Sonnenlichtung

Zabuza beobachtete, wie das Auge auf der Stirn seiner Schwester blinzelte als diese die Stirn runzelte, sichtlich unerfreut darüber, das er meinte, dem Stein einen schicken Knacks zu verpassen. "Ja", beantwortete er ihre einfache Frage mit einer einfachen Antwort und ohne mit der Wimper zu zucken. Dafür tat er so, als hätte er das, was sie über den Apfel sagte, nicht gehört. Ein wenig Hunger hatte er tatsächlich, immerhin war er heute Morgen schon früh raus und ohne Frühstück in den Wald gestiefelt...aber das war ja immerhin nicht der Grund gewesen, weswegen er den Riss in den Stein geschlagen hatte. Er wollte seiner Schwester also nicht die Genugtuung geben, ihn viel zu gut zu kennen und recht damit zu haben, das so ein Apfel gerade gar nicht schlecht wäre.
"Ich weiß nicht, was du meinst." Er wandte sich halb ab und ließ den Blick über die mit Blumen bespickte Lichtung gehen, "ich wollte noch ein wenig meditieren bevor es morgen los geht...und habe mir dafür einen ruhigen Ort gesucht." Die Lüge kam ihm glatt über die Lippen. Er hatte noch ein wenig trainiert, dann eine Runde geschlafen und war schließlich zu dieser Lichtung her gekommen. Wenn man ihm im Dorf am Tag vor der Abreise nichts mehr zu tun geben wollte, musste er sich eben etwas suchen.

"Hff", schnaubte sie und gluckste dann leise, weil er ihre Frage einfach so bejahte. Trotzdem fand sie es ein bisschen schade, dass diese schöne Sitzgelegenheit unter ihr nun immer ein Makel haben würde, das zarte Hintern sicherlich auch fühlen konnten. Wenn der Riss auseinanderklaffte, wäre es außerdem sicher auch für nicht so feinfühlige Leutchens nicht mehr schön, darauf zu sitzen. Blödi. Sie seufzte und kaute auf dem saftigen Apfelstück in ihrem Mund herum.
Inori zog nun doch die Hand wieder aus dem Beutel, als Zabuza ihre Frage beantwortete und dabei sicher nicht ganz die Wahrheit sagte. Manchmal war er zwar ein Buch mit sieben Siegeln und ließ sich auch von ihr nicht hinter die Stirn schauen, aber vor so einem wichtigen Ereignis wie morgen konnte er ihr dann doch nichts vorflunkern! "Ach, Papperlapapp", meinte sie leichthin und hob die Schultern. "Morgen ist ein wichtiger Tag, du brauchst mir gar nix vormachen." Sie machte eine leichte Bewegung mit dem Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und warf ihm dann das in Wachspapier eingeschlagen Päckchen zu, das sie aus dem Beutel hervorgezogen hatte. Nicht unbedingt darauf wartend, dass er für einen Wurf bereit war, aber sie kannte ihn und wusste, dass das Ding nicht auf dem Boden, sondern in seinen Händen landen würde.
Darin eingeschlagen befand sich etwas von dem frisch gebackenen Brot, das es zum Frühstück gegeben hatte. Und dieser Happen war noch zudem mit saftiger Salami belegt. Leider nicht mit frischem rohen Fleisch, weil Inori nicht nur keins bekommen hatte, sondern sich auch weigerte, so etwas barbarisches zu transportieren. Aber bestimmt hatte ihr liebster Adoptivbrudi da viel mehr Bock drauf als auf einen Apfel, der ganz und gar fleischlos war. Also, ohne Tierfleisch. Er war nämlich ohne Fleischbeilage à la Wurm. "Guten Hunger."
Sie biss erneut kräftig in ihren Apfel hinein.

Zabuzas Augenbraue, die in ihrer Spitzhaftigkeit seinem Horn und den Spitzohren in nichts nachstand, hob sich ein winziges Stückchen empor als Inori ihren Unmut mit drei Buchstaben auszudrücken wagte. "Ich kann dir ja einen neuen Stein besorgen", erwiderte er und wandte sich ihr nun wieder zu, "...wenn wir wieder zurück sind." Vielleicht schenkte er ihr einfach einen zum Geburtstag, mit einer schönen rosa Schleife drum herum. Dann brauchte er sich immerhin nicht mehr um ein Geschenk Gedanken zu machen.
Nicht, dass das seine größte Sorge war.
Der fliegende Apfel, der von seiner Schwester aus der Tasche befördert wurde, unterbrach seine Gedanken. Er zog die linke Hand aus dem weiten Kimonoärmel und fing den Gegenstand ohne große Mühe auf, schloss die Finger darum und richtete den Blick hinab auf ihn, wobei er feststellte, dass es gar kein Apfel war. Er hob nun auch die andere Hand und befreite das weiche Etwas, das in das Wachspapier eingewickelt war, wobei ihm bereits das Wasser im Mund zusammen lief, als klar war, das es sich um das frisch gebackene Brot von Mutter handelte. Sein Magen gab schließlich ein verräterisches Knurren von sich als er auch noch das Fleisch darauf entdeckte.
Auch wenn er sich immer die größte Mühe gab, das zu essen, was ihm aufgetischt wurde und er ja auch dankbar dafür war, fehlte es ihm leider sehr sehr oft an Fleischbeilage. Das stieß bei seiner restlichen Familie nicht gerade auf Beifall...
Umso mehr rührte ihn, das Inori ihm das Stück Salami mitgebracht hatte.
"Ein Apfel hätte es auch getan", sagte er, anstatt sich einfach zu bedanken. Als würde ihm nicht schon die Magensäure über schwappen bei der Vorstellung, in das Brot zu beißen und das Magenknurren geflissentlich ignorierend, faltete er zuerst das Wachspapier in aller Ruhe zusammen und verstaute es in der weiten Tasche seines Gewands, bevor er das Brot anhob.
Er murmelte schließlich dann doch noch ein leises "Danke", bevor davon ein Stück abbiss.

