mir lang vor, dass Ryu weg war. Die Sonne wanderte munter weiter über den Horizont und wir entfernten uns mit dem Schiff natürlich stetig von dem Flecken, wo er ins Meer gesprungen und abgetaucht war. Daran hatte ich irgendwie überhaupt nicht gedacht. Das Schiff sah zwar langsam aus, weil es groß war und man auf dem Meer so wenig Punkte sehen konnte, die auf die Schnelligkeit schließen ließen, aber natürlich schafften wir einige Meilen in der Stunde.
Ich wurde etwas unruhig, als mir einfiel, dass Ryu im Cern-Wald zweimal so halb verschollen war, weil er uns nicht wiedergefunden hatte, hoffte aber einfach mal, dass das auf dem Meer anders war. Er musste doch wissen, wo Jualen war, er hatte sich da ja schon mal aufgehalten, und er war ein Wasserdrache. Alle Meereswesen konnten sich doch im Wasser irgendwie orientieren. Damit ich mich nicht mit Schwarzmalerei beschäftigte, hörte ich mich nach Arbeit um und ging den anderen ein wenig zur Hand, nachdem ich dem Koch mitgeteilt hatte, dass Ryu auf Fang gegangen war. Das motivierte ihn schon mal noch zusätzlich und er machte sich daran, die Zutaten schon mal vorzubereiten.
Und dann tauchte Ryu irgendwann wieder auf. Mit seiner Größe war er ja nicht gerade unauffällig, aber die Muscheln, die er brachte, kullerten auch munter über das Deck, sodass das Poltern zu hören war und ich aus dem Bauch des Schiffes wieder heraufkletterte. Hah! Da hatte ich doch den richtigen Riecher gehabt und er und sie Muscheln angeschleppt. "Sieht gut aus!", sagte ich, als ich schräg von der Seite auf ihn zutrat und dabei schon mal zwei Muscheln einsammelte. "Oh, die ist groß." Mein Blick war auf das Schalentier gefallen, dass der Wasserdrache nun auf die Planken spuckte. Es war zwar nicht die größte Muschel, die ich je gesehen hatte, aber sie enthielt mit Sicherheit trotzdem mehr Fleisch als ich alleine essen könnte.
"Woah! Das gibt ein Festessen", rief jemand. "Jungs! Packt mal mit an, Ryukyu hat unser Abendessen gebracht!" Die meisten hatten das schon mitbekommen und offenbar hatte Flynt den anderen außerdem Ryus Namen gesteckt. Die Leute machten sich eifrig daran, die Muscheln aufzusammeln und einer nahm fast ehrfurchtsvoll die größte vom Boden hoch.
"Vielen Dank!", sagte er und strahlte Ryu an. "Da wird sich aber jemand freuen!" Und schon huschte er davon, um dem Koch die frohe Botschaft zu verkünden.

Shin kam angelaufen und meinte, dass das schon mal gut aussehen würde. Das bedeutete sicher, dass es für alle reichen würde. Besonders die größte der Muschel schien es ihm angetan zu haben. Und nicht nur ihm: natürlich kamen nun auch von überall her Matrosen angelaufen und wollten sehen, was ich mitgebracht hatte. Diese eine Muschel war wirklich ein ordentlicher Happen und lag auch nicht mal eben so überall auf dem Meeresgrund herum. Ich hatte wirklich suchen müssen. Es gab aber auch viele verschiedene Muscheln. Ich hoffte, dass man aus denen auch etwas leckeres zaubern konnte.
Ich brummte zufrieden während die Menschen um mich herum wuselten und meinen Fang einsammelten. Das ich dabei die Brust stolz etwas heraus streckte und den schlanken Hals hob, bemerkte ich gar nicht. Ich war aber gerade auch wirklich schon etwas stolz auf mich.
Flynt war auch bei den Matrosen dabei und bedankte sich überschwänglich bei mir und ich stieß als Erwiderung ein weiteres tiefes Brummen aus und sah ihm und den Anderen dann hinterher, als sie die Muscheln zum Koch brachten. Ich war gespannt, ob er es schaffte, die Muscheln zu knacken. Das war auch gar nicht so ohne.
Mit einem zufriedenen Brummen wandte ich mich wieder Shin zu. *Hoffentlich werden auch alle satt*, teilte ich meine Überlegungen nun mit ihm und schüttelte mich noch einmal, um auch die letzten Wasserreste aus meiner Mähne zu schleudern. Nass blieb ich so aber natürlich noch immer und es störte mich auch nicht. Ich wollte nur nicht das ganze Deck nass machen...

