Hafen und Umgebung

Ich nickte langsam, wie ich es gerne tat wenn Shin mir etwas erklärte. Das diese Brötchen nicht nur auf Jualen zu finden waren, hatte ich mir ja schon gedacht. Komplizierter wurde es dann aber als Shin fortfuhr und erzählte, das er schon Brote oder Brötchen aus anderen Getreidesorten gegessen hatte. Damit konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Zuhause bauten wir keine Getreiderosten an oder verarbeiteten es, einfach, weil das Meiste meiner Heimat unter Wasser lag und es dort andere Dinge zu essen gab. Vielleicht fand ich diese Brötchen und generell alles, was irgendwie mit Getreide oder Teig zu tun hatte, auch deswegen so interessant. Und das Fleisch von anderen Tieren war natürlich auch richtig lecker! Rehe gab es nicht bei mir Zuhause.
"Vielleicht kann ich ja mal irgendwann irgendwo zuschauen, wie so etwas gemacht wird", sprach ich meine Gedanken dann noch laut aus und lächelte. Es würde mich wirklich interessieren, wie man aus solchen Körnern so etwas wie Brötchen zauberte. Für mich glich das ja beinahe schon einer Art von Zauberei.
"Hm...ich hab Brötchen oder Brot generell noch nicht so viel gegessen. So etwas gibt es bei mir Zuhause nicht", erklärte ich Shin und drehte die Ohren. Ob das seine Frage so ganz beantwortete, wusste ich nicht. Seit ich mit ihm unterwegs war, hatte ich auf jeden Fall schon sehr viel Neues probiert.

Ich gluckste leicht. "Du könntest beim Bäcker ja mal nachfragen, wenn du es früh genug aus den Federn schaffst", meinte ich dann. "Oder du musst dich privat irgendwo einquartieren, wo dann jemand bäckt." Kam ja auch nicht so selten vor, dass die Leute in ihren Heimen selbst Brot oder Brötchen oder auch mal einen Kuchen backten. Wir hatten das damals in meinem Dorf auch gemacht. Aber seit ich von dort weggegangen war, hatte ich eigentlich ... nie wieder irgendwo gelebt, wo ich bei so etwas dabei gewesen wäre... Na ja, ich vermisste es aber auch nicht. Backen und Kochen war nicht so mein Ding.
Und das, wo ich doch stets mein eigenes Feuerchen dabei hatte.
"Stimmt, du hast recht...", sagte ich etwas leiser, als Ryu mich daran erinnerte, dass er Brot und Brötchen bisher sowieso noch nicht so oft gegessen hatte. Wobei ich mich auf meine Erfahrungen mit ihm bezog, dann jedoch auch daran denken musste, dass er ja im Wasser lebte und es dort generell schwierig war, etwas zu backen. Vielleicht hatte ich es nicht so auf dem Schirm, weil ich oft von meinem Landlebewesen-Dasein ausging und mir tatsächlich auch oft vorstellte, dass sich der Wasserdrachenpalast über dem Meeresspiegel befand. Obwohl ich ja wusste, dass dem nicht so war. Ryu hatte es mir erzählt. Indirekt jedenfalls.
"Was ist denn bei euch so ein Ersatz dafür? Also, als ... Grundnahrungsmittel zu anderen Sachen dazu. Außer Fisch", fragte ich nach einem Moment. Irgendwie war es schwierig, sich vorzustellen, dass es kein Brot oder Fladen oder so etwas gab, da es hier so alltäglich war und man es meist morgens oder abends oder zu beiden Tageszeiten neben anderen Dingen zu sich nahm. Oder Reis.

Meine Ohren zuckten fragend in die Höhe und ich runzelte die Stirn. "Bäcker? Nennt man denjenigen, der Brot macht, so? Warum muss ich dafür denn früh aufstehen?" Früh aufstehen gehörte nicht unbedingt zu meinen stärken, doch das würde ich auch sicher schaffen, wenn es nötig war, dafür so einen Bäcker zu beobachten. Musste man Brötchen ganz früh morgens machen? Wurden sie dann am Besten?
"Unser Grundnahrungsmittel...", sagte ich langsam und hörte gar nicht erst auf, nachdenklich drein zu blicken. Da stellte Shin eine ganz interessante Frage, die ich dann allerdings gar nicht so spektakulär beantworten konnte. "Hm...ich muss dich leider enttäuschen, aber ich glaube, es ist und bleibt Fisch." Ich zuckte die Schultern und lächelte entschuldigend, "Fisch und viele andere Lebewesen, die wir so im Meer finden. Muscheln, Krebse...aber so etwas wie Brot, das gibt es bei uns wirklich nicht. Ah, es gibt aber in der Nähe von meinem Zuhause eine Art...ehm...Seetangfeld. Daraus machen wir manchmal so etwas, das man vielleicht als Salat bezeichnen kann? Wir formen auch so Bälle daraus und essen sie." Eigentlich hatte ich das noch nie selbst gemacht, sondern unsere Bediensteten. Denen hatte ich bei so etwas aber schon mal über die Schulter geschaut. Es war nichts besonders spektakuläres, der Seetang blieb im Prinzip, was er war und wurde nur in eine Form gepresst. So eine Kugel eben. "Der Seetang wird für diese Kugeln klein gemacht und mit Fischfleisch oder etwas anderem leckeren gefüllt. Das ist aber alles roh." Roh und gebraten, das waren so die beiden größten Unterschiede, wie ich fand, wenn man über das Essen an Land und im Meer nachdachte. Etwas zu braten war im Wasser eben nicht wirklich möglich.

(also haben die Wasserdrachen das Sushi erfunden? – xDD (ohne Reis natürlich!))

