Obere Palastanlage [kein Zugang]

Seine Augen erlaubten es sich, sich für einen Moment zu schließen als die Fingerkuppen über seine Stirn und die Brauen strich. Er atmete langsam ein und wieder aus, während die eigenen Bewegungen seiner Hand an dem Rücken der Windfrau weiterhin bestehen blieben. Auch, nachdem der Moment der Stille vergangen war und Mikaze ihre sonore leise Stimme erneut erhob. Er blinzelte und richtete sein Augenmerk erneut hinauf in ihr Gesicht, neutral, ohne jegliche Botschaft.
Um Mikazes Einbrüche wusste er selbstverständlich und er konnte nicht sagen, dass es sich dabei lediglich um kleine Bagatelldelikte gehandelt hatte. Sie war einigen sehr wichtigen, sehr reichen Personen auf die Füße getreten und hatte einige sehr wertvolle Wertgegenstände gestohlen und selbstverständlich war der Adel nicht erfreut darüber gewesen. Es gab eine sehr dicke Akte über die Windfrau, die ihre Verbrechenlistete und sich mit ihrem Bewegungsmuster beschäftigte. "Du hast einen kleinen Aufstand angeregt", sagte er und erneut bildete sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen, das, anders als das Vorherige, durch Schadenfreude ausgelöst wurde, "mein Bruder musste sich sehr anstrengen, die Gemüter wieder zu beruhigen." In der Regel kommentierte er nichts, was in irgendeiner Art und Weise mit Mikazes nicht gänzlich illegalem Leben in Verbindung stand, denn er bewegte sich auf einem schmalen Grad zwischen seiner Pflicht als Shinnou und seinen eigenen persönlichen Interessen, doch er fand, es schadete sicher nicht wenn sie wusste, dass sie Tetsuya eine schöne Zeit beschert hatte...was Kamui sehr freute. Er sah gerne wenn seinen Bruder Verzweiflung plagte und er mit Händen und Füßen versuchte, seinen Pflichten beizukommen und diese Fassade aufrecht zu erhalten, die er sich selbst erbaut hatte.
Kamui atmete langsam aus und hob erneut eine Weile zu schweigen an, während er nach wie vor damit beschäftigt war, die Fingerkuppen über den Rücken der Kaze-onna gleiten zu lassen, während der dumpfe Schmerz abheilender Wunden allmählich zurückkehrte. Dennoch genoss er die Berührungen am Oberkörper und das war vermutlich auch eine der Gründe, weswegen er tief und voll atmete. Das er damit haderte, die Stimme zu erheben, merkte man ihm nicht an, doch schließlich teilten sich seine Lippen erneut und er stellte diese Frage. "Was führt dich nun hierher, Mikaze? Sind es wirklich nur Edelsteine und mein Schoß?"

Die Nasenflügel des Feuerprinzen blähten sich leicht, was das lautlose Lachen verrieten welches sich bei der Erwiderung der Windfrau bildete. Er gab sich und ihr jedoch nicht die Blöße, Mikaze zuzustimmen oder sie eines Besseren zu belehren, sondern beließ die Worte so, wie sie waren. Es missfiel ihm mitnichten, dass sie in dieser Hinsicht sehr besitzergreifend war, im Gegenteil. Gerade das empfand er so anziehend. Und deswegen funkelte es in seinen Veilchenaugen als er diesem verschlagen wirkenden Blick begegnete, den die Frau ihr zuwarf.
Diesmal hinderte er Mikaze nicht daran, sich ein wenig mehr aufzurichten und sich an ihm abzustützen. Seine Hand glitt von ihren Schulterblättern hinab zu ihrem Becken und legte sich mit gespreizten Fingern an die weiche warme Haut dort. Sein Blick glitt einen Moment lang durch das Gesicht der Windfrau hindurch, ehe er sich erneut klärte und aufmerksam in ihre Augen richtete. Er antwortete nicht sofort, was jedoch nichts damit zu tun hatte, das er zögerte. Vielmehr überlegte er, wie er sich ausdrücken sollte. Und wieviel er von dem preis geben sollte und wollte, was er von Ookazán, an der er heute ja bereits einen Vertrauensbruch begangen hatte, erfahren hatte. Letztendlich interessierte auch er sich ja tatsächlich dafür, was Mikaze, die sonst sparsam mit genaueren Informationen war, umtrieb und es kam nicht oft vor, dass er genauere Informationen dazu bekam. Erst recht keine solch persönlichen Dinge. Das sie ihren Sohn suchte überraschte ihn außerdem...er würde nur zu gerne den Grund dafür wissen.