Ich schaute den Männern zufrieden und mit gespitzten Ohren hinterher, wandte mich dann aber wieder zu Ryu. Dass der genauso zufrieden war, konnte ich mir denken. Zumindest sah es so aus, denn wenn ich ihn mir so anschaute, hatte er sich schon ein wenig aufgerichtet und drückte die Hühnerbrust raus. Also... Okay, in der Drachengestalt machte das schon ein wenig was her, zugegeben. Wenn ich mir aber so vorstellte, wie er hier in seiner menschlichen Gestalt stehen und aussehen würde, in der er ja doch eher noch wie ein Jugendlicher wirkte, dann musste ich schief lächeln.
"Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass das mehr als genug für alle ist. Außer du isst als Drache mit, dann ist es wahrscheinlich nur ein Haps für dich." Wobei mir einfiel, dass er auch in der anderen Gestalt immer Unmengen hatte verdrücken können und ich mich gefragt hatte, wie er das machte und wo er das Essen hinsteckte. Vielleicht hatte das ja mit seiner eigentlichen Gestalt zu tun. "Hast du gut gemacht, ich glaube, jetzt sind alle erst mal zufrieden." Und freuten sich auf das Abendessen. Ich tat das jedenfalls jetzt schon.

Ich schnaubte zufrieden und ließ mich nun zu Boden sinken, wobei ich natürlich darauf achtete, dass ich mit meinem langen Drachenkörper eher an der Reling lag und deswegen nicht im Weg war. Zurückverwandeln ging jetzt gerade noch nicht, ich musste mich erst ein wenig in den Sonnenstrahlen aufwärmen. Es sprach ja aber scheinbar auch nicht wirklich etwas dagegen, wenn ich erst einmal so blieb. Erschrecken tat sich jetzt ja auch niemand vor meiner Drachengestalt und das Schiff schien dadurch auch nicht langsamer zu werden oder so.
Ich nickte leicht auf Shins Worte mit meinem Drachenkopf. Ich wollte nur mal probieren und würde hier niemandem etwas weg essen. In den letzten Wochen hatte ich ja sogar relativ viel gegessen, weil ich mir die Zeit mit jagen vertrieben hatte, da tat es mir auch einmal gut, nicht zu viel zu essen.
Solange alle zufrieden waren, war ich das auch.
Noch einmal schnaubte ich und warf Shin aus meinen blauen Augen einen Blick zu, bleckte sogar dabei kurz die Zähne -ein Drachenlächeln- und ließ den Kopf schließlich auf den Holzboden sinken. Ich gähnte herzhaft... Müde war ich nicht, aber ich würde die Zeit nutzen, um mich auszuruhen. Außer Shin wollte etwas unternehmen, natürlich.

Das Schnauben klang, wenn ich es interpretieren müsste, eher zufrieden als sonstetwas, sodass mein Lächeln sich noch einen Moment lang hielt, ehe ich einen Blick über die Reling hinaus aufs Meer warf. Ryu legte sich schon ein paar Sekunden später hin, doch er war ja noch nicht so riesig, dass er zu hoch zum Drüberschauen wäre, wenn er lag, sodass er nicht im Weg für meine Augen und auch nicht im Weg für sonstwen war.
Auch, wenn ich die letzten Stunden nichts besonderes getan hatte, setzte ich mich bei seiner Schulter auf den Boden und wandte mich zu seinem Kopf. Sein Zähneblecken war glücklicherweise als Lächeln zu erkennen, denn sonst hätte ich nun gefragt, was los war. Ich grinste leicht zurück. "Willst du dich ausruhen?", fragte ich ihn dann, weil er sich ja hingelegt hatte und nun auch gähnte. Mich störte es nicht, wenn er lieber ein wenig dösen wollte. Es war bestimmt auch ein wenig anstrengend gewesen, so tief zu tauchen und die Muscheln zu suchen, eine Pause hatte er sich verdient.