Ich nickte bei seiner Nachfrage. „Ja genau. Bäcker müssen immer sehr früh mit dem Zubereiten von Teig anfangen, weil er dann noch … na ja, oft muss Teig vor dem Backen noch eine Weile liegen bleiben. Und dann wird er eben noch gebacken, das dauert alles eine Weile. Aber die Leute wollen ihr Brot und die Brötchen ja ganz frisch vom Tag, deshalb kann der Bäcker es nicht schon einen Tag vorher backen.“ Ich zuckte die Schultern. „Meistens jedenfalls.“ Ich hatte noch nie was vom Vortag gekauft. Obwohl man Brot ja mehrere Tage lang aß. Aber da war ich wohl einfach verwöhnt. Genauso wie wegen der Tatsache, dass ich in den letzten Jahrzehnten nie selbst was gebacken hatte.
Interessiert lauschte ich Ryus Ausführungen und gluckste leise, als er meinte, dass er mich wohl enttäuschen müsste und es mit Grundnahrungsmitteln bei Fisch und anderen Meerestieren blieb. „Hm, das klingt eigentlich gar nicht schlecht“, meinte ich am Ende nachdenklich und überlegte, ob ich schon mal was ähnliches wie diese Seetangbällchen gegessen hatte. Mir fiel nur Reis mit rohem Fisch ein, aber das war nicht in Tang gewickelt. Oder doch? Ich hatte es mal mit irgendeiner Alge gesehen, war das das gleiche?
„Wobei ich Grünzeugs aus dem Meer immer zu salzig finde“, fügte ich etwas weniger nachdenklich hinzu und patschte die Hände auf die Oberschenkel. „Wollen wir langsam zurückgehen? Oder noch ein Stück spazieren und dann zurück?“
Die Sonne ging unter, aber das Lüftchen war noch lau und es war angenehm.

(Hm, jetzt wo dus sagst...true!)

"Oh", machte ich nachdenklich. Der Teig musste liegen bleiben? War das das Geheimrezept dafür, dass er so lecker war? Er brauchte Ruhe oder eine Pause?
"Das klingt aber wirklich nach einer Menge Arbeit", stellte ich schließlich noch fest. So ein Bäcker musste eine sehr wichtige Person sein, wenn er sich um das ganze Brot kümmerte, das von Allen gegessen wurde. Ich stellte es mir aber gleichzeitig auch sehr stressig vor, wenn jeder von einem erwartete, schon früh morgens frisches Brot oder Gebäck fertig zu haben. Das wäre in jedem Falle nichts für mich. Ich konnte in Stresssituationen nicht so gut arbeiten.
"Findest du?", fragte ich noch überflüssigerweise nach, als Shin dann noch sagte, dass er Grünzeug aus dem Meer zu salzig fand, "ich merk das gar nicht..." Was vielleicht daran lag, das Wesen, die im Meer lebten, vielleicht spezielle Drüsen besaßen, die das Salz aus dem Wasser heraus filterten. Oder fehlende Geschmacksnerven? Es war jedenfalls schon ein Wunder das man nicht im Salzwasser austrocknete, doch darüber machte ich mir gerade keine wirklichen Gedanken, weil ich da wirklich keine Ahnung von hatte.
"Wir können gerne noch ein wenig spazieren gehen." Ich schwebte von der Bank, erinnerte mich aber schnell wieder daran, dass meine Füße sich schnell wieder ans Laufen gewöhnen mussten und landete deswegen mit gestreckten Beinen wieder auf dem Boden. Gerade war es sehr angenehm und ich hatte nichts gegen noch ein wenig frischer Meeresluft. Es würde seltsam sein, sie nicht mehr um mich zu haben wenn wir uns auf den Weg nach Lasaliel machten.

„Stimmt. Für mich wär das auch nicht der richtige Beruf“, gab ich nachdenklich zu und drehte die Ohren zu den Seiten. Ich war eher der Abenddämmerungsfuchs. Morgendämmerungen verschlief ich in der Regel, außer vielleicht im Winter. „Aber es gibt genug Leute scheinbar, die das mit Herz und Seele machen.“ Sonst wäre ja niemand Bäcker. Außerdem konnte ich mir vorstellen, dass es auch befriedigend sein konnte, so ein Backwerk fertigzustellen und es zu verkaufen. Oder gesagt zu bekommen, dass es gut geschmeckt hatte. Frühmorgens mit Stammkundschaft zu plaudern und so weiter.
„Ja… Es schmeckt teilweise wie in Salzwasser eingelegt.“ Ich stockte leicht. „Was es ja prinzipiell auch irgendwie ist.“ Mich verwunderte es nicht, dass Ryu das nicht merkte. Wenn er ein Problem mit dem Salz im Meer hätte, hätte er als Meerwesen wohl generell ein großes Problem. Oder Fische. Er musste Salzwasser ja sogar trinken können oder die Flüssigkeit sonst irgendwie zum Leben benutzen, wenn er lange Zeit im Meer blieb. Ich würde nur das Kotzen kriegen und vertrocknen wie eine Dörrpflaume, würde ich das versuchen. Außerdem war es … echt eklig. So ein Schluck Meerwasser.
Ich streckte mich ein wenig und zerknüllte das Papier, nachdem ich aufgestanden war. Ich hielt nach etwas Ausschau, wo wir das loswerden konnten. Etwas weiter stand ein Abfalleimer (ich behaupte einfach mal, dass es sowas schon gibt? xD), in dem ich es dann auch versenkte. „Ob Velkhana noch mal zurückkommt?“, fragte ich Ryu, während wir losgingen. Sie war ein bisschen komisch gewesen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie wieder auftauchen würde.

"Was auch echt gut so ist, denn dann haben wir immer was leckeres zu essen", fügte ich noch hinzu und lachte einmal auf. Was ein Glück das es so viele verschiedene Wesen mit unterschiedlichen Ideen und Neigungen gab. Dann musste so jemand wie ich oder Shin nichts machen, was wir nicht wollten. Zumindest war das die Idee, die ich gerade dafür im Kopf hatte.
Ich stimmte Shin mit einem leisen Geräusch zu und nickte nachdenklich, als es noch einmal um das salzige Meerwasser ging, aber ich sagte nun nichts mehr dazu und machte mir noch noch ein paar Gedanken darüber. Aber es war ja auch irgendwie normal, wenn es für mich nicht so salzig war wie für Andere, die nichts im Meer verloren hatten. Dafür konnte ich ja beispielsweise nicht lange an heißen Orten ohne Wasser aushalten. Meine Schuppen fanden das überhaupt gar nicht gut und ich auch nicht, während Shin damit bestimmt weniger Probleme hatte. Er war ja immerhin ein Karon.
Wir liefen los und ich beförderte das Papier ebenfalls in den Abfalleimer, als wir daran vorbei kamen und uns schließlich auf den Weg machten, noch ein wenig am Wasser entlang zu schlendern. "Hm, ich weiß nicht", sagte ich leise und sah mich noch einmal um. Ich hatte sie nicht wieder entdeckt, aber auch ich hatte, wie Shin, eher das Gefühl, dass das vielleicht auch besser so war. "Sie hat auf mich wirklich nicht den Eindruck gemacht als würde sie es bei den Menschen mögen", sagte ich leise und runzelte die Stirn. Gesagt hatte sie es ja auch...also hatte sie es sich dann vielleicht anders überlegt und war weiter gezogen...