"Mir ist zu Ohren gekommen dass die Kaze-onna auf der Suche nach jemandem sei", verriet er schließlich, ohne die aufmerksamen Augen aus ihrem Gesicht zu nehmen.

Die minimale Veränderungen in den Gewitteraugen der Kaze-onna hätte ebenso gut eine Einbildung als auch tatsächlich vorhanden sein können, so schwach wie sie war. Sie entging Kamui nicht, doch letztendlich spielte es auch keine Rolle, ob sie da war oder bloße Einbildung und was sie verriet. Er hatte seine Worte ausgesprochen, sich durchaus etwas provokant und absichtlich vage ausgedrückt und würde nun eine Reaktion darauf bekommen, die ihm verriet, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte. Selbstverständlich entging Mikaze nicht, wie schwammig er sich ausdrückte und da sie anschließend von ihm sprach, schien ihr auch klar zu sein, dass er bereits wusste, um wen es sich handelte, weswegen er sich vorerst nicht weiter präzisieren würde, ebenso wenig wie das er ihr bestätigte, dass es Ookazán gewesen war, die ihm diese Nachrichten hatte zukommen lassen. Auch wenn dies ebenso offensichtlich war, denn außer vor ihr schien die Windfrau es nicht gewagt zu haben, derlei Informationen preiszugeben. Tatsächlich wäre Kamui gerne bei diesem Gespräch anwesend gewesen.
"Verstehe", gab er leise von sich als sie geendet hatte und begann die Hand sacht über Mikazes wohlgeformten Hintern streicheln zu lassen. Er ließ dabei nicht durchblicken, ob er ihr diese Erklärung vollends abkaufte oder nicht. Nun...im Grunde deckte sich ihre Aussage jedoch mit der Erzählung des Feuerdrachen. Es schien so als wäre der Besuch des Sohnes lediglich eine Nebensächlichkeit für sie, der nicht weiter im Fokus ihrer Interessen zu stehen schien. Was bedeutete, dass Ookazán wahrscheinlich keinerlei Angriffspunkte finden würde, die sie zu Mikaze bringen würde wenn sie mehr über ihren Sohn in Erfahrung brachte. Und dies wiederum war, was Kamui wollte, denn es bedeutete auch für ihn Sicherheit.
"Nun, dann gehe ich davon aus, dass dein erneuter Besuch auf Kjubika in der Tat rein geschäftlich ist", fuhr er mit leiser und neutraler Stimme fort und ohne besondere Intonierung in der Stimme. Darüber hatten sie sich bereits kurz im Jadepalast unterhalten, wenn auch eher passiv. Er würde sie sicherlich nicht weiter über ihre Beweggründe ausfragen wenn diese in die geschäftliche Richtung gingen, denn das hätte unter Umständen weitere Konsequenzen für ihr Zusammensein.

Auch wenn Kamui durchaus gefiel dass die Kaze-onna ihre Streicheleinheiten erneut aufgegriffen und damit begonnen hatte, ihm durch das Haar zu streicheln, kam keine sichtbare Regung von ihm. Ganz wie sie war auch sein Blick klar und aufmerksam und die Situation schien keinen Grund herzugeben, etwas daran ändern zu können, auch wenn man meinen könnte, dass die körperliche Nähe zu ihr Grund genug für Ablenkung wäre. Sie beide waren Charaktere, die eindeutig dazu in der Lage waren, das Eine klar vom Anderen zu trennen.
"Mich interessiert immer, was du so treibst wenn du dich auf Kjubika befindest", erwiderte er und dieses Mal, gerade heraus und ohne ein Zögern. Sein linker Mundwinkel zeigte sacht nach oben, denn er wollte sie wissen lassen, dass damit nicht ihre Umtriebigkeit in anderer Leute Dinge gemeint war. Nicht direkt zumindest. Es wäre gelogen würde er behaupten, hier und da mit Absicht nicht allzu genau hinzusehen, wenn es um die Windfrau ging. Er musste sich und vor allen Dingen ihr nichts vormachen. Sie genoss das ein oder andere Privileg durch ihn und das ohne darum gebeten zu haben oder es gar nötig zu haben. Kamui war sich sicher, dass sie ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen wusste, würde sie es darauf anlegen. Er war sich nach all den Jahren nicht einmal sicher, ob man sie damals wirklich bei einem krummen Geschäft erwischt und nach Ikabu gebracht hatte...oder ob Mikaze nicht lediglich mit den Beteiligten gespielt hatte und der Aufenthalt im Gefängnis ganz genau ihr Plan gewesen war.