Inori verdrehte nun wirklich die Augen. "Ich hab das Gefühl, du verstehst nicht ganz, worum's hier geht", merkte sie dann an und musste doch leicht dabei schmunzeln. Er machte das eh nur, um sie zu ärgern. Aber sie konnte genauso gut zurückärgern! "Du musst eindeutig noch üben, was die Auswahl von Geschenken angeht, um deiner lieben Schwester und auch anderen Damen zu gefallen!" Hehe.
Wie sie längst gewusst hatte, fing Zabuza das kleine Proviantpäckchen aus der Luft wie ein Frosch mit der Zunge eine Fliege. Neugierig und auch ein bisschen gespannt schaute sie ihm dabei zu, wie er es auspackte, und kicherte, weil sein Magen knurrte. Hatte sie sich doch gedacht, dass er das Frühstück übersprungen und seitdem nichts gegessen hatte! Warum er sich das Leben immer selbst schwerer machte als er müsste, war ihr schon seit einer Ewigkeit ein Rätsel. Oder hatte er am Morgen vor Aufregung nichts runterbekommen? Oooh, das war natürlich was anderes! Umso besser, dass sein Bauch jetzt etwas Essbares verlangte! Vielleicht, weil Zazzi sich in ihrer Nähe so wohl fühlte und sie ihn mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte, sodass er jetzt ganz entspannt was schnabulieren konnte? Bestimmt!
Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter.
"Jaja, und wenn ich dir den Apfel gegeben hätte, hättest du was anderes gesagt", behauptete sie schnückisch, aber immer noch dabei grinsend. Man tat eben, was man konnte, um die Zeit des Wartens angenehmer für ein Nervenbündel zu machen! Ihr Bruder brauchte gar nicht immer so stark tun, ihr konnte er es ja erzählen, wenn er sich Sorgen machte oder ständig darüber nachdenken musste, dass er niemanden enttäuschen wollte und so weiter. Da war es doch das Mindeste, was sie tun konnte, ihm was Leckeres zu essen zu besorgen, damit es ihm besser ging. Sie strahlte, als er sich am Ende doch noch bedankte. "Gerne~", flötete sie gutgelaunt und widmete sich wieder dem Apfel, den sie eine Million mal lieber aß als ein Stück Salami.

Hätte Inori nicht mit dem Brot und dem Belag vorgesorgt, wäre die Kabbelei eventuell noch stundenlang so weiter gegangen. Genauso wenig wie sich Zabuza ärgern ließ, tat seine Adoptivschwester es nämlich; während sie meist eher die Unbeschwerte von ihnen beiden war und Kommentare an ihrem Sonnenscheingemüt abperlten wie ein Tropfen Wasser von einer Lotusblüte, tangierten anstachelnde Kommentare das steinerne Gemüt des Oni absolut gar nicht. Die ewig gute Laune Inoris und die scheinbar ewig währende Gleichgültigkeit Zabuzas trieben ihre Eltern sicher schon ab und an zur Weißglut...auch wenn sie es sich wiederum nicht immer anmerken ließen. Man kannte sie ja.
"Garpfmipft", nuschelte er mit vollem Mund, wobei es Absicht war, das er nicht klar stellte, ob er sich auf die Geschenkesache oder den Apfel bezog. Er kaute langsam und ließ seiner Schwester den Sieg. Dafür hatte er Salami. Das war nur fair. Und sie hatte sich ja auch wirklich Mühe gegeben, denn ihr war ganz sicher nicht leicht gefallen, einzusehen, das er ein Fleischfresser war.
Und als ob es daran liegen würde, das er schlechte Geschenke verteilte dass sich keine Frau für ihn interessierte. Er...hatte einfach noch nicht die Richtige gefunden...und vielleicht tat er sich auch schwer damit, sie anzusprechen.
Und vielleicht machte er sich gerade doch mehr Gedanken um diesen Kommentar.

"Hn!", machte sie bei diesem einen Wort der Erwiderung nur und gab damit gleichermaßen nicht zu, ob sie wusste, worauf Zabuza sich bezog, oder eben nicht. Aber sie ließ ihn nun in Ruhe, machte es sich wieder etwas bequemer auf dem Felsen und summte beim Essen leise vor sich hin. Dabei patschte sie mit der einen Hand auf die freie Stelle neben sich und schaute ihn fragend und kauend an, um herauszufinden, ob er sich dort hinsetzen wollte und würde oder eben nicht.
Zufrieden mit sich, der Welt und darüber, dass das Salamibrot ihren Bruder beglücken konnte, seufzte sie und legte den Kopf etwas in den Nacken, um sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. "Wann willst du morgen aufstehen? Hast du schon gepackt?", fragte sie nach ein paar weiteren Augenblicken und hatte schon wieder vergessen, dass sie Zabuza mit dem "leckeren" Happen ja eigentlich hatte ablenken und auf andere Gedanken bringen wollen. Upsi. War aber schon zu spät und sie zog die Fragen auch nicht zurück, weil sie ja gleichzeitig auch neugierig war und herausfinden wollte, wie es ihm wirklich ging. Also, wirklich wirklich. Sie schmulte verstohlen zu ihm hinüber und knabberte weiter am Apfel. Über den Rest davon würden sich bestimmt die Waldbewohner in der Nähe freuen. Ob sie ihn den Insekten am Boden anbieten sollte? Oder doch den Nagern? In dieser Jahreszeit freuten sich bestimmt alle über ein Stück frische Frucht, die es eigentlich erst in ein paar Monaten wieder geben würde.

Vielleicht hatten Frauen auch einfach etwas gegen das Horn, das ihm auf der Stirn prangte.
Hatte er soeben erst für sich beschlossen, seine Schwester vorerst zu ignorieren, während er am Essen war, rutschte sein Blick dann doch noch einmal hinab auf sie, als er das leise patschende Geräusch hörte, das von ihrer Hand herrührte, die auf den flachen Stein traf. Dem fragenden Blick nach erwartete sie scheinbar von ihm, sich zu setzen.
Er kam der stummen Aufforderung erst nach, nachdem er langsam gekaut und den Bissen herunter geschluckt hatte, und bevor er schließlich dann auch in die Hocke ging und den Kimono um seine Beine drapierte, damit er sich bequem setzen konnte, glitt sein Augenmerk auch noch einmal über die Lichtung, weswegen es so wirken mochte, als würde er befürchten, das man ihn bei etwas verbotenem beobachtete. Was natürlich Quark war.
Er setzte sich und rückte sich schließlich noch ein wenig zurecht, bevor er erneut in das frisch gebackene Brot mit Fleischbelag biss, ungeachtet dessen, dass Inori weitere Fragen stellte, die einer Antwort und somit auch eines leeren Mundes bedurften.
Er zuckte also zunächst nur mit den Schultern. "Wapfiffipft", nuschelte er mit vollem Mund und senkte den Blick auf das Brot. Er hatte sich aktiv noch keine Gedanken darüber gemacht, wann er morgen aufstehen wollte...oder ob er überhaupt wirklich schlafen würde. Denn auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, war er doch ein klein wenig nervös, wenn er an den morgigen Tag dachte. Und den Start der Reise.
Weswegen er sich bisher Mühe gegeben hatte, nicht lange oder ausgiebig darüber nachzudenken. Er nahm die Reise und ihre Aufgabe ernst, doch er zerbrach sich über solche Dinge wie beispielsweise die Tatsache, dass er während der nächsten Wochen bis Monate nicht in Kamiki sein würde oder das er seine Schwester pausenlos um sich haben würde, nicht den Kopf. Er hatte hart dafür trainiert, seinen Aufgaben auch in weiterer Entfernung nachzukommen...er vertraute auf sein Können und das Können seiner Schwester, die gut in dem war, was sie tat, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirken mochte...
Ihm graute es vor dem morgigen Tag nur deswegen, weil es bedeutete, das er sich von dem Dorf verabschieden musste. Das bedeutete, das alle rührselig wurden...und ihn vielleicht umarmen wollten... Mit solchen Sachen kam er nicht gut klar. Am Liebsten würde er still und heimlich aufbrechen.
Er blinzelte und seine Brauen zuckten. Das...war eigentlich gar keine so schlechte Idee...
"Gepfackt?" Er kaute noch einmal, schluckte und warf Inori einen Blick zu, "was soll ich denn packen?" Außer ein paar Waffen, ein wenig Wechselkleidung und Reiseproviant gab es doch nicht so wirklich etwas zu packen. Das war in fünf Minuten erledigt. Nun gut, vielleicht auch zehn.
Also nein, er hatte noch nicht gepackt, denn das würde ihn an den morgigen Tag erinnern, den Abschied, und und und...