Ich hätte Ryus Gedanken natürlich enttäuschen müssen, denn es gab einfach so viele Leute, die nicht das machten, was sie wollten, sondern mussten, obwohl sie eigentlich keinen Spaß dabei hatten oder gar dazu gezwungen wurden. Könnte jeder das tun, was er am besten konnte, gäbe es keine Armen und Bettler und ... überhaupt weniger Kriminalität und mehr Fairness. Aber hätte ich seine Gedanken gekannt, hätte ich es wohl nicht angesprochen. Er würde wohl früher oder später mehr Erfahrungen damit sammeln, und gerade hätte ich seine gute Laune nicht dämpfen und ein ernstes Gespräch mit ihm führen wollen.
"Stimmt", pflichtete ich ihm stattdessen nur noch mit einem Lächeln bei. Mir waren die süßen getrockneten Früchte wieder eingefallen, die jetzt - anders als Salzwasser oder salzige Algen - nach unseren Fischbrötchen echt ein guter Nachtisch gewesen wären, doch ich hatte sie in unserem Zimmer zurückgelassen und ärgerte mich nun etwas darüber.
"Hast recht..." Unwillkürlich folgte ich Ryus Blick, als würde er gerade schauen, ob Velkhana sich hier irgendwo in der Nähe aufhielt. "Vielleicht wäre sie ganz praktisch gewesen, um schnell nach Lasaliel zu kommen. Sie hätte uns bestimmt beide tragen können...", sinnierte ich grinsend. Aber ich fand es gar nicht schlimm. Mit dem Luftschiff zu fahren und zu fliegen, war schon ein Erlebnis für sich, das Ryu sicher nicht verpassen wollte. Okay, auf einem Drachen zu reiten, war auch nicht schlecht, aber... Na ja, egal.
Während wir noch ein Stück am Kai und am Hafen entlanggingen, unterhielten wir uns oder gingen auch mal einen Moment lang schweigend nebeneinander her. Wobei wir gemütlich unterwegs waren. Ryu musste sich ans Laufen wohl echt erst wieder mehr gewöhnen. In Anan konnte er nicht schweben. Ich hoffte, dass er dann nicht immer nach ein paar Meterchen schlappmachen würde...
"Oh, ich glaube, von hier wird morgen unser Schiff ablegen", stellte ich fest, nachdem sich meine Aufmerksamkeit wieder etwas mehr auf unsere Position gelegt hatte, spitzte die Ohren und schaute mich noch einmal um. "Ist ja wirklich nicht sehr weit."

Im Gegensatz zu Shin machte ich mir gerade ausnahmsweise einmal keine Gedanken um etwas anderes zu essen. Das hätte anders ausgesehen, hätte er mich an die Trockenfrüchte erinnert, die in dem Hotel zurück geblieben waren. Lust auf die hätte ich jetzt nämlich auch ganz sicher gehabt.
Ich kicherte leise und warf Shin einen Blick zu. "Stimmt. Auf einem Drachenrücken kommt man immer ans Ziel. Das sagt man doch zumindest so, oder?" Es war zumindest ein Spruch, den ich schon öfter gehört hatte. Man konnte ihn vielleicht als eine Art Redewendung bezeichnen.
"Aber dann würde ich nicht wissen, wie es ist, mit dem Luftschiff zu reisen", fügte ich schließlich noch nachdenklich an und neigte den Kopf. Und außerdem war ich ja schon vorher zu dem Entschluss gekommen, das es so doch besser war und Velkhana sich nicht durch die Menschen gestört fühlte. Im Gegenzug musste auch niemand einen nicht ganz so gut gelaunten Drachen befürchten.
Wir liefen weiter direkt am Wasser entlang und ich kam nicht noch einmal in Versuchung, wieder zu schweben, auch wenn mir die Füße mittlerweile wieder ganz gut weh taten. Ich war auch deutlich langsamer als Shin unterwegs, aber es funktionierte immerhin doch wieder ganz gut und ich musste nicht bei fast null beginnen. Wenn ich ein bisschen mehr Übung hatte, würde ich ganz sicher wieder lange Strecken gehen können.
Wir erreichten schließlich eine Stelle, an dessen Wasser nicht ganz so viele Häuser standen und eine große hölzerne Plattform in das Meer hinein ragte. Es war ganz offensichtlich eine Landestelle. "Oooh, die ist aber riesig!", sagte ich mit großen Augen und betrachtete sie. Ich hatte ja schon einmal ein Luftschiff gesehen, doch es war so viel los gewesen, das ich gar nicht gesehen hatte wie groß der Landeplatz wirklich war. "Ich bin wirklich gespannt, wie es sein wird, zu fliegen." Das klang vielleicht ein bisschen merkwürdig, weil ich ja auch schweben konnte...aber das war doch schon etwas anderes für mich.