Shin setzte sich neben mich auf den Boden und ich musste nur den Kopf leicht zur Site drehen, damit ich ihn ansehen konnte. *Hm, nein, nur ein bisschen aufwärmen. Es kann auf Dauer ganz schön kalt dort unten sein* Nichts, was mir wirklich zu schaffen machte als Warmblüter, doch da ich ja schon so etwas wie ein Reptil war, wurde ich bei einer gewissen Temperatur unbeweglich oder es fiel mir zumindest schwerer, mich fortzubewegen. Im Wasser konnte man das ja gut kompensieren, aber an Land, wo ich mein Eigengewicht tragen musste, fiel es mir schwerer. Das war so etwas, was ich bei meinem ersten Winter hier oben an Land als Erstes herausgefunden hatte.
*Und? Habe ich etwas spannendes verpasst?* Ich wandte den Kopf und ließ die Saphiraugen über das Schiff schweifen, doch es wirkte nicht so, als wäre etwas passiert. Es würde ja auch noch eine Weile dauern, bis wir irgendwo ankommen würden. Am Liebsten wäre es mir ja, wenn wir schon da wären und zu einem dieser fliegenden Schiffe gehen konnten, aber da musste ich mich noch ein wenig gedulden. Es gab ja vorher auch noch erst etwas zu Essen.

"Kann ich mir vorstellen", erwiderte ich, weil Ryu mir geantwortet hatte, dass er sich nur aufwärmen musste. Ich erinnerte mich gut an den letzten Winter mit ihm, da war es ja ein paar mal vorgekommen, dass er ein bisschen blau angelaufen war und es länger gedauert hatte, bis er einsatzbereit gewesen war. Bei Reptilien war das normal, soweit ich wusste. Ich fragte mich auch, ob er einen Winterschlaf gehalten hätte oder in Winterstarre gefallen wäre, wenn er nicht mit Rin und mir unterwegs gewesen wäre. Gleichzeitig fiel es mir schwer, mir vorzustellen, dass ein Wasserdrache Winterstarre abhielt. Fische im Meer machten das auch nicht, obwohl es echt kalt sein konnte, und von im Meer lebenden Säugetieren oder Reptilien hatte ich sowas auch noch nie gehört.
Ich ließ den Blick unwillkürlich kurz schweifen, als Ryu wissen wollte, ob er etwas verpasst hätte, schaute aber schnell wieder zurück zu ihm und drehte mich noch etwas mehr zu ihm, sodass ich richtig zu seinem Kopf ausgerichtet war, den er zu mir gedreht hatte. "Nicht wirklich. Ich hab ein wenig die Sonne genossen und ein bisschen geholfen. Oh, außer du meinst den Riesenkraken, der das Schiff angegriffen hat." Ich spitzte die Ohren, schaute ihn aber ernst an.

Ein leichtes Drachenlächeln zeigte sich um mein Maul herum, als Shin erzählte, dass er die Sonne genossen hatte. Das hörte sich gut und entspannend an. Sich die Sonne auf die Schuppen scheinen zu lassen war etwas, das ich wirklich sehr mochte. Aber jetzt hatte ich auch erst einmal genug davon. Ich hatte nur wochenlang herum gelegen und mir die Sonne auf die Schuppen scheinen lassen. Jetzt war ich wieder bereit für Abenteuer!
Meine Augen weiteten sich als Shin weiter sprach. *Riesenkraken?!?!* Ich richtete mich erschrocken ein Stück auf. Das hieß, ich reckte den Hals ein Stück, sodass sich mein Kopf ein Stück weit über dem von Shin befand, auf den meine Augen noch immer gerichtet waren. Das er kein Stück die Miene verzog, erwischte mich eiskalt, denn mir sagte das, dass er keinen Witz machte. Ich kam nicht einmal auf die Idee, das Shin gerade vielleicht einen kleinen Scherz mit mir erlaubte.