Mikaze bestätigte schließlich noch seine Schlussfolgerung, mit dem Zusatz das sie ihn nicht als eine geschäftliche Angelegenheit sah. "Nun, das beruhigt mich und schmeichelt mir", kam es noch von ihm und dadurch, dass seine Stimme nach wie vor neutral blieb, klang es beinahe schon wie ein Scherz oder zumindest wie der Hauch von Sarkasmus. Etwas, das er sich sicher nur bei einer ausgewählten Anzahl an Gesprächspersonen hervor blitzen ließ.
Tatsächlich interessierte es ihn nicht wirklich, was und ob Mikaze etwas mit ihrem Sprössling zu tun hatte. Sie war es im Grunde, die ihn interessierte und daher gab es für ihn auch keinen weiteren Grund, sie nach ihrem Sohn auszufragen, wenn sie nicht selbst darüber sprach. Wenn es nicht gerade um ein Verhör oder ein geschäftliches oder gar politische ausgeartetes Gespräch ging, zwang Kamui selten seine Gesprächspartner dazu, mehr zu erzählen als sie wollten.
Jedoch...diesmal stimmte es nicht so ganz, denn es gab da eine Sache, die ihn während des Gesprächs mit dem Feuerdrachen doch dahingehend überrascht hatte das er das Gefühl hatte, es ansprechen zu wollen, da es ihn nach wie vor umtrieb. "Dein Sohn ist ein talentierter Schwertkämpfer gewesen. Damals, als er mich in der Arena bezwang, fragte ich mich, woher dieses Talent kam und woran er mich erinnerte...als ich erfuhr, das er dein Sohn ist, wurde mir klar, warum. Es fiel ihm nicht leicht, seine Niederlage in Mikazes Anwesenheit zuzugeben, doch er war sich sicher, dass sie davon gehört hatte, wenn sie nicht gar anwesend gewesen war. Darüber hatten sie nicht gesprochen, hatten sie sich seitdem schließlich auch nicht mehr gesehen.

Aus dem schwach gehobenen Mundwinkel wurde für einen Moment nun doch so etwas, wie ein leichtes Lächeln als die Kaze-onna das aussprach, was er dachte und worüber sie beide bescheid wussten; in ihrer besonderen Art von Beziehung war Schweigen nun einmal Gold und je weniger der Eine dem Anderen Informationen preis gab, umso länger würde diese Beziehung andauern. Gerade das war es ja, was den Reiz an allem ausmachte und Spannung in ihre Zweisamkeit brachte. Kamui jedenfalls tat das, was das Beste für sie beide war und ließ Mikazes Worte unkommentiert und ließ das sachte Lächeln für sich sprechen. Ein langsames Blinzeln durchbrach seinen Blick und seine Lider hoben sich anschließend auch nicht sofort wieder zur Gänze, während die Finger der Windfrau durch seine Feuerhaare fuhren.
"Ich sehe keinerlei Probleme, eine mögliche Schuldigkeit aufgrund eines Geschäfts in Form von Naturalien abzuzahlen", konterte er und unterstrich seine Worte mit den Fingern seiner Hand, die sich in die warme Haut an Mikazes Hinterteil drückte. Ein weiterer Scherz, denn es war ja offensichtlich, das sie beide kein Geschäft benötigten, um das zu bekommen, was sie wollten.
Das Gesprächsthema wurde nun wieder ernster und der Blick der Veilchenaugen erneut wachsamer, denn ihn interessierte durchaus ihre Reaktion auf seine Worte. Zunächst einmal bestätigte die Tatsache, dass sie seine Worte nicht wirklich kommentierte, das Mikaze von dem Kampf wusste. Sie wirkte weder überrascht, noch erfreut oder dergleichen und er war sich sicher, das er eine andere Reaktion von ihr bekommen hätte, hätte er ihr etwas Neues erzählt.