"Sagt man das?", wiederholte ich fragend Ryus fragend beendeten Satz und drehte nachdenklich die Ohren zur Seite. Ich hatte den Spruch noch nicht gehört, aber konnte gut sein, dass man das bei ihm zu Hause sagte oder ... dass es vielleicht tatsächlich den Leuten geläufig war. Mir nicht so. "Ja, du verpasst entweder das eine oder das andere", gab ich anschließend noch zu und nickte langsam. Ich war schon mit Ryu geflogen und auf einem Luftschiff, kannte also mehr oder weniger beides. Aber auf einem Drachen mit Flügeln hatte ich noch nie gesessen. Das fühlte sich sicher anders an als Ryus Schweben mit diesen Wellenbewegungen seines langen schlangenartigen Körpers.
Wir waren langsam unterwegs, da Ryu auf seinen Füßen nicht so schnell laufen konnte. Doch mich störte das gerade nicht und ich passte mich seinem Tempo an. Wenn wir es mal eilig hatten, würde er jedenfalls besser schweben - und wir befänden uns dann besser am Wasser. Aber vielleicht kam er auch schnell wieder gut klar. Er hatte es ja zwischendurch ganz gut gekonnt. Mein Blick fiel einmal auf seine Füße und seine Knöchel. Seine Beinmuskulatur würde das schon packen, oder? Muskeln bauten sich schnell auf, wenn sie ständig benutzt wurden. Und man gutes Essen dazu hatte. Und da Ryu ein richtiger Fisch"fresser" war, bekam er ja auch genug Energie und so weiter dafür.
Ich blieb stehen und schob meine Hände tiefer in die Ärmel der anderen Seite, den Blick und die Ohren auf die Landestelle gerichtet. Ich war schon lange nicht mehr mit dem Luftschiff unterwegs gewesen. So richtig vermisst hatte ich es auch nicht, aber ich war damit komischerweise sehr viel lieber unterwegs als auf einem normalen Schiff. Obwohl man genauso abstürzen konnte und sterben würde - im Wasser oder bei viel "Glück" über einer Insel - wie wenn man auf See mit dem normalen Schiff unterging. Vielleicht, weil es in der Luft keine riesigen Wellen gab, von denen mir schlecht werden konnte. Wind war mir lieber als Seegang.
"Ich finde es ganz nett", sagte ich und warf Ryu einen Blick zu. "Außer bei Sturm und Regen." Und dabei verzog ich ein bisschen das Gesicht. "Ich hoffe, wir haben gutes Wetter, dann ist es wirklich ein Erlebnis. Vor allem, wenn man immer weiter in die Luft aufsteigt." Ich wandte mich etwas zu ihm. "Wie hoch über dem Wasser kannst du eigentlich schweben?", fragte ich ihn. Das war mir gerade mal eingefallen. Hatte ich noch nie gefragt.

"Hjaah?", sagte ich langsam und noch immer etwas nachdenklich, weil ich mir ja selbst nicht so sicher war, wie oft ich diese Redewendung schon gehört hatte. Vielleicht sagte man das auch nur bei mir Zuhause im Umfeld um höflich zu wirken... "Naja zumindest trifft das vielleicht auf Drachen zu, die Flügel haben? Ich...habe ja keine..." Und als Shin und ich vor diesen Wesen aus dem Wald auf Jualen geflohen waren, waren wir auch nicht wirklich an ein Ziel gekommen. Ich erinnerte mich zumindest nicht daran, das wir da wirklich in Sicherheit gewesen waren.
Es war aber auch schon sehr lange her und ich wollte auch nicht unbedingt daran zurück denken, weswegen ich unwillkürlich den Kopf schüttelte und die Gedanken und Erinnerungen vertrieb. Das alles...war einfach viel zu schrecklich gewesen.
Ich nickte noch einmal als Shin sagte, dass ich schon etwas verpassen würde. Es war schon gut so, mit dem Luftschiff zu reisen, fand ich und er sagte dann ja auch dass es ganz nett war. "Ja, bei einem Unwetter ruckelt es so ein Luftschiff bestimmt ordentlich durch." Ich lachte, weil die Vorstellung mir keine Angst machte. Vielleicht, weil ich bei Regen ja einfach schweben konnte oder weil ich noch nie mit einem Luftschiff in einem Unwetter gewesen war. Wahrscheinlich würde ich, sollte es einmal dazu kommen, auch nicht mehr so darüber lachen. "Momentan fühlt es sich ja schon so an, als würde es so schön bleiben wie heute." Es waren kaum Wolken am Himmel und der Wind war nur eine leichte, schöne Brise. Ja, morgen würde es ganz bestimmt auch so sein. Das musste es, denn ich wollte ja runter aufs Meer schauen!
Shin stellte anschließend schon wieder eine von den Fragen, über die ich mir noch nie so wirklich Gedanken gemacht hatte und dessen Antwort ich selbst gar nicht so richtig kannte. "Hmm, gute Frage...", sagte ich nachdenklich und schwebte direkt drauf los, weil ich für die Antwort selbst schauen musste, wie weit ich kam.
Am Ende waren es vielleicht zehn Meter oder elf, die ich oberhalb der Landeplattform hinauf schweben konnte bevor ich merkte, das es nicht weiter ging. Ich drehte mich um und sah auf Shin hinab. Ui, naja, ein Stückchen war das ja schon. "Mehr geht gerade nicht. Wenn es regnet, kann ich das vieeel besser." Hatte ich das Shin schon einmal erzählt?

"Ach was, mit dir kommt man doch bestimmt auch immer an", meinte ich leichtfertig und zwinkerte Ryukyu zu. Ohne eingebildet klingen zu wollen, waren wir bisher zwar wohl eher wegen mir statt ihm immer irgendwo angekommen, aber dann wiederum war er in seiner Drachengestalt sehr groß und hatte auch viel Kraft. Er hatte mich außerdem nicht erst einmal getragen und war bei mir geblieben, als es mir nicht gut gegangen war, und deshalb stimmte es dann schon auch, dass man dank ihm ankam. Meine eigenen Gedanken machten mich etwas nachdenklich und mein Lächeln wurde schwächer, aber ich sagte nichts mehr dazu.
Na, Ryu schien die Vorstellung eines Unwetters auf dem Luftschiff ja nicht so zu schocken. Aber ich sagte mal lieber nicht, dass er sicher anderer Ansicht wäre, wenn er es erleben würde, denn ich wollte es auch nicht heraufbeschwören. "Ich für meinen Teil hoffe das sehr", pflichtete ich ihm nickend bei, als er meinte, dass es sich nicht so anfühlte, als würde das Wetter umschwingen. Heute war es schön gewesen, nicht sehr windig, nicht zu heiß, aber sonnig. Oben in der Luft würde es kühler sein, aber wenn es ansonsten so war wie heute, war es eigentlich das perfekte Reisewetter für ein Luftschiff. Ja, ich freute mich tatsächlich irgendwie darauf. Es war schon ein Erlebnis.
Meine Frage schien Ryu nicht einfach so beantworten zu können. Ich fand es interessant, dass er sich über so etwas scheinbar gar keine Gedanken machte. Dann wiederum war er normalerweise ja eher direkt über dem Boden, im oder über dem Wasser unterwegs, sodass es auch nicht interessant herauszufinden für ihn war. Nur, dass er bei Regen besser schweben konnte, das wusste er und sagte es auch, nachdem er einmal in die Luft hinauf geschwebt war. Das hatte er mal erzählt. Ich hatte ihm aufmerksam dabei zugesehen, wie er in die Luft hinaufstieg. Von Ferne beobachteten ihn auch ein paar Leute, die noch unterwegs waren oder vielleicht hier im Hafen noch arbeiteten. Von unten war es nicht so leicht zu schätzen, aber ich nahm an, dass es gut zehn Meter waren, die er in die Luft hinaufschwebte.
"Hm, also würden wir mit dir nur bei Regen nach Lasaliel kommen, ohne Luftschiff", bemerkte ich und grinste schief. "Wollen wir zurückgehen?", fragte ich dann und würde mit ihm den Weg zurück zur Herber genatreten, sofern er mir zustimmte.

"Hmm, najaah", machte ich ein bisschen geschmeichelt weil Shin meinte, dass das mit mir ankommen ja auch auf mich zutraf. So ganz davon war ich nicht überzeugt, ich war mir sicher, dass das andere Drachen besser konnten...aber wenn Shin der Meinung war, war das ja schon auch so etwas wie eine Bestätigung. Er würde mich ja nicht einfach deswegen anlügen.
Ich bemerkte nicht dass einige Leute zu mir oder zu uns sahen oder dachte mir zumindest nichts dabei. Meine Augen und Ohren waren auf Shin gerichtet. "Ja genau!", pflichtete ich ihm bei und lachte, wobei mein Drachenschwanz unter mir hin und her pendelte. Es war vielleicht so etwas wie ein Handicap gegenüber Drachen, die noch echte Flügel besaßen und einfach so fliegen konnten, aber dafür konnte ich eben gut schwimmen und ein bisschen schweben. Und weil das für mich schon ein wenig wie fliegen war, hatte ich bisher auch noch nie Flügel vermisst.
"Ja, können wir gerne machen", sagte ich und kam wieder zu ihm hinunter geschwebt, wobei ich diesmal einen Looping umschrieb und mich streckte. Unten angekommen verschränkte ich die beine erst wieder zu einem Schneidersitz, so wie ich eben normalerweise gerne knapp über dem Boden schwebte, streckte dann aber die Beine und landete wieder. Nein, ich wollte nicht schummeln und den Weg zurück schweben, sondern ganz artig laufen. Auch wenn meine Fußsohlen mittlerweile schon ein wenig brannten und ich froh war, wenn wir wieder bei unserer Unterkunft ankommen würden.

(Wenn du magst, können wir auch einen größeren Sprung mit den Beiden machen und den Abend etwas zusammen fassen, damit es weiter geht? Ich kann das gerne machen, wenn ich wieder zurück bin oder du machst wenn du willst :3)

(alles gut, das krieg ich hin xD)

Ich nickte noch einmal leicht, als Ryu mir zustimmte und wir uns wieder in die Richtung gewandt hatten, die uns zurück zu der Herberge führen würde. Unsere Unterhaltung hatte mich mal wieder ein wenig nachdenklich gestimmt, aber nicht auf negative Weise oder dergleichen. Wir unterhielten uns auf dem Weg zurück ein bisschen, schwiegen aber auch, und so lange dauerte es ja auch gar nicht, bis wir wieder ankamen und uns in unser Zimmer zurückziehen konnten.
Es herrschte eine angenehme Temperatur, aber ich öffnete trotzdem das eine Fenster, damit noch ein wenig frische Luft hereinkommen konnte. Dann packte ich die getrockneten Früchte aus, auf die ich eben nach dem Fischbrötchen schon so Lust gehabt hatte, entfaltete das große Blatt, in das sie eingewickelt waren, auf dem Bett, sodass die Leckereien darauf lagen, und bot Ryu an, sich ebenfalls daran zu bedienen. Es war genug für uns beide da. Den Kumquat hatte man sogar mit Zucker überzogen, sodass er etwas herb, fruchtig und süß gleichzeitig schmeckte.
Langsam wurde es dunkel, und da wir am nächsten Tag früh aufstehen mussten, schlug ich vor, dass Ryu und ich uns ebenfalls so langsam auf den Weg ins Bett machen sollten. Frisch gebadet waren wir ja, sodass wir anschließend nicht mehr wirklich viel erledigen mussten, bevor wir uns hinlegen konnten. Müde fühlte ich mich dann allerdings nicht mehr so wirklich, obwohl der Tag vollgestopft und wir viel unterwegs gewesen waren. Ich war es gewöhnt, viel auf den Beinen zu sein, deshalb steckte ich es gut weg. Es verging also noch ein wenig Zeit und Ryu war vermutlich schon eingeschlafen, ehe auch ich langsam ins Reich des Schlafs hinüberglitt.

(:3)

Shin und ich hatten uns nicht wirklich weit von unserer Unterkunft entfernt, weswegen es dann auch nicht mehr lange dauerte, bis wir wieder zurück und auf unserem Zimmer waren, wo Shin diese Trockenfrüchte auspackte und wir noch ein bisschen was Essen und uns unterhalten konnten. Wir redeten dabei über nichts bestimmtes und meine Fragen drehten sich hauptsächtlich um das Herstellen von Trockenobst, weil ich es interessant fand, dass die Früchte nicht einfach verdarben, so wie ich es eben hauptsächlich gewohnt war und mir nicht wirklich bewusst gewesen war, dass es verschiedene Methoden gab, um Früchte haltbarer zu machen. Wenn ein Apfel auf dem Boden lag, dann wurde er braun und schimmelte oder roch nicht mehr gut und genauso war es mit vielen anderen Obstsorten, die ich schon gegessen hatte. Aber das Trockenosbt war schon sehr lange nicht mehr an einem Baum oder Busch und verdarb nicht.
Ein bisschen anders als frisches Obst schmeckte es aber trotzdem und mir schmeckte auch nicht alles. Manches hatte so einen seltsamen Nachgeschmack...
Schließlich war die Sonne untergegangen und es wurde Zeit, ins Bett zu gehen. Ich war mittlerweile schon recht müde, weswegen es nicht lange dauerte, bis ich eingeschlafen war, sobald ich mich hingelegt hatte.
Dafür war ich aber auch schon direkt mit dem ersten Sonnenstrahl wach. Ich wühlte mich unter der Bettdecke hervor, unter der ich mich zusammen gerollt hatte, gähnte und schob meine Haarsträhnen aus dem Gesicht, damit ich dem mit einem Vorhang bedeckten Fenster einen Blick zuwerfen konnte. Mein Herz klopfte aufgeregt. Jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis wir mit dem Luftschiff fliegen würden!
Auch wenn ich ein bisschen zappelig und nervös war, blieb ich ruhig liegen, damit ich Shin nicht noch aus Versehen weckte....falls er überhaupt noch schlief.
Ich drehte mich langsam und so leise es ging und warf ihm einen Blick zu.