Inori überlegte noch, was sie mit dem Apfelgriebsch machen würde, als ihr Bruder sich endlich mal dazu herabließ, sich zu ihr zu setzen. Dabei hatte sie ganz genau gewusst, dass er ihre Aufforderung sowieso nicht ignorieren würde. Sie kannt eihn einfach viel zu gut! Am liebsten wollte er sich bestimmt auch bei ihr über seine Sorgen und Ängste ausquatschen, aber dafür musste er in Stimmung sein. Deshalb wollte sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern näherte sich zaghaft an und signalisierte einfach schon mal ihr offenes Ohr!
Sie beobachtete Zabuza auch nicht weiter. Das gehörte zu ihrer Strategie dazu; dass er sich hingesetzt hatte, war der erste Schritt, hihi. Sie holte aus und schleuderte den Rest Apfel mit einem gekonnten Wurf über die Lichtung, sodass er bis zwischen die Bäume flog und dort irgendwo unter den Pflanzen liegen blieb. Da konnten die Insekten und Nager dann selbst ausfechten, wer das Dings bekam.
"Hmm...", machte sie und hörte nun auch wieder auf, zu summen. Sah so aus, als müsste sie wieder den Zeitplan erstellen und ihren Bruder aus den Federn holen, damit sie pünktlich loskamen! Na ja, sie waren wohl beide nicht super durchorganisiert. Und auf ein paar Stunden früher oder später kam es eigentlich auch nicht an, aber sie mussten ja schon iiiirgendwie zu einer Uhrzeit bei ihrem ersten Transportmittel ankommen, damit sie dort nicht den ganzen Tag auf ein ablegendes Schiff warten mussten, sondern das geplante noch bekamen. Uff, am Ende war sie wieder diejenige, die verpennte! Das war ihr schon mal passiert.
Allerdings nicht auf ihrer ersten außer-Shushnarischen Reise!
"Äh." Sie blinzelte zweimal heftig, weil Zazzi auch auf ihre zweite Frage keine Antwort hatte. Schlimmer noch: Er antwortete mit einer Gegenfrage. "Na... Wechselsachen, Erste-Hilfe-Zeug für falls ich nicht kann, deine Waffen, Proviant. Geld..." Wieder blinzelte sie, ihn diesmal an, und setzte ein liebes Lächeln auf. Wahrscheinlich stopfte er nur wieder alles wild zusammen und bekam deshalb nicht alles in seinen Rucksack. Und sie war dann die, die alles sortieren und ordnen musste, damit sie nicht mehr Gepäckstücke als nötig dabei hatten. Nee nee!

Zabuza beobachtete, wie der Rest des Apfels, an dem Inori während der letzten Minuten herum geknuspert hatte, mit ausladender Flugbahn über die Blumenwiese flog und lautlos im Gras verschwand.
"Geld...", wiederholte er langsam, so als hätte er sich bisher noch gar keine Gedanken darüber gemacht, so etwas wie Geld mit auf die Reise zu nehmen. Er hob den Rest seines Frühstücks zum Mund und ließ dieses in eben diesen verschwinden. Langsam kauend glitt sein Blick von der Stelle, an der der Apfel verschwunden war, zurück zu Inori. Falls sie sich noch einen Kommentar von ihm erhofft hatte, blieb dieser während der nächsten Minute aus: Er beobachtete sie lediglich, während er mit kauen beschäftigt war. Immerhin hatte er den Mund dabei geschlossen.
Als schließlich auch der letzten Happen endgültig in seinem Rachen verschwunden war hob Zabuza die Hand und griff in den weiten Ausschnitt seines Kimonos, aus dessen versteckte Innentasche er seine kleine Bambus-Kiseru hervor zog. Diese nahm er in die linke Hand und tauchte seine Rechte ein zweites Mal in die Innentasche, um ebenfalls den kleinen Beutel mit Tabak und die Schwefelhölzer heraus zu holen. Er ließ sich Zeit damit, die dünne Pfeife auf seinem Oberschenkel abzulegen, den kleinen Tabakbeutel zu öffnen und die Pfeife zu stopfen.
"Hm...mir fällt gerade ein, dass ich noch ein Messer beim Schmied abholen muss", sagte er schließlich leise und als hätten sie sich gerade darüber unterhalten. Tatsächlich erinnerte sich Zabuza erst jetzt daran. Immerhin.

"Geeeheheeeeld", flötete Inori, als Zabuza dieses Wort so tonlos wiederholte und es danach kurz still blieb. "Oh ja, Geld. Ohne Geld läuft es auch für uns nicht überall." Sie seufzte. Schön wäre es gewesen, aber nicht überall konnte man umsonst oder ermäßigt oder gegen eine Segnung oder sonstwas in einer Herberge unterkommen. Und sein Essen und Trinken musste man auch meistens selbst bezahlen, besonders da, wo die Leute mit den Jinjyako nicht so viel anzufangen wussten oder wenn es voll und anstrengend war. "Ich fütter dich nicht durch", fügte sie hinzu, lächelte aber ganz lieb dabei und blinzelte ihrem Adoptivbruder zu.
Sie streckte die Arme über den Kopf und die Beine nach vorn, um sich einmal etwas zu räkeln und zu gähnen, dann sortierte sie die Beine wieder in den Schneidersitz und schaute hinauf zu einem kleinen Vogel, der sich auf einem Ast am Rand der Lichtung niedergelassen hatte und sein Frühlingslied trällerte. Hm, er war offenbar noch auf der Suche nach einem Weibchen, mit dem er eine Familie gründen konnte. Viel Glück, Kleiner! Du singst jedenfalls schon mal toll. Hoffentlich war das Nest, das er anzubieten hatte, genauso toll. Leider war es bei Tieren noch mehr so als bei Zweibeinern, dass sie nur die besten, schönsten und gerissensten Partner aussuchten. Na, eigentlich war es auch bei den Zweibeinern so...
"Eh." Sie riss sich aus ihren Gedanken und schaute wieder zu Zabuza. "Hast du nicht genug Messer? Oder ist das dein Glücksbringer?" Sie zückte eines von ihren kleinen Messern, das sich hinten im Gürtel an ihrer Hüfte versteckt hatte. "Meiner ist dieses hier seit einer Weile. Es liegt einfach am besten in der Hand und damit gelingt mir alles." Sie hielt es ihm unter die Nase, grinste und steckte es dann wieder weg. "Aber das geht ja schnell. Ist ja noch früh am Tag." Mit einem unterdrückten Gähnen schaute sie in den Himmel.