Hingegen war er nicht sicher, welche Gefühle die Kaze-onna umtrieb als sie von ihrem Sohn sprach und ihn als feige betitelte. Da lag keine mütterliche Wärme in ihrem Blick oder in ihrer Stimme, was ihn zugegebenermaßen durchaus überrascht hätte. Jedoch wandte sich ihr Blick ab und er spürte durchaus, dass ein Atemzug tiefer ging als die Anderen. Für den Moment interpretierte er es als Frust oder möglicherweise Enttäuschung?
"Sich zurückzuziehen kann ebenso ein guter Schachzug gewesen sein", hob er nach einem etwas längeren Moment die Stimme an. Er verteidigte Mikazes Sohn nicht und er bewertete die Situation ebenso wenig, denn er kannte keine Details zu den Hintergründen. Für die Personen, die gemeint hatten, Mikazes Sprössling die Kehle aufzuschlitzen, hatte es Konsequenzen gegeben, an mehr war er nicht interessiert gewesen. Was ihn betraf, so hätte er sich tatsächlich selbst um diese feigen Angreifer gekümmert, hätten sie es gewagt, ihm hinterrücks etwas anzutun. Allerdings spielte seine eigene Meinung keine wirkliche Rolle und es war ihm auch recht egal, welche Beweggründe ihr Sohn gehabt hatte, abzutauchen.

Trotz des mehr oder minder ernsten Gesprächsthemas ließen sich Kamuis Mundwinkel zu einem leichten Zucken hinreißen. Er beschloss jedoch, Mikazes Feststellung, ein Bordellbesuch würde so nicht funktionieren, so stehen zu lassen und ihr nicht zu erklären, dass ihm eine Bezahlung in anderer Form bei ihr sicherlich auch nichts ausgemacht hätte, wenn sie es wünschte. Mit der Bemerkung würden sie sich lediglich im Kreis drehen, denn es würde schließlich nicht zu einem solchen Geschäft kommen. Dafür war es ohnehin bereits zu spät.
Wie es seine Art war, schwieg auch er zunächst, nachdem Mikaze klar stellte, dass sie nicht davon ausging, ihr Sohn wäre einem schlauen Plan gefolgt. Tatsächlich hatte Kamui dies auch nur gesagt, um aus der anschließenden Reaktion der Windfrau lesen zu können. Unsicherheit oder gar Sorge ob des Aufenthals des Sohns konnte man in dem hübschen Gesicht verzweifelt suchen, doch das überraschte Kamui nicht. Es war zuvor ja bereits offensichtlich gewesen, dass es keine mütterliche Fürsorge war, die sie umtrieb und es hier eher um den Gedanken ging, dass ihr eigen Fleisch und Blut sich feige zurückgezogen hatte, anstatt auf Rache zu sinnen.
Kamui konnte es nachvollziehen. Er erlaubte sich selbst keine Schwäche, jedoch war er nicht naiv genug, um dies auf Andere zu übertragen. Sicher, er erwartete von seinem Gefolge nichts anderes als ihr Bestes zu geben und alles in ihrer Macht und Kraft stehende zu unternehmen, um dem Feuerkaiser zu dienen, doch er wusste auch, dass die Grenzen bei vielen tiefer lagen als seine eigenen und von Schwäche gezeichnet waren. Früher hätte er eine solche Schwäche nicht geduldet, heute erkannte er an, wenn jemand an seine Grenzen ging und es dennoch nicht reichte. Was nicht bedeutete, dass er sie immer duldete.
Wäre er in der Haut von Mikazes Spross gewesen, er hätte jenen, die ihm so heimtükisch geschadet hatten, gleiches mit gleichem vergolten, selbst wenn dies weitere Konsequenzen bedeutet hätte. Er war sich auch sicher, dass Mikaze es ähnlich sah...weswegen er ihren Frust durchaus verstand.
"Du hast recht", war das Einzige, was er schließlich sagte. Es gab keine andere Lösung als ihr in der Hinsicht zuzustimmen. Und er wollte außerdem ganz sicher nicht gegen sie reden und sie weiter verstimmen.
Er atmete langsam aus und schlang seine Arme um die Windfrau, drehte sie und sich zur Seite und strich ihr das schwarze Haar mit den roten Spitzen aus dem Gesicht. Er behielt jedoch Abstand zwischen seinem und ihrem Gesicht und blickte sie weiter aufmerksam an. "Es wäre ehrhafter gewesen, hätte er sich um diejenigen gekümmert, die ihm Schaden zugefügt haben."