Scheinbar beschäftigte Ryus Frage nach der Herstellung von Trockenfrüchten mich irgendwie oder mein Hirn wollte sich mit nichts Ernsterem beschäftigen, denn ich träumte in der Nacht irgendetwas darüber. Dass wir zusammen irgendwo waren, wo größere Mengen von diesem Obst hergestellt wurden, und uns das alles ansahen - auch wenn einiges davon sicherlich nicht stimmte oder so gemacht wurde.
Ich war in der Nacht ein, zweimal wach. Beim zweiten Mal stand ich leise auf, um das Fenster zu schließen, weil es etwas kühl hier drinnen wurde. Ansonsten schlief ich gut und erholsam, und da eine Reise mit dem Luftschiff für mich nichts Neues war, war ich auch nicht aufgeregt oder nervös vor dem Kommenden.
Ich hatte mich unter der Decke zusammengerollt und die Schwänze ein wenig über mir drapiert, als draußen der Tag anbrach. Ryu war vor mir wach, aber da die Sonne früh aufging, bedeutete es zum Glück nicht, dass wir spät dran wären oder so. Außerdem weckte meine innere Uhr mich ja auch nicht sehr viel später ebenfalls, sodass ich die Augen aufschlug und einmal tief ausatmete, um langsam wachzuwerden.
Ich hatte Ryu den Rücken zugedreht, sodass ich nicht gleich sah, dass er wach war. Doch das war dann nicht schwer zu erkennen, als ich mich auf den Rücken und den Kopf zu ihm drehte, da er mich anschaute. Ich schmunzelte. "Na, gut geschlafen?", fragte ich ihn und setzte mich dann auch gleich schon auf. Ich wischte mir die etwas wirr gewordenen Haarsträhnen aus der Stirn und schob sie um die Ohren her etwas zurecht.

Ich überlegte gerade, ob Shin mir erzählt hatte, wann das Luftschiff genau startete und ob ich mir Sorgen machen musste, ob wir es verpassten als Shin sich regte und meine Aufmerksamkeit wieder in seine Richtung ging. Meine Ohren spitzten sich und drehten sich in seine Richtung als die Decke leise raschelte und der Kitsune sich umdrehte. Ich erwiderte sein Lächeln sofort. "Jap!", machte ich und setzte mich mit einem Ruck auf, noch bevor Shin das Selbe tat. Die letzten Minuten, in denen ich ruhig hatte liegen müssen, hatten dafür gesorgt, das ich nur noch aufgeregter wurde, aber jetzt musste ich wenigstens nicht mehr leise sein und befürchten, Shin zu wecken. "Wann müssen wir denn los? Müssen wir vorher noch etwas erledigen?" Ich stockte und schob die Decke ein wenig zurecht, wobei ich den Blick senkte, weil ich gerade selbst bemerkte, dass ich ihn noch gar nicht begrüßt hatte und ihn direkt mit Fragen bombardierte. "Entschuldigung...guten Morgen, Shin. Hast du auch gut geschlafen?" Ich hob den Blick wieder an und lächelte ihm ins Gesicht.

Meine Ohren spitzten sich, weil Ryu mir mit Elan meine Frage bejahte und sich dabei aufsetzte. Er wirkte sehr motiviert auf mich und fragte auch gleich schon weiter. Ich musste lächeln, weil das irgendwie typisch er war - auch wenn er mich dadurch manchmal an ein kleines anstrengendes Kind erinnerte, doch bisher war er mir noch nicht so sehr auf den Keks gegangen, dass ich darüber die Augen verdreht hätte.
Es schien ihm selbst aufzufallen, dass er mit der Tür ins Haus fiel. Er stockte nun nämlich und entschuldigte sich, ehe er mich begrüßte und mich fragte, wie ich geschlafen hatte. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich fand es aber eigentlich auch gar nicht schlimm, dass er mich nicht gefragt hatte. Es war mir gar nicht wirklich aufgefallen, ehrlich gesagt.
Meine Ohren drehten sich entspannt zu den Seiten. "Ja, ich hab auch ganz gut geschlafen", sagte ich und schob die Decke weiter von mir, sodass ich die Beine aus dem Bett schieben und nach meinem Gewand greifen konnte, um es mir über den Oberkörper zu streifen. Die Hose hatte ich angelassen.
"Erledigen müssen wir nichts mehr und ich glaube, wir haben noch genug Zeit, um was zu essen, bevor wir zum Anleger müssen." Der Herbergsvater hatte dazu ja was gesagt. Vielleicht wäre er sogar nett genug gewesen, uns zu wecken, falls wir spät dran waren, aber sicher war ich nicht. Ich erinnerte mich nicht mehr genau daran, wie das letzte Mal hier gewesen war, und dass ich mal verschlafen hatte, war echt schon ewig her.

Ich lächelte breit als Shin sagte, dass er gut geschlafen hatte. Jetzt, wo wir beide ausgeruht waren und in den Tag starten konnten, konnte es ja nur ein guter Flug nach Lasaliel werden! Vielleicht konnten wir ja vorher noch etwas essen, denn mein Magen knurrte schon wieder. Aber das sagte ich nicht laut.
Ich beobachtete, wie Shin sich aufsetzte und sich sein Gewand über streifte. Ich selbst trug das blaue Gewand auch wenn ich schlief. Ich kam nie auf die Idee, es auszuziehen, zumindest nicht beim Schlafen oder wenn Shin und ich draußen unterwegs waren. Vielleicht, weil das Gewand ebenfalls so etwas wie ein Teil von mir war und es sich für mich nicht wie ein Kleidungsstück anfühlte.
"Oh ja! Was essen bevor es los geht, wäre gut." Als hätte Shin meine Gedanken gelesen.
Ich schlug die Decke nun ebenfalls zurück und stand auf, richtete mein Gewand und meine Haare, die mir wie immer wild im Gesicht und vor den Hörnern herum hingen und trat an an das Fenster, um den Vorhang zurück zu ziehen. Draußen schien die Sonne und am Himmel hingen nur ein paar Wolken. Das war ganz sicher gutes Wetter, um mit dem Luftschiff in den Himmel zu steigen!