Er atmete langsam aus und nickte. Ja, das wusste er. Geld schien in der zivilisierten Welt lebensnotwendig zu sein. Er selbst hielt davon nicht sonderlich viel, doch es war ein notwendiges Übel, das alles mehr oder minder am Laufen hielt. Das und die Tauschgeschäfte, von denen ein guter Teil ihres Dorfes lebte. Zabuza besaß ebenfalls einige Münzen, die er sich zusammen verdient hatte, er war da kein Hinterwäldler, zumindest in seinen Augen. Doch er brauchte den Reichtum auch nicht und hatte alles, was er benötigte.
Nun, zumindest hier im Kamiki und in den Ortschaften, in denen ihre Berufung und das, was sie taten, bekannt war. Darüber hinaus war es dann doch etwas schwer, so einfach über die Runden zu kommen. Daran erinnerte Inori ihn ja ebenfalls gerade auch noch einmal.
"Ich erwarte nicht, das du mich durchfütterst. Ich komme auch ganz gut alleine klar." Als müsste er sie daran erinnern. Er beendete sein Werk an der Kiseru und hielt noch einmal inne, als seine Schwester ihm, stolz wie sie war, ihren scharfen Glücksbringer unter die Nase hielt. Dann machte er sich daran, das Schwefelholz an der kleinen Verpackung zu entzünden und damit wiederum den Tabak in der Kiseru anzuzünden. Ein dünnes Rauchfähnchen schlängelte sich in die Luft und der schwere Geruch des schwelenden Tabaks verbreitete sich in der Luft, der sich noch einmal verstärkte als Zabuza das schmale Ende des hohlen Bambusstabs zwischen die Lippen legte und an diesem sog.
"Ein Glücksbringer ist es nicht...aber ich möchte es nicht in den nächsten Wochen dort liegen lassen", beantwortete er Inoris Frage und warf ihr einen Blick zu, während er den Rauch zur Seite bließ. Er wusste vom Hörensagen vergangener Expeditionen, das nicht gut einzuschätzen war, wie lange ein Einsatz auf einer anderen Insel dauern mochte und er wollte so lange keine Schulden beim Dorfschmied haben. Außerdem kam er im schlimmsten Fall ja gar nicht mehr zurück. Wenn sich seine Eltern dann noch mit seinem nicht abgeholten Messer und dessen Bezahlung auseinander setzen mussten... Nein, das war keine angenehme Vorstellung.
Doch um solche Dinge machte sich seine Schwester sicher keine Gedanken. Er würde sich auf jeden Fall noch um das Messer kümmern. Genügend Zeit blieb dafür ja noch.

Inori hatte ihr Bestes gegeben, Zabuzas Gemenge einfach zu ignorieren, aber das leise Ratschen des Streichholzes an der Verpackung ließ sich leider weniger gut überhören. Und der Geruch nach angestecktem Tabak erst recht nicht überriechen! Sie verstand einfach nicht, was toll daran war, den Rauch von kohlenden Pflanzenfasern einzuatmen. Sie hatte es ja schon mal versucht - ihr war einfach nur schlecht geworden! Da fand sie es eher schade, dass sie Alkohol nicht gut vertrug, denn der machte wenigstens noch lustig und schwindelig. Rauchen war einfach nur ... eklig. Na ja, wenigstens hing Zazzi nicht ständig an seiner Pfeife und seine Klamotten hatten den Geruch zum Glück auch noch nicht angenommen.
"Alleine, soso!", zwitscherte sie, verschränkte die Finger und dehnte diese und ihre Hände, während sie sich jeden spitzen Kommentar über das Gerauche verkniff. Allerdings wedelte sie mit der einen Hand dann etwas zwischen ihnen herum, auch wenn ihr Bruder die Güte besaß, in eine andere Richtung auszuatmen.
"Oh, verstehe." Sie steckte ihr kleines Messer wieder weg und zuckte die Schultern. "Mutter oder Vater hätten es für dich bestimmt schon irgendwann abgeholt... Aber du hast recht! Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf nächstes Jahr am Morgen!" Der Spruch ging zwar anders, aber man konnte nie wissen, wie lange man auf so einer Mission auf einer anderen Insel unterwegs war! Die Reise dahin würde schon mal länger dauern als nur hier auf Shushnar irgendwo anzukommen, dann musste man auf der anderen Insel den Ort auch noch irgendwie finden - und dann wusste man nicht, was auf dem Weg dahin oder dort oder auf dem Weg zurück so alles noch geschah oder geschehen könnte! Und hetzen wollte man sich ja auch nicht, wenn es nicht sein musste. Jaja, deshalb hatten schon einige Aufträge länger gedauert als eigentlich geplant, aber das wusste Zabse genauso gut wie sie selbst. Und als große Schwester wollte sie ja nicht immer den Zeigefinger heben und ihn belehren, daher tat sie das nun mit Gedankenübertragung und warf ihm einfach nur einen vielsagenden Blick zu.
"Hast du denn einen anderen Glücksbringer dabei?", fragte sie am Ende neugierig und wollte sich schon zu ihm lehnen, ließ es dann aber wegen dem Rauch doch lieber sein. Vielleicht ... würde Mutter ihm wie ihr bei ihrer ersten Mission auf einer anderen Insel ja auch noch so einen kleinen Reiseglücksbringer schenken. Ach was, ganz bestimmt würde sie! Wenn sie noch nicht hatte, deshalb fragte sie ja! Aber ihr hatte Mitsuki das kleine Stoffsäckchen erst gaaanz kurz vor dem Aufbruch gegeben.