Ich hatte ein wenig Mühe, ganz ernstzubleiben, als Ryu große Augen machte und den Hals etwas reckte, sodass er allein im Liegen schon größer war als ich aufrecht sitzend. "Mit acht Armen, ganz groß, rot und schleimig", sagte ich nickend und ließ die Ohren dabei ein wenig mitschlackern. Aber dann wollte ich mal nicht so sein, begann zu grinsen und lachte schließlich auch. Ich stieß ihn etwas mit der Hand an. "War nur ein Scherz. Zum Glück ist so ein Ding nicht aufgetaucht, ich glaube, dann säh das Schiff jetzt nicht mehr so gut aus."
Vielleicht könnte ich einen Riesenkraken mit ordentlich Feuer vertreiben - vielleicht machte es ihn aber nur noch aggressiver. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass es solche Viecher gab. Das hieß: "Hast du schon mal einen gesehen? Fresst ihr die eigentlich auch? Ich hab gehört, dass es Wale gibt, die Jagd auf sie machen, aber keine Ahnung, ob das stimmt."

Wenn es überhaupt noch ging weiteten sich meine Saphiraugen noch einmal als Shin erzählte, wie das Ding ausgesehen hatte. Bis dahin war der Groschen noch immer nicht gefallen und erst, als er sagte, dass das Ganze nur ein Scherz war und mich anstieß, entspannte ich mich wieder etwas. Das aber auch erst nach einigen Sekunden als ich verstand, dass es auch wirklich nicht ernst gemeint war und das ja auch irgendwie klar war, denn das Schiff sah nicht so aus, als wäre es von einem riesigen Kraken angegriffen worden. 
Als Dank holte ich mit dem Kopf aus und stieß ihn seitlich an. *Das ist nicht lustiiiig* nörgelte ich in seinem Kopf und schnaubte noch einmal, schüttelte den Kopf und blickte ihn anklagend an. Naja, so anklagend wie das als Drache eben ging. 
*Hrrrm...ich habe noch keinen gefressen, aber gesehen habe ich einmal einen. Der war wirklich recht groß aber das ist auch bestimmt schon fünfzig Jahre her. Da war ich noch klein gewesen* Außerdem waren sie gefährlich, das hatten mir meine älteren Geschwister und meine Eltern gut genug in den Kopf getrichtert. Deswegen war ich ja direkt so entsetzt von Shins tollem Witz gewesen.

Ich musste trotz oder vielleicht auch gerade wegen Ryukyus Reaktion, als der Groschen bei ihm fiel, noch einen Moment länger lachen, ließ mich von ihm anstupsen und dabei ein bisschen zur Seite fallen. "Doch, ist es!", sagte ich, grinste aber nur noch und tätschelte ihn dann doch noch mal und ein wenig länger, damit er nicht sauer auf mich war.
Fünfzig Jahre... Schon eine ganze Weile war es also her, dass Ryu mal so einen Kraken gesehen hatte. Mich hatte es da zwar auch schon gegeben, aber Ryu war noch mal 40 Jahre älter als ich oder so, sodass das noch eine andere Größenordnung war. Und er war da sicher auch noch ein "kleinerer" Drache gewesen. Vielleicht wäre er heute größer gewesen als der Kraken damals. "Und wie groß war der so?", fragte ich ihn neugierig. "Und deine Eltern, haben die schon mal einen gesehen? Ich hab noch nie gehört, dass so einer wirklich ein Schiff verschlungen hat, aber die, die ganz tief im Meer leben, sollen trotzdem so riesig sein wie eins." Eigentlich waren das für mich ziemliche Horrorvorstellungen - ein riesiger Kraken, der seine Tentakeln um das Schiff wickelte und es in die Tiefe riss. Ich hätte so eine Angst... Wahrscheinlich wäre ich gelähmt vor Schreck und könnte mein Feuer nicht mal benutzen.