Ich schmunzelte leicht. Ohne Essen in den Tag zu starten, konnte ich mir bei Ryu irgendwie auch nicht vorstellen. In seiner menschlichen Gestalt war eigentlich echt nicht viel an ihm dran, aber essen konnte er wie ein Scheunendrescher, das kannte ich ja schon. Wenn man wusste, dass er eigentlich ein Drache war, wunderte es einen dann auch nicht mehr so sehr.
Es kam mir so vor, als würde ich in seiner Gegenwart auch irgendwie dauernd essen - aber das lag vermutlich daran, dass er einfach dafür sorgte, dass ich regelmäßig aß, weil er Hunger bekam oder ich daran dachte, dass er vielleicht etwas brauchte. Normalerweise war ich eher ein sparsamer Esser oder ließ auch mal Mahlzeiten ausfallen. Einfach aus dem Grund, dass ich ja auch viel unterwegs war.
"Na dann...", sagte ich und stand auf. Ich streckte mich einmal, während Ryu am Fenster stand und nach draußen sah. An ihm vorbei erkannte ich, dass das Wetter sich immer noch hielt und es nach guten Start- und Flugbedingungen aussah. Allerdings waren es bis Lasaliel ja nicht nur zehn Meilen, sodass mir klar war, dass es nach zwei oder drei Stunden Flug schon ganz anders aussehen konnte. Allerdings schob ich diese Gedanken wie am Abend zuvor schon schnell wieder weg, weil ich es ja wirklich nicht beschwören wollte. "Meine Sachen hab ich alle beisammen, theoretisch können wir schon runtergehen. Vergiss deine Tasche nicht." Wäre blöd, wenn er das Ding jetzt liegen ließe. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er sich erst wieder dran gewöhnen musste, Gepäck bei sich zu haben. So wie ans Laufen mit den Menschenbeinen.
Ich trat zur Tür, sobald er soweit war. Den Schlüssel ließ ich von außen stecken, da wir ja nicht noch mal zurückkehren würden, und trat den Weg nach unten an. Es roch schon ziemlich gut, und ich bekam gerade ziemlich Lust auf Rührei und geröstetes Brot, weil es nach ersterem duftete.

(Irgendwann ist Shin dann eine dicke fette flauschige Kugel ^w^)

Naja, vielleicht war es aber auch gar nicht so schwer, zu wissen, dass ich gerne Frühstück hatte, denn ich hatte ja bekanntlich immer Hunger! Deswegen blieb ich auch nicht länger am Fenster stehen als Shin aufgestanden war und nach unten gehen wollte, sondern folgte ihm, blieb aber noch einmal stehen, als er mich an die Tasche erinnerte, die ich tatsächlich jetzt einfach neben dem Bett hätte liegen lassen, wenn er nichts gesagt hätte. "Oh, stimmt ja..." Ich trat noch einmal um das Bett herum, um die Tasche aufzuheben und hängte mir den Riemen um die Schulter. Es wäre ziemlich doof wenn ich sie vergessen würde und ich blickte Shin ein klein wenig schuldbewusst an als ich zu ihm zurück trat. Es war ja immerhin sein Geld gewesen, das er für sie bezahlt hatte und wenn ich sie jetzt einfach vergaß...was, wenn ich sie irgendwo liegen ließ wenn schon etwas dort drin war?! Ich musste wirklich versuchen, an sie zu denken. Vielleicht war es besser, wenn ich sie fürs Erste einfach immer bei mir trug, damit ich mich daran gewöhnte, jetzt auch ein Gepäckstück zu haben.
Ich folgte Shin aus dem Raum und in den Aufenthaltsraum, aus dem schon ein köstlicher Geruch in meine Nase geweht kam. Ich entdeckte auch gleich, das diese Gerüche zum Einen von einem Tisch kamen, auf dem verschiedene Töpfe mit leckerem Inhalt und Brot und viele andere Leckereien standen und zum Anderen von der Küche, wo irgendetwas gebraten wurde.
Neben uns beiden saßen noch zwei Zweibeiner an einem Tisch und waren schon dabei, zu essen. Die Frau sah mich etwas irritiert an und ich sah schnell weg als ich bemerkte, das ich vielleicht ein wenig zu sehr auf ihren Teller mit Ei starrte. Mein Magen grummelte laut. "Sollen wir uns irgendwo hinsetzen?", fragte ich Shin leise. Genug leere Tische gab es ja, aber manchmal war es ja auch so, das man warten musste, bis jemand kam, der einem einen Tisch zeigte, an dem man sich setzen durfte. Manchmal waren die Menschen schon seltsam.

(Und Ryu bleibt gertenschlank xD)

Natürlich bemerkte ich Ryus schuldbewussten Blick, als er zu mir kam, nachdem er nun auch die Tasche an sich genommen hatte. Deshalb fiel mein Lächeln auch ein wenig schmal aus, und ich kniff die Augen leicht zusammen, auch wenn ich nicht direkt sauer auf ihn wäre oder so. Aber die Tasche wäre auch nicht das erste, wofür ich Geld für ihn aus dem Fenster schmiss, wenn er sie verlor. Ich dachte da nur an die Sandalen. Dabei würde er auf kurz oder lang sicher auch wieder Schuhe brauchen, wenn er viel seine menschlichen Füße benutzte. Sie schützten und hielten sauber. Und man konnte besser laufen, fand ich. Wenn es gute Schuhe waren, entlasteten sie.
Ich ließ die Tür offen, nahm aber den Schlüssel mit. Unten war an einem Tisch bereits ein Buffet aufgebaut und bei den leckeren Gerüchen bekam ich nun auch Appetit. Bei Ryus Frage nickte ich. "Entweder das, oder du nimmst dir gleich einen Teller, tust dir auf und suchst uns dann einen Platz. Ich glaube, das ist egal. Wir haben bezahlt und bekommen Frühstück. Vielleicht kommt gleich noch jemand, um etwas zu trinken zu bringen." Beim Buffet standen zwei Krüge, in denen vielleicht Milch und Wasser waren, aber etwas Warmes zu trinken sah ich nicht.
Ich für meinen Teil trat zum Buffet, um wenigstens schon mal zu eruieren, was es Gutes gab, auch wenn meine Nase das meiste schon identifiziert hatte.

(...Ja. Wahrscheinlich xD)

Meien Ohren zuckten und richteten sich aufmerksam auf Shin, als der verkündete, das ich es eigentlich so machen konnte, wie ich wollte. "Oh, okay..." Ich lächelte und warf natürlich direkt dem Buffet einen Blick zu, fand die Tasche aber ein bisschen störend, wenn ich mir vorstellte, sie zu tragen und dann noch etwas zu Essen zu holen. So ganz sicher fühlte ich mich auf meinen Beinen eben doch noch nicht, auch wenn es eher so eine Kopfsache war. Ich wollte nicht stolpern und am Ende noch etwas auf den Boden werfen.
Deswegen ging ich nicht direkt zum Buffet, sondern trat an einen der freien Tische, direkt an einem Fenster, durch das man einen tollen Blick auf das Meer hatte und legte die Tasche auf dem Stuhl ab, bevor ich dann zu dem aufgebauten Buffet trat und die nächsten Minute damit verbrachte, zu schauen, was es denn alles gab. Es war eine riesige Auswahl: Da waren Hühnereier, die kannte und mochte ich, es gab natürlich Brot und andere Gebäckstücke, Käse und viel verschiedene Wurst. Die Früchte und das Gemüse interessierten mich hingegen weniger, weswegen, als ich mir dann schließlich einen Teller nahm, ich mich an dem Fleisch bediente. Es gab auch warmes Fleisch aus einer Pfanne.
Als ich zurück zum Tisch kam, hatte ich einen kleinen Berg aus Rührei, kleinen Würstchen, einer dicken Scheibe Salami, gebratenen und rohen Schinken, Käse und eine Scheibe Brot auf dem Teller liegen, mit dem ich mich setzte. Eine Frau beobachtete mich dabei und schien ganz entsetzte ob meiner Essensauswahl. Vielleicht lag es daran, das auf ihrem Teller außer Gemüse nichts anderes lag und sie generell sehr dünn war.
Auch wenn mein Magen knurrte, wartete ich darauf, das Shin auch begann zu essen. "Guten Appetit", sagte ich mit einem breiten Lächeln und griff nach Messer und Gabel.

(na ja, flauschige Kugel klingt für Shin ja auch nicht schlecht... xD)

Die Herberge hatte wirklich ein ziemlich ordentliches Frühstücksbuffet auf die Beine gestellt. Ich erinnerte mich daran, dass ich darüber beim letzten Mal schon gestaunt hatte. Aber das Gasthaus stand direkt am Wasser und war deshalb und wegen der Nähe zu den Passagierschiffen sicher auch beliebt. Es lohnte sich also, in die Zufriedenheit der Gäste zu investieren. Mein füchsisches Allesfresser-Herz hatten sie auf jeden Fall erobert, vor allem mit der Auswahl an Fleisch, das ich dann doch noch etwas lieber aß als Fisch.
Während Ryu erst seine Tasche auf einem Stuhl an einem Tisch am Fenster drapierte, umrundete ich das Buffet und schnappte mir dann einen Teller, den ich sorgfältig mit ein wenig hiervon und davon befüllte. Es landete nicht nur Wurst darauf, sondern auch ein wenig Gemüse und ich füllte ein Schälchen mit Früchten bzw. Fruchtstücken. Ja, ausgewogen und gesund würde man es nennen, auch wenn der Eiweißanteil dann doch auch bei mir ein wenig überwog.
Ryu war schneller als ich und meine Schritte verlangsamten sich etwas, als ich mich unserem Tisch näherte und den Haufen auf seinem Teller sah. Meine Ohren spitzten sich und ich musste ein Grinsen und ein Schnauben zurückhalten. Das ... war so typisch für ihn und seinen Hunger... Die Frau am Nachbartisch wusste das natürlich nicht und wirkte eher entgeistert, um nicht zu sagen etwas angewidert, aber ich ignorierte sie und setzte mich zu meinem Wasserdrachenfreund.
"Guten Appetit", wünschte auch ich ihm und begann zu essen.
Es dauerte nicht lange, bis ein junges Mädchen, vielleicht die erwachsene Tochter des Herbergsvaters, zu uns kam und uns fragte, ob wir etwas Warmes trinken wollten. Ich bestellte mir einen Tee und sah ihr nach, als sie nach unserer Bestellung davoneilte. Sie war hübsch und trug einen langen blauen Rock, dessen Saum um ihre Knöchel strich. Ihre Haut war von der Sonne und vom Meer gebräunt. Vielerorts galt immer noch, je blasser die Haut einer Frau, desto vornehmer, aber ich fand ein wenig Farbe eigentlich ganz nett, und außerdem erinnerte es mich an Brianna. Was sie wohl gerade machte? Ich hatte sie schon ein paar Tage vor meiner Abreise von Kjubika nicht mehr gesehen.

(Auf jeden Fall kommt er dann gut durch den Winter xD)

Ich lächelte Shin breit an als er meinen "guten Appetit" erwiderte und zögerte dann auch gar nicht mehr, die Gabel in die erste Wurst zu versenken. Es war schon etwas länger her seit ich zuletzt Essensbesteck benutzt hatte, aber mit Messer und Gabel zu essen war dann doch ein bisschen einfacher für mich als mit diesen Essstäbchen, weswegen die Art und Weise, wie ich aß, vielleicht etwas unbeholfen aussah und ich es mir komplizierter machte als es sein musste, aber ich verhungerte nicht beim Essen und war dann auch ganz zufrieden. Außerdem hatte ich genug Zeit, um es wieder zu lernen, denn nachdem ich den Teller leer gegessen hatte, stand ich noch zwei weitere Male auf, um mir noch einen Nachschlag zu holen...bis mir dann doch der ein oder andere Blick auffiel und ich auf die Idee kam, wie egoistisch es von mir war, so viel zu essen wo wir ja doch nicht die einzigen waren, die von dem leckeren Buffet aßen. Das in meinen Magen auch mehr hinein passte als in einen Menschenmagen wusste ich ja auch, deswegen hörte ich dann nach dem dritten Teller auch schließlich auf und trank von dem Wasser, das ich mir von der Frau bestellt hatte, zusammen mit Shins Tee.
"Das war wirklich lecker", verkündete ich zufrieden und linste doch noch einmal zu dem Buffet. Nein, es war gut jetzt, ich war auch einigermaßen satt und hatte etwas im Magen, das würde sicher bis zum Start des Luftschiffs und auch etwas länger reichen.
"Müssen wir bald los?" Ich hatte gar nicht auf die Zeit geachtet und wusste auch schon gar nicht mehr, wann das Luftschiff starten würde. Bestimmt noch früher am Morgen. Ich war schon ganz aufgeregt!