Inoris wedelnde Hand, die ihm wohl unterschwellig zu signalisieren versuchte, was sie von der rauchenden Kiseru hielt, ignorierend, musterte Zabuza seine Schwester nachdenklich. Nun, vielleicht war es auch ein gleichgültiger Gesichtsausdruck, das ließ sich bei ihm nicht immer einwandfrei sagen, da er sparsam mit Gesichtsausdrücken war. Unkommentiert blieb von seiner Seite aus in jedem Falle die Wiederholung dieses einen Wortes. Wahrscheinlich traute seine große Schwester ihm nicht wirklich zu, auch alleine klar zu kommen. Manchmal hatte er das Gefühl sie hätte nicht mitbekommen, das er kein kleiner Junge mehr war, dem man die Welt erklären musste.
Dafür bekam Inori ein leichtes Nicken zu sehen. Sie hatte die Sache mit seinem Messer und ihren Eltern gut erfasst. "Die Beiden müssen sich nicht mit meinen Aufgaben beschäftigen, wenn ich nicht da bin", fügte er schließlich noch hinzu und sog langsam an der Kiseru, wobei sein Blick sich von der Weißhaarigen neben ihm abwandte und ihn über die Blumenwiese schweifen ließ, "sie haben genug zu tun..."
Es war Frühling. Die Felder mussten vorbereitet werden, Rohstoffe wurden nun wieder in größeren Mengen verkauft, um Startkapital für die neue Saat zu haben, die dann ausgesät werden musste... Es würde seltsam für ihn sein, dieses Jahr so gar nicht mitzuhelfen. Sonst hatte er seinem Vater immer unter die Arme gegriffen...
Der Ausdruck um seine Augen mit den markanten Oni-Zeichnungen rückte ins Grimmige während er über die ganze Arbeit nachdachte. Ihre Eltern waren nicht alt und gebrechlich und ganz sicher auch nicht mit allem alleine, doch für Zabuza fühlte es sich immer so an, als könnte er ihnen nicht genug helfen...
"Nein", beantwortete er auch die letzte Frage und blies den Rauch langsam zur Seite aus. Er hatte sich keine Gedanken über einen Glücksbringer gemacht. Brauchte er so etwas?

Eigentlich machte Inori sich gar keine Sorgen darum, dass Zazzi es ohne sie nicht schaffen könnte. Sie witzelte nur darüber, dass er meinte, er käme alleine klar, obwohl sie ja schon zu zweit unterwegs waren und man sich die ein oder anderen Unkosten teilen konnte. Zum Beispiel die für eine Unterkunft. Na, da sie seine Gedanken nicht lesen konnte, wurde nichts klargestellt und sie schate nur weiter in die Gegend.
„Hmm, als wäre das eine große Sache für sie…“, murmelte sie dann, als Zabuza bestätigte, dass ihre Eltern sich nicht um sein Zeug kümmern müssen. War aber auch eigentlich egal, er holte das Messer ja heute noch selbst und es war noch maaassig Zeit. Sie blies die Backen auf und pustete den nächsten Schwall Rauch nach vorne weg, der sich ein wenig vor Zabuzas Nase herumkräuselte. Sie machte sich keine großen Gedanken um die Arbeit, die anfiel, solange sie weg waren. Ihre Mutter würde zwischendurch vielleicht selbst wieder auf eine Mission gehen, und ob sie nun hier auf Shushnar eine erledigten oder woanders, so oder so konnten sie nicht auf den Feldern behilflich sein, Zazzi, Mitsuki und sie. War natürlich doof, aber dafür machten sie andere wichtige Dinge.
Inori würde nur mal wieder die Arbeit mit den Nutztieren vermissen. Sie kümmerte sich sehr gerne um sie, lieber als um die Felder. Mit den Tieren konnte sie sich wenigstens noch austauschen und sie fragen, wie es ihnen ging. Bei gerade sprießenden Pflänzchen war das schon schwieriger! Aber Haru und Deidara waren ja dabei und dann noch die beiden Reittiere. Von daher alles gut.
„Oh, schade!“, sagte sie, klang aber nicht allzu betrübt. Fast ein bisschen zu fröhlich für ihre eigene Aussage. „Ein Glücksbringer ist eigentlich immer gut!“

Zabuza gab ein unbestimmtes Brummen von sich. Ja, er wusste, dass es keine große Sache war, dieses Messer beim Schmied abzuholen und das erst Recht nicht für seine Zieheltern. Doch ihm ging es da ums Prinzip; es war seine Sache, er würde sich darum kümmern...womit das Thema nun auch für ihn erledigt war, denn er würde sich ja heute darm kümmern. Am Besten gleich, wenn er sich auf den Weg zurück in Richtung Dorf machte.
Der Oni zuckte die Schultern als Inori ein schade verlauten ließ ob des nicht vorhandenen Glücksbringers. Auch darüber machte er sich keinerlei Gedanken. Er war in bester Gesellschaft und hatte nicht das Gefühl, als würde er einen Glücksbringer benötigen. Wäre er nett gewesen, hätte er seiner Schwester gesagt, das sie Glücksbringer genug war, so viel positive Energie wie sie besaß, doch diesen Kommentar verkniff er sich.
Während der nächsten Minuten paffte er weiter an seiner Kiseru und beobachtete die Blumenlichtung, bedacht darauf, den Qualm nicht absichtlich in Inoris Richtung zu blasen. Die Wiese lag friedlich vor ihm, es war ein schöner Tag. Die Sonne besaß heute bereits einiges an Kraft und gab schon einmal einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Frühling. Eigentlich war er gerade ganz zufrieden mit sich und der Welt.

Es blieb nun leider still von Zabuzas Seite aus, aber an sich war das auch nicht allzu schlimm oder gar unbekannt. Wenn sie ein Gespräch führten, dann führte eigentlich Inori es und Zazzi gab nur zierendes Beiwerk von sich. So ungefähr jedenfalls.
"Hmm...", machte sie nach einer kurzen Weile und rückte sich etwas zurecht, wobei sie das Gesicht verzog, weil das auf dem Stein mit den Knöcheln und dem Hintern nicht soo angenehm war, aber sie bekam das schon hin. "Und was machen wir den Rest vom Tag noch so?" Am liebsten würde sie eigentlich sofort aufbrechen, denn das Schlimmste fand sie, auf etwas zu warten. Und vor einer Mission hatte man immer frei, das hasste sie eigentlich wie die Pest! Das machte das Warten echt nur noch schlimmer.
"Wir könnten spazieren gehen und ich könnte dir erzählen, was so alles auf uns wartet! Also... Soweit ich es weiß natürlich!" Ihre Motivation kehrte zurück und sie wandte sich etwas mehr zu ihrem Bruder. "Hach ja, weißt du noch damals, unsere erste Mission zusammen? Das fühlt sich schon eeeewig her an...", sinnierte sie seufzend. Seitdem hatten sie eine Menge gelernt und viele Aufgaben erledigt. Ein gutes Team waren sie auf jeden Fall und deshalb war sie auch sehr zuversichtlich, dass sie das Ding schon schaukeln würden. Äh, das Kind! Und außerdem war sie ja da, um auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Na ja, nicht aufzupassen, aber um die Situationen zu handhaben, in denen er einfach nicht gut war. Wie zum Beispiel, mit anderen sprechen. Und dabei nett sein und auch nett wirken. Oder ... generell reden, das war irgendwie nicht so seine Stärke. Gut, dass sie das perfekt für zwei oder drei beherrschte.
"Worauf freust du dich denn am meisten? Auf das ganze Wasser auf Jualen? Oder drauf, mal einen neuen Ort zu erkunden?", fragte sie neugierig. Nicht, dass sie ihn das nicht schon gefragt hätte, aber bisher hatte sie noch keine wirkliche Antwort bekommen!

Auch wenn der Gedanke an den morgigen Tag an seinem Bewusstsein knabberte wie ein lästiges kleines Insekt.
Ein weiteres, wenn auch diesmal eher nachdenkliches Brummen kam von Zabuza, der gerade versuchte, einige Ringe in die Luft zu pusten. Eine gute Frage, die seine Schwester stellte. Der Tag war noch lang, viel zu lang und viel zu sinnlos verschwendet. Er hatte noch nie verstanden, wieso man am Tage vor der Abreise vor jeglichen pflichten frei gesprochen wurde. Er brauchte es zumindest nicht und hätte die Arbeit auf den Feldern gerade eher willkommen geheißen.
Er warf einen kurzen Seitenblick zu Inori und hob minimal die Brauen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, wie der Spaziergang ablaufen würde...und er konnte nicht behaupten, das es ihn sonderlich reizte.
Aber es schien auch schon zu spät zu sein, denn Inori wechselte bereits scheinbar schon in den Tratsch-Modus, von dem Zabuza das Gefühl hatte, sie könne ihn nie komplett abstellen.
Doch er hatte sich offenbar geirrt, denn anstatt ihm zu erzählen, wie ihre erste Mission gewesen war, ließ sie es so im Raum stehen und stellte ihm stattdessen unangenehme Fragen. Nun ja, sie waren nicht direkt unangenehm...nur irgendwie schwer für ihn zu beantworten. Er hatte sich bisher nicht damit beschäftigt, worauf er sich freute oder was ihm an ihrer Reise am Meisten interessierte. Außer...
"Ich freue mich darauf, meine Kanabō endlich wieder zu benutzen und mein Können unter Beweis zu stellen", gab er von sich, wobei sich sein Blick verfinsterte. Bei ihm ein Zeichen von Vorfreude.
Kämpfe, Action...das war so etwas, das in den letzten Wochen viel zu selten an der Tagesordnung gestanden hatte. Einem bösen Geist einmal wieder ordentlich den Hintern zu versohlen, das war etwas, worauf er sich in der Tat freute.

Manchmal war es ein wenig schade, dass ihr Lieblingsbruder nicht in Sabbelwasser gefallen war und auch noch nie etwas davon getrunken hatte. Andererseits konnte Inori sie problemlos beide unterhalten. Zabuza musste man immer alles aus der Nase ziehen, und raus kamen auch immer nur die kleinen Antwortpopel. Nie irgendwelche langen Schleimpfropfe von Reaktionen. Uärgh, der Vergleich war widerlich. Wieso sagte man das überhaupt mit dem aus der Nase Ziehen?!
Egal! Inori war Meisterin, auch mit den kleinsten Wortfetzen ihres Otouto etwas anzufangen und daran auch seine Stimmung abzulesen. Schade war es trotzdem, dass er ihre mehr oder weniger rhetorische Frage auf ihre erste Mission als solche erkannte und nicht darauf reagierte... Wenigstens antwortete er aber, worauf er sich am meisten freute!
Inori verdrehte die Augen. "War ja klar, dass du wieder nur ans Draufschlagen denkst", kommentierte sie, musste dann aber leise kichern. Das war so typisch er! "Aber - was macht dich so sicher, dass du wen oder was verprügeln musst? Vielleicht gibt es eine andere Ursache dafür, dass wir uns um den Schrein mal kümmern sollen", überlegte sie im Anschluss und legte die Stirn in Falten, während sie erst in den Himmel hinaufsah und mit dem Blick einem Vogel folgte, der über die Lichtung schoss. Dann wanderte ihr Augenmerk neugierig weiter zu Zabuza. Hatten die ihm mehr Infos zu ihrem Auftrag gegeben als ihr?! Das wäre ja kurios! Und gemein noch dazu! Sie war die Ältere und sie war erfahrener. Eigentlich sollte man ihr die Leitung übertragen - also, wenn überhaupt einer von ihnen beiden irgendwas leiten sollte. Wenn man zu zweit war, war es praktischer, auf einer Augenhöhe zu arbeiten. Inori hasste es, wenn sie anderen sagen sollte, was sie zu tun oder zu lassen hatten.

(Hm-mh, leggaaa...)

Zabuza zuckte nur leicht mit den Schultern. Was das betraf war er wohl ein offenes Buch; er mochte es eben, zu kämpfen und da Inori ihn mitunter am Besten kannte, wunderte ihn nicht, das er sie mit seiner Draufhauerei langweilte. aber gut, sie hatte ja eine Antwort gewollt und diese war es nun einmal.
"Mich macht nichts sicher, dass ich kämpfen muss...aber ich hoffe einfach, dass ich Gelegenheit dazu haben werde", erwiderte er gelassen, nahm einen letzten, tiefen Zug von der Kiseru und beschloss, dass es der vorerst letzte Zug war; die Tabakblätter schmeckten bereits leicht verbrannt oder er war des Geschmacks bereits überdrüssig geworden.
Leider musste er Inori damit enttäuschen, dass er mehr über ihren Auftrag wusste. In der Richtung wusste er ebenso viel wie sie: Sie mussten nach Jualen zu diesem Schrein, dessen Namen er bereits wieder vergessen hatte, da es ein für ihn recht komplizierter Name gewesen war. Morgen würden sie sicher noch eine Pergamentrolle mit weiteren Anweisungen bekommen...oder weitere Erklärungen.
Zabuza atmete gedehnt aus und klopfte die Kiseru vorsichtig an dem Stein aus. Der verbrannte Tabak schwelte noch leicht, sollte jedoch keine Gefahr für die Pflanzen mehr sein, weswegen er diesen einfach dort liegen ließ und sich daran machte, aufzustehen.
"Komm, lass uns noch ein wenig durch den Wald spazieren gehen", sagte er zu Inori und blickte auf sie hinab, während er die Pfeife in seinem weiten Gewand verschwinden ließ.

(sorry, ich wusste nicht, dass ihr Gedankengulasch so eskalieren würde xD)

"Püüüh", machte sie, "davor hast du noch gesagt, du freust dich, dass du deinen Dreschflegel benutzen kannst. Jetzt sagst du, du weißt nicht, ob du ihn brauchen wirst. Entscheid dich." Während sie das sagte, musste sie aber immer noch schmunzeln und selbst ihrem ersten Laut hatte man angehört, dass er nicht ernst war. Sie konnte sich über sowas einfach nicht aufregen. Es war zwar typisch, aber eben okay-typisch und deshalb schon wieder irgendwie lustig und außerdem natürlich auch niedlich! Also, das letztere behielt sie gerade lieber für sich, denn Zazzi mochte es nicht, wenn man ihn niedlich nannte. Oder, na ja, es war eher so, dass er es bestimmt schon lieb fand, wenn seine Schwester ihn so bezeichnete, aber er wollte es nicht zugeben, weil "niedlich" nicht besonders männlich war. Und ihr Bruder war zwar nicht der Mann schlechthin, aber er betrachtete sich doch durchaus als einer und Inori sah auch ein, dass er einer war und sein wollte. Also sagte sie das "niedlich" immer nur mit den Augen und in Gedanken. Und Zabuza konnte es dann genauso still zur Kenntnis nehmen und sich darüber freuen. Jaja.
Nein, sie machte sich nicht die Welt, wie sie ihr gefällt!
Und immerhin bedeutete Zabses Aussage nun, dass er nicht mehr über die Mission wusste als sie. Das war doch beruhigend! Als er aufstand, schaute sie erst nur zu ihm hoch, entknotete sich dann jedoch und sprang mit Schwung und mehr Eleganz, als man ihrem Wesen zutrauen wollte, auf die elfischen Beine. Sie schnalzte aber dann doch noch missbilligend mit der Zunge. "Bring demnächst was für deinen stinkigen Pfeifenabfall mit. Was, wenn ein Tierchen kommt und das Zeug für essbar hält?" Sie kniff die Lippen etwas zusammen und schaute auf das noch rauchende Minihäufchen Tabak auf dem Stein. Da konnte es keinen Pflanzen schaden, aber was, wenn ein Spätzchen darin herumwühlte? Man sagte zwar immer, Tiere wüssten, was sie fressen konnten und was nicht, aber wenn das wirklich immer zuträfe, dann würden Pferde und andere Tiere sich nicht am Jakobskreuzkraut vergiften.
"Aber gute Idee! Wo wollen wir hin? Einfach los?" Sie verschränkte die Finger hinter dem Rücken und streckte die Arme nach hinten oben, um ihr Gestrecke von eben noch ein bisschen fortzuführen.

(...Es war sehr anschaulich dargestellt xD)

Zabuza betrachtete seine große Schwester schweigend und mit leicht gehobener Braue und leicht gerunzelter Stirn. Er war dankbar, dass er nicht noch zusätzlich ihre Gedanken lesen konnte, sondern einfach so tun konnte, als wüsste er nicht, was sie sich dachte. Nun ja, er hatte auch keine Ahnung, was sie sich gerade noch zusätzlich dachte...er hatte nur Ahnungen aufgrund vergangener Erfahrungen mit ihr...
Er gab ihr keine verbale Erwiderung mehr, sondern deutete lediglich ein Schulterzucken an. Er wusste nicht, was Inori hören wollte und vielleicht wusste sie es ja selbst nicht oder zog ihn gerade einfach nur auf. Er wollte jedenfalls gerade tatsächlich nicht mehr weiter über den morgigen Tag nachdenken, sondern sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Auch wenn das nicht sonderlich anspruchsvoll war...
Er war noch nie weiter gekommen als bis zur Wüste und Teile des Waldes...es fühlte sich seltsam an, zu wissen, dass er ab morgen auf eine längere Reise ging. Zwar war seine Ausbildung darauf hinaus gelaufen und er hatte immer gewusst, dass er eines Tages aufbrechen würde, aber...
Und er begann schon wieder, über morgen nachzudenken.
Zum Glück war ja Inori da, die sein Aufmerksamkeit erneut forderte, indem sie ihn darauf hinwies, das arme kleine Tierchen elendig an seinem verbrannten Pfeifentabak krepieren konnten. "Das ist doch nur Asche", meinte er seufzend und trat mit seiner Zimtlatsche auf das Häufchen, um die Sandale anschließend geräuschvoll über den Stein zu ziehen, wobei er einen schwarzen Rußstreifen hinter sich her zog. Jetzt konnte ja wirklich gar nichts mehr passieren.
"Wenn ein Tier so doof ist, Asche essen zu wollen, hat es das auch nicht anders verdient", gab er schließlich noch in einem leichten Anflug von Trotz von sich. Er murmelte das jedoch nur leise in seinen imaginären Bart und sah Inori dabei auch schon gar nicht mehr an, denn die hatte gerade zugestimmt, noch ein wenig durch den Wald zu spazieren.
"Keine Ahnung, lass uns einfach irgendwo lang gehen." Womit Zabuza sich schließlich auch in Bewegung setzte und mit gemächlichen Schritten begann, quer über die Blumenlichtung zu gehen. Eine großzügige Runde ums Dorf spazieren würde die Zeit immerhin ein wenig totschlagen.

Sie nahm Zabuzas Schulterzucken nur still zur Kenntnis. Oder vielmehr begann sie kurz darauf schon wieder leise irgendeine Melodie aus ihrem Kopf nachzusummen. Sie klopfte sich den Hintern etwas ab und verstummte wegen ihres Gemeckers über die Tabakreste mit dem Summen dann doch wieder.
"Du bist auch nur Asche", näselte sie wimpernklimpernd und sah ihrem Bruder zufrieden dabei zu, wie er mi seiner Sandale das Zeug auf dem Stein zerrieb. Sie war zwar anderer Meinung als er, nämlich dass da immer noch Krautreste drin waren, aber so fand es wohl wirklich auch das döfste Tierchen nicht mehr attraktiv genug, um davon zu kosten. Solange es nicht regnete, konnte man sich nur nicht mehr auf die eine Hälfte vom Stein setzen, wenn man keinen schwarzen Po kriegen wollte, aber das war ja nicht so wichtig. Dass der schöne Stein jetzt einen Riss hatte, war schlimmer! Doch auch darüber sah Inori nun hinweg. Es ärgerte sie nicht genug, immerhin konnte man noch drauf sitzen und der kleine Fels würde auch nicht auseinanderbrechen.
Solange Zabuza ihn jetzt auch in Frieden ließ! Doofi. Brach das Steinherz und schmierte dann noch Tabak drauf, ey.
Hach ja, sie hatte ihn ja trotzdem lieb! Deshalb war sie auch schon wieder ganz guter Dinge, vor allem weil er ja etwas für ihren inneren Frieden mit der Asche getan hatte. Sie verschränkte locker die Arme auf dem Rücken und wandte sich wie vorgeschlagen in irgendeine Richtung. Summend tappte sie ihrem Bruder hinterher und holte dann mit zwei federleichten Hüpfern zu ihm auf, ehe sie beide gemeinsam die Blumenlichtung überquerten. Ihr Lieblingsbruder hatte sich für einen Spaziergang entschieden, der erst mal noch weiter vom Dorf wegführen würde, aber das hatte sie sich schon gedacht und es war in Ordnung. Sie war nicht fußfaul - dann hätte sie den falschen Beruf! - und der Tag war noch lang genug, dass Zabuza auch danach noch den Schmied besuchen konnte, ohne ihn bei der Nachtruhe zu stören.
"Und, was sagt Deidara? Ist der schon genauso aufgeregt wie du?", fragte sie, als sie den Schatten der Bäume erreichten, und warf einen neugierigen Blick in sein Gesicht hinauf.

Wäre sein Gesicht athletischer, hätte er Inori entweder die Zunge rausgestreckt, die Braunen bis zum Haaransatz angehoben oder ihr einen grimmigen (noch grimmiger als sonst!) Blick zugeworfen. So blieb es jedoch nur bei einem kurzen Seitenblick. Wie immer also eigentlich. Als sie noch kleiner gewesen waren, waren solche Diskussionen oft auch anders verlaufen doch dafür fühlte Zabuza sich mittlerweile zu alt.
Nichtsdestotrotz schaffte es Inori immer wieder, Zabuza zum Staunen zu bringen. Sie beschäftigte sich so oft mit Dingen, über die er selbst keinen einzigen Gedanken verschwendete und auch wenn er es oft als kindisch einstufte, war es doch so etwas wie eine Gabe, das Auge fürs Detail zu haben und sich auch mit Kleinigkeiten zu beschäftigen.
Das würde er ihr natürlich nicht sagen, sonst sah sie sich noch angespornt und würde ihm noch mehr mit solchen unsinnigen Diskussionen wie dem bisschen Asche auf dem Stein auf die Nerven gehen.
Zabuza ließ den Blick über die Blumenwiese gehen und atmete tief ein. Schon jetzt blühten so viele Blumen, dabei hatte der Frühling noch nicht einmal richtig begonnen. Seit die ersten Regentrage vorüber waren und die Sonne an Kraft gewann, konnte man den Pflanzen regelrecht beim Wachsen zusehen. Hoffentlich würden sie einigermaßen gutes Wetter während ihrer Reise haben...
Zabuza warf seiner Schwester einen weiteren Blick zu, als diese die Stimme hob, und er sagte so viel wie: "aufgeregt? Ich? Wann habe ich das gesagt?"
"Ich weiß nicht. Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht mehr gesehen", antwortete er ehrlich. Nun, das war für Deidara nicht unüblich, vor allem wenn sich Zabuza in Kamiki aufhielt und er seine Hilfe nicht benötigte oder Gefahr drohte. Wahrscheinlich streifte er in der Gegend umher und sah sich schon einmal um.

Zabuza hatte recht: Inori hätte sich nur so in seinen positiven Gedanken über sie geaalt, hätte sie davon gewusst! Und ihn vermutlich spontan vor Zuneigung erdrückt, von daher hatte er schon Glück, dass sie keine Gedanken lesen konnte! So hüpfte sie nur guter Dinge über ihren kleinen „Sieg“ neben ihm her, summte weiter vor sich hin und beugte sich hin und wieder herunter, um eine Blüte vorsichtig mit der Fingerspitze zu berühren. Der Blütenduft war zwar noch nicht so intensiv wie im späten Frühling, aber trotzdem roch es schon süß und blumig und sie konnte die ganzen Insekten gut verstehen, warum sie so wild herumsummten und eifrig von Blüte zu Blüte flogen.
„Hm? Na, so ein Streuner!“, sagte sie bei Zabuzas Antwort und konnte seinen vielsagenden Blick dabei ganz einfach an sich abperlen lassen wie Lotosblätter einen Wassertropfen. „Hauptsache, er stellt nichts an und ist pünktlich zur Stelle, wenn es losgeht.“
Deidara und Zabuza passten wirklich gut zusammen. Sie machten sich beide gern rar, wenn alle Welt nach ihnen sehen wollte, und mit dem Zeigen ihrer Gefühlswelt war es ja eh so eine Sache. Wenigstens hatte Inori Zazzi schon mal gefunden. Fehlte nur noch Dara. Haru war da mehr so wie sie. Klein, quirlig, treu und natürlich niedlich! Er war immer oder zumindest meistens irgendwo in der Nähe und sofort zur Stelle, wenn sie ihn brauchte. Häufig verbrachte er den Tag einfach auf ihrer Schulter oder auf ihrem Kopf, wo er sich vor ihrem hochgerollten Dutt in ihre Haare kuschelte.

(Naww t.t)

Zabuza deutete ein Schulterzucken an. Inori kannte seinen Kami nicht weniger gut wie ihn selbst; Deidara konnte genauso wenig die Füße still halten wie er. Er fragte sich, ob ihre Geistergefährten sich eine Person aussuchten, die ein ähnliches Gemüt wie sie aufwiesen. Wenn er an Inori und Haru dachte, war das auch wie Arsch auf Topf, oder Arsch auf Deckel oder Deckel auf Topf. Oder wie Siegfried und Roy oder Pech und Schwefel. Auf jeden Fall passten die beiden zueinander wie die Faust aufs Auge. Fehlte nur noch, das Inori eines Tages wild mit den Armen zu wedeln begann und vom Boden abhob wie der kleine Geisterspatz.
"Ich bin mir sicher dass er uns morgen wieder mit seiner Gesellschaft beehren wird", sagte Zabuza leise und warf seiner Schwester einen Seitenblick zu. Deidara würde sie nicht alleine gehen lassen und Dank ihrer besonderen Verbindung zueinander würde er sie auch ohne Probleme finden. So war es zumindest in der Vergangenheit immer gewesen und er war sich sicher, dass ihn das Meer ebenfalls nicht davon abhalten ließ, ihnen zu folgen.
Dock zuerst mussten sie sich morgen ja erst einmal auf den Weg Richtung Lago Jun machen, um auf das Schiff zu kommen, das sie dann nach Jualen brachte.
Sie verließen die Blumenwiese und traten auf einen schmalen Pfad, der sie durch den Wald führen würde und den man nur sah, wenn man wusste, wo er sich befand. Die Blumenwiese wurde tatsächlich ab und an von den Dorfbewohnern besucht. Und weil Zabuza gehofft hatte, noch einmal mit einer gewissen jungen Frau ins Gespräch zu kommen, hatte es ihn heute ja ebenfalls hierher verschlagen.
"Was gibt es heute zu Essen?", fragte er, womit er sich nun wieder die für ihn wichtigeren Themen zuwandte. Er sprach vielleicht nicht sonderlich viel, doch übers Essen konnte er immer sprechen. Vor allen Dingen wenn eine ordentliche Portion Fleisch dabei war.