Ein weiteres ungehaltenes Brummeln kam von mir, doch ich ließ mich nur zu bereitwillig von ihm tätscheln und stupste ihn zum Dank nicht noch einmal.
Shin schien der Kraken ziemlich zu interessieren, denn er fragte nach und ich musste einen Moment lang überlegen, da es schon so lange her war. *Ich fand damals schon, dass er ganz groß war, aber ich war auch noch kleiner gewesen und der Kraken ein ganzes Stück weiter weg. Hm...seine Tentakel waren auf jeden Fall sehr groß und lang, vielleicht so lang wie ich jetzt? Hm, oder ein wenig kürzer, aber nicht viel.
Meine Eltern haben bestimmt auch einmal so einen gesehen, aber ich habe bisher noch nie mit ihnen darüber gesprochen. Ich kann mir aber wirklich gut vorstellen, dass sie Schiffe angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen* Ich schwieg einen Moment lang und ließ den Blick nachdenklich über das Deck schweifen. *Hast du schon einmal etwas von Leviathan gehört?*

Meine Ohren spitzten sich erst wieder, drehten sich dann aber langsam ein wenig zu den Seiten und ich schürzte die Lippen und hob die Augenbrauen, weil der Kraken schon wirklich ziemlich groß war, wenn seine Tentakeln so lang waren wie Ryu jetzt. Bestimmt waren Ryus Eltern noch größer, aber... Also ich wollte so einem Ding jetzt auf keinen Fall mehr begegnen. Hauptsache, ich hatte das mit meinem Scherz nicht noch heraufbeschworen.
Ach was, ich hatte noch nie gehört, dass hier in der Nähe der Inseln ein Schiff von einem Kraken angegriffen worden war. Konnte ruhig so bleiben.
Ich strich Ryu noch einmal über den Hals, ließ die Hand dann aber langsam sinken und sah wieder zu ihm auf, weil er dann noch etwas zur Sprache brachte, woran ich gerade bei dem Kraken jedoch nicht gedacht hatte. "... Jaah... Uuhm, das ist doch dieses riesige Meerungeheur, oder?" Irgendwas klingelte da bei mir, aber da ich kein Wassertyp war, interessierte ich mich dann doch nicht so sehr für die Meeresmythen. Gehört hatte ich den Namen zwar mal, aber es konnte auch sein, dass ich mich irrte. Und viel dazu sagen konnte ich auch nicht.

Shin sagte nichts mehr zu dem Thema Riesenkraken. Offenbar hatte ich seine Fragen soweit beantwortet. Dafür blieb der Blick aus meinen Saphiraugen gespannt auf ihn gerichtet, während ich auf eine Antwort wartete.
Auf seine Antwort hin nickte ich einmal langsam und meine Barteln beschrieben dabei eine deutliche Wellenbewegung. Die, die ich damals bei dem Zusammenstoß mit diesen gruseligen Gestalten auf Jualen verloren hatte, war bereits wieder nachgewachsen, sodass nicht zu sehen war, welche es gewesen war. Nun ja, ich wusste noch ganz genau dass es die linke war.
*Mein Vater hat einmal vor sehr langer Zeit gegen ihn gekämpft, um ihn davon abzuhalten, in andere Bereiche des Meeres zu gelangen. Es heißt, dass Leviathan einmal einer von uns gewesen sein soll, also so etwas wie ein Wasserdrache. Aber ihm ist sehr viel böses widerfahren und so wurde er selbst böse.
Das...ist natürlich schon sehr sehr lange her und ich glaube man hat schon sehr lange nichts mehr von diesem Leviathan gehört. Aber was ich damit sagen will ist, dass es scheinbar sehr viele sehr große Geschöpfe im Meer gibt, die auch ich noch nie gesehen habe oder die ich mir nicht einmal vorstellen kann...* Ich schnaubte und wandte den Blick erneut Shin zu. Während ich "gesprochen" hatte, war er erneut über das Schiffsdeck gegangen. Etwas nachdenklicher diesmal.