Kamui nahm mit Wohlwollen wahr, dass Mikaze sich nun wieder deutlicher an ihn schmiegte, wo es noch Momente zuvor so gewirkt hatte, als sei sie nicht sicher, ob sie aufstehen wollte. So war es mit der Kaze-onna immer; es war nie sicher, wie lange sie einem ihre hoch geschätzte Aufmerksamkeit zuteil werden ließ und das wusste Kamui. Anders herum würde er sich nicht dazu herablassen, sie darum zu bitten länger in seiner Nähe zu verweilen. Und das nicht nur, weil er wusste, dass die Windfrau es sich durch seine Worte ganz sicher nicht anders überlegen würde, wollte sie gehen.
"Hm, das stimmt", pflichtete Kamui ihr erneut bei, auch wenn für ihn die Begriffe Ehre und Rache durchaus für eine gemeinsame Sache standen. Es war wohl eine Sache wie man es formulierte und um welche Situation es sich handelte. Wenn Rache an jenen, die einem Unrecht getan hatten, ausgeübt wurde, war in seinen Augen die Ehre wiederhergestellt. Vermutlich sah Mikaze es ähnlich wie er, wenn auch der Grund der Rache wichtiger für ihn sein mochte als für sie. Ehre war das höchste Gut in seiner Familie. Er lebte einzig und allein aus dem Grund, um seinem Vater Ehre zu bringen und so war es mit vielen anderen Aspekten seines Lebens. Eine recht starre Lebenseinstellung wenn man sie als außenstehende Person betrachtete, die aber in der Lage war, ganze Institutionen am Laufen zu halten.
Er erlaubte sich damit fortzufahren, Mikazes wohl geformten Rücken mitsamt ihres Hinterns zu streicheln und ihren warmen Körper an seinen zu schmiegen als ihr Kopf zurück an seine Schulter kehrte. Das ihm das Gesprächsthema zu einem winzigen Teil missfiel, merkte man ihm nicht an; eine Niederlage war, auch wenn verdient, etwas, womit sich der Prinz nicht gerne beschäftigen wollte. Allerdings war diese Niederlage bereits zwei Jahre her und er hatte sie akzeptiert. Anders als das dumpfe Brennen, das von den Wunden herrührte, die kaum noch sichtbar waren. Das Versagen seiner Garde und schlussendlich auch von ihm selbst hatte Spuren hinterlassen und würden die nächsten Wochen überdauern.
Nun, dem Zahn der Zeit geschuldet betrachtete er den Kampf mit Mikazes Spross objektiv und deswegen fiel es ihm auch nicht schwer, sich damit abzufinden, sich von der Kaze-onna den ein oder anderen Kommentar anhören zu müssen. "Ein Glück dass du dich nicht entscheiden musstest", erwiderte er mit leiser Stimme und neigte den Kopf, sodass sein Kinn an dem schwarzen Haar des Windgeistes ruhte. Er war sich ziemlich sicher, dass Mikaze sich stets für die Sonnenseite entscheiden würde. Zu verlieren stand ihr nicht. Mitleid erst Recht nicht.

Seine beiden Aussagen schienen den Windgeist zu beruhigen und nicht dazu zu bringen, aufzustehen und zu gehen. Das wäre nicht in Kamuis Sinne gewesen, doch er hätte es akzeptieren müssen, kannte er Mikazes Launen nur zu gut. In der Vergangenheit hatte es bereits solche Situationen gegeben und nicht nur einmal war er am nächsten Morgen aufgewacht und hatte sich alleine im Bett befunden. Die Kaze-onna entschied, wann es Zeit für sie war, zu gehen und er hatte keine Probleme damit. Ändern ließ es sich ohnehin nicht und er würde sich niemals dazu herablassen, sie zu überreden oder zu bitten, länger zu bleiben.
Anders herum verbog er sich auch nicht oder redete nach ihrem Gusto, damit sie besänftigt war. Und deswegen quittierte er die sich an ihn zurück schmiegende Frau mit einem tiefen, wenn auch lautlosen Atemzug...und schloss zufrieden die Augen als sie begann, sich an seinem Haar zu vergreifen, den Wind durch eben dieses wehen- und ihre Fingerspitzen auf seinem Oberkörper tanzen zu lassen. Es war offensichtlich, dass ihm gefiel, in welche Richtung sich ihre Unterhaltung bewegte...
Er genoss die Berührungen zunächst ohne diese zurückzugeben, wenn man von dem sanften Druck seines Arms einmal absah...doch als Mikaze fragte, ob er ihr noch etwas zu sagen hatte, öffneten sich seine Veilchenaugen wieder. "Nein", beantwortete er ihre Frage mit der ruhigen Stimme, die ihm eigen war und manchmal nicht zu seinem strengen äußeren Auftreten passen mochte. Es war offensichtlich, dass diese Erwiderung noch nicht alles war und es verging auch nur ein weiterer kleiner Moment, bevor er sich regte. Sein Köper spannte sich an und seine Arme drückten die Windfrau an sich als er sich mit ihr drehte und sie auf den Rücken beförderte. Dadurch befand er sich nun über ihr, wobei er auch einen gewissen Teil seines Körpergewichts deutlicher auf ihr ruhen ließ, jedoch ohne, dass es ihr unangenehm würde. Sein Kopf befand sich nun seitlich an ihrem und sein Mund an ihrem Ohr. "Ich habe dir noch einiges zu zeigen, Mikaze", hauchte er ihr ins Ohr...und wie auch bei ihr zuvor schien nicht viel zu fehlen bis er zu schnurren begann...oder eher zu grollen? Er hatte längst noch nicht genug von ihr und das Verlangen wurde durch ihre nackte Anwesenheit nicht besser...mit ihrem Gespräch hatte sie ihn wirklich auf eine harte Probe gestellt und er fand, dass es nun Zeit wurde, sich um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern, die er nicht zu schade war, zu zeigen oder mittzuteilen. Es war zwischen ihnen immerhin auch kein Geheimnis, dass Kamui eine Schwäche für die Frau bei ihm besaß.
Seine linke Hand schob sich unter ihrem Rücken und hervor an ihre Brust, während er seine Lippen an ihre rechte Halsseite legte und ihn begann, mit tiefen Küssen zu übersäen.

Kamui war sich bei der Kaze-onna nie sicher, wie lange sie ihn mit ihrer Anwesenheit beglückte, doch er hatte Glück und sie teilte den Großteil der Nacht das Bett mit ihm. Besonders viel wurde dabei freilich nicht geschlafen, dafür war Kamui viel zu hungrig nach dieser Frau und umgekehrt verhielt es sich nicht anders. Doch tatsächlich unterhielten sie sich auch noch ein wenig und eine Weile saßen sie auch draußen auf der Veranda und genossen gemeinsam den Ausblick und das gegenseitige Miteinander. Diese Nacht war für den Feuerprinzen ein eigener Mikrokosmos, der ebenso vergänglich war wie die Blüte einer Nachtkerze, die ihre Pracht nur für eine Nacht entfaltete und verwelkte, sobald der nächste Tag anbrach. So war es immer und so würde es immer sein und Kamui sog die Anwesenheit der Kaze-onna auf wie ein Schwamm. Bis sie sich das nächste Mal trafen und es vielleicht zu einer weiteren Nacht kam.
Kamui erwachte aus einem kurzen Schlaf als der Morgen graute und das erste Licht des nächsten Tages durch die weit geöffneten Fenster in das Innere des Raumes drangen. Ein leichter, kühler Windzug streifte durch das Zimmer, belebte die Vorhänge und strich ihm durch das feuerrote Haar, das dadurch nur mehr wie züngelnde Flammen wirkte. Seine Veilchenaugen ruhten auf der leeren Betthälfte zu seiner Rechten, auf die zerwühlte Decke und den Seidenbezug des Futons...sein Arm lag ausgestreckt in diese Richtung.
Obwohl er gewusst hatte, dass die Zeit der Blüte vorüber gehen würde, spürte er in diesem Moment ein unangenehmes Ziehen in der linken Brusthälfte. Er gab sich diesem Gefühl bewusst einen Moment lang hin, es gehörte zu den Besuchen der Windfrau...und er ließ es zurück als er schließlich aufstand und sich für den Tag vorbereitete. Der Morgen war ruhig, er wusch sich, kleidete sich ein und empfing die Bedienstete, die ihm wie jeden Morgen einen frisch aufgebrühten Jasmintee brachte, welchen er auf der Veranda alleine zu sich nahm, während er dem Sonnenaufgang beiwohnte, der die Felsen Kjubikas in gleißendes Licht tauchte. Die Wunden, die ihn an seine Strafe erinnerten, brannten nicht minder als am vorigen Tag...doch während er so dasaß, den warmen Tee trank und seinen Gedanken eine kleine Reise erlaubte, waren sie um einiges erträglicher.