Hafen und Umgebung

(nicht schlimm^^ bei mir war die letzte Woche auch echt voll x.x)

Meine Augen wurden kurz nachdem ich meine Frage gestellt hatte, ein wenig schmal, weil mir auffiel, dass Velkhana ihre Hände zu Fäusten geballt hatte und dass eine bläuliche Verfärbung ihre Finger und zu den Handgelenken hinaufkroch. Da das letzte, was sie davor gesagt hatte, mit der Jagd auf Drachenhaut zusammenhing, mussten ihre Gedanken sich wohl auch noch einen Moment darum gedreht haben. Sie sah nicht so begeistert aus. Verständlich. Ein Grund mehr für mich, über Takari die Klappe zu halten. Ich mochte ihn zwar nicht, aber ich würde ihn bei anderen nicht anschwärzen - denn früher oder später würde das nur auf mich zurückfallen.
Sie beruhigte sich wieder, was mich ebenfalls davon abhielt, weiter nachzufragen. Stattdessen wandte sie sich der Antwort auf meine andere Frage zu. Mein eines Ohr drehte sich zu Ryu, als sie dabei erklärte, dass Drachen wie sie schon mit 50 - schon, haha - die Eltern verließen und man nicht auf deren Schutz hoffen durfte. Das war wirklich ein krasser Kontrast zu Ryus Leben, der ja quasi immer noch von seiner Familie gehegt und gepflegt wurde, auch wenn er jetzt erst mal allein unterwegs war. Er konnte jederzeit dorthin zurückkehren. Aber so war es wohl von Rasse zu Rasse unterschiedlich. Auch bei Vögeln und Reptilien und Säugetieren gab es die unterschiedlichsten Erziehungsmethoden. "Verstehe...", sagte ich leise.
"Auf Kjubika gibt es noch Drachen", gab ich aber beiden zu bedenken, weil sie überlegten, dass Drachen wohl möglicherweise auch einfach selten geworden waren. "Aber das könnte auch einfach daran liegen, dass keiner sich traut, sie zu verscheuchen oder so." Ich würde mich mein Lebtag nicht mehr freiwillig so einem Ding nähern.

(p.p)

Ich spürte eher die Gefühlsregung in dem Luftdrachen, als das ich sie wirklich sah und sie machte mich gleich ein wenig nervös. Mein Drachenschwanz zuckte leicht und ich runzelte besorgt die Stirn, sagte aber nichts, weil es den Anschein machte, als würde Velkhana sich wieder beruhigen.
Vom ersten Eindruck her schien sie eine sehr impulsive Drachin zu sein, schon ganz anders als ich. Vielleicht war es auch nicht unbedingt so gut, das wir unser Gespräch mitten in der Menschenmenge führten? Ich gewann mehr und mehr den Eindruck, als hätte sie schon noch ganz andere Dinge in ihrem Drachenleben mitgemacht und... Ich hatte auch das Gefühl, dass diese Dinge nicht so ganz positiv waren.
Das Velkhana ihre Familie so früh verlassen hatte, erstaunte mich auch und es machte mich auch ein wenig traurig, aber scheinbar schien es normal in der Region und unter den Drachen zu sein, zu denen sie gehörte. Ich war ganz behütet aufgewachsen und ja erst seit einigen Jahren ganz alleine unterwegs. Das sie sich so früh hatte behaupten und für sich selbst sorgen müssen... Das war so ganz anders als mein bisheriges Leben und ich war schon ein wenig verlegen, wenn ich daran dachte, wie selbstständig sie schon war und wie viel ich im Gegenzug noch lernen musste.
Aus dem Grund sagte ich auch nichts dazu. Und ich wollte außerdem nicht über meine Familie sprechen.
"Oh ja, das habe ich auch gehört", stimmte ich Shins Worten zu und warf ihm einen Blick zu. Feuerdrachen waren schon eine Nummer für sich... Sie sollten sehr impulsiv und seeeehr stark sein... Selbst einem begegnet war ich bisher aber auch noch nicht.
"Wollen wir vielleicht irgendwo anders hin gehen?", schlug ich dann leise vor und warf Shin und Velkhana abwechselnd einen Blick zu, "vielleicht irgendwo, wo es ruhiger ist?" Ich wollte nicht dafür sorgen, dass wir und schon von Velkhana verabschiedeten. Das hätte ich als unhöflich empfunden. Ich wollte aber auch nicht mehr länger einfach hier so stehen bleiben und Shin und ich hatten ja eigentlich auch noch vor gehabt, uns umzuschauen. Ich hatte jedoch auch nichts dagegen, wenn wir einen ruhigeren Ort aufsuchten und uns einfach noch ein wenig unterhielten.

Das blaue Schimmern an ihren Armen klang wieder ab nachdem sie sich beruhigt hatte. Doch die Schuppen die sich vor Sekunden gezeigt hatten hinterließen einen kleinen Juckreiz auf ihrer menschlichen Haut, weswegen sie an diesen Stellen kratzen musste und eine leichte rote Färbung hinterließ. Sie zischte leise aus -Pah...Menschen sind so empfindlich dachte sie bei sich. Juckten ihre Schuppen gab es nur die Möglichkeit sich an einem geeignetem Felsen zu kratzen oder ein Stabiler Baum, welcher nicht wie ein Ast brechen würde. Dabei würde ihre Schuppenhaut nie eine schmerzliche Farbe aufweisen. Sie schüttelte den Kopf und drehte sich wieder den beiden zu die davon sprachen das es Drachen noch gab allerdings nicht so oft. -Feuerdrachen also...- Diese hitzigen Feuersabberer waren für ihren Charakter besonders gut bekannt. Kein wunder das man sich ihnen nicht nähern wollte.

Nach einer kurzen Pause schlug Ryukyu vor sich an einen anderen Ort zurück zu ziehen. Die Idee fand Khana nicht gerade schlecht. Es herrschte viel treiben auf dem Marktplatz, auch wenn die meisten Bewohner einen Bogen um die kleine Gruppe zog, so war es doch recht befüllt und bedrängend sich weiter in Herz des Markttreibens aufzuhalten. Daher gab sie ein kleines nicken als Zustimmung von sich. „Ihr meinten sowieso das ihr nicht lange bleiben wollt...“ gab das Drachenmädchen zurück. Ein ruhigerer Ort wäre tatsächlich angenehm. „Ich wollte euch auch nicht von anderen Taten abhalten. Es hat mich nur...“ sie legte den Kopf zur Seite. „...gefreut mal etwas anderem zu begegnen als nur Menschen“ dabei brachte sie es sogar fertig ein leichtes grinsen aufzusetzten. Recht ungewöhnlich für sie wenn man sie länger als nur flüchtig kannte. Dann blickte sie sich um. „Wenn euch meine Anwesenheit nicht länger stört könnten wir uns auch an den Rand zurück ziehen. Bekanntlich sind dort weniger Wesen am weg“ überlegte sie und deutete zu den Straßen und Gassen die sich eher am Rande befanden. Vielleicht würde sich dort auch ein kleiner Snack finden, ansonsten musste sie wirklich einen Fisch probieren obwohl es noch die Möglichkeit gab ein paar Seevögel zu vernaschen.

Na, Ryu konnte froh sein, dass er das über die Feuerdrachen nur gehört hatte. Okay, so richtig direkt war ich einem zwar auch noch nicht begegnet, aber gesehen, wie so ein Ding einfach mal ein Feld in Schutt und Asche legte, hatte ich schon. Verständlicherweise hatte ich mich da freiwillig nicht weiter genähert. Das Feuer war nicht so schlimm, es konnte mich nicht einfach verbrennen. Aber so ein Drache hatte immerhin auch noch spitzte Zähne, gewaltige Klauen und war einfach riesig. Er hätte mich unter seiner Pranke mit Leichtigkeit zerquetschen können. Mein Blick hing aber auch noch einen Moment an Velkhanas Armen. Den einen hatte sie sich etwas gekratzt, aber die Farbe hatte sich wieder normalisiert und sie wirkte wieder ruhiger.
„Klar“, stimmte ich Ryu und ihr zu, als ersterer vorschlug, woanders hinzugehen, und letztere auch gleich schon hinzufügte, wohin wir gehen konnten. Hier am Hafen waren wir zwar noch nicht direkt im Markttreiben und es wurde eher das angeboten, was direkt von den Schiffen kam, aber es war trotzdem voll und es herrschte reges Treiben, das auch ich für eine Unterhaltung nicht ideal befand. Ich war von uns dreien vermutlich auch derjenige, der sich hier am besten auskannte, weshalb ich mich als erster in Bewegung setzte und die anderen beiden vom Kai weg und zu einer Straße lotste, die in der Richtung lag, in die Velkhana gedeutet hatte, auf der sich aber die Leute schon nach wenigen Metern verloren, weil es vom Stadtzentrum, vom Hafen und vom Markt weg ging. Ich entspannte mich etwas, weil es auch leiser wurde und meine Ohren sich nicht mehr bei jedem Geräusch in eine andere Richtung drehen mussten. „So besser?“, fragte ich die anderen. Die Straße führte uns parallel zum am Wasser gelegenen Teil der Stadt entlang, man konnte noch aufs Wasser schauen.

Shin reagierte direkt auf meine Frage, weswegen ich mich nicht damit aufhielt, Velkhana zu versichern, dass sie uns schon nicht aufhielt, zur Last fiel oder sonst etwas in der Art. Ich freute mich zumindest nach wie vor, einem anderen Drachen zu begegnen, auch wenn nach diesem ersten kurzen Gespräch klar war, dass wir völlig verschieden waren und scheinbar auch ganz andere Erfahrungen gesammelt hatten. Von der gleichen Art oder Rasse zu sein, bedeutete eben nicht, das man auch das selbe erlebt hatte; aufgewachsen war oder...so...
Ich lächelte ihr aber noch einmal zu, bevor ich mich Shin zu wandte und ihm folgte. Meine Schritte wirkten noch immer etwas unbeholfen, staksig und nicht so flüssig, doch Dank des weiten Gewands, das ich in dieser Form trug, war es dann doch nicht ganz soo auffällig das ich damit irgendwelche Blicke auf mich zog.
Es dauerte nicht lange, bis Shin und in seinen deutlich ruhigeren Teil der Hafenstadt geführt hatte. Ich hätte mich auf dem kurzen Weg dort hin wahrscheinlich schon verlaufen. "Ja, das ist gut", antwortete ich auf seine Frage und lächelte ihm zu, bevor mein Augenmerk sich wieder auf die Drachin legte.
"Bist du denn aus einem bestimmen Grund hier her gereist?", fragte ich sie und neigte den Kopf leicht. Für mich hatte es eher so geklungen, als wäre es Zufall das sie nun hier war, aber nachzufragen war ja auch nicht schlimm. Es interessierte mich ja auch wirklich.

Es waren sich alle einig gewesen, dem Vorschlag des jüngeren Drachen zu folgen um so dem Lärm und dem Treiben auf dem Markt zu entkommen. Der Kitsune übernahm die Führung und wählte die Richtung welche Khana zuerst angedeutet hatte. Schnell verklang der Lärm und je weiter sie sich weg bewegten desto weniger Menschen liefen ihnen über den Weg. Khana konnte es sichtlich spüren wie ihre Anspannung nachgelassen hatte. Ansammlungen an Menschen oder anderen Wesen waren nie wirklich so ihr Ding gewesen. Shin führte sie zu einer Stelle an welcher man sogar noch einen Ausblick auf das Meer hatte. Das Wasser reflektierte vereinzelte Sonnenstrahlen und wirkte blauer und Reiner als zuvor in der Nacht. Dort hatten die Wellen schwarz und dunkel gewirkt. Wie etwas bedrohliches das nur darauf gewartet hatte, das jemand wie sie in die Tiefen stürtze und womöglich noch ertrank.
Den Blick wandte sie wieder ab von dem Wasser und drehte sich zu der Gruppe. Für den Wasserdrachen war es vermutlich ein herrlicher Ausblick hier zu sein. Vor allem mit seiner Vorliebe an Fischen würde er bestimmt nicht lange zögern um dort in das kühle Nass zu tauchen und sich ein paar der kleinen geschuppten Wesen zu erbeuten.

Auf die Frage des weißen Kitsunes nickte Khana zustimmend. „Sehr viel besser“ Entlang des Ausblicks zum Wasser verlief eine kleine Mauer die sich gut dazu verwenden ließ um sich daran zu stützen. Kaum hatte sie das getan hob der Wasserdrache Ryu das Wort wieder an. Er war offenbar sehr daran interessiert warum genau sie hier her gekommen war. Doch für Khana blieb es nach wie vor der gleiche Grund. Ihr eigentliches Ziel war es gewesen die Länder nach einem Anzeichen ihrer Familie abzusuchen. Also schüttelte sie wiederum nur den Kopf. „Er diente hauptsächlich nur als Zwischenlandung“ erklärte sie also und neigte den Kopf etwas zur Seite wobei eine frische Morgenbrise ihr Haar etwas zerzauste. „Und natürlich war ich hier wegen der Futtersuche“ dabei schimmerte etwas belustigendes in ihren Augen auf. „Abgesehen vom Fisch natürlich“ Ihr Blick glitt dabei zurück zur Wasseroberfläche bevor sie sich wieder an die beiden wandte. Sie fragte sich natürlich auch was die beiden in ihrem Heimatland wohl machten, doch Shin hatte bereits zu beginn erwähnt das sie die Länder gerne bereisten um mehr zu sehen. Es kam ihr schon fast die Idee den beiden anzubieten ihnen die Länder zu orte zu zeigen wo sie doch so lange dort gelebt hatte. Doch kannten sie sich kaum und man konnte eine so kurze Begegnung wohl kaum als Freundschaft bezeichnen. Daher behielt sie das Angebot erstmals für sich.

Als Velkhana meine Frage bejahte, schenkte ich ihr ein leichtes Lächeln und schob die Hände vor dem Körper wieder in meine Ärmel. Meine Schweife pendelten entspannt hinter mir beim Gehen hin und her und wippten bei jedem Schritt ein wenig. Aber ganz stillhalten taten sie auch von selbst nie als müssten sie immer leicht in Bewegung sein, damit es ihnen gut ging. Als hätten sie ein Eigenleben. Mit gespitzten Ohren, das eine leicht zu den anderen beiden gedreht, wo es Ryus Frage auffing, führte ich die beiden weiter die Uferstraße entlang. Die Ruhe wurde dabei kurz unterbrochen von drei Kindern, die lachend hintereinander herjagten und offenbar Fangen spielten. Sie bogen in eine kleine Gasse ab.
"Wenn es nur eine Zwischenlandung ist und du nach Nahrung suchen willst, was ist dann dein eigentliches Ziel?", fragte ich Velkhana, nachdem sie auf Ryus Frage geantwortet hatte, und warf ihr einen Blick zu. Ich schätzte sie eigentlich so ein, als hätte sie keinen richtigen Zielort an sich. Ihre Erzählungen und so wie sie auftrat, vermittelten ein wenig den Eindruck, als sei sie nicht sesshaft. Auch wenn sie von Lasaliel stammte und dort sicher auch die meiste Zeit verbrachte. Das war nicht, was ich meinte. Sie hatte kein festes Zuhause wie Ryu, der nur temporär auf Reisen war, und keine Zugehörigkeit wie ich, der ich meine Leute auf Kjubika hatte, zu denen ich mehr oder weniger freiwillig immer wieder zurückkehrte.

"Oh, achso", machte ich leise, ohne das ich enttäuscht wirkte weil Velkhana keinen spektakuläreren Grund für ihren Aufenthalt hier in Anrin hatte. Eine längere Reise mit Zwischenlandung war immerhin gar nichts langweiliges und wenn ich nicht Shin kennen gelernt und etwas selbstständiger geworden wäre, wäre ich ja vielleicht auch einfach ein wenig herum gereist. Ich hätte mir die Inseln auf eigene Faust angesehen, aber wahrscheinlich nur vom Strand aus. Weiter in das Landesinnere hätte ich mich alleine wahrscheinlich gar nicht getraut.
Naja... Wenn ich ehrlich war, wäre ich ohne Shin wahrscheinlich nie so weit gereist wie wir es während der letzten Monate getan hätten, deswegen war ich doch schon beeindruckt von Velkhana, die scheinbar ganz alleine umher reiste. Sie strahlte auch viel mehr Selbstbewusstsein aus als ich. Ob ich irgendwann auch einmal so mutig war und mir Dinge alleine ansehen würde?
Ich warf Shin einen Seitenblick zu, der einen halben Stück weiter vor mir ging. Ich war schon froh, dass ich ihn getroffen hatte und er mir die ganzen Sachen zeigte...
Ich warf den spielenden Kindern einen Blick zu und stolperte dabei fast über den Saum meines Gewandes, fing mich aber wieder, ohne das es besonders tragisch aussah. Jetzt, wo wir hier so in der Nähe des Wassers entlang gingen, musste ich schon dem Drang widerstehen, mich wieder schwebend fortzubewegen. Wenn ich auf meinen beiden Menschenbeinen nicht schnell wieder lernte, zu gehen, würde es nie etwas werden. Also läufst du jetzt schön so, wie es sich gehört, Ryu!
Shin stellte dann genau die Frage, die mir auch noch im Kopf herum spukte, weswegen meine Saphiraugen sich wieder neugierig der Drachin zuwandte.

Ein paar Kinder waren ihnen auf den Weg entgegen gekommen bevor sie den ruhigeren Ort erreicht hatten. Sie hielt nicht besonders viel von den kleinen. Sie waren immer recht neugierig und diese Neugierde führte oft dazu sich in Gefahren zu stürzten für welche sie noch gar nicht bereit waren. Selbst ältere Kinder waren naiv genug sich auf Herausforderungen anderer einzulassen. Sie erinnere sich an das eine mal als eine Gruppe an Jugendlichen sich der Mutprobe gewagt hatten in die Höhle ihrer Eltern zu schleichen und einen schlafenden Drachen zu berühren. Damals war Velkhana noch sehr klein gewesen und hatte ihre Eltern geweckt welche mit einem tiefen grollen die Schar vertrieben hatte. Jetzt da sie selbst älter war und auf sich selbt angewiesen, hatte sie Kinder oft einfach nicht beachtet. Die meisten fürchteten sich aufgrund ihres Mangelnden Wissens nicht einmal vor Drachen und sie zu fressen. Darauf würde Khana selbst in ihren Träumen nicht kommen. Menschen stanken viel zu sehr als das sie irgendwie genießbar sein konnten.
So hatte sie den Kindern nur einen kurzen Blick zugeworfen ehe sie auf die Fragen ihrer Begleiter eingegangen waren. Offenbar waren sie nicht ganz zufrieden mit dem was sie sagte. Sie gaben zwar ein kleines Verständnis dafür doch lag in ihren Ausdrücken noch mehr als das. Shin sprach seine Gedanken laut aus und hackte nach was nun ihr wirklicher Zweck dieser Reise sein sollte. Auch Ryukyu warf ihr einen erneut fragenden Blick zu. Er dachte wohl an das selbe wie sein Freund.

Nachdenklich neigte sich Khanas Kopf etwas zur Seite. Sie kannten sich nicht lange und trotzdem interessierte es sie brennend wo sich ihre Ziele befanden. Dabei kam ihr natürlich der Gedanke warum sie sich so sehr dafür interessierten. Eine Falle vielleicht? Eine Falle konnte es schlecht sein sonst hätte er seinen Wasserdrachen nicht dabei. Andererseits fürchtete Velkhana sich auch nicht vor ihnen. Eine Weile lang herrschte Stille zwischen ihnen, ehe sie sich dazu entschied vielleicht doch mal eine Antwort zu geben bevor das ganze noch komisch enden würde. „Ich habe keine fixen Ziele“ antwortete sie schließlich und blickte kurz zum Himmel als ein paar kreischende Seevögel über ihren Köpfen hinweg zogen. Dabei verspürte sie einen kurzen Drang sich auf die Beute zu stürzten. Von dem Trubel waren sie ja weit genug entfernt. Die Vögel hatten es offenbar nicht eilig und begannen Kreise über den Wellen zu ziehen. Sie suchten bestimmt auch nach Beute und Fische kamen ihnen am gelegensten. Also hatte sie noch etwas Zeit. So sah sie wieder zu den beiden. „Gut außer meine Familie finden aber abgesehen davon, ziehe ich viel umher. Einfach um alles um mein Heimatland herum auch kennen zu lernen, vielleicht sogar auch die Welt die sich in den Tiefen der Meere befindet“ Sie hatte sogar schon mal daran gedacht in die Tiefen tauchen. Zwar war sie nicht für das Schwimmen gemacht aber mittels ihrer großen Flügel konnte sie selbst unter Wasser in einer beachtlichen Geschwindigkeit schwimmen. Nicht so schnell wie die Wasserdrachen selbst aber auch nicht so langsam wie ein Schiff. Das einzige Problem wäre das Atmen. Der einzige Grund der sie trotz ihrer großen Lungen daran hindern würde sich lange dort unten aufzuhalten.

Mir fiel auf, dass Velkhana nicht sofort auf meine Frage antwortete. Ryu, der wegen den Kindern vermutlich leicht gestolpert war, hatte nichts hinzugefügt oder gesagt, sodass ich davon ausging, dass sie auch ihn interessierte, doch ich ging auch nicht davon aus, dass der andere Drache Sorge haben könnte, wir wollten ihm was tun. Ich hatte ja Ryu dabei, und ich fand, dass man sofort merkte, dass der nichts im Schilde führte. Und mir gleich zwei Drachen an die Haxen kleben, um ihnen was anzutun? Nee. Selbst wenn ich noch mit Takari gemeinsame Sache gemacht hätte, wäre das doch etwas zu viel des Guten gewesen. Ich hatte natürlich nicht vergessen, dass Velkhana gesagt hatte, sie sei auf der Suche nach ihrer Familie, aber trotzdem sprach nichts dagegen, dass sie sie an einem bestimmten Ort vermutete und deshalb dorthin unterwegs war. Als sie schließlich antwortete, stellte sich heraus, dass dem nicht so war. „Verstehe“, sagte ich erst nur leise, sodass sie noch fortfahren konnte.
Als sie meinte, dass sie vielleicht ja eines Tages sogar die Tiefen des Meeres erkunden konnte, stellte ich mir vor, wie sie mit den riesigen Flügeln tauchte. Leicht war das nicht. Es war schon erstaunlich, dass sie so etwas Großes und Schweres wie einen Drachen tragen konnten, aber für die Dichte von Wasser konnten die Lederhäute doch nicht gemacht sein, oder? Und fürs Luftanhalten musste man auch geboren sein – jedenfalls war das meine Einstellung und Denkweise, was durchaus daran liegen könnte, dass ich Wasser nicht mochte und es für mich kaum eine schrecklichere Vorstellung gab, als zu tauchen und tief unten nicht nur vom Wasser zerquetscht zu werden, sondern auch keinen Atem mehr zu haben, um es zurück an die Oberfläche zu schaffen. Der Rean-See war damals schon schlimm genug gewesen. Das hatte auch nur geklappt, weil wir uns in einer Kuppel befunden hatten. Und ich versucht hatte, nicht zu genau darüber nachzudenken, wo wir gerade waren… „Du könntest die Stadt im Rean-See besuchen“, schlug ich ihr vor, „dann hättest du schon mal eine Vorgeschmack darauf. In deiner Menschengestalt kriegt man dich ganz bestimmt da unten hin.“

Ich hoffte, dass es nicht unhöflich war wenn wir Velkhana so hartnäckig nach dem weiteren Grund ihrer Reise fragten. Es sah jedoch nicht so aus und sie konnte ja jederzeit sagen, wenn sie die Fragerei störte, fand ich. Auch wenn sie sich nicht so viel daraus machte, vergaß ich nicht, dass sie ein älterer Drache war, weswegen ich immer noch versuchte, so respektvoll wie möglich zu sein und mich angemessen zu verhalten.
Es schien nicht so, als gäbe es einen anderen Grund für sie, herumzureisen, außer dem, ihre Familie zu finden und andere Dinge zu sehen. Das Land zu entdecken, so wie ich es eben tat.
Ich kam nicht einmal auf den Gedanken, dass sie uns auch einfach nur hin halten konnte, da sie uns gar nicht sagen wollte, warum sie wirklich herum reiste. Ich glaubte ihr ihre Worte sofort und ohne daran zu zweifeln.
Ich lächelte, als sie dann auch noch erwähnte, dass sie überlegte, sich in die Tiefen des Meeres zu wagen. Für ein Wesen, das nicht für die Tiefen gemacht war, war das schon ein abenteuerliches Unterfangen, doch ich war mir sicher, dass Velkhana einen Weg finden würde, wenn sie wirklich vor hatte, in das Tiefe Meer vorzudringen.
"Oh ja. Rean ist auch sehr beeindruckend", stimmte ich Shins Worten zu. Auch ich fand, dass dies ein guter Anfang war, wenn man mit dem Gedanken spielte, in das tiefe Wasser vorzudringen. Sollte Velkhana wirklich einmal Lust haben, tiefer abzutauchen und wir uns wieder begegnen würden, konnte ich ihr ja auch dabei helfen! Ich schlug das gerade nur nicht vor, weil es nicht so schien als wären diese Pläne für bald gedacht. Es schien eher so eine Gedankenspielerei zu sein... Und Shin und ich waren ja auch in eine ganz andere Richtung unterwegs, nämlich auf den Weg nach oben!

Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite und lauschte den Vorschlägen der beiden welche das Wort gehoben hatten als sie die Sache mit dem tauchen erwähnt hatten. Während sie sich die Vorschläge anhörte flog ein kleiner Schatten über sie hinweg weswegen sie kurz den Blick abwandte um nach oben zu sehen. Ein Seevogel kreiste über ihnen und setzte zur Landung an. Er musste wohl ein paar körner gesehen haben die ihm als eine Mahlzeit dienen konnten. Sie kniff die Augen etwas zusammen als das Licht sie blendete und sah wieder zu Shin und Ryu hinüber. „Das klingt recht nett...aber ich glaube das ich mich unter mehr Menschen nicht ganz so wohl fühlen würde“ meinte sie. Es war ja schon die eine Sache selbst als einer herum zu laufen. Gut es machte ihr vielleicht nicht viel aus ein paar stunden so zu verweilen doch würde sie mit einer Gruppe unter Wasser gehen würde das weit mehr als nur ein paar stunden sein und außerdem konnte sie sich nicht vorstellen lange in einem engeren Raum zu verweilen.
Der Vogel hatte sich mittlerweile nieder gelassen und pickte nun am Boden ein paar Körner auf bevor er sich auf die Steinwand schwang und von dort aus sein Futter aufpickte. Brotkrümel oder Essensreste die von den Menschen zurück gelassen wurden. Von Natur und Tieren wurden sie wieder aufgeräumt und dienten ihnen so als überlebens- wichtige Nahrung. -Ohne den einen überlebt der andere nicht...- dachte sie bei sich und warf dem Vogel in ihrer nähe einen Blick zu der dem eines ausgehungertem Tieres glich. Wie töricht es doch von dem Vogel war genau bei ihr seinen Landeplatz zu wählen. Es war bekannt das diese Tiere sich nicht fürchteten. Sie sahen die Menschen als potenzielle Essensquelle an und hielten sich gerne in ihrer Nähe auf.

Schneller als der Vogel reagieren konnten griffen zwei Hände ihn an und umschlangen seinen schlanken fedrigen Leib. Vor Schreck hatte das kleine Tier sein Federkleid aufgeplustert und zappelte panisch doch Khana hielt ihm gut im Griff. Für einen Moment hatte sie ihrem Hunger nachgegeben und im nächsten zappelte das Tier hilflos in ihrem Griff. Ein leichtes grinsen von triumph schlich sich über ihre Züge bevor sie wieder den Blick hob und zu den beiden anderen sah. Bestimmt war es ihnen nicht entgangen und sie würden ihren nächsten Schritt zweifellos erahnen. Doch hatte sie nicht vor das kleine Geschöpf vor ihnen zu verspeisen. Zumindest nicht während sie noch ein Mensch war. Nein sie würde das Tier im Griff behalten. Sein Leben enden damit es nicht länger litt und dann würde sie es verschlingen.
Der Vogel zappelte immer wieder bevor er für eine Weile ruhig blieb. Vielleicht dachte er gerade daran wie er am besten entkommen könnte. Hin oder Her seine Fluchtwege waren abgeschnitten und er würde nur entkommen wenn sie ihn frei lies.

Ihre Aufmerksamkeit wanderte wieder zu den beiden zurück. Sie hatten beide ein Ziel, nämlich dahin zu reisen von wo sie gekommen war. Ihr eigenes Ziel war groß, zu groß um es ein Ziel nennen zu können. Die suche nach Familie. Sie konnten sich nun mal überall aufhalten und tarnten sich bereits unter anderen Lebewesen oder sie waren selbst zu etwas geworden wovon sie nie wieder zurück kehren konnten. Ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite. „Ich denke...“ hob sie an und blickte kurz zum hellem Himmel hinauf. „...das sich unsere Wege schon bald trennen werden, aber wenn ihr auf den Weg nach Lasaliel unterwegs seid...“ sie verstummte immer wieder ein wenig. Lange war sie schon nicht mehr mit anderen gereist, vielleicht auch gar nicht? Damals war sie noch zu jung gewesen also war das hier fast schon komplettes Neuland. „Ich könnte euch die ein oder andere Gegend dort zeigen, wenn ihr einen braucht der sich dort auskennt?“ sie wählte ihre Worte mit bedacht, da sie nicht genau wusste wie die beiden es auffassen konnte. Für den Wasserdrachen konnte sie sich vorstellten war es weniger ein Problem als für den Kitsunen. Einen weiteren Drachen mit sich herum zu schleppen?

Meine Ohren drehten sich ein wenig weiter nach hinten und ich neigte etwas den Kopf. Ja, stimmte... Velkhana wirkte irgendwie nicht so, als hielte sie sich gern unter vielen Leuten auf, schon jetzt schien sie sich ja nicht besonders wohl gefühlt zu haben. In Rean konnte sie das nicht vermeiden, denn die Kuppel im See bestand ja eigentlich aus fast nichts anderem als einer Stadt mit zweibeinigen Bewohnern.
Es erstaunte mich ein wenig und ich fuhr innerlich leicht zusammen, als sie plötzlich die bedauernswerte Möwe packte, die wohl einfach ganz unbedarft zur Landung angesetzt hatte, und sie festhielt. Das Tier strampelte und zeterte, versuchte auch, sie mit dem kräftigen Schnabel zu beißen, aber sie ließ nicht locker. Ich hatte meine Schritte nur einen kurzen Augenblick lang verlangsamt, ehe ich stehen blieb und ihr zusah. Meine Augen verengten sich eine schwache Spur. "Warum hältst du sie nur fest, statt sie zu töten oder sie wieder freizulassen?", fragte ich schließlich. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich fragte, ob sie die Möwe wirklich jetzt fressen wollte, in ihrer menschlichen Gestalt. Denn wenn nicht, wieso musste sie sie dann jetzt überhaupt fangen? Und: Als Drache war sie doch sicher viel zu groß, um von einem Vogel sattzuwerden? Ich fand es zwar nicht verwerflich, ein Tier zu fangen und zu töten, um es zu essen, aber ich war kein Freund von unnötigem Leid von Wesen, die mir nichts getan hatten.
"Ich bin schon ein paarmal dort gewesen", sagte ich dann im Anschluss, ohne sie und den Vogel aus den Augen zu lassen. Mein Blick glitt auch kurz zu Ryu. "Aber ich kenne hauptsächlich die Stadt und die Gärten." Womit ich ihren Vorschlag nicht ablehnte. Aber ich hatte nach wie vor das Gefühl, dass sie sich besser mit Ryu verstehen würde als mit mir.

Ich neigte nachdenklich den Kopf, während meine Saphiraugen in Velkhanas Menschengesicht gerichtet blieb. Ich konnte gut verstehen, das sie es nicht unter den Menschen aushielt. Zumindest wenn ich daran dachte, mich in einer großen Menschenstadt zu befinden, die beispielsweise in einem Vulkankrater lag, oder so ähnlich. In Rean konnte ich immerhin jederzeit ins Wasser springen und weg schwimmen, wenn es mir zu viel wurde... Aber als Drache, der in die Luft gehörte, war Rean ein geschlossener Ort mit keinem direkten Weg nach draußen.
Und ganz davon abgesehen wirkte es so, als würde Velkhana ja etwas gegen die Menschen haben. Da war es...für beide Seiten wahrscheinlich besser, wenn sie sich nicht lange unter den Menschen aufhalten musste.
Ich zuckte leicht zusammen und meine Ohren zuckten aufmerksam in die Höhe als die Drachin plötzlich mit den Händen nach dem Vogel schnappte, der kurz zuvor in ihrer Nähe gelandet war.
Vielleicht war ihr Verhalten für mich nicht ganz so seltsam wie vielleicht für Shin oder den Menschen. Ich hatte jedenfalls nicht direkt Mitleid mit dem Vogel... Aber ich fing meine Beute auch in der Regel nicht und ließ sie am Leben. Meistens erledigte ich sie direkt, damit die Tiere nicht leiden mussten. Das war etwas, das meine Familie mir schon sehr früh beigebracht hatten. Aus Respekt vor den anderen Wesen, die auf unserer Erde lebten.
Ich sagte dazu jedoch auch nichts, denn ich hatte kein Recht, mich einzumischen. Es schien so, als hätte Velkhana den Vogel gefangen, weil sie Hunger hatte, eben hatte sie das Thema ja auch angesprochen... Es war also ihre Beute.
Und außerdem fragte Shin schon nach. Ich traute mich so etwas ja ohnehin nicht so ganz. Shin war da anders.
Ich warf dafür einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob uns jemand beobachtete. Das jemand eine Möwe fing war für die Menschen nicht ganz normal...und ich wollte hier in Anrin keine Aufmerksamkeit erregen. Nicht nachdem, was alles hier passiert ist.
Ich fröstelte leicht und wandte mich wieder an Shin und die Drachin. Ich fühlte mich mit einem Mal gar nicht mehr so wohl in meinen Schuppen.
"Vielleicht solltest du dir erst etwas zu essen fangen und wir treffen uns später einfach nochmal?", schlug ich leise vor und warf abwechselnd Shin und der Drachin einen Blick zu. Ich war noch immer neugierig, was Velkhana zu erzählen hatte, aber weiter hier zu stehen und vielleicht aufzufallen, wollte ich nicht.

Velkhana
Es war nicht zu übersehen was die beiden anderen von ihrer Aktion hielten. Der wandte sich ihr daher direkt zu und fragte sie warum sie das Tier nicht gleich tötete. Vermutlich dachte er das sie dem Wesen Schaden zu fügte wo sie es doch nur in einem Stabilen Griff hielt, damit es sich bei dem Versuch zu entkommen nicht den Flügel verletzte. Aber er hatte auch einen Punkt, warum sie es nicht sofort erlegte. Einerseits würde der Körper kalt werden bis sie ihn verspeisen konnte, und andererseits konnte das töten dazu führen das sie es in ihrer Menschlichen Gestalt nicht richtig tat und das Tier unter schmerzen starb. Sie bevorzugte es eher so kleine Tiere mit einem Bissen zu töten und zu verschlingen. Der kleine Vogel war mehr nur ein Snack als eine große Mahlzeit. So erwiderte sie den Blick des Kitsunes schweigend, ehe sie zu dem Wasserdrachen sah. Gerade noch  so, konnte sie beobachten wie sich der jüngere umsah. Vermutlich hatte er Angst das man sie sah. Oder zumindest das sah was sie tat. Ihr Gedanke bestätigte sich im nächsten Moment auch, als er vorschlug, das sie sich etwas zu fressen fangen sollte. Leicht neigte sie ihren Kopf zur Seite bevor sie wieder zu dem Kitsunen sah um seine Frage zu beantworten. „Ich töte mein essen ungern Minuten bevor ich sie verspeisen kann“ entgegnete sie und öffnete ihren Griff um den Körper des Vogels. Dieser bewegte sich nun wieder etwas doch er suchte nicht sofort das weite. Wohl hatte er erkannt das sie ihm nichts tat. Doch lange balanzierte er auch nicht auf ihren Handflächen. Schon nach ein paar weiteren Momenten breitete er seine Flügel zur Seite aus und drückte damit Khanas Hände auseinander sodass er mühelos abheben konnte und davon flog. Khana folgte ihm mit dem Blick um sich zu merken wohin er flog. Die meisten würden zu ihrem Schwarm zurück kehren um dort Schutz in der Menge zu finden. Ihr Blick senkte sich wieder zu den anderen und diesmal sah sie Ryu an. „Vielleicht ist das gar  keine so schlechte Idee“ meinte sie und kehrte ihnen den Rücken zu. Der Hunger nagte nach wie vor in ihr und sie war sich nicht ganz so sicher ob sie von ein paar Vögeln satt wurde. Ansonsten musste sie sich wohl dazu überwinden einen dieser glibbrigen Fische zu verspeisen. Der Gedanke daran lies sie schaudern aber es gab wohl nichts größeres als ein Paar Vögel um den Hafen herum.

So kletterte sie also auf die kleine Mauer hoch welche den Hafen vor dem Wasser eingrenze und wandte sich dann nochmals zu Shin und Ryu herum. „Wenn ihr mich denn später wieder treffen wollt...ich werde wohl in der Nähe des Strandes sein“ meinte sie nachdenklich und warf einen Blick auf den Sand und das Wasser welches die Insel mit sanften Wellen bespühlte. Sie nickte leicht und ließ einen leichten Wind um sich aufsteigen. Den Blick wandte sie nochmals zurück um sicher zu gehen das sich keine weiteren Personen genährten hatten, doch die Gasse am Rande des Marktes war Menschenleer. Nur zwei Wesen wie sie standen dort. Ein Kitsune und ein Drache, gefangen und getarnt wie sie hinter einem menschlichen Abbild. Sie gab sich daher selbst ein bestätigendes nicken, bevor ihr Körper sich zu formen und wandeln begann. Sie hatte keine Angst sich vor Menschen zu verwandeln. doch tat sie es auf eine etwas weniger auffallende Art um den Wasserdrachen nicht weiter zu beunruhigen in dem sie sich mitten unter den Menschen verwandeln würde.
Haut und Kleidung verwandelten sich zu einer schuppigen Oberfläche. Muskeln und Knochen sowie die Größe verformten sich rasch. Ein heißerer Seufzer entkam ihr als sich ihre Drachengestalt aus dem kleinem Gefängnis schälte. Ihre breiteten sich zuletzt aus, dabei achtete sie darauf nicht die kleinen Bauten nebenan zu streifen oder gar zu beschädigen. So groß war sie nun auch wieder nicht. Auch die Mauer unter ihren klauen trug ihr Gewicht mühelos, hier und da bröckelte vielleicht ein Lose gewordener Stein ab, doch mehr Beschädigungen gab es nicht. Noch einmal wandte sie ihren Kopf zurück, betrachtete die jetzt kleiner wirkenden Gestalten hinter sich, bevor sie mittels ihrer Gabe sanft abheben konnte und sich in die Höhe schwang. Dabei nutze sie die Winde um möglichst schnell empor fliegen zu können und zwischen den zarten Wolken zu verschwinden. Die meisten Menschen hatten ihrer Aufmerksamkeit um die Zeit sowieso viel mehr auf den Markt gerichtet als das ihnen das abheben eines Drachens auffallen würde.a

Es stimmte nicht ganz, dass ich es komisch fand, dass ein Drache, der vermutlich im Inneren mehr Tier und Instinkt war als ich, sich mitten in der Stadt eine Möwe krallte. Was ich komisch fand, war die Tatsache, dass Velkhana es tat, ohne die direkte Absicht zu verfolgen, den Vogel zu töten. Dementsprechend tat mir die Möwe allein aus dem Grund leid, dass sie sie festhielt und sie als wildes und nicht von Menschen gezähmtes Tier Todesangst in ihrem festen Griff haben musste. "Dann verstehe ich nicht, wieso du die Möwe jetzt fängst, wenn du sie nicht sofort fressen willst." Ich hielt es nämlich für ein Raubtier für ungewöhnlich, die Beute im Vorraus zu fangen. Aber gut, ich kannte Velkhana nicht und ich hatte auch keine Ahnung, wie andere Drachen als Ryu normalerweise so jagten. Da sollte ich mir vermutlich kein Urteil anmaßen...
Mein gänzliches Unverständnis hatte Velkhana dann aber, als sie den Vogel wieder freiließ... Oder ließ sie sich von meiner Meinung so stark beeinflussen, dass sie ihn nun lieber nicht die ganze Zeit mit sich herumtrug? Ich runzelte leicht die Stirn, sagte aber nichts mehr dazu. Mein Blick glitt stattdessen zu Ryu, weil dieser einen Vorschlag gemacht hatte, für den sie sich aussprechen konnte - und den ehrlich gesagt auch ich nicht für verkehrt hielt. Mir fiel auf, dass er sich dabei umsah. Und ... ich hatte ihn zwar lange nicht gesehen, aber wir hatten genug Zeit miteinander verbracht, dass ich zu erkennen meinte, dass er sich unwohl fühlte. Ob das an der gefangenen Möwe gelegen hatte, konnte ich aber nicht sagen. Mein Blick wanderte wieder zu Velkhana, die auf eine Mauer in der Nähe kletterte. "In Ordnung. Da solltest du ja nicht schwer zu finden sein", erwiderte ich und spitzte die Ohren, weil ich spürte, was sie tat, bevor die Veränderung auch tatsächlich zu sehen war. Sie verwandelte sich...
Ich wusste das einfach, weil ich seit einer Weile genauso wusste, wie man sich dabei auf sich selbst fokussierte. Ihre Verwandlung und die von Ryu waren allein schon unterschiedlich und noch mal anders als meine, aber trotzdem. Wir standen zwar nicht zu nah an ihr dran, doch da ich nicht wusste, wie groß sie wirklich in ihrer wahren Gestalt war, trat ich lieber noch einen Schritt zurück, während ich sie beobachtete. Natürlich sah sie ganz anders aus als Ryu. Nicht wie eine "Wasserschlange" mit Beinen, sondern eben mehr so, wie man sich auch einen Feuerdrachen vorstellen würde. Und sie wirkte dadurch auch größer. Vor allem durch die Schwingen, die sie letztlich ausbreitete und sich mühelos in die Luft erhob. Der Windzug der Flügel zerzauste mir ein wenig das Haar und bauschte meine Kleidung und die Schweife, dann war sie schon ein schrumpfender Fleck am Himmel. Unbemerkt war ihre Verwandlung und ihr Start aber nicht geblieben. Von hinter uns waren ein paar Rufe und ein leises Raunen zu hören, doch panisch wirkte nichts davon. Ein Blick über die Schulter verriet, dass einige Leute in den Himmel zeigten und Velkhana dabei beobachteten, wie sie sich entfernte.
"Nun...", sagte ich nach ein paar Sekunden und wandte mich zur Ryu. "Was hältst du von ihr?"

Mein unsicherer Blick richtete sich wieder auf Velkhana, die nach einem Moment den Griff um den Vogel lockerte und schließlich zuließ, dass er sich befreite und davon flog, was mich etwas überraschte. So hungrig, wie sie drein geschaut hatte, war ich davon ausgegangen, dass der Vogel nicht mehr lange zu leben haben würde.
Sie schien sich meinen Vorschlag aber zu Herzen nehmen, denn einen Moment später stieg sie auf die niedrige Hafenmauer und verriet uns, wo sie später zu finden sein würde, sofern wie sie noch einmal treffen wollten. Ich nickte leicht, noch immer etwas unsicher und ohne noch etwas zu Shins Worten hinzu zu fügen.
Meine Augen weiteten sich und ich sah gebannt zu, wie Velkhana ihre menschliche Gestalt abstreifte wie einen Umhang, den sie sich zur Tarnung über geworfen hatte. Ein imposanter Drache wuchs in die Höhe und auch, wenn es vermutlich noch viel größere Drachen gab, machte Velkhanas Drachengestalt einen imposanten Eindruck auf mich. Es war das erste Mal, dass ich einen Drachen, der auf dem Wind ritt, traf... Und deswegen war es auch etwas ganz besonderes für mich, zuzusehen, wie dieser seine Gestalt änderte.
Mit leuchteten Augen beobachtete ich, wie die Drachen beinahe lautlos, trotz ihrer Größe, abhob und schnell wie ein Pfeil im Himmel verschwand, während meine Haare und das blaue Gewand im Wind flatterten. Wow!
Erst, als von der Drachin nichts mehr zu sehen war, senkte ich den Blick und wandte mich Shin zu. Ich neigte den Kopf leicht und runzelte die Stirn. Sofort antworten tat ich nicht, denn ich musste tatsächlich überlegen. So lange hatten wir uns ja nun auch wieder nicht unterhalten, um gleich direkt alles zu verstehen oder richtig zu deuten. Aber...
"Sie ist...anders?...als ich", schlussfolgerte ich, womit ich die Tatsache meinte, dass, obwohl wir beide Drachen waren, ich das Gefühl hatte als wären wir vollkommen verschieden. Nun ja...die Tatsache, dass wir Drachen waren, musste ja auch nicht bedeuten, dass wir beide gleich waren. Es hatte auch so gewirkt, als hätte sie ein ganz anderes Leben geführt als ich und mir wurde wieder einmal klar, was für ein großes Glück ich doch hatte, in meiner Familie hinein geboren worden zu sein...
"Ich war etwas verunsichert, weil ich nicht wusste, wie sie zu den Menschen steht", fügte ich dann noch hinzu und ließ den Blick seitlich auf das Meer hinaus gehen...

"Hmmh", machte ich, halb zustimmend, halb nachdenklich. Ja, anders, insbesondere anders als Ryu, war Velkhana definitiv. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass er ein wenig von ihr eingeschüchtert war, sich aber trotzdem ganz gut mit ihr verstehen könnte. Was mich betraf... Ich hinterfragte wahrscheinlich wieder zu viele Dinge und war zu skeptisch. Und da sie wohl eine eigene Meinung hatte, konnte es gut sein, dass wir uns nicht so gut vertragen würden. Aber nun ja. Wir würden sehen, da wollte und würde ich auch nicht zu vorschnell urteilen. Immerhin waren Ryu und ich auch Wasser und Feuer und wir verstanden uns trotzdem gut.
"Ich hab das Gefühl, sie mag sie nicht so gerne. Ich kann's nachvollziehen, aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Und irgendwie gehören wir ja auch dazu, weil wir mit ihnen zusammenleben. Oder ... na ja, ich zumindest." Ich lächelte leicht und zuckte dann die Schultern. "Wir werden sehen. Wollen wir noch ein Stück weitergehen oder willst du irgendwo Pause machen? Ich hätte auch ein bisschen Appetit." Schade, dass Velkhana von einem leckeren gebratenen Stück Fisch nichts hielt und davon auch nicht satt wurde. Sie hätte uns sonst Gesellschaft leisten können und nicht zum Strand fliegen müssen, um sich was größeres zu fressen zu suchen.

Ich nickte langsam, nachdenklich, und ließ die Saphiraugen wieder zurück zu dem Kitsune gehen. "Ja..." Ich konnte es mittlerweile verstehen, das Misstrauen und vielleicht auch die Angst vor den Menschen oder den Landbewohnern. Ich hatte auch schon schlechte Erfahrungen gemacht... Aber ich übertrug diese schlechten Erfahrungen nicht auf alle Menschen, denn sie waren doch so verschieden. Kein Drache glich dem Anderen, wieso sollte das dann anders sein bei all den verschiedenen Landbewohnern.
Aber...vielleicht hatte Velkhana ja auch noch ganz andere Erfahrungen gemacht, die sie zu einer eher abgeneigten Haltung gegenüber der Zweibeiner gebracht hatte.
Der nachdenkliche Ausdruck in meinem Gesicht verschwand und ich lächelte. "Oh ja, etwas zu essen wäre jetzt nicht schlecht." So ein schönes Stück Reh oder Hase... Das hatte ich schon lange nicht mehr gegessen und ich freute mich schon darauf, wieder etwas von der Nahrung der Zweibeiner zu probieren! Sie hatten sich schon ziemlich ausgefallene Sachen überlegt. Das war etwas, das ich zu schätzen gelernt hatte. Fisch war zwar auch gut, aber manchmal freute sich eben auch ein Wasserdrache über Abwechslung!
"Kennst du denn ein gutes Restaurant?" Ich für meinen Teil wusste schon gar nicht mehr so genau, was es hier in Anrin so alles gab. Ich erinnerte mich noch an dieses eindrucksvolle Luftschiff und natürlich an Takari... Und an die Unterkunft, weil die Menschen dort sehr nett gewesen waren... Und an das kleine Kind...
Ich schüttelte gedanklich den Kopf, weil ich nicht abschweifen wollte und richtete den erwartungsvollen Blick wieder in Shins Gesicht.

Ich legte das Thema Velkhana erst mal zur Seite. So gut kannten wir sie ja nun jetzt auch noch nicht und wir würden sehen, was passierte, wenn wir sie wiedersahen. An manche Leute musste man sich auch erst eine Weile gewöhnen. Oder entdeckte erst nach und nach Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ich war ganz froh, dass Ryu meiner Frage zustimmte, denn das gab uns ein Ziel und etwas Neues, worüber wir sprechen konnten. Das Abendessen hatte zwar gut vorgehalten und war ein wenig Abwechslung zu meinem Vorrat an Brot, Trockenfleisch und ein weni Obst gewesen, aber trotzdem hatte ich gerade Lust auf etwas Warmes und sich irgendwo für einen Moment hinzusetzen, bevor wir uns weiter in der Stadt umsahen und dann irgendwann nach einer Bleibe für die Nacht suchten. Vielleicht konnten wir ja auch schon mal aussondieren gehen, ob wir am nächsten Tag oder in zwei Tagen als Passagiere auf einem der Luftschiffe an Bord gehen konnten. Plätze bekam man meist immer, aber sicher war sicher.
"Ich kenne sogar mehrere Gaststätten hier in der Stadt, die sich lohnen. Worauf hast du denn Hunger? Fisch? Geflügel? Wild? Oder doch lieber vegetarisch." Ich grinste leicht und stupste Ryu mit dem Ellbogen etwas an, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er nicht plötzlich zum Vegetarier werden würde.

Ich lächelte breit. Shin kannte sich eben überall aus, hatte ich das Gefühl, weswegen es mich nicht wunderte, dass er auch hier wusste, wo wir hin konnten. Es war dann sogar so, dass ich aussuchen sollte, worauf ich den Lust hatte. Aber zumindest das fiel mir nicht besonders schwer.
"Alsoo wenn Wild Reh und Hase und so heißt, dann wäre ich dafür", beantwortete ich seine Frage und neigte den Kopf leicht, "vielleicht ein anderes mal vegetarisch." Eigentlich aß ich die meiste Zeit Fleisch, aber das wusste Shin ja auch, weswegen ich nicht so ganz verstand, warum er es vor schlug. Vielleicht, damit ich auch daran dachte das ich diese Möglichkeit hatte?
Den Witz, den er damit gemacht hatte, verstand ich offensichtlich nicht so ganz, aber ich hatte ja eine Antwort gegeben und deswegen machte ich mir da auch keine weiteren Gedanken drüber.
Außerdem begann wie auf ein Kommando mein Magen schon wieder zu grummeln. Direkt großen Hunger hatte ich nicht, aber mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an das Fleisch dachte. Von Fisch hatte ich nun wirklich erst einmal genug. Geflügel hatte es auch zwischendurch mal gegeben, wenn ich die Gelegenheit gehabt hatte.
Aber Reh und Hase, das hatte ich schon soo lange nicht mehr gehabt!
"Wo müssen wir denn lang?"

Ryu hatte offensichtlich eine gefestigte Meinung zu der Frage, was auf den Tisch kommen sollte. Leider bedeutete das auch, dass er mein kleines Witzchen nicht verstanden hatte, denn sonst hätte er mir bestimmt nicht so nüchtern erklärt, dass er vegetarisch gerade nicht wollte. Meinem Lächeln brach das nichts ab. Und seine Wahl fand ich auch nicht schlecht. Ich mochte Fisch zwar auch gerne, aber wenn ich an gebackenes Hasenfleisch oder gut geschmurgelte Filets vom Reh dachte… Da hatte ich gerade eindeutig ebenfalls mehr Lust drauf als auf Fischfleisch.
„Hmm…“, machte ich und sah mich um, um mich kurz zu orientieren, dann deutete ich hinüber zu der Straße, wo wir eben den Kindern begegnet waren. „Ich glaube, wenn wir da lang gehen, kommen wir am schnellsten zu einem guten Gasthaus. Wenn ich mich nicht täusche.“ Ich war schon länger nicht mehr dort gewesen. Schon als ich mit Ryukyu das erste Mal hier gewesen war und die Sache mit Takari passiert war, war es schon eine Weile her gewesen, aber ich hatte ein recht zuverlässiges Gedächtnis. Irgendwie würden wir den Weg schon finden, ohne stundenlang herumzuirren. „Hast du eigentlich schon Pläne, ob du deine Familie irgendwann mal für ein paar Tage oder Wochen besuchen willst, um zu zeigen, dass es dich noch gibt? Oder ist es zu weit? Oder schickt sich das nicht für einen Jungdrachen, bevor er nicht mindestens hundert Jahre Erfahrung sammeln konnte?“ Ich schmunzelte etwas. War natürlich auch ein halber Scherz, obwohl ich es den Wasserdrachen auch irgendwie zutraute.

Ich nickte langsam und setzte mich, zusammen mit Shin in Bewegung. Jetzt, wo wir über das viele leckere Essen gesprochen hatten, knurrte mir der Magen wieder so richtig! Dabei war es ja noch gar nicht so lange her das wir dieses leckere Muschelgericht auf dem Schiff gegessen hatten. Es war zwar für meine Verhältnisse nicht viel gewesen, aber am verhungern war ich ja gerade auch nicht unbedingt. Naja, aber Shin wusste ja, dass ich ordentlich was weg putzen konnte, also war es mir auch nicht so ganz peinlich, das mein Magen wieder einmal auf sich aufmerksam machte.
Das mit dem Gehen klappte mittlerweile auch wieder ganz gut; ich schwankte nicht mehr so sehr oder musste meine Arme auch nicht zum Gleichgewicht halten benutzen. Das einzige, was dann doch etwas störte, waren hier und da die kleinen Steine, die sich mir in die Füße drückten. Ich besaß keine wirkliche Hornhaut an der Unterseite meiner Füße und deswegen spürte ich jede kleine Unebenheit und jedes kleine Steinchen. Ich beschwerte mich aber auch nicht, es war eine gute Übung, wieder in meiner Zweibeinergestalt unterwegs zu sein und ich freute mich, dass Shin wieder da war und wir an Land unterwegs waren. Außerdem war es schon interessant, die Dinge anders wahrzunehmen. Es war schon ein Unterschied, ob ich als Mensch mit diesen kleinen weichen Fingern etwas in die Hand nahm oder mit den Menschenfüßen fühlte, oder selbiges mit meinen Drachenklauen versuchte. Shin hatte mich ja nicht bei meinen ersten Versuchen als Mensch gesehen, aber es war schon ein wenig so gewesen wie wenn man einen Fisch an Land schmeißt und abwartet, das er damit klar kam. Tja...
Ich wandte den Blick von der Straße ab und richtete ihn seitlich in Shins Gesicht bei der Frage. "Hmm", machte ich nachdenklich und ließ mir einen Moment Zeit mit der Antwort, "seltsam das du fragst, ich hab mir nämlich auch darüber Gedanken gemacht, während ich auf dich gewartet habe...
Eigentlich gibt es da keine wirkliche Vorgabe oder so. Aber in der Regel bleibt so ein Jungdrache schon etwas länger als nur ein paar Monate oder ein Jahr fort. Es ist auch ein gutes Stück von hier entfernt, ja. Aber das würde mich nicht davon abhalten, wieder nach Hause zu schwimmen, denke ich.
Mich zieht nur gerade noch nichts wieder nach Hause. Es gibt noch so viel, das ich lernen muss...und..." Ich seufzte leise und senkte den Blick, "...ich glaube mein Vater erhofft sich von meiner Reise dass ich auch etwas mutiger und...stärker und selbstständiger werde. Und ich fühle mich noch nicht so viel mutiger oder stärker."

---irgendwo Nähe des Hafens über dem Meer---

Mit den Flügel zu den Seiten ausgebreitet erhob sich Velkhana so geräuschlos und sanft wie ein ruhiger Wind in die Höhe. Um aus dem Hafen zu kommen gebrauchte sie ihre Flügel nur für einen glitt auf dem Wind. Es sah beinahe schon ein wenig komisch aus, wie der Drachen sich ohne das schlagen seiner Flügel in die Höhe arbeitete. Der Hafen unter ihr wurde schnell kleine bis auch die dort lebenden und handelnden Menschen verschwommenen Punkten verblassten. Einige hatten ihren Abflug bemerkt. Das raunen drang über den Wind an ihre Ohren. Sie schienen aber nichts negatives zu murmeln. Dort lag mehr das Staunen oder die Bewunderung im Unterton. -Menschen...- dachte sich das Drachenweibchen nur, wobei nicht mehr ganz so viel Abscheu in diesem Gedanken lag, Mehr das amüsante das Menschen so leicht zu begeistern waren. Mit den Kopf schüttelnd, wand sich der Körper des Drachens in eine waagrechte Position. So hatte sie nun einen guten Überblick über das Meer, die Insel und natürlich den Hafen. Doch im Hafen würde sie nicht jagen wollen. Wieder neigte sich ihr Körper und verfiel in eine leichte rechts kurve als sie ein neues Ziel anpeilte. Die Möwe welche sie zuvor noch frei gelassen hatte. Und dort flatterte das gefiederte Tier auch schon. Es flog ein ganzes Stück tiefer unter ihr. Genauer gesagt in einem Schwarm weiterer Vögel die sich über dem Wasser sammelten und abwechselnd dein ein oder anderen Fisch heraus zogen. Der Gedanke an Fisch brachte sie zurück zu dem anderen Drachen, der das Meer sein zuhause nannte. Seine Worte über dieses Nahrungsmittel unter Wasser brachten sie ein wenig zum nachdenken. Natürlich hatte sie schon ein zweimal Fisch probiert aber tatsächlich nur in diesem rohen zustand. Mitsamt deren kleinen Schuppen. Ob sie gegrillt wohl besser schmecken würden? Leicht bedauernd musste sie den Kopf schütteln. Mit Feuerfähigkeiten war sie nicht geboren. Ihr gehorchte nur der Wind und die Luft. Damit konnte man keine Fische grillen. Schnaubend sank der Drachen also wieder Tiefer. Der Schatten den ihr Körper war, vertrieb die fische die sich zusammen gesammelt hatten um in der Menge zu überleben. Auch die Möwen wurden etwas unruhiger, doch erkannten sie Velkhana nicht als eine Gefahr. Zwar hatte sie den ein oder anderen Vogel schon gefressen doch musste es sich noch nicht verbreitet haben. -Mhh- ihr Blick glitt trotz ihres Hungers nach Fleisch an den Federtieren vorbei, hinab auf die Wasseroberfläche und das was sich darunter abspielte. Der Schwarm an fische war etwas weiter geschwommen und teilte sich an einigen stellen immer wieder auf als etwas großes durch die Menge pflügte. Beim genaueren betrachten konnte Velkhana die typischen Merkmale eines Haifisches erkennen welcher sich an seiner Beute verschaffte. -Ich frag mich ob die genau so komisch schmecken
Tatsächlich hatte das schon erfahrene Drachen Weibchen noch nie einen Hai erlegt. Zumal die Tiere immer gern schnell in den Tiefen verschwanden doch hier bot sich die Chance gut. Der Hai war mit seiner Jagd beschäftigt und würde die neue Gefahr von oben nicht erahnen. -ein Maul voller Federn oder etwas neue- von den Vögeln würde sie wohl kaum satt werden, sie waren zu klein und an ihren Knochen hing nur sehr wenig Fleisch, also blieb ihr quasi nichts anderes übrig.So schlug sie ein paar mal mit den Flügeln um erneut an Höhe zu gewinnen. Dann warf sie einen letzten Blick auf die Schäumende Oberfläche des Wassers, bevor sie ihren Körper nach vorne neigte und ihre  Flügel nach und nach eng an ihren Körper presste. Aus ihrem Fall wurde schnell ein gezielter Sturzflug. Mit der Schnauze durchbrach sie die Oberfläche schnell und tauchte tief ein in das unendliche Nass.

Es traf den Hai vollkommen unerwartet als tosend das Wasser um ihn herum aufgewirbelt wurde. Viele Luftblasen tänzelten unter Wasser und ein dunkles Schuppenkleid näherte sich dem Tier. Bevor es aber wegschwimmen konnte, gruben sich die Klauen des Drachens in seinen Leib, drückten ihn hoch und runter bis er schließlich aus dem Wasser gehoben wurde.
Es war keine besonders leichte Art zu Jagen. Wenn man seine Beute fangen wollte bevor sie davon schwamm, so musste man  ihn unerwartet treffen und sich kurz nach dem eintauchen wieder aus dem Wasser erheben können. Der Hai kämpfte um sein Leben, doch je öfter er sich bewegte, desto tiefer drangen Khanas klauen in seinen Körper. Mit tropfend Nassen Flügelschlägen schwang sie sich gerade so aus dem Wasser heraus, dass auch wieder der Wind unter ihre Schwingen streichen konnte und sie so auch einfacher zurück ans Ufer fliegen konnte.

Zuerst lies sie den Hai fallen. Zappelnd, klatschte dieser im Sand auf und versuchte sich zu bewegen. Aber seine Orientierung an Land war Hoffnungslos und so zappelte er nur wie ein hilfloser kleiner Fisch. Sekunden später erbebte die Erde als Khana landete. Ihre Klauen gruben Tiefe wunden in das Fleisch des Haies, bevor sie ihm den Todesbiss versetzte.
-Dann wollen wir mal....-

----> Weißer Sandstrand

Meine Ohren spitzten sich und drehten sich dann ein wenig zu den Seiten, als ich leicht gluckste, weil unser Gespräch nicht nur die Fantasie an ein saftiges Wildsteak anzuregen schien, sondern auch Ryus Magen. Tja, wenn man über Essen sprach, dann kam irgendwann auch der Hunger. Beim einen langsam, beim anderen schneller. Und dass Ryu viel essen konnte, das wusste ich ja. Der war in seiner Drachengestalt - und bestimmt auch in dieser - ja sicher nicht mal satt, wenn er einen ganzen Thunfisch verdrückt hatte, während ich schon nach einem ordentlichen Stück davon nichts mehr runtergekriegt hätte.
"Beeilen wir uns lieber, bevor du noch verhungerst", zog ich ihn ein wenig auf und patschte ihm leicht die Hand zwischen die Schulterblätter. Aber auch nur ganz leicht, weil er das mit dem Laufen wohl erst mal wieder richtig auf die Reihe kriegen musste. Ich wollte ihn ja nicht gleich ins Wanken bringen.
Mir fiel gerade auch wieder auf, dass er ja gar keine Schuhe hatte. Damals hatten wir ihm auch hier ein paar Sandalen gekauft, damit er besser laufen konnte und nicht überall Blasen oder Schrammen an den Füßen bekam. Und die waren dann kaputt gegangen... - Ich hätte ihm trotzdem jederzeit wieder welche spendiert. Da konnte ich ja später mal nachhaken. Erst mal lauschte ich seiner Antwort auf meine Frage. Meine Miene wurde dabei gegen Ende ein wenig nachdenklich. Ich hatte ihn natürlich nicht entmutigen wollen oder so. Allerdings konnte ich jetzt auch nicht frei heraus posaunen, dass er auf jeden Fall schon viel stärker und mutiger als am Anfang war... Ich wusste nicht so genau, ob es wirklich nur Ryus "geringes" Alter war, aber ich tippte eher drauf, dass es einfach sein Charakter war, schüchtern und auch ein bisschen unsicher zu sein. Aber ich hatte in der ganzen Zeit, in der wir zusammen gewesen waren, auch etwas an ihm festgestellt, was ich sehr wohl mutig und auch eine sehr gute Charaktereigenschaft an ihm fand:
"Ich finde, dass du schon ziemlich mutig und durchsetzungsfähig bist, nämlich, wenn du jemanden beschützen willst oder etwas dir sehr wichtig ist." Da hatte ich bei ihm schon echt Glück gehabt zwischendurch. Er war immer für mich da gewesen, und das obwohl ich am Anfang so ein Arsch und auch nicht immer ehrlich zu ihm gewesen war. "Und du bist sehr gütig. Wenn du deine Erlebnisse deinen Eltern erzählen würdest, dann würden sie vielleicht noch nicht sagen, dass du der Mutigste und Stärkste bist, aber sie wären bestimmt stolz darauf, dass du dem stehst, was du für richtig hältst. Und dass du gerecht